[0001] Die Erfindung betrifft die Trockenlauf-Hochdruckstufe eines mehrstufigen Kolbenverdichters
gemäß Oberbegriff des Hauptanspruches.
[0002] Hochdruckstufen von mehrstufigen Kolbenverdichtern sind bspw. nach der GB-A-1 487
311 bekannt. Bei diesem bekannten Hochdruckkolbenverdichter ist es nicht mehr notwendig,
zwischen dem Kolben und der Zylinderlauffläche der Hochdruckstufe zwecks Abdichtung
und Schmierung einen Ölfilm aufrechtzuerhalten, d.h., permanent mit Öl zu schmieren,
da hierbei für die Lauffläche Graphit verwendet wird und für die eigentlichen Dichtelemente
selbstschmierender und für diesen Fall geeigneten Kunststoff. An der bisher bekannten
und üblichen Ausbildung des Kolbens in der Hochdrucksttufe hat sich dabei allerdings
nichts geändert, d.h., um eine ausreichende Dichtigkeit zwischen kolben und Zylinderlauffläche
zu erreichen, müssen eine Vielzahl von Kolbenringen in entsprechende Ringnuten am
Kolben vorgesehen werden. Abgesehen vom diesbezüglichen Fertigungsaufwand müssen
natürlich die in Ringnuten des Kolbens sitzenden Kolbenringe in bezug auf diese ein
gewisses Spiel haben, wobei noch dafür gesorgt werden muß, dar die Kolbenringe auch
ständig an der Zylinderlauffläche anliegen. Dies ist also unvermeidbar mit Leckverlusten,
Leckagen, Verschleiß und zusätzlich aus dem Verschleiß resultierenden Leckverlusten
verbunden.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, für die trockenlaufende Hochdruckstufe
eines mehrstufigen Kolbenverdichters bei einfachster Bauweise eine Kolbendichtung
zu schaffen, die bei geringem Verschleiß eine möglichst geringe Leckrate und eine
lange Lebensdauer aufweist.
[0004] Diese Aufgabe ist mit einer Hochdruckstufe eines Kolbenverdichters der gattungsgemäßen
Art nach der Erfindung durch die im Kennzeichen des Hauptanspruches angeführten Merkmale
gelöst. Vorteilhafte und praktische Ausführungsformen ergeben sich nach den Unteransprüchen.
[0005] Diese erfindungsgemäße Lösung geht also ebenfalls aus von einer besonderen Werkstoffauswahl
für Zylinder und von selbstschmierenden Dichtungselementen, ist aber entscheidend
auf die besondere Ausführung und Anordnung der Dichtelemente gestützt, die einfach
aus mindestens zwei lose auf das im Zylinder befindliche Ende des Stößels aufgelegt
sind. Für diese Elemente ist es wesentlich, daß diese vom Material her ein relativ
geringes spezifisches Gewicht haben und die beiden aufeinanderliegenden Dichtelemente
bei ansonsten dichter gegenseitiger Anlage eine umlaufende Nut bilden, wobei die Nut
den Zugang zum Spalt zwischen den flichtelementen bildet. Das relativ geringe spezifische
Gewicht des Materials gewährleistet, daß die Dichtelemente bei entsprechender Arbeitshubbeschleunigung
nicht nach oben in den Zylinderkopfraum herausfliegen und vom bereits unter Druck
befindlichen und weiter zu komprimierenden Medium zurückgehalten werden. Der mit einer
solchen Dichtelement ausbildung und -anordnung sich überraschend ergebende hohe Abdichtungseffekt
ist an sich schwer erklärbar, und es kann nur vermutet werden, daß die lose Anordnung
der mindestens zwei Dichtelemente auf dem Stößel und zueinander während der translatorischen
Bewegung zu einer Art Labyrinth führt, in demsich das weiter zu komprimierende Medium
in diesem Bereich bis zu einem gewissen Grade entspannen kann und dadurch nicht zur
Antriebsseite am Stößel vorbei durchschlägt. Das dabei vorzugebende Spiel zwischen
den Dichtelementen und der Kolbenlauffläche ist dabei so zu bemessen, daß eine Parallelführung
der Dichtelemente im Zylinder gewährleistet ist, d.h., dieses Spiel muß so minimal
wie möglich bemessen werden, da sonst während der Bewegung der Dichtelemente Verkantungen
auftreten können, die zu einer Zerstörung der Dichtelemente führen würden. In der
praktischen Ausführungsform beträgt die vorzugebende Toleranz maximal 1 bis 0,5 Hundertstel
mm. Um eine solche Ausbildung bei ölfreiem Betrieb in der Hochdruckstufe überhaupt
in Betracht ziehen zu können, ist es notwendig, bezüglich der Dichtelemente und der
Zylinderwand eine besondere Materialauswahl zu treffen, die in der tatsächlichen Ausführung
darin besteht, daß das Material der Dichtelemente zunächst einmal auf einen kleineren
Wärmeausdehnungskoeffizienten eingestellt ist als das Material der Zylinderlauffläche,
und zwar bevorzugt dahingehend, daß der Wärmeausdehnungskoeffizient der Dichtelemente
20 bis 25 % niedriger eingestellt ist als der der Zylinderlauffläche. Die Dichtelemente
sind dabei im Ganzen oder in einer laufflächenseitigen Beschichtung aus modifiziertem
Kunststoff oder aus geeigneter Keramik gebildet und die Lauffläche des Zylinders bzw.
die darin eingesetzte Laufflächenbuchse aus Siliziumkarbid oder ebenfalls aus geeignetem
Keramikmaterial. Die Auswahl geeigneter Materialien stellt aber insoweit kein Problem
dar, als solche oder ähnliche geeignete Materialien für den Pumpen- und Verdichterbau
bspw. nach der AT-A-276 956, der DE-A-2 138 845, der CH-PS 359 825 und DE-A-3 607
497 schon früher in Betracht gezogen worden sind. Je nach in Betracht zu ziehenden
Enddrücken und je nach Anzahl der im Zylinder angeordneten Dichtelemente kann es
ürigens zweckmäßig sein, die Dichtelemente in ihrer Umfangsfläche mit mindestens einer
umlaufenden Nut zu versehen, die vorzugsweise im Querschnitt V-förmig und zumindest
im Nutbodenbereich mit stetig verlaufenden Konturen aus-gestaltet ist, um so wenig
wie möglich Voraussetzungen für einen Bruch der Dichtelemente in diesem Bereich zu
sorgen.
[0006] In Rücksicht darauf, daß es trotz vorgeschalteter Ölabscheider bzw. Filter zu einem,
wenn auch geringem Öleintrag aus den Vorstufen kommen kann, hat es sich als zweckmäßig
erwiesen, die aneinanderliegenden Stirnflächen der Dichtelemente ganz schwach ballig
auszubilden, wobei in Rücksicht auf die Belastungsverhältnisse zweckmäßig die balligen
Stirnflächen im Zentrumsbereich ebenflächig ausgebildet sind, um punktförmige bzw.
kleinflächige Belastungsbereiche zwischen den Elementen bzw. zwischen dem untersten
Dichtelement und der Stößelauflagefläche zu vermeiden. Durch die schwache Balligkeit
werden einmal die labyrinthartigen Entspannungsräume zwischen den Elementen vergrößert
und zum anderen ist damit Raum für spurenartige Verkokungsansätze des eingetragenen
Öls geschaffen, die sich dann aber aufgrund der gewissermaßen pulsierenden Bewegungen
der Dichtelemente leicht lösen, als feste Spurenpartikel ausgetragen und im nachgeschalteten
Filter leicht abgefangen werden können.
[0007] Die erfindungsgemäße Hochdruckstufe eines Kolbenverdichters wird nachfolgend anhand
der zeichnerischen Darstellung von Ausführungsbeispielen näher erläutert.
[0008] Es zeigt schematisch
Fig. 1 im Schnitt und im Prinzip einen dreistufig arbeitenden Hochdruckkolbenverdichter
herkömmlicher Bauart;
Fig. 2 einen Schnitt durch die Hochdruckstufe mit dem Stößelantrieb;
Fig. 3 einen Schnitt durch den Zylinder der Hochdruckstufe mit Stößel und den auf
diesem angeordneten Dichtelementen;
Fig. 4 in Seitenansicht und stark vergrößert zwei aufeinandersitzende Dichtelement;
Fig. 5 in Seitenansicht einen Teilabschnitt des Dichtelementes in besonderer Ausführungsform
und
Fig. 6 weitere besondere Ausführungsformen der Dichtelemente ebenfalls stark vergrößert.
[0009] Wie aus den Fig. 1, 2 ersichtlich, besteht der Hochdruckkolbenverdichter aus mehreren
vom gleichen Antrieb 8 aus bewegbaren, mit Zu- und Abströmventilen (nicht dargestellt)
versehenen Zylindern geführten Kolben, wobei der Kolben in der Hochdruckstufe I den
kleinsten Durchmesser aufweist und als Stößel 2 im Hubraum des Hochdruckzylinders
1 geführt ist.
[0010] Wie in Fig. 3 verdeutlicht, sind dabei im Zylinder 1 auf dem Stößel 2 lose aufeinandergelegt
drei zylindrische Dichtelemente 3 angeordnet, die an ihren Umfangsrandbereichen 4
ihrer aufeinanderliegenden Flächen 5 mit Anfasungen 6 (siehe insbesondere Fig. 5)
versehen sind. Diese Dichtelemente 3 weisen in bezug auf die Zylinderlauffläche ein
ihrer Parallelführung im Zylinder 1 gewährleistendes Spiel auf, das lediglich 0,002
bis 0,005 mm beträgt. Da die Dichtelemente 3 bis auf die Anfasungen 6 zylindrisch
sind, bilden die ganzen Umfangsflächen in diesem Fall die Laufflächenführungen 3′
dieser Elemente. Der sich zwischen den Dichelementen 3 und der Lauffläche 1′ des Zylinders
1 befindliche Spalt 9 ist also im Anlagebereich 10 der Dichtelemente zueinander durch
die Anfasungen 6 erweitert und weist dort größere Querschnitte auf.
[0011] Die Dichtelemente 3 und der Zylinder 1 bzw. die Zylinderlaufbuchse 1˝ sind dabei
mindestens in ihren Laufflächen (d.h. in Form von Beschichtungen) aus Werkstoffen
bspw. auf Basis modifizierter Kohlenstoffe, Keramik und/oder Siliziumkarbid gebildet
und zwar dahingehend, daß die Dichtelemente 3 im Ganzen oder in einer laufflächenseitigen
Beschichtung aus modifiziertem Kohlenstoff oder aus Keramik bestehen und die Lauffläche
1′ des Zylinders 1 aus Siliziumkarbid oder ebenfalls aus geeignetem Keramikmaterial.
Eine derartige Materialauswahl gewährleistet trotz des geringen Spiels, bei ölfreiem
Betrieb und optimaler Abdichtung einen einwandfreien Betrieb der ganzen Hochdruckstufe,
ohne daß, wie Langzeitversuche über hunderte von Stunden gezeigt haben, ein "Fressen"
an den beteiligten Elementen zu beobachten war. Da sich derartige Materialien durch
entsprechende Zusammensetzung auch ohne weiteres bezüglich ihrer Ausdehnungskoeffizienten
einstellen lassen, ist die Auswahl derartiger Elemente derart getroffen, daß die Dichtelemente
3 einen 20 bis 25 niedriger eingestellten Wärmeausdehnungskoeffizienten haben als
das Material der Zylinderlauffläche. Ungeachtet der sich beim Betrieb aufgrund der
Temperaturbelastung einstellenden größeren Ausdehnung der Zylinderlauffläche bleibt
dabei der vorbeschriebene Dichtungseffekt voll erhalten.
[0012] In Fig. 4 sind zwei Dichtelemente 3 stark vergrößert dargestellt. Wie daraus ersichtlich,
ist jedes Dichtelement an beiden Stirnflächen 5 und zwar an seinen Umfangsrandbereichen
4 mit Anfasungen 6 versehen, wodurch sich, wie aus Fig. 3 ersichtlich, im Querschnitt
V-förmige und umlaufende Nuten ergeben, zwischen denen sich aber jeweils der Anlagespalt
7′ zwischen zwei Elementen ergibt, d.h., der Anlagespalt 7′ erstreckt sich gewissermaßen
membranartig in der von einer umlaufenden Nut nach außen begrenzten Fläche. Wie vorerwähnt,
kann jedes Dichtelement zusätzlich in halber Höhe mit einer umlaufenden Nut 7 versehen
werden, die zweckmäßig, wie in der Einleitung erwähnt, konturiert ist. Die mögliche
und ggf. vorzusehende ballige Ausbildung der Stirnflächen ist in Fig. 4 oben gestrichelt
angedeutet, wobei die äußerst schwache Balligkeit vorteilhaft den Zentrumsbereich
5˝ nicht erfaßt, um dort punktförmige bzw. kleinflächige Belastungsbereiche zu vermeiden,
d.h.sind die, wie aus Fig. 5 ersichtlich, sind die Stirnflächen 5 dort ebenflächig
ausgebildet. Gemäß Fig. 6 können die Dichtelemente 3 zwischen ihren Laufflächenführungen
3′ auch mit einer konkav (oben) oder konvex (unten) verlaufenden Umfangsfläche 3˝
bzw. 3‴ versehen sein, wobei es ferner möglich ist, die Umfangsfläche eines Elementes
3 in Teilbereichen abwechselnd konkav und konvex, d.h. wellenförmig zu gestalten.
Die diesbezüglichen Abweichungen von einer zylindrischen Fläche, d.h., Tiefe der
Konkavität bzw. Höhe der Konvexität, liegen dabei aber nur in der Größenordnung von
ca. 0,05 mm.
Ausführungsbeispiel
[0013] Ein im Dauertest erprobter dreistufiger HD-Verdichter verfügte über folgende Betriebsdaten
in der Hochdruckstufe (330 bar) :
Medium: Luft
Einlaßdruck: 60 bar
Auslaßdruck: 300 bar
Hub: 40 mm, v = 2 m/s
Drehzahl: 1200 min-1
Lebensdauer: L h min = 1000 Std. bei einem Liefermengenabfall von max. 6 %
Interne Temperatur: ca. 210° C bei 300 bar
[0014] Material der Bauteile der Laufgarnitur:
-Laufbuchse aus SiSiC-SH 5311 oder SiSiC-SK 6314 (SIGRI)
-Stößel aus Stahl, gehärtet - Dichtelemente aus modifiziertem Kohlenstoff EK 3115
bzw. EK 3105 (Ringsdorff-Qualität).
[0015] Ausführung der Dichtelemente: 3 Stck., D 12 MM, H 13,3 mm, zylindrisch mit Anfasungen
6 gemäß Fig. 3, 5.
Breite der Anfasung: 0,7 mm
Neigung der Anfasung: 30°
1. Trockenlauf-Hochdruckstufe eines mehrstufigen Kolbenverdichters mit einem als
Stößel (2) ausgebildeten Kolben, der im Hochdruckzylinder (1) geführt ist und mittels
selbstschmierender Dichtungselemente (3), die mit der Lauffläche einen Ringspalt bilden,
gegen den Kompressionsraum des Zylinders (1) abgedichtet ist, wobei die Lauffläche
aus für den Trockenlauf geeignetem Material gebildet ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Dichtungselemente, deren Höhe mindestens ihrem Durchmesser entspricht, als
im Zylinder (1) auf dem freien Ende des Stößels (2) lose aufeinandergelegt mindestens
zwei zylindrische Dichtelemente (3) ausgebildet und mindestens in Teilbereichen mit
Laufflächenführungen (3′) versehen sind und die Dichtelemente stirnseitige Anfasungen
(6) aufweisen.
2. Trockenlauf-Hochdruckstufe nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Dichtelemente (3) in ihrer Umfangsfläche mit mindestens einer umlaufenden
Nut (7) versehen sind.
3. Trockenlauf-Hochdruckstufe nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Anfasungen (6) der Dichtelemente (3) Teilbereiche ballig ausgebildeter Stirnflächen
(5′) der Dichtelemente bilden.
4. Trockenlauf-Hochdruckstufe nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die balligen Stirnflächen (5′) im Zentrumsbereich (5˝) ebenflächig ausgebildet
sind.
5. Trockenlauf-Hochdruckstufe nach Ansruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens eines der Dichtelemente (3) mindestens in Teilbereichen neben seiner
Laufflächenführung (3′) mit einer konkav verlaufenden Umfangsfläche (3˝. 3‴) versehen
ist.
6. Trockenlauf-Hochdruckstufe nach Ansrpuch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Umfangsfläche konvexe Teilbereiche aufweist.
7. Trockenlauf-Hochdruckstufe nach Anspruch 1
dadurch gekennzeichnet,
daß die Umfangsfläche sich aneinander anschließende konvexe und konkave Teilbereiche
aufweist.