(19)
(11) EP 0 422 477 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
17.04.1991  Patentblatt  1991/16

(21) Anmeldenummer: 90118836.7

(22) Anmeldetag:  02.10.1990
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5F42B 8/12
(84) Benannte Vertragsstaaten:
CH DE FR GB IT LI

(30) Priorität: 07.10.1989 DE 3933534

(71) Anmelder: DIEHL GMBH & CO.
D-90478 Nürnberg (DE)

(72) Erfinder:
  • Wittmann, Jürgen
    W-8500 Nürnberg 80 (DE)
  • Mosig, Wolfgang
    W-8561 Hartmannshof (DE)
  • Die andere Erfinder haben auf ihre Nennung verzichtet


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Übungsgeschoss für das Zielschiessen ohne Sprengstoff mit grosskalibrigen Waffen


    (57) Zur Simulation eines großkalibrigen Hohlladungsgeschosses nach dem Spike-Typ wird ein, über ein Einsteckrohrsystem zu verschießendes, wesentlich kaliberkleineres Geschoß (1) vorgeschlagen, das aufgrund seiner Außenform, wie Stirnfläche (21), ogivenseitiger Kegelstumpf (19) und Zylinder (5) ein dem Spike-Geschoßtyp entsprechende Flugbahn und Trefferbild aufweist.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Übungsgeschoß für das Zielschießen ohne Sprengstoff mit großkalibrigen Waffen nach dem Oberbegriff des Ansprüches 1.

    [0002] Aus der US-PS 1,825,517 ist ein Übungsgeschoß bekannt, das unabhän­gig von der Wanddicke eines zylindrischen Abschnittes denselben Masseschwerpunkt aufweist. Dieses Übungsgeschoß ist mit einem Voll­kaliber versehen und entspricht bezüglich seiner äußeren Form und seinem Gewicht einem scharfen Geschoß.

    [0003] Das Übungsschießen mit vollkalibrigen Übungsgeschossen ist kosten­intensiv. Es erfordert Geschosse mit Eigenschaften, die in der Innen- und Außenballistik den scharfen Geschossen entsprechen. Ein Kostenfak­tor ist auch die Abnutzung des Waffenrohres.

    [0004] Kostengünstiger ist das Schießen mittels eines Einsteckrohrsystemes, bei dem in das bestehende großkalibrige Waffensystem ein kleinka­libriges Abschußgerät eingebaut wird.

    [0005] Beispielsweise wird für ein Geschoßkaliber von 120 mm ein Abschußgerät mit einem Kaliber von 35 mm verwendet. Mit diesem relativ kleinen Übungsgeschoß sollen nun Abgangsverhalten und Außenballistik eines großkalibrigen, schweren und mit sehr hohem Luftwiderstand fliegenden Hohlladungsgeschosses vom Spike-Typ bis auf ca. 2500 m Zielentfernung simuliert werden. Damit würde erreicht werden, daß die Geschützbe­dienung beim Übungsschießen die Schußtafel für die vollkalibrige Gefechtsmunition verwenden kann.

    [0006] In der vorgenannten amerikanischen Patentschrift ist dieses Problem nicht angesprochen, da es ein Übungsgeschoß betrifft, das in seinen Auslegungsdaten dem scharfen Geschoß entspricht.

    [0007] Aus der US-PS 3,019,733 ist ein weiteres Übungsgeschoß bekannt, dessen Kaliber ebenfalls dem Kaliber eines scharfen Geschosses und dessen sonstigen Daten entspricht und daher dieselbe Außenballistik aufweist.

    [0008] Die Ogive ist überwiegend konisch ausgebildet und mit einer abgerun­deten Spitze versehen. Der Übergang der Ogive zum Zylinder ist bogen­förmig, also stufenfrei. Der Zylinder weist einen Führungsring und eine Würgerille für eine Patronenhülse auf. Der Zylinder schließt mit einem Radius ab. Das erfindungsgemäße Problem ist ebenfalls nicht angesprochen, da die Außenform des Übungsgeschosses strömungs­günstig ausgebildet und daher nicht zur Simulation des vorgenannten Hohlladungsgeschosses geeignet ist.

    [0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Übungsgeschoß mit einem vorgegebenen Geschwindigkeitsabfall vorzuschlagen. Seine Flug­bahn und die Trefferlage auf ca. 2500 m soll einem wesentlich größeren Geschoß entsprechen.

    [0010] Die Erfindung löst diese Aufgabe gemäß den kennzeichnenden Merkmalen des Ansprüches 1.

    [0011] Vorteilhafte Weiterbildungen sind den Unteransprüchen zu entnehmen.

    [0012] Überraschend ist an der Erfindung, daß das Übungsgeschoß einfache geometrische Formen aufweist und somit kostengünstig herzustellen ist. Auftretende Fertigungstoleranzen haben auf das Abgangsverhalten des Geschosses, seine Flugbahn und sein Trefferbild keinen meßbaren Einfluß.

    [0013] Wesentlich ist auch, daß nach der Erfindung zum ersten Mal ein im Kaliber kleineres Geschoß vorliegt, das einen relativ langsamen Schuß mit verhältnismäßig hohem Geschwindigkeitsabfall entsprechend eines großkalibrigen Hohlladungsgeschosses nach dem Spike-Typ si­muliert.

    [0014] Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in der Zeichnung dargestellt. Es zeigt:

    Figur 1 ein Übungsgeschoß

    Figur 2 ein weiteres Übungsgeschoß.



    [0015] Nach Figur 1 besteht ein Übungsgeschoß 1 aus einem Hohlkörper 2 aus Stahl, mit einem üblichen Führungsband 3, einer Würgerille 4, einem äußeren Zylinder 5 gemäß einem Abschnitt 6, einem kegeligen Heck 7 und aus Ausnehmungen 8 bis 10 mit Gewinden 11,12.

    [0016] Ein üblicher Leuchtspur-Einsatz 13 liegt in der Ausnehmung 8. Anstelle dieses Einsatzes 13 kann auch eine massive Bodenplatte 14 aus Stahl eingeschraubt sein.

    [0017] Eine als Kegelstumpf 19 ausgebildete, aus einer Aluminiumlegierung bestehende Ogive 20 mit einer Stirnfläche 21 und einer Länge 22 ist mit dem Gewinde 11 verschraubt und bildet mit dem Zylinder 5 eine Stoßkante 23. Ein Geschoßschwerpunkt und ein heckseitiger Winkel sind mit 24,25 bezeichnet. Das Heck 7 weist eine Länge 27 auf.

    [0018] Bei einem 35 mm Übungsgeschoß zur Simulation eines nicht dargestellten Referenzgeschosses 120 mm/105 mm Hohlladungs-Geschoss nach dem Spike-Typ liegen folgende Werte vor:
    Stirnfläche 21 (Durchmesser) 0,086 Kaliber
    Länge 22 4,9 Kaliber
    Länge 6 4,7 Kaliber
    Längen 22: 6 1 : 0,96
    Verhältnis Trägheitsmomente längs/quer 6,54
    Abstand des Geschoßschwerpunktes 24 von der Stirnfläche 3,3 Kaliber
    Länge 27 0,3 Kaliber
    Winkel 25
    Gesamtmasse 0,55 kg
    Definition "Kaliber":  
    Der Begriff "Kaliber" bezieht sich auf den Geschoßdurchmesser, also Kaliber 35 mm entspricht einem Geschoßdurchmesser von 35 mm.


    [0019] Nach Figur 2 besteht ein Übungsgeschoß 30 abweichend zum Übungsge­schoß 1 aus einem Vollkörper 31 aus Stahl mit einem hohlen, dünnwan­digen Gewindezapfen 32 mit einer Bohrung 33 und aus einer dünnwandigen Haube 34 aus einer Aluminiumlegierung. Die Lage des Schwerpunktes ist mit 35 bezeichnet. Bei einer Ausführung im Kaliber 35 mm liegen zum Übungsgeschoß 1 folgende abweichende Werte vor:
    Verhältnis Trägheitsmomente längs/quer 4,3
    Abstand des Schwerpunktes 35 von der Stirnfläche 21 3,48 Kaliber.


    [0020] Die übrigen Werte sind gleich.

    [0021] Beide Übungsgeschosse 1,30 entsprechen dem Abgangsverhalten und der Flugbahn der genannten Referenzgeschosse und überschreiten die zulässigen Standardabweichungen des Trefferbildes bis 2000 m nicht.

    [0022] Maßgebend für das Luft-Widerstandsverhalten ist die Form des Kegelstumpfes 19.

    [0023] Eine definierte Strömungsablösung bei den Übungsgeschossen 1,30 liegt durch die Stirnfläche 21 vor. Damit wirken sich aerodynamische Störungen, wie Anstellwinkel, nur geringfügig aus.

    [0024] Die Übungsgeschosse 1,30 sind auch wegen der Außenform Kegelstumpf 19 und Zylinder 15 besonders flugstabil.

    [0025] Der Geschwindigkeitsabfall beruht auf dem Luftwiderstandsbeiwert durch die Außenform des Übungsgeschosses 1,30. Maßgebend hierfür sind die Stirnfläche 21, der Kegelstumpf 19, die Stoßkante 23 und der Zylinder 5.


    Ansprüche

    1. Übungsgeschoß (1) für das Zielschießen ohne Sprengstoff mit groß­kalibrigen Waffen mit einem als Zylinder (5) ausgebildeten Ge­schoßkörper und einer konischen Ogive (20),
    gekennzeichnet durch die Kombination folgender Merkmale:

    a) eine als Kegelstumpf (19) ausgebildete Ogive (20) mit ebener Stirnfläche (21) mit einem Durchmesser von etwa 0,08 bis 0,1 Geschoßkaliber, wobei die Ogive (20) mit dem Zylinder (5) des Geschosses (1) eine Stoßkante (23) bildet,

    b) einem Längenverhältnis von Ogive (20) zum Zylinder (5) von etwa 1 : 1 +/- 5 %,

    c) einer Schwerpunktslage von 3 bis 3,5 Geschoßkaliber ab der Stirnfläche (21) und

    d) einem Trägheitsmomentenverhältnis der Quer- und Längsmomente von 4,0 bis 7,0.


     
    2. Übungsgeschoß nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß am Zylinder (5) ein kegeliges Heck (7) mit einer Länge von etwa 0,3 Kaliber und einem Winkel (25) von 2 bis 6° vorgesehen ist.
     
    3. Übungsgeschoß nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Ogive (20) aus einem Vollmaterial aus einer Aluminiumlegie­rung und
    der Geschoßkörper aus einem Hohlkörper (2) aus Stahl mit Ausneh­mungen (8-10) besteht.
     
    4. Übungsgeschoß nach Anspruch 3,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß der Hohlkörper (2) durch eine Bodenplatte (14) abgeschlossen ist.
     
    5. Übungsgeschoß nach Anspruch 3,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß der Hohlkörper einen Leuchtspur-Einsatz (13) aufweist.
     
    6. Übungsgeschoß nach den Ansprüchen 1, 4 und 5,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Ogive (20) aus einer dünnwandigen Haube (34) aus einer Aluminiumlegierung oder Stahl besteht und
    mit einem hohlen Gewindezapfen (32) eines Vollkörpers (31) aus Stahl verschraubt ist, wobei heckseitig eine Ausnehmung (8) zur Aufnahme der Bodenplatte (14) oder der Leuchtspur-Einrichtung (13) vorgesehen ist.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht