(19)
(11) EP 0 422 364 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
17.04.1991  Patentblatt  1991/16

(21) Anmeldenummer: 90116135.6

(22) Anmeldetag:  23.08.1990
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5D03C 5/02
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE CH DE FR GB IT LI

(30) Priorität: 07.10.1989 DE 3933616

(71) Anmelder: LINDAUER DORNIER GESELLSCHAFT M.B.H
D-88131 Lindau (DE)

(72) Erfinder:
  • Dornier, Peter
    D8990 Lindau (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Webmaschine für standstellenempfindliche Gewebe, insbesondere Köpergewebe


    (57) Beschrieben wird eine Webmaschine (24) für standstellenempfindliche Gewebe, insbesondere Köpergewebe, wobei an einen Ausrückhebel (14) einer von der Webmaschine angetriebenen Exzentermaschine (25), ein gesteuertes Antriebsorgan (19,20) angreift, das bei einem Stillstand der Maschine den Ausrückhebel verschwenkt und dadurch alle Schäfte (1) der Webmaschine in eine Mittelfachstellung gelangen. Aufgrund dessen werden im Gewebe sogenannte Standstellen vermieden, die entstehen würden, wenn die Kettfäden nicht innerhalb kurzer Zeit nach dem Stillstand entlastet würden.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine von einer Webmaschine angetriebene Exzentermaschine mit Schäften, die über Lenker und einen Rollen­hebel mit Abtastrollen, die an einem auf Drehung angetriebenen Exzenter anliegen, angetrieben werden, wobei ein verschwenkbarer Ausrückhebel vorgesehen ist, der mit dem Rollenhebel drehfest verbunden ist und der die Anlage der Abtastrolle am Exzenter steuert.

    [0002] Derartige Exzentermaschinen an Webmaschinen sind bekannt. Sie werden vornehmlich zur Herstellung von einfachen Gewebebindungen wie z.B. Köpergeweben verwendet.

    [0003] Bei standstellenempfindlichen Geweben wie z.B. Köpergewebe, besteht die Gefahr, daß, wenn die Maschine bei Kett- oder Schuß­bruch automatisch oder durch Handstop abgestellt wird, wegen der bindungsbedingten Oberfachstellung einiger Schäfte die dazugehö­renden Kettfäden gedehnt werden. Diese Dehnung kann nachfolgend im fertiggestellten Gewebe als Fehler der sogenannten Standstelle erkannt werden.

    [0004] Es ist bisher nicht bekannt, wie man eine derartige Standstelle zuverlässig vermeidet, außer daß nach dem Webmaschinenstop innerhalb einer gewissen relativ kurzen Zeit die Kettfäden entsprechend entlastet, d.h. die Webschäfte in Richtung Mittel­fach bewegt werden.

    [0005] Dieses Verfahren kann bis jetzt nur bei elektronisch angesteuer­ten Schaftmaschinen durchgeführt werden, bei denen die Schäfte nicht durch fest zugeordnete Exzenter bewegt, sondern einzeln dem Bewegungsexzenter zugeschaltet werden. Werden aber diese Gewebe mit Hilfe von Exzentermaschinen gewebt, dann ist es bisher nicht bekannt, derartige Standstellen zu vermeiden.

    [0006] Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, eine Exzenter­maschine der eingangs genannten Art so auszubilden, daß auch bei größeren Stillstandszeiten Standstellen im Gewebe nicht abge­zeichnet werden bzw. auftreten.

    [0007] Die Lösung der gestellten Aufgabe erfolgt durch das Kennzeichen von Anspruch 1. An dem der Exzentermaschine zugeordneten und an sich bekannten Ausrückhebel ist also ein Antriebsorgan angeord­net, welches beim Stillstand der Exzentermaschine den Ausrückhe­bel so verschiebt, daß alle Schäfte in die Mittelfachstellung gelangen. Nach der vorliegenden Erfindung ist also der bei einer Exzentermaschine vorhandene Ausrückhebel, der bisher zu einem handbetätigten Verstellen der Schäfte in eine Mittelfachstellung diente, mit einem gesteuerten Antriebsorgan, vorzugsweise mit der Kolbenstange des Antriebsorgans, verbunden. Über eine mit dem Antriebsorgan in Wirkverbindung stehende Steuerung wird nun automatisch bei der Abstellung der Webmaschine das Antriebsorgan druckmittelbeaufschlagt, so daß der Ausrückhebel unter Einwirkung des Antriebsorgans die Schäfte in die Mittelfachstellung bringt. Damit werden Standstellen im Gewebe vermieden, denn alle Schäfte werden sofort nach dem Stop der Webmaschine in die Mittelfach­stellung bewegt und die Kettfäden sind damit entlastet.

    [0008] Das Antriebsorgan ist ferner so angesteuert, daß kurz vor dem Start der Webmaschine wieder die bindungsgerechte Schaftstellung hergestellt wird, damit beim Anlaufen der Webmaschine kein Bindungsfehler im Gewebe entsteht.

    [0009] Hierzu ist eine nicht näher zu beschreibende Steuerung vorgese­hen, die zunächst die Ausgangsstellung des Ausrückhebels vor dem Abstellen der Maschine feststellt, daß Antriebsorgan entsprechend ansteuert, um den Ausrückhebel in eine Mittelfachstellung zu bewegen und kurz vor dem Start der Webmaschine wieder den Ausrückhebel so verstellt, daß er wieder in seine Position gedreht wird, wie er sie einnahm, bevor die Webmaschine abge­stellt wurde.

    [0010] Das Antriebsorgan kann hierbei vielfältige Ausführungsformen annehmen. Es kann als hydraulischer oder pneumatischer Zylinder ausgebildet sein oder als Elektromagnet. Ferner kommt ein elek­tromotorischer Antrieb in Betracht. Wichtig ist nur, daß der Ausrückhebel von der nicht näher dargestellten Steuerung und dem Antriebsorgan in die vorher beschriebenen Stellungen verschwenkt wird.

    [0011] Ein Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung wird nun anhand der Zeichnungen näher erläutert.

    [0012] In der Zeichnung ist eine Webmaschine 24 dargestellt, deren Schäfte 1 von einer Exzentermaschine 25 angetrieben werden. Der Antrieb der Schäfte 1 erfolgt hierbei über zwei parallele Stoß­stangen 2, wobei jede Stoßstange mit ihrem einen Ende am freien schwenkbaren Ende eines Umlenkhebels 3,5 ansetzt.

    [0013] Hierbei ist der zweite Umlenkhebel 3 über eine Verbindungsstange 4 mit dem ersten Umlenkhebel 5 verbunden. Am ersten Umlenkhebel 5 setzt das eine Ende einer Antriebsstange 6 an, deren anderes Ende über eine Lasche 13 mit einem Rollenhebel 8 verbunden ist, der zwei Abtastrollen 11 trägt, von denen jede Abtastrolle sich in Eingriff mit einem Exzenter 9 befindet, wobei jeder Exzenter auf einer Achse 10 drehend angetrieben ist. Im gezeigten Ausführungs­beispiel ist nur der vordere Exzenter 9 zeichnerisch dargestellt.

    [0014] Die Lasche 13 ist in Längsrichtung des Rollenhebels 8 verschieb­bar und feststellbar ausgebildet, um verschiedene Hübe einstellen zu können.

    [0015] Eine weitere Einstellung erfolgt dadurch, daß die Antriebsstange 6 in eine Bohrung 7 im ersten Umlenkhebel 5 eingreift und für eine Verstellung des Hubes noch eine weitere Bohrung 26 vorgese­hen ist. Ebenso ist es bekannt, die Antriebsstange 6 in sich längenverstellbar auszubilden.

    [0016] Ein Ausrückhebel 14 ist drehfest mit einer Achse 15 verbunden. Die Achse 15 ihrerseits steht mit dem Rollenhebel 8 in Verbin­dung.

    [0017] Am vorderen, oberen Ende des Ausrückhebels 14 ist ein Handgriff 16 angeordnet, mit dem der Ausrückhebel 14 handbetätigt in den Pfeilrichtungen 17,18 verschwenkt wird.

    [0018] Erfindungsgemäß ist nun am freien, schwenkbaren Ende des Ausrück­hebels 14 ein Antriebsorgan angeordnet, welches im gezeigten Ausführungsbeispiel aus einem pneumatisch angetriebenen Zylinder 20 besteht, der an der einen Seite in einem maschinenfesten Lager 21 gelagert ist und dessen Kolbenstange 19 gegebenenfalls ver­stellbar mit dem Ausrückhebel 14 verbunden ist.

    [0019] Durch Antrieb des Zylinders 20 von einer nicht näher dargestell­ten Steuerung kann somit der Ausrückhebel 14 in den Pfeilrichtun­gen 17,18 verschwenkt werden.

    [0020] Zur weiteren Funktion der Maschine wird noch angeführt, daß die Webmaschine Stuhlwände 22 aufweist und parallel zu jeder Stuhl­wand jeweils ein Hauptgetriebe 23 angeordnet ist.

    [0021] Beim Betrieb der Exzentermaschine 25 durch die Webmaschine 24 kann nun ein Kett- oder Schußbruch eintreten, wodurch die Maschi­ne automatisch angehalten wird, oder die Webmaschine 24 kann auch durch Handstop abgestellt werden.

    [0022] Erfindungsgemäß ist nun vorgesehen, daß eine nicht näher darge­stellte Steuerung die Schwenkstellung des Ausrückhebels 14 zum Zeitpunkt der Abstellung der Webmaschine erfaßt. Beim Webvorgang hat der Ausrückhebel 14 stets die gleiche Schwenkstellung.

    [0023] Bei Eintreten einer der oben genannten Webmaschinenstops wird nun die Steuerung für den Zylinder 20 in Gang gesetzt, und der Zylinder 20 verschwenkt mit seiner Kolbenstange 19 den Ausrückhe­bel 14 in Pfeilrichtung 18 in seine Stellung 14′.

    [0024] Damit werden die Abtastrollen 11 des Exzenters 9 von den Ex­zentern abgehoben und alle Schäfte 1, die sich im Oberfach befanden, werden in eine Mittelfachstellung gebracht. Dadurch werden die Kettfäden, die von dem im Oberfach befindlichen Schäften belastet werden, entlastet und damit werden Standstellen - auch bei längerer Stillsetzung der Webmaschine 24 - mit Sicher­heit vermieden.

    [0025] Der Rollenhebel 8 weist eine Fortsatz auf, der als Antriebs­schwinge 12 bezeichnet wird. Eine Lasche 13 ist hierbei ver­schiebbar und feststellbar an der Antriebsschwinge 12 befestigt. Damit können unterschiedliche Schafthübe eingestellt werden.

    [0026] Eine Vorrichtung nach der vorliegenden Erfindung wird nur bei Exzentermaschinen eingesetzt und wegen der geringen Herstellungs­kosten ist es eine sehr einfache Möglichkeit, derartige schädli­che Standstellen im Gewebe zu vermeiden.

    [0027] Der bisher bekannte Eingriff in der Webmaschine selbst, um derartige Standstellen zu vermeiden, ist wesentlich kostenaufwen­diger und komplizierter.

    [0028] Es ist somit ersichtlich, daß die erwähnten Standstellen im Gewebe, d.h. lichte Stellen in Schußrichtung, vermieden werden, die sonst entstehen würden, wenn die Webmaschine in der Abstellposition zu lange stehen bleibt. Die Ursache dieser Standstellen liegt in der Dehnung der Kettfäden, die von dem im Abstellzeitpunkt in Hochstellung stehenden Schäften zusätzlich gespannt werden, während die Kettfäden der im Mittelfach stehen­gebliebenen Schäfte keiner zusätzlichen Spannung unterliegen.

    [0029] Durch die erfindungsgemäßen Maßnahmen wird erreicht, daß kurz nach dem Abstellvorgang der Webmaschine die sich im Hochfach befindenden Schäfte ebenfalls in die Mittelfachstellung gebracht werden sowie alle Kettfäden während des Stillstandes der Webma­schine der gleichen, normalen Kettspannung unterliegen.

    [0030] Kurz vor dem Start der Webmaschine muß die bindungsgerechte Schaftstellung wieder hergestellt werden, damit beim Anlaufen der Webmaschine keine Bindungsfehler im Gewebe entstehen. Auch dies besorgt die erfindungsgemäße Anordnung.

    ZEICHNUNGS-LEGENDE



    [0031] 

    1 Schäfte

    2 Stoßstange

    3 Umlenkhebel (zweiter)

    4 Verbindungsstange

    5 (erster) Umlenkhebel

    6 Antriebsstange

    7 Bohrung

    8 Rollenhebel

    9 Exzenter

    10 Achse

    11 Abtastrolle

    12 Antriebsschwinge

    13 Lasche

    14 Ausrückhebel

    15 Achse

    16 Handgriff

    17 Pfeilrichtung

    18 Pfeilrichtung

    19 Kolbenstange

    20 Zylinder

    21 Lager

    22 Stuhlwand

    23 Hauptgetriebe

    24 Webmaschine

    25 Exzentermaschine

    26 Bohrung




    Ansprüche

    1. Von einer Webmaschine (24) angetriebene Exzentermaschine (25) mit Schäften (1), die über Lenker (2,3,4,5,6) und einem Rollenhe­bel (8) mit Abtastrollen (11), die an einem auf Drehung angetrie­benen Exzenter (9) anliegen, angetrieben werden, wobei ein verschwenkbarer Ausrückhebel (14) vorgesehen ist, der mit dem Rollenhebel (8) drehfest verbunden ist und der die Anlage der Abtastrollen (11) am Exzenter (9) steuert, dadurch gekennzeichnt, daß am Ausrückhebel (14) ein Antriebs­organ (19,20) angreift, das bei einem Stillstand der Exzenterma­schine (25) den Ausrückhebel (14) verschwenkt, und dadurch alle Schäfte (1) in eine Mittelfachstellung gelangen.
     
    2. Webmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekenn­zeichnet, daß das Antriebsorgan eine am freien Ende des Ausrückhebels (14) angreifende Kolbenzylinder-Einheit (19,20) ist.
     
    3. Webmaschine nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Antriebsorgan (19,20) mit einer an sich bekannten Steue­rung in Verbindung steht, die den Ausrückhebel (14) nach dem Stillstand der Webmaschine aus einer ersten Stellung in eine zweite Stellung verschwenkt und vor dem Start der Webmaschine wieder in die erste Stellung bringt.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht