[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Färben mit Reaktivfarbstoffen von textilen
Flächengebilden aus Zellulosefasern sowie Wolle und Seide.
[0002] Färbeverfahren für textile Flächengebilde unter Verwendung von Reaktivfarbstoffen
sind allgemein bekannt. Ein Verfahren ist das sogenannte Ausziehverfahren. Dieses
wird auf Breitfärbemaschinen (Jigger) oder Strangfärbemaschinen (Haspelkufen, Jetfärbemaschinen
u.a.) mit stufenweiser Zugabe von Farbstoff und Alkali zum Färbebad sowie Temperatureinstellung
ausgeführt. Der Nachteil dieses Verfahrens liegt darin,daßes ein diskontinuierliches
Verfahren ist, nur begrenzte Partiegrößen zuläßt und es besteht die Gefahr der Enden-
und Seitenungleichheit, außerdem ist dieses Verfahren sehr zeitaufwendig.
[0003] Ein weiteres bekanntes Verfahren ist das sogenannte Zweiphasenverfahren. Hier werden
der Farbstoff durch Klotzen am Foulard, Zwischentrocknung, dann Auftragen von Alkali
und Fixierung durch Dämpfen, thermische Behandlung oder Verweilzeit aufgebracht.
Dieses Verfahren ist nur für große Färbepartien interessant, da es sich eigentlich
um zwei, durch Zwischenbehandlung getrennte Auftragungsverfahren handelt.
[0004] Ein anderes bekanntes Verfahren ist das sogenannte Klotz-Kaltverweil-Verfahren.
Dieses Verfahren hat durch seine relative Einfachheit an Bedeutung gewonnen. Hierbei
wird Farbstoff und Alkali in einer gemeinsamen Flotte aufgetragen und die danach aufgedockte
Ware vor dem Auswaschen längere Zeit zur Vollendung der Färbereaktion verweilen gelassen.
Durch die vollkommene Instabilität alkalischer Färbeflotten mit Reaktivfarbstoffen
muß Farbstofflösung und Alkali ganz kurz vor dem Auftrag am Foulard proportional
gemischt werden. Restflotten und Foulardinhalt sind nicht weiter verwendbar und belasten
das Abwasser; deshalb für kleine und mittlere Warenpartien unrationell und andererseits
für Großpartien nicht kontinuierlich durchführbar.
[0005] Die Erfindung des Klotz-Kaltverweilverfahrens (KKV-Färbung) war ein großer Fortschritt
in der Reaktivstückfärbung. Heute werden ca. 70 - 80% aller Flächengebilde nach diesem
Verfahren gefärbt.
[0006] Mit diesem Verfahren und bei seiner verblüffenden Einfachheit wurde jedoch ein großer
ökologischer und auch kostenmäßiger Nachteil in Kauf genommen. Die Klotzflotte für
die Färbung, welche neben dem gelösten Reaktivfarbstoff das Alkali enthält, kann
nur mit einem hohen Anteil von Wasserglas (Na₂ Si O₃) stabil gehalten werden. Das
Wasserglas belastet nicht nur das Abwasser, sondern setzt sich durch Ausfällung in
den Leitungen und Kanälen fest. Die im Foulard bei Abschluß des Fouladierens verbleibende
gemischte Flotte geht in das Abwasser, da nicht wieder verwendbar. Wasserglas setzt
sich auch auf Foulard- und Umlenkwalzen an; es kommt zu Verkrustungen und Beschädigungen.
[0007] Ein Hauptnachteil von Wasserglas ist jedoch die schwierige Auswaschbarkeit aus dem
Gewebe nach der Verweilzeit, was nur durch erhöhten Aufwand an Wasser und Energie
bewältigt werden kann.
[0008] Zahlreiche Versuche und auch Patentanmeldungen gehen darauf hinaus, das Wasserglas
zu ersetzen, was bisher ohne Erfolg geblieben ist.
[0009] Die Erfindung hat die Aufgabe, ein neues Verfahren zu schaffen, das die Nachteile
der bekannten Verfahren nicht aufweist.
[0010] Bei dem eingangs erwähnten Verfahren wird jetzt gemäß der Erfindung vorgeschlagen,
daß Farbstofflösung und Alkalilösung getrennt, jedoch unmittelbar nacheinander in
vorausbestimmter (genau definierter) Menge zum Trockengewicht des Flächengebildes
in einem Maschinendurchlauf aufgetragen werden, daß jede der beiden Auftragungsteilmengen
weniger als 100%, bezogen auf das Trockengewicht des Flächengebildes, beträgt und
daß das Gewicht beider Auftragungsmengen in seiner Summe etwa 80 bis 100% beträgt.
[0011] Nach einer anderen Erfindungsidee wird vorgeschlagen, daß die Auftragung der Farbstofflösung
(bzw. das Imprägnieren mit der Farbstofflösung) in einem Tauchbad mit anschließender
Abquetschung bis etwa 60 bis 90% Auftragungsgewicht, bezogen auf das Trockengewicht
des Flächengebildes, erfolgt und daß die Auftragung der Alkalilösung - vorzugsweise
im gleichen Bahnverlauf nachgeordnet - als sogenannte Geringmengenauftragung in einer
vorausbestimmten Menge, deren Größenordnung etwa 10 bis 40%, bezogen auf das Trockengewicht
des Flächengebildes, beträgt, erfolgt.
[0012] Bei der Erfindung werden also Farbstofflösung und Alkalilösung getrennt durch eine
maschinelle Anordnung unmittelbar nacheinander und kontinuierlich aufgetragen. Die
Ausführung dieses Verfahrens bedingt, daß eine genau definierte und reproduzierbare
Flüssigkeitsmenge gleichmäßig im prozentualen Verhältnis zum Gewicht des Flächengebildes
aufgetragen werden kann, und zwar in zwei direkt aufeinanderfolgenden Auftragungen.
Diese Bedingung erfüllt z.B. der Magnetfoulard (Magnoroll), wobei gegebenenfalls
zwei Aggregate direkt zu einer Maschineneinheit zusammengeschlossen werden können.
[0013] Die Auftragsmengen können hierbei variiert werden, in der ersten Stufe für die Farbstofflösung
zwischen 50 und 90% mit oder ohne Tauchen des Flächengebildes und in der unmittelbar
darauffolgenden zweiten Stufe für die Alkalilösung von 10 bis 50% (des Gewichtes des
Flächengebildes) ohne Tauchen zur Vermeidung der Ablösung von Farbstoff.
[0014] Durch Variation der Farbstofflösung und insbesondere der Alkalilösung sowie der jeweiligen
Auftragsmengen können nach diesem Verfahren alle Arten von textilen Flächengebilden
sowie alle in Frage kommenden Faserarten gefärbt werden, und zwar: Baumwolle, Viskose,
Leinen, Wolle und Seide sowie deren Mischungen. Im Anschluß an den Auftrag von Farbstoff
und Alkali wird vorteilhafterveise für Kaltverweilung aufgedockt; es kann aber auch
kontinuierlich thermisch behandelt und dann ausgewaschen werden.
Vorteile des Verfahrens!
[0015]
1. Anwendbarkeit für alle Zellulosefasern sowie Wolle und Seide.
2. Lange Haltbarkeit der Flotten.
3. Dadurch bedingt keine Farbstoff- und auch keine Alkaliverluste, da die Flotten
alkalifrei bleiben und wieder verwendet werden können.
4. Das Verfahren ist umweltschonend,da praktisch kein Farbstoff ins Abwasser gelangt
und die Flottenmengen sehr gering sind.
5. Beim normalen Klotzfoulard sind mindestens 30 l Flotte zur Trogfüllung erforderlich,
wogegen bei diesem Verfahren nur 4 - 5 l.
6. Bei den meisten Farbstoffen ergibt das Verfahren eine bessere Farbausbeute, insbesondere
bei tieferen Tönen.
7. Die Zugabe von Wasserglas (Natriumsilikat) zum Alkali kann eingespart werden, wodurch
sich zusätzlich eine bessere Auswaschbarkeit ergibt.
8. Anwendbarkeit des Verfahren für kleinste bis sehr große Partien.
[0016] Das neue Färbeverfahren ist ökologisch und wirtschaftlich von besonderer Bedeutung,
da es ohne Wasserglas arbeitet und weiterhin keine Restflotten verbleiben, die die
Umwelt zusätzlich belasten.
1. Verfahren zum Färben mit Reaktivfarbstoffen von textilen Flächengebilden aus Zellulosefasern
sowie Wolle und Seide, dadurch gekennzeichnet, daß Farbstofflösung und Alkalilösung
getrennt, jedoch unmittelbar nacheinander in vorausbestimmter (genau definierter)
Menge zum Trockengewicht des Flächengebildes in einem Maschinendurchlauf aufgetragen
werden, daß jede der beiden Auftragungsteilmengen weniger als 100%,bezogen auf das
Trockengewicht des Flächengebildes,beträgt und daß das Gewicht beider Auftragungsmengen
in seiner Summe etwa 80 bis 100% beträgt.
2. Verfahren zum Färben mit Reaktivfarbstoffen von textilen Flächengebilden aus Zellulosefasern
sowie Wolle und Seide, dadurch gekennzeichnet, daß die Auftragung der Farbstofflösung
(bzw. das Imprägnieren mit der Farbstofflösung) in einem Tauchbad mit anschließender
Abquetschung bis etwa 60 bis 90% Auftragungsgewicht, bezogen auf das Trockengewicht
des Flächengebildes, erfolgt und daß die Auftragung der Alkalilösung- vorzugsweise
im gleichen Bahnverlauf nachgeordnet - als sogenannte Geringmengenauftragung in einer
vorausbestimmten Menge, deren Größenordnung etwa 10 bis 40%, bezogen auf das Trockengewicht
des Flächengebildes beträgt, erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Flächengebilde
zuerst in ein Bad mit Farbstofflösung eintauchend behandelt, d.h. getränkt, daran
anschließend auf den prozeßtechnisch erforderlichen bzw. vorausbestimmten Gehalt
an Farbstofflösung abgequetscht und dann im dritten Verfahrensschritt mit einem Auftragungsanpreßdruck,
der geringer als der im zweiten Verfahrensschritt angewendete Abquetschdruck ist,
einseitig Alkalilösung aufgetragen wird, (die mit der im Flächengebilde deponierten
Farbstofflösung reagiert, wodurch die Echtheit der Färbung bewirkt wird).
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Alkalilösung
im mittleren Konzentrationsbereich und in solcher Menge aufgetragen wird, daß eine
volle Diffusion bzw. volle Imprägnierung und, dadurch bedingt, gleichmäßige Reaktion
in allen Dickenbereichen des Flächengebildes erfolgt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Alkalilösung
hochkonzentriert und in relativ geringer Menge aufgetragen wird, wodurch bewirkt wird;
daß die Farbstoffalkalireaktion an der Außenseite (bzw. Oberfläche) bzw. bei sofort
anschließender Aufrollung an beiden Außenseiten des Flächengebildes in verstärktem
Ausmaß erfolgt und daß (dementsprechend) im inneren, bei oberflächlicher Betrachtung
nicht sichtbaren Bereich des Flächengebildes eine verhältnismäßig geringere Reaktion
stattfindet, was zur Folge hat, daß die Außenseite bzw. beide Außenseiten intensiver
angefärbt wird (werden) als der innere Bereich.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,dadurch gekennzeichnet, daß dieselbe
Alkalilösung, d.h. dieselbe Trogfüllung bzw. die unmittelbar vor dem Auftragungsbereich
bereitgestellte Vorratsmenge an Alkalilösung, ohne Austausch gegen eine frische Alkalilösung
in Kombination mit unterschiedlichen Farbstofflösungen verwendbar ist, da die Auftragung
der Alkalilösung hinzuaddierend erfolgt und dadurch keine störenden Mengen von Farbstofflösung
in die Alkalilösung eingebracht werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß für den
zweiten Verfahrensschritt, d.h. für das durch Abquetschen erfolgende Entfernen des
Überschusses an Farbstofflösung, magnetisch bewirkte Anpreßkraft eingesetzt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß zur Auftragung
der Alkalilösung magnetisch bewirkte Anpreßkraft eingesetzt wird.
9. Verfahren nach den Ansprüchen 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß die die magnetische
Anpreßkraft bewirkende Einrichtung über die Auftra gungsbreite in Zonen aufgeteilt
wird und daß in jeder dieser Zonen durch Aufbau eines unterschiedlich starken Magnetfeldes
unterschiedlich große Anpreßkraft erzeugt werden kann.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
zwischen dem ersten Verfahrensschritt des Auftragens von Farbstofflösung und dem zweiten
Hauptschritt des Auftragens von Alkali ein Verfahrenshilfsschritt dazwischengeschaltet
wird, der darin besteht, daß die im ersten Schritt aufgetragene Farbstofflösung durch
eine Preßstation (Preßwalzenpaar) verpreßt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Preßstation eine
Magnetwalzenpreßstation ist.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
dieselbe Magnetwalze, die als Auftragsstation für die Farbstofflösung verwendet wird,
mit einer zweiten Magnetbehandlungsstation auch als Preßwalze verwendet wird.
13. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
der Alkalilösung kein Wasserglas zugesetzt wird.