[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur hydrierenden Spaltung von Kohlenstoff
enthaltenden Abfällen in der Wirbelschicht.
[0002] Es ist in der Öffentlichkeit und in der Fachwelt bekannt, daß der weltweit anfallende
Abfall eine zunehmend größere Belastung der Umwelt darstellt.
[0003] Seit Jahrzehnten wird bis heute Abfall in Deponien, z.B. in verlassenen Kiesgruben,
Bergwerksgruben und an anderen Stellen gelagert. Lange Zeit hat man hierbei die chemische
Struktur des Abfalls und seine langfristige Einwirkung auf Boden und Grundwasser nicht
beachtet. In jüngerer Zeit werden bestimmte Abfälle in sog. Sonderdeponien gelagert.
[0004] Hierbei bemüht man sich, die Deponie gegenüber Grundwasser und Boden abzudichten.
[0005] Die Fachwelt hat sich daher seit einiger Zeit intensiv um eine Aufarbeitung bzw.
Verarbeitung des Abfalls bemüht, einmal zu Schonung der Umwelt und zum anderen um
verwertbare Produkte aus dem Abfall zu gewinnen.
[0006] So wird in "The Oil and Gas Journal ", Dec. 25, 1978, S. 80, eine Pilotanlage beschrieben,
in der durch Pyrolyse Kunststoffe in Gase und Öle umgewandelt werden können.
[0007] In "Hydrocarbon Processing ", April 1979, S. 183, wird eine Verbrennungsanlage insbesondere
für spezielle Abfälle beschrieben.
[0008] Auch der biochemische Abbau von Kunststoffen wurde untersucht (s.z.B. "European Chemical
News ", Sept. 10, 1979, S.28).
[0009] In "Chemical Engineering", 13. August 1979, S. 41, wird ein Verfahren beschrieben,
nach dem gefährliche Abfälle in erhärtende Materialien, z.B. Zement eingegossen werden.
[0010] Ein Überblick über die wichtigsten Verfahren ist in "Chemical and Engineering News",
1. Okt. 1979, S. 34, dargestellt. Hier wird insbesondere die Vergasung von Biomasse,
nämlich Holzabfällen und dergl. zu Kohlenmonoxid und Wasserstoff beschrieben. Auf
S. 36, linke Spalte dieser Schrift wird auch ein Versuchsprogramm zur Umsetzung von
zerkleinertem Holz in Wasser suspendiert, mit Wasserstoff in Gegenwart von Raney-Nickel,
als Katalysator beschrieben.
[0011] In "Europa Chemie", 25, 1979, S. 417, wird ein Verfahren beschrieben, nach dem unsortierte
Kunststoffabfälle plastifiziert und verpresst werden.
[0012] Die Wirbelschichtverbrennung von Abfällen wird in "Chemische Industrie", XXXII, April
1980, S. 248, beschrieben. Die Umwandlung von Abfällen und Biomasse durch Erhitzen
mit Wasser und Alkalien wird in "Chemistry International", 1980 No. 4, S. 20 beschrieben.
[0013] Zahlreiche andere Publikationen sind darüber hinaus bekannt geworden.
[0014] In jüngster Zeit wurden vor allem die Verbrennung in modernsten Anlagen weiter entwirkelt
und Großanlagen errichtet, die nach diesem Verfahren arbeiten. Obgleich Entstaubung
und Rauchgaswäsche in solche Anlagen integriert sind, entweichen Schadstoffe auch
bei sorgfältiger Reinigung, so z.B. Schwermetalle, S0
2, NO
x u.a., in kleinen Anteilen in die Atmosphäre.
[0015] Auch die Pyrolyse wird inzwischen in technischem Umfang betrieben (s. beispielsweise
"Vereinigte Wirtschaftsdienste GmbH", 4. Okt. 1985, S. g). Die Pyrolyse hat jedoch
die Nachteile der überwiegenden Bildung gasförmiger Produkte und eines stark verschmutzten
Koksrückstandes.
[0016] In EP-A 0 182 309 wird die hydrierende Spaltung von Kohlenstoff enthaltenden Abfällen
in einem Reaktor mit nachgeschaltetem Heißabscheider offenbart, also unter sog. Sumpfphasebedingungen.
Bei dieser Umsetzung wird das Einsatzgemisch in pumpbarer oder extrudierbarer Form
in einen Hydrierreaktor von unten nach oben eingespeist, gemeinsam mit Wasserstoff,
der ebenfalls im allgemeinen von unten nach oben in den Reaktor gepumpt wird.
[0017] Im Heißabscheider, der etwa auf der gleichen Temperatur wie der Hydrierreaktor gehalten
wird, wird der verdampfbare Ölanteil von im Sumpf verbleibendem Rückstand abgetrennt.
[0018] In der NL-A 8 402 641 (EP-A 175 406) wird die hydrierende Spaltung polyhalogenierter
Verbindungen bei Temperaturen von 800
°-1200
°C, sehr kurzen Verweilzeiten von 1-10 s und Normaldruck beschrieben.
[0019] In der US-A 3 704 108 wird der hydrierende Abbau von Reifengummi-Partikeln im sog.
wallenden (ebullated bed) Bett beschrieben.
[0020] Das Problem der Abfall-Verarbeitung ist gemäß diesem Stand der Technik nach wie vor
nicht zufriedenstellend gelöst.
[0021] Eine überraschende, im Vergleich zum Stand der Technik wesentlich günstigere Lösung
dieses Problems, insbesondere im Hinblick auf die Gewinnung sehr hoher Anteile wertvoller
Produkte offenbart die vorliegende Erfindung zur Gewinnung von Kohlenwasserstoffen
aus Kohlenstoff enthaltenden Abfällen durch hydrierende Spaltung der Kohlenstoff enthaltenden
Abfälle mit Wasserstoff und/oder Wasserstoff enthaltenden Gasen und/oder Wasserstoff
abgebenden Verbindungen, dadurch gekennzeichnet, daß die hydrierende Spaltung bei
250-900
°C und 5-280 bar in der Wirbelschicht erfolgt.
[0022] Dieses Verfahren ermöglicht es, Abfälle aus denen größere anorganische Bestandteile
aus Glas, Metallen, Steinmaterialien und dergleichen weitgehend entfernt sind, ohne
weitere Sortierung zu wertvollen Kohlenwasserstoffen zu verarbeiten, also zu C,-C
4-Kohlenwasserstoften, zu im Benzinbereich siedenden Kohlenwasserstoffen und zu Mittel-
und Schwerölen, die als Dieselöl und zu Heizungszwecken verwendet werden können. Von
besonderem Vorteil ist weiterhin, daß die Einsatzprodukte nur wenig zerkleinert werden
müssen, daß die Produkte praktisch olefinfrei sind und daß Heteroelemente als Wasserstoffverbindungen
anfallen, die gemäß dem Stand der Technik leicht aufgearbeitet werden können.
[0023] Vorsortierte Materialien sind gemäß diesem Verfahren ebenfalls verarbeitbar, insbesondere
in der Weise, daß z.B. in Hausmüll enthaltende Gemische kohlenstoffhaltiger Abfälle
synthetischen Ursprungs, wie beispielsweise Kunststoffe, bzw. Kunststoffgemische,
Gummi, Reifen, Textilabfälle und dergl. von dem vegetabilischen Anteil oder Biomasseanteil
zumindest grob abgetrennt werden und dann der hydrierenden Behandlung unterworfen
werden, ggfs. gemeinsam mit Industrieabfällen, wie z.B. Lack- und Farbresten und organischen
Chemikalien, Industrieproduktionsabfällen, organischsynthetischen Shredderabfällen
der Autoindustrie, Kabelabfällen, Altreifen, Klärschlamm oder mit Altölen u. dergl.
Hierbei können teilweise andere Abfälle wie Papier, Lebensmittelreste, land- und forstwirtschaftliche
Abfälle, Holz, Pflanzen und dergl., weitgehend abgetrennt werden, jedoch auch in gewissem
Umfang im synthetischen Anteil verbleiben.
[0024] Auch die synthetischen Einzelkomponenten sind unter den erfindungsgemäßen Bedingungen
sehr gut zu wertvollen flüssigen Produkten verarbeitbar. So sind insbesondere auch
produktionsspezifische bzw. abfallerzeugerspezifische Abfälle, zumindest zeitweise,getrennt
von sonstigen Abfallsorten einsetzbar.
[0025] So fallen beispielsweise in der Kabelindustrie große Mengen an Kabelabfällen an,
in der Autoindustrie fallen große Mengen an sog. Shredderabfällen, in der Farbenindustrie
fallen große Mengen an Farb- und Lackabfällen an, in der Teppichindustrie fallen große
Mengen an Teppichabfällen an, in der Gummi- und Reifenindustrie fallen große Mengen
an Elastomerabfällen bzw. deren Weiterverarbeitungsprodukten an, in der Kunststoffindustrie
wie beispielsweise bei der Herstellung und Verarbeitung von Plasten, Schaumstoffen,
Elastomeren, Isoliermaterialien fallen große Mengen an Abfällen an, in der chemischen
Industrie fallen große Mengen an synthetisch-organischen Abfällen an bei der Erzeugung
von Chemikalien, die hier im einzelnen nicht aufgezählt werden können. Aber auch in
technischen Mülltrennanlagen können vorsortierte synthetische, organische Abfälle
anfallen. Die Aufzählung der genannten produktionsspezifischen bzw. abfallerzeugerspezifischen
Abfälle ist nicht als limitierend anzusehen, da gemäß vorliegender Erfindung alle
synthetischen organischen Verbindungen hydrierend in wertvolle Produkte umgesetzt
werden können.
[0026] Meistens handelt es sich bei diesen produktionsspezifischen bzw. abfallerzeugerspezifischen
Abfällen um Gemische; so bestehen Shredderabfälle gewöhnlich aus Kunststoffgemischen,
Kabelabfälle aus Gemischen verschiedenen Komponenten, Textilabfälle aus Gemischen.
[0027] Gleiches gilt für andere Abfälle. Erfindungsgemäß können jedoch auch einheitliche
bzw. sehr einheitliche Abfälle sehr gut umgesetzt werden. Der Einsatz der abfallerzeuger-
oder produktionsspezifischen Abfälle kann zumindest zeitweise erfolgen, beispielsweise
bis ein Vorrat an solchen Abfällen verbraucht ist.
[0028] Zwischenzeitlich können auch nichtabfallerzeuger- bzw. produktionsspezifische Abfälle
umgesetzt werden, also Gemische mehrerer Abfallsorten oder z.B. Gemische synthetisch-organischer
Abfälle wie sie in Mülltrennanlagen anfallen.
[0029] Das Verfahren ist auch sehr gut geeignet für die gemeinsame hydrierende Behandlung
der genannten Abfälle bzw. Abfallgemische mit Kohle, Kohlebestandteilen, wie beispielsweise
Kohleölrückständen, Kohleölen, Pyrolyseölen, Erdöl, Erdölrückständen, sonstigen Erdölbestandteilen,
Ölschiefer, Ölschieferbestandteilen, Ölsanden, Bitumen und ähnlichen bzw. den Gemischen
dieser Materialien. Es ist allgemein bekannt, daß im Falle der gleichzeitigen hydrierenden
Spaltung dieser Zusätze zahlreiche Katalysatoren geeignet sind.
[0030] Gemäß vorliegender Erfindung werden die mit Wasserstoff und/oder Wasserstoff enthaltenden
Gasen und/oder Wasserstoff abgebenden Verbindungen umzusetzenden Kohlenstoff enthaltenden
Abfälle gegebenenfalls in Gegenwart von Biomasse oder sonstigen vegetabilischen oder
Cellulose enthaltenden Materialien in einer Wirbelschicht mit diesen Gasen umgesetzt,
wobei mit Hilfe der genannten Gase die Wirbelschicht zumindest teilweise erzeugt bzw.
aufrechterhalten wird. Die Gase können zusätzlich andere Komponenten enthalten, wie
beispielsweise, N
2, CO, C0
2, CH
4 oder auch Wasserdampf. In der Gesamtmenge der Gase ist jedoch ä 25 Vol.% Wasserstoff
enthalten. Als Wirbelschichtreaktoren können sowohl dem Stand der Technik entsprechende
Reaktoren als auch weiterentwickelte Wirbelschichtreaktoren verwendet werden. Die
eingesetzten, festen, Kohlenstoff enthaltenden Abfälle können zu unterschiedlicher
Materialgröße zerkleinert werden, bzw. auch unzerkleinert eingesetzt werden. Es kann
zusätzlich ein festes Träger-Material, sowohl im geraden Durchgang eingesetzt werden
als auch zumindest teilweise rückgeführt werden. Solche Materialien können beispielsweise
inerte Materialien sein, wie Sand, Kies, Korund, Keramik, Ton, Koks oder ähnliche,
wobei diese Materialien auch als Wärmeträger dienen können. Es können jedoch auch
katalytisch wirkende feste Materialien sein wie beispielsweise Fe, Mo, Ni, Co, W und
andere hydrieraktive Metalle und/oder ihre Verbindungen enthaltende Katalysatoren,
wobei diese aus einzelnen oder auch wenigstens zweien dieser Komponenten bestehen
können und die Metalle und/oder deren Verbindungen auf Trägern aufgebracht sein können,
z.B. auf Aluminiumoxid, Siliziumdioxid, Aluminiumsilikaten, Zeolithen, den oben genannten
festen Zusatzmaterialien und anderen dem Fachmann bekannten Trägern oder von Trägergemischen.
Sie können jedoch auch ohne Träger eingesetzt werden. Auch bestimmte Zeolithe als
solche sind geeignet.
[0031] Weitere geeignete Katalysatoren können sog. Wegwerf-Katalysatoren sein, wie beispielsweise
Herdofenkoks, Winklervergasungsstäube, Stäube und Aschen, die bei der hydrierenden
Vergasung von Kohle zu Methan anfallen (HKV-Stäube) aber auch Eisenoxide und sonstige
Eisenverbindungen enthaltende Gemische wie beispielsweise Rotschlamm, Bayermasse,
Luxmasse, Stäube aus der Eisenindustrie und andere, wobei diese Materialien auch mit
hydrieraktiven Metallen und/oder Metallverbindungen dotiert sein können, insbesondere
mit Schwermetallsalzen, wie z.B. Eisensalzen oder Salzen des Chroms, Zinks, Molybdäns,
Wolframs, Mangans, Nickels, Kobalts, ferner auch mit Alkali, Erdalkali, u.a. sowie
mit Gemischen dieser Verbin. dungen.
[0032] Die Katalysatoren können zumindest z.Teil sulfidierend vorbehandelt sein. Es versteht
sich, daß sämtliche genannten Trägermaterialien und Katalysatoren sowohl-einzeln als
auch in Gemischen eingesetzt werden können.
[0033] in die Wirbelschicht können sowohl feste als auch flüssige Abfälle und ggfs. zusätzlich
Biomasse oder andere vegetabilische oder Cellulose enthaltenden Materialien eingesetzt
werden, wobei die Gaszufuhr entsprechend anzupassen ist. Beispielhaft seien als feste
Abfälle, die sowohl einzeln als auch im Gemisch eingesetzt werden können, genannt:
Kunststoffe, Gummi, Reifen, Textilien, Farb- und Lackreste, Shredderabfälle, insbesondere
aus der Autoindustrie, Kabelabfälle, Papier, feste vegetabilische Abfälle, Holz-,
Pflanzen- und sonstige Cellulose enthaltende Abfälle, sonstige feste organisch-synthetische
Industrieabfälle. Feste Zusätze zu diesen Abfällen können sein: Kohle, wie beispielsweise
Braun- oder Steinkohle, Torf, Ölschiefer, Bitumen, oder deren Gemische. Jedoch auch
andere hier nicht genannte feste,Kohlenstoff enthaltende Abfälle können unter den
erfindungsgemäßen Bedingungen zu wertvollen Produkten umgesetzt werden. Als flüssige
Abfälle seien beispielhaft genannt:
Altöle, Rückstandsöle aus der Mineralöl- und Kohleverarbeitung, Pyrolyseöle, Rohöle,
Ölschiefer-und Ölsandöle, flüssige organisch-synthetische Industrieabfälle, Bioschlämme.
Jedoch auch andere hier nicht genannte flüssige Ein- satzprodukte bzw. Abfallprodukte
können unter den erfindungsgemäßen Bedingungen zu wertvollen Produkten umgesetzt werden.
[0034] Der Wirbelschichtbereich kann aus flüssigem Abfall bzw. geschmolzenem festen Abfall
bestehen, wobei die genannten Zusätze wie z.B. Rückstandsöle, Kohle usw. ebenfalls
enthalten sein können und wobei feste fein verteilte Katalysatoren oder inerte feste
Materialien oder beides durch das zugeführte Gas innerhalb der Flüssigkeit in wirbelnder
Bewegung gehalten werden.
[0035] Bei im erfindungsgemäßen Temperaturbereich unschmelzbaren Abfallmaterialien kann
das Wirbelschichtverfahren auch ohne Gegenwart von Flüssigkeit oder in Gegenwart von
nur wenig flüssigem Produkt durchgeführt werden. Die Bedingungen der erfindungsgemäßen
hydrierenden Umsetzung können in Abhängigkeit von den Einsatzprodukten in weiten Grenzen
variiert werden. So liegt die Temperatur bei 250 bis 900
°C, bevorzugt bei 350 bis 800
°C und besonders bevorzugt bei 400 bis 600
°C. Der Druck liegt bei 5 bis 280 bar und bevorzugt bei 8 bis 240 bar. Das Verhältnis
Wasserstoff zu Einsatzprodukt wird insbesondere durch die erforderliche Gasmenge bei
bestimmter Stück- bzw. Komgrö- ße bzw. Menge des festen und/oder flüssigen Einsatzprodukts
bestimmt, die zur Aufrechterhaltung der Wirbelschicht notwendig ist. Die Gasgeschwindigkeit
kann beispielsweise bei sog. stationären Wirbelbetten bei 0,05 bis 1,5 m/s, vorzugsweise
bei 0,2 bis 1 m/s liegen, kann jecoch auch im Falle sog. fast.riser Wirbelbetten bis
zu 30 m/s erreichen. Es ist hierbei jedoch zu berücksichtigen, daß auch durch Zusätze
anderer Gase sowie durch Zusatz von Wasserdampf, die Aufrechterhaltung der Wirbelschicht
mitbestimmt wird sowie durch die Strömungsgeschwindigkeit eingesetzter Flüssigkeiten.
Als Hydriergas können alle Wasserstoffqualitäten eingesetzt werden, auch mit Beimengungen
wie z.B. CO, C0
2, H
2S, Methan, Ethan, Wasserdampf, u.a.
[0036] Sehr gut geeignet sind Wasserstoffqualitäten, wie sie bei Vergasungsreaktionen kohlenstoffenthaltender
Materialien mit Wasserdampf entstehen. Solche Materialien können Rückstände aus der
Verarbeitung mineralischer Öle sein oder Kohle, Holz, Torf oder Rückstände aus der
Kohleverarbeitung, beispielsweise Hydrierung. Geeignet sind auch Biomassen oder die
aus Hausmüll abgetrennten vegetabilischen Anteile.
[0037] Sehr gut geeignet sind selbstverständlich auch reine H
2-Qualitäten wie beispielsweise Elektrolysewasserstoff.
[0038] So kann erfindungsgemäß beispielsweise Hausmüll zunächst in vegetabilischen und synthetischen
Anteil getrennt werden und anschließend der vegetabilische Anteil zur Wasserstofferzeugung
einer Vergasung zugeführt werden, während der synthetische Anteil der hydrierenden
Behandlung unterworfen wird. Der vegetabilische Anteil kann auch einer Vergärung oder
einer anderen Verarbeitung zugeführt werden.
[0039] Auch eine Lösungsmittelbehandlung mit Wasserstoff übertragenden Lösungsmitteln kann
der hydrierenden Behandlung vorgeschaltet werden, anschließend kann eine Trennung
in Gelöstes und Ungelöstes stattfinden und das Ungelöste dem Wirbelschicht-Hydrierreaktor(en)
zugeführt werden.
[0040] Auch in dieser Verfahrensvariante kann das Einsatzprodukt im Gemisch mit Kohle und/oder
Kohlebestandteilen und/oder Erdölrückständen und/oder Erdöl u.a. hydriert werden.
Geeignete Lösungsmittel sind z.B. Tetralin, Anthracenöl, Isopropanol, Kresol enthaltende
Öle, Decalin, Naphthalin, Tetrahydrofuran, Dioxan, jedoch auch beispielsweise erdölstämmige
oder aus der Anlage selbst stammende Kohlenwasserstoffe und Öle und Sauerstoff enthaltende
Kohlenwasserstoffe und Öle. Schließlich kann auch Wasser oder Dampf zugefügt werden.
[0041] Nach dem genannten Verfahren können Abfallgemische auch in der Weise hydrierend verarbeitet
werden, daß Gemische aus vegetabilischem und synthetischem Abfall, gegebenenfalls
unter Zusatz von Biomasse in verschiedenen Stufen unter Bedingungen umgesetzt werden,
bei denen einerseits im wesentlichen die hydrolytische und/oder hydrierende Umsetzung
vegetabilischen- bzw. Papier- und Biomasse-Anteils und andererseits die hydrierende
Umsetzung des synthetischen organischen Abfalls erfolgt.
[0042] So kann in der 1. Stufe beispielsweise eine hydrierende Behandlung ggfs. in Gegenwart
von Hydrierkatalysatoren und einem Druck bis 150 bar, vorzugsweise 25 - 60 bar erfolgen,
wobei vorzugsweise in Gegenwart von Wasser und anderen protischen Lösungsmitteln wie
beispielsweise Alkoholen gearbeitet wird.
[0043] Anschließend können die überwiegend aus dem vegetabilischen Anteil erhaltenden Ole
durch Lösungsmittelextraktion abgetrennt werden, wonach der nicht hydrierend gespaltene
Anteil in der 2. Stufe unter bereits geschilderten Bedingungen in der Wirbelschicht
hydrierend gespalten werden kann.
[0044] Die stufenweise Verarbeitung kann auch in der Weise erfolgen, daß vegetabilische
Anteile bzw. Papieranteile bzw. Biomasse in der ersten Stufe hydrolytisch gespalten
werden, beispielsweise in Gegenwart von Alkalien oder Säuren, wobei diese Umsetzung
ggfs. in Gegenwart von CO stattfinden kann und bevorzugt in Gegenwart von Wasser und/oder
anderen protischen Lösungsmittel wie beispielsweise von Alkoholen und in der 2. Stufe
der synthetische bzw. überwiegend synthetische Anteil in der Wirbelschicht hydrierend
umgesetzt wird.
[0045] Alternativ kann der Abfall und/oder die Biomasse zuvor in einen vegetabilischen Anteil
und einen synthetischen Anteil getrennt werden und unter den geschilderten Bedingungen
getrennt verarbeitet werden.
[0046] Auch in diesen Fällen kann sowohl mit als auch ohne Katalysatoren gearbeitet werden.
Ggfs. kann vor der 2. Stufe getrocknet werden.
[0047] Man kann erfindungsgemäß auch den zu hydrierenden Abfall und/oder die Biomasse in
Gegenwart von Wasserstoff oder diesen enthaltenden Gasen und/oder in Gegenwart Wasserstoff
übertragender Verbindungen, insbesondere sog. Wasserstoff-Donor-Lösungsmittel aber
auch in Gegenwart inerter Gase, also thermisch in Mischvorrichtungen, insbe sondere
in Extrudern und Misch/Knet-Vorrichtungen vorbehandeln.
[0048] Auch zahlreiche andere Mischvorrichtungen wie beispielsweise Knetscheiben-Schneckenpressen,
Ko-Kneter, Hohlschnecken-Wärmetauscher, Schneckenkneter, Knet-Extruder, Rührapparaturen,
Durchlaufmischer, Reaktionsmischer, Kneter, Mahlvorrichtungen bzw. Mühlen wie Perl-,
Hammer- oder Schwingmühlen sind für die erfindungsgemäße Vorbehandlung geeignet.
[0049] Das erfindungsgemäße Verfahren erlaubt es, auch nur wenig oder nicht vorgetrennte
Abfallgemische zu verarbeiten. Es ist aus apparativen Gründen jedoch wünschenswert,
anorganische Materialien wie Steine, Metalle, Glas und dergl. vorher abzutrennen,
zumindest grobe Materialien. Es kann auch eine Vortrennung in beispielsweise überwiegend
vegetabilische oder cellulosehaltige und überwiegend synthetische Materialien erfolgen,
wobei der vegetabilische Teil gesondert wie beispielsweise in einer Fermentation weiterverarbeitet
werden kann.
[0050] Die bisherigen Nachteile des Standes der Technik werden insbesondere dadurch in hervorragender
Weise überwunden, daß trotz des Einsatzes völlig uneinheitlicher Abfallgemische wertvolle
Kohlenwasserstofföle in hohen Ausbeuten gewonnen werden können und die im Abfall vorhandenen
Heteroelemente wie Sauerstoff, Schwefel, Stickstoff, Halogene zu Wasserstaffverbindungen
umgesetzt werden, die nach dem Stand der Technik in bekannter Weise weiterbehandelt
werden können.
[0051] Dies gilt insbesondere für chlor-, brom- oder fluorhaltige Abfälle. Die bisher noch
nicht beherrschten Probleme der Abfallgemischbeseitigung, insbesondere der toxischen
und halogenierten Abfälle werden daher erfindungsgemäß risikolos gelöst.
[0052] Hier seien beispielhaft Polychlorbiphenyle, PVC, Fluorpolymere oder Halogene enthaltende
Lösungsmittel genannt.
[0053] Erfindungsgemäß können mit den Abfallmaterialien auch Erdöl, Erdölbestandteile und
-folgeprodukte, Kohle, Kohlebestandteile und -folgeprodukte, Asphalte, Bitumen, Öle
aus Pyrolysen z.B. aus Verkokungen oder Abfallpyrolysen, Ölsandprodukte, Ölschieferprodukte,
schwere Rückstandsöle und dergl. zugesetzt und gemeinsam verarbeitet werden.
[0054] Auch Öle und Rückstände, die aus der Anlage selbst stammen, sind erfindungsgemäß
einsetzbar.
[0055] Erfindungsgemäß lassen sich metallhaltige Abfälle auf besonders vorteilhafte Weise
aufarbeiten, da die Metalle in Form von Aschen nach der Hydrierung anfallen und anschließend
einer Metallaufarbeitung zugeführt werden können.
[0056] Die Reaktionszone kann aus einem oder mehreren hintereinander oder parallel geschalteten
Reaktoren bestehen. Die anfallenden flüssigen Kohlenwasserstoffe können dem Stand
der Technik entsprechend weiterverarbeitet werden, wie beispielsweise durch weitere
hydrierende Spaltstufen bzw. Raffinationsstufen und destillative Trennung. Die nicht
kondersierten Gase werden durch Gaswäsche von H
2S, NH
3, HCI , gegebenenfalls auch CO und C0
2 befreit.
[0057] Der Wasserstoff im anfallenden Gas kann als Hydriergas zu dem (den) Hydrierreaktor(en)
rückgeführt werden. Eine Verarbeitung der in den gasförmigen Produkten enthaltenen
niederen Kohlenwasserstoffe etwa durch Dampfreformieren ist ebenfalls möglich, wobei
zusätzlich Wasserstoff gewonnen wird.
[0058] Die flüssigen Produkte können einer Raffinationsstufe zugeführt werden, die im allgemeinen
hydrierend arbeitet. Hier- bei können noch vorhandene geringe Anteile an Heteroatome
enthaltenden Verbindungen vollständig hydrierend aufgearbeitet werden, so daß anschließend
die Produkte praktisch schwefel-, stickstoff- und halogenfrei sind. Höher siedende
Anteile können wenigstens einer Krackanlage zugeführt werden, insbesondere einer Hydrokrackanlage.
Aus der Verarbeitung können im Bedarfsfall auch bestimmte Anteile wieder in die Abfallhydrierung
bzw. vor die Abfallhydrierung rückgeführt werden.
[0059] Das erfindungsgemäße Verfahren kann auch mit anderen Abfallhydrierverfahren, wie
beispielsweise einer Sumpfphasehydrierung kombiniert werden.
Beispiele
Beispiel 1:
[0060] Ein Abfallgemisch der grünen Tonne, bestehend aus Folien, Hartkunststoffen, Textil-
und Papieranteilen, das nach vorheriger Abtrennung der wiederverwertbaren Bestandteile,
wie Metalle, Glas und Papier, erhalten worden war, wurde bei 470
°C und 60 bar in der Wirbelschicht (Quarzsand) mit Wasserstoff umgesetzt. Als Produkte
wurden eine Gasphase (9 Gew.%), 75 % Flüssigprodukte im Siedebereich bis 390
°C und 16 % Rückstand (Inertmaterialien, Ruß und Hochsieder) erhalten. Die Gasphase
enthielt neben C
1-C
4-Kohlenwasserstoffen 2 % CO und C0
2.
[0061] Ähnliche Ergebnisse wurden erhalten mit Herdofenkoks als Trägermaterial anstelle
von Quarzsand.
Beispiel 2:
[0062] Beispiel 1 wurde wiederholt, wobei dem Einsatzprodukt Calciumoxid zugesetzt wurde.
Bei im Rahmen der Analysengenauigkeiten unveränderter Produktzusammensetzung wurde
eine HCI-freie Gas phase erhalten. Das aus den PVC-Bestandteilen freigesetzte HCI
wurde somit praktisch vollständig gebunden.
Beispiel 3:
[0063] Ein Gemisch synthetischer Abfälle, das aus Tagesproben mehrer Mülltrennanlagen bestand,
wurde ohne weitere Reinigung bei 480
°C und 100 bar in die Wirbelschicht (Kobalt/Molybdän-Katalysator auf A1
20
3) mit Wasserstoff umgesetzt. Die Hydrierung verlief praktisch quantitativ, wobei jedoch
im Vergleich zu Beispiel 1 ein höherer Gasanteil erhalten wurde, was auf den höheren
Papier- und Biomasseanteil zurückzuführen ist. Es wurde ein Produkt erhalten, das
zu 17 % aus einer Gasphase, zu 70 % aus Flüssigprodukt im Siedebereich bis 390°C und
13 % aus Rückstand (Ruß, Intertmaterialien) bestand.
Beispiel 4:
[0064] "Leichtgut" aus Shredderanlagen, das im wesentlichen Kunststoffe, Gummi und Polstermaterialien
enthielt, wurde hydrierend in einer Quarzsand-Wirbelschicht umgesetzt. Die Reaktion
erfolgte bei 460
°C und 30 bar.
[0065] Es wurde ein Produkt erhalten, das 64 % Kohlenwasserstoffe im Siedebereich bis 390
°C enthielt. die Gasphase, die bei 12 % des Gesamtproduktes lag, enthielt 3,5 % CO/C0
2. Der Rückstand bestand im wesentlichen aus Inertmaterialien, wie Metallen, Füllstoffen
usw. sowie Ruß.
Beispiel 5:
[0066] Ein kunststoffhaltiges Abfallgemisch, das zu 30 % aus Kabelummantelungen, 40 % aus
Leichtgut von Shredderanlagen und 30 % Altreifen bestand, wurde an mit Molybdänoxid
dotiertem Aluminiumoxid umgesetzt. Nach Hydrierung bei 490°C und 120 bar wurden 80
Gew.% Flüssigprodukte bis 390°C Siedeende erhalten, die nur geringe Anteile olefinischer
Kohlenwasserstoffe enthielten. die Gasphase, die bei 6 Gew.% lag, enthielt im wesentlichen
gesättigte Ci-C
4-Kohienwasserstoffe.
Beisoie) 6:
[0067] Synthetisch-organische Müllbestandteile einschließlich PVC aus einer Tagesprobe einer
Mülltrennanlage wurden gemeinsam mit Rückständen der Mineralölverarbeitung in den
Wirbelschichtreaktor eingebracht. Der Kunststoffanteil im Einsatz betrug 60 Gew.%.
Das Wirbelbett bestand aus mit Eisenverbindungen imprägnierten Aluminiumsilikat.
[0068] Nach Umsetzung bei 470
°C und 200 bar wurden 84 Gew.% Öl im Siedebereich bis 390
°C mit hohem Aromatenanteil und 11 Gew.% hochsiedender Produkte und Rückstände erhalten.
Das Reaktionsgas (5 Gew.%) enthielt nur Spuren CO und C0
2 sowie dem eingesetzten PVC entsprechende Mengen an HCI.
[0069] Bei Wiederholung des Versuchs und Zusatz von Calciumoxid war im Abgas kein HCI nachzuweisen.
Beispiel 7:
[0070] Ein Gemisch von PVC-haltigen Kunststoffabfällen aus einer Müllsortieranlage wurde
zusammen mit Chlor-kontaminierten Ölen und organisch-chemischen Rückständen, die 1
Gew.% Chlor enthielten, in den Wirbelbettreaktor eingebracht. Der Kunststoffanteil
betrug 60 Gew.%. An Aluminiumsilikaten, die Nickel/Molybdän enthielten, wurde dieses
Gemisch bei 480
°C und 50 bar mit Wasserstoff umgesetzt.
[0071] Neben der Gasphase (9Gew.%) und 6 % höhersiedenden Produkten wurde als Hauptfraktion
in 85 % Ausbeute ein Öl im Siedebereich bis 390
°C erhalten. Der Chlorgehalt dieser Fraktion lag bei 3800 ppm.
[0072] Durch hydrierende Raffination dieser Ölfraktionen bei 50 bar und 280
°C in einem Festbettreaktor wurde ein Produkt erhalten, in dem Chlor nicht mehr nachweisbar
war.
[0073] Ähnliche Ergebnisse wurden mit undotiertem Herdofenkoks als Katalysator erhalten.
Beispiel 8:
[0074] Ein Gemisch aus Reifenabfällen, Farblackresten und Holzabfällen wurde ohne Träger
bei 490°C und 120 bar umgesetzt. Als Produkt wurden 54 Gew.% bis 390
°C siedende Öle, 25 Gew.% Gase einschließlich kleiner Mengen an CO und C0
2 sowie 21 Gew.% Feststoffe (Metallreste, Ruß, Pigmentanteile) erhalten.
Beispiel 9:
[0075] Ein Gemisch aus zerkleinerten Abfallkabeln, Altreifen, Holz- und Kohleteilchen wurde
in Gegenwart eines mit FeS0
4 dotierten Herdofenkokses als Katalysator bei 460°C und 150 bar umgesetzt. Als Produkt
wurden 34 Gew.% bis 390°C siedende Öle, 30 Gew.% Gase sowie 36 Gew.% Feststoffe (insbesondere
Kabelmetallreste und Ruß) erhalten.