[0001] Die Erfindung betrifft ein Kaltpilgerwalzwerk zum Herstellen von Rohren durch Kaltwalzen
über einen Dorn mittels in einem oszillierend bewegten Walzgerüst drehbar gelagertem
Ringwalzenpaar mit auf dem überwiegenden Teil seiner Abwicklung sich verjüngenden
Reduzierkaliber mit im wesentlichen kreisförmigem Querschnitt, wobei das Rohr schrittweise
vorgeschoben und um seine Längsachse gedreht wird.
[0002] Bekannt ist, daß Kaltpilgerwalzen einen sogenannten Freischliff erhalten, der das
im wesentlichen kreisrunde Kaliber an den Flanken so erweitert, daß der Querschnitt
des zu verformenden Rohrabschnitts vom Kaliber umschlossen werden kann. Der Freischliff
wird so gestaltet, daß die Kaliberflanken nicht "kneifen" und die Spannung im Rohrwerkstoff
nicht zu einer Beeinträchtigung der Rohrqualtität und/oder der Walzleistung führt.
Der Freischliff wird gemäß dem Stand der Technik symmetrisch ausgeführt, d.h. beide
Walzen sind untereinander gleich kalibriert, und beide Flanken einer Walze sind spiegelbildlich
gleich. Vorteil dieser Gestaltung ist die relativ einfache Herstellung der Walzkaliber.
[0003] Hierbei wird jedoch nicht berücksichtigt, daß die Querschnittsverformung eine asymmetrische
ist, insofern als das Rohr bei jedem Gerüsthub um einen Winkel gedreht wird, der ungleich
90 Grad ist. Die durch den Freischliff bedingte unvermeidbare Breitung des Rohres
bedingt Rohrquerschnitte, die nicht rotationssymmetrisch sind. Wird nun das Rohr in
einem Gerüsttotpunkt um z.B. 30 Grad gedreht, gelangt diese Breitung als Materialanhäufung
in die 30 Grad-Lage, und zwar bei Unter- und Oberwalze an gegenüberliegenden Flanken.
[0004] Hieraus ergibt sich, daß die beiden Flanken einer Walze mit unterschiedlichen Rohrvolumina
gefüllt werden, wobei ein symmetrisches Kaliber natürlich eine Freischliff erfordert,
der die Materialanhäufung der am stärksten gefüllten Flanke aufnehmen kann. Damit
kann das Material stärker breiten als eigentlich erforderlich und wünschenswert ist.
[0005] Eine grundsätzliche Folge des Auswalzens der gedrehten Breitung sind Spannungsspitzen
im Rohr, die Qualität und Leistung beeinträchtigen können. Deshalb ist es Ziel einer
jeden Kaltpilger-Kalibrierung, die Breitung zu minimieren. Letztendlich hat das Auswalzen
einer asymmetrisch gedrehten Breitung in einem symmetrischen Kaliber auch eine Verschleißkonzentration
in der Zone zur Folge, in die die Breitung gedreht wird. Das beeinflußt die Standzeit
der teuren Walzen.
[0006] Ein weiterer Nachteil des Auswalzens asymmetrischer Rohrquerschnitte mit symmetrischen
Walzenkalibern ist die Neigung des gedrehten Rohres unter der asymmetrischen Umformung
zurückzudrehen, d.h. der tatsächliche Drehwinkel kann wesentlich geringer ausfallen
als der induzierte Drehwinkel, insbesondere wenn das Rohr nur noch durch das Auslaufspannfutter
gehalten ist. Dies erhöht weiterhin die Gefahr unzulässiger Spannungsspitzen und beeinträchgigt
die erreichbare Walzleistung.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine Kalibrierung für ein Kaltpilgerwalzwerk
der eingangs beschriebenen Art zu schaffen, die die aufgezeigten Nachteile nicht aufweist,
also die keine Spannungsspitzen im Rohr hervorruft und sowohl Qualität und Leistung
verbessert, als auch die Standzeit der Walzen erhöht.
[0008] Zur Lösung der Aufgabe wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß das Reduzierkaliber
mindestens auf einer Teillänge seiner Abwicklung einen von der Kreisform abweichenden
asymmetrischen Querschnitt aufweist. Durch diesen Vorschlag wird seitens der Kalibrierung
auf die asymmetrischen Verhältnisse nach dem Drehen des gebreiteten Rohres eingegangen.
[0009] Vorzugsweise wird vorgeschlagen, daß die in Drehrichtung des Rohres vordere Kaliberflanke
jeder Ringwalze eine stärker konkav gekrümmte Querschnittskontur aufweist als die
hintere Flanke. Das heißt, daß der Kaliberquerschnitt derjenigen Flanke, in die hinein
die Breitung gedreht wird, größer ist als der Kaliberquerschnitt der Flanke, in die
der Kalibergrund gedreht wird.
[0010] Nach einem weiteren Merkmal der Erfindung wird vorgeschlagen, daß die Größe und Lage
der Krümmung der Flanken eine Funktion der Materialbreitung im Kaliber auf dem Vor-
und Rückhub sowie des Winkels der Rohrdrehung im Ein- und Auslauftotpunkt des Gerüstes
sind.
[0011] Die erfindungsgemäß vorgeschlagene asymmetrische Kaliberkontur läßt sich vorzugsweise
auf Kaliberbearbeitungsmaschinen herstellen, die numerisch gesteuert fünf Bewegungsachsen
aufweisen. Derartige Maschinen sind als Schleifmaschinen bekannt; sie haben Achsen
zur Drehung des Werkstückes, zur Parallelverschiebung des Werkstückschlittens, zur
Anstellung der Schleifscheibe, zur Längsverschiebung des Schleifscheibenschlittens
und zur Schwenkbewegung des Schleifscheibenhalters.
[0012] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend beschrieben.
Es zeigt
- Fig. 1
- schematisch die Walzenabwicklung im Reduktionsbereich nach dem Stand der Technik,
- Fig. 2
- die gleichen Verhältnisse bei einer erfindungsgemäßen Kalibrierung.
[0013] Das Beispiel geht von einem Walzwerk aus, bei dem das Rohr R lediglich im Einlauftotpunkt
des Walzgerüstes im Uhrzeigersinn gedreht und dort vorgeschoben wird. Der Drehwinkel
sei 30 Grad. In der Figur 1 ist schematisch die Walzenabwicklung der oberen Kaliberwalze
1 im Reduktionsbereich für den Gerüsthub in Walzrichtung 2 dargestellt. Mit D ist
der Dorm bezeichnet. Der Querschnitt A-B zeigt den symmetrischen Kaliberquerschnitt
der oberen und unteren Kaliberwalzen 1 und 2 gemäß dem Stand der Technik senkrecht
unter Walzmitte. Dies ist praktisch der Austrittsquerschnitt des Rohres aus der momentanen
Umformzone. Das Kaliber muß seitlich 3 einen so großen Freischnitt haben, daß das
Rohr R ohne zu kneifen auch unter Berücksichtigung des Breitungsverhaltens des Rohrwerkstoffes
aufgenommen wird.
[0014] Der Querschnitt C-D zeigt die Situation unmittelbar vor Beginn der Umformzone. Auch
hier muß die Bedingung erfüllt sein, daß das Rohr R gerade ohne zu kneifen von dem
freigeschliffenen Kaliber aufgenommen wird. Ersichtlich ist die Asymmetrie des Rohres
R zu Beginn der Verformung. Ersichtlich ist auch, daß dort, wo die Breitungswulst
ausgewalzt wird, d.h. in diesem Beispiel unter 30 Grad, sich ein asymmetrisches Verformungsmaximum
mit entsprechenden Spannungsspitzen einstellt.
[0015] Die Schnitte in Figur 2 zeigen die Verhältnisse bei einer erfindungsgemäßen Kalibrierung.
Gleiche Teile sind gleich bezeichnet. In Querschnitt A-B ist erkennbar, daß das Kaliber
dort, wo der schmalste Kalibergrundquerschnitt nach Drehung ausgewalzt wird, erfindungsgemäß
enger als bei einer konventionellen Kalibrierung ist und daß die Breitung in einer
Zone ausgewalzt wird, die erfindungsgemäß weiter als bei einer konventionellen symmetrischen
Kalibrierung ist.
[0016] Mit (+) ist eine Erweiterung, mit (-) eine Verengung des Kalibers gegenüber einer
symmetrischen Ausführung gekennzeichnet. Es ist ersichtlich, daß durch geeignete Gestaltung
der Asymmetrie die Umformung über dem Kaliberquerschnitt gleichmäßig ist, der Kaliberverschleiß
ebenso und daß das Kaliber insgesamt enger gehalten werden kann.
1. Kaltpilgerwalzwerk zur Herstellen von Rohren durch Kaltwalzen über einen Dorn mittels
in einem oszillierend bewegten Walzgerüst drehbar gelagertem Ringwalzenpaar mit auf
dem überwiegenden Teil seiner Abwicklung sich verjüngendem Reduzierkaliber mit im
wesentlichen kreisförmigen Querschnitt, wobei das Rohr schrittweise vorgeschoben und
um seine Längsachse gedreht wird, dadurch gekennzeichnet, daß das Reduzierkaliber zumindest auf einer Teillänge seiner Abwicklung (Fig. 2)
einen von der Kreisform abweichenden asymmetrischen Querschnitt aufweist.
2. Kaltpilgerwalzwerk nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die in Drehrichtung des Rohres R vordere Kaliberflanke (+) jeder Ringwalze (1,
2) eine stärker konkav gekrümmte Querschnittskontur aufweist als die hintere Flanke
(-).
3. Kaltpilgerwalzwerk nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Größe und Lage der Krümmung der Flanke als eine Funktion der Materialbreitung
im Kaliber auf dem Vor- und Rückhub sowie des Winkels der Rohrdrehung im Ein- und
Auslauftotpunkt des Gerüstes bemessen sind.