[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Entfernung von Arsen, Zinn, Antimon aus
silberhaltigem Werkblei mittels technischem Sauerstoff in einem Bleischmelzkessel
sowie eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Die Entfernung von Zinn, Arsen und Antimon aus silberhaltigem Werkblei erfolgt in
der Bleimetallurgie entweder nach dem Harris- oder Flammofen-Verfahren.
[0003] Das Harris-Verfahren (Ullmann, 3. Auflage, Band 4, Seite 498 - 501) wird neben der
Abtrennung von Zinn, Arsen und Antimon vor allem zur Aufarbeitung von zinnreichem
und/oder tellurreichen Blei eingesetzt, wobei wertvolle, zum Teil hochkonzentrierte
Enderzeugnisse anfallen.
[0004] Die Abtrennung der vorgenannten Verunreinigung aus dem Werkblei geschieht mit Ätznatron
und einem starken Oxidationsmittel, vorzugsweise Salpeter, unter Bildung von Na
3Sb0
4, Na
3AS0
4. und Na
2SnO
3, die in Form einer flüssigen Salzschlacke anfallen.
[0005] Anschließend müssen aus der Salzschlacke durch naßmetallurgische Aufarbeitung die
aus dem Werkblei entfernten Verunreinigungen in Form konzentrierter und bleifreier
Produkte abgetrennt werden. Die Salzschlackenaufarbeitung als eigentliches Kernstück
des Harris-Verfahrens benötigt umfangreiche apparative Einrichtungen und entsprechend
hohe Anlagekosten. Der Prozeß gilt als kostspielig und erfordert sorgfältige Überwachung.
Aus den genannten Gründen hat sich das Harris-Verfahren auf den meisten Bleihütten
nicht durchgesetzt.
[0006] Bei dem bevorzugt angewendeten Flammofen-Verfahren (Ullmann, 3. Auflage, Band 4,
Seite 498 - 501) wird das Antimon neben Arsen und Zinn bei 700 - 750 C mittels Luftsauerstoff
oxidiert. Dazu verwendet man rechteckige Flamm- bzw. Raffinieröfen, deren Abgas nach
Senken der Temperatur in einem Kühler einem Entstaubungsfilter zugeführt wird. Die
über Lanzen in das Bleibad eingeblasene Luft oxidiert Zinn, Arsen und Antimon in der
genannten Reihenfolge unter Bildung von Doppeloxiden, die als flüssiger Abstrich aus
dem Ofen abgezogen werden. In Abhängigkeit von einer kontinuierlichen bzw. diskontinuierlichen
Arbeitsweise werden Abstriche von 8 - 25 % Sb, 1 - 5 % As und 30 - 50 ppm Ag erzeugt.
Bei dem durch hohen Umsatz gekennzeichneten kontinuierlichen Flammofen-Verfahren entstehen
Abstriche mit nur 8 - 13 % Sb. Die niedrigen Antimongehalte führen zu entsprechend
hohen Abstrichmengen und daher zu erhöhten Aufarbeitungskosten.
[0007] Die Abstriche werden durch reduzierendes Schmelzen zu einer antimon- und arsenhaltigen
Legierung, Rohhartblei genannt, weiterverarbeitet, aus dem durch anschließende Raffination
handelsübliche Hartbleiqualitäten entstehen.
[0008] Die vorgenannten Verfahren sind gekennzeichnet durch großen apparativen Aufwand (wie
z.B. Salzschlackenaufbereitung beim Harris-Prozeß bzw. Kühler, Entstaubungs-Filter,
Reserve-Öfen usw. beim Flammofen-Verfahren), durch einen hohen Energieverbrauch für
die Aufarbeitung großer Zwischenprodukt-Mengen (Salzschlacken, Abstriche) sowie letztlich
durch hohe Betriebskosten.
[0009] Moderne Verfahren zur Abtrennung von Zinn, Arsen und Antimon aus Werkblei, die sowohl
in Primär- als auch Sekundär-Bleihütten zum Einsatz kommen, arbeiten unter Verwendung
von Sauerstoff/Luftgemischen in einem herkömmlichen Bleischmelzkessel. Dabei entstehen
in Sekundär-Bleihütten vorzugsweise Abstriche, die problemlos aufgearbeitet werden
können, weil das Werkblei der Sekundär-Bleihütten nur sehr geringe Silbergehalte aufweist
( < 30 g Ag/t). Änlichen Verfahren wird in einer Primär-Bleihütte, in der aus der
vorzugsweisen Verarbeitung silberhaltiger Konzentrate und edelmetallhaltiger Vorstoffe
ein silberhaltiges Werkblei mit Silbergehalten bis zu mehreren Tausend g Ag/t anfällt,
ein abstrich mit 3,85 % Arsen, 3,25 % Antimon und 1 098 g/t Silber erzeugt. (Proceedings
CIM Symposium on "Quality in Nonferrous Pyrometallurgical Processes" Vancouver (1985),
Seite 137 - 140)
[0010] Das darin enthaltene Silber geht bei der anschließenden Reduktion des Abstrichs in
das Hartblei über, aus dem es nicht entfernt werden kann, so daß ein entsprechender
Wertmetallverlust eintritt. Außerdem läßt sich das silberhaltige Hartblei aufgrund
der Überschreitung der Silbergrenzwerte im Handelshartblei nicht vermarkten. Diese
Methode kann bei Primär-Bleihütten, die silberhaltiges Werkblei verarbeiten, nur dann
durchgeführt werden wenn, wie im obigen Beispiel, der Abstrich vor der Reduktion zu
Rohhartblei in einem seperaten Verfahrensschritt durch Seigerung in einen Ag-armen
Abstrich und Ag-reiches Werkblei zerlegt wird. Der Seigerprozeß wird zum Beispiel
in einem Kurztrommelofen oder in einem Herdseigerofen durchgeführt. Durch den zusätzlichen
Aufwand für die Seigerung wird der Vorteil der Kesselraffination erheblich gemindert.
[0011] Somit wird deutlich, daß die Kesselraffination mittels mit Sauerstoff angereicherte
Luft nur dann wirtschaftlich durchgeführt werden kann, wenn die Silbergehalte im Werkblei
sehr niedrig sind, wie zum Beispiel bei der Raffination von Altblei gemäß DE-PS 3
332 796, die bei Temperaturen von mindestens 630 ° C betrieben werden muß.
[0012] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung und ein Verfahren
anzugeben, welche die vorgenannten Nachteile (wie z.B. silberhaltige Abstriche, zusätzlicher
Reagenzienverbrauch, höhere Arbeitstemperatur, usw.) bei der Raffination im Bleischmelzkessel
vermeiden und Zinn-, Arsen und Antimonentfernung unter Einsatz von technischem Sauerstoff
in einem herkömmlichen Bleischmelzkessel durchgeführt wird.
[0013] Gelöst wird diese Aufgabe dadurch, daß bei dem Verfahren der eingangs beschriebenen
Art Sauerstoff in einen auf ein anteiliges Volumen, bezogen auf den Schmelzkessel,
eingeengten turbulenten Strom flüssigen Bleies eingeleitet wird, worauf das mit Sauerstoff
innig vermischte Blei in ein größeres Volumen zur Beruhigung eintritt, in welchem
die abzutrennenden Elemente in Form der Oxide aufschwimmen und abgestrichen werden.
[0014] Das Verfahren wird in einer Vorrichtung durchgeführt, die aus zwei Zylindern unterschiedlichen
Volumens bestehen, die vertikal aneinander und gegeneinander verstellbar angeordnet
sind und über die Oberfläche der Schmelze heraus-ragen. Sie sind an einer Traverse
aufgehängt und der gesamte Schmelzkessel ist durch eine Haube abgedeckt. Der turbulente
Strom des Bleies wird durch eine Bleipumpe erzeugt, deren Auslaßöffnung der Druckseite
der Pumpe oberhalb des Bleispiegels liegt.
[0015] Die Turbulenz in dem kleinen Zylinder kann auch durch eine düsenartige Ausgestaltung
der Auslaßöffnung der Pumpe erzeugt werden unterhalb des Bleispiegels.
[0016] Die erfindungsgemäße Vorrichtung wird nun anhand der Zeichnung, die einen schematischen
Querschnitt zeigt, näher erläutert:
Die zur Durchführung des Verfahrens erfindungsgemäße erdachte und verwendete Vorrichtung
ist im Prinzip von zylindrischer Gestalt und mit einer Bleipumpe verbunden. Sie besteht
im wesentlichen aus einem Stahlblechzylinder 1, der mit seinem Unterteil in das Bleibad
12 des Bleischmelzkessels eintaucht. Der Zylinder 1 und die Bleipumpe 2 bilden eine
transportable Einheit, die zusammen mit einer Traverse auf den Kesselrand aufgesetzt
wird. Bei Einsetzen der Vorrichtung tritt das Blei aus dem Kessel durch eine Öffnung
3 im Unterteil des Zylinders 1 hindurch und füllt diesen nach dem Prinzip der kommunizierenden
Systeme. Mit einer Bleipumpe 2 wird das Blei aus dem Kessel in das im Zylinder 1 befindliche
[0017] Reaktionsrohr 4, in der Art eines kleinen Zylinders, gepumpt. Das Reaktionsrohr ist
senkrecht und einstellbar an der Wand des Zylinders 1 befestigt und wird etwa mit
zweidrittel seiner Gesamtlänge in das im Zylinder 1 befindliche Bleibad eingetaucht.
[0018] Das senkrecht von oben in das Reaktionsrohr einlaufende Blei durchströmt anschließend
mit verringerter Geschwindigkeit den Zylinder 1 und fließt am Boden des Zylinders
durch die dort befindliche Öffnung 3 in den Bleischmelzkessel zurück. In das Reaktionsrohr
wird technischer Sauerstoff durch eine Lanze 5 eingeblasen. Durch die starke turbulente
Strömung werden der Sauerstoff und das Blei innig vermischt. Der Sauerstoff wird in
das Bleibad des Zylinder 1 mitgerissen so daß durch die gute Dispersion eine rasche
Oxidation vornehmlich der Nebenmetalle stattfindet. Im Zylinder 1 wird die Strömung
soweit verlangsamt, daß sich der flüssige Abstrich 15 vom Blei aufgrund der Dichteunterschiede
trennt, auf der Badoberfläche 16 des Zylinders 1 sammelt und durch die Stichöffnung
6 in der Zylinderwand über eine Rinne 7 in einen Tiegel 8 ablaufen kann. Der Kessel
bleibt mit einer Haube 9 ständig abgedeckt, die über eine Absaug-Rohrleitung 10 mit
einer Entstaubungseinrichtung verbunden ist. Das Verfahren kann diskontinuierlich,
halbkontinuierlich oder kontinuierlich durchgeführt werden.
[0019] Die Erfindung wird an zwei Anwendungsbeispielen nachfolgend näher erläutert:
Beispiel 1:
[0020] 150 000 kg entkupfertes Werkblei mit 0,8 % Sb, 0,05 % As und 1 500 g/t Ag wurden
im Kessel bei 580 ° C Anfangstemperatur mittels technischem Sauerstoff nach der beschriebenen
Erfindung raffiniert. Nach einer Stunde begann der Abstrich in einen Tiegel abzulaufen.
Nach 300 Minuten zeigte eine Probe, daß das Antimon und Arsen entfernt worden war.
Die Endtemperatur betrug 210 610
oe, der Sauerstoffverbrauch betrug 210 Nm
3. Es wurden 3 400 kg Abstrich mit 30,2 Sb, 2,0 % As und 9 g/t Ag erzeugt.
Beispiel 2:
[0021] In einem Hüttenwerk wurde die Sn-As-Sb-Entfernung nach dem Flammofen-Verfahren eingestellt
und durch die vorgeschlagene Methode und Apparatur ersetzt, mit der nun der gesamte
silberhaltige Werkbleivorlauf problemlos raffiniert wird. Die für die Ofenraffination
vorhandenen Schmelzkessel reichten für die Kesselraffination aus, so daß abgesehen
von der einfachen erfindungsgemäßen Raffinationsapparatur kein zusätzlicher apparativer
Aufwand erforderlich war.
[0022] Folgende charakteristischen Verfahrensdaten wurden mit der erfindungsgemäßen Betriebsweise
ermittelt:
Der Heizungsenergieverbrauch verminderte sich bei gleichbleibender Raffinationsleistung
um 58 kWH/t Werkblei.
[0023] Durch die im Vergleich zum Flammofen-Verfahren nicht benötigten Mengen an Kühlwasser
und Druckluft sowie durch Fortfall der Abgaskühlung und durch die Verminderung des
Abgasvolumens konnte der Stromverbrauch um 2,3 kWh/t Werkblei (einschließlich Strom
zur Sauerstoffherstellung) reduziert werden. Ausgehend von einem Werkblei mit durchschnittlichen
0,8 % Antimon und 0,05 % Arsen verminderte sich der Abstrichanfall gegenüber dem Flammofen-Verfahren
von 45 kg Abstrich je Tonne Werkblei auf 26 kg Abstrich/t Werkblei, wodurch bei der
Weiterverarbeitung des Abstrichs auf Hartblei 15 kWh/t Werkblei Reduktionsenergie
und 6 kWh/t Werkblei Heizenergie eingespart wurden.
[0024] Bei einem Werkblei-Vorlauf von zum Beispiel 120 000 t im Jahr ergibt sich eine Energieeinsparung
von rund 9 760 000 kWh/Jahr. Durch diese Methode entfällt das Vorhalten von Raffinieröfen
einschließlich der Abgasentstaubung, wodurch die Betriebskosten merklich reduziert
werden, wodurch sich wiederum eine beträchtliche Verringerung schädlicher Einwirkung
auf die Atmosphäre ergibt.
[0025] Da der bei dieser Methode entstehende Abstrich durch die fehlenden Anteile an Zuschlägen
wie z . B. Kalk oder Ätznatron einen niedrigen Schmelzpunkt aufweist, wird die Weiterverarbeitung
kostenmäßig begünstigt, darüber hinaus auch dadurch, daß geringe Schlackenmengen anfallen.
1. Verfahren zur Entfernung von As, Sn und Sb aus Werkblei aus schmelzflüssigem, im
Schmelzkessel befindlichen Blei mittels technischen Sauerstoff, dadurch gekennzeichnet,
daß der Sauerstoff in einen, auf ein anteiliges Volumen, bezogen auf den Schmelzkessel,
eingeengten turbulenten Strom flüssigen Bleies eingeleitet wird, worauf das mit Sauerstoff
innig vermischte Blei in ein größeres Volumen zur Beruhigung eintritt, in welchem
die abzutrennenden Elemente in Form der Oxide aufschwimmen und abgestrichen werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Sauerstoff in der Nähe
des Eintritts des flüssigen Bleies eingeleitet wird.
3. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet,
daß sie aus zwei ineinander angeordneten Zylindern (1 und 4) unterschiedlichen Volumens
besteht, wobei in dem kleineren Zylinder (4) die Reaktion zwischen Blei und Sauerstoff
stattfindet und beide Zylinder (1 und 4) gegeneinander verstellbar sind und über die
Oberfläche der Schmelze hinausragen.
4. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der große Zylinder (1)
an seinem unteren Ende bis auf eine Auslaßöffnung (3) verschlossen ist, daß die Zylinder
an einer Traverse aufgehängt sind und daß der Schmelzkessel (11) mit einer Haube abgedeckt
ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4 und 5, dadurch gekennzeichnet, daß eine Bleipumpe (2)
den turbulenten Strom des flüssigen Bleies in dem kleinen Zylinder (4) erzeugt, wobei
die Auslaßöffnung (17) der Bleipumpe (2) oberhalb des Bleispiegels (16) in dem Zylinder
(4) kleineren Volumens angeordnet ist.