[0001] Die Erfindung betrifft eine Eigenbedarfsversorgung für eine Mittelspannungsschaltanlage.
[0002] Für die bisher bekannten Eigenbedarfsversorgungen in Mittelspannungsschaltanlagen
ist neben einem Eigenbedarf-Transformator auch ein eigenes Schaltfeld notwendig,
das einen beträchtlichen Raumbedarf aufweist. In luftisolierten Schaltanlagen wird
der Eigenbedarf-Transformator mit einem Lasttrennschalter geschaltet und mit Sicherungen
geschützt. In gasisolierten Schaltanlagen, wo zum Schalten des Transformators sogar
ein Leistungsschalter erforderlich ist, erfolgt der Schutz mittels Stromwandler und
Schutzrelais. Die Stromwandler sind wegen des kleinen Nennstromes der Eigenbedarf-Transformatoren
und der trotzdem erforderlichen vollen Kurzschlußfestigkeit besonders teuer.
[0003] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine Eigenbedarfsversorgung zu schaffen,
die ohne einen gesonderten Eigenbedarf-Transformator auskommt.
[0004] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die im Anspruch angegebenen Merkmale gelöst.
Vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den Unteransprüchen beschrieben.
[0005] Bei der erfindungsgemäßen Eigenbedarfsversorgung werden die in jeder Mittelspannungsschaltanlage
vorhandenen Spannungswandler, die der Meßwerterfassung dienen und die eine vielfach
höhere thermische Belastbarkeit aufweisen als für die Meßwerterfassung erforderlich,
zur Speisung des Eigenbedarfsnetzes verwendet. Die Spannungswandler übertragen jedoch
- voll im Sinne ihrer eigentlichen Aufgabe - auch fehlerhafte Zustände. So ist z.B.
bei Erdschluß in einem dreiphasigen Mittelspannungsnetz in einem Pol die Spannung
annähernd gleich Null, wohingegen in den beiden ungestörten Polen die Spannung auf
das √3-fache ansteigt. Dieser Spannungszustand ist in einem Eigenbedarfsnetz unzulässig.
Damit sich Erdschlüsse des Mittelspannungsnetzes nicht auswirken, ist erfindungsgemäß
vorgesehen, an die Sekundärwicklungen der Spannungswandler einen Zwischentransformator
anzuschließen, dessen Eingangswicklungen in Dreieck geschaltet sind. Da das Vektor-Dreieck
der Sekundärspannungen der Spannungswandler bei Erdschluß auf der Primärseite erhalten
bleibt, hat der Zwischentransformator auch in diesem Betriebsfall seine normale magnetische
Erregung, d.h. die Spannung zwischen den Leitern bleibt erhalten. Die Ausgangswicklung
des Zwischentransformators ist in Stern oder in Zickzack geschaltet, wobei der Sternpunkt
jeweils geerdet ist. Damit stehen für das Eigenbedarfsnetz der Schaltanlage sowohl
drei einphasige Spannungen als auch ein Drehstromsystem mit voll belastbarem Nulleiter
zur Verfügung, in dem sich Erdschlüsse des Mittel spannungsnetzes nicht auswirken.
[0006] Eine Eigenbedarfsversorgung gemäß Anspruch 2 ist in vorteilhafter Weise sowohl in
einpolig gekapselten gasisolierten Schaltanlagen als auch in luftisolierten Schaltanlagen
einsetzbar. Darüber hinaus ist bei einer Eigenbedarfsversorgung nach Anspruch 2 auch
ein Erdschluß im Mittelspannungsnetz erkennbar.
[0007] Die Erfindung sowie weitere vorteilhafte Ausgestaltungen werden im folgenden anhand
von Ausführungsbeispielen näher erläutert. Darin zeigen:
FIG 1 ein Prinzipschaltbild einer ersten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Eigenbedarfsversorgung,
FIG 2 ein Prinzipschaltbild einer zweiten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Eigenbedarfsversorgung.
[0008] In FIG 1 ist mit 1 ein dreiphasiges Mittelspannungsnetz bezeichnet. An die Leiter
L1,L2,L3 dieses Mittelspannungsnetzes 1 ist ein Spannungswandlersatz 2 mit seinen
Primärwicklungen 211,221,231 gelegt. Der Spannungswandlersatz 2 besteht aus drei einpolig
isolierten Spannungswandlern 21,22,23, deren Primärwicklungen 211,221,231 und deren
Sekundärwicklungen 212,222,232 jeweils zu einer Sternschaltung mit geerdetem Sternpunkt
zusammengeschaltet sind. Die Sekundärwicklungen 212,222,232 sind an Eingangswicklungen
41,43,45 eines Zwischentransformators 4 gelegt, wobei die Eingangswicklungen 41,43,45
in Dreieck geschaltet sind. Der Zwischentransformator 4 ist mit seinen Ausgangswicklungen
42,44,46 an das Eigenbedarfsnetz 5 der Mittelspannungsschaltanlage angeschlossen.
Die Ausgangswicklungen 42,44,46 sind in dem in FIG 1 dargestellten Ausführungsbeispiel
in Stern geschaltet. Die Ausgangswicklungen 42,44,46 können aber auch in Zickzack
geschaltet sein. Eine Zickzackschaltung ist bei extremer Schieflast von Vorteil, da
man durch eine Schaltung in Zickzack eine bessere Lastverteilung auf die einzelnen
Ausgangswicklungen 42,44,46 des Zwischentransformtators 4 erzielt. Sowohl bei in Dreieck
als auch in Zickzack geschalteten Ausgangswicklungen 42,44,46 kann mit dem herausgeführten
Sternpunkt das Eigenbedarfsnetz mit beliebiger Netzform betreffend die "Schutzmaßnahmen
gegen gefährliche Körperströme" (VDE 0100, Teil 410, IEC-Publikation 364-4-41 und
364-4-47) angeschlossen werden, d.h. die Netzformen IT, TN und TT sowie die erlaubten
Kombinationen. In dem in FIG 1 dargestellten Ausführungsbeispiel ist der Sternpunkt
der Ausgangswicklungen 42,44,46 geerdet und ein PEN-Leiter für den Anschluß eines
TN-Netzes herausgeführt.
[0009] In FIG 2 ist mit 1 ebenfalls ein dreiphasiges Mittelspannungsnetz bezeichnet. An
die Leiter L1,L2,L3 dieses Mittelspannungsnetzes 1 ist ein Spannungswandlersatz 3
mit seinen Primärwicklungen 311,321 gelegt. Der Spannungswandlersatz 3 besteht aus
zwei zweipolig isolierten Spannungswandlern 31,32 (beide Pole sind gegen Erde voll
isoliert). Jeder Spannungswandler 31,32 ist mit dem einen Anschlußpol seiner Primärwicklung
311 bzw. 321 jeweils an einen Leiter L1 bzw.L3 des Mittelspannungsnetzes 1 angeschlossen;
die anderen Anschlußpole der Primärwicklungen 311,321 sind gemeinsam an den noch freien
Leiter L2 angeschlossen.
[0010] Die Sekundärwicklungen 312,322 der Spannungswandler 31,32 sind mit ihren einen Anschlußpolen
gemeinsam an Erde gelegt und mit ihren anderen Anschlußpolen jeweils mit einer Eingangswicklung
41 bzw. 45 des Zwischentransformators 4 verbunden. Die verbleibende Eingangswicklung
43 ist an den geerdeten Sternpunkt der Sekundärwicklungen 312,322 der Spannungswandler
31,32 angeschlossen. Der schaltungstechnische Aufbau des Zwischentransformators
4 ist mit dem Aufbau des Zwischentransformators in FIG 1 identisch und ist bereits
dort beschrieben.
1. Eigenbedarfsversorgung für eine Mittelspannungsschaltanlage mit folgenden Merkmalen:
- Ein Spannungswandlersatz (2;3) ist mit seinen Primärwicklungen (211,221,231;311,321)
an ein dreiphasiges Mittelspannungsnetz (1) gelegt und mit seinen Sekundärwicklungen
(212,222,232;312,322) an Eingangswicklungen (41,43,45) eines Zwischentransformators
(4) geschaltet,
- die Eingangswicklungen (41,43,45) des Zwischentransformators (4) sind in Dreieck
geschaltet,
- die Ausgangswicklungen (42,44,46) des Zwischentransformators (4) sind in Stern oder
in Zickzack geschaltet und daran ist das Eigenbedarfsnetz der Mittelspannungsschaltanlage
angeschlossen.
2. Eigenbedarfsversorgung nach Anspruch 1, bei der der Spannungswandlersatz (2) aus
drei einpolig isolierten Spannungswandlern (21,22,23) besteht, deren Primärwicklungen
(211,221,231) und deren Sekundärwicklungen (212,222,232) jeweils in Stern geschaltet
und beide Sternpunkte geerdet sind.
3. Eigenbedarfsversorgung nach Anspruch 1, mit folgenden Merkmalen:
- Der Spannungswandlersatz (3) besteht aus zwei zweipolig isolierten Spannungswandlern
(31,32),
- jeder Spannungswandler (31,32) ist mit dem einen Anschlußpol seiner Primärwicklung
(311;321) jeweils an eine Leiter (L1;L3) des dreiphasigen Mittelspannungsnetzes (1)
angeschlossen, die anderen Anschlußpole der Primärwicklungen (311,321) sind gemeinsam
an den noch freien Leiter (L2) angeschlossen,
- die Sekundärwicklungen (321,322) der Spannungswandler (31,32) sind mit ihren einen
Anschlußpolen gemeinsam an Erde gelegt und mit ihren anderen Anschlußpolen jeweils
mit einer Ein gangswicklung (41;45) des Zwischentransformators (4) verbunden, dessen
weitere Eingangswicklung (43) an den geerdeten Sternpunkt der Sekundärwicklungen (312,322)
der Spannungswandler (31,32) angeschlossen ist.
4. Eigenbedarfsversorgung nach Anspruch 2, bei der die einpolig isolierten Spannungswandler
(21,22,23) für eine Sekundär-Nennspannung (Leiter-Erd-Spannung) von 100/ √3 V und
der Zwischentransformator (4) für eine Eingangsspannung (Leiter-Leiter-Spannung) von
100 V ausgelegt sind.
5. Eigenbedarfsversorgung nach Anspruch 2, bei der die einpolig isolierten Spannungswandler
(21,22,23) für eine Sekundär-Nennspannung (Leiter-Erd-Spannung) von 220 V und der
Zwischentransformator (4) für eine Eingangsspannung (Leiter-Leiter-Spannung) von 380
V ausgelegt sind.
6. Eigenbedarfsversorgung nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
bei der die Ausgangswicklungen (42,44,46) des Zwischentransformators (4) jeweils für
eine Ausgangsspannung (Leiter-Erde-Spannung/Leiter-Leiter-Spannung) von 220/380 V
ausgelegt sind.