(19)
(11) EP 0 422 344 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
17.04.1991  Patentblatt  1991/16

(21) Anmeldenummer: 90114725.6

(22) Anmeldetag:  31.07.1990
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5B41F 9/10
(84) Benannte Vertragsstaaten:
CH DE FR GB IT LI

(30) Priorität: 10.10.1989 DE 3933844

(71) Anmelder: Windmöller & Hölscher
D-49525 Lengerich (DE)

(72) Erfinder:
  • Lübke, Herbert
    D-4543 Lienen (DE)
  • Schröder, Volker
    D-4540 Lengerich (DE)

(74) Vertreter: Gossel, Hans K., Dipl.-Ing. et al
Lorenz-Seidler-Gossel Widenmayerstrasse 23
D-80538 München
D-80538 München (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Rakelvorrichtung


    (57) Die Erfindung betrifft eine Rakelvorrichtung, deren in einem Rakelhalter befestigtes Rakelmesser an eine Farbe aufnehmende Walze, vorzugsweise an den Formzylinder einer Tiefdruckmaschine, anstellbar ist.
    Zur Lösung der Aufgabe, eine derartige Rakelvorrichtung zu schaffen, bei der sich das Rakelmesser unabhängig von der Länge des Rakelhalters mit im wesentlichen gleichen Andruck an die Walze andrücken läßt, wird erfindungsgemäß vorgesehen, daß der Rakelhalter (117) durch mehrere im rechten Winkel zu seiner Längserstreckung angeordnete Zapfen (116) o.dg. drehbar mit einer gleichen Anzahl schlittenartiger Tragstücke (113), die im rechten Winkel zur Walze (120) verlaufenden Führungen (114, 115) verschieblich geführt sind, verbunden und durch mehrere über seine Länge verteilte federnde Andrückmittel, beispielsweise Druckmittel-Kolben-Zylinder-Einheiten (121) an die Walze (120) angedrückt ist.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Rakelvorrichtung, deren in einem Rakelhalter befestigtes Rakelmesser an eine Farbe aufnehmende Walze, vorzugsweise an den Formzylinder einer Tiefdruckmaschine, anstellbar ist.

    [0002] Bei Rakelvorrichtungen dieser Art besteht das Problem, das Rakel­messer auch dann über seine Länge mit gleichmäßigem Andruck an die Walze anstellen zu können, wenn die Mantellinie der Walze, auf die oder deren Bereich sich das Rakelmesser abstützt, nicht genau parallel zur Schneide des Rakelmessers ist, was beispiels­weise dann der Fall ist, wenn die Achse der Walze nicht parallel zur Schneide des Rakelmessers verläuft oder die Walze eine konische Form besitzt.

    [0003] Bei einer aus der DE-AS 12 73 540 bekannten Rakelvorrichtung soll ein guter Andruck der Rakel an einen Formzylinder dadurch erreicht werden, daß ein um die zur Schwenkachse des Rakel­trägers rechtwinkelige Mittelachse drehbarer Teil eine Pendel­achszapfenlagerpaarung trägt, deren drehbarer Teil den Rakel­messerhalter trägt und deren Mittelachse ebenfalls in der Mitte des Rakelmesserhalters in einem rechten Winkel zur Mittelachse des drehbaren Teils verläuft. Bei dieser Rakelvorrichtung läßt sich das Rakelmesser aufgrund der mittigen, pendelnden und wippenartigen Lagerung des Rakelhalters mit guter Parallelität an den Formzylinder andrücken. Dennoch ist diese bekannte Rakel­vorrichtung nicht zufriedenstellend, da eine gute Anlage des Rakelmessers an den Mantel eines Formzylinders nur so lange gewährleistet ist, wie das Rakelmesser verhältnismäßig kurz ist. Denn bei längeren Rakelmessern und zugehörigen Rakelmesser­halterungen tritt wegen der mittigen Lagerung in deren End­bereichen ein Vibrieren auf, das eine unsaubere Abrakelung in den Endbereichen des Formzylinders zur Folge hat.

    [0004] Bei einer aus der DE-AS 12 28 276 bekannten Rakelvorrichtung sind die Rakelhalter von einer verdrehbaren, mit Dreharmen ausgerüsteten Rakelträgerwelle getragen, die in unabhängig voneinander verdrehbaren Schwenkarmen gelagert ist, wobei sowohl auf die Schwenkarme als auch auf die Dreharme eine in Richtung auf den Formzylinder hin wirksame, elastische Kraft ausübbar ist. Auch diese bekannte Rakelvorrichtung arbeitet nur zufrieden­stellend, wenn die die hebelartigen Rakelhalter tragende Rakel­trägerwelle nicht zu lang ist, weil diese sich andernfalls in ihrem mittleren Bereich um ein nicht mehr vertretbares Maß durch­biegen kann, was dann in dem mittleren Bereich des Formzylinders eine unvollständige Abrakelung zur Folge hat.

    [0005] Aufgabe der Erfindung ist es daher, eine Rakelvorrichtung der eingangs angegebenen Art zu schaffen, bei der sich das Rakel­messer unabhängig von der Länge des Rakelhalters mit im wesentlichen gleichem Andruck an die Walze andrücken läßt.

    [0006] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe bei einer Rakelvorrichtung der gattungsgemäßen Art dadurch gelöst, daß der Rakelhalter durch mehrere im rechten Winkel zu seiner Längserstreckung angeordnete Zapfen o.dgl. drehbar mit schlittenartigen Tragstücken, die in rechtwinkelig zur Walze verlaufenden Führungen verschieblich geführt sind, verbunden und durch mehrere über seine Länge verteilte federnde Andrückmittel, beispielsweise Druckmittel-Kolben-Zylinder-Einheiten, an die Walze angedrückt ist.

    [0007] Die schlittenartigen Tragstücke gestatten es, daß sich der Rakelhalter mit im wesentlichen gleichen Andruck an die Walze anstellen läßt, wobei die den Rakelhalter relativ zu den Trag­stücken lagernden Zapfen eine entsprechende Verdrehung des Rakelhalters zu den Tragstücken gestatten. Die Andruckmittel können in der gewünschten Weise über die Länge des Rakelhalters angeordnet werden und unmittelbar auf diesen oder aber auch auf die schlittenartigen Tragstücke wirken. Da über die Länge des Rakelhalters beliebig viele Andrückmittel vorgesehen werden können, ist auch bei sehr langen Rakelmessern und zugehörigen Rakelmesserhalterungen ein gleichmäßiger guter und vibrations­sicherer Andruck gewährleistet, wobei aufgrund der Zapfen­lagerungen eine verspannungsfreie Schrägstellung des Rakelmesser­halters entsprechend eventuell schräg verlaufenden Mantellinien der Walze sichergestellt ist.

    [0008] Zweckmäßigerweise ist jedem schlittenartigen Tragstück ein Andrückmittel zugeordnet. Die Tragstücke können in Führungen von Schlitten geführt sein, die mit einem den Schlitten parallel zur Walze hin- und herbewegenden Antrieb versehen sind. Dieser rever­sierende Antrieb verhindert, daß das Rakelmesser ständig mit denselben Umfangsbereichen der Walze in Berührung bleibt.

    [0009] Die Andrückmittel können aus pneumatischen Kolben-Zylinder-­Einheiten bestehen, die sich einerseits auf dem Rakelhalter und andererseits über Haltestücke auf den Schlitten ab stützen.

    [0010] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachstehend anhand der Zeichnung näher beschrieben. In dieser zeigt

    Fig.1 eine Vorderansicht einer Rakelvorrichtung, teilweise im Schnitt,

    Fig.2 einen Schnitt durch die Rakelvorrichtung längs der Linie II-II in Fig.1,

    Fig.3 eine Draufsicht auf die Rakelvorrichtung in Richtung der Pfeile III in Fig. 1,

    Fig.4 eine der Fig.1 entsprechende Darstellung der Rakelvor­richtung mit der erfindungsgemäßen Lagerung des Rakelhalters,

    Fig.5 einen Ausschnitt aus der Rakelhalterung gemäß Fig.4 in vergrößerter Darstellung und

    Fig.6 eine Ansicht der Rakelhalterung gemäß der Linie III-III in Fig.5.



    [0011] Zwei Seitenwände des Gestells sind mittels einer Quertraverse 2 miteinander verbunden. Mit den Innenseiten einer jeden Seitenwand 1 sind Getriebe 3 und 4 verschraubt, wobei dem Getriebe 4 ein Motor 4 zugeordnet ist. Über eine Welle 6 sind die Getriebe 3 und 4 miteinander verbunden. Die vom Motor 5 über die Getriebe 3 und 4 antreibbaren Gewindespindeln 7 und 8 sind im Bereich ihrer von den Getrieben 3 und 4 entfernt liegenden Enden über mit den Seitenwänden 1 verbundenen Konsolen 9 und 10 gehalten. Auf die Gewindespindeln 7 und 8 sind mit nicht darge­stellten Gewindemuttern ausgestattete Lager 11 und 12 aufgesetzt. In dem auf der linken Seite der Figur 1 darge­stellten Lager 11 ist ein Lagerzapfen 13 drehbar gehalten, der mit einer Seite eines Gußrahmens 14 fest verbunden ist. Ebenso wie in dem Lager 11 ist auch in dem auf der rechten Seite der Figur 1 dargestellten Lager ein Lagerzapfen 15 drehbar gelagert, der an seinem dem Lager 12 abgewandten Ende mit der rechten Seite des Gußrahmens 14 fest verbunden ist. Auf den in der Figur 1 rechts dargestellten Lagerzapfen 15 ist ein Klemmhebel 16 aufgesetzt, der an seiner in Figur 3 dem Betrachter zugewandten Seite gabelförmig ausgebildet ist. In den beiden Gabelarmen 17 und 18 ist ein Bolzen 19 drehbar gelagert, der eine mittige Gewindebohrung 20 aufweist. In diese Gewindebohrung ist eine Gewindespindel 21 eingeschraubt, die an ihrem unteren Ende (Figur 1) ein Gelenk 22 aufweist. Über dieses Gelenk 22 ist die Gewindespindel 21 mit einem Wellenstummel 23 verbunden, der in einem Tragprofil 24 axial fest aber drehbar gelagert ist. Auf das dem Gelenk 22 entfernt liegenden Ende des Wellenstummels 23 ist eine Riemenscheibe 25 aufgesetzt, die über einen Keilriemen 26 mit einer weiteren Riemenscheibe 27 verbunden ist. Letztere, nämlich die Riemenscheibe 27, ist über einen Motor 28 antreibbar, der mit dem Tragprofil 24 fest verbunden ist. Das Tragprofil 24 selbst ist an dem Lager 12 befestigt.

    [0012] Durch Einschalten des Motors 5 können demzufolge die beiden Lager 11 und 12 hoch- und heruntergefahren werden, wodurch über die Lagerzapfen 13 und 15 auch der Gußrahmen 14 angehoben bzw. abgesenkt werden kann. Durch zusätzliches Einschalten des Motors 28 (Figur 3) kann der Gußrahmen 14 zusätzlich noch über die Gewindespindel 21, den Bolzen 19 und den Klemmhebel 16 verschwenkt werden.

    [0013] Der Gußrahmen 15 weist mehrere mit Abstand voneinander angeordnete Stützen 29 auf, wobei jeweils zwei Stützen 29 eine Achse 30 tragen. Auf den drei Achsen 30 lagern Arme 31, die mit dem eigentlichen Rakelhalter 32 fest verbunden sind. Wie die Figur 1 erkennen läßt, ist and den Gußrahmen 14 ein weiterer Motor 33 angeflanscht, über den der Rakelhalter 32 gegenüber dem Grundrahmen 14 verschwenkt werden kann. Diese Verschwenkung geschieht in analoger Weise zu der Verschwenkung des Gußrahmens 14 über den Motor 28, so daß sich eine weitere Erläuterung erübrigt.

    [0014] In der Figur 2 sind ein Formzylinder 34 und ein Presseur 35 jeweils mit vollen Linien dargestellt. An den Formzylinder 34 ist das Rakelmesser 36 angestellt, welches über Klemmstücke 37 und einer Spannpratze 38 mit dem Rakelhalter 32 verbunden ist. Durch entsprechendes Anfahren der Motore 5,28 und 33 kann zum einen das Rakelmesser den Winkel B durchfahren, der Einfluß auf den Trocknungsgrad der Farbe hat. (Je weiter das Rakelmesser vom Presseur entfernt ist, desto weiter ist der Weg, den die abgerakelten Näpfchen des Formzylinders zum Presseur zurücklegen müssen, wodurch ein hoher Trocknungsgrad erzielt wird). Weiterhin kann durch entsprechendes Verfahren der genannten drei Motore das Rakelmesser innerhalb des Winkels A eingestellt werden, durch den der Näpfchenfüllgrad definiert wird. (Je kleiner der Winkel A ist, desto größer ist der Füllgrad der Näpfchen).

    [0015] Die Erfindung wird nunmehr anhand der Fig. 4 bis 6 erläutert, die sich von den Fig.1 bis 3 dadurch unterscheiden, daß die den Armen 31 entsprechenden Arme 105 zusätzlich relativ zueinander rechtwinkelig verschiebliche Schlitten 107, 113 tragen, wobei auf dem Schlitten 113 der Rakelhalter 117 durch Zapfen gelagert und durch eigene Andrückmittel an den Formzylinder 120 angedrückt ist.

    [0016] Bei dem Ausführungsbeispiel nach den Fig.4 bis 6 ist der Gußrahmen 101 in der anhand der Fig.1 bis 3 beschriebenen Weise in Maschinenseitengestellen auf- und abbewegbar sowie schwenkbar gelagert.

    [0017] Dieser Gußrahmen 101 weist mehrere Stützen 102 auf, wobei in jeweils zwei benachbarten Stützen eine Achse 103 verschwenkbar gelagert ist. Das Verschwenken dieser Achse geschieht über eine Verstelleinrichtung 104. Auf jede Achse 103 ist ein Arm 105 aufgeklemmt, der ein in Richtung der Achse 103 verlaufendes Führungsprofil 106 aufweist. Auf jeden Arm 105 ist ein Schlitten 107 aufgesetzt, der an seiner Unterseite ebenfalls ein in Längsrichtung der Achse 103 verlaufendes Führungsprofil 108 auf­weist, das in das Führungsprofil 106 eingreift. Über Halter 109 ist mit den Armen 105 eine kolbenstangenlose Zylindereinheit 110 verbunden, dessen hin- und herbewegbarer Zapfen 111 mit dem Schlitten 107 verbunden ist, wodurch letzterer in Doppelpfeil­richtung A hin- und herreversierbar ist. Diese Reversier­bewegung, die nur wenige Millimeter beträgt, überträgt sich auf das Rakelmesser 112.

    [0018] Wie aus den Figuren 5 und 6 weiterhin zu erkennen ist, ist auf den Schlitten 107 ein weiterer Schlitten 113 aufgesetzt. Zu diesem Zweck weist der Schlitten 107 an seiner oberen Seite zwei quer zur Achse 103 verlaufende Nuten 114 auf, in die mit dem Schlitten 113 verbundene Führungsleisten 115 eingreifen. Jeder Schlitten 113 trägt einen Führungszapfen 116, wobei jeder mit seinem dem Schlitten abgewandten Ende in eine Bohrung des Rakelhalters 117 hineinragt. Jeder Drehzapfen 116 ist sowohl gegenüber dem Schlitten 113 und dem Rakelhalter 117 drehbar. Wie insbesondere aus der Figur 6 gut zu erkennen ist, ist das Rakelmesser 112 über ein Klemmstück 118 und die Knebelschraube 119 mit dem Rakelhalter 117 verklemmt.

    [0019] Der Andruck des Rakelmessers 112 an den Formzylinder 120 geschieht über eine pneumatische Kolben-Zylinder-Einheit 121, dessen Zylinder 122 über einen Winkel 123 fest mit dem Schlitten 107 verbunden ist.

    [0020] Aufgrund der vorstehend beschriebenen Lagerung der Rakel­halterung 117 kann sich einerseits das Rakelmesser selbst bei Schräglage des Formzylinders 120 gleichmäßig an diesen anlegen. Andererseits ist die Rakelhalterung 117 über ihre gesamte Länge gleichmäßig abgestützt, so daß Durchbiegungen nicht zu befürchten sind. Wenn auch in dem dargestellten Ausführungs­beispiel nur drei Lagerpunkte für die Rakelhalterung 17 dargestellt sind, so können selbstverständlich bei Bedarf mehrere vorgesehen sein, ohne den Erfindungsrahmen zu verlassen.


    Ansprüche

    1. Rakelvorrichtung, deren in einem Rakelhalter befestigtes Rakelmesser an eine Farbe aufnehmende Walze, vorzugsweise an den Formzylinder einer Tiefdruckmaschine, anstellbar ist,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß der Rakelhalter (117) durch mehrere im rechten Winkel zu seiner Längserstreckung angeordnete Zapfen (116) o.dgl. drehbar mit einer gleichen Anzahl schlittenartiger Trag­stücke (113), die im rechten Winkel zur Walze (120) verlaufenden Führungen (114,115) verschieblich geführt sind, verbunden und durch mehrere über seine Länge verteilte federnde Andrückmittel, beispielsweise Druckmittel-Kolben-Zylinder-Einheiten (121) an die Walze (120) angedrückt ist.
     
    2. Rakelvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß jedem schlittenartigen Tragstück (113) ein Andrück­mittel (121) zugeordnet ist.
     
    3. Rakelvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn­zeichnet, daß die Tragstücke (113) in Führungen (114,115) von Schlitten (107) geführt sind, die mit einem den Schlitten (107) parallel zur Walze (120) hin- und herbewegenden Antrieb (110) versehen sind.
     
    4. Rakelvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Andrückmittel aus pneumatischen Kolben-Zylinder-Einheiten (121) bestehen, die sich einerseits auf dem Rakelhalter (117) und andererseits über Haltestücke (123) auf dem Schlitten (107) abstützen.
     




    Zeichnung