[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Steuern und Regeln der Antriebsgeschwindigkeit
von Ziehscheiben bei einer mehrstufigen, gleitlos und im Geradeauszug arbeitenden
Drahtziehmaschine, in der jedem Ziehstein eine Ziehscheibe zugeordnet und jede Ziehscheibe
mittels eines drehzahlgeregelten oder drehzahlgesteuerten Antriebes angetrieben wird.
[0002] Bekanntlich werden Drähte auf gleitlos arbeitenden Geradeausziehmaschinen ohne Drahtansammlung
von den Ziehscheiben durch Ziehwerkzeuge ohne Axialverdrehung gezogen. Dabei besitzt
jede Ziehscheibe einen Einzelantrieb, der die Antriebsgeschwindigkeit der Ziehscheibe
durch entsprechende elektrische oder mechanische Steuervorrichtungen der jeweiligen
Drahtverlängerung anpaßt. Zur Zugkraftübertragung unter Vermeidung von Schlupf muß
zwischen Draht und Ziehscheibe Reibschluß herrschen, was dann erreicht ist, wenn der
von der Ziehscheibe zum Ziehwerkzeug laufende Draht unter einer definierten Gegenzugkraft
steht.
[0003] Zum Einsatz gelangen mehrstufige Drahtziehmaschinen, bei denen die Arbeitsgeschwindigkeit
der Ziehscheiben über die Drahtspannung mittels sogenannter Tänzerrollen geregelt
wird, die sich an Spannarmen befinden und den Draht beim Übergang von einer Ziehscheibe
zum folgenden Ziehwerkzeug aus lenken, um somit durch Veränderung der Drahtspannung
einen Regeleingriff für den Antrieb der Ziehscheiben auslösen.
[0004] Eine Drahtziehmaschine dieser Bauart geht beispielsweise aus der DE-PS 1 072 216
hervor. Dabei sind die durch die Drahtspannung verstellbaren, auf die einzelnen Ziehscheiben
wirkenden stufenlos regelbaren Getriebe derart hintereinandergeschaltet, daß die Ausgangsdrehzahl
des einen die Eingangsdrehzahl des anderen ist. An der Ausgangsseite jedes Getriebes
ist der Antrieb einer regelbaren Ziehscheibe abgeleitet. Eine Vergrößerung der Drahtschleife
durch Erhöhung der Drehzahl der vorgeordneten Ziehscheibe löst einen Regelvorgang
aus, was eine Steigerung der Grunddrehzahlen aller der Regelstelle vorgeordneten Ziehscheiben
unter Aufrechterhaltung ihres vorgegebenen Drehzahlverhältnisses bewirkt, ohne den
Regelbereich der stufenlosen Getriebe in Anspruch zu nehmen.
[0005] Aus der DE-OS 3 009 779 ist ferner ein Verfahren zur Antriebsregelung für Geradeausziehmaschinen
bekannt, bei dem ein sich durch die Gegenzugkraft zwischen Ziehstein und Ziehscheibe
einstellender Drahtbogen abgetastet wird und als Stellgröße für den Antrieb dient
und die Krümmung des Bogens das Maß für die Übereinstimmung der Drehzahlen zweier
benachbarter Ziehscheiben ist. Mit diesem Verfahren wird die Gegenzugkraft, mit der
der Draht zwischen den Ziehscheiben unter Spannung gehalten wird zur Antriebsregelung
der Antriebsmotore genutzt.
[0006] Mehrzügige Drahtziehmaschinen, bei denen die Antriebsgeschwindigkeit der Ziehscheiben
über die Drahtspannung unter Verwendung von Tänzer- oder Tastrollen geregelt wird,
haben gegenüber den im direkten Geradeauszug arbeitenden Drahtziehmaschinen den Vorteil,
daß sich die Arbeitsgeschwindigkeit der Ziehscheiben automatisch einregelt.
[0007] Andererseits sind die im direkten Geradeauszug arbeitenden Ziehmaschinen wegen ihrer
einfachen Drahtführung, die sich aus dem konstanten Einlaufwinkel des Drahtes in den
Ziehstein ergibt, den Ziehmaschinen mit Tänzer- oder Tastrollen überlegen, ein schwerwiegender
Nachteil jedoch resultiert aus dem manuellen, zeitaufwendigen Einstellen der Ziehmaschine,
derart, daß jeder einzelne Ziehscheibenantrieb beim Einziehen des Drahtes auf die
Drehzahl eingestellt werden muß, wobei die korrekte Drehzahl dann erreicht ist, wenn
der Draht zwischen den Ziehscheiben straff geführt ist und sich der Gegenzug im zulässigen
Bereich befindet. Beide Vorgänge, und zwar ein möglichst rationelles Einstellen der
Drehzahlen und das korrekte Einstellen der Gegenzugkraft sind vom Anlagenbediener
abhängig. Insbesondere das Festlegen der Gegenzugkraft basiert allein auf dem Erfahrungswissen
und den Fähigkeiten des Bedieners mit der Folge, daß sich exakte Einstellwerte nicht
erzielen lassen und auch nicht reproduzierbar sind.
[0008] Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein Verfahren zum Steuern und Regeln der
Antriebsgeschwindigkeit von Ziehscheiben bei einer mehrstufigen, gleitlos und im Geradeauszug
arbeitenden Drahtziehmaschine der gattungsgemäßen Art zu schaffen, das im Hinblick
auf ein Anfahren ohne manuellen Eingriff ein automatisches funktionssicheres Einstellen
der Drehzahlen sowie reproduzierbare Gegenzugkräfte ermöglicht.
[0009] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß in der Anlaufphase der Drahtziehmaschine
die Anpassung der Drehzahlen der einzelnen Ziehscheibenantriebe an die prozeßbedingten
Parameter (Drahtdurchmesser bzw. Drahtquerschnittsabnahme) in einer Sollwertkaskade
über eine Tastrollen-Lageregelung erfolgt, die die Sollwertkaskade automatisch abgleicht,
wobei der Abgleich proportional zu den Drehzahlverhältnissen der Ziehscheibenantriebe
und unabhängig von den absoluten Drehzahlen bzw. Sollwerten ist, und daß über einen
Steuerbefehl an die Tastrollen-Lageregelung die Tastrollen langsam in eine Endlage
zum kontinuierlichen Übergang in den direkten Geradeauszug überführt werden und die
weitere Regelung der Antriebsgeschwindigkeit von dem bekannten Gegenzugregelungs-
bzw. steuerungsverfahren im Geradeauszug übernommen wird und die Tastrollen aus dem
Drahtbereich herausgesteuert werden.
[0010] Weitere vorteilhafte Verfahrenschritte ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0011] Mit der Erfindung wird erstmals ein Verfahren vorgestellt, mit dem es möglich ist,
ohne manuellen Eingriff, also unabhängig von den Fähigkeiten und Erfahrungen des Bedienungspersonals
eine Drahtziehanlage der gattungsgemäßen Art automatisch einzuregeln und anzufahren.
Hierdurch wird ein beträchtlicher Rationalisierungeffekt sowie Reduzierung von Ausschuß
bzw. eine erhebliche Qualitätssteigerung erreicht. Das Entfernen der Tastrollen aus
dem Drahtbereich nach Umschalten in den Geradeauszugbetrieb führt zu einer erheblichen
Verschleißminderung an den Tastrollen, da diese nur noch während der Einregelungszeit
mit dem Draht in Berührung gelangen.
[0012] Anhand der schematischen Darstellung soll die Erfindung näher erläutert werden.
[0013] Bei einer mehrstufigen, gleitlos und im Geradeauszug arbeitenden Drahtziehmaschine
sind jeweils zwischen Ziehscheiben 2 und Ziehsteinen 3 Tastrollen 4 installiert. In
bekannter Weise werden die Ziehscheiben 2 mittels drehzahlgeregelter Antriebseinrichtungen
7 mit Antriebssteuerung 8 umlaufend angetrieben.
[0014] Zum Einfahren wird die Drahtziehmaschine nach Einfädeln des Drahtes 1 wie bei Ziehmaschinen
mit Tänzer- oder Tastrollen gestartet, wobei die Drahtziehmaschine zunächst mit minimaler
Produktionsgeschwindigkeit läuft. Dabei wird die Anpassung der Drehzahlen der einzelnen
Ziehantriebe an die prozeßbedingten Parameter (Drahtdurchmesser bzw. Drahtquerschnittsabnahme)
in einer Sollwert-Kaskade über eine Tastrollen-Lageregelung vorgenommen, die die Sollwert-Kaskade
automatisch abgleicht, wobei der Abgleich proportional zu den Drehzahlverhältnissen
der Ziehscheibenantriebe bzw. Querschnittsverhältnissen des Drahtes und unabhängig
von den absoluten Drehzahlen bzw. Sollwerten ist.
[0015] Die Tastrollen 4 erreichen über die Tastrollen-Lageregeler 11 entsprechend dem Sollwert
(A) die Soll-Lage (a) nahe der gestreckten Drahtführung.
[0016] Nachdem alle Tastrollen 4 über die Rückstellkraft 6 ihre Sollposition erreicht haben,
werden die Drehzahlen bzw. Querschnittsverminderungen der einzelnen Antriebe über
ein Steuerwerk 12 mit einem Speicher 9 abgespeichert.
[0017] Über einen Steuerbefehl an die Tastrollen-Lageregler 11 werden die Tastrollen 4 langsam
und stoßfrei aus dem Bereich des Drahtes 1 hinausgesteuert und erreichen die Endlage
(b). Das Entfernen der Tastrollen aus dem Drahtbereich führt zu einer erheblichen
Verschleißminderung an den Rollen.
[0018] Gleichzeitig wird der Tastrollen-Lageregler 11 auf seine neue Aufgabe als Gegenzugregler
eingeschaltet bzw. adaptiert.
[0019] Das Wegsteuern der Tastrollen 4 signalisiert der Gegenzugregelung eine Verringerung
der Gegenzugkraft. Zur Wiederherstellung des geforderten Gegenzug-Sollwertes ist eine
Verzögerung der Antriebe notwendig und zwar solange, bis die Drahtauslenkung aufgehoben
ist und der Draht 1 im gestreckten Zustand mit dem ursprünglich eingestellten Gegenzug
läuft, was durch den Gegenzugregler bewirkt wird.
[0020] In einem abgewandelten Verfahren ist vorgesehen, vor dem Befehl "Tastrollen in Endstellung
fahren" die Tastrollen-Rückstellkraft über einen Steuerbefehl einzustellen, so daß
über den entsprechenden Winkel die gewünschte Gegenzugkraft entsteht. Gleichzeitig
wird der Tastrollen-Lageregler 11 auf seine Aufgabe als Gegenzugregler eingeschaltet.
[0021] Sobald der Regler 11 eingeschwungen ist, werden die Tastrollen 4 langsam aus dem
Bereich des Drahtes 1 herausgesteuert und erreichen die Lage (b). Das Heraussteuern
der Tastrollen 4 aus dem Drahtbereich führt dazu, daß der Ziehantrieb mit Regler 11
die Entlastung registriert und solange nachregelt, bis der alte Gegenzug in der gestreckten
Drahtlage (Geradeauszug) wieder erreicht ist.
[0022] In einer bevorzugten Ausgestaltung ist vorgesehen, daß die Tastrollen-Lageregler
und die Gegenzugregler in Kaskade geschaltet sind und jeder der Regler als unterlagerter
Regelkreis angeordnet ist oder die Tastrollen-Lageregler und die Gegenzugregler als
Parallelregler ausgeführt werden. Ferner sind der Tastrollen-Lageregler und der Gegenzugregler
mit einem einzigen adaptiven Regler realisiert, bei dem die jeweiligen Parameter (Proportionalverstärkung
und Nachstellzeit) entsprechend der Betriebsart (Tastrollen-Regler oder Gegenzugregler)
umgeschaltet werden und durch Wahl des Übergangverhaltens ein stoßfreier Übergang
im Draht erfolgt.
1. Verfahren zum Steuern und Regeln der Antriebsgeschwindigkeit von Ziehscheiben bei
einer mehrstufigen, gleitlos und im Geradeauszug arbeitenden Drahtziehmaschine, in
der jedem Ziehstein eine Ziehscheibe zugeordnet und jede Ziehscheibe mittels eines
drehzahlgeregelten oder drehzahlgesteuerten Antriebes angetrieben wird, dadurch gekennzeichnet,
daß in der Anlaufphase der Drahtziehmaschine die Anpassung der Drehzahlen der einzelnen
Ziehscheibenantriebe an die prozeßbedingten Parameter (Drahtdurchmesser bzw. Drahtquerschnittsabnahme)
in einer Sollwert-Kaskade über eine Tastrollen-Lageregelung erfolgt, die die Sollwert-Kaskade
automatisch abgleicht, wobei der Abgleich proportional zu den Drehzahlverhältnissen
der Ziehscheibenantriebe und unabhängig von den absoluten Drehzahlen bzw. Sollwerten
ist, und daß über einen Steuerbefehl an die Tastrollen-Lageregelung die Tastrollen
(4) langsam in eine Endlage zum kontinuierlichen Übergang in den direkten Geradeauszug
überführt werden und die weitere Regelung der Antriebsgeschwindigkeit von dem bekannten
Gegenzugregelungs- bzw. -steuerungsverfahren im Geradeauszug übernommen wird und die
Tastrollen (4) aus dem Drahtbereich herausgesteuert werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß über einen Steuerbefehl an
die Tastrollen-Lageregelung die Gegenkraft (6) der Tastrollen (4) entsprechend dem
Gegenzug-Sollwert eingestellt und auf das bekannte Gegenzugregelungs- bzw. steuerungsverfahren
im Geradeauszug umgeschaltet wird, daß die Tastrollen (4) aus dem Bereich des Drahtes
(1) langsam herausgesteuert werden und über den Ziehscheibenantrieb die Entlastung
durch die Tastrollen (4) in Verbindung mit dem Gegenzugregler (11) solange nachgeregelt
wird, bis der Gegenzug in der gestreckten Drahtlage wieder erreicht ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Tastrollen-Lageregler
und die Gegenzugregler in Kaskade geschaltet sind und jeder der Regler als unterlagerter
Regelkreis angeordnet wird oder die Tastrollen-Lageregler und die Gegenzugregler als
Parallelregler ausgeführt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Tastrollen-Lageregelung
und die Gegenzugregelung über einen gemeinsamen Regler (11) erfolgt, über den die
jeweiligen Parameter (Proportionalverstärkung und Nachstellzeit) entsprechend der
Betriebsart (Tastrollen-Regler oder Gegenzug-Regler) umgeschaltet werden, wobei das
Übergangsverhalten derart geregelt ist, daß ein stoßfreier Übergang im Draht erfolgt.