[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Trennrohpapieren mit speziellen
Oberflächenstrichen (Primerstriche) innerhalb oder außerhalb der Papiermaschine.
[0002] Es ist bekannt, Trennrohpapiere innerhalb der Papiermaschine zu beschichten. Dazu
werden übliche Imprägnier- oder Oberflächenlösungen aus Polyvinylalkohol (PVA), Stärkederivaten,
Carboxymethylcellulose (CMC), Alginat, Protein u.a.m. sowie Polymerdispersionen
(Latices) allein oder in Kombination mit bekannten Auftragsvorrichtungen wie Walzen-,
Klingen- oder Luftbürsten-Auftragswerke oder Tauchimprägniervorrichtungen auf die
Papieroberfläche aufgetragen. Je nach Konzentration, Temperatur und Viskosität dieser
Beschichtungsmassen wird eine reine Oberflächenabdeckung des Papiers, eine teilweise
oder vollständige Penetration der Beschichtungsmassen in das Rohpapier erreicht (s.
"Coating" (1986), Nr. 7, S. 218-221 sowie (1986), Nr. 8, S. 262-268).
[0003] Trennrohpapiere können aber auch mit Pigment-Bindemittel Kombinationen mit den bereits
genannten Auftragsvorrichtungen beschichtet werden. Dazu werden vorwiegend Latices
als Bindemittel und Weißpigmente wie Kaolin und/oder Calciumcarbonat verwendet (s.
"Coating" (1987), Nr. 10, S. 366-372 und (1987), Nr. 11, S. 396-398).
[0004] Es ist weiterhin bekannt, Trennrohpapiere innerhalb der Papiermaschine mit wäßrigen
Silikonsystemen (Emulsionen) zur Erzielung einer gewissen Abhäsivwirkung zu beschichten,
wobei diesen wäßrigen Silikonsystemen verschiedene Filmbildner und Verdickungsmittel,
meist PVA oder CMC, zugemischt werden können. Das verwendete Silikonharz bildet dabei
aber immer die Hauptkomponente, da es die Abhäsivwirkung der so beschichteten Papiere
mit speziellem Verwendungszweck (z.B. Backtrennpapiere, Sackpapiere mit hydrophoben
Eigenschaften u.a.m.) primär beeinflußt.
[0005] Diese so beschichteten Papiere sind jedoch nicht für den technischen Sektor mit dem
dort geforderten streng definierten und reprodzierbaren Trennkraftniveau einsetzbar.
Dafür muß auf separaten Beschichtungsanlagen eine Silikonisierung, u.a. mit Silikonemulsionen,
erfolgen. Die meist 40..50 %igen wäßrigen, thermisch vernetzbaren Emulsionen werden
dann mit bekannten Auftragsvorrichtungen, wie z.B. der Rasterwalze, auf das Rohpapier
aufgetragen.
[0006] Die wäßrigen Silikonsysteme enthalten als Basispolymer Organopolysiloxane, z.B.
Polydimethylsiloxane, denen Katalysatoren, Vernetzer (z.B. auf der Basis von Methylwasserstoffsiloxanen),
gegebenenfalls noch Haftmittel (z.B. wasserlösliche reaktive Silanester) sowie "Controlled
Release"-Additive zugesetzt werden (s. "Adhäsion" (1973), Nr. 7). Die Hersteller dieser
wäßrigen Silikonsysteme bieten vorwiegend bereits das Basispolymer mit Vernetzer-
oder Katalysatorzusatz an (Vernetzer- bzw. Katalysatoremulsionen). Die weiteren Komponenten
werden dann erst kurz vor der Verwendung (Rohpapierbeschichtung) vom Verarbeiter zugesetzt,
um die gewünschten Abhäsiveigenschaften der so beschichteten Papiere zu erreichen.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es jedoch, innerhalb der Papiermaschine Trennrohpapiere
mit speziellen Oberflächenstrichen, aber ohne irgendwelche zusätzlichen Abhäsivwirkungen
herzustellen, die eine bessere Haftung und schnellere Vernetzung nachfolgender üblicher
separater Beschichtungen mit den unterschiedlichsten Silikonharzen ermöglichen.
[0008] Gelöst wird die Aufgabe dadurch, daß innerhalb oder außerhalb der Papiermaschine
mittels üblicher Auftragsaggregate auf die Papierbahn eine Suspension von filmbildenden
Substanzen, gegebenenfalls unter Zusatz von Weißpigmenten aufgetragen wird, welche
anteilig bis zu 25 % (fest gerechnet) Katalysator in Form einer wäßrigen Emulsion
enthält.
[0009] Überraschenderweise wurde gefunden, daß ein relativ geringer Zusatz von Katalysatoren
in Form von wäßrigen Katalysatoremulsionen zu üblicherweise verwendeten Oberflächenpräparationen
für Trennrohpapiere zu Verbesserungen der Haftung und Vernetzung nachfolgender separater
Silikonaufträge unterschiedlichen chemischen Aufbaus führt, ohne daß dem so erfindungsgemäß
oberflächenbehandelten (primergestrichenen) Trennrohpapier dadurch zusätzliche abhäsive
Eigenschaften verliehen worden wären.
[0010] Als Katalysatorkomponente für die wäßrige Emulsion können beispielsweise folgende
Substanzen eingesetzt werden:
Feinteiliges Platin, Ruthenium, Rhodium, Palladium, Iridium und Verbindungen oder
Komplexe dieser Elemente, insbesondere Platinhalogenide wie PtCl₄ Platin(IV)-chlorsäure
und Na₂PtCl
n·4H₂O, Platin-Olefin-Komplexe, Platin-Alkohol-oder Platin- Alkoholat-Komplexe, Platin-Äther-Komplexe,
Platin-Aldehyd-Komplexe, Platin-Keton-Komplexe und Platin-Vinyl-Siloxan-Komplexe;
ferner Eisen-, Nickel- und Kobaltcarbonyle.
[0011] Nachfolgende Beispiele verdeutlichen diese unerwarteten Reaktionen besser.
Beispiel 1
[0012] a) Es wird eine Mischung aus 22 g Polyvinylalkohol und 3 g Carboxymethylcellulose
in 475 g Wasser in einem Glasbehälter angesetzt und im Wasserbad auf 90 °C aufgewärmt.
Die Kochzeit der PVA-CMC-Suspension beträgt 20 min, wobei sich CMC und PVA völlig
im Wasser lösten. Nach dem Kochvorgang wird unter Rühren 3 g von mindestens 3 Si-gebundenen
Wasserstoffatomen je Molekül aufweisenden Organopolysiloxan als Basispolymer mit
einem Zusatz von Pt-Katalysator in Form einer 40 %igen Emulsion zugegeben. Die ph-Wert-Einstellung
dieser Mischung auf 4,0 erfolgte mit Schwefelsäure.
[0013] Die auf diese Weise hergestellte Dispersion wird mit einer Laborleimpresse auf ein
unsatiniertes Silikonrohpapier mit einem Flächengewicht von 66 g/m² aufgetragen. Das
Auftragsgewicht ist etwa 1,5 g/m² (fest gerechnet). Das ungestrichene Rohpapier
wies einer Porosität nach Schopper von ca. 60 ccm³/min und einen Leimungsgrad nach
Cobb-Unger von 50 g/m² auf.
Nach erfolgter Trocknung und Wiederbefeuchtung wurde das damit oberflächenbehandelte
Papier in einem Zweiwalzen-Laborkalander satiniert. Der Liniendruck betrug dabei 4000
dN/cm. Die Oberflächentemperatur der Stahlwalze betrug 100 °C.
[0014] b) Das so erhaltene Papier wurde in einem Laborverfahren silikonisiert. Die Silikonisierung
erfolgte mit einem Rakelauftragsgerät des Typs KCC 302, das mit Hilfe verschiedener
drahtumwickelter Metallstäbe das jeweilige Silikon mit konstanter Geschwindigkeit
auf die Papierbogen aufträgt.
Für die Silikonbeschichtung wurde ein herkömmliches lösungsmittelfreies Polysiloxansystem
mit folgender Zusammensetzung eingesetzt:
100 Teile Basispolymer-Silikon der Fa. Wacker
80 Teile Testbenzin (Siedebereich 60-80 °C)
2,5 Teile Vernetzer
1,0 Teile Katalysator
Die Silikonauftragsmenge betrug etwa 1 g/m² (fest gerechnet).
[0015] Zur Vernetzung der aufgetragenen Silikonschicht wurde das beschichtete Papier in
einem bei 150 °C betriebenen Umluftofen auf ein Metallsieb gelegt.
[0016] Die Vernetzungszeit wurde unterschiedlich eingestellt, um den Einfluß der Katalysatoremulsionen
auf den Vernetzungs- und Verankerungsvorgang zu verfolgen. In der nachstehenden Tabelle
1 sind nur die kürzesten Vernetzungszeiten aufgezeichnet, bei denen noch eine völlige
Aushärtung und Verankerung (Haftung) der Silikonschicht gewährleistet ist. Die bei
verschiedenen Zeiten gehärteten Papiermuster wurden sofort einem Rubbeltest unterworfen,
wobei mit dem Finger 8-10 mal über den Silikonfilm gerieben wird. Der Druck wird so
gewählt, daß sich die Fingerspitze beim Reiben deutlich erwärmt. Eine Störung in der
Silikonbeschichtung zeigt sich in Form von abgeriebenen Wülsten ("rub off") und als
matte Stelle ("smear"), wenn man den Papierbogen unter dem Schräglicht betrachtet.
[0017] Als Vergleichspapier (Nullprobe), d.h. ein Papier ohne Zusatz von Katalysatoren,
wurde ein Papier eingesetzt, das ebenfalls die oben beschriebenen Behandlungsstufen
durchlaufen hatte, aber keine weiteren Zusätze in der PVA/CMC-Lösung enthielt.
Beispiel 2
[0018] Die Arbeitsweise des Beispiels 1 wurde wiederholt. Nach Zugabe der Katalysatoremulsion
wurde jedoch der ph-Wert mit Hilfe von Ammoniak auf 9,0 angehoben. Die Ergebnisse
der Vernetzungstests sind aus der nachfolgenden Tabelle 1 zu entnehmen.
Beispiel 3
[0019] Die Arbeitsweise des Beispiels 1 wurde wiederholt, aber anstelle einer Beschichtung
des Versuchspapiers mit dem in Teil b) des Beispiels 1 beschriebenen lösungsmittelfreien
Silikonsystem wurde ein lösungsmittelhaltiges System mit folgender Zusammensetzung
gewählt:
74 Teile Testbenzin
20 Teile Basispolymer-Silikon
0,2 Teile Vernetzer
0,8 Teile Katalysator
Die Silikonisierung erfolgte analog Beispiel 1, Teil b) mit einem Laborrakelgerät,
wobei der Silikonauftrag wiederum etwa 1 g/m² (fest gerechnet) betrug. Die ermittelten
kürzesten Vernetzungszeiten sind der Tabelle 1 zu entnehmen.
Beispiel 4
[0020] Die Arbeitsweise des Bespiels 2 wurde wiederholt. Die Laborsilikonisierung erfolgte
jedoch mit dem in Beispiel 3 beschriebenen lösungsmittelhaltigen Silikonsystemen.
Die minimal erforderlichen Vernetzungszeiten sind der Tabelle 1 zu entnehmen.
Beispiel 5
[0021] Die Arbeitsweise des Beispiels 1 wurde wiederholt. Zu der Lösung aus 22 g Polyvinylalkohol
und 3 g Carboxymethylcellulose in 475 g Wasser wurde jedoch unter Rühren statt 3
g diesmal 6 g Katalysatoremulsion zugegeben. Der ph-Wert dieser Mischung wurde wiederum
mit Schwefelsäure auf 4,0 eingestellt. Die weitere Verarbeitung entsprach der in Beispiel
1 beschriebenen Arbeitsweise. Die Ergebnisse des Vernetzungstests sind in der Tabelle
1 zusammengestellt.
Beispiel 6
[0022] Die Arbeitsweise des Beispiels 5 wurde wiederholt, der ph-Wert der Strichmischung
jedoch mit Ammoniak auf 9,0 angehoben. Die Ergebnisse der Vernetzungsprüfung gehen
aus der Tabelle 1 hervor.
Beispiel 7
[0023] Die Arbeitsweise des Beispiels 5 Wurde wiederholt. Das Versuchspapier wurde jedoch
mit einem lösungsmittelhaltigen Silikonsystem der Firma ICI beschichtet. Die Zusammensetzung
dieser Beschichtungsmasse ist bereits in Beispiel 3 beschrieben worden. Die Ergebnisse
der Vernetzungsprüfung sind in der Tabelle 1 dargestellt.
Beispiel 8
[0024] Die Arbeitsweise des Beispiels 6 wurde wiederholt. Die Laborsilikonisierung erfolgte
jedoch mit dem in Beispiel 3 beschriebenen lösungsmittelhaltigen Silikonsystem. Die
erforderlichen kürzesten Vernetzungszeiten sind in der Tabelle 1 zu entnehmen.
Beispiele 9 - 12
[0025] Als Vergleich (Nullprobe) wurden Papierproben herangezogen, die mit einer Mischung,
bestehend aus 22 g Polyvinylalkohol und 3 g Carboxymethylcellulose in 475 g Wasser,
ober ohne jegliche Zugabe von Katalysatoremulsion, oberflächenveredelt worden waren.
Die ph-Werte dieser Oberflächenpräparationen wurden sowohl auf 4,0 als auch auf 9,0
eingestellt. Die Laborsilikonisierung erfolgte mit den im Teil b) des Beispiels und
im Beispiels 3 beschriebenen Katalysatoremulsionen. Die erforderliche minimale Vernetzungskraft
ist aus der Tabelle 1 zu entnehmen.
Tabelle 1
Beispiel |
ph-Wert der Oberflächenpräparation |
kürzeste Vernetzungszeit in s, bei der eine völlige Aushärtung gegeben ist (150 °C) |
|
4,0 |
9,0 |
LF* |
LH* |
1 |
x |
|
5 |
|
2 |
|
x |
5 |
|
3 |
x |
|
|
5 |
4 |
|
x |
|
10 |
5 |
x |
|
3 |
|
6 |
|
x |
3 |
|
7 |
|
|
|
5 |
8 |
|
|
|
10 |
9,10 (Nullprobe) |
x |
|
10 |
20 |
11,12 (Nullprobe) |
|
x |
15 |
20 |
*LF= lösungsmittelfreies Silikonsystem ) jeweils ca. 1g/m² (fest) |
LH= lösungsmittelhaltiges Silikonsystem) Silikonauftrag |
1. Verfahren zur Oberflächenmodifikation von Trennrohpapieren, dadurch gekennzeichnet,
daß innerhalb oder außerhalb der Papiermaschine mittels üblicher Auftragsaggregate
auf die Papierbahn eine Suspension von filmbildenden Substanzen, gegebenenfalls unter
Zusatz von Weißpigmenten aufgetragen wird, welche anteilig bis zu 25 % (fest gerechnet)
Katalysator in Form einer wäßrigen Emulsion enthält.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Katalysatorkomponente
beispielsweise Platin, Ruthenium, Rhodium, Palladium, Iridium und Verbindungen der
Komplexe dieser Elemente, insbesondere Platinhalogenide wie PtCl₄ Platin(IV)-chlorsäure
und Na₂PtCLn·4H₂O, Platin-Olefin-Komplexe, Platin-Alkohol- oder Alkoholat-Komplexe, Platin-Äther-Komplexe,
Platin-Aldehyd-Komplexe, Platin-Keton-Komplexe und Platin-Vinylsiloxan-Komplexe;
ferner Eisen-, Nickel- und Kobaltcarbonyle verwendet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß diese Katalysatoren
in Form von wäßrigen Katalysatoremulsionen in Anteilen von 1 bis 25 % (fest gerechnet),
vorzugsweise in Anteilen von 3 bis 10 % üblichen Oberflächenpräparationen aus filmbildenden
Substanzen für Trennrohpapiere wie z.B. Polyvinylalkohol, Carboxymethyl cellulose,
Stärkederivate, Alginat oder Polymerdispersionen (Latices) allein oder in Kombination
in einem ph-Bereich von 2 bis 11, vorzugsweise 4 bis 9,5, zugesetzt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß diese Katalysatoren
in Form von wäßrigen Katalysatoremulsionen in Anteilen von 1 bis 25 % (fest gerechnet),
vorzugsweise in Anteilen von 3 bis 10 % üblichen pigmentierten Beschichtungsmassen
aus Bindemitteln, wie z.B. Copolymerdispersionen (Latices) auf der Basis von Acrylsäure,
Acrylsäureester, Acrylnitril, Vinylacetat und/oder Styrol, Polyvinylalkohol, Carboxymethylcellulose
oder Polyvinylalkohol allein oder in Kombination mit Weißpigmenten, z.B. Kaolin, Calciumcarbonat,
Titandioxid allein oder in Kombination, in einem ph-Bereich von 5 bis 11, vorzugsweise
7 bis 9,5 , zugesetzt werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichent, daß der Oberflächenauftrag
mittels üblicher Auftragsaggregate, basierend z.B. auf dem Walzen- (z.B. Leimpresse)
und/oder Rakel - (z.B. Blade) Prinzip, auf eine bereits gebildete Papierbahn mit einem
Restfeuchtegehalt zwischen 1 und 14 %, vorzugsweise 2 bis 8 %, innerhalb oder außerhalb
der Papiermaschine erfolgt.
6. Verwendung eines Trennrohpapieres hergestellt nach dem Verfahren nach Anspruch
1 bis 5 als Verpackungsmaterial für klebrige Güter, für Backwaren, Lebensmittelverpackungen,
für Kunststofflaminate wie sogenannte Schichtstoffplatten, Spannplatten oder dergleichen
und für den Selbstklebesektor.