[0001] Die Erfindung betrifft eine Hochleistungs-Stabstahl/Drahtstraße, insbesondere für
das einadrige drallfreie Walzen von Walzgut mit jeweils mehrere Walzgerüste bzw. Walzeinheiten
aufweisender Vorstraße, mindestens einer Zwischenstraße und anschließender Fertigstraße
mit gegebenenfalls nachfolgendem Fertigblock.
[0002] Die Entwicklung der Walzdrahterzeugung erfolgte in den letzten Jahren durch den Einsatz
neuer Technologien wie Morgan-Block und Stelmor-Kühleinrichtungen sehr stürmisch.
So konnte die maximale Geschwindigkeit von ca. 35 m/s auf über 100 m/s gesteigert
werden; die Anstichquerschnitte von 80 mm Durchmesser bis auf 150 mm Durchmesser vergrößert
werden und die Ringgewichte konnten verdreifacht werden. Die Folge dieser Entwicklung
ist, daß von vier/dreiadrigen zu der zwei- oder einadrigen Straße mit allen Vorteilen
bezüglich des Ausbringens und Ausnutzung der Produktionsanlagen übergegangen werden
konnte. Zur Anordnung der Walzgerüste ist festzustellen, daß bei Normalstahlqualitäten
vor allem bei geplanter mehradriger Walzung sowohl für die Vor- als auch für die Zwischenstraße
die durchgehende Horizontalgerüst-An ordnung gewählt wurde. Bei dieser Anordnung muß
je nach Kaliberform zwischen den Gerüsten gedrallt werden. Die dabei gestellten Anforderungen
an die Oberflächenqualitäten und Toleranzen lassen eine solche Vorgehensweise in den
meisten Fällen zu.
[0003] In den Fällen, in welchen höhere Anforderungen gestellt werden, werden die Zwischenstraßen
vielfach gesplittet und mit Gerüsten in Horizontal-Vertikal-Anordnung mit entsprechenden
Einrichtungen zur zugfreien Walzung ausgerüstet. Dies ist besonders wichtig für die
Erzeugung von Garretabmessungen mit guter Oberfläche und Toleranz.
[0004] Für mittel- und hochlegierte Stähle und Güten mit besonderer Oberflächenqualität
wird für die gesamte Walzstraße eine Horizontal-Vertikal-Anordnung gebraucht, da diese
Qualitäten meist ein Drallen nicht mehr zulassen. Vervollständigend sei erwähnt, daß
man zur Erzielung einer einwandfreien Oberflä-chenqualität weitestgehend Rollenführungen
zwischen den Gerüsten einsetzt.
[0005] Je nach den zu walzenden Drahtqualitäten wurden auch verschiedene drallfreie Fertigblock-Bauarten
entwickelt. Die einzelnen Horizontal-Vertikal-Walzeinheiten des Fertigblocks haben
fliegend gelagerte Hartmetall-Walzringe.
[0006] Zu der gegenwärtigen Lage der technischen Entwicklung von Drahtstraßen ist zu sagen,
daß diese immer mehr auf die speziellen Bedürfnisse der Betreiber ausgelegt werden
müssen, denn es gilt, den Nutzungsgrad der Drahtstraße zu verbessern und den jeweiligen
Erzeugnisprogrammen leichter anzupassen, das Ausbringen zu erhöhen und die Hightech-Qualität
des Erzeugnisses zu sichern.
[0007] Aufgabe der Erfindung ist es, die einzelnen Straßenabschnitte der Stabstahl/Drahtstraße
zu optimieren, insbesondere deren Verfügbarkeit zu erhöhen, den Draht bzw. den Stabstahl
drallfrei in allen Straßenabschnitten zu walzen und die Anlagenkosten durch den optimierten
Einsatz von Walzgerüst mit bestimmten vorgegebenen Eigenschaften zu reduzieren.
[0008] Diese Aufgabe wird mit einer Hochleistungs-Stabstahl/Drahtstraße der im Oberbegriff
des Anspruchs 1 bezeichneten Bauart und mit dem kennzeichnenden Merkmalen dieses Anspruchs
1 gelöst. Weitere Ausgestaltungen der Hochleistungs-Walzstraße sind durch die Patentansprüche
2 bis 10 gekennzeichnet.
[0009] Nach Patentanspruch 1 erfolgt der Walzenwechsel in der Hochleistungs-Stabstahl/Drahtstraße
nach Maßgabe der minimierten Kaliberreihen in jedem Straßenabschnitt und zwar in der
Vorstraße mittels Kranwerkzeug, in der Zwischenstraße mittels Manipulator und in der
Fertigstraße mittels Schnellwechselvorrichtung gegebenenfalls zusätzlich mittels Manipulator,
wobei sämtliche Walzgerüste bzw. Walzeinheiten in den einzelnen Straßenabschnitten
fliegend gelagerte Walzen aufweisen. Die Auslegung der gesamten Walzstraße mit Walzgerüsten
bzw. Walzeinheiten mit fliegenden Walzenwellen, auf die die Walzringe aufgezogen werden,
erlaubt kurze Wechselzeiten, d.h. es sind keine langen Umbauzeiten erforderlich, so
daß die Straße praktisch ständig walzbereit ist. Es sind keine Wechselgerüste erforderlich.
Infolge der Tatsache, daß der Walzenwechsel nach Maßgabe der minimierten Kaliberreihen
vorgesehen ist, kann der Walzenwechsel entsprechend der Häufigkeit und der Notwendigkeit
unter Berücksichtigung der Verschleißbedingung und der Qualitätssicherung erfolgen,
wobei die jeweils am besten geeigneten und dem Wechselvorgang optimal angepaßten sowie
das Walzengewicht berücksichtigende Wechselvorrichtungen eingesetzt werden. Das Ergebnis
zeigt ein drallfreies Walzen des Walzgutes in der gesamten Walzstraße mit hoher Verfügbarkeit
und ein Walzerzeugnis mit hoher Güte und Qualität.
[0010] In Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, daß zum Zweck des drallfreien Walzens
des Walzgutes Vor- und Zwischenstraße in wechselnder Reihenfolge Horizontal-Vertikal-Kompaktgerüste
aufweisen, daß die Fertigstraße in Walzrichtung gesehen zunächst aus Horizontal- und
Vertikal-Kompaktgerüsten besteht, gefolgt von einem eine Vertikal- und Horizontal-Walzeinheit
aufweisenden Walzblock, dessen Horizontal-Walzeinheit ausschließlich zum Trennwalzen
des Walzgutes in zwei separate Walzadern einsetzbar ist während dessen Vertikal-Walzeinheit
zur Normalwalzung des Walzgutes einsetzbar ist und daß der Fertigblock aus mehreren
Horizontal- und Vertikalwalzeinheiten in 45°-Anordnung der Walzringe besteht, die
auf einem Grunndrahmen befestigt sind. Diese Auslegung der einzelnen Straßenabschnitte
hat mehrere Vorteile: Der erforderliche Bauplatz für die Gerüste wird minimiert. Die
Gesamtlänge der Walzstraße wird reduziert, weil die Kompkatgerüste dicht aneinander
positioniert werden können; es sind auch keine Rollgänge zwischen den Gerüsten erforderlich.
Wegen der Standartisierung des optimierten Walzenwechsels wird die Lagerhaltung für
Ersatzteile gering. Die Umrüstzeiten sind verkürzt. Besonders vorteilhaft ist der
vorgeschlagene Einsatz eines zwei-gerüstigen Vertikal-Horizontal-Miniblocks mit fliegend
gelagerten Walzen als Ersatz zu den bisher eingesetzten Kipp- und Drehgerüsten, wenn
bspw. das einadrig gewalzte Walzgut einem Trennwalzen unterzogen werden soll. Denn
im Falle der Trennwalzung des Walzgutes ist nur die Horizontal-Walzeinheit des Gerüsts
für den Trennstich im Einsatz, während im Falle der Normalwal zung nur die Vertikal-Walzeinheit
in Betrieb ist. Die jeweils andere Walzeinheit läßt man lediglich leer mitlaufen oder
es wird die entsprechende Walzkassette herausgenommen.
[0011] In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird vorgeschlagen, daß dem Horizontal-Vertikal-Walzblock
für die letzten Stiche der Trennwalzung zwei Duo-Walzgerüste mit der Walzfolge vom
Ovalkaliber zum Rundkaliber nachgeordnet sind. Wird also die Horizontal-Walzeinheit
des Horizontal-Vertikal-Walzblocks in der Fertigstraße zum Trennwalzen des Walzgutes
benutzt - die Vertikal-Walzeinheit des Walzblocks leistet keine Walzarbeit - wird
jeder Strang des in zwei Walzadern aufgetrennten Walzgutes in den Horizontalgerüsten
mittels Walzen mit jeweils zwei Kalibern so weit fertiggewalzt, daß das ausgeformte
Walzgut anschließend als fertiger Stabstahl auf das Kühlbett gefahren werden kann.
[0012] Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung zeigt sich darin, daß dem Vertikal-Horizontal-Walzblock
der Fertigstraße für die letzten Stiche der Trennwalzung zwei jeweils eine Horizontal-
und eine Vertikal-Walzeinheit aufweisender Kompakt-Walzblöcke nachgeordnet sind. Der
Einsatz von zwei zwei-gerüstigen Kompakt-Walzblöcken für die beiden letzten Stiche
nach der Trennwalzung des Walzgutes ermöglicht den Ersatz der an sich nachgeordneten
Horizontal-Duo-Gerüste. Hierdurch wird jede Walzader drallfrei gewalzt. Die gesamte
Walzstraße ist daher auch im Falle der Trennwalzung mit fliegend gelagerten Walzringen
ausrüstbar. Außerdem sind Hartmetall-Walzringe mit hohen Standzeiten einsetzbar. Die
Rüstzeiten bzw. die Wartungszeiten der Walzstraße können noch weiter verringert werden.
Der Einsatz der Kompaktgerüste läßt eine im Sinne eines verkleinerten Raumbedarfs
kurze Bauweise der Fertigstraße zu.
[0013] Um die Rüstzeiten bzw. die Wartungszeiten in der Vorstraße zu verringern bzw. diesen
Straßenabschnitt in der Verfügbarkeit zu erhöhen, wird nach einem weiteren Vorschlag
der Erfindung zum Wechseln der Walzringe zumindest der Horizontal-Kompaktgerüste ein
C-förmig abgewinkeltes an einer Kranbrücke schwenkbar befestigtes Trägerwerkzeug eingesetzt,
an dessen unterer Schwerpunktslage eine gemeinsame Wechselvorrichtung für die Walzringe
angeordnet ist. Da die Walzringe in diesem Straßenabschnitt ein recht hohes Gewicht
von etwa 150 bis 450 Kilogramm haben, andererseits eine vergleichsweise hohe Lebensdauer
von mehreren Tagen bei maximal zulässiger Walzleistung aufweisen, ist der Einsatz
der hier vorgeschlagenen Walzenwechselvorrichtung der Walztechnologie in der Vorstraße
optimal angepaßt und zwar sowohl hinsichtlich des baulichen Aufwandes als auch des
zeitlichen Einsatzes der Wechselvorrichtung.
[0014] Die gleichen Vorteile zeigen sich in der Zwischenstraße, wenn dort in entsprechender
Anpassung an die Walztechnologie die fliegend gelagerten Walzringe der Gerüste mit
Hilfe eines allseitig bewegbaren Manipulators gewechselt werden, dessen Kopf die Wechselvorrichtung
für die Walzringe der Kompaktgerüste trägt und der manuell steuerbar ist. Da in diesem
Straßenabschnitt die Gewichte der Walzringe gegenüber denjenigen in der Vorstraße
bereits deutlich reduziert sind, andererseits auch deren durchschnittliche Lebensdauer
verringert ist, ist also eine Wechselvorrichtung vorgesehen, die vom Wartungspersonal
leicht zu bedienen ist und einen entsprechend schnellen und exakten Wechsel der abgearbeiteten
Walzringe gegen neue Walzringe zuläßt.
[0015] Besonders deutlich wird der Vorteil des Walzenwechsels nach Maßgabe der minimierten
Kaliberreihen in jedem Straßenabschnitt in der Fertigstraße, wenn dort nach einem
weiteren Vorschlag der Erfindung eine Schnellwechselvorrichtung eingesetzt wird, die
eine heb- und drehbar gegebenenfalls verschiebbar ausgestaltete und auf einem verfahrbaren
Wechselwagen angeordnete Wechselvorrichtung aufweist für die beiden korrespondierenden
Walzringe eines jeden Vertikal- und Horizontal-Gerüsts. Die Walzringe in diesen Straßeabschnitten
sind unter anderem wegen der hohen Walzgeschwindigkeit hoch belastet und haben trotz
bester Werkstoffauswahl wie bspw. Wolframkarbid lediglich eine mittlere Lebensdauer
von etwa ein bis zwei Tagen unter maximaler Walzleistung. Der Notwendigkeit zum schnellen
und genauen sowie von einer Warte aus steuerbaren Walzenwechsel wird die Erfindung
mit der vorgeschlagenen Schnellwechselvorrichtung in jeder Hinsicht gerecht. Eine
weitere verbessernde Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, daß die Walzenwechselvorrichtung
zumindest zwei um deren Drehachse schwenkbare Aufnahmeeinrichtungen für einen zumindest
die Walzringe aufnehmenden Montagerahmen aufweist. Hierdurch wird dem Wartungspersonal
die Möglichkeit geboten, neue Walzringe auf einem Bauplatz montagegerecht vorzuhalten,
welche in die Aufnahmeeinrichtung der fahrbaren Wechselvorrichtung eingesetzt werden.
Danach wird die Aufnahmeeinrichtung entsprechend verschwenkt und die abgearbeiteten
Walzringe werden auf dem Bauplatz zur weiteren Handhabung abgesetzt. Anschließend
wird der Wechselwagen in den Straßenabschnitt zurückgefahren. Die einzelnen Vorgänge
beim Walzenwechsel können also mit gängigen Steuerungs-bzw. Regelelementen vollständig
automatisiert werden.
[0016] Zur Optimierung des Walzenwechsels in der Fertigstraße ist vorgesehen, daß in den
Montagerahmen die Walzarmaturen einsetzbar sind sowie die korrespondierenden Walzringe
in Betriebsposition fixierbar sind. Hierdurch erfolgt eine noch vollständigere Vormontage
auf dem Bauplatz, was letztendlich die Walzenwechselzeiten zusätzlich verkürzt und
zu einer höheren Verfügbarkeit dieser Straßenabschnitte führt. Insgesamt wird die
Verfügbarkeit der gesamten Stabstahl/Drahtstraße verbessert. In diesem Sinne ist es
auch zweckmäßig, wenn nach einem weiteren Vorschlag der Erfindung die Frontplatte
Zentrier- und Klemmstücke aufweist zur Fixierung des Montagerahmens auf der Frontplatte
des Kompaktgerüstes. Ein diesbezüglich gestalteter Montagerahmen wird in der speziellen
Beschreibung nachfolgend näher erläutert.
[0017] Die Erfindung wird anhand von schematischen Zeichnungen für eine Hochleistungs-Stabstahl/Drahtstraße
beschrieben. Es zeigen:
- Figur 1
- das Lay-Out der Walzstraße,
- Figur 2
- die Fertigwalzstraße im Falle des Trennwalzens mit zwei Horizontal-Duo-Gerüsten,
- Figur 3
- die Fertigwalzstraße im Falle des Trennwalzens mit zwei Vertikal-Horizontal-Walzblöcken,
- Figur 4
- die Walzenwechselvorrichtung für die Vorstraße,
- Figur 5
- die Walzenwechselvorrichtung für die Zwischenstraße,
- Figur 6
- die Walzenwechselvorrichtung für die Fertigstraße,
- Figur 7
- den Montagerahmen für die Walzenwechselvorrichtung nach Fig. 6.
[0018] In Fig. 1 ist die Hochleistungs-Stabstahl/Walzstraße dargestellt mit der Vorstraße
1, die aus nebeneinander in der Walzlinie angeordneten Walzgerüsten mit der Gerüstfolge
Horizontal (H)/Vertikal (V) besteht, gefolgt von der Zwischenstraße 2, die ebenfalls
aus nebeneinander angeordneten Walzgerüsten mit der Gerüstfolge Horizontal (H)/ Vertikal
(V) besteht, welcher die Fertigstraße 3 nachgeordnet ist. Der Fertigstraße 3, welche
bei der Drahtherstellung die Zwischenstraße ist, folgt der Fertigblock 4 mit der nicht
näher dargestellten Kühleinrichtung zumeist bestehend aus einer Wasserkühlstrecke
mit Treiber/Windungsleger und der Stelmor-Anlage. Im Falle der Walzstabherstellung
folgt der Fertigstraße 3 ein Kühl- bzw. Ablegebett 6.
[0019] Fig. 2 und Fig. 3 zeigen in einem vergrößerten Ausschnitt teilweise die Fertigstraße
3, in der auf drei Walzgerüste mit der Gerüstfolge Horizontal/Vertikal/Horizontal
ein Walzblock 7 folgt, der aus zwei Walzeinheiten in der Folge Vertikal/Horizontal
besteht. Dem Vertikal/Horizontal-Walzblock 7 sind gemäß Fig. 2 zwei Horizontal-Duo-Gerüste
8 nachgeordnet. Die Walzen 9 dieser Duo-Gerüste weisen jeweils mindestens zwei Kaliber
10, 11 auf. Es ist gut erkennbar, daß in der Horizontal-Walzeneinheit 7'' des Walzblocks
7 eine Trennwalzung des Walzguts 12 von einem einzigen Walzstrang auf nunmehr zwei
Walzstränge 12' , 12'' erfolgt und jeder dieser Walzstränge in den zwei nachfolgenden
Horizontal-Gerüsten 8 einer Oval/ Rundwalzung unterzogen wird. Es ist festzuhalten,
daß im Falle der Trennwalzung die Vertikal-Walzeinheit 7' des Walzblocks 7 leer mitläuft
bzw. daß die entsprechende Walzenkassette herausgenommen ist. In Fig. 3 ist gezeigt,
daß im Falle des Trennwalzens des Walzguts 12 mit Hilfe der Horizontal-Walzeinheit
7'' des Walzblocks 7 zwei zwei-gerüstige Walzblöcke 13, 14 nachgeordnet sind, und
zwar für jeden Walzstrang 12' bzw. 12'' jeweils ein Walz block 13 bzw. 14. Jeder Walzblock
13, 14 hat jeweils zwei Walzeinheiten 13', 13''; 14', 14'' in der Walzenfolge Vertikal/Horizontal.
[0020] Durch den Vertikal/Horizontal-Walzblock 7 in der Fertigstraße 3 werden die an dieser
Stelle üblicherweise eingesetzten Kipp- oder Drehgerüste ersetzt. Durch die Vertikal/Horizontal-Walzblöcke
13, 14 werden die in Fig. 2 dargestellten Horizontal-Duo-Gerüste ersetzt.
[0021] Sämtliche Walzgerüste in der Walzstraße insbesondere gemäß Fig. 1 in Verbindung mit
Fig. 3 haben fliegend gelagerte Wellen, auf welche die Walzringe aufgezogen werden.
Dies eröffnet die Möglichkeit, den Walzenwechsel nach Maßgabe der minimierten Kaliberreihen
in jedem Straßenabschnitt vorzunehmen und zwar in der Vorstraße mittels Kranwerkzeugen
(Fig. 4) , in der Zwischenstraße mittels Manipulatoren (Fig. 5) und in der Fertigstraße
mittels Schnellwechselvorrichtungen (Fig. 6).
[0022] Gemäß Fig. 4 bestehen die Kranwerkzeuge 15 zum Wechseln der Walzringe 18 insbesondere
der Horizontal-Gerüste (Fig. 4) in der Vorstraße 1 aus einem C-förmig gestalteten
Trägerwerkzeug 19, welches an einer Kranbrücke 20 schwenkbar aufgehängt ist. In der
unteren Schwerpunktslage des Trägerwerkzeugs ist eine handradbetätigte Walzenwechselvorrichtung
21 angeordnet, welche die korrespondierenden Walzringe 18 des Walzgerüsts gemeinsam
aufnimmt. Hierzu ist ein Hebelsystem 22 mit einem endseitigen Vorsprung 23 vorgesehen,
welcher in das Kaliber 24 der Walzringe 18 eingreift, wenn das Handrad gedreht und
damit die Führungsmutter 25 längsbewegt wird. Die Walzenwechselvorrichtung 21' für
die Walzringe der Vertikal-Gerüste können bspw. in üblicher Ausbildung von den Seilen
eines Krans angehoben werden (Fig. 4b). In der einfachsten Ausführung ist es auch
möglich, daß die Kranseile direkt an den Walzringen befestigt sein können (Fig. 4c).
[0023] Figur 5 zeigt den Einsatz eines Manipulators 16 zum Wechseln der Walzringe 31, 32
eines Vertikal-Kompaktgerüsts 33 (Fig. 5a) bzw. eines Horizontal-Kompkatgerüsts 34
(Fig. 5b) in der Zwischenstraße 2. Der Manipulator 16 ist an einer Trägerbrücke 26
befestigt, und an ein nicht näher dargestelltes Hydrauliksystem anschließbar. Der
Manipulator besteht zumeist aus Gelenksystemen 27, 28, so daß der Kopf 29 des Manipulators,
der die Wechselvorrichtung 35 für die Walzringe 31, 32 trägt, allseitig bewegbar ist.
Der Kopf 29 des Manipulators 16 ist mit Hilfe eines Steuerhebels 30 vom Bedienungspersonal
in jeder Bewegungsrichtung steuerbar, so daß die Walzringe 31, 32 vom jeweiligen Walzgerüst
in kürzester Zeit abgezogen werden und gegen neue Walzringe 31' bzw. 32' ausgetauscht
werden können, die auf dem Bauplatz 36 vorbereitet lagern.
[0024] Für den Wechsel der Walzringe 46 in der Fertigstraße 3 ist eine Schnellwechselvorrichtung
17 vorgesehen, die in Fig. 6 dargestellt ist. Die Schnellwechselvorrichtung 17 besteht
aus einem Wechselwagen 37, der von einem Kolben-Zylinder-Gestänge 38 auf einer üblichen
Schienenanordnung zwischen den Walzgerüsten 42, 43 und einem Bauplatz 39 verfahrbar
ist. Die Wechselvorrichtung hat eine heb- und drehbar ausgestaltete Aufnahmeeinrichtung
40, deren Bewegungsmöglichkeiten mit Pfeilen angezeigt ist und welche gemäß Fig. 6a
zwei diametral gegenüberliegende Walzenträger 44 aufweist, mit jeweils einer Aufnahmeöffnung
41 zumindest für die korrespondierenden Walzringe 46 des Vertikal-Kompaktgerüstes
42. Die eine Aufnahmeöffnung kann so die abgearbeiteten Walzringe des Walzgerüsts
42 tragen, während die andere Aufnahme öffnung die auf dem Bauplatz 39 vorbereiteten
neuen Walzringe aufnimmt. Die Aufnahmeeinrichtung 40 für die Walzringe des Horizontal-Kompaktgerüstes
43 ist gemäß Fig. 6b etwas anders gestaltet, indem die beiden gegenüberliegenden Walzenträger
44 auf dem Wechselwagen entsprechend dem Bewegungspfeil so weit verschiebbar sind,
daß genügend Platz zum Montieren bzw. Demontieren der Walzringe entsteht, wenn die
Aufnahmeeinrichtung 40 auf dem Wechselwagen entsprechend gedreht wird.
[0025] Ein besonders vorteilhaftes Montagesystem ist in Fig. 7 gezeigt und zwar ein Montagerahmen
45, der in die Aufnahmeöffnungen 41 der Schnellwechselvorrichtung 17 in Fig. 6 einsetzbar
ist. In dem Montagerahmen 45 sind die korrespondierenden Walzringe 46, 46' in Einbauposition
und damit in Betriebsposition fixiert. Außerdem sind in dem Montagerahmen die Walzarmaturen
47, 47' der Einlauf- bzw. Auslaufseite fest eingesetzt. Die Fixierung der Walzringe
in Einbauposition erfolgt mit Hilfe eines üblichen und deshalb nicht näher dargestellten
Hebelsystems, dessen Montagehaken 48, 48' am Umfang eines jeden Walzringes bzw. am
Kaliber des Walzringes zur sicheren Positionierung angelegt sind. An der Frontplatte
52 sind Zentrierstücke 49 sowie Klemmvorrichtungen 50 vorgesehen. Diese Maßnahmen
dienen zum Zentrieren und Festlegen des Montagerahmens auf der Frontplatte des jeweiligen
Kompaktgerüsts der Fertigstraße 3. Mit Hilfe des Montagerahmens 45 gemäß Fig. 7 wird
die in Fig. 6 gezeigte Schnellwechselvorrichtung für die Walzringe noch effektiver
einsetzbar.
[0026] Es konnte gezeigt werden, daß mit den beanspruchten Maßnahmen die Verfügbarkeit einer
Stabstahl- und Drahtwalzstraße bei hohem Ausbringen und ausgezeichneter Erzeugnisqualität
gesteigert werden konnte, wenn vorrangig in allen Straßenab schnitten Walzgerüste
bzw. Walzeinheiten mit fliegend gelagerten Wellen und abziehbaren Walzringen eingesetzt
werden und wenn die Auslegung der Walzenwechselvorrichtungen genauestens auf die Notwendigkeit
und die Häufigkeit der Walzenwechselbedingungen abgestimmt werden.
Liste der Bezugszeichen
[0027]
- 1
- Vorstraße
- 2
- Zwischenstraße
- 3
- Fertigstraße
- 4
- Fertigblock
- 5
- Kühlstraße
- 6
- Kühl/Ablegebett
- 7
- Walzblock
- 7'
- Vertikal-Walzeinheit
- 7''
- Horizontal-Walzeinheit
- 8
- Horizontal-Duo-Gerüst
- 9
- Walzen
- 10
- Oval-Kaliber
- 11
- Rund-Kaliber
- 12
- Walzgut
- 12'
- Walzgutstrang
- 12''
- Walzgutstrang
- 13
- Walzblock
- 13'
- Vertikal-Walzeinheit
- 13''
- Horizontal-Walzeinheit
- 14
- Walzblock
- 14'
- Vertikal-Walzeinheit
- 14''
- Horizontal-Walzeinheit
- 15
- Kranwerkzeug
- 16
- Manipulator
- 17
- Schnellwechselvorrichtung
- 18
- Walzring
- 19
- Trägerwerkzeug
- 20
- Kranbrücke
- 21
- Wechselvorrichtung
- 21'
- Wechselvorrichtung
- 22
- Hebelsystem
- 23
- Vorsprung
- 24
- Kaliber
- 25
- Führungsmutter
- 26
- Trägerbrücke
- 27, 28
- Gelenksystem
- 29
- Kopf des Manipulators
- 30
- Steuerhebel
- 31, 32
- Walzringe
- 33
- Vertikal-Kompaktgerüst
- 34
- Horizontal-Kompaktgerüst
- 35
- Walzenwechselvorrichtung
- 36
- Bauplatz
- 37
- Wechselwagen
- 38
- Kolben-Zylinder-Gestänge
- 39
- Bauplatz
- 40
- Aufnahmeeinrichtung
- 41
- Aufnahmeöffnung
- 42
- Vertikal-Kompaktgerüst
- 43
- Horizontal-Kompaktgerüst
- 44
- Walzenträger
- 45
- Montagerahmen
- 46, 46'
- Walzringe
- 47, 47'
- Walzarmaturen
- 48
- Montagehaken
- 49
- Zentrierstücke
- 50
- Klemmvorrichtung
- 51
- Drehachse
- 52
- Frontplatte
1. Hochleistungs-Stabstahl/Drahtstraße, insbesondere für das einadrige drallfreie Walzen
von Walzgut mit jeweils mehrere Walzgerüste bzw. Walzeinheiten aufweisender Vorstraße,
mindestens einer Zwischenstraße und anschließender Fertigstraße mit gegebenenfalls
nachfolgendem Fertigblock,
dadurch gekennzeichnet,
daß nach Maßgabe der minimierten Kaliberreihen in jedem Straßenabschnitt, der Walzenwechsel
in der Vorstraße (1) mittels Kranwerkzeug (15), in der Zwischenstraße (2) mittels
Manipulator (16) und in der Fertigstraße (3) mittels Schnellwechselvorrichtung (17)
gegebenenfalls zusätzlich mittels Manipulator (16) erfolgt, wobei sämtliche Walzgerüste
bzw. Walzeinheiten in den einzelnen Straßenabschnitten (1 bis 4) fliegend gelagerte
abziebare Walzen (18, 31, 32, 46) aufweisen.
2. Walzstraße nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß zum Zweck des drallfreien Walzens des Walzgutes (12) Vor-und Zwischenstraße (1,
2) in wechselnder Reihenfolge Horizontal-und Vertikal-Kompaktgerüste (H, V) aufweisen,
daß die Fertigstraße (3) in Walzrichtung gesehen zunächst aus Horizontal-und Vertikal-Kompaktgerüsten
(H-V) besteht, gefolgt von einem eine Vertikal- und Horizontal-Walzeinheit (V-H) aufweisenden
Walzblock (7), dessen Horizontal-Walzeinheit (H) ausschließlich zum Trennwalzen des
Walzgutes (12) in zwei separate Walzadern (12', 12'') einsetzbar ist, während dessen
Vertikal-Walzeinheit (V) zur Normalwalzung des Walzgutes (12) einsetzbar ist, und
daß der Fertigblock (4) aus mehreren Horizontal- und Vertikal-Walzeinheiten (H-V)
in 45°-Anordnung der Walzringe (46) besteht, die auf einem Grundrahmen befestigt sind.
3. Walzstraße nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß dem Vertikal-Horizontal-Walzblock (7) in der Fertigstraße (3) für die letzten
Stiche der Trennwalzung zwei Duo-Walzgerüste (8) mit der Walzfolge vom Ovalkaliber
zum Rundkaliber nachgeordnet sind.
4. Walzstraße nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß dem Vertikal-Horizontal-Walzblock (7) der Fertigstraße (3) für die letzten Stiche
der Trennwalzung zwei jeweils eine Vertikal- und eine Horizontal-Walzeinheit (V-H)
aufweisender Kompaktwalzblock (14) nachgeordnet ist.
5. Walzstraße nach den Ansprüchen 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß in der Vorstraße (1) ein C-förmig abgewinkeltes an einer Kranbrücke (20) schwenkbar
befestigtes Trägerwerkzeug (19) einsetzbar ist, an dessen unterer Schwerpunktslage
eine gemeinsame Wechselvorrichtung (21) für die Walzringe (18) zumindest der Horizontal-Kompaktgerüste
angeordnet ist.
6. Walzstraße nach den Ansprüchen 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß in der Zwischenstraße (2) ein allseitig bewegbarer Manipulator (16) angeordnet
ist, dessen Kopf (29) die Wechselvorrichtung (35) für die Walzringe (31, 32) der Kompaktgerüste
(33, 34) trägt und der manuell steuerbar ist.
7. Walzstraße nach den Ansprüchen 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß in der Fertigstraße (3) eine heb- und drehbar gegebenenfalls verschiebbar ausgestaltete
und auf einem verfahrbaren Wechselwagen (37) angeordnete Wechselvorrichtung (17) für
die beiden korrespondieren Walzringe (46) eines jeden Vertikal- und Horizontal-Gerüsts
(42, 43) einsetzbar ist.
8. Walzstraße nach Anspruch 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Walzenwechselvorrichtung (17) zumindest zwei um deren Drehachse (51) schwenkbare
Aufnahmeeinrichtungen (40) für einen zumindest die Walzringe aufnehmenden Montagerahmen
(45) aufweist.
9. Walzstraße nach Anspruch 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß in den Montagerahmen (45) die Walzarmaturen (47) einsetzbar sind sowie die korrespondierenden
Walzringe (46, 46') in Betriebsposition fixierbar sind.
10. Walzstraße nach Anspruch 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Frontplatte (52) Zentrier- und Klemmstücke (49, 50) aufweist zur Fixierung
des Montagerahmens (45) auf der Frontplatte (52) des Kompaktgerüstes (42, 43).