[0001] Seile werden aus einer Reihe von Garnen aus Naturfasern und Kunstfasern hergestellt,
z.B. aus Manila-, Sisal-, Hanf-, Kokos-, Polyamid-, Polyester- und Polyethylenfasern
oder auch aus Metalldrähten, z-B- Stahl- oder Kupferdrähten.
[0002] Eine Litze nennt man ein Seil aus der für den gewünschten Seildurchmesser erforderlichen
Zahl von Garnen oder Drähten. Ein Seil im Trossenschlag oder Kardeel ist aus drei
oder vier Litzen durch Verseilung hergestellt und ein Seil im Kabelschlag aus drei
oder vier Kardeelen. Mit Schlaglänge bezeichnet man die Ganghöhe der schraubenförmig
liegenden Garne oder Drähte in der Litze, der Litzen im Kardeel bzw, der Kardeele
im Kabel.
[0003] Es hat nicht an Versuchen gefehlt, solche Seile auch aus höherwertigen anorganischen
oder organischen Fasern wie Glas- oder Kohlenstoffasern herzustellen, Diese Versuche
sind jedoch ohne Erfolg geblieben, da solche Seile unter Zugbelastung versagten, bedingt
durch eine mechanische Schädigung der in unmittelbarem Kontakt befindlichen Fasern
untereinander.
[0004] Gegenstand der Erfindung sind Seile aus mit Polymeren imprägnierten endlosen anorganischen
oder organischen Verstärkungsfaser-Profilen.
Erfindungsgemäße Polymere sind:
[0005]
- Duroplasten (Reaktionsharze) wie z,B, ungesättigte Polyesterharze (UP), Epoxidharze
(EP), Vinylesterharze (VE), Phenolharze (PF), Bismaleinimidharze (BMI) oder Blends
solcher Harze mit anderen Polymeren; bevorzugt sind UP-, EP-, VE- und PF-Harze, besonders
bevorzugt sind UP- und EP-Harze.
- Thermoplasten wie Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polyamid (PA), Polycarbonat
(PC), aromatische Polyester wie Polyethylenterephthalat (PET) oder Polybutylenterephthalat
(PBT), Polyphensulfid (PPS), Polyphenylenoxid (PPO), Polyphenylenether (PPE), Polyacetale
wie Polyoxymethylen (POM), Polyarylate (PAR), Polyetherketone (PEK), Polyetheretherketone
(PEEK) und aromatische Polyamide sowie Copolymere wie z.B. Polystyrol-co-acrylnitril
(SAN) oder Polyethylen-co-vinylacetat (EVA) und Pfropfcopolymere wie z.B. ABS aus
den diesen Polymeren zugrundeliegenden Monomeren wie auch Blends aus solchen Polymeren
wie z.B. PC/PBT, PP/EVA oder PC/ABS; bevorzugt sind PP, PA, PC, PET, PPS, PEK, PEEK,
EVA und PC/ABS, besonders bevorzugt sind PA, PET, PPS und PEEK.
- flüssigkristalline Polymere (Liquid Crystalline Polymers-LCP).
- Polyurethane (PUR).
[0006] Anorganische Verstärkungsfasern sind z.B. Glasfasern wie z.B. E-, ECR-, R- oder S-Glasfasern
oder Al₂O₃-Fasern. Organische Verstärkungsfasern sind z.B. Polyaramidfasern, LCP-
Fasern oder Kohlenstoffasern. Bevorzugt sind Glas-, Polyaramid-und Kohlenstoffasern.
[0007] Mit Polymeren imprägnierte Faserverbundprofile in denen die endlosen Verstärkungsfasern
parallel liegen und nicht verdreht sind, sind bekannt. Solche Profile, meist mit unterschiedlichem
Querschnitt, können hergestellt werden, indem man ein Bündel endloser Fasern (Rovings)
durch ein Bad mit einem Reaktionsharz oder einem PUR-Prepolymer oder die Schmelze
eines Thermoplasten oder eines LCP's führt und das getränkte Bündel durch eine gegebenenfalls
beheizte Formdüse zieht oder es zur Formgebung mit einem Thermoplastfaden umwickelt,
wobei das gewünschte Profil, z.B. ein kreisförmiger oder ovaler Querschnitt, erzeugt
und das Harz ausgehärtet bzw. abgekühlt wird.
[0008] Das Polymere hat in solchen Faserverbundprofilen die Funktionen der Formgebung und
-wahrung, der Schubübertragung auf die einzelnen im Profil zusammengefaßten Fasern
sowie des Schutzes der Fasern vor einem mechanischen, physikalischen, chemischen oder
anderweitig korrosiven Angriff. Funktion der Fasern ist es, die eingeleiteten Kräfte
aufzunehmen.
[0009] Solche Faserverbundprofile besitzen hohe Festigkeiten, sie sind vollelastisch und
unter Berücksichtigung der zulässigen Randfaserdehnung biegsam. Sie sind je nach verwendeter
Materialkombination korrosions- und witterungsbeständig sowie schwer entflammbar.
Bei Verwendung von Glasfasern sind sie elektrische und thermische Isolatoren.
[0010] Es wurde gefunden, daß man aus solchen polymerimprägnierten Faserverbundprofilen,
bevorzugt solchen mit kreisförmigem Querschnitt, Seile herstellen kann, wenn man biegsame,
polymerimprägnierte Faserverbundprofile mit Durchmessern von 0,3 bis 12 mm einsetzt
und die Schlaglänge beim Verseilen den vollelastischen Eigenschaften der Faserverbundprofile
anpaßt. Im allgemeinen ist es hierzu nötig, die Schlaglänge gegenüber der von Textilgarnen
oder Drähten zu vergrössern. Solche Seile sind bei gleichem Gesamtquerschnitt wesentlich
flexibler als ein entsprechendes einzelnes Faserverbundprofil, besitzen jedoch die
volle Zugfestigkeit wie die Ausgangsmaterialien.
[0011] Die Seile können also im Prinzip hergestellt werden wie Seile aus Textilgarnen oder
Metalldrähten, d.h. als Litzen, Kardeelen oder Kabel. Sie können auch nach der Herstellung
noch einmal mit einem Polymer imprägniert werden. Duch die Imprägnierung mit einem
Polymer wird insbesondere die Oberfläche der Seile geglättet, so daß sie leichter
handhabbar werden oder einen besseren Verbund mit einem weiteren sie umhüllenden Material
eingehen können. Darüber hinaus können solche Seile auch mit einem weiteren Polymer
ummantelt werden, um die mechanischen Eigenschaften wie Härte und Abriebfestigkeit
weiter zu verbessern, die Handhabbarkeit zu erhöhen, das Seil farblich zu gestalten
und die Korrosionsbeständigkeit weiter zu verbessern. Zur Ummantelung dienen insbesondere
Thermoplasten wie z.B. PE, PP oder PA.
[0012] Die erfindungsgemäßen Seile bestehen hauptsächlich aus Glas-, Polyaramid- oder Kohlenstoffasern,
Sie haben deshalb geringes spezifisches Gewicht, hohe Zugfestigkeit, hohe Elastizität,
hohen E-Modul, einen geringen thermischen Ausdehnungskoeffizienten, bei Glas auch
geringe thermische und elektrische Leitfähigkeit sowie elektromagnetische Neutralität,
sie sind korrosionsbeständig, witterungsbeständig, verschleißfest und unbrennbar.
[0013] Zum Beispiel können solche Seile angewendet werden:
- Zur Mastabspannung von Antennen, wo elektromagnetische Neutralität, Witterungs- und
Korrosionsbeständigkeit verlangt wird.
- Zur Mastabspannung von Booten und Schiffen, von Zelten und anderen textilen Tragwerken,
wo geringes spezifisches Gewicht, leichte Handhabbarkeit und Wartungsfreiheit verlangt
wird.
- Zur Bewehrung anderer Werkstoffe, z.B. von Elastomeren oder Polyurethanen, wo hohe
Festigkeit, gute Verbundeigenschaften und niedriges spezifisches Gewicht verlangt
wird.
- Im Sicherheitsbereich, wo hohe Flammwidrigkeit und niedrige Rauchgastoxizität, hohe
Flexibilität und Festigkeit sowie Witterungs- und Korrosionsbeständigkeit verlangt
wird, wie dies z.B. bei Feuerleitern und Rettungsseilen der Fall ist. Hierfür sind
insbesondere Materialkombinationen mit Glas geeignet.
Ausführungsbeispiel
[0014] Seile, hergestellt aus Faserverbundprofilen der Materialkombination ungesättigter
Polyester/Glasfaser sind durch die folgenden Kennwerte und Daten charakterisiert:

In der folgenden Tabelle 1 ist angegeben die Zahl der Profile und ihr Durchmesser,
aus denen ein Seil hergestellt wird, der Durchmesser des erhaltenen Seiles und die
physikalischen Eigenschaften des Seiles.

1. Seile aus mit Polymeren imprägnierten endlosen anorganischen oder organischen Verstärkungsfaser-Profilen.
2. Verfahren zur Herstellung von Seilen aus mit Polymeren imprägnierten endlosen anorganischen
oder organischen Verstärkungsfaser-Profilen, dadurch gekennzeichnet, daß man solche
Profile in an sich bekannter Weise verseilt, wobei die mit Polymeren imprägnierten
Profile Durchmesser von 0,3 - 12 mm haben und die Schlaglänge beim Verseilen den Eigenschaften
der Profile angepaßt wird.