[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen Stoffauflauf für eine Papiermaschine gemäß dem
Oberbegriff des Anspruches 1.
[0002] Derartige Stoffaufläufe werden verwendet, um bei einer Papiermaschine einen breiten
dünnen Suspensionsstrahl zu erzeugen, der auf mindestens ein in Strahlflußrichtung
bewegtes Sieb auftrifft, dort eine im wesentlichen gleichmäßige Suspensionsschicht
erzeugt, die im folgenden sehr stark entwässert wird. Bei modernen Papiermaschinen
wird normalerweise ein beträchtlicher Aufwand getrieben, um eine gleichmäßige Verteilung
der Faserschicht auf dem Sieb zu erzielen. Die physikalischen Größen, deren Konstanthaltung
angestrebt wird, sind z.B. das Flächengewicht der sich bildenden Papier- oder Kartonbahn,
die Faserzusammensetzung, der Anteil an Nicht-Faserstoff, um nur diese zu nennen.
In vielen Fällen muß aber zusätzlich darauf geachtet werden, daß die Orientierung
der Fasern, d.h. ihre Lage im sich bildenden Faservlies bestimmte Anforderungen erfüllt,
insbesondere stochastische Gleichmäßigkeit über die gesamte Breite der Bahn.
[0003] Gerade was die Gleichmäßigkeit der Faserorientierung anbetrifft, gibt es nach dem
Stand der Technik nicht immer befriedigende und oft auch sehr aufwendige Lösungen.
Zu Problemen führt insbesondere die Tatsache, daß im Bereich der Wandungen des Düsenraumes
unvermeidlicherweise Reibeinflüsse das Strömungsprofil der Stoffsuspension verändern
können, während sich in genügender Entfernung von den Wandungen im Düsenraum diese
Reibeinflüsse nicht mehr auswirken. Selbst wenn es nun gelingt, durch entsprechende
Maßnahmen beispielsweise an der Düsenblende ein über die Breite gleichmäßiges Flächengewicht
des später gebildeten Papiers zu erzielen, so kann dennoch infolge einer ungünstigen
Faserorientierung im Randbereich ein Qualitätsverlust eintreten.
[0004] Ein bekannter Vorschlag, um derartige Abweichungen zu verhindern, ist z.B. aus der
deutschen Patentschrift DE-PS 35 14 554 bekannt. Dort wird vorgeschlagen, mit Hilfe
einer zwar wirksamen, aber aufwendigen Kombination verschiedener Maßnahmen die Strömungsrichtung
an den verschiedenen Stellen des Düsenraumes in der gewünschten Weise einzustellen.
[0005] Ein anderer Vorschlag geht dahin, durch seitlich an den Düsenraumbegrenzungen vorhandenen
Öffnungen Faserstoffsuspension zuzuführen. Solche Faserstoffsuspension ließe sich
beispielsweise aus dem Verteiler, welcher in Strömungsrichtung vor dem Turbulenzerzeuger
sitzt, abziehen, wobei normalerweise ein Überdruck des aus dem Verteiler stammenden
Stoffstromes gegenüber dem im Düsenraum vorhandenen gegeben ist. Jedoch ist auch dieses
Verfahren sehr schwer handhabbar, da bei einem derartigen Vorgehen nur geringe Druckdifferenz
und nur geringe Stoffströme vorhanden sind, was zu Verstopfungen dieser Leitungen
und zu einem schwer zu lösenden Regelungsproblem führen kann.
[0006] Es ist nun Aufgabe der Erfindung, den Stand der Technik dadurch zu verbessern, daß
durch eine einfache Maßnahme eine gut handhabbare Regelmöglichkeit gegeben ist, um
trotz an sich schädlicher Einflüsse der Grenzschichten an den Seitenwänden des Düsenraumes
das Strömungsprofil am Austritt aus dem Düsenraum, also im Bereich des Düsenspaltes
in der gewünschten Weise einzustellen.
[0007] Dieses Ziel wird durch die Maßnahmen im Kennzeichen des Anspruchs 1 in voller Weise
erfüllt.
[0008] Die Maßnahmen gestatten insbesondere, im Randbereich mit Strömungsüberschuß zu fahren,
also an den Öffnungen für den Abzug der Stoffsuspension aus dem Randbereich des Düsenraumes
genügend Stoff und genügend Druckdifferenz zur Verfügung zu haben, um auf diese Weise
ein gutes Regelverhalten erzielen zu können. Besondere Beachtung muß dabei auf den
Umstand gelegt werden, daß eine zuverlässige Mengenregelung von faserstoffhaltiger
Flüssigkeit gewährleistet ist. Gerade diesem Ziel kommt ein genügend großer Mengenstrom,
der zu regeln ist, sehr entgegen.
[0009] Dem Hauptanspruch folgende Unteransprüche zeigen insbesondere vorteilhafte Ausführungen
der Erfindung.
[0010] Die Erfindung wird dargestellt in Zeichnungen, wobei zeigen
Fig. 1 schematische Darstellung einer Ausführungsform des Erfindungsgegenstandes
Fig. 2 schematische Darstellung der Strömungsgeschwindigkeiten
Fig. 3 Seitenansicht des schematisch dargestellten Erfindungsgegenstandes
Fig. 4 und 4a einen erfindungsgemäß ausgeführten Stufendiffusor-Turbulenzerzeuger
in zwei Teilansichten
Fig. 5, 6, 7 je einen anderen erfindungsgemäß ausgeführten Stufendiffusor-Turbulenzerzeuger.
[0011] In Fig. 1 ist ein erfindungsgemäßer Stoffauflauf dargestellt mit einer Zuführleitung
1 für die Stoffsuspension, einer Verteileinrichtung 2 zur Verteilung der Suspension
über die ganze Breite; ihr folgt ein Turbulenzerzeuger 8, hier mit Stufendiffusoren
11,11', aus denen die Suspension in den Düsenraum 3 eintreten kann. Da die in die
Verteileinrichtung 2 eingeführte Stoffmenge oft größer als benötigt gewählt wird,
ist eine Überlaufleitung 9 vorgesehen, die eine Stoffmenge abfließen läßt. Die zur
Blattbildung verwendbare Stoffmenge tritt aus dem Düsenraum 3 durch den Austrittsspalt
4 als Breitstrahl aus und trifft auf mindestens 1 Papiermaschinen-Sieb 10, das sich
etwa parallel zum Strahl bewegt (Pfeile in Fig. 1). An den beiden Seitenwänden 12
des Düsenraumes 3 sind jeweils Abzugsöffnungen 6 vorhanden, aus denen eine genau bestimmte
Stoffmenge entnommen und z.B. zum Siebwasserschiff geführt wird, so daß sie nicht
in den Breitstrahl bzw. auf das Papiermaschinen-Sieb 10 gelangen kann. Wie am rechten
Rand der Fig. 1 angedeutet, ist auch eine Mehrzahl von Abzugsöffnungen an den Seiten
denkbar.Ferner ist erkennbar, daß in diesem Beispiel die Stufendiffusoren 11' am Rand
des Turbulenzerzeugers zumindest teilweise in den einzelnen Kammern einen größeren
Strömungsquerschnitt haben als jeweils weiter innen liegende 11.
[0012] Fig. 2 zeigt, ebenfalls schematisch, die Geschwindigkeitsverhältnisse, über die Breite
gesehen. So hat das Geschwindigkeitsprofil 5 im mittleren Bereich einen geraden Verlauf,
und zu den Rändern hin steigen die Geschwindigkeiten jedoch an. Dieser Anstieg ist
so gewählt, daß er nicht nur die Verluste durch Wandreibung, die einen Geschwindigkeitsabfall
verursachen, kompensiert, sondern, daß die Geschwindigkeit dennoch höher als in dem
mittleren Bereich ist. Infolge des zusätzlich abgeführten Stoffstromes durch die seitlichen
Abzugsöffnungen 6 wird die Geschwindigkeit über die ganze Breite des Stoffauflaufes
vergleichmäßigt, wie das Geschwindigkeitsprofil 7 unmittelbar hinter (in Strömungsrichtung
gesehen) dem Austrittsspalt 4 zeigt. Durch diese Maßnahme ist das Geschwindigkeitsprofil
sehr wirksam auszuregeln, und es kann ein Blatt mit idealer, gewünschter Faserorientierung
gebildet werden.
[0013] In Fig. 3 wird der Erfindungsgegenstand von der Seite gezeigt, wobei zwei mögliche
Ausführungen der Abzugsöffnungen 6 erkennbar sind, und zwar mit rundem oder spaltförmigem
Querschnitt. Die zugehörigen Leitungen sind nicht dargestellt.
[0014] In Fig. 4 ist ein Teil eines Stufendiffusor-Turbulenzerzeugers in Blickrichtung gegen
die Strömung gezeigt, der bereichsweise unterschiedliche Strömungsquerschnitte (Lochdurchmesser)
aufweist, was zu örtlich unterschiedlichem Druckverlust bei der durchfließenden Flüssigkeit
führt. Wenn - wie dargestellt - der Eintrittsdurchmesser größer ist, ergibt sich neben
dem geringen Druckverlust durch größeren Strömungsquerschnitt auch ein geringerer
Verlust wegen des kleineren Stufensprungs am Übergang zwischen Eintrittskanal und
dem folgenden Kanal. Fig. 4a zeigt die Ansicht von oben.
[0015] Fig. 5 zeigt den Wegfall eines Stufensprungs im äußersten Bereich bei gleichzeitig
kleinerem Stufendiffusorelement.
[0016] Es ist ohne weiteres vorstellbar, die Merkmale der Erfindung auch bei einem Mehrschicht-
bzw. Mehrlagenstoffauflauf mit mehreren voneinander abgeteilten Düsenräumen zu verwenden,
um dort die gestellten Aufgaben zu lösen. Dabei kann es sinnvoll sein, die Maßnahmen
der Erfindung an allen Düsenräumen zu realisieren oder bei entsprechend anderen Oualitätsanforderungen
nur bei einem Teil der Düsenräume.
[0017] Es ist vorteilhaft, den erfindungsgemäßen Stoffauflauf in einem Regelkreis zu verwenden,
der geeignet ist, neben den an sich bekannten Stelleingriffen an den Stellgrössen
des Stoffauflaufes auch die Möglichkeiten, die sich aus der Erfindung ergeben, in
das Regelkonzept einzubinden. Dazu kann - wie im Anspruch 10 beschrieben - eine Messung
der Faserorientierung an mehreren Stellen quer zur Bahn erfolgen und daraus das Stellsignal
für die durch die Abzugsleitungen (6) fließenden Mengen am Rande des Düsenraumes (Fig.
1) gebildet werden. Die Messung der Faserorientierung kann beispielsweise mit optischen
Methoden erfolgen, da sich die Qualität der Faserorientierung in der Durchsicht sehr
gut erkennen läßt. Die Auswertung eines solchen optischen Signals im Vergleich zu
den Messungen an anderen Stellen der Bahn bzw. zu den Sollwerten kann dann einen Regelvorgang
auslösen.
[0018] Selbstverständlich sind auch andere Meßverfahren denkbar, etwa auf Ultraschallbasis
oder die Messung der Strahlgeschwindigkeit selbst an verschiedenen Stellen, welche
zu einem Istgeschwindigkeitsprofil kombinierbar und mit einem Sollgeschwindigkeitsprofil
vergleichbar ist. Derartige Überlegungen sind den Experten für Regeltechnik so geläufig,
daß hier auf eine zeichnerische Darstellung verzichtet werden kann.
1. Stoffauflauf für eine Papiermaschine mit einer an eine Zuführleitung (1) für eine
Stoffsuspension angeschlossenen Verteileinrichtung (2), einem Turbulenzerzeuger (8)
und einem Düsenraum (3), welcher zu einem über eine vorbestimmte Arbeitsbreite sich
erstreckenden, zum Papiermaschinen-Sieb (10) weisenden Austrittsspalt (4) führt, aus
dem infolge des während des Betriebes im Düsenraum herrschenden Druckes ein breiter
Stoffsuspensionsstrahl austreten kann,
dadurch gekennzeichnet,
daß Mittel vorhanden sind, die das am Eintritt in den Düsenraum vorhandene Geschwindigkeitsprofil
(5) der Stoffsuspension in der Weise beeinflussen, daß die Strömung in den seitlichen
Randbereichen des Düsenraumes (3) schneller ist als in den dazwischenliegenden Bereichen
und daß an den seitlichen Rändern des Düsenraumes Abzugsöffnungen (6) vorgesehen sind,
aus denen ein Teil der im Düsenraum - insbesondere in Randnähe - vorhandenen Flüssigkeit
abgeführt werden kann.
2. Stoffauflauf nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sich zwischen der Verteileinrichtung
und vor dem Düsenraum ein hydraulischer mit Strömungsöffnungen versehener Turbulenzerzeuger
befindet, und daß als Mittel zur Erzeugung der im seitlichen Düsenrandbereich schnelleren
Strömung die Strömungsquerschnitte des hydraulischen Turbulenzerzeugers im Randbereich
einen geringeren Druckverlust bewirken.
3. Stoffauflauf nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß als Mittel zur Erzeugung
der im seitlichen Düsenrandbereich schnelleren Strömung die flächenbezogene Anzahl
der einzelnen Strömungsöffnungen des Turbulenzerzeugers im Randbereich größer gewählt
ist als im mittleren Bereich des Turbulenzerzeugers.
4. Stoffauflauf nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß der hydraulische
Turbulenzerzeuger ein Stufendiffusor-Turbulenzerzeuger ist.
5. Stoffauflauf nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die im Randbereich des
Turbulenzerzeugers liegenden Stufendiffusor-Elemente einen größeren Eintrittsquerschnitt
als die weiter innenliegenden haben. (Fig. 4, 4a).
6. Stoffauflauf nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die im Randbereich des
Turbulenzerzeugers liegenden Stufendiffusor-Elemente einen größeren Austrittsquerschnitt
als die weiter innenliegenden haben. (Fig. 6 oder 7).
7. Stoffauflauf nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die im Randbereich des
Turbulenzerzeugers liegenden Stufendiffusor-Elemente einen kürzeren Strömungsweg als
die weiter innenliegenden haben. (Fig. 5).
8. Stoffauflauf nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die im Randbereich des
Turbulenzerzeugers liegenden Stufendiffusor-Elemente jeweils eine geringere Stufenanzahl
als die weiter innenliegenden haben. (Fig. 5).
9. Stoffauflauf nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die im Randbereich des
Turbulenzerzeugers liegenden Stufendiffusor-Elemente jeweils mindestens einen kleineren
Stufensprung als die weiter innenliegenden an entsprechender Stelle haben.
10. Verwendung des Stoffauflaufes nach einem der vorangehenden Ansprüche in einer
Regelvorrichtung mit mindestens einem Regler zur Ermittlung der am Stoffauflauf einzustellenden
Stellgrößen, dadurch gekennzeichnet, daß an der auf dem Sieb (10) gebildeten Bahn
eine Messung der Faserorientierung an mehreren über die Breite der Bahn verteilten
Stellen erfolgt und daß daraus die über die Abzugsöffnungen (6) abzuführende Suspensionsmenge
bestimmt wird, bei der sich die Faserorientierung in der gewünschten Form einstellt.
11. Verwendung des Stoffauflaufes nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die
Messung der Faserorientierung lichtoptisch erfolgt.
12. Verwendung des Stoffauflaufes nach einem der Ansprüche 1 bis 8 in einer Regelvorrichtung
mit mindestens einem Regler zur Ermittlung der am Stoffauflauf einzustellenden Stellgrößen,
dadurch gekennzeichnet, daß eine berührungslose Messung der Strahlgeschwindigkeit
an mehreren über die Breite der Bahn verteilten Stellen erfolgt und daß daraus die
über die Abzugsöffnungen (6) abzuführende Suspensionsmenge bestimmt wird, bei der
sich die Faserorientierung in der gewünschten Form einstellt.