[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Anbringen von Strassenmarkierungsstreifen
unter Verwendung einer fliessfähigen Markierungsmasse, die mit einem Auftragsorgan
auf die Strassenoberfläche aufgetragen wird, wobei die Markierungsmasse das Auftragsorgan
mit einer ersten Geschwindigkeit verlässt und spätestens vor dem Auftreffen auf die
Strassenoberfläche zu einem vorhangartigen Flächengebilde von Streifenbreite geformt
wird. Ferner bezieht sich die Erfindung auf eine Vorrichtung zur Ausführung des Verfahrens,
mit einem Ziehkasten, der einen in der Höhe verstellbaren Auslaufschlitz aufweist
und auf welchem ein Vorratsbehälter für die Markierungsmasse anbringbar ist. Schliesslich
betrifft die Erfindung einen nach dem Verfahren angebrachten Strassenmarkierungsstreifen
mit Profilerhebungen.
[0002] Mit Farbe auf die Oberfläche von Strassen aufgetragene Markierungen sind nachts
bei regennasser Strasse nicht sichtbar. Sie verlieren daher ihre Verkehrsleitfunktion.
Zur Verbesserung der Sichtbarkeit solcher Markierungen schlägt die EP-PS 280 102 vor,
zuerst eine Farbspur aus Markierungsmasse auf der Strasse auszulegen, in diese Farbspur
Profilteilchen einzubringen und anschliessend Reflexperlen auf die frische Farbspur
aufzustreuen. Die minimale Abmessung der Profilteilchen ist grösser als die Trockenfilmstärke
der Farbspur. Die eingebrachten Profilteilchen überragen daher einen auf der Strasse
liegenden Wasserfilm, so dass ihre mit Reflexperlen besetzten Spitzen sichtbar bleiben.
Die solcher Art erreichte Sichtbarkeit ist zufriedenstellend. Unbefriedigend ist der
apparative Aufwand zur Herstellung dieser Markierungen. Ein weiterer Nachteil liegt
darin, dass die Grösse der Profilteilchen stark begrenzt ist, denn grössere Profilteilchen
erfordern eine dickere Farbspur, was sich negativ auf Preis, Trocknung und Wasserdurchlässigkeit
auswirkt.
[0003] Die vorliegende Erfindung stellt sich die Aufgabe, ein Verfahren und eine Vorrichtung
zur Ausführung des Verfahrens der eingangs genannten Art zu schaffen, welche das Anbringen
einer Strassenmarkierung erlauben, deren Sichtbarkeit bei regennasser Strasse gut
ist und die mit vergleichsweise einfachen Geräten hergestellt werden kann. Weiter
soll die Erfindung die Möglichkeit bieten, Profilerhebungen oder Noppen zu erzeugen,
die sich in der Höhe den jeweiligen Gegebenheiten von Belags- und Verkehrsverhältnissen
anpassen lassen.
[0004] Diese Aufgabe wird durch das erfindungsgemässe Verfahren mit den kennzeichnenden
Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0005] Das erfindungsgemässe Verfahren hat den Vorteil, dass die Höhe der Profilerhebungen
oder Noppen durch eine blosse Änderung der Viskosität der Markierungsmasse wählbar
ist.
[0006] Gemäss einer Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens kann der Markierungsmasse
zur Erzielung höherer Strukturen grobkörniger und zur Erzielung niedrigerer Strukturen
feinkörniger Quarzsand zugemischt werden. Dadurch lässt sich zusätzlich die Höhe
der Profilerhebungen oder Noppen wählen.
[0007] Die erfindungsgemässe Vorrichtung zur Ausführung des Verfahrens weist die im kennzeichnenden
Teil des Patentanspruchs 5 angeführten Merkmale auf.
[0008] Die erfindungsgemässe Vorrichtung hat den Vorteil, dass sie einen äusserst einfachen
Aufbau aufweist, leicht an einem Fahrzeug befestigbar ist und ausser Antriebsmitteln
für die Walze keine weiteren Betriebsmittel wie Druckluft, Steuerungsorgane usw. benötigt.
[0009] Die Erfindung wird nachstehend anhand der Zeichnungen beispielsweise erläutert.
Es zeigen:
Fig. 1 eine Seitenansicht, teilweise im Schnitt, einer einen Ziehkasten enthaltenden
Ausführungsform der erfindungsgemässen Vorrichtung;
Fig. 2 eine Draufsicht auf die Vorrichtung nach Fig. 1;
Fig. 3 und 4 ausschnittweise die Vorrichtung der Fig. 1, bzw. Fig. 2 beim Anbringen
eines Strassenmarkierungsstreifens und
Fig. 5 und 6 eine gleiche Darstellung wie Fig. 3 und 4 eines zweiten Ausführungsbeispiels.
[0010] Gemäss Fig. 1 und 2 besteht die Vorrichtung im wesentlichen aus einem üblichen Ziehkasten
1 mit einem Auslaufschlitz 2 für eine Markierungsmasse. Die Höhe des Auslaufschlitzes
2 ist mittels einer schwenkbar gelagerten Klappe 3 verstellbar. Die Breite des Auslaufschlitzes
2 entspricht der Breite des anzubringenden Markierungsstreifens. Der Auslaufschlitz
2 wird durch die Mündung eines sich gegen den Auslauf keilförmig erweiternden, geneigten
Kanals 4 gebildet, welcher eine obere Öffnung 5 zum Aufsetzen eines Vorratsbehälters
6 (nur in Fig. 1 dargestellt) aufweist. Somit fliesst die Markierungsmasse aus dem
Vorratsbehälter 6 in den Kanal 4 des Ziehkastens 1 und wird im Kanal 4 zu einem sich
gegen den Auslaufschlitz 2 keilförmig verbreiternden, flüssigen Film geformt, der
durch mit der Klappe 3 einstellbare Höhe des Auslaufschlitzes 2 auf die gewünschte
Dicke kalibriert wird.
[0011] Unterhalb des Auslaufschlitzes 2 ist eine Walze 7 in einem am Ziehkasten 1 befestigten
Ausleger 8 drehbar gelagert. Die Achse 9 der Walze 7 ist parallel zum Auslaufschlitz
2 orientiert. Die Länge der Walze 7 ist etwas grösser als die Breite des Auslaufschlitzes
2. Vorzugsweise ist die Walze 7 derart angeordnet, dass sich ihr Kulminationsbereich
10 direkt unter der Mündung des Auslaufschlitzes 2 befindet. Zum Antrieb der Walze
7 ist beim dargestellten Ausführungsbeispiel der Vorrichtung ein Elektromotor 11 mit
regulierbarer Drehgeschwindigkeit an den Ziehkasten 1 bzw. den Ausleger 8 angeflanscht.
Die durch einen Pfeil 12 angedeutete Drehrichtung der angetriebenen Walze 7 ist im
Kulminationsbereich 10 der durch einen Pfeil 13 ange deuteten Vorschubvorrichtung
13 des Ziehkastens 1 entgegengerichtet. Es ist ersichtlich und wird nachstehend noch
erläutert, dass der aus dem Auslaufschlitz 2 herabfallende Film der Markierungsmasse
ungefähr im Kulminationsbereich 10 der Walze 7 auf diese auftrifft.
[0012] Anstelle des Elektromotors 11 kann zum Antrieb der Walze 7 auch eine flexible Welle
vorgesehen werden, welche beispielsweise mit einem angetriebenen Wellenstummel des
Fahrzeugs, an welchem der Ziehkasten 1 befestigt ist, in Verbindung steht.
[0013] Die Walze 7 besteht wegen der hohen Haftfestigkeit der auf sie fallenden Markierungsmasse
vorzugsweise aus einem selbstschmierenden Kunststoff, beispielsweise aus Teflon,
oder weist eine Deckschicht aus einem solchen Material auf. Des weitern ist auf der
Unterseite der Walze 7 eine Abstreifleiste 14 angeordnet, um alle auf der Walze 7
allenfalls verbleibenden Reste der Markierungsmasse zu entfernen und einen Aufbau
von Markierungsmasse auf der Walze 7, der die Funktionsfähigkeit der Walze 7 beeinträchtigen
würde, zu verhindern.
[0014] Die Funktionsweise der in den Fig. 1 und 2 dargestellten Vorrichtung wird nun anhand
der Fig. 3 und 4 erläutert. In Fig. 3 ist bloss der hintere Teil des Ziehkastens 1
der Fig. 1 dargestellt, wobei der Ziehkasten 1 an einem nicht dargestellten Fahrzeug
befestigt ist und in der Vorschubrichtung 13 mit gleichmässiger Geschwindigkeit bewegt
ist. Wie bereits erwähnt, fliesst ein vorhangartiger Film 15 der Markierungsmasse
16 angenähert auf den Kulminationsbereich 10 der mit verhältnismässig hoher Geschwindigkeit
im Drehsinn 12 rotierenden Walze 7.
[0015] Dadurch wird der vorhangartige Film 15 schlagartig beschleunigt und auseinandergerissen,
das heisst in Partikel 17 unterschiedlicher Grösse unterteilt, wobei die Partikel
17 auf die Strasse 18 geschleudert werden und dort haften bleiben. Somit wird auf
der Strasse 18 ein Streifen 19 (Fig. 4) von Partikeln 17 der Markierungsmasse 16 gebildet,
der ein unregelmässig erhabenes Profil aufweist (Fig. 3). In den Fig. 3 und 4 ist
eine an sich bekannte Einrichtung zum nachträglichen Aufstreuen von Reflexperlen
auf den noch nicht ausgehärteten Streifen 19 nicht dargestellt.
[0016] Das Beispiel nach den Fig. 5 und 6 unterscheidet sich von jenem nach den Fig. 1 bis
4 dadurch, dass die Mantelfläche der Walze 7 nicht glatt sondern mit sich vorzugsweise
radial erstreckenden noppen- oder dornenartigen Vorsprüngen 20 besetzt ist. Diese
sind regelmässig über die Mantelfläche verteilt. Entsprechend entfällt das Abstreifblech
14. Diese Vorsprünge 20 bewirken, dass die Verteilung der erhabenen Partikel 17 im
Markierungsstreifen gleichmässig ist.
[0017] Ebenfalls geeignet sind Bürstenwalzen oder Walzen an axial aneinanderliegenden, kreisförmigen
Scheiben. In diesem Fall können Scheiben unterschiedlichen Durchmessers verwendet
werden, wodurch sich in der Rotationsfläche konzentrische Rillen bilden.
[0018] Es ist verständlich, dass die Drehgeschwindigkeit der Walze 7 einmal in Abhängigkeit
von der Vorschubgeschwindigkeit des Ziehkastens 1 einzustellen ist, wobei die letztere
etwa 3 bis 7 km/h betragen kann, also in vorteilhafter Weise verhältnismässig gross
sein kann. Die gewählte Drehgeschwindigkeit der Walze 7 ist aber auch von der gewünschten
Rauhheit des Markierungsstreifens 19 abhängig. Die Drehgeschwindigkeit der Walze
7 und, wie nachstehend noch erläutert, die Viskosität der Markierungsmasse 16 sowie
die Korngrösse zugemischten Quarzsandes bilden Parameter, welche die Profilhöhe des
Markierungsstreifens 19 beeinflussen. In Abhängigkeit von diesen Parametern kann die
genannte Profilhöhe etwa 1 bis 7 mm betragen.
[0019] Als Markierungsmasse wird vorzugsweise ein lösungsmittelfreies, elastifiziertes,
kalthärtendes Metacrylatharz verwendet. Solche Harze sind im Handel beispielsweise
unter der Bezeichnung "2-Komponenten-Kaltplastiken" erhältlich. Sie sind Mischungen
spezieller Polymetacrylate (Copolymerisate) in monomeren Metacrylsäureester. Solche
Harze enthalten bereits einen Aktivator und härten nach Zugabe eines Initiators aus.
[0020] Die gewünschte Viskosität solcher Markierungsmassen zwecks der erwähnten Erzielung
einer gewünschten Profilhöhe des Markierungsstreifens kann durch die Zugabe kleinster
Mengen Monomers eingestellt werden.
[0021] Der Markierungsmasse ist in der Regel Quarzsand beigemischt, damit die ausgehärtete
Markierungsmasse rutschfest wie Schmirgelpapier ist. Der beigemischte Quarzsand beeinflusst
aber auch die Strukturhöhe des Markierungsstreifens, indem grobe Körner des Quarzsandes
eine höhere Struktur bewirken als feine Körner.
[0022] Das vorliegende Verfahren ist kostengünstig, weil per Quadratmeter Markierungsstreifen
nur etwa 1 bis 2 kg Material benötigt werden. Zudem sind, wie bereits erwähnt, hohe
Markiergeschwindigkeiten von etwa 3 bis 7 km/h ohne weiteres möglich. Das Verfahren
ist zudem umweltfreundlich, weil es ohne Lösungsmittel ausführbar ist und weil keine
Lärmbelastung durch Druckluftzerstäubung vorliegt. Dank der unregelmässigen Struktur
der Profile entsteht keine Geräuschentwicklung durch Radschwingungen. Trotz dem einfachen
Verfahren und der entsprechend einfachen Vorrichtung zu dessen Ausführung werden Markierungsstreifen
hoher Sicherheit (Griffigkeit, Sichtbarkeit bei Nässe und Nacht) erzielt, die zudem
den Vorteil haben, wasserdurchlässig zu sein, was wichtig bei Drainbelägen ist.
1. Verfahren zum Anbringen von Strassenmarkierungsstreifen unter Verwendung einer
fliessfähigen Markierungsmasse, die mittels einer rotierenden Rotationsfläche auf
die Strassenoberfläche aufgetragen wird, wobei die Markierungsmasse einen Ziehkasten
mit einer ersten Geschwindigkeit verlässt und als Flächengebilde von Streifenbreite
der rotierenden Fläche zugeführt und durch dieses vor dem Auftreffen auf die Strassenoberfläche
beschleunigt wird, dadurch gekennzeichnet, dass das Flächengebilde vorhangartig, fallend
dem Kulminationsbereich der Rotationsfläche zugeführt wird, deren Drehrichtung im
Kulminationsbereich der Bewegungsrichtung des Ziehkastens entgegengerichtet ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Flächengebilde zur
Unterteilung in Partikel in Richtung zur Strassenoberfläche schlagartig auf eine höhere
zweite Geschwindigkeit beschleunigt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass anschliessend an das Auftragen
der Markierungsmasse auf die Strassenoberfläche vor dem Aushärten der Markierungsmasse
Reflexperlen auf diese aufgestreut werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass als fliessfähige
Markierungsmasse ein lösungsfreies, kalthärtendes Metacrylatharz verwendet wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Markierungsmasse
zur Erzielung höherer Strukturen grobkörniger und zur Erzielung niedrigerer Strukturen
feinkörniger Quarzsand zugemischt wird.
6. Vorrichtung zur Ausführung des Verfahrens nach Anspruch 1, mit einem Ziehkasten
(1) der einen in der Höhe verstellbaren Auslaufschlitz (2) aufweist und auf welchem
ein Vorratsbehälter (6) für die Markierungsmasse anbringbar ist, dadurch gekennzeichnet,
dass am Ziehkasten (1) unterhalb des Auslaufschlitzes (2) eine zum Auslaufschlitz
(2) parallele, antreibbare, die Rotationsfläche bildende Walze (7) angeordnet ist,
deren Länge mindestens gleich der Breite des Auslaufschlitzes (2) ist, und dass die
Drehrichtung (12) der Walze (7) in ihrem Kulminationsbereich (10) entgegengesetzt
der Vorschubrichtung (13) des Ziehkastens (1) ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass sich der Kulminationsbereich
(10) der Walze (7) mindestens angenähert unter der Mündung des Auslaufschlitzes (2)
befindet.
8. Vorrichtung nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass Mittel (11) vorhanden
sind, um die Walze (7) mit wählbarer Drehgeschwindigkeit anzutreiben.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Antreibmittel eine
flexible Welle enthalten.
10. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Antreibmittel aus
einem regulierbaren, am Ziehkasten (1) angeflanschten Elektromotor (11) bestehen.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass auf
der dem Kulminationsbereich (10) der Walze (7) gegenüberliegenden Unterseite der Walze
(7) eine Abstreifleiste (14) für an der Walze (7) haftende Reste der Markierungsmasse
angeordnet ist.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die
Walze (7) aus einem Material geringen Haftvermögens, beispielsweise aus Teflon, besteht.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die
Walze (7) eine aus einem Material geringen Haftvermögens, beispielsweise Teflon, bestehende
Deckschicht aufweist.
14. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Mantelfläche mit
noppen- oder dornenartigen Vorsprüngen besetzt ist.
15. Vorrichtung nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorsprünge konisch,
kegelförmig oder prismatisch sind.
16. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Walze (7) eine Bürstenwalze
ist.
17. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Rotationsfläche
der Walze (7) zur Drehachse konzentrische Ringnuten aufweist.
18. Vorrichtung nach Anspruch 6 oder 17, dadurch gekennzeichnet, dass die Walze (7)
durch axial aneinandergrenzende, kreisförmige Scheiben, vorzugsweise ungleichen Durchmessers
gebildet wird.
19. Nach dem Verfahren nach Anspruch 1 angebrachter Strassenmarkierungsstreifen mit
Profilerhebungen.