[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Zellstoffherstellung durch kontinuierliche
Kochung von Holz.
[0002] Im Gegensatz zur diskontinuierlichen Kochung von Holz in fest geschlossenen Kochern
wird bei der kontinuierlichen Zellstoffherstellung ununterbrochen feuchte Holzschnitzelmasse
verarbeitet. Diese wird kontinuierlich durch die in einem beheizten Kocher befindlichen
Aufschlußchemikalien hindurchgefördert und an dessen Ende nach der gewünschten Herauslösung
zumindest des sogenannten Lignins in Form von Zellstoff kontinuierlich abgefördert.
Bei einem derartigen kontinuierlichen Kocher handelt es sich in der Regel um einen
liegenden oder schräg stehenden, isothermen Reaktor. Dieser kann auch aus mehreren,
hintereinandergeschalteten Tanks bestehen, welche mit Aufschlußchemikalien angefüllt
sind und durch die der Holzschnitzelstrom mit Hilfe von Fördereinrichtungen, z.B.
Förderschnecken oder Transportbändern, hindurchgeschoben wird.
[0003] Dabei besteht das Problem, daß nach Eintritt der Holzschnitzel in den Kocher nur
noch wenige Möglichkeiten bestehen, durch Eingriff auf den Prozeß die sich ergebende
Zellstoffqualität im Hinblick auf die Erreichung einer vorgegebenen Qualitätsmaßzahl
zu beeinflussen. An sich müssen zur Erreichung einer gewünschten Zellstoffqualität
am Ende des kontinuierlichen Kochers alle technologischen Parameter bereits vor Eintritt
der Holzschnitzelmasse in den Kocher möglichst mit dem optimalen Arbeitspunkt übereinstimmen,
so daß während der Durchförderung durch den Kocher nur noch geringfügige, spontan
auftretende Prozeßparameterschwankungen ausgeregelt werden müssen. Theoretisch kann
im ungünstigsten Fall die Durchförderzeit als eine Totzeit angesehen werden, innerhalb
der nahezu keine oder nur sehr beschränkte Steuereingriffe möglich sind, um die Qualität
des aus der gerade im Kocher befindlichen Holzschnitzelmasse entstehenden Zellstoffes
noch zu beeinflussen. Im Gegensatz zum Prozeß der diskontinuierlichen Kochung, bei
dem die Aufenthaltszeit der Holzschnitzelmasse in einem abgeschlossenen Reaktor zur
Beeinflussung der Zellstoffqualität im Notfall verkürzt oder verlängert werden kann,
ist die Steuerung eines kontinuierlichen Kochers wesentlich kritischer.
[0004] Bei der Steuerung der kontinuierlichen Kochung müssen eine Vielzahl von Prozeßparametern
abhängig von der angestrebten Zellstoffqualität auf äußerst genaue Weise aneinander
angepaßt werden. Stärkere Abweichungen bereits einer der den Prozeß beeinflussenden
Größen bewirken in aller Regel eine erhebliche Verschlechterung der Zellstoffqualität
am Ende des kontinuierlichen Prozesses.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Zellstoffherstellung
durch kontinuierliche Kochung von Holz bereitzustellen.
[0006] Die Erfindung wird gelöst mit dem im Anspruch 1 angegebenen Verfahren. Vorteilhafte
Ausführungsformen der Erfindung sind in den Unteransprüchen enthalten.
[0007] Die Erfindung wird desweiteren unter Zuhilfenahme der nachfolgend kurz angeführten
Figuren näher erläutert. Dabei zeigt
- FIG 1
- ein schmematisches Prozeßabbild eines kontinuierlichen Kochers,
- FIG 2
- eine erste Vorrichtung zur Bildung der Hauptsteuergröße Kochtemperatur mit Hilfe eines
erfindungsgemäßen Prozeßmodells,
- FIG 3
- eine weitere Vorrichtung mit einer zusätzlichen Regeleinrichtung zum Ausgleich von
Schwankungen der Qualitätsmaßzahl,
- FIG 4
- eine weitere Vorrichtung mit einem um Adaptionsmittel erweiterten Prozeßmodell,
- FIG 5
- bis 7 weitere Vorrichtungen, bei denen das Prozeßmodell des weiteren um Mittel zur
Nachbildung des Istwertes der Qualitätsmaßzahl erweitert ist.
[0008] In FIG 1 ist beispielhaft ein schrägliegender, kontinuierlicher Zellstoffkocher ZK
dargestellt. Diesem wird das aufzuschließende Holz durch eine Holzschnitzel-Zuführung
HE bevorzugt in Form eines wässrig-breiförmigen Massenstromes über eine steuerbare
Eintragsschleuse ES zugeführt. Diese Eintragsschleuse enthält bevorzugt eine Zuführschnecke
ZS mit einstellbarer Drehzahl nl. Der Kocher ist mit einer Lauge gefüllt, welche durch
chemische Herauslösung insbesondere des im Holz enthaltenen Lignins den Aufschluß
des Zellstoffes aus dem Holzverbund ermöglicht. Die Aufschlußchemikalien verfügen
über eine Konzentration C und werden in einem Chemikalientank TA vorrätig gehalten.
Zur Aufrechterhaltung eines gewünschten Kocher-Füllstandes L werden die Chemikalien
über eine Leitung CU dem Zellstoff-Kocher ZK zugeführt. Zur Vorwärmung dient bevorzugt
ein mit Frischdampf FD gespeister Wärmetauscher CA. Für die Aufrechterhaltung einer
gewünschten Konzentration und eines gewünschten Füllstandes werden dem Reaktor zum
einen vorgewärmte Frischchemikalien bevorzugt kontinuierlich zugeführt. Zum anderen
wird Ablauge über eine meist im Inneren des Reaktors befindliche Abnahmestelle AB
und eine Abführleitung LA bevorzugt kontinuierlich entnommen. Zur Erzielung einer
gewünschten Kochtemperatur T im Zellstoff-Kocher kann diesem Frischdampf FD an verschiedenen
Stellen zugeführt werden, wobei in der Figur nur einige Zuführstellen beispielhaft
dargestellt sind.
[0009] Der über die Eintragschleuse ES und die drehzahleinstellbare Schnecke ZS zugeführte
Holzschnitzelbrei wird im Reaktor mit Hilfe von Transportmitteln durch die Aufschlußchemikalien
hindurchgefördert. In FIG 1 ist hierzu beispielhaft ein drehzahlregulierbares Transportband
TB, und die Förderrichtung F des Massenstromes durch den Reaktor mit Hilfe von Pfeilen
symbolisch dargestellt. Auf dem durch Pfeile dargestellten Weg wird der eingetragene
Holzschnitzelbrei durch kontinuierliche Kochung in Zellstoff mit möglichst vorgebbarer
Qualität umgesetzt. Am Ende der Umlauf-Förderrichtung F wird der entstandene Zellstoffbrei
über eine Zellstoff-Abführung ZA kontinuierlich aus dem Kocher abgefördert. Hierzu
dient bevorzugt eine Austragschleuse A, welche eine wiederum drehzahlregulierbare
Abführschnecke AS enthält.
[0010] Die Qualität des herzustellenden Zellstoffes hängt von einer Vielzahl von Prozeßparametern
ab, welche bei entsprechender maschinenbaulicher Ausführung der Anlage gegebenenfalls
auch als Steuergrößen zur Beeinflussung des Ablaufes des Kochprozesses herangezogen
werden können. So wird die Geschwindigkeit des Kochvorganges zum einen durch die Konzentration
C der dem Kocher ZK aus dem Tank TA zugeführten Chemikalien beeinflußt. Eine weitere
Einflußgröße ist die mittlere Flüssigkeitsmenge an Aufschlußchemikalien im Reaktor.
Je mehr der Kocher mit der Aufschlußlauge angefüllt ist, um so länger ist der Holzschnitzelbrei
während seines kontinuierlichen Durchlaufes dem Einfluß der Chemikalien ausgesetzt,
und um so schneller läuft der Prozeß des Zellstoffaufschlusses ab. Im Beispiel des
in der Figur dargestellten, schrägstehenden Kochers ist die darin befindliche Chemikalienmenge
durch den Laugenfüllstand L, auch Kocherfüllgrad genannt, bestimmt.
[0011] Eine weitere wichtige Einflußgröße für den Ablauf des Prozesses ist die Kochtemperatur
T. Eine gewünschte Temperatur im Inneren des Kochers ZK wird in der Regel über die
Zuführung von entsprechend vorgeheiztem Fischdampf FD eingestellt. Dieser wird in
den Kocher bei Bedarf an unterschiedlichen Stellen, z.B. am oberen Ende, eingeleitet.
Desweiteren können zur Temperatureinstellung die dem Kocher vom Tank TA zugeführte
Aufschlußlauge und/oder der über die Eintragschleuse ES zugeführte Holzschnitzelmassenstrom
HE mit Hilfe des Frischdampfes FD vorgeheizt werden. In der Figur ist hierzu beispielhaft
ein Wärmetauscher CA zur Chemikalienaufheizung vorgesehen. Eine weitere wichtige Einflußgröße
für den Kochvorgang ist die Durchsatzgeschwindigkeit des Holzschnitzelmassenstromes
durch den Reaktor. Bei dem in der Figur beispielhaft dargestellten Reaktor wird diese
insbesondere bestimmt durch die Drehzahl n1 der Zuführschnecke ZS. In der Regel werden
die Drehzahlen n1, n2 und n3 der Zuführschnecke, des Transportbandes und der Abführschnecke
mittels eines Geschwindigkeitsprofiles in geeigneter Weise aufeinander abgestimmt.
[0012] Es hat sich nun herausgestellt, daß von den die Zellstoffkochung wesentlich beeinflussenden
Prozeßparametern die Kochtemperatur T am besten als Steuergröße zur Beeinflussung
der kontinuierlichen Kochung geeignet ist. Damit kann am ehesten der Prozeß so gesteuert
werden, daß bei größtmöglichem Durchsatz gerade die gewünschte Zellstoffqualität produziert
wird. Wird dieses Ziel verfehlt, so nimmt die tatsächlich erreichte Zellstoffqualität
unter Umständen stark ab. So kann z.B. bei einer gegenüber den übrigen Prozeßparametern
zu niedrigen Durchsatzgeschwindigkeit des Holzschnitzelmassenstromes ein doppelter
Verlust auftreten. Zum einen wird die Anlage nicht voll ausgenutzt und somit die maximal
mögliche Produktionsmenge nicht erbracht. Zum anderen sind die Holzschnitzel dem Einfluß
der Aufschlußchemikalien zu lange ausgesetzt, so daß zudem Verluste in der Qualität
und Ausbeute des Zellstoffes auftreten. Durch eine zu starke Kochung entsteht zwar
viel Zellstoff, aber von niedrigerer Qualität, d.h. mit einer Vielzahl von kurzen
und zerbrechlichen Fasern. Mit Hilfe der erfindungsgemäßen Verwendung der Kochtemperatur
als Stellgröße ist es möglich, auf Schwankungen der anderen Prozeßgrößen derart zu
reagieren, daß die Schwankungen in der Zellstoffqualität nach Auftreten einer Störung
zumindest vorübergehend bzw. geringfügig sind.
[0013] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Zellstoffherstellung wird eine der jeweils
gewünschten Zellstoffqualität entsprechende Qualitätsmaßzahl Q
* vorgegeben, mittels eines Prozeßmodelles der Sollwert der hierzu gehörigen, optimalen
Kochtemperatur T
* ermittelt, und diese anschließend insbesondere durch Übergabe des Sollwertes an eine
unterlagerte Kochtemperaturregelung eingestellt. Das Prozeßmodell ermittelt die Kochtemperatur
T
* bevorzugt zyklisch in fest vorgegebenen Zeitabständen unter Zuhilfenahme der aktuellen
Werte der beteiligten Prozeßparameter. Hierzu werden bevorzugt die Istwerte der Chemikalienkonzentrationen
C, des Kocherfüllgrades L und der Produktionsmenge berücksichtigt. Desweiteren gehen
in das Modell Prozeßkonstanten ein, deren aktuelle Werte von der Technologie des Prozesses
abhängen, insbesondere von dem verwendeten chemischen Aufschlußverfahren und dem Kochertyp.
Das Aufschlußverfahren wird wesentlich bestimmt von der Art der eingesetzten Aufschlußchemikalien,
während der Kochertyp von den maschinenbaulichen Gegebenheiten der Anlage abhängt.
[0014] Als Qualitätsmaßzahl Q
* zur Kennzeichnung der jeweiligen Zellstoffqualität sind unterschiedliche Größen geeignet.
Im einfachsten Fall kann als Qualitätsmaßzahl Q die sogenannte Ausbeute Y verwendet
werden. Wird die Ausbeute als normierte Größe in Prozent angegeben, so ist sie als
erzeugte Zellstoffmenge bezogen auf die eingesetzte Holzmenge definiert, d.h.
wobei "Holz,atro" die eingesetzte, absolut trockene Holzmenge ist.
[0015] Man erkennt anhand des oben dargestellten Beispieles der zu starken Kochung und der
dabei auftretenden Durchsatz- und Ausbeuteverluste, daß mit dem Wert der Ausbeute
Y als Qualitätsmaßzahl Q auch eine Aussage über die innere Qualität des erzeugten
Zellstoffes verbunden ist. Dies bedeutet, daß einem bestimmten Wertebereich der Ausbeute
Y eine entsprechende, näherungsweise bekannte Qualität des produzierten Zellstoffes
zugeordnet werden kann. Wird beispielsweise durch zu starkes Vergrößern des Einflusses
zumindest eines der Prozeßparameter, z.B. durch Erhöhen der Kochtemperatur oder der
Chemikalienkonzentration, der optimale Wertebereich von Y überschritten, so tritt
erwartungsgemäß aufgrund der dann erfolgenden zu starken Kochung gleichzeitig eine
Abnahme der inneren Zellstoffqualität auf. Wird andererseits durch Zurücknahme des
Einflusses von Prozeßparametern, z.B. Erniedrigen des Kocherfüllgrades oder Erhöhen
der Durchsatzgeschwindigkeit, der optimle Wertebereich unterschritten, so tritt ebenfalls
erwartungsgemäß aufgrund des somit schlechteren Zellstoffaufschlusses eine Abnahme
der inneren Zellstoffqualität auf. Durch Ausnutzung des Wertebereiches der Ausbeute
Y als "Steuerraum" kann somit bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Zellstoffherstellung
die jeweils erzeugbare Zellstoffqualität in einer ersten Näherung besonders einfach
und wirksam beeinflußt werden.
[0016] Für das erfindungsgemäß Prozeßmodell zur Bestimmung der jeweiligen Kochtemperatur
T
* eignen sich auch anders definierte Größen als Qualitätsmaßzahl Q
*. Eine derartige, bekannte Kenngröße ist z.B. die sogenannte "Kappa-Zahl". Diese ist
ein Maß für die Restkonzentration von Lignin im produzierten Zellstoff. Hat die Kappa-Zahl
einen großen Wert, so wird z.B. aufgrund eines zu hohen Durchsatzes durch den Kocher
nur ein geringer Aufschluß der eingesetzten Holzschnitzelmasse erreicht. Hohe Ligninrestkonzentrationen
im Zellstoff haben nach deren Verarbeitung z.B. zu Papier eine geringe Papierqualität
zur Folge. Wird dagegen im Vergleich dazu bei einem niedrigeren, optimalen Durchsatz
ein kleiner Wert z.B. der Kappa-Zahl erreicht, so deutet dies auf einen hohen Aufschluß
der eingesetzten Holzschnitzelmasse hin. Die hierdurch erreichten niedrigen Ligninrestkonzentrationen
im Zellstoff führen nach dessen Verarbeitung zu Papier zu einer guten Papierqualität.
Werden darüber hinausgehend z.B. durch noch weitere Verringerung des Durchsatz sehr
kleine Werte der Kappa-Zahl erreicht, so nimmt die Zellstoffqualität wieder ab. Dies
beruht auf der bereits dargestellten, zu langen und übermäßig starken Kochung der
Holzschnitzel. Man erkennt, daß auch durch Ausnutzung des bekannten Wertebereiches
der Kappa-Zahl als "Steuerraum" eine geeignete Vorgabe der jeweils produzierbaren
Zellstoffqualität möglich ist.
[0017] Gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren werden dem Prozeßmodell die aktuellen Werte
der Chemikalienkonzentrationen, des Kocherfüllgrades und der Produktionsmenge als
Eingangsgrößen zugeführt. Je nach der praktischen Ausführung der Anlage können die
Istwerte der Chemikalienkonzentration C und des Füllgrades L des Kochers gegebenenfalls
durch zusätzliche unterlagerte Regelkreise so beeinflußt werden, daß diese für das
Prozeßmodell keine stark schwankenden Störgrößen mehr darstellen und annähernd konstante,
vorgegebene Werte annehmen. Desweiteren wird die jeweilige Produktionsmenge insbesondere
durch Vorgabe entsprechender Werte für die Drehzahlen n1, n2 und n3 der Mittel ZS,
TB und AS zur Aufrechterhaltung des Massenstromes durch den Kocher bevorzugt auf einen
mit der jeweils gewünschten Zellstoffqualität zu vereinbarenden Wert voreingestellt.
Zur Erzeugung einer durch die jeweilige Qualitätsmaßzahl vorgegebenen Produktqualität
wird erfindungsgemäß mit Hilfe des Prozeßmodelles, d.h. mit von den obengenannten
Prozeßgrößen abhängigen Steuergesetzen die Kochtemperatur T im Inneren des kontinuierlichen
Kochers als Hauptsteuergröße nachgeführt.
[0018] Die Verwendung eines insbesondere in einem programmgesteuerten Automatisierungssystem
zur Echtzeitführung von technischen Prozessen hinterlegten Prozeßmodells hat den besonderen
Vorteil, daß zur Prozeßnachbildung komplexe und eine Vielzahl von Einflußgrößen berücksichtigende
Steuergesetze herangezogen werden können. Derartige Steuergesetze stellen in aller
Regel kein mathematisch exaktes Abbild der dynamischen Wirkungsweise des zu steuernden
technologischen Prozesses dar. Vielmehr handelt es sich dabei in aller Regel um insbesondere
durch Prozeßbeobachtung gefundene empirische Zusammenhänge zwischen den Hauptprozeßgrößen.
Das Prozeßmodell bei dem vorliegenden Verfahren zur Zellstoffherstellung verknüpft
somit die Qualitätsmaßzahl Q
*, die Chemikalienkonzentration C, den Kocherfüllgrad L, die Produktionsmenge und technologieabhängige
Prozeßkonstanten zur Steuergröße Kochtemperatur. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform
kann als Maß für die aktuelle Produktionsmenge die Meßgröße der Drehzahl n1 der Zuführschnecke
ZS in der Holzschnitzel-Eintragsschleuse ES verwendet werden. Desweiteren kann besonders
vorteilhaft für den aktuellen Kocherfüllgrad L die Meßgröße des Laugenfüllstandes
im Inneren des Kochers herangezogen werden.
[0019] Im Prozeßmodell werden eine vielzahl von Prozeßkonstanten bevorzugt als "Verstärkungsfaktoren"
berücksichtigt. Eine erst ist die Produktionskonstante a. Diese beschreibt den insbesondere
von den maschinenbaulichen Gegebenheiten der Anlage abhängigen Zusammenhang zwischen
der erreichbaren Produktionsmenge und der Zuführgeschwindigkeit der Holzschnitzel.
Eine zweite Prozeßkonstante ist die Aktivierungsenergie E. Diese ist abhängig vom
jeweiligen chemischen Aufschlußverfahren, d.h. insbesondere von den in der Aufschlußlauge
enthaltenen Chemikalien. Schließlich kann auch der sogenannte Stoßfaktor k berücksichtigt
werden. Dieser stellt eine Prozeßgeschwindigkeitskonstante dar, welche den Verstärkungsfaktor
zwischen der erreichbaren Aufschlußgeschwindigkeit einerseits, und der vorliegenden
Kochtemperatur und der Chemikalienkonzentration anderseits beschreibt. Die obigen
drei Prozeßkonstanten bilden nur eine Auswahl. Insbesondere bei umfangreicheren, und
somit eine Vielzahl von Steuergesetzen berücksichtigenden Prozeßmodellen ist es notwendig,
eine größere Anzahl an Prozeßkonstanten als Verstärkungsfaktoren vorzusehen.
[0020] Eine möglich Form eines Prozeßmodelles wird am Beispiel einer empirisch gefundenen
Steuergleichung desweiteren näher erläutert.
[0021] Diese bildet die funktionalen Zusammenhänge f₁, f₂, f₃ zwischen den oben genannten
Einflußgrößen und der Kochertemperatur T als Hauptsteuergröße näherungsweise nach.
Es läßt sich somit symbolisch schreiben
Dabei bildet f₁ den Zusammenhang zwischen dem Kochtemperatur-Sollwert T* und dem Vorgabewert
der Qualtitätsmaßzahl Q
*. Die Funktion f₂ berücksichtigt den Einfluß von Prozeßkonstanten, insbesondere der
Produktionskonstante a, der Aktivierungsenergie E und dem Stoßfaktor K. Die Funktion
f₃ beschreibt schließlich die Abhängigkeiten von den Istwerten der Chemikalienkonzentration
C, des Kocherfüllgrades L und der Produktionsmenge n.
[0022] Eine diese Größen berücksichtigende empirische Modellgleichung kann das Aussehen
haben

Dabei stellen die mit o gekennzeichneten Größen insbesondere in einem optimalen Arbeitspunkt
liegende Bezugsgrößen zur Normierung der zugehörigen Istwerte dar. So sind Co und
Lo Bezugsgrößen für die Istwerte der Chemikalienkonzentration C und des Kocherfüllgrades
L. Die Produktionskonstanten können beispielsweise beim Aufschluß von Laubholz nach
dem Neutralsulvitverfahren in einem schräg stehenden, kontinuierlichen Kocher folgende
Werte annehmen:

[0023] Erfindungsgemäß wird mit Hilfe des Prozeßmodelles die zu einem vorgegebenen Sollwert
der Qualitätsmaßzahl Q* gehörige Kochtemperatur T* ermittelt. Dies ist beispielhaft
in FIG 2 dargestellt. Dem Prozeßmodell M werden dabei bevorzugt die Istwerte der wesentlichen
Prozeßparameter zugeführt, z.B. der Chemikalienkonzentration C, der Produktionsmenge
n und des Kocherfüllgrades L. Desweiteren ist das Modell M an die aktuellen Werte
der jeweiligen Prozeßkonstanten angepaßt, z.B. an die Aktivierungsenergie E, die Produktionskonstante
a und den Stoßfaktor k. Bei dieser Ausführung bildet das Prozeßmodell M eigenständig
in Art einer Steuerung den Zusammenhang zwischen dem Vorgabewert Q
* für die gewünschte Größe der Qualitätsmaßzahl und dem als Stellgröße auf den Kocher
einwirkenden Temperatursollwert T
* nach. Bevorzugt wird gemäß der Darstellung von FIG 2 der ermittelte Wert der Kochtemperatur
T
* durch Vergleich mit dem aktuellen Istwert T in einem zusätzlichen, unterlagerten
Temperaturregler TR mittels Direkteingriff auf die Frischdampf-Zuführung FD eingestellt.
Ein derartiges, erfindungsgemäßes Verfahren zur Zellstoffherstellung ist besonders
dann anwendbar, wenn das Prozeßmodell so gestaltet werden kann, daß es das Verhalten
des Kochers für alle möglichen Arbeitspunkte, d.h. im gesamten zur Verfügung stehenden
Steuerraum, mit ausreichender Genaugigkeit näherungsweise abbildet.
[0024] In sehr vielen Fällen ist allerdings das technologische Verhalten eines Zellstoffkochers
ZK stark nichtlinear. Dies hat zur Folge, daß das Prozeßmodell M den Zusammenhang
zwischen der Eingangsgröße Q
* und der gesuchten Stellgröße T* nur in einem bevorzugt in der Mitte des Gesamtarbeitsbereiches
liegenden Ausschnitt mit ausreichender Genaugikeit beschreiben kann. Wird der Kocher
somit in einem außerhalb dieses optimalen Bereichs liegenden Arbeitspunkt betrieben,
so kann der Qualitätsmeßzahl-Istwert Q des bei der vom Modell M vorgegebenen Kochtemperatur
T tatsächlich erzeugten Zellstoffes unter Umständen erheblich von dem vorgegebenen
Sollwert Q
* abweichen.
[0025] Gemäß weiterer Ausführungsformen der Erfindung sind für diesen Fall zusätzliche Mittel
vorgesehen, mit deren Hilfe trotz der erfindungsgemäßen Kochtemperatursteuerung durch
das Prozeßmodell noch auftretende Regelabweichungen im Wert der Qualitätsmaßzahl ausgeglichen
werden können. Am Beispiel der Figuren 3 und 4 werden desweiteren zwei Möglichkeiten
hierfür näher erläutert.
[0026] Gemäß einer ersten Ausführung ist eine weitere Regeleinrichtung für die Qualitätsmaßzahl
vorgesehen, welche bei Abweichungen des Soll- und Istwertes der Qualitätsmaßzahl die
Kochtemperatur so nachführt, daß die Abweichung möglichst verschwindet. In FIG 3 ist
ein mögliches Ausführungsbeispiel hierfür dargestellt. Zusätzlich zum Prozeßmodell
M und dem unterlagerten Temperaturregler TR ist eine weitere Regelvorrichtung QR vorhanden,
welche die Abweichung zwischen dem Istwert Q und dem Sollwert Q* verarbeitet. Im Beispiel
der FIG 3 bildet die Regelvorrichtung QR einen Sollwert T
*¹ für den unterlagerten Temperaturregler TR, welcher diesen nach Vergleich mit dem
Temperatur-Istwert T zu einem Stellsignal für die Frischdampf-Zuführung FD verarbeitet.
Der vom Prozeßmodell M aus dem Sollwert Q
* gebildete Kochtemperatur-Sollwert T* dient in diesem Fall zur Arbeitspunkteinstellung
des Temperaturreglers TR. Hierdurch wird der Temperaturregler mit Hilfe des Prozeßmodells
M möglichst optimal so vorgesteuert, daß mit Hilfe der Regelvorrichtung QR nur noch
geringfügige Abweichungen der Qualitätsmaßzahl ausgeglichen werden müssen.
[0027] Mittels der FIG 4 wird desweiteren eine weitere Möglichkeit dargestellt, trotz der
erfindungsgemäßen Bestimmung des Kochtemperatur-Sollwertes T
* mit Hilfe des Prozeßmodelles M auftretende Abweichungen zwischen dem Soll- und Istwert
der Qualitätsmaßzahl auszugleichen. Hierbei wird bevorzugt zyklisch und/ oder bei
Auftreten sehr starker Abweichungen zwischen dem Soll-und Istwert der Qualitätsmaßzahl
eine Adaption des Prozeßmodelles durchgeführt. Hierbei handelt es sich um einen in
Bezug auf den jeweils vorliegenden Arbeitspunkt des Zellstoffkochers neu vorgenommen
Abgleich des Prozeßmodelles, d.h. einer Neu-Normierung. Es wird dabei bevorzugt unter
zu Hilfenahme derselben, wie im Modell hinterlegten Steuergesetze und des bei der
aktuellen Kochtemperatur tatsächlich erreichten Istwertes der Qualitätsmaßzahl zumindest
eine der Prozeßkonstanten des Prozeßmodelles neu bestimmt. Nach Übernahme dieses Wertes
in das Modell stellt dieses zumindest für einen gewissen Zeitraum und/oder bis zum
Auftreten von starken Arbeitspunktabweichungen beim Betrieb des Zellstoffkochers einen
exakten bzw. ausreichend genauen Zusammenhang zwischen der Prozeßregelgröße Q und
der Stellgröße Kochtemperatur T dar. Je häufiger eine derartige Adaption des Prozeßmodelles
an veränderte Betreibsbedingungen des Kochers durchgeführt wird, um so leichter kann
eine genaue Steuergesetzmäßigkeit zwischen den Größen Q* und T* aufrechterhalten werden.
[0028] Gemäß FIG 4 ist somit das Prozeßmodell M durch Mittel AD zur Modell-Adaption zu einem
adaptierbaren Prozeßmodell AM erweitert. Dem Adaptionsmittel werden dabei bevorzugt
die Istwerte der Qualitätsmaßzahl Q und der Kochtemperatur T zugeführt. Dieses aktualisiert
in bestimmten Zeitabständen zumindest eine der Prozeßkonstanten. Gemäß den obigen
Ausführungen stehen hierzu die Produktionskonstante a, die Aktivierungsenergie E bzw.
der Stoßfaktor k zur Verfügung. Es hat sich herausgestellt, daß gerade der Stoßfaktor
k besonders gut geeignet ist, um durch ständige Aktualisierung zur Adapiton des Prozeßmodells
herangezogen zu werden. In FIG 4 wird somit der aktualisierte Wert von k dem Modell
M von den Adaptionsmittel AD zugeführt.
[0029] In den Mitteln zur Modell-Adaption wird der aktualisierte Wert des Stoßfaktors bevorzugt
bestimmt mittels einer Gleichung, welche sich nach einer geeigneten Umstellung aus
der im Prozeßmodell M hinterlegten Steuergleichung ergibt. Dient z.B. obige G1. 2
als Steuergleichung im Prozeßmodell, so ergibt sich der Stoßfaktor nach Umstellung
derselben mittels
Mit Hilfe der in einem möglichst stationären Arbeitspunkt des Kochers vorliegenden
Istwerte der Kochtemperatur T, der Chemikalienkonzentration C, des Füllgrades L und
der Produktionsmenge n wird mit Hilfe des in diesem Arbeitspunkt tatsächlich erreichten
Wertes der Qualitätsmaßzahl Q der Stoßfaktor k neu berechnet.
[0030] Gemäß einer weiteren Ausführungsform kann obige G1. 4 im Arbeitspunkt linearisiert
werden. Da im Arbeitspunkt die Istwerte der Chemikalienkonzentration C und des Kocherfüllgrades
L gerade die Werte ihrer Bezugsgrößen Co und Lo annehmen, vereinfacht sich G1. 4 zu
[0031] Wie bereits oben erläutert, kann als Qualitätsmaßzahl die Ausbeute Y an hergestelltem
Zellstoff dienen. Bevorzugt wird der Istwert der Ausbeute zumindest unter zu Hilfenahme
von Mitteln zur Ablaugenanalyse nachgebildet. Im Prozeßabbild der FIG 1 ist hierzu
beispielhaft an der Ablaugen-Abführleitung LA eine Meßstelle SA zur spekrometischen
Ablaugenanalyse dargestellt. Der Istwert der Ausbeute kann auch direkt an der Zellstoff-Abführleitung
ZA im Anschluß an die Austragsschleuse A bestimmt werden. Dabei werden bevorzugt die
Größen Zellstoffmassenstrom m
Z und Zellstoffkonsistenz C
Z ermittelt.
[0032] Zur Bestimmung des Ausbeute-Istwertes zumindest durch Ablaugenanalyse wird bevorzugt
der Massenstrom ṁ
A der Ablauge in der Abführleitung LA und der sogenannten Trockengehalt TS der Ablauge
bestimmt. Der Trockengehalt gibt dabei die auf die Ablaugenmenge bezogene Menge an
herausgelöster Holzsubstanz, insbesondere der Ligninbestandteile, an. Der Trockengehalt
TS ergibt sich somit zu

[0033] Gemäß einer ersten Ausführungsform läßt sich der Istwert der Ausbeute Y mit Hilfe
einer empirischen Gleichung ermitteln, welche von Größen abhängt, die bevorzugt als
Meßwerte durch Analyse der dem Kocher entnommenen Ablauge und Analyse des dem Kocher
zugeführten Holzschnitzelstromes gewonnen werden. Es ergibt sich somit

mit

So können die Meßgrößen ṁ
A, TS durch Ablaugenanalyse, und ṁ
H, φ durch Analyse des zugeführten Holzschnitzelmassenstromes bestimmt werden.
[0034] Abhängig von der konkreten Ausführung der Analge zur Zellstoffherstellung können
auch andere Meßgrößen zur Verfügung stehen und zur Bildung des als Qualitätsmaßzahl
dienenden Ausbeute-Istwertes herangezogen werden. Eine derartige Meßgröße ist der
sogenannte "Hydromodul":

[0035] Wird gemäß einer weiter Ausführungsform diese Definition in obiger G1. 7 verwendet,
so ergibt sich
[0036] Der Istwert der Ausbeute Y ist somit abhängig von den Meßwerten des Hydromoduls X
a und des Trockengehaltes TS der Ablauge.
[0037] Steht z.B. bei der in FIG 1 dargestellten Anlage, die Drehzahl n der Mittel zur Holzzuführung
als Meßgröße zur Verfügung, so kann gemäß einer dritten Ausführungsform auch dieser
Wert zur Nachbildung des Ausbeute-Istwertes herangezogen werden. Als Holz-Zuführmittel
dienen z.B. die im Prozeßabbild der FIG 1 beispielhaft dargestellte Zuführschnecke
ZS in der Eintragsschleuse ES, das Transportband TB im Inneren des Kochers und die
Abführschnecke AS in der Austragsschleuse A am Ende des Kochers. Da die Drehzahlen
n1, n2, n3 dieser drei Transportmittel bevorzugt über eine Geschwindigkeitsprofil
aneinander angepaßt sind, ist es ausreichend, als Drehzahl n der Holz-Zuführmittel
die Drehzahl n1 der Zuführschnecke ZS zu verwenden. Über diese Größe wird auch auf
die Produktionsmenge eingegriffen. In der Regel ergibt sich entsprechend der maschinenbaulichen
Gestaltung der Eintragsschleuse ES ein linearer Zusammenhang zwischen deren Drehzahl
n1 und der in den Kocher eingetragenen Holzschnitzelmenge, d.h.

Da der Wert des zugeführten, absolut trockenen Holzschnitzelmassenstromes (ṁ
Holz,atro) gleich dem Produkt aus den Massenstrom ṁ
H des zugeführten, feuchten Holzes und dem Holz-Trockengehalt φ ist, ergibt sich

[0038] Wird diese Gleichung in obige G1. 7 eingesetzt, so ergibt sich bei dieser dritten
Ausführungsform für den als Qualitätsmaßzahl Q dienenden Istwerte der Ausbeute

[0039] In diesem Fall wird somit die Ausbeute unter zu Hilfenahme der Drehzahl n der Holz-Zuführmittel,
des Trockengehaltes TS der Ablauge und des Massenstromes ṁ
A der Ablauge nachgebildet. Diese Beziehung hat den besonderen Vorteil, das die unter
Umständen bei obiger G1. 7 bzw. 9 noch notwendige Analyse des zugeführten Holzschnitzelmassenstromes
ersetzt wird durch die wesentliche einfachere Verwendung der Drehzahl n der Holz-Zuführmittel.
Zur Bildung der Ausbeute Y gemäß der G1. 12 ist somit lediglich eine Ablaugenanalyse
durchzuführen.
[0040] In den Figuren 5, 6 und 7 sind die Möglichkeiten der Nachbildung des Ausbeute-Istwertes
gemäß den obigen Gleichungen 7, 9 und 12 beispielhaft dargestellt. So ist im erweiterten,
adaptierbaren Prozeßmodell AM ein weiteres Mittel NQ zur Nachbildung des Istwertes
der Qualitätsmaßzahl vorgesehen. Der nachgebildete Istwert Q (=Y) wird bevorzugt dem
Mittel zur Modell-Adaption AD zugeführt, welches hieraus unter weiterer Heranziehung
des Istwertes der Kochtemperatur T bevorzugt einen aktuellen Wert des Stoßfaktors
k zur Adaption des Prozeßmodelles M bildet. In FIG 5 werden gemäß G1. 7 die Meßgrößen
des Ablaugen-Massenstromes m
A des Trockengehaltes der Ablauge TS, des Massenstromes an zugeführtem, feuchten Holz
ṁ
H und des Holz-Trockengehaltes φ dem Nachbildungsmittel NQ zugeführt. Steht statt dessen
der sogenannte Hydromodul X
a als Meß- bzw. Rechengröße gemäß G1. 9 zur Nachbildung des Ausbeute-Istwertes zur
Verfügung, so wird dieser gemeinsam mit dem Trockengehalt TS der Ablauge entsprechend
der Darstellung in FIG 6 dem Nachbildungsmittel NQ als Eingangsgrößen zugeführt. Steht
schließlich die Drehzahl n der Holz-Zuführmittel als eine Meßgröße zur Verfügung und
kann somit der Ausbeute-Istwert gemäß G1. 12 nachgebildet werden, so werden gemäß
der Darstellung in FIG 7 dem Nachbildungsmittel NQ die Größen n, TS und m
A als Meß- bzw. Rechengrößen zugeführt.
[0041] Es ist ohne weiteres möglich, die in den Figuren 4 bis 7 dargestellten Ausführungsformen
mit der Ausführungsform von FIG 3 zu kombinieren. Hierzu wird anstelle des Prozeßmodelles
M in der Schaltung von FIG 3 eines der adaptierbaren Prozeßmodelle AM der Schaltungen
der Figuren 4 bis 7 eingesetzt.
[0042] Wie bereits oben dargestellt, können anstelle der Ausbeute Y auch anders definierte
Größen als Qualitätsmaßzahl zur Verwendung als Eingangsgröße für das Prozeßmodell
dienen. Wird hierzu die als Kappa-Zahl bezeichnete Ligninrestkonzentration im hergestellten
Zellstoff verwendet, so kann der Istwert der Ligninkonzentration durch direkte oder
indirekte Zellstoffanalyse bestimmt werden.
1. Verfahren zur Zellstoffherstellung durch kontinuierliche Kochung von Holz, wobei
a) entsprechend der gewünschten Zellstoffqualität eine Qualitätsmaßzahl (Q*) vorgegeben
wird, und
b) mittels eines Prozeßmodelles (M), welches zumindest berücksichtigt die Werte
b1) der Chemikalienkonzentrationen (C),
b2) des Kocherfüllgrades (L),
b3) der Produktionsmenge (n;n1,n2,n3), und
b4) von der Technologie des Prozesses, insbesondere dem chemischen Aufschlußverfahren
und dem Kochertyp, abhängige Prozeßkonstanten (a,k,E),
die zur Qualitätsmaßzahl (Q*) gehörige Kochtemperatur (T
*) ermittelt und eingestellt wird (FIG 1,2).
2. Verfahren zur Zellstoffherstellung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß als Prozeßkonstanten im Prozeßmodell (M) zumindest berücksichtigt werden
a) eine Produktionskonstante (a), welche die erreichbare Produktionsmenge abhängig
von der Holz-Zuführgeschwindigkeit (n1,n2,n3) beschreibt,
b) die Aktivierungsenergie (E) des jeweiligen chemischen Aufschlußverfahrens, und
c) der Stoßfaktor (k), welcher die erreichbare Aufschlußgeschwindigkeit abhängig von
der Kochtemperatur (T) und den Chemikalienkonzentrationen (C) beschreibt (FIG 2).
3. Verfahren zur Zellstoffherstellung nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß als Prozeßmodell (M) die Gleichung

dient, wobei
Q* : vorgegebene Qualitätsmaßzahl
T* : einzustellende Kochtemperatur
C : Chemikalienkonzentration: Istwert
Co : Chemikalienkonzentration: Bezugsgröße (Arbeitspunkt)
L : Kocherfüllgrad: Istwert
Lo : Kocherfüllgrad: Bezugsgröße (Arbeitspunkt)
n : Drehzahl Holz-Zuführmittel
E : Aktivierungsenergie
a : Produktionskonstante
k : Stoßfaktor.
4. Verfahren zur Zellstoffherstellung nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß bei Abweichung des Istwertes der Qualitätsmaßzahl (Q), d.h. der bei der vom Prozeßmodell
(M) vorgegebenen Kochtemperatur (T*) tatsächlich erzeugten Zellstoffqualität, von dem zur Bestimmung dieser Kochtemperatur
(T*) mit dem Prozeßmodell vorgegebenen Sollwert der Qualitätsmaßzahl (Q*) die Kochtemperatur
so nachgeführt wird, daß Soll- und Istwerte der Qualitätsmaßzahl (Q,Q*) annähernd
übereinstimmen (FIG 3).
5. Verfahren zur Zellstoffherstellung nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß bevorzugt zyklisch und/oder bei zu starker Abweichung der zum tatsächlich hergestellten
Zellstoff gehörigen Qualitätsmaßzahl (Q) von der vorgegebenen Qualitätsmaßzahl (Q*)
eine Adaption (AD) des Prozeßmodelles (M) durchgeführt wird, wobei mit Hilfe des Istwertes
der bei einer Kochtemperatur (T) erreichten Qualitätsmaßzahl (Q) zumindest eine der
Prozeßkonstanten (a,k,E) aktualisiert wird (FIG 4).
6. Verfahren zur Zellstoffherstellung nach den Ansprüchen 2, 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß bevorzugt zyklisch und/oder bei zu starker Abweichung der zum tatsächlich hergestellten
Zellstoff gehörigen Qualitätsmaßzahl (Q) von der vorgegebenen Qualitätsmaßzahl (Q*)
eine Adaption (AD) des Prozeßmodelles derart durchgeführt wird, daß mit Hilfe des
Wertes der bei einer Kochtemperatur (T) erreichten Qualitätsmaßzahl (Q) der Stoßfaktor
(k) aktualisiert wird (FIG 4).
7. Verfahren zur Zellstoffherstellung nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, daß der aktuelle Stoßfaktor bestimmt wird mittels der Gleichung
8. Verfahren zur Zellstoffherstellung nach Anspruch 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet, daß im Arbeitspunkt der aktuelle Stoßfaktor (k) bestimmt wird mittels der Gleichung
9. Verfahren zur Zellstoffherstellung nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß als Qualitätsmaßzahl (Q,Q*) die Ausbeute (Y, Y*) an hergestelltem Zellstoff (kg
Zellstoff) in Bezug zum eingesetzten Holz (kg Holz,atro) dient (FIG 5).
10. Verfahren zur Zellstoffherstellung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß der Istwert der Ausbeute (Y) zumindest unter Zuhilfenahme einer Ablaugenanalyse
nachgebildet (NQ) wird (FIG 5).
11. Verfahren zur Zellstoffherstellung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß bei der Ablaugenanalyse der Massenstrom (ṁA) der Ablauge und der Trockengehalt (TS) der Ablauge, d.h. die auf die Ablaugenmenge
bezogene Menge an herausgelöster Holzsubstanz, bestimmt werden (FIG 5).
12. Verfahren zur Zellstoffherstellung nach einem der Ansprüche 9, 10 oder 11,
dadurch gekennzeichnet, daß der Istwert der Ausbeute (Y) bestimmt wird (FIG 5) nach der Gleichung

mit
13. Verfahren zur Zellstoffherstellung nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet, daß bei Vorhandensein des Hydromoduls

als Meß- oder Rechengröße (FIG 6) sich der Istwert der Ausbeute (Y) ergibt nach der
Gleichung
14. Verfahren zur Zellstoffherstellung nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet, daß bei Vorhandensein der Drehzahl n der Holz-Zuführmittel (n1,n2,n3) als Meßgröße
(FIG 7) sich der Istwert der Ausbeute (Y) als Qualitätsmaßzahl (Q) mittels

ergibt nach der Gleichung
15. Verfahren zur Zellstoffherstellung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß als Qualitätsmaßzahl (Q,Q*) die Ligninrestkonzentration (Kappa-Zahl) im hergestellten
Zellstoff dient.
16. Verfahren zur Zellstoffherstellung nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß der Istwert der als Qualitätsmaßzahl dienenden Ligninkonzentration durch direkte
oder indirekte Zellstoffanalyse bestimmt wird.