[0001] Die Erfindung betrifft eine Rakelvorrichtung, deren in einem Rakelhalter befestigtes
Rakelmesser an eine Farbe aufnehmende Walze, vorzugsweise an den Formzylinder einer
Tiefdruckmaschine, anstellbar ist.
[0002] Bei Rakelvorrichtungen dieser Art besteht das Problem, das Rakelmesser auch dann
über seine Länge mit gleichmäßigem Andruck an die Walze anstellen zu können, wenn
die Mantellinie der Walze, auf die oder deren Bereich sich das Rakelmesser abstützt,
nicht genau parallel zur Schneide des Rakelmessers ist, was beispielsweise dann der
Fall ist, wenn die Achse der Walze nicht parallel zur Schneide des Rakelmessers verläuft
oder die Walze eine konische Form besitzt.
[0003] Bei einer aus der DE-AS 12 73 540 bekannten Rakelvorrichtung soll ein guter Andruck
der Rakel an einen Formzylinder dadurch erreicht werden, daß ein um die zur Schwenkachse
des Rakelträgers rechtwinkelige Mittelachse drehbarer Teil eine Pendelachszapfenlagerpaarung
trägt, deren drehbarer Teil den Rakelmesserhalter trägt und deren Mittelachse ebenfalls
in der Mitte des Rakelmesserhalters in einem rechten Winkel zur Mittelachse des drehbaren
Teils verläuft. Bei dieser Rakelvorrichtung läßt sich das Rakelmesser aufgrund der
mittigen, pendelnden und wippenartigen Lagerung des Rakelhalters mit guter Parallelität
an den Formzylinder andrücken. Dennoch ist diese bekannte Rakelvorrichtung nicht
zufriedenstellend, da eine gute Anlage des Rakelmessers an den Mantel eines Formzylinders
nur so lange gewährleistet ist, wie das Rakelmesser verhältnismäßig kurz ist. Denn
bei längeren Rakelmessern und zugehörigen Rakelmesserhalterungen tritt wegen der
mittigen Lagerung in deren Endbereichen ein Vibrieren auf, das eine unsaubere Abrakelung
in den Endbereichen des Formzylinders zur Folge hat.
[0004] Bei einer aus der DE-AS 12 28 276 bekannten Rakelvorrichtung sind die Rakelhalter
von einer verdrehbaren, mit Dreharmen ausgerüsteten Rakelträgerwelle getragen, die
in unabhängig voneinander verdrehbaren Schwenkarmen gelagert ist, wobei sowohl auf
die Schwenkarme als auch auf die Dreharme eine in Richtung auf den Formzylinder hin
wirksame, elastische Kraft ausübbar ist. Auch diese bekannte Rakelvorrichtung arbeitet
nur zufriedenstellend, wenn die die hebelartigen Rakelhalter tragende Rakelträgerwelle
nicht zu lang ist, weil diese sich andernfalls in ihrem mittleren Bereich um ein nicht
mehr vertretbares Maß durchbiegen kann, was dann in dem mittleren Bereich des Formzylinders
eine unvollständige Abrakelung zur Folge hat.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es daher, eine Rakelvorrichtung der eingangs angegebenen
Art zu schaffen, bei der sich das Rakelmesser unabhängig von der Länge des Rakelhalters
mit im wesentlichen gleichem Andruck an die Walze andrücken läßt.
[0006] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe bei einer Rakelvorrichtung der gattungsgemäßen
Art dadurch gelöst, daß der Rakelhalter durch mehrere im rechten Winkel zu seiner
Längserstreckung angeordnete Zapfen o.dgl. drehbar mit schlittenartigen Tragstücken,
die in rechtwinkelig zur Walze verlaufenden Führungen verschieblich geführt sind,
verbunden und durch mehrere über seine Länge verteilte federnde Andrückmittel, beispielsweise
Druckmittel-Kolben-Zylinder-Einheiten, an die Walze angedrückt ist.
[0007] Die schlittenartigen Tragstücke gestatten es, daß sich der Rakelhalter mit im wesentlichen
gleichen Andruck an die Walze anstellen läßt, wobei die den Rakelhalter relativ zu
den Tragstücken lagernden Zapfen eine entsprechende Verdrehung des Rakelhalters zu
den Tragstücken gestatten. Die Andruckmittel können in der gewünschten Weise über
die Länge des Rakelhalters angeordnet werden und unmittelbar auf diesen oder aber
auch auf die schlittenartigen Tragstücke wirken. Da über die Länge des Rakelhalters
beliebig viele Andrückmittel vorgesehen werden können, ist auch bei sehr langen Rakelmessern
und zugehörigen Rakelmesserhalterungen ein gleichmäßiger guter und vibrationssicherer
Andruck gewährleistet, wobei aufgrund der Zapfenlagerungen eine verspannungsfreie
Schrägstellung des Rakelmesserhalters entsprechend eventuell schräg verlaufenden
Mantellinien der Walze sichergestellt ist.
[0008] Zweckmäßigerweise ist jedem schlittenartigen Tragstück ein Andrückmittel zugeordnet.
Die Tragstücke können in Führungen von Schlitten geführt sein, die mit einem den Schlitten
parallel zur Walze hin- und herbewegenden Antrieb versehen sind. Dieser reversierende
Antrieb verhindert, daß das Rakelmesser ständig mit denselben Umfangsbereichen der
Walze in Berührung bleibt.
[0009] Die Andrückmittel können aus pneumatischen Kolben-Zylinder-Einheiten bestehen, die
sich einerseits auf dem Rakelhalter und andererseits über Haltestücke auf den Schlitten
ab stützen.
[0010] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachstehend anhand der Zeichnung näher
beschrieben. In dieser zeigt
Fig.1 eine Vorderansicht einer Rakelvorrichtung, teilweise im Schnitt,
Fig.2 einen Schnitt durch die Rakelvorrichtung längs der Linie II-II in Fig.1,
Fig.3 eine Draufsicht auf die Rakelvorrichtung in Richtung der Pfeile III in Fig.
1,
Fig.4 eine der Fig.1 entsprechende Darstellung der Rakelvorrichtung mit der erfindungsgemäßen
Lagerung des Rakelhalters,
Fig.5 einen Ausschnitt aus der Rakelhalterung gemäß Fig.4 in vergrößerter Darstellung
und
Fig.6 eine Ansicht der Rakelhalterung gemäß der Linie III-III in Fig.5.
[0011] Zwei Seitenwände des Gestells sind mittels einer Quertraverse 2 miteinander verbunden.
Mit den Innenseiten einer jeden Seitenwand 1 sind Getriebe 3 und 4 verschraubt, wobei
dem Getriebe 4 ein Motor 4 zugeordnet ist. Über eine Welle 6 sind die Getriebe 3 und
4 miteinander verbunden. Die vom Motor 5 über die Getriebe 3 und 4 antreibbaren Gewindespindeln
7 und 8 sind im Bereich ihrer von den Getrieben 3 und 4 entfernt liegenden Enden über
mit den Seitenwänden 1 verbundenen Konsolen 9 und 10 gehalten. Auf die Gewindespindeln
7 und 8 sind mit nicht dargestellten Gewindemuttern ausgestattete Lager 11 und 12
aufgesetzt. In dem auf der linken Seite der Figur 1 dargestellten Lager 11 ist ein
Lagerzapfen 13 drehbar gehalten, der mit einer Seite eines Gußrahmens 14 fest verbunden
ist. Ebenso wie in dem Lager 11 ist auch in dem auf der rechten Seite der Figur 1
dargestellten Lager ein Lagerzapfen 15 drehbar gelagert, der an seinem dem Lager 12
abgewandten Ende mit der rechten Seite des Gußrahmens 14 fest verbunden ist. Auf den
in der Figur 1 rechts dargestellten Lagerzapfen 15 ist ein Klemmhebel 16 aufgesetzt,
der an seiner in Figur 3 dem Betrachter zugewandten Seite gabelförmig ausgebildet
ist. In den beiden Gabelarmen 17 und 18 ist ein Bolzen 19 drehbar gelagert, der eine
mittige Gewindebohrung 20 aufweist. In diese Gewindebohrung ist eine Gewindespindel
21 eingeschraubt, die an ihrem unteren Ende (Figur 1) ein Gelenk 22 aufweist. Über
dieses Gelenk 22 ist die Gewindespindel 21 mit einem Wellenstummel 23 verbunden, der
in einem Tragprofil 24 axial fest aber drehbar gelagert ist. Auf das dem Gelenk 22
entfernt liegenden Ende des Wellenstummels 23 ist eine Riemenscheibe 25 aufgesetzt,
die über einen Keilriemen 26 mit einer weiteren Riemenscheibe 27 verbunden ist. Letztere,
nämlich die Riemenscheibe 27, ist über einen Motor 28 antreibbar, der mit dem Tragprofil
24 fest verbunden ist. Das Tragprofil 24 selbst ist an dem Lager 12 befestigt.
[0012] Durch Einschalten des Motors 5 können demzufolge die beiden Lager 11 und 12 hoch-
und heruntergefahren werden, wodurch über die Lagerzapfen 13 und 15 auch der Gußrahmen
14 angehoben bzw. abgesenkt werden kann. Durch zusätzliches Einschalten des Motors
28 (Figur 3) kann der Gußrahmen 14 zusätzlich noch über die Gewindespindel 21, den
Bolzen 19 und den Klemmhebel 16 verschwenkt werden.
[0013] Der Gußrahmen 15 weist mehrere mit Abstand voneinander angeordnete Stützen 29 auf,
wobei jeweils zwei Stützen 29 eine Achse 30 tragen. Auf den drei Achsen 30 lagern
Arme 31, die mit dem eigentlichen Rakelhalter 32 fest verbunden sind. Wie die Figur
1 erkennen läßt, ist and den Gußrahmen 14 ein weiterer Motor 33 angeflanscht, über
den der Rakelhalter 32 gegenüber dem Grundrahmen 14 verschwenkt werden kann. Diese
Verschwenkung geschieht in analoger Weise zu der Verschwenkung des Gußrahmens 14 über
den Motor 28, so daß sich eine weitere Erläuterung erübrigt.
[0014] In der Figur 2 sind ein Formzylinder 34 und ein Presseur 35 jeweils mit vollen Linien
dargestellt. An den Formzylinder 34 ist das Rakelmesser 36 angestellt, welches über
Klemmstücke 37 und einer Spannpratze 38 mit dem Rakelhalter 32 verbunden ist. Durch
entsprechendes Anfahren der Motore 5,28 und 33 kann zum einen das Rakelmesser den
Winkel B durchfahren, der Einfluß auf den Trocknungsgrad der Farbe hat. (Je weiter
das Rakelmesser vom Presseur entfernt ist, desto weiter ist der Weg, den die abgerakelten
Näpfchen des Formzylinders zum Presseur zurücklegen müssen, wodurch ein hoher Trocknungsgrad
erzielt wird). Weiterhin kann durch entsprechendes Verfahren der genannten drei Motore
das Rakelmesser innerhalb des Winkels A eingestellt werden, durch den der Näpfchenfüllgrad
definiert wird. (Je kleiner der Winkel A ist, desto größer ist der Füllgrad der Näpfchen).
[0015] Die Erfindung wird nunmehr anhand der Fig. 4 bis 6 erläutert, die sich von den Fig.1
bis 3 dadurch unterscheiden, daß die den Armen 31 entsprechenden Arme 105 zusätzlich
relativ zueinander rechtwinkelig verschiebliche Schlitten 107, 113 tragen, wobei auf
dem Schlitten 113 der Rakelhalter 117 durch Zapfen gelagert und durch eigene Andrückmittel
an den Formzylinder 120 angedrückt ist.
[0016] Bei dem Ausführungsbeispiel nach den Fig.4 bis 6 ist der Gußrahmen 101 in der anhand
der Fig.1 bis 3 beschriebenen Weise in Maschinenseitengestellen auf- und abbewegbar
sowie schwenkbar gelagert.
[0017] Dieser Gußrahmen 101 weist mehrere Stützen 102 auf, wobei in jeweils zwei benachbarten
Stützen eine Achse 103 verschwenkbar gelagert ist. Das Verschwenken dieser Achse geschieht
über eine Verstelleinrichtung 104. Auf jede Achse 103 ist ein Arm 105 aufgeklemmt,
der ein in Richtung der Achse 103 verlaufendes Führungsprofil 106 aufweist. Auf jeden
Arm 105 ist ein Schlitten 107 aufgesetzt, der an seiner Unterseite ebenfalls ein in
Längsrichtung der Achse 103 verlaufendes Führungsprofil 108 aufweist, das in das
Führungsprofil 106 eingreift. Über Halter 109 ist mit den Armen 105 eine kolbenstangenlose
Zylindereinheit 110 verbunden, dessen hin- und herbewegbarer Zapfen 111 mit dem Schlitten
107 verbunden ist, wodurch letzterer in Doppelpfeilrichtung A hin- und herreversierbar
ist. Diese Reversierbewegung, die nur wenige Millimeter beträgt, überträgt sich auf
das Rakelmesser 112.
[0018] Wie aus den Figuren 5 und 6 weiterhin zu erkennen ist, ist auf den Schlitten 107
ein weiterer Schlitten 113 aufgesetzt. Zu diesem Zweck weist der Schlitten 107 an
seiner oberen Seite zwei quer zur Achse 103 verlaufende Nuten 114 auf, in die mit
dem Schlitten 113 verbundene Führungsleisten 115 eingreifen. Jeder Schlitten 113 trägt
einen Führungszapfen 116, wobei jeder mit seinem dem Schlitten abgewandten Ende in
eine Bohrung des Rakelhalters 117 hineinragt. Jeder Drehzapfen 116 ist sowohl gegenüber
dem Schlitten 113 und dem Rakelhalter 117 drehbar. Wie insbesondere aus der Figur
6 gut zu erkennen ist, ist das Rakelmesser 112 über ein Klemmstück 118 und die Knebelschraube
119 mit dem Rakelhalter 117 verklemmt.
[0019] Der Andruck des Rakelmessers 112 an den Formzylinder 120 geschieht über eine pneumatische
Kolben-Zylinder-Einheit 121, dessen Zylinder 122 über einen Winkel 123 fest mit dem
Schlitten 107 verbunden ist.
[0020] Aufgrund der vorstehend beschriebenen Lagerung der Rakelhalterung 117 kann sich
einerseits das Rakelmesser selbst bei Schräglage des Formzylinders 120 gleichmäßig
an diesen anlegen. Andererseits ist die Rakelhalterung 117 über ihre gesamte Länge
gleichmäßig abgestützt, so daß Durchbiegungen nicht zu befürchten sind. Wenn auch
in dem dargestellten Ausführungsbeispiel nur drei Lagerpunkte für die Rakelhalterung
17 dargestellt sind, so können selbstverständlich bei Bedarf mehrere vorgesehen sein,
ohne den Erfindungsrahmen zu verlassen.
1. Rakelvorrichtung, deren in einem Rakelhalter befestigtes Rakelmesser an eine Farbe
aufnehmende Walze, vorzugsweise an den Formzylinder einer Tiefdruckmaschine, anstellbar
ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Rakelhalter (117) durch mehrere im rechten Winkel zu seiner Längserstreckung
angeordnete Zapfen (116) o.dgl. drehbar mit einer gleichen Anzahl schlittenartiger
Tragstücke (113), die im rechten Winkel zur Walze (120) verlaufenden Führungen (114,115)
verschieblich geführt sind, verbunden und durch mehrere über seine Länge verteilte
federnde Andrückmittel, beispielsweise Druckmittel-Kolben-Zylinder-Einheiten (121)
an die Walze (120) angedrückt ist.
2. Rakelvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß jedem schlittenartigen
Tragstück (113) ein Andrückmittel (121) zugeordnet ist.
3. Rakelvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Tragstücke
(113) in Führungen (114,115) von Schlitten (107) geführt sind, die mit einem den Schlitten
(107) parallel zur Walze (120) hin- und herbewegenden Antrieb (110) versehen sind.
4. Rakelvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
die Andrückmittel aus pneumatischen Kolben-Zylinder-Einheiten (121) bestehen, die
sich einerseits auf dem Rakelhalter (117) und andererseits über Haltestücke (123)
auf dem Schlitten (107) abstützen.