(19)
(11) EP 0 460 375 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
11.12.1991  Patentblatt  1991/50

(21) Anmeldenummer: 91105526.7

(22) Anmeldetag:  08.04.1991
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5D06N 7/00, D06N 3/04, B60P 7/04, B32B 27/12
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE DK ES FR GB GR IT LI LU NL SE

(30) Priorität: 11.05.1990 DE 4015120

(71) Anmelder: HAMMERSTEINER KUNSTSTOFFE GMBH
D-41836 Hückelhoven (DE)

(72) Erfinder:
  • Winkler, Rolf
    W-4050 Mönchengladbach 2 (DE)

(74) Vertreter: Eichler, Peter, Dipl.-Ing. 
Sturies - Eichler - Füssel Patentanwälte, Brahmsstrasse 29
42289 Wuppertal
42289 Wuppertal (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Textile Werkstoffbahn zur Herstellung von LKW-Planen od.dgl.


    (57) Textile Werkstoffbahn zur Herstellung von LKW-Planen od.dgl., mit einem aus Polyester-, Polyamid- oder Polypropylen-Fasern bestehenden Träger, der auf mindestens einer Seite über seine gesamte Fläche mit einem schmelzbaren Polyolefin-Co- oder -Terpolymer od.dgl. beschichtet ist.
    Um Planen mit polyvinylchloridfreier Beschichtung zu erhalten, wird die Werkstoffbahn so ausgestaltet, daß folgende polare Polyolefin-Co- oder -Terpolymere zur Anwendung kommen:
    Ethylenester-Copolymere,
    Ethylensäure-Copolymere und -Ionomere,
    Ethylenester/Säure-Terpolymere,
    Co- oder Terpolymere von Ethylen und Alpha-Olefinen, soweit sie unter Verwendung eines Katalysatorsystems auf der Basis von Übergangsmetallen, hergestellt sind,
    die aus der Schmelze vollflächig auf den Träger aufgebracht sind.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine textile Werkstoffbahn zur Herstellung von LKW-Planen od.dgl., mit einem aus Polyester-, Polyamid- oder Polypropylen-Fasern bestehenden Träger, der auf mindestens einer Seite über seine gesamte Fläche mit einem schmelzbaren Polyolefin-Co- oder -Terpolymer od.dgl. beschichtet ist.

    [0002] Allgemein bekannt sind Planen, deren Trägergewebe beidseitig mit Polyvinylchlorid-Beschichtungen versehen sind. Derartige Beschichtungen sind preiswert und einfach herstellbar, wobei den unterschiedlichsten Anforderungen an die Plane nachgekommen werden kann, wie Kältefestigkeit, Knick- und Flatterbeständigkeit, Verrottungsfestigkeit, Anschmutzverhalten und Schweißnahtfestigkeit. Auch die Oberflächen dieser bekannten Polyvinylchlorid-Beschichtungen können weitgehend wunschgemäß beeinflußt werden, und zwar im Sinne eines ansehnlichen Aussehens an sich sowie im Sinne von Lakkierung oder Beschriftung u.dgl.

    [0003] Polyvinylchlorid ist jedoch insofern ein problematischer Stoff, als die aus ihm hergestellten Teile im Brandfalle Chlorwasserstoff abgeben, der mit Luftfeuchtigkeit Salzsäure bildet. Der Brandfall führt also zu erheblichen Belastungen der Umwelt und auch eine Entsorgung nicht mehr benötigter Polyvinylchloridteile bzw. -planen ist dementsprechend erschwert.

    [0004] Daher ist es wünschenswert, Planen mit polyvinylchloridfreier Beschichtung herzustellen bzw. Planen völlig halogenfrei zu halten.

    [0005] Aus der DE 30 01 491 A1 ist es bekannt, eine textile Werkstoffbahn mit den eingangs genannten Merkmalen herzustellen. Die Beschichtung erfolgt bei einem ersten Ausführungsbeispiel derart, daß ein polymeres Schweißverbindungsmittel, nämlich Ethylen-Vinylacetat-Copolymere, Polymere aus der Gruppe Polyvinylchlorid od.dgl. verwendet werden, indem sie nur in die Hohlrundungen einer Textilstruktur des Trägers eingebracht werden, wo sie beim Erwärmen eine Schweißverbindung bilden. Dabei bleiben Ausbuchtungen des textilen Trägers, nämlich die Buckel der Fäden, von Beschichtungswerkstoff frei. Der Schweißverbindungsbereich erstreckt sich also über die gesamte Fläche des Trägers, deckt diesen jedoch nicht vollflächig ab, so daß Schweißverbindungen von Bahnenwerkstoff nicht immer die erwünschten Verbindungsfestigkeiten ausweisen.

    [0006] Ferner ist aus der DE 30 01 491 A1 bekannt, gewünschte Teile der Oberflächen des textilen Trägers mit einer kontinuierlichen Beschichtung zu versehen, bei der das Schweißverbindungsmittel nicht nur die Hohlrundungen des textilen Trägers ausfüllt, sondern auch dessen Ausbuchtungen überdeckt, also die Buckel der Fäden. Die Beschichtung wird deswegen nur auf Teile der Oberfläche aufgebracht, weil der Träger im übrigen mit einem wasserabweisenden Mittel imprägniert ist. Ein derartiges Erzeugnis kann aber nicht problemlos weiterverarbeitet werden, weil ein daraus bestehender Bahnenwerkstoff nur an denjenigen Stellen mit einen anderen Bahnenwerkstoff verbunden werden kann, wo Schweißverbindungsbereiche vorhanden sind. Damit ergeben sich insbesondere bei der Herstellung von großflächigen Planen erhebliche Beschränkungen im Einsatzbereich der bekannten Erzeugnisse.

    [0007] Aus der DE 30 01 491 A1 ist es des weiteren bekannt, eine kontinuierliche Beschichtung eines Trägers dadurch herzustellen, daß eine dünne Schicht eines Schweißverbindungsmittels mit Hilfe eines Haftvermittlers aufgebracht wird. Dabei wird eine dünne Folie verwendet, die durch erhöhte Temperatur und Druck mit dem Träger durch Heißsiegelung verbunden wird. Damit werden Schweißverbindungsbereiche an jeder Stelle des Trägers vorgesehen, an der das Erzeugnis mit einem anderen Erzeugnis verbunden werden soll. Auch dieses bekannte Erzeugnis wird also nur stellenweise beschichtet und weist damit die vorbeschriebenen Nachteile auf.

    [0008] In allen drei vorgenannten Fällen erfolgt das Beschichten, indem der Kunststoff, also der schichtbildende Stoff, in Form einer Paste mit Hilfe bekannter Beschichtungs- und Spritzvorrichtungen aufgetragen wird. Die Ausbildung der Schicht ist damit in bekannter Weise von der Konsistenz der Paste und den auf sie angewendeten Vorrichtungen abhängig.

    [0009] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Werkstoffbahn mit den eingangs genannten Merkmalen so zu verbessern, daß insbesondere die Anforderungen an eine dauerhafte Verbindung zwischen dem Träger und einer halogenfreien Beschichtung gewährleistet sind.

    [0010] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß folgende polare Polyolefin-Co- oder -Terpolymere zur Anwendung kommen:
    Ethylenester-Copolymere,
    Ethylensäure-Copolymere und -Ionomere,
    Ethylenester/Säure-Terpolymere,
    Co- oder Terpolymere von Ethylen und Alpha-Olefinen,
    soweit sie unter Verwendung eines Katalysatorsystems auf der Basis von Übergangsmetallen, hergestellt sind,
    die aus der Schmelze vollflächig auf den Träger aufgebracht sind.

    [0011] Für die Werkstoffbahn ist von Bedeutung, daß der schmelzbare, der Herstellung einer Beschichtung dienende Kunststoff aus der Schmelze vollflächig auf den Träger aufgebracht wird. Die vollflächige Schmelze ergibt mit dem Träger eine sehr intensive Verbindung, weil die Kunststoffschmelze infolge des hohen Drucks z.B. beim Abnehmen von den Walzen tief zwischen die Fasern des Trägers eindringen kann, was zu der gewünschten dauerhaften Verbindung dieses Kunststoffs mit dem Träger beiträgt. Die dabei auftretende vollflächige Verbindung zwischen der Kunststoffschmelze und dem aus Kunststoffasern bestehenden Träger wird vor allem dadurch ermöglicht, daß bei den genannten Co- oder Terpolymeren eine höhere Dichte eine fallende Kristallinität ergibt, welche Mehrpolarität und daher eine bessere Haftung bedeutet und eine Hochfrequenz-Verschweißung ermöglicht. Die Beschichtung ist durch ausgesuchte Co- oder Terpolymere entsprechend dem E-Modul der Type weich und damit als Planenschichtstoff einsetzbar.

    [0012] In Ausgestaltung der Erfindung wird die Werkstoffbahn derart ausgebildet,daß das Polyolefin-Co- oder -Terpolymer vollständig oder zum Teil durch polare und reaktive Polyolefin-Terpolymere, nämlich:

    Ethylensäure/Maleinsäureanhydrit-Terpolymere,
    Ethylenester/Maleinsäureanhydrit-Terpolymere,
    Ethylenester/Glycidilmethacrylat-Terpolymere,

    ersetzt ist.

    [0013] Die Funktionalisierung des Ethylenesters bzw. der Ethylensäure mit Maleinsäureanhydrit bzw. Glycidilmethacrylat schafft zusätzlich reaktive Gruppen, welche zusätzlich günstige Auswirkungen auf die Haftung und/oder die Lackierfähigkeit mit sich bringen. Um die Werkstoffbahn an die Anforderungen anzupassen, die bei der Anwendung dieser Bahn erfüllt werden müssen, werden die vorgenannten Co- oder Terpolymere auf den Einzelfall abgestimmt abgemischt. Muß z.B. die Schweißnahtfestigkeit bei hohen Temperaturen beachtet werden, so kommen nur Produkte mit einer Vicat-Temperatur größer 70o infrage.

    [0014] Vorteilhafterweise sind die Acrylderivate des Ethylens Butyl- oder Methylacrylate. Je nach Art und Anteil des Derivates können besondere Anpassungen erzielt werden.

    [0015] Die genannten schmelzbaren Kunststoffe können also in bestimmten Verhältnissen gemischt werden, um so die Anforderungen an Weichheit, Temperaturbeständigkeit usw. zu erfüllen. Es können ihnen die Eigenschaften der Werkstoffbahn beeinflussende Stoffe beigemischt werden, wie Thermo-, Licht- und UV-Stabilisatoren, Farbpigmente, Füllstoffe, Antioxydentien, halogenfreie Flammschutzmittel, Antiblockmittel oder Entformungshilfemittel.

    [0016] Die Beschichtung mit der Schmelze kann mittels Breitschlitzdüsen-Extrudern, Schmelzwalze oder Kalander direkt erfolgen. Dabei hat sich herausgestellt, daß die genannten schmelzbaren Kunststoffe entsprechend dem Schmelzindex an der Walze bzw. an dem Aufbringorgan nur so gut haften, daß ein Übertragen auf den Träger auch in dünnen Schichten möglich ist.

    [0017] Das Aufschmelzen des zur Herstellung der Beschichtung dienenden schmelzbaren Kunststoffs erfolgt in bekannter Weise, im Falle der Kalander- bzw. Schmelzwalzenbeschichtung durch Aufschmelzen im Walzenspalt direkt oder vorher in entsprechenden Aufbereitungsmaschinen.

    [0018] Der aus Polyester/Polyamid oder Polypropylen bestehende textile Träger besteht also aus Fasern, die in üblicher Weise zusammengehalten werden, beispielsweise als Vlies oder Gewebe, Gewirke bzw. Gelege. Unter dem Begriff Kunststoffasern werden sowohl mono- als auch multifile Elemente verstanden. Ihre Verwendung und Verarbeitung richtet sich nach den an den Träger zu stellenden Anforderungen hinsichtlich Festigkeit bzw. Verbindungsfestigkeit mit dem Beschichtungswerkstoff.


    Ansprüche

    1. Textile Werkstoffbahn zur Herstellung von LKW-Planen od.dgl., mit einem aus Polyester-, Polyamid- oder Polypropylen-Fasern bestehenden Träger, der auf mindestens einer Seite über seine gesamte Fläche mit einem schmelzbaren Polyolefin-Co- oder -Terpolymer od.dgl. beschichtet ist, dadurch gekennzeichnet, daß folgende polare Polyolefin-Co- oder -Terpolymere zur Anwendung kommen:
    Ethylenester-Copolymere,
    Ethylensäure-Copolymere und -Ionomere,
    Ethylenester/Säure-Terpolymere,
    Co- oder Terpolymere von Ethylen und Alpha-Olefinen,
    soweit sie unter Verwendung eines Katalysatorsystems auf der Basis von Übergangsmetallen, hergestellt sind,
    die aus der Schmelze vollflächig auf den Träger aufgebracht sind.
     
    2. Textile Werkstoffbahn nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Polyolefin-Co- oder -Terpolymer vollständig oder zum Teil durch polare und reaktive Polyolefin-Terpolymere, nämlich:
    Ethylensäure/Maleinsäureanhydrit-Terpolymere,
    Ethylenester/Maleinsäureanhydrit-Terpolymere,
    Ethylenester/Glycidilmethacrylat-Terpolymere,
    ersetzt ist.
     
    3. Textile Werkstoffbahn nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Derivate des Ethylens Butylacrylat oder Methylacrylat sind.