[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Anfahren eines in einer Heißgasleitung,
insbesondere Abgasleitung, zweckmäßig in einem Abhitzekessel, beispielsweise nach
einer Gasturbine, vorgesehenen Wärmetauschersystems zur Dampferzeugung, beispielsweise
eines Umlauf-bzw. Durchlaufdampferzeugers, vorteilhaft eines Natur- bzw. Zwangsumlaufkessels
bzw. Zwangsdurchlaufkessels, insbesondere eines Vorwärmer/Verdampfer/Überhitzersystems,
dem ein Startwärmetauscher vorgeschaltet ist, über den Speisemedium-, insbesondere
Wasser- bzw. Dampfzufuhr erfolgt und der beim Anfahren zuerst Heißdampf und endlich
Wasser an das Wärmetauschersystem abgibt, so daß das ursprünglich drucklose leere
und im wesentlichen auf Heißgastemperatur erhitzte Wärmetauschersystem kontinuierlich
in seinen Betriebszustand und auf seine Betriebstemperatur gebracht wird, sowie ein
entsprechendes Wärmetauschersystem. Das Wärmetauschersystem kann auch nur einen einzigen
oder zwei Wärmetauscher umfassen, dem bzw. denen ein Startwärmetauscher vorgeschaltet
ist.
[0002] Ein derartiges Verfahren samt Vorrichtung ist in der DE-PS 3 741 882 beschrieben.
[0003] Der Startwärmetauscher steht bei dieser bekannten Vorrichtung stets mit dem Heißgas
in Verbindung, hat also bei leerem Wärmetauschersystem ebenso wie dessen andere Wärmetauscher
zumindestens im wesentlichen Heißgastemperatur. Er ist als Wärmespeicher mit hoher
Speicherleistung als System konzentrischer Rohre konzipiert, die zum Ausgleich der
unterschiedlichen Wärmedehnung beim Einspeisen von Wasser beim Anfahren der Dampferzeugungsanlage
gegeneinander beweglich sind. In der Druckschrift ist erwähnt, daß es nicht schaden
würde, wenn dabei z.B. das Innenrohr des Systems, wo die Wassereinspeisung erfolgt,
reißt. Der Startwärmetauscher gemäß dieser DE-PS 3 741 882 hat den großen Nachteil,
daß beim Anfahren das durchfließende Wasser wegen der beachtlichen Temperaturdifferenzen
die Schutzschicht in der Eintrittszone beschädigt bzw. zerstört und dadurch insbesondere
Eisen in das Kesselsystem eingetragen wird, wodurch auch das Wärmetauschersystem gefährdet
wird.
[0004] Es wurde nunmehr gefunden, daß man diese Nachteile ohne komplizierte Wärmetauscherkonstruktion
sehr einfach dadurch vermeiden kann, daß man umgekehrt vorgeht, nämlich nicht den
heißen wärmespeichernden Startwärmetauscher mit Wasser anfährt, sondern einen kalten
Startwärmetauscher mit Heißgas anfährt.
[0005] Das erfindungsgemäße Verfahren ist demgemäß vor allem dadurch gekennzeichnet, daß
der Startwärmetauscher im kalten Zustand mit Speisemedium gefüllt und anschließend
mit Heißgas beaufschlagt wird. Das bedeutet in der Praxis, daß der Startwärmetauscher
mit Wasser bzw. Dampf gefüllt wird, wobei die Temperatur wesentlich niedriger ist
als z.B. die Temperatur des Abgases einer Gasturbine (meist über 500°C). Der Startwärmetauscher
wird daher anschließend "in kaltem Zustand" mit Heißgas beaufschlagt.
[0006] Nach einem weiteren Kennzeichen des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die dem Startwärmetauscher
zugeführte Heißgas- und/oder Speisemedium-, insbesondere Wasser- bzw. Dampfmenge im
Anfahrzustand so geregelt, daß beim Eintreten des Speisemediums, insbesondere Wassers
bzw. Dampfes, in das auf Heißgastemperatur erhitzte Wärmetauschersystem keine Thermoschockwirkung
auftritt. Unter Thermoschock wird die Beanspruchung des Materials des Wärmetauschersystems
durch plötzliche Temperaturunterschiede an den druckführenden Bauteilen verstanden
(siehe auch S. SCHWAIGERER "Festigkeitsberechnung von Bauelementen des Dampfkesssel-,
Behälter- und Rohrleitungsbaues, 2. Auflage, 1970, Seiten 59/60). Als Speisemedium
wird vor allem kaltes Wasser bevorzugt.
[0007] Dementsprechend ist das erfindungsgemäße, in einer Heißgasleitung, insbesondere Abgasleitung,
zweckmäßig in einem Abhitzekessel, beispielsweise nach einer Gasturbine, angeordnete
Wärmetauschersystem zur Dampferzeugung, beispielsweise ein Umlauf- bzw. Durchlaufdampferzeuger,
vorteilhaft ein Natur- bzw. Zwangsumlauf- bzw. Zwangsdurchlaufkessel, insbesondere
ein Vorwärmer-, Verdampfer- und Überhitzersystem, mit einem Startwärmetauscher, über
den Speisemedium-, insbesondere Wasser- bzw. Damnfzufuhr erfolgt und der beim Anfahren
des drucklosen, leeren und im wesentlichen auf Heißgastemperatur befindlichen Wärmetauschersystems
zuerst Heißdampf und endlich Wasser an das Wärmetauschersystem abgibt, vor allem dadurch
gekennzeichnet, daß der Startwärmetauscher zumindest teilweise, vorteilhaft weitestgehend,
vom Heißgasstrom trennbar ist, wobei der Startwärmetauscher insbesondere als Hilfsdampferzeuger
zum Anfahren der Gesamtanlage aus dem kalten Zustand dient.
[0008] Dabei ist insbesondere der Startwärmetauscher in der Heißgasleitung angeordnet und
gegen den Heißgasstrom mittels Klappen od.dgl. abschirmbar; eine andere vorteilhafte
Möglichkeit ist, daß der Startwärmetauscher in einer mittels Klappen od.dgl. öffen-
und schließbaren Nebenleitung der Heißgasleitung angeordnet ist, die einen im Vergleich
zur Heißgasleitung wesentlich kleineren Durchtrittsquerschnitt, z.B. von etwa 25 %
des Gesamtquerschnitts, aufweist.
[0009] Günstig ist weiterhin, daß dem Startwärmetauscher eine zusätzliche Wasser-bzw. Dampf-Zuführung
nachgeschaltet ist; auf diese Weise kann nach dem Anfahren der Startwärmetauscher
außer Betrieb genommen werden.
[0010] Die Erfindung kann an jedem Wärmetauschersystem verwirklicht werden, bevorzugt wird
ein geschlossenes System, wo also das aus dem erzeugten Dampf nach Arbeitsleistung
und Abkühlung gebildete Kondensat als Speisewasser rückgeführt wird; weiterhin auch
an jedem Dampferzeugungssystem (wie Zwangsdurchlauf, Naturumlauf, Zwangsumlauf).
[0011] Die Erfindung wird nachstehend anhand verschiedener Ausführungsbeispiele unter Bezugnahme
auf die Zeichnung näher beschrieben, die schematisch in einer Heißgasleitung angeordnete
Wärmetauschersysteme zur Dampferzeugung, mit anderen Worten sogenannte Abwärmekessel,
ohne den nachgeschalteten Energieumwandler (z.B. Dampfturbine) oder -verbraucher (z.B.
Heizung) zeigen. In den Fig. 1 bis 4 der Zeichnung besitzen gleiche Bauteile gleiche
Bezugszeichen; die Ausführungsformen nach den Fig. 1 und 2 sind Durchlaufdampferzeuger,
die Ausführungsformen nach den Fig. 3 und 4 Umlauferhitzer, wobei in einer kaminartigen
Heißgasleitung 1 (Gaszufuhr Pfeil E′, Gasabfuhr Pfeil F′) übereinander ein übliches
Vorwärmer/ Verdampfer/Überhitzersystem angeordnet ist, bei dem das Heißgas wie bekannt
zuerst mit dem Überhitzer 6, dann mit dem Verdampfer 4 und endlich mit dem Vorwärmer
3, die übliche Kesselwärmetauscher sind, in Kontakt kommt. Bei den Ausführungsformen
nach den Fig. 1 und 2 ist in Dampfströmungsrichtung zwischen Verdampfer 4 und Überhitzer
6 ein Sammler S6, eine Abscheideflasche 5 und ein Sammler S7 vorgesehen; der den Überhitzer
6 verlassende Dampf geht über den Sammler S8 in Pfeilrichtung B′ zum Verbraucher.
In der Zeichnung ist dargestellt, daß wahlweise einzelne oder alle Sammler etweder
im oder außerhalb des Rauchgasstromes angeordnet sein können.
[0012] Die Anspeisung des Systems erfolgt in Pfeilrichtung A′ mit Wasser (oder Dampf) über
einen Sammler S1 in einen Startwärmetauscher 2, der über Sammler S2 und S3 mit dem
Vorwärmer 3 verbunden ist. Bei der Ausführungsform nach Fig. 1 ist der Startwärmetauscher
2 oberhalb des Vorwärmers 3 in der Heißgasleitung 1 angeordnet und gegenüber dem Heißgasstrom
durch Klappen 9 od.dgl. abschirmbar. Man erkennt, daß das System nach Fig. 1 grundsätzlich
über den Sammler S1 gespeist wird, wobei aber als weitere Besonderheit zwischen dem
Sammler S2 und S3 eine weitere Einspeisestelle A˝ vorgesehen sein kann.
[0013] Beim Anfahren des leeren Systems wird zuerst der vom Heißgasstrom abgeschirmte kalte
Startwärmetauscher mit Dampf oder Wasser beschickt und die Abschirmklappen werden
geöffnet, so daß das Heißgas mit dem Startwärmetauscher in Berührung kommt. Die Abschirmklappenstellung
bzw. die Anspeisung des Startwärmetauschers 2, bzw. beide, werden so aufeinander abgestimmt,
daß der Startwärmetauscher zu Beginn der Anfahrphase Heißdampf und zum Ende der Anfahrphase
Warmwasser an den Vorwärmer 3 abgibt, so daß sich das System vom heißen, leeren in
seinen Betriebszustand abkühlt, wo Heißdampf eben erst im Überhitzer gebildet wird.
[0014] Im Betriebszustand können die Abschirmklappen 9 offen oder geschlossen bleiben; der
Startwärmetauscher 2 wirkt dann als Vorwärmer; dementsprechend könnte die Heizfläche
des ECO kleiner ausgeführt sein.
[0015] Bei der Ausführungsform gemäß Fig. 2 ist der Startwärmetauscher 2 in einer Abzweigleitung
10 der Heißgasleitung 1 vorgesehen. Die Abzweigleitung 10 ist durch Klappen 9 verschließbar.
Als weitere Besonderheit kann wie gemäß Fig. 1 zwischen dem Sammler S2 und S3 eine
weitere Einspeisestelle A˝ vorgesehen, über die z.B. beim Anfahren zusätzliches Speisemedium
zudosierbar ist oder die im Betriebszustand die einzige Zufuhrstelle von Speisewasser
ist; im zweiten Fall bleibt dann üblicherweise die Abzweigleitung 10 geschlossen,
der Startwärmetauscher wird nicht angespeist.
[0016] Die Ausführungsformen nach den Fig. 3 bzw. 4 entsprechen im wesentlichen den Ausführungsformen
nach den Fig. 1 bzw. 2; der Unterschied ist lediglich deren Ausbildung als Umlaufsysteme
mit einer Kesseltrommel 8.
[0017] Im Betriebszustand der Ausführungsformen nach den Fig. 3 und 4 gelangt Wasser aus
dem Vorwärmer 3 über den Sammler S4 in die Kesseltrommel 8, von wo es dem Sammler
6 zugeht, wofür gegebenenfalls eine Pumpe 7 vorgesehen ist, und von dort in den Verdampfer
4 und über den Sammler S5 in den Dampfraum der Kesseltrommel 8, von wo er über den
Sammler S7 dem Überhitzer 6 zugeht und ihn als Brauchdampf über den Sammler S8 in
Pfeilrichtung B′ zum Verbraucher verläßt.
[0018] Zwischen dem Dampfraum der Kesseltrommel 8 und dem in Fließrichtung an den Startwärmetauscher
2 anschließenden Sammler S2 kann eine Überbrückungsleitung 11 zum geregelten Anwärmen
der Trommel 8 vorgesehen sein. Diese Überbrückungsleitung 11 kann auch dazu dienen,
Hilfsdampf in das Hilfsdampfsystem der Anlage zum Anfahren der Anlage einzuspeisen,
sodaß dazu kein Fremdmedium nötig ist.
[0019] Es wurde bereits erwähnt, daß jedes Kesselsystem mit der erfindungsgemäßen Startwärmetauscheranordnung
ausgerüstet werden kann, die Erfindung ist daher nicht auf die dargestellten Ausführungsformen
beschränkt. Auch kann der Wasser/Dampfkreislauf in bekannter Weise geschlossen vorgesehen
sein, d.h. daß Abdampf und/oder Abwasser vom Verbraucher wieder zum Wärmetauschersystem
zurückgeht.
1. Verfahren zum Anfahren eines in einer Heißgasleitung, insbesondere Abgasleitung, zweckmäßig
in einem Abhitzekessel, beispielsweise nach einer Gasturbine, vorgesehenen Wärmetauschersystems
zur Dampferzeugung, beispielsweise eines Umlauf- bzw. Durchlaufdampferzeugers, vorteilhaft
eines Natur- bzw. Zwangsumlauf- bzw. Zwangsdurchlaufkessels, insbesondere eines Vorwärmer/Verdampfer/Überhitzersystems,
dem ein Startwärmetauscher vorgeschaltet ist, über den Speisemedium-, insbesondere
Wasser- bzw. Dampfzufuhr erfolgt und der beim Anfahren zuerst Heißdampf und endlich
Wasser an das Wärmetauschersystem abgibt, so daß das ursprünglich drucklose leere
und im wesentlichen auf Heißgastemperatur erhitzte Wärmetauschersystem kontinuierlich
in seinen Betriebszustand und auf seine Betriebstemperatur gebracht wird, dadurch
gekennzeichnet, daß der Startwärmetauscher (2) im kalten Zustand mit Speisemedium
gefüllt und anschließend mit Heißgas beaufschlagt wird.
2. Wärmetauschersystem zur Dampferzeugung, das in einer Heißgasleitung, insbesondere
Abgasleitung, zweckmäßig in einem Abhitzekessel, beispielsweise nach einer Gasturbine,
angeordnet ist, beispielsweise Umlauf- bzw. Durchlaufdampferzeuger, vorteilhaft Natur-bzw.
Zwangsumlauf- bzw. Zwangsdurchlaufkessel, insbesondere ein Vorwärmer-, Verdampfer-
und Überhitzersystem, mit einem Startwärmetauscher, über den Speisemedium-, insbesondere
Wasser- bzw. Dampfzufuhr erfolgt und der beim Anfahren des drucklosen, leeren und
im wesentlichen auf Heißgastemperatur befindlichen Wärmetauschersystems zuerst Heißdampf
und endlich Wasser an das Wärmetauschersystem abgibt, dadurch gekennzeichnet, daß
der Startwärmetauscher (2)zumindest teilweise, vorteilhaft weitestgehend, vom Heißgasstrom
trennbar ist, wobei der Startwärmetauscher insbesondere als Hilfsdampferzeuger zum
Anfahren der Gesamtanlage aus dem kalten Zustand dient.
3. Wärmetauschersystem nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Startwärmetauscher(2)in
der Heißgasleitung(1)angeordnet und gegen den Heißgasstrom mittels Klappen (9) od.dgl.abschirmbar
ist.
4. Wärmetauschersystem nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Startwärmetauscher
(2) in einer mittels Klappen (9) od.dgl. öffen- und schließbaren Nebenleitung (10)
der Heißgasleitung (1) angeordnet ist, die einen im Vergleich zur Heißgasleitung wesentlich
kleineren Durchtrittsquerschnitt, z.B. von etwa 25 % des Gesamtquerschnitts, aufweist.
5. Wärmetauschersystem nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß
zwischen dem Startwärmetauscher (2) und dem in der Einspeiserichtung folgenden Wärmetauscher
(3) eine zusätzliche Wasser- bzw. Dampf- Zuführung (A˝) vorgesehen ist.