(19)
(11) EP 0 451 088 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
09.10.1991  Patentblatt  1991/41

(21) Anmeldenummer: 91810135.3

(22) Anmeldetag:  01.03.1991
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5E02D 17/20
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT DE ES FR IT

(30) Priorität: 02.03.1990 CH 671/90

(71) Anmelder: Eberle Landschaftsbau AG
CH-9100 Herisau (CH)

(72) Erfinder:
  • Eberle, Anton
    CH-9100 Herisau (CH)

(74) Vertreter: Groner, Manfred et al
Isler & Pedrazzini AG, Patentanwälte, Postfach 6940
CH-8023 Zürich
CH-8023 Zürich (CH)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Armierte Vegetationsschicht


    (57) Die armierte Vegetationsschicht wird hydropneumatisch auf eine beispielsweise mit einem verankerten Statiknetz gesicherte Böschungsoberfläche aufgebracht. Die Vegetationsschicht besitzt als Mischungskomponenten insbesondere eine organische Substanz auf Basis einer Komposterde, Kunststoff-Mikrofasern verschiedener Längen, orangische Pflanzenfasern, getrocknete Meerespflanzen, Blähtonkugeln als Strukturgeber sowie Nähstoffe organischen Ursprungs. Die Vegetationsschicht zeichnet sich aus durch eine hohe Kohäsion, eine sehr gute Formstabilität, grosse Wiederstandfähigkeit gegen viele Errosionsarten, eine hohe Ionenaustauschfähigkeit sowie ein ausgeglichener Nähstoffgehalt mit Lanzeitwirkung.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine armierte Vegetationsschicht nach dem Oberbegriff des unabhängigen Patentanspruchs 1.

    [0002] Im Stand der Technik ist durch die J-A 55 36 576 ein Verfahren bekannt geworden, nach dem zur Stabilisierung einer Steilböschung über die Oberfläche dieser Böschung ein Netz gespannt wird. Auf dieses Netz wird zuerst eine mit Kokosfasern armierte Schlammschicht und auf diese eine weitere Schicht aus Wasser und einem künstlichen Erdmaterial zur Bildung einer künstlichen Bodenschicht aufgespritzt. Das Aufbringen zweier verschiedener Schichten ist aufwendig und die erhaltene Schicht dürfte schwierig zu begrünen sein.

    [0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine armierte Vegetationsschicht zu schaffen, die ein einfacheres Verfahren zur Sicherung und Begrünung von Steilböschungen und Felsböschungen ermöglicht und die bei verbesserter Wiederstandsfähigkeit gegen viele Arten von Errosion sich durch eine hohe Formstabilität und Kohäsion auszeichnet und zudem eine sichere und schnellere Begrünung gewährleistet. Die Aufgabe wird durch die Erfindung gemäss Anspruch 1 gelöst.

    [0004] Die Kunststoff-Mikrofasern bewirken eine Verkettung der organischen Stubstanz und bilden dadurch eine verrottungsfreie Armierung und Verkettung der Vegetationsschicht. Die beigemischten getrockneten Meerespflanzen bilden durch die Verbindung mit Wasser eine bindige kolloidale Masse, die eine Punkt-Verbindung in den Kapillaren der Vegetationsschicht bewirkt. Die Tonmineralien und die Mikro- und Makronährstoffe stellen der Vegetation die erforderlichen Nähstoffe zur Verfügung.

    [0005] Die obigen Eigenschaften der erfindungsgemässen Vegetationsschicht haben zur Folge, dass ein einschichtiger Aufbau genügt, dass diese einzige Schicht hydropneumatisch aufgebracht und im gleichen Arbeitsgang Saatgut eingebracht werden kann. In der Regel genügt eine Schichtdicke von 5 bis 15 cm.

    [0006] Die Kunststoff-Mikrofasern sind vorzugsweise ein Gemisch verschieden langer Fasern mit Längen zwischen 2 und 20 cm vorzugsweise zwischen 3 und 8 cm. Die Fasern sind vorzugsweise verzweigt und aus UV-stabilem Polyester hergestellt. Die feinen Härchen solcher Fasern ergeben eine filzartige Verkettung und tragen wesentlich zur Stabilisierung der aufgetragenen Vegetationsschicht bei.

    [0007] Weitere vorteilhafte Merkmale ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen und der nachfolgenden Beschreibung.

    [0008] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend anhand einer Abbildung und einer Zeichnung erläutert. Es zeigen:

    Fig. 1 ein Schnitt durch eine Böschung, die mit einer erfindungsgemässen armierten Vegetationsschicht verkleidet ist, und

    Fig. 2 eine photographische Darstellung vom Kunststoff-Mikrofasern.



    [0009] Die Fig. 1 zeigt eine Steilböschung mit einem Untergrund 5 aus witterungsanfälligem Fels oder standfestem Lockergestein. Diese instabile Steilböschung ist durch ein Statiknetz 6 aus Kunststoff, einem geeigneten Metall oder aus naturfasern gesichert. Dieses Netz ist mit Verankerungen 4, die eine Länge von beispielsweise 2 bis 4 m aufweisen, sowie mit Kralllatten 3 fixiert. Ein solches Netz ist durch die schweizerische Patentschrift Nr. 672 033 bekannt. Auf die gesicherte Böschungsoberfläche ist eine Vegetationsschicht 1 aufgebracht. Diese wird im erdfeuchten Zustand mit geeigneten Geräten mittels Verschlauchung pneumatisch transportiert und unmittelbar beim Austritt aus der Spritzdüse mit Wasser durchsetzt. Der Wassergehalt der Vegetationsschicht 1 kann dadurch in einfacher Weise und genau den örtlichen Verhältnissen angepasst werden.

    [0010] Die zu verspritzende armierte Vegetationsschicht besteht aus einer organischen Substanz auf Basis einer Komposterde mit hohem Skelettanteil, Kunststoff-Mikrofasern, organischen Pflanzenfasern in einer Länge von etwa 5 bis 7 cm, getrockneten Meerespflanzen, gebrochenen Opalinus-Blähtonkugeln als Strukturgeber, Tonmineralien in verschiedenen Formen, und Mikro- sowie Makronähstoffe organischen Ursprungs. Die Kunststoff-Mikrofasern sind vorzugsweise aus UV-stabilem Polyester hergestellt und bewirken eine Verkettung der organischen Substanz und bilden dadurch eine verrottungsfreie Armierung und Verkettung der Vegetationsschicht. Die getrockneten Meerespflanzen bilden durch die Verbindung mit den beim Austritt aus der Spritzdüse beigefügten Wasser eine bindige kolloidale Masse, die eine Punkt-Verbindung mit dem Kapillaren der Vegetationsschicht bewirkt. Die Opalinus-Blähtonkugeln bilden einerseits Strukturgeber und erhöhen anderseits die Wasserspeicherkapazität.

    [0011] Im oberen Bereich der aufgebrachten Vegetationsschicht 1 wird im gleichen Arbeitsgang das Saatgut aufgespritzt, das nach kurzer Zeit zu einer organischen Keimschicht 2 führt.

    [0012] Sind in der Oberfläche 10 des Böschungsuntergrundes 5 grössere Vertiefungen 8 mit einer Tiefe von beispielsweise 1/2 Meter vorhanden, so werden diese vor dem Aufbringen der Vegetationsschicht mit einem Material 7 aufgefüllt, das ebenfalls mit Fasern armiert ist, jedoch aus kostengünstigerem Material besteht. Der armierten Schicht 7 kann beispielsweise Sand beigemischt sein.

    [0013] Ein Statiknetz oder Grundgewebe kann bei stark instabiler Oberfläche erforderlich sein. In der Regel ist jedoch eine solche vorhergehende mechanische Stabilisierung der Böschung nicht erforderlich. Es hat sich sogar gezeigt, dass mit der erfindungsgemässen Vegetationsschicht auch vergleichsweise stark rutschgefärdete Böschungen ohne weitere Sicherungsmassnahmen begrünt werden können.

    [0014] Nachfolgend wird ein Beispiel für die prozentualen Anteile (Gewichtsprozente) gegeben:




    Ansprüche

    1. Armierte Vegetationsschicht, die insbesondere auf eine mit einem verankerten Statiknetz oder Grundgewebe gesicherte Steilböschung oder Felsböschung aufzuspritzen ist, dadurch gekennzeichnet, dass diese ein Gemisch mit folgenden Bestandteilen ist:

    a) eine organische Substanz auf Basis einer Komposterde mit hohem Skelettanteil,

    b) Kunststoff-Mikrofasern,

    c) organische Pflanzenfasern,

    d) getrocknete Meerespflanzen,

    e) ein Strukturgeber,

    f) Tonmineralien in verschiedenen Formen,

    g) Mikro- und Makronährstoffe organischen Ursprungs.


     
    2. Vegetationsschicht nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die organischen Pflanzenfasern eine Länge von 5 bis 7 cm aufweisen.
     
    3. Vegetationsschicht nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Strukturgeber aus mineralischem Material, beispielsweise Blähton oder Tuffgestein, hergestellt ist.
     
    4. Vegetationsschicht nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Kunststoff-Mikrofasern verzweigte Fasern aus UV-stabilen Polyester sind.
     
    5. Vegetationsschicht nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Fasern eine durchschnittliche Länge von 2 bis 20 cm, vorzugsweise 3 bis 8 cm aufweisen.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht