(19)
(11) EP 0 432 532 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
19.06.1991  Patentblatt  1991/25

(21) Anmeldenummer: 90122276.0

(22) Anmeldetag:  22.11.1990
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5B21B 1/18, B21B 31/08
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT DE ES GB IT SE

(30) Priorität: 09.12.1989 DE 3940736

(71) Anmelder: SMS SCHLOEMANN-SIEMAG AKTIENGESELLSCHAFT
D-40237 Düsseldorf (DE)

(72) Erfinder:
  • Müller, Alfred
    W-405 Meerbusch (DE)

(74) Vertreter: Müller, Gerd, Dipl.-Ing. et al
Patentanwälte Hemmerich-Müller-Grosse Pollmeier-Valentin-Gihske Hammerstrasse 2
57072 Siegen
57072 Siegen (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Hochleistungs-Stabstahl/Drahtstrasse


    (57) Bei einer Hochleistungs-Stabstahl/Drahtstraße, insbesondere für das einadrige drallfreie Walzen von Walzgut mit jeweils mehrere Walzgerüste bzw. Walzeinheiten aufweisender Vorstraße 1, mindestens einer Zwischenstraße 2 und anschließender Fertigstraße 3 mit gegebenenfalls nachfolgendem Fertigblock 4 wird vorgeschlagen, daß der Walzenwechsel nach Maßgabe der minimierten Kaliberreihen in jedem Straßenabschnitt erfolgt, wobei der Walzenwechsel in der Vorstraße 1 mit Kranwerkzeugen l5, in der Zwischenstraße 2 mit Manipulatoren 16 und in der Fertigstraße 3 mittels Schnellwechselvorrichtungen 17 gegebenenfalls zusätzlich mittels Manipulator 16 erfolgt, wobei sämtliche Walzgerüste bzw. Walzeinheiten in den einzelnen Straßenabschnitten 1 bis 4 fliegend gelagerte, abziehbare Walzen 18, 31, 32 46 aufweisen, um die Verfügbarkeit und das Ausbringen der Walzstraße zu erhöhen.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Hochleistungs-Stabstahl/Drahtstraße, insbesondere für das einadrige drallfreie Walzen von Walzgut mit jeweils mehrere Walzgerüste bzw. Walzeinheiten aufweisender Vorstraße, mindestens einer Zwischenstraße und anschließender Fertigstraße mit gegebenenfalls nachfolgendem Fertigblock.

    [0002] Die Entwicklung der Walzdrahterzeugung erfolgte in den letzten Jahren durch den Einsatz neuer Technologien wie Morgan-Block und Stelmor-Kühleinrichtungen sehr stürmisch. So konnte die maximale Geschwindigkeit von ca. 35 m/s auf über 100 m/s gesteigert werden; die Anstichquerschnitte von 80 mm Durchmesser bis auf 150 mm Durchmesser vergrößert werden und die Ringgewichte konnten verdreifacht werden. Die Folge dieser Entwicklung ist, daß von vier/dreiadrigen zu der zwei- oder einadrigen Straße mit allen Vorteilen bezüglich des Ausbringens und Ausnutzung der Produktionsanlagen übergegangen werden konnte. Zur Anordnung der Walzgerüste ist festzustellen, daß bei Normalstahlqualitäten vor allem bei geplanter mehradriger Walzung sowohl für die Vor- als auch für die Zwischenstraße die durchgehende Horizontalgerüst-An ordnung gewählt wurde. Bei dieser Anordnung muß je nach Kaliberform zwischen den Gerüsten gedrallt werden. Die dabei gestellten Anforderungen an die Oberflächenqualitäten und Toleranzen lassen eine solche Vorgehensweise in den meisten Fällen zu.

    [0003] In den Fällen, in welchen höhere Anforderungen gestellt werden, werden die Zwischenstraßen vielfach gesplittet und mit Gerüsten in Horizontal-Vertikal-Anordnung mit entsprechenden Einrichtungen zur zugfreien Walzung ausgerüstet. Dies ist besonders wichtig für die Erzeugung von Garretabmessungen mit guter Oberfläche und Toleranz.

    [0004] Für mittel- und hochlegierte Stähle und Güten mit besonderer Oberflächenqualität wird für die gesamte Walzstraße eine Horizontal-Vertikal-Anordnung gebraucht, da diese Qualitäten meist ein Drallen nicht mehr zulassen. Vervollständigend sei erwähnt, daß man zur Erzielung einer einwandfreien Oberflä-chenqualität weitestgehend Rollenführungen zwischen den Gerüsten einsetzt.

    [0005] Je nach den zu walzenden Drahtqualitäten wurden auch verschiedene drallfreie Fertigblock-Bauarten entwickelt. Die einzelnen Horizontal-Vertikal-Walzeinheiten des Fertigblocks haben fliegend gelagerte Hartmetall-Walzringe.

    [0006] Zu der gegenwärtigen Lage der technischen Entwicklung von Drahtstraßen ist zu sagen, daß diese immer mehr auf die speziellen Bedürfnisse der Betreiber ausgelegt werden müssen, denn es gilt, den Nutzungsgrad der Drahtstraße zu verbessern und den jeweiligen Erzeugnisprogrammen leichter anzupassen, das Ausbringen zu erhöhen und die Hightech-Qualität des Erzeugnisses zu sichern.

    [0007] Aufgabe der Erfindung ist es, die einzelnen Straßenabschnitte der Stabstahl/Drahtstraße zu optimieren, insbesondere deren Verfügbarkeit zu erhöhen, den Draht bzw. den Stabstahl drallfrei in allen Straßenabschnitten zu walzen und die Anlagenkosten durch den optimierten Einsatz von Walzgerüst mit bestimmten vorgegebenen Eigenschaften zu reduzieren.

    [0008] Diese Aufgabe wird mit einer Hochleistungs-Stabstahl/Drahtstraße der im Oberbegriff des Anspruchs 1 bezeichneten Bauart und mit dem kennzeichnenden Merkmalen dieses Anspruchs 1 gelöst. Weitere Ausgestaltungen der Hochleistungs-Walzstraße sind durch die Patentansprüche 2 bis 10 gekennzeichnet.

    [0009] Nach Patentanspruch 1 erfolgt der Walzenwechsel in der Hochleistungs-Stabstahl/Drahtstraße nach Maßgabe der minimierten Kaliberreihen in jedem Straßenabschnitt und zwar in der Vorstraße mittels Kranwerkzeug, in der Zwischenstraße mittels Manipulator und in der Fertigstraße mittels Schnellwechselvorrichtung gegebenenfalls zusätzlich mittels Manipulator, wobei sämtliche Walzgerüste bzw. Walzeinheiten in den einzelnen Straßenabschnitten fliegend gelagerte Walzen aufweisen. Die Auslegung der gesamten Walzstraße mit Walzgerüsten bzw. Walzeinheiten mit fliegenden Walzenwellen, auf die die Walzringe aufgezogen werden, erlaubt kurze Wechselzeiten, d.h. es sind keine langen Umbauzeiten erforderlich, so daß die Straße praktisch ständig walzbereit ist. Es sind keine Wechselgerüste erforderlich. Infolge der Tatsache, daß der Walzenwechsel nach Maßgabe der minimierten Kaliberreihen vorgesehen ist, kann der Walzenwechsel entsprechend der Häufigkeit und der Notwendigkeit unter Berücksichtigung der Verschleißbedingung und der Qualitätssicherung erfolgen, wobei die jeweils am besten geeigneten und dem Wechselvorgang optimal angepaßten sowie das Walzengewicht berücksichtigende Wechselvorrichtungen eingesetzt werden. Das Ergebnis zeigt ein drallfreies Walzen des Walzgutes in der gesamten Walzstraße mit hoher Verfügbarkeit und ein Walzerzeugnis mit hoher Güte und Qualität.

    [0010] In Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, daß zum Zweck des drallfreien Walzens des Walzgutes Vor- und Zwischenstraße in wechselnder Reihenfolge Horizontal-Vertikal-Kompaktgerüste aufweisen, daß die Fertigstraße in Walzrichtung gesehen zunächst aus Horizontal- und Vertikal-Kompaktgerüsten besteht, gefolgt von einem eine Vertikal- und Horizontal-Walzeinheit aufweisenden Walzblock, dessen Horizontal-Walzeinheit ausschließlich zum Trennwalzen des Walzgutes in zwei separate Walzadern einsetzbar ist während dessen Vertikal-Walzeinheit zur Normalwalzung des Walzgutes einsetzbar ist und daß der Fertigblock aus mehreren Horizontal- und Vertikalwalzeinheiten in 45°-Anordnung der Walzringe besteht, die auf einem Grunndrahmen befestigt sind. Diese Auslegung der einzelnen Straßenabschnitte hat mehrere Vorteile: Der erforderliche Bauplatz für die Gerüste wird minimiert. Die Gesamtlänge der Walzstraße wird reduziert, weil die Kompkatgerüste dicht aneinander positioniert werden können; es sind auch keine Rollgänge zwischen den Gerüsten erforderlich. Wegen der Standartisierung des optimierten Walzenwechsels wird die Lagerhaltung für Ersatzteile gering. Die Umrüstzeiten sind verkürzt. Besonders vorteilhaft ist der vorgeschlagene Einsatz eines zwei-gerüstigen Vertikal-Horizontal-Miniblocks mit fliegend gelagerten Walzen als Ersatz zu den bisher eingesetzten Kipp- und Drehgerüsten, wenn bspw. das einadrig gewalzte Walzgut einem Trennwalzen unterzogen werden soll. Denn im Falle der Trennwalzung des Walzgutes ist nur die Horizontal-Walzeinheit des Gerüsts für den Trennstich im Einsatz, während im Falle der Normalwal zung nur die Vertikal-Walzeinheit in Betrieb ist. Die jeweils andere Walzeinheit läßt man lediglich leer mitlaufen oder es wird die entsprechende Walzkassette herausgenommen.

    [0011] In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird vorgeschlagen, daß dem Horizontal-Vertikal-Walzblock für die letzten Stiche der Trennwalzung zwei Duo-Walzgerüste mit der Walzfolge vom Ovalkaliber zum Rundkaliber nachgeordnet sind. Wird also die Horizontal-Walzeinheit des Horizontal-Vertikal-Walzblocks in der Fertigstraße zum Trennwalzen des Walzgutes benutzt - die Vertikal-Walzeinheit des Walzblocks leistet keine Walzarbeit - wird jeder Strang des in zwei Walzadern aufgetrennten Walzgutes in den Horizontalgerüsten mittels Walzen mit jeweils zwei Kalibern so weit fertiggewalzt, daß das ausgeformte Walzgut anschließend als fertiger Stabstahl auf das Kühlbett gefahren werden kann.

    [0012] Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung zeigt sich darin, daß dem Vertikal-Horizontal-Walzblock der Fertigstraße für die letzten Stiche der Trennwalzung zwei jeweils eine Horizontal- und eine Vertikal-Walzeinheit aufweisender Kompakt-Walzblöcke nachgeordnet sind. Der Einsatz von zwei zwei-gerüstigen Kompakt-Walzblöcken für die beiden letzten Stiche nach der Trennwalzung des Walzgutes ermöglicht den Ersatz der an sich nachgeordneten Horizontal-Duo-Gerüste. Hierdurch wird jede Walzader drallfrei gewalzt. Die gesamte Walzstraße ist daher auch im Falle der Trennwalzung mit fliegend gelagerten Walzringen ausrüstbar. Außerdem sind Hartmetall-Walzringe mit hohen Standzeiten einsetzbar. Die Rüstzeiten bzw. die Wartungszeiten der Walzstraße können noch weiter verringert werden. Der Einsatz der Kompaktgerüste läßt eine im Sinne eines verkleinerten Raumbedarfs kurze Bauweise der Fertigstraße zu.

    [0013] Um die Rüstzeiten bzw. die Wartungszeiten in der Vorstraße zu verringern bzw. diesen Straßenabschnitt in der Verfügbarkeit zu erhöhen, wird nach einem weiteren Vorschlag der Erfindung zum Wechseln der Walzringe zumindest der Horizontal-Kompaktgerüste ein C-förmig abgewinkeltes an einer Kranbrücke schwenkbar befestigtes Trägerwerkzeug eingesetzt, an dessen unterer Schwerpunktslage eine gemeinsame Wechselvorrichtung für die Walzringe angeordnet ist. Da die Walzringe in diesem Straßenabschnitt ein recht hohes Gewicht von etwa 150 bis 450 Kilogramm haben, andererseits eine vergleichsweise hohe Lebensdauer von mehreren Tagen bei maximal zulässiger Walzleistung aufweisen, ist der Einsatz der hier vorgeschlagenen Walzenwechselvorrichtung der Walztechnologie in der Vorstraße optimal angepaßt und zwar sowohl hinsichtlich des baulichen Aufwandes als auch des zeitlichen Einsatzes der Wechselvorrichtung.

    [0014] Die gleichen Vorteile zeigen sich in der Zwischenstraße, wenn dort in entsprechender Anpassung an die Walztechnologie die fliegend gelagerten Walzringe der Gerüste mit Hilfe eines allseitig bewegbaren Manipulators gewechselt werden, dessen Kopf die Wechselvorrichtung für die Walzringe der Kompaktgerüste trägt und der manuell steuerbar ist. Da in diesem Straßenabschnitt die Gewichte der Walzringe gegenüber denjenigen in der Vorstraße bereits deutlich reduziert sind, andererseits auch deren durchschnittliche Lebensdauer verringert ist, ist also eine Wechselvorrichtung vorgesehen, die vom Wartungspersonal leicht zu bedienen ist und einen entsprechend schnellen und exakten Wechsel der abgearbeiteten Walzringe gegen neue Walzringe zuläßt.

    [0015] Besonders deutlich wird der Vorteil des Walzenwechsels nach Maßgabe der minimierten Kaliberreihen in jedem Straßenabschnitt in der Fertigstraße, wenn dort nach einem weiteren Vorschlag der Erfindung eine Schnellwechselvorrichtung eingesetzt wird, die eine heb- und drehbar gegebenenfalls verschiebbar ausgestaltete und auf einem verfahrbaren Wechselwagen angeordnete Wechselvorrichtung aufweist für die beiden korrespondierenden Walzringe eines jeden Vertikal- und Horizontal-Gerüsts. Die Walzringe in diesen Straßeabschnitten sind unter anderem wegen der hohen Walzgeschwindigkeit hoch belastet und haben trotz bester Werkstoffauswahl wie bspw. Wolframkarbid lediglich eine mittlere Lebensdauer von etwa ein bis zwei Tagen unter maximaler Walzleistung. Der Notwendigkeit zum schnellen und genauen sowie von einer Warte aus steuerbaren Walzenwechsel wird die Erfindung mit der vorgeschlagenen Schnellwechselvorrichtung in jeder Hinsicht gerecht. Eine weitere verbessernde Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, daß die Walzenwechselvorrichtung zumindest zwei um deren Drehachse schwenkbare Aufnahmeeinrichtungen für einen zumindest die Walzringe aufnehmenden Montagerahmen aufweist. Hierdurch wird dem Wartungspersonal die Möglichkeit geboten, neue Walzringe auf einem Bauplatz montagegerecht vorzuhalten, welche in die Aufnahmeeinrichtung der fahrbaren Wechselvorrichtung eingesetzt werden. Danach wird die Aufnahmeeinrichtung entsprechend verschwenkt und die abgearbeiteten Walzringe werden auf dem Bauplatz zur weiteren Handhabung abgesetzt. Anschließend wird der Wechselwagen in den Straßenabschnitt zurückgefahren. Die einzelnen Vorgänge beim Walzenwechsel können also mit gängigen Steuerungs-bzw. Regelelementen vollständig automatisiert werden.

    [0016] Zur Optimierung des Walzenwechsels in der Fertigstraße ist vorgesehen, daß in den Montagerahmen die Walzarmaturen einsetzbar sind sowie die korrespondierenden Walzringe in Betriebsposition fixierbar sind. Hierdurch erfolgt eine noch vollständigere Vormontage auf dem Bauplatz, was letztendlich die Walzenwechselzeiten zusätzlich verkürzt und zu einer höheren Verfügbarkeit dieser Straßenabschnitte führt. Insgesamt wird die Verfügbarkeit der gesamten Stabstahl/Drahtstraße verbessert. In diesem Sinne ist es auch zweckmäßig, wenn nach einem weiteren Vorschlag der Erfindung die Frontplatte Zentrier- und Klemmstücke aufweist zur Fixierung des Montagerahmens auf der Frontplatte des Kompaktgerüstes. Ein diesbezüglich gestalteter Montagerahmen wird in der speziellen Beschreibung nachfolgend näher erläutert.

    [0017] Die Erfindung wird anhand von schematischen Zeichnungen für eine Hochleistungs-Stabstahl/Drahtstraße beschrieben. Es zeigen:
    Figur 1
    das Lay-Out der Walzstraße,
    Figur 2
    die Fertigwalzstraße im Falle des Trennwalzens mit zwei Horizontal-Duo-Gerüsten,
    Figur 3
    die Fertigwalzstraße im Falle des Trennwalzens mit zwei Vertikal-Horizontal-Walzblöcken,
    Figur 4
    die Walzenwechselvorrichtung für die Vorstraße,
    Figur 5
    die Walzenwechselvorrichtung für die Zwischenstraße,
    Figur 6
    die Walzenwechselvorrichtung für die Fertigstraße,
    Figur 7
    den Montagerahmen für die Walzenwechselvorrichtung nach Fig. 6.


    [0018] In Fig. 1 ist die Hochleistungs-Stabstahl/Walzstraße dargestellt mit der Vorstraße 1, die aus nebeneinander in der Walzlinie angeordneten Walzgerüsten mit der Gerüstfolge Horizontal (H)/Vertikal (V) besteht, gefolgt von der Zwischenstraße 2, die ebenfalls aus nebeneinander angeordneten Walzgerüsten mit der Gerüstfolge Horizontal (H)/ Vertikal (V) besteht, welcher die Fertigstraße 3 nachgeordnet ist. Der Fertigstraße 3, welche bei der Drahtherstellung die Zwischenstraße ist, folgt der Fertigblock 4 mit der nicht näher dargestellten Kühleinrichtung zumeist bestehend aus einer Wasserkühlstrecke mit Treiber/Windungsleger und der Stelmor-Anlage. Im Falle der Walzstabherstellung folgt der Fertigstraße 3 ein Kühl- bzw. Ablegebett 6.

    [0019] Fig. 2 und Fig. 3 zeigen in einem vergrößerten Ausschnitt teilweise die Fertigstraße 3, in der auf drei Walzgerüste mit der Gerüstfolge Horizontal/Vertikal/Horizontal ein Walzblock 7 folgt, der aus zwei Walzeinheiten in der Folge Vertikal/Horizontal besteht. Dem Vertikal/Horizontal-Walzblock 7 sind gemäß Fig. 2 zwei Horizontal-Duo-Gerüste 8 nachgeordnet. Die Walzen 9 dieser Duo-Gerüste weisen jeweils mindestens zwei Kaliber 10, 11 auf. Es ist gut erkennbar, daß in der Horizontal-Walzeneinheit 7'' des Walzblocks 7 eine Trennwalzung des Walzguts 12 von einem einzigen Walzstrang auf nunmehr zwei Walzstränge 12' , 12'' erfolgt und jeder dieser Walzstränge in den zwei nachfolgenden Horizontal-Gerüsten 8 einer Oval/ Rundwalzung unterzogen wird. Es ist festzuhalten, daß im Falle der Trennwalzung die Vertikal-Walzeinheit 7' des Walzblocks 7 leer mitläuft bzw. daß die entsprechende Walzenkassette herausgenommen ist. In Fig. 3 ist gezeigt, daß im Falle des Trennwalzens des Walzguts 12 mit Hilfe der Horizontal-Walzeinheit 7'' des Walzblocks 7 zwei zwei-gerüstige Walzblöcke 13, 14 nachgeordnet sind, und zwar für jeden Walzstrang 12' bzw. 12'' jeweils ein Walz block 13 bzw. 14. Jeder Walzblock 13, 14 hat jeweils zwei Walzeinheiten 13', 13''; 14', 14'' in der Walzenfolge Vertikal/Horizontal.

    [0020] Durch den Vertikal/Horizontal-Walzblock 7 in der Fertigstraße 3 werden die an dieser Stelle üblicherweise eingesetzten Kipp- oder Drehgerüste ersetzt. Durch die Vertikal/Horizontal-Walzblöcke 13, 14 werden die in Fig. 2 dargestellten Horizontal-Duo-Gerüste ersetzt.

    [0021] Sämtliche Walzgerüste in der Walzstraße insbesondere gemäß Fig. 1 in Verbindung mit Fig. 3 haben fliegend gelagerte Wellen, auf welche die Walzringe aufgezogen werden. Dies eröffnet die Möglichkeit, den Walzenwechsel nach Maßgabe der minimierten Kaliberreihen in jedem Straßenabschnitt vorzunehmen und zwar in der Vorstraße mittels Kranwerkzeugen (Fig. 4) , in der Zwischenstraße mittels Manipulatoren (Fig. 5) und in der Fertigstraße mittels Schnellwechselvorrichtungen (Fig. 6).

    [0022] Gemäß Fig. 4 bestehen die Kranwerkzeuge 15 zum Wechseln der Walzringe 18 insbesondere der Horizontal-Gerüste (Fig. 4) in der Vorstraße 1 aus einem C-förmig gestalteten Trägerwerkzeug 19, welches an einer Kranbrücke 20 schwenkbar aufgehängt ist. In der unteren Schwerpunktslage des Trägerwerkzeugs ist eine handradbetätigte Walzenwechselvorrichtung 21 angeordnet, welche die korrespondierenden Walzringe 18 des Walzgerüsts gemeinsam aufnimmt. Hierzu ist ein Hebelsystem 22 mit einem endseitigen Vorsprung 23 vorgesehen, welcher in das Kaliber 24 der Walzringe 18 eingreift, wenn das Handrad gedreht und damit die Führungsmutter 25 längsbewegt wird. Die Walzenwechselvorrichtung 21' für die Walzringe der Vertikal-Gerüste können bspw. in üblicher Ausbildung von den Seilen eines Krans angehoben werden (Fig. 4b). In der einfachsten Ausführung ist es auch möglich, daß die Kranseile direkt an den Walzringen befestigt sein können (Fig. 4c).

    [0023] Figur 5 zeigt den Einsatz eines Manipulators 16 zum Wechseln der Walzringe 31, 32 eines Vertikal-Kompaktgerüsts 33 (Fig. 5a) bzw. eines Horizontal-Kompkatgerüsts 34 (Fig. 5b) in der Zwischenstraße 2. Der Manipulator 16 ist an einer Trägerbrücke 26 befestigt, und an ein nicht näher dargestelltes Hydrauliksystem anschließbar. Der Manipulator besteht zumeist aus Gelenksystemen 27, 28, so daß der Kopf 29 des Manipulators, der die Wechselvorrichtung 35 für die Walzringe 31, 32 trägt, allseitig bewegbar ist. Der Kopf 29 des Manipulators 16 ist mit Hilfe eines Steuerhebels 30 vom Bedienungspersonal in jeder Bewegungsrichtung steuerbar, so daß die Walzringe 31, 32 vom jeweiligen Walzgerüst in kürzester Zeit abgezogen werden und gegen neue Walzringe 31' bzw. 32' ausgetauscht werden können, die auf dem Bauplatz 36 vorbereitet lagern.

    [0024] Für den Wechsel der Walzringe 46 in der Fertigstraße 3 ist eine Schnellwechselvorrichtung 17 vorgesehen, die in Fig. 6 dargestellt ist. Die Schnellwechselvorrichtung 17 besteht aus einem Wechselwagen 37, der von einem Kolben-Zylinder-Gestänge 38 auf einer üblichen Schienenanordnung zwischen den Walzgerüsten 42, 43 und einem Bauplatz 39 verfahrbar ist. Die Wechselvorrichtung hat eine heb- und drehbar ausgestaltete Aufnahmeeinrichtung 40, deren Bewegungsmöglichkeiten mit Pfeilen angezeigt ist und welche gemäß Fig. 6a zwei diametral gegenüberliegende Walzenträger 44 aufweist, mit jeweils einer Aufnahmeöffnung 41 zumindest für die korrespondierenden Walzringe 46 des Vertikal-Kompaktgerüstes 42. Die eine Aufnahmeöffnung kann so die abgearbeiteten Walzringe des Walzgerüsts 42 tragen, während die andere Aufnahme öffnung die auf dem Bauplatz 39 vorbereiteten neuen Walzringe aufnimmt. Die Aufnahmeeinrichtung 40 für die Walzringe des Horizontal-Kompaktgerüstes 43 ist gemäß Fig. 6b etwas anders gestaltet, indem die beiden gegenüberliegenden Walzenträger 44 auf dem Wechselwagen entsprechend dem Bewegungspfeil so weit verschiebbar sind, daß genügend Platz zum Montieren bzw. Demontieren der Walzringe entsteht, wenn die Aufnahmeeinrichtung 40 auf dem Wechselwagen entsprechend gedreht wird.

    [0025] Ein besonders vorteilhaftes Montagesystem ist in Fig. 7 gezeigt und zwar ein Montagerahmen 45, der in die Aufnahmeöffnungen 41 der Schnellwechselvorrichtung 17 in Fig. 6 einsetzbar ist. In dem Montagerahmen 45 sind die korrespondierenden Walzringe 46, 46' in Einbauposition und damit in Betriebsposition fixiert. Außerdem sind in dem Montagerahmen die Walzarmaturen 47, 47' der Einlauf- bzw. Auslaufseite fest eingesetzt. Die Fixierung der Walzringe in Einbauposition erfolgt mit Hilfe eines üblichen und deshalb nicht näher dargestellten Hebelsystems, dessen Montagehaken 48, 48' am Umfang eines jeden Walzringes bzw. am Kaliber des Walzringes zur sicheren Positionierung angelegt sind. An der Frontplatte 52 sind Zentrierstücke 49 sowie Klemmvorrichtungen 50 vorgesehen. Diese Maßnahmen dienen zum Zentrieren und Festlegen des Montagerahmens auf der Frontplatte des jeweiligen Kompaktgerüsts der Fertigstraße 3. Mit Hilfe des Montagerahmens 45 gemäß Fig. 7 wird die in Fig. 6 gezeigte Schnellwechselvorrichtung für die Walzringe noch effektiver einsetzbar.

    [0026] Es konnte gezeigt werden, daß mit den beanspruchten Maßnahmen die Verfügbarkeit einer Stabstahl- und Drahtwalzstraße bei hohem Ausbringen und ausgezeichneter Erzeugnisqualität gesteigert werden konnte, wenn vorrangig in allen Straßenab schnitten Walzgerüste bzw. Walzeinheiten mit fliegend gelagerten Wellen und abziehbaren Walzringen eingesetzt werden und wenn die Auslegung der Walzenwechselvorrichtungen genauestens auf die Notwendigkeit und die Häufigkeit der Walzenwechselbedingungen abgestimmt werden.

    Liste der Bezugszeichen



    [0027] 
    1
    Vorstraße
    2
    Zwischenstraße
    3
    Fertigstraße
    4
    Fertigblock
    5
    Kühlstraße
    6
    Kühl/Ablegebett
    7
    Walzblock
    7'
    Vertikal-Walzeinheit
    7''
    Horizontal-Walzeinheit
    8
    Horizontal-Duo-Gerüst
    9
    Walzen
    10
    Oval-Kaliber
    11
    Rund-Kaliber
    12
    Walzgut
    12'
    Walzgutstrang
    12''
    Walzgutstrang
    13
    Walzblock
    13'
    Vertikal-Walzeinheit
    13''
    Horizontal-Walzeinheit
    14
    Walzblock
    14'
    Vertikal-Walzeinheit
    14''
    Horizontal-Walzeinheit
    15
    Kranwerkzeug
    16
    Manipulator
    17
    Schnellwechselvorrichtung
    18
    Walzring
    19
    Trägerwerkzeug
    20
    Kranbrücke
    21
    Wechselvorrichtung
    21'
    Wechselvorrichtung
    22
    Hebelsystem
    23
    Vorsprung
    24
    Kaliber
    25
    Führungsmutter
    26
    Trägerbrücke
    27, 28
    Gelenksystem
    29
    Kopf des Manipulators
    30
    Steuerhebel
    31, 32
    Walzringe
    33
    Vertikal-Kompaktgerüst
    34
    Horizontal-Kompaktgerüst
    35
    Walzenwechselvorrichtung
    36
    Bauplatz
    37
    Wechselwagen
    38
    Kolben-Zylinder-Gestänge
    39
    Bauplatz
    40
    Aufnahmeeinrichtung
    41
    Aufnahmeöffnung
    42
    Vertikal-Kompaktgerüst
    43
    Horizontal-Kompaktgerüst
    44
    Walzenträger
    45
    Montagerahmen
    46, 46'
    Walzringe
    47, 47'
    Walzarmaturen
    48
    Montagehaken
    49
    Zentrierstücke
    50
    Klemmvorrichtung
    51
    Drehachse
    52
    Frontplatte



    Ansprüche

    1. Hochleistungs-Stabstahl/Drahtstraße, insbesondere für das einadrige drallfreie Walzen von Walzgut mit jeweils mehrere Walzgerüste bzw. Walzeinheiten aufweisender Vorstraße, mindestens einer Zwischenstraße und anschließender Fertigstraße mit gegebenenfalls nachfolgendem Fertigblock,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß nach Maßgabe der minimierten Kaliberreihen in jedem Straßenabschnitt, der Walzenwechsel in der Vorstraße (1) mittels Kranwerkzeug (15), in der Zwischenstraße (2) mittels Manipulator (16) und in der Fertigstraße (3) mittels Schnellwechselvorrichtung (17) gegebenenfalls zusätzlich mittels Manipulator (16) erfolgt, wobei sämtliche Walzgerüste bzw. Walzeinheiten in den einzelnen Straßenabschnitten (1 bis 4) fliegend gelagerte abziebare Walzen (18, 31, 32, 46) aufweisen.
     
    2. Walzstraße nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß zum Zweck des drallfreien Walzens des Walzgutes (12) Vor-und Zwischenstraße (1, 2) in wechselnder Reihenfolge Horizontal-und Vertikal-Kompaktgerüste (H, V) aufweisen, daß die Fertigstraße (3) in Walzrichtung gesehen zunächst aus Horizontal-und Vertikal-Kompaktgerüsten (H-V) besteht, gefolgt von einem eine Vertikal- und Horizontal-Walzeinheit (V-H) aufweisenden Walzblock (7), dessen Horizontal-Walzeinheit (H) ausschließlich zum Trennwalzen des Walzgutes (12) in zwei separate Walzadern (12', 12'') einsetzbar ist, während dessen Vertikal-Walzeinheit (V) zur Normalwalzung des Walzgutes (12) einsetzbar ist, und daß der Fertigblock (4) aus mehreren Horizontal- und Vertikal-Walzeinheiten (H-V) in 45°-Anordnung der Walzringe (46) besteht, die auf einem Grundrahmen befestigt sind.
     
    3. Walzstraße nach Anspruch 1 und 2,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß dem Vertikal-Horizontal-Walzblock (7) in der Fertigstraße (3) für die letzten Stiche der Trennwalzung zwei Duo-Walzgerüste (8) mit der Walzfolge vom Ovalkaliber zum Rundkaliber nachgeordnet sind.
     
    4. Walzstraße nach Anspruch 1 und 2,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß dem Vertikal-Horizontal-Walzblock (7) der Fertigstraße (3) für die letzten Stiche der Trennwalzung zwei jeweils eine Vertikal- und eine Horizontal-Walzeinheit (V-H) aufweisender Kompaktwalzblock (14) nachgeordnet ist.
     
    5. Walzstraße nach den Ansprüchen 1 bis 4,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß in der Vorstraße (1) ein C-förmig abgewinkeltes an einer Kranbrücke (20) schwenkbar befestigtes Trägerwerkzeug (19) einsetzbar ist, an dessen unterer Schwerpunktslage eine gemeinsame Wechselvorrichtung (21) für die Walzringe (18) zumindest der Horizontal-Kompaktgerüste angeordnet ist.
     
    6. Walzstraße nach den Ansprüchen 1 bis 5,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß in der Zwischenstraße (2) ein allseitig bewegbarer Manipulator (16) angeordnet ist, dessen Kopf (29) die Wechselvorrichtung (35) für die Walzringe (31, 32) der Kompaktgerüste (33, 34) trägt und der manuell steuerbar ist.
     
    7. Walzstraße nach den Ansprüchen 1 bis 6,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß in der Fertigstraße (3) eine heb- und drehbar gegebenenfalls verschiebbar ausgestaltete und auf einem verfahrbaren Wechselwagen (37) angeordnete Wechselvorrichtung (17) für die beiden korrespondieren Walzringe (46) eines jeden Vertikal- und Horizontal-Gerüsts (42, 43) einsetzbar ist.
     
    8. Walzstraße nach Anspruch 1 bis 7,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Walzenwechselvorrichtung (17) zumindest zwei um deren Drehachse (51) schwenkbare Aufnahmeeinrichtungen (40) für einen zumindest die Walzringe aufnehmenden Montagerahmen (45) aufweist.
     
    9. Walzstraße nach Anspruch 1 bis 8,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß in den Montagerahmen (45) die Walzarmaturen (47) einsetzbar sind sowie die korrespondierenden Walzringe (46, 46') in Betriebsposition fixierbar sind.
     
    10. Walzstraße nach Anspruch 1 bis 9,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Frontplatte (52) Zentrier- und Klemmstücke (49, 50) aufweist zur Fixierung des Montagerahmens (45) auf der Frontplatte (52) des Kompaktgerüstes (42, 43).
     




    Zeichnung