[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Schiene für Schienenfahrzeuge mit gegen Riffelbildung
mechanisch behandelter Lauffläche.
[0002] Die Bildung von Riffeln auf der Lauffläche der Schiene ist ein seit Jahrzehnten bekanntes
Phänomen. Trotz langer, intensiver Bemühungen, das Phänomen der Riffelbildung zu klären,
gibt es bis heute keine eindeutige Erklärung. Nach der jüngsten Langzeituntersuchung
in verschiedenen Regionen ist die Riffelbildung unabhängig vom gewählten Schienenstahl
seiner Festigkeit und seinem Gefüge, wobei sich allerdings austenitisches und bainitisches
Gefüge als weniger riffelempfindlich erwiesen hat. Die Ursache für die Riffelbildung
scheint danach in dem unvollkommenen Abrollen der Räder auf den Schienen mit Torsion
und Schlupf zu liegen, wodurch Veränderungen der Schienenoberfläche und der Räder
und Kontaktschwingungen ausgelöst werden und/oder in der Änderung der Normalkräfte
mit Wechselschlupf, ungleichförmigem Verschleiß und Anregung durch die Schieneneigenfrequenzen.
Unerklärt ist geblieben, weshalb die Riffelbildung in verschiedenen Regionen bei gleicher
Belastung der Schiene unterschiedlich ist (Stahl und Eisen 105, 1985, Nr. 25 - 26,
Seiten 1457 - 1462). Da solche Riffel den Fahrkomfort mindern, werden von den Betreibern
von Eisenbahnen erhebliche Mittel zur Beseitigung von Riffeln aufgewendet. Da man
mit bisherigen vorbeugenden Maßnahmen zur Verringerung der Riffelbildung, beispielsweise
mit Spannungsarmglühen der Schienen, keinen Erfolg erzielt hat, werden nach wie vor
die im Betrieb befindlichen Schienen regelmäßig auf die Bildung von Riffeln kontrolliert
und bei festgestellten Riffeln abgeschliffen.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Schiene für Schienenfahrzeuge mit
hohem Widerstand gegen Riffelbildung zu schaffen.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Schienenoberfläche zumindest
im Bereich der Lauffläche mit einem Almenwert A in mm verfestigungsgestrahlt (kugelgestrahl)
ist, der der Formel
A=
BxZ2+C
genügt, wobei B = 2 x 10-
7 mm
s/N
2, Z die Mindestzugfestigkeit des Stahls in N/mm
2 und C = 0 bis 0,4 mm sind.
[0005] Dieser Almenwert läßt sich für verschiedene Stähle durch die Wahl des Düsendurchmessers,
des Düsenabstandes, des Strahldruckes, des Strahlwinkels und insbesondere des verwendeten
Strahlmittels beeinflussen.
[0006] Vergleichende Untersuchungen mit einer nicht verfestigungsgestrahlten Schiene und
einer verfestigungsgestrahlten Schiene mit einem Almenwert von 0,5 mm haben gezeigt,
daß bis zur Erreichung eines bestimmten Riffelgrades die verfestigungsgestrahlte Schiene
eine höhere Standzeit hatte. Diese Standzeit der Schiene konnte verbessert werden,
wenn nicht nur die Lauffläche, sondern auch die hohen Beanspruchungen ausgesetzte
Fahrkante verfestigungsgestrahlt ist.
[0007] Gegenstand der Erfindung ist ferner ein Verfahren zum mechanischen Behandeln der
Lauffläche von Schienen für Schienenfahrzeuge gegen Riffelbildung, das dadurch gekennzeichnet
ist, daß die Schienenoberfläche zumindest im Bereich der Lauffläche mit einem Almenwert
verfestigungsgestrahlt (kugelgestrahlt) wird, der der Formel
A = B x Z
2 + C
genügt, wobei die Verfestigungsstrahlung bei Umgebungstemperatur, und zwar zwischen
0° und 50° C, erfolgt.
[0008] Es ist zwar möglich, nicht nur die Schienenoberfläche im Bereich der Lauffläche beziehungsweise
den Schienenkopf verfestigungszustrahlen, sondern die Schiene insgesamt, weil eine
Verfestigungsstrahlung des Schienensteges und des Schienenfußes unkritisch für die
Riffelbildung ist, doch wird dadurch der Widerstand gegen Riffelbildung nicht erhöht.
Deshalb kann man sich diesen erhöhten Fertigungsaufwand sparen. Für die Erfindung
ist aber wesentlich, daß der Almenwert nicht überschritten wird, denn oberhalb des
Almenwertes wirkt sich eine Verlängerung der Strahldauer nur in einer Zerstörung des
Gefüges und einer Erschöpfung des Formänderungsvermögens im oberflächennahen Bereich
aus.
Ausführungsbeispiel
[0009] Es wurde die Schwingfestigkeit von UIC 60-Profilen von Schienen mit einer Mindestzugfestigkeit
von 900 und 1100 N/mm
2 untersucht. Die chemische Zusammensetzung und die mechanischen Eigenschaften der
untersuchten Schienen sind nachfolgend aufgeführt.

[0010] Das Festigkeitsstrahlen wurde an ca. 1,5 m langen Schienenabschnitten durchgeführt.
Mit dem von den Strahlbedingungen abhängigen Almenwert ändert sich die Oberflächenbeschaffenheit
und die Lage der maximalen Druckeigenspannung. Die Zunahme des Almenwertes durch größere
Strahlkörper bei konstanter Strahlzeit führt zu einer Zunahme der Druckeigenspannungen
und der Tiefe der maximalen Druckeigenspannungen bei zunehmender Oberflächenrauhigkeit.
Im vorliegenden Fall ist ein Almenwert von 0,5 A beim Festigkeitsstrahlen der Schienen
und Schienenverbindungen eingestellt worden.
[0011] Die Schwingfestigkeit ist von der Oberflächenbeschaffenheit und den Eigenspannungen
der untersuchten Schiene abhängig. Um die Ergebnisse der Dauerschwingversuche miteinander
vergleichen zu können, sind die Untersuchungen an walzneuen Schienen, und zwar sowohl
unbestrahlt als auch bestrahlt, durchgeführt worden. Die Schwingfestigkeit wurde mit
einem Verhältnis der Unterspannung zur Oberspannung von R = 0,1 durchgeführt.
[0012] Die Versuchsergebnisse zeigen, daß die verfestigungsgestrahlten Schienen eine erheblich
höhere Schwingfestighkeit als die entsprechenden unbehandelten Schienen aufweisen.

[0013] Schienenbrüche treten aufgrund mangelnder Schwingfestigkeit vor allem im Bereich
der Schweißverbindung auf. Der Rißbeginn liegt stets im Schienenfuß. In weiteren Untersuchungen
ist man daher der Frage nachgegangen, ob durch Verfestigungsstrahlen eine wirksame
Verbesserung der Schwingfestigkeit geschweißter Schienenverbindungen erzielbar ist.
Der Almenwert für die Strahlbehandlung der geschweißten Schienen wurde mit 0,5 A festgelegt.
Die Schwingfestigkeit von Schweißverbindungen aus Schienen liegt wesentlich niedriger
als diejenige der Schienen selbst. Nach dem Verfestigungsstrahlen nähert sich die
Schwingfestigkeit der Schweißverbindungen der des Grundwerkstoffes an. Die durch Schweißen
wärmebeeinflußten Zonen stehen in der Regel unter Zugspannungen, wodurch die Lebensdauer
schwingend beanspruchter Schweißkonstruktionen vermindert wird. Das Verfestigungsstrahlen
verlängert die Lebensdauer durch Induzieren einer Druckspannung in die Oberfläche
der wärmebeeinflußten Zonen der Schweißverbindungen.
1. Schiene für Schienenfahrzeuge mit gegen Riffelbildung mechanisch behandelter Lauffläche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Schienenoberfläche zumindest im Bereich der Lauffläche
mit einem Almenwert A in mm verfestigungsgestrahlt (kugelgestrahlt) ist, der der Formel
A = B x Z2 + C
genügt, wobei B = 2 x 10-7 mms/N2, Z die Mindestzugfestigkeit des Stahls in N/mm2 und C = 0 bis 0,4 mm sind.
2. Schiene nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Fahrkante der Schiene verfestigungsgestrahlt ist.
3. Verfahren zum mechanischen Behandeln der Lauffläche von Schienen für Schienenfahrzeuge
gegen Riffelbildung,
dadurch gekennzeichnet, daß die Schienenoberfläche zumindest im Bereich der Lauffläche
mit einem Almenwert verfestigungsgestrahlt (kugelgestrahlt) wird, der der Formel
A = B x Z2 + C
genügt, wobei die Verfestigungsstrahlung bei Umgebungstemperatur, und zwar zwischen
0° und 50° C, erfolgt.