[0001] Die Erfindung betrifft eine armierte Vegetationsschicht nach dem Oberbegriff des
unabhängigen Patentanspruchs 1.
[0002] Im Stand der Technik ist durch die J-A 55 36 576 ein Verfahren bekannt geworden,
nach dem zur Stabilisierung einer Steilböschung über die Oberfläche dieser Böschung
ein Netz gespannt wird. Auf dieses Netz wird zuerst eine mit Kokosfasern armierte
Schlammschicht und auf diese eine weitere Schicht aus Wasser und einem künstlichen
Erdmaterial zur Bildung einer künstlichen Bodenschicht aufgespritzt. Das Aufbringen
zweier verschiedener Schichten ist aufwendig und die erhaltene Schicht dürfte schwierig
zu begrünen sein.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine armierte Vegetationsschicht zu schaffen,
die ein einfacheres Verfahren zur Sicherung und Begrünung von Steilböschungen und
Felsböschungen ermöglicht und die bei verbesserter Wiederstandsfähigkeit gegen viele
Arten von Errosion sich durch eine hohe Formstabilität und Kohäsion auszeichnet und
zudem eine sichere und schnellere Begrünung gewährleistet. Die Aufgabe wird durch
die Erfindung gemäss Anspruch 1 gelöst.
[0004] Die Kunststoff-Mikrofasern bewirken eine Verkettung der organischen Stubstanz und
bilden dadurch eine verrottungsfreie Armierung und Verkettung der Vegetationsschicht.
Die beigemischten getrockneten Meerespflanzen bilden durch die Verbindung mit Wasser
eine bindige kolloidale Masse, die eine Punkt-Verbindung in den Kapillaren der Vegetationsschicht
bewirkt. Die Tonmineralien und die Mikro- und Makronährstoffe stellen der Vegetation
die erforderlichen Nähstoffe zur Verfügung.
[0005] Die obigen Eigenschaften der erfindungsgemässen Vegetationsschicht haben zur Folge,
dass ein einschichtiger Aufbau genügt, dass diese einzige Schicht hydropneumatisch
aufgebracht und im gleichen Arbeitsgang Saatgut eingebracht werden kann. In der Regel
genügt eine Schichtdicke von 5 bis 15 cm.
[0006] Die Kunststoff-Mikrofasern sind vorzugsweise ein Gemisch verschieden langer Fasern
mit Längen zwischen 2 und 20 cm vorzugsweise zwischen 3 und 8 cm. Die Fasern sind
vorzugsweise verzweigt und aus UV-stabilem Polyester hergestellt. Die feinen Härchen
solcher Fasern ergeben eine filzartige Verkettung und tragen wesentlich zur Stabilisierung
der aufgetragenen Vegetationsschicht bei.
[0007] Weitere vorteilhafte Merkmale ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen und der
nachfolgenden Beschreibung.
[0008] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend anhand einer Abbildung und
einer Zeichnung erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 ein Schnitt durch eine Böschung, die mit einer erfindungsgemässen armierten
Vegetationsschicht verkleidet ist, und
Fig. 2 eine photographische Darstellung vom Kunststoff-Mikrofasern.
[0009] Die Fig. 1 zeigt eine Steilböschung mit einem Untergrund 5 aus witterungsanfälligem
Fels oder standfestem Lockergestein. Diese instabile Steilböschung ist durch ein Statiknetz
6 aus Kunststoff, einem geeigneten Metall oder aus naturfasern gesichert. Dieses Netz
ist mit Verankerungen 4, die eine Länge von beispielsweise 2 bis 4 m aufweisen, sowie
mit Kralllatten 3 fixiert. Ein solches Netz ist durch die schweizerische Patentschrift
Nr. 672 033 bekannt. Auf die gesicherte Böschungsoberfläche ist eine Vegetationsschicht
1 aufgebracht. Diese wird im erdfeuchten Zustand mit geeigneten Geräten mittels Verschlauchung
pneumatisch transportiert und unmittelbar beim Austritt aus der Spritzdüse mit Wasser
durchsetzt. Der Wassergehalt der Vegetationsschicht 1 kann dadurch in einfacher Weise
und genau den örtlichen Verhältnissen angepasst werden.
[0010] Die zu verspritzende armierte Vegetationsschicht besteht aus einer organischen Substanz
auf Basis einer Komposterde mit hohem Skelettanteil, Kunststoff-Mikrofasern, organischen
Pflanzenfasern in einer Länge von etwa 5 bis 7 cm, getrockneten Meerespflanzen, gebrochenen
Opalinus-Blähtonkugeln als Strukturgeber, Tonmineralien in verschiedenen Formen, und
Mikro- sowie Makronähstoffe organischen Ursprungs. Die Kunststoff-Mikrofasern sind
vorzugsweise aus UV-stabilem Polyester hergestellt und bewirken eine Verkettung der
organischen Substanz und bilden dadurch eine verrottungsfreie Armierung und Verkettung
der Vegetationsschicht. Die getrockneten Meerespflanzen bilden durch die Verbindung
mit den beim Austritt aus der Spritzdüse beigefügten Wasser eine bindige kolloidale
Masse, die eine Punkt-Verbindung mit dem Kapillaren der Vegetationsschicht bewirkt.
Die Opalinus-Blähtonkugeln bilden einerseits Strukturgeber und erhöhen anderseits
die Wasserspeicherkapazität.
[0011] Im oberen Bereich der aufgebrachten Vegetationsschicht 1 wird im gleichen Arbeitsgang
das Saatgut aufgespritzt, das nach kurzer Zeit zu einer organischen Keimschicht 2
führt.
[0012] Sind in der Oberfläche 10 des Böschungsuntergrundes 5 grössere Vertiefungen 8 mit
einer Tiefe von beispielsweise 1/2 Meter vorhanden, so werden diese vor dem Aufbringen
der Vegetationsschicht mit einem Material 7 aufgefüllt, das ebenfalls mit Fasern armiert
ist, jedoch aus kostengünstigerem Material besteht. Der armierten Schicht 7 kann beispielsweise
Sand beigemischt sein.
[0013] Ein Statiknetz oder Grundgewebe kann bei stark instabiler Oberfläche erforderlich
sein. In der Regel ist jedoch eine solche vorhergehende mechanische Stabilisierung
der Böschung nicht erforderlich. Es hat sich sogar gezeigt, dass mit der erfindungsgemässen
Vegetationsschicht auch vergleichsweise stark rutschgefärdete Böschungen ohne weitere
Sicherungsmassnahmen begrünt werden können.
[0014] Nachfolgend wird ein Beispiel für die prozentualen Anteile (Gewichtsprozente) gegeben:

1. Armierte Vegetationsschicht, die insbesondere auf eine mit einem verankerten Statiknetz
oder Grundgewebe gesicherte Steilböschung oder Felsböschung aufzuspritzen ist, dadurch
gekennzeichnet, dass diese ein Gemisch mit folgenden Bestandteilen ist:
a) eine organische Substanz auf Basis einer Komposterde mit hohem Skelettanteil,
b) Kunststoff-Mikrofasern,
c) organische Pflanzenfasern,
d) getrocknete Meerespflanzen,
e) ein Strukturgeber,
f) Tonmineralien in verschiedenen Formen,
g) Mikro- und Makronährstoffe organischen Ursprungs.
2. Vegetationsschicht nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die organischen Pflanzenfasern
eine Länge von 5 bis 7 cm aufweisen.
3. Vegetationsschicht nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Strukturgeber
aus mineralischem Material, beispielsweise Blähton oder Tuffgestein, hergestellt ist.
4. Vegetationsschicht nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass
die Kunststoff-Mikrofasern verzweigte Fasern aus UV-stabilen Polyester sind.
5. Vegetationsschicht nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Fasern eine durchschnittliche
Länge von 2 bis 20 cm, vorzugsweise 3 bis 8 cm aufweisen.