[0001] Die Erfindung betrifft einen Kalander, insbesondere für die Herstellung von Dichtungsplatten,
bestehend aus mindestens zwei Walzen, von denen mindestens die eine im Kalanderständer
verstellbar gelagert ist und mit einer Gegenbiegevorrichtung ausgestattet ist.
[0002] Ein derartiger Kalander ist beispielsweise aus der DE-PS 17 29 821 bekannt geworden.
Der hier beschriebene Kalander ist jedoch nicht gebaut worden.
[0003] Als Ausgleichsmaßnahmen gegen das unerwünschte Durchbiegen einer Walze sind an sich
drei Möglichkeiten bekannt:
- das Bombieren der Walzen, d.h. die konvexe Ballenform,
- das Schränken, d.h. Kreuzen der Walzenachsen,
- das Gegenbiegen.
Bei allen bisher gelieferten Dichtungsplattenkalandern war die Anpreßwalze bombiert
geschliffen. Bei anderen Kalandern hingegen sind auch Gegenbiegevorrichtungen und
Schränkungseinrichtungen zum Einsatz gekommen.
[0004] Die Bombage ist ein konstanter Wert, der zur Kompensation der Durchbiegung für einen
bestimmten Belastungs wert errechnet oder für einen solchen in der Praxis ermittelt
wird. Spaltkraft und Bombage sind einander fest zugeordnet. Daraus ergibt sich, daß
sich bei anderen Belastungen, seien sie höher oder seien sie niedriger, entsprechende
Einbußen in der Maßhaltigkeit des Produktes ergeben. Die Praxis der Dichtungsplattenfertigung
erfordert aber aufgrund von variablen Plattendicken und sehr unterschiedlichem Mischungsaufbau
der verschiedenen Dichtungsanwendungen entsprechend unterschiedliche Walzenspaltkräfte.
[0005] Da die Walzenoberflächen einem beachtlichen Verschleiß unterliegen, der in der Walzenmitte
stärker ist als an den Rändern, wird die Bombage mit zunehmender Gebrauchsdauer der
Walzen durch die Abnutzung stetig kleiner. Mit steigenden Toleranzforderungen an
das Produkt wurde die Erfordernis einer einstellbaren Korrektur-Einrichtung für die
Durchbiegung immer deutlicher.
[0006] Das Schränken der Walzen ist aus verfahrenstechnischen Gründen für einen Dichtungsplatten-Kalander
ungeeignet.
[0007] Somit verbleibt von den 2 variablen Methoden eines Ausgleichs der Durchbiegung nur
die Möglichkeit des Gegenbiegens. Dichtungsplattenkalander haben zumeist zwei unterschiedlich
große Walzen, nämlich eine große beheizte Arbeitswalze, auf der die Dichtungsplatte
aufgebaut und dabei vulkanisiert wird, und eine kleinere, zumeist gekühlte Anpreßwalze,
welche die Spaltkraft bzw. Walzkraft beim Aufbau der Dichtungsplatte aufzubringen
hat. Ein Gegenbiegen ist nur an dieser kleineren Walze denkbar.
[0008] Seit längerer Zeit werden die Walzenanstellungen dieser Anpreßwalzen hydraulisch
ausgeführt, da definierte Walz kräfte, die bei der Plattenfertigung erforderlich
sind, mit mechanischen Lageranstell-Einrichtungen, z.B. mit Gewindespindeln, nicht
aufgebracht werden können.
[0009] Die an sich im Kalanderbau bekannten Gegenbiegevorrichtungen für die Walzen müssen
für ihre Funktion sehr große Kräfte aufbringen, wobei die Abstützung meist an den
Kalanderständern erfolgt. Diese großen Kräfte würden bei der bekannten Bauweise von
Gegenbiegeeinrichtungen die Walzkraft so stark beeinträchtigen, daß ihre praktische
Anwendung im Bau von Dichtungsplatten-Kalandern ausgeschlossen schien. Denn wenn
bei Dichtungsplatten-Kalandern bekannter Bauart auf die dünnere Kaltwalze zusätzlich
zu der hydraulischen Anbreßvorrichtung eine hydraulisch betätigte Vorrichtung zum
Ausgleich der Walzendurchbiegung wirkt, dann kommen zu den Anpreßkräften noch die
Lagerkräfte, die sich aus den an den Enden der Anstellwalze angreifenden Gegenbiegekräften
ergeben. Durch diese Fehler würde erheblicher Ausschuß entstehen. Der Ablesewert der
Druckmeßeinrichtungen entspricht hier dann nicht mehr der angewendeten Walzkraft.
Das Errechnen der tatsächlich auf die im Aufbau auf der großen schweren Arbeitswalze
befindlichen Dichtungsplatte wirkenden Anpreßkräfte wäre außerordentlich kompliziert
und mit erheblichen Unsicherheitsfaktoren belastet.
[0010] Dieser Nachteil sollte gemäß der DE-PS 17 29 821 dadurch beseitigt werden, daß entgegen
der bekannten und bis heute üblichen Praxis die dünnere und leichtere Kaltwalze, an
der die Gegenbiegevorrichtungen angreifen, fest im Kalanderständer gelagert werden
sollte, während die schwerere beheizte Arbeitswalze verstellbar im Kalanderständer
ge lagert werden sollte. Bei der Konstruktion erbringt die Verstellbarkeit der großen
und sehr schweren Arbeitswalze in Bezug auf die Antriebskraftübertragung jedoch große
Probleme, insbesondere Gleichlaufprobleme, mit sich. Weiter ist es bei der Verstellung
der großen, schweren Arbeitswalze nachteilig, daß aufgrund der sehr hohen Masse dieser
Walze die Messung der Anstellkräfte ebenfalls in unerwünschter Weise mit Fehlern
belastet wird. Die hier auftretenden konstruktiven Schwierigkeiten waren so groß,
daß es zu einer Ausführung dieser Bauform eines Dichtungsplatten-Kalanders nicht
gekommen ist.
[0011] Bekannt ist aus dem Bau von Kautschuk- oder Kunststoffkalandern auch die kombinierte
Anwendung von Walzenbombierung und Gegenbiegung. Die Gegenbiegungsvorrichtung wird
dann so ausgelegt, daß die Gegenbiegung in beiden Richtungen wirken kann, um bei
größeren oder kleineren Spaltkräften immer den entsprechenden Ausgleich einstellen
zu können. Die unterschiedlichen Kraftrichtungen der Gegenbiegung bringen beim Bau
von Dichtungsplatten-Kalandern jedoch auch wieder so erhebliche Probleme mit sich,
daß auch diese kombinierte Art nicht Anwendung finden konnte.
[0012] Die Erfindung vermeidet die Nachteile des Standes der Technik. Es ist die Aufgabe
der vorliegenden Erfindung, einen Kalander mit fest im Kalanderständer gelagerter
großer, schwerer Walze so zu gestalten, daß die im Kalanderständer verschiebbar angeordnete
und mit vorzugsweise hydraulisch beaufschlagter Gegenbiegevorrichtung ausgestattete
Gegenwalze mit definierten und leicht meßbaren Kräften beaufschlagt werden kann.
[0013] Die Erfindung besteht darin, daß im Kalanderständer ein verschiebbar gelagerter Träger
vorgesehen ist, an dem sowohl Supporte für die Lager der mit der Gegenbiegevorrichtung
ausgestatteten Walze als auch die Gegenbiegevorrichtungen montiert sind und an dem
die Verstellvorrichtungen für die Walzenverstellung angreifen.
[0014] Die Verstellvorrichtungen für die Walzenverstellung verschieben erfindungsgemäß
den Träger der mit Gegenbiegevorrichtungen ausgestatteten Gegenwalze. Somit können
die Gegenbiegekräfte auf die Walze unabhängig von den Anstellkräften wirken und gemessen
werden. Die Anstellkräfte wiederum können unabhängig von den Gegenbiegekräften gemessen
und eingestellt werden. Mit dieser Vorrichtung lassen sich somit hochgenau Dichtungsplatten
herstellen. Der konstruktive Aufwand ist leicht beherrschbar. Da die große, schwere
Heizwalze eines Dichtungsplattenkalanders bei dieser Ausführungsform fest im Kalanderständer
gelagert ist, bereitet die Übertragung der Antriebskräfte auf diese große, schwere
Walze keinerlei Probleme.
[0015] Führt man die Heizwalze bombiert aus, ist die Gegenbiegevorrichtung so auszulegen,
daß sowohl eine positive als auch eine negative Durchbiegung der Gegenwalze möglich
ist. Hierbei ist es zweckmäßig, wenn die Gegenbiegevorrichtungen doppelt wirkende
hydraulische Kolben-Zylinder-Einheiten sind, bei denen die beaufschlagbaren Kolbenflächen
jeweils vorzugsweise 1:2 betragen.
[0016] Um den Walzenspalt bei Unfallgefahr sehr schnell weit öffnen zu können, ist es bei
dieser Ausführungsform mit unverschiebbar gelagerter Heizwalze besonders vorteilhaft,
wenn die Achse der mit der Gegenbiegevorrichtung beaufschlagten Walze und der Träger
in Horizontalebenen angeordnet sind, die unterhalb derjenigen Horizontalebene liegen,
die durch die Achse der Walze hindurchgeht, deren Lager fest im Ka landerständer
gelagert sind. Auf diese Weise unterstützt die Schwerkraft das Öffnen des Walzenspaltes.
[0017] Für die Materialbeschickung ist es besonders vorteilhaft, wenn die Walzenachsen und
der Träger auf einer schrägen Ebene angeordnet sind.
[0018] Das Wesen der Erfindung ist nachstehend anhand von in der Zeichnung schematisch dargestellten
Ausführungsbeispielen näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 eine Seitenansicht des Kalanders,
Fig. 2 eine Seitenansicht des Kalanders nach Entfernung der Gegenbiegevorrichtung,
Fig. 3 eine Ansicht von oben als Schnittbild durch den Kalander.
[0019] Der in der Zeichnung dargestellte Dichtungsplatten-Kalander besteht aus einer großen,
schweren beheizten Walze 1 und einer im Durchmesser kleineren und leichteren, kalten
oder gekühlten Gegenwalze 2, die mittels Lagern 3, 4 gelagert sind. Dabei sind die
Lager 3 der Reizwalze 1 fest im Kalanderständer 5 gelagert, während die Lager 4 von
einem Support 12 getragen sind, der in einer Ausnehmung 13 des Kalanderständers 5
verschiebbar ist. Jeder Support 12 ist an dem Träger 8 befestigt, welcher ebenfalls
in dieser Ausnehmung 13 verschiebbar ist. Dieser Träger 8 trägt an seinen äußeren
Enden Hydraulikzylinderkolben-Einheiten 7, deren Kolben mit den Lagern 6 verbunden
sind. Die Lager 6 und die Hydraulik-Zylinderkolben-Einheiten 7 bilden die Gegenbiegevorrichtung.
Am Träger 8 greifen die Kolbenstangen der Hydraulikzylinder-Kolben-Einheiten 9 an,
die der Walzenanstellung dienen. Diese Hydraulikzylinder-Kolben-Einheiten 9 sind
am Kalanderständer 5 befestigt. Die Kräfte
Liste der Bezugszeichen:
[0020]
1 beheizte Arbeitswalze (großer Walzendurchmesser)
2 gekühlte Anpreßwalze
3 Lagerkörper für fest angeordnete Arbeitswalze 1
4 Lagerkörper für anstellbare Anpreßwalze
5 Kalanderständer
6 Außenlager für Gegenbiegevorrichtung an der Anpreßwalze
7 Hydraulik-Zylinder-Kolben-Einheit
8 Biegeträger (Hilfsrahmen für verstellbare Anpreßwalze und Gegenbiegevorrichtung)
9 hydraulischer Zylinder für die Walzenanstellung (Anpressung und Öffnung)
10 Walzenzapfen der Anpreßwalze
11 Welle der Arbeitswalze
12 Support
13 Ausnehmung
1. Kalander,
insbesondere für die Herstellung von Dichtungsplatten, bestehend aus mindestens zwei
Walzen, von denen mindestens die eine im Kalanderständer verstellbar gelagert und
mit einer Gegenbiegevorrichtung ausgestattet ist,
gekennzeichnet durch
einen im Kalanderständer (5) verschiebbar gelagerten Träger 8, an dem sowohl Supporte
(12) für die Lager (4) der mit der Gegenbiegevorrichtung (6, 7) ausgestatteten Anpreßwalze
(2) als auch die Gegenbiegevorrichtungen (6, 7) montiert sind und an dem die Verstellvorrichtungen
(9) für die Walzenverstellung angreifen.
2. Kalander nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Gegenbiegevorrichtungen (6, 7) doppelt wirkende hydraulische Kolben-Zylinder-Einheiten
(7) aufweisen, bei denen die beaufschlagbaren Kolbenflächen jeweils etwa 1:2 betragen.
3. Kalander nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Achse der Walzenzapfen (10) der mit der Gegenbiegevorrichtung (6, 7)beaufschlagten
Walze (2) und der Träger (8) in Horizontalebenen angeordnet sind, die unterhalb derjenigen
Horizontalebene liegen, die durch die Achse der Welle (11) der Arbeitswalze (1) hindurchgeht,
deren Lager (3) fest im Kalanderständer (5) gelagert ist.
4. Kalander nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Walzenachsen (10, 11) und der Träger (8) auf einer schrägen Ebene angeordnet
sind.