[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Verbessern des Bettmasse-Ausbrandes
bei Feuerungen mit zirkulierender Wirbelschicht.
[0002] Dampferzeugeranlagen mit einer Abscheidung von Feststoffen in einem Bettascheabzug,
einem Zyklonascheabzug und einem Filter, Speicherung der Bettasche und der Flugasche
in Zwischenbunkern und Rezirkulation der Aschen sind bekannt. Problematisch ist dabei
die Ascheverwertung bzw. -deponierung, weil durch die niedrigen Wirbelschichttemperaturen
- die günstigsten Temperaturen für einen niedrigen NO
X-Gehalt der Rauchgase und ein gutes SO₂-Einbinden durch Kalkstein oder Dolomit liegen
bei 800 bis 950
oC - kein Aufschmelzen der Asche stattfindet und die Kornform erhalten bleibt. Da die
Bettmasse je nach Ausbrand auch Restkoks und aus der Entschwefelung Kalziumsulfat
enthält, unterscheiden sich Aschen aus Wirbelschichtfeuerungen von denen der klassischen
Kohlestaubfeuerungen. Aus diesem Grunde lassen sich solche Aschen oft nicht weiterverwenden
und müssen dann deponiert werden, was nicht nur wegen der Kosten, sondern auch wegen
der damit verbundenen Umweltbelastung unerwünscht ist.
[0003] Bei Dampferzeugern mit zirkulierender Wirbelschicht läßt sich zwar theoretisch ein
Ausbrand bis 99% erreichen. Bei geringen Aschegehalten im Brennstoff ergeben sich
trotzdem hohe Anteile an Unverbranntem im Flugstaub, die ein sehr hohes Rückführverhältnis
des Massestroms des Flugstaubes zum Massestrom der Kohle erfordern. Zudem läßt sich
in vielen Fällen der Flugstaub z.B. in der Zementindustrie nicht einsetzen und muß
deponiert werden oder dient als Verfüllmörtel in Bergwerken.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung zum
Verbessern des Ausbrandes der Bettmasse zu schaffen, die ohne exzessive Erhöhung des
Rückführverhältnisses einwandfrei arbeiten, industrieverwendbare oder deponiefähige
Feststoffe ergeben und dabei eine Erhöhung des Schadstoffgehalts der Rauchgase vermeiden.
[0005] Die Lösung dieser Aufgabe besteht darin, daß bei dem eingangs erwähnten Verfahren
erfindungsgemäß mindestens ein Teil des Flugstaubes abgezogen und wenigstens einer
Schmelzkammerfeuerung zugeführt wird.
[0006] Die brennbaren Feststoffanteile des abgezogenen Flugstaubes werden in der Schmelzkammerfeuerung
bei hoher Temperatur praktisch vollständig verbrannt, während sich der Feststoff (Asche)
als geschmolzene Schlacke flüssig abziehen und in einem Naßentschlacker granulieren
läßt.
[0007] Um die erforderliche Verbrennungstemperatur in der Schmelzkammer zu erreichen, kann
der abgezogene Flugstaub unter Zugabe von Luft, vorzugsweise vorgewärmter Luft und/oder
eines Zusatzbrennstoffs in der Schmelzkammer verfeuert werden. Auf diese Weise läßt
sich die Temperatur der Schmelzkammerfeuerung durch Regelung der Luft und/oder der
Zusatzbrennstoffmenge feinfühlig einstellen. Der Zusatzbrennstoff kann aus Kohlenstaub,
Brenngas oder Heizöl bestehen.
[0008] Die Rauchgase der Schmelzkammerfeuerung können der Wirbelschichtfeuerung in einer
Zone mit Sauerstoffmangel zugeführt werden. Das in der Schmelzkammer aufgrund der
hohen Temperatur entstehende NO
X wird dann in dieser Zone weitgehend zu Stickstoff und Sauerstoff bzw. CO₂ reduziert.
Des weiteren werden das bei der Verbrennung in der Schmelzkammer aus dem Brennstoffschwefel
und dem Gipszerfall entstehende SO₂ sowie das SO₂ aus dem Brennstoffschwefel der Wirbelschichtfeuerung
an den der Wirbelschicht zugesetzten Kalk oder Dolomit gebunden. Somit entstehen keine
anderen Emissionsprodukte als bei der normalen Niedertemperaturverbrennung in einer
zirkulierenden Wirbelschicht; im Flugstaub enthaltene Schwermetalle werden in die
flüssige Schlacke der Schmelzkammern eingebunden.
[0009] Da die Verbrennung in der Schmelzkammer bei hohen Temperaturen abläuft, können dem
abgezogenen Filterstaub andere zu entsorgende Feststoffe beigemischt werden, die für
eine Niedertemperaturverbrennung in der Wirbelschichtfeuerung ungeeignet sind. Diese
Feststoffe brauchen nicht aus Wirbelschichtfeuerungen oder anderen Feuerungen zu stammen.
[0010] Die erfindungsgemäße Vorrichtung ist so beschaffen, daß mindestens ein Teil des Flugstaubes
wenigstens einem Brenner in zumindest einer Schmelzkammer zugeführt wird, der vorzugsweise
ein Deckenbrenner ist.
[0011] Um die Rauchgase aus der Schmelzkammer der Wirbelschichtfeuerung zuzuleiten, kann
die Schmelzkammer über Düsen mit einer Wirbelbrennkammer oder mit der Windbox unter
dem Düsenboden der Wirbelbrennkammer verbunden sein und münden die Düsen vorzugsweise
in einer Zone mit Sauerstoffmangel. Eine solche Zone mit Sauerstoffmangel kann sich
im unteren Teil der Wirbelbrennkammer befinden, so daß sich der letztendlich für den
Ausbrand erforderliche Sauerstoffüberschuß erst im Bereich der Zufuhr von Sekundärluft
im oberen Bereich der Wirbelbrennkammer ergibt.
[0012] Um bei Inbetriebnahme der Schmelzkammerfeuerung eine ausreichend hohe Zündtemperatur
für die brennbaren Bestandteile des Flugstaubes zu erreichen, kann in der Schmelzkammer
ein Anfahrbrenner angeordnet sein, der sich mit Kohlenstaub, Brenngas oder Heizöl
betreiben läßt.
[0013] Der Wirbelschichtreaktor für die Wirbelschichtfeuerung kann in üblicher Weise einen
rechteckigen Querschnitt aufweisen, dessen unterer Bereich verjüngt ist. Seitlich
neben diesem Unterteil können dann mindestens ein Tauchtopf, mindestens ein Fließbettkühler
für über mindestens einen Zyklonabscheider zurückgeführte Bettmasse und mindestens
eine Schmelzkammer angeordnet sein.
[0014] Die Erfindung wird nachstehend anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels
des näheren erläutert. In der Zeichnung zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische, schnittbildliche Seitenansicht eines Teils eines Großdampferzeugers
mit Wirbelschichtfeuerung;
- Fig. 2
- einen Schnitt entlang der Linie II-II in Fig. 1; und
- Fig. 3
- eine vergrößerte Darstellung der Schmelzkammerfeuerung.
[0015] Von einem im einzelnen nicht dargestellten Großdampferzeuger mit Wirbelschichtfeuerung
kann eine Wirbelbrennkammer 1 gekühlte Wände und/oder Kühleinbauten aufweisen. Am
Kopfende der Wirbelbrennkammer 1 ist mindestens ein Rückführzyklon 2 angeordnet, der
zum Abscheiden des größten Teils der aus der Wirbelschichtfeuerung ausgetragenen Feststoffe
bzw. Bettmasse dient. Die abgeschiedene Bettmasse gelangt über einen Fallschacht 3
in mindestens einen Tauchtopf oder Siphon 8. Die Rauchgase und mitgetragener Flugstaub
gelangen aus dem Rückführzyklon 2 über einen Zug 4 zu Nachschaltheizflächen 5 und
werden von dort über einen Filter bzw. Entstauber 6 einem nicht dargestellten Kamin
zugeführt.
[0016] Am verjüngten Unterteil 11 der Wirbelbrennkammer 1 befindet sich ein Bettascheabzug
7. In einer vorzugsweise durch Rohrwände gekühlten Windbox 22 findet die Verteilung
der Primärluft für die Wirbelbrennkammer 1 statt.
[0017] Ein Teil der dem Tauchtopf 8 zugeführten Bettmasse wird mittels eines Regelventils
10 einem Fließbettkühler 9 zugeführt. Die Bettmasse des Tauchtopfs 8 und des Fließbettkühlers
9 wird teilweise in den unteren Teil 11 der Wirbelbrennkammer 1 rückgeführt und teilweise
abgezogen.
[0018] Im Bereich des Unterteils 11, des Tauchtopfes 8 und des Fließbettkühlers 9 ist eine
Schmelzkammer 12 angeordnet. Im oberen Bereich der Schmelzkammer 12 befindet sich
ein Deckenbrenner 13 mit einer Luftzufuhr 14 und einer Flug-Staubzufuhr 15. Ein Anfahrbrenner
21 ist im Zentrum des Hauptbrenners angeordnet und dient dazu, eine so hohe Zündtemperatur
vorzugeben, daß die brennbaren Feststoffbestandteile in einer stabilen Flamme 16 verbrennen.
Die Flug-Staubzufuhr 15 ist mit dem Entstauber 6 verbunden. Der Flug-Staubzufuhr 15
können auch andere Feststoffe, beispielsweise aus dem Bettascheabzug 7, den Tauchtöpfen
8 und dem Fließbettkühler 9 zugeführt werden. Ebenso lassen sich, wenn die Kapazität
der Schmelzkammer 12 ausreicht, weitere Feststoffe, beispielsweise Aschen anderer
Kohlestaubfeuerungen verwenden.
[0019] Der Deckenbrenner 13 wird so eingestellt, gegebenenfalls durch Zufuhr von Zusatzbrennstoff
in Form von Kohlenstaub, Heizöl oder Brenngas in Verbindung mit vorgewärmter Luft,
daß eine Flamme 16 entsteht, deren Verbrennungstemperatur so hoch ist, daß die Feststoffe
schmelzen und als flüssige Schlacke in einen Flüssigschlackeabzug 18 gelangen. Dort
werden sie in einem Naßentschlacker 19 granuliert und zu nachgeschalteten, nicht dargestellten
Absetz- und Transporteinrichtungen gebracht.
[0020] Die Schmelzkammer 12 besteht aus Strahlungskammern 17 und die Rauchgase werden durch
diese Strahlungskammern 17 zu Düsen 20 geführt, die im Unterteil 11 der Wirbelbrennkammer
1 münden. Dieses Unterteil 11 bildet eine Zone mit Sauerstoffmangel bzw. reduzierenden
Bedingungen, so daß das bei den hohen Verbrennungstemperaturen der Schmelzkammer 12
entstehende NO
X weitgehend reduziert wird. Falls die brennbaren Bestandteile der über die Staubzufuhr
15 eingeleiteten Feststoffe und/oder der Zusatzbrennstoff Schwefel bzw. Schwefelverbindungen
enthalten, gelangt das bei der Verbrennung entstehende SO₂ mit den Rauchgasen aus
der Schmelzkammer 12 über die Düsen 20 in das Unterteil 11 der Wirbelbrennkammer 1.
Hier verbindet es sich mit dem der Wirbelbrennkammer 1 üblicherweise zugeführten Kalk
oder Dolomit und wird auf diese Weise abgebunden. Je nach Primäreinbindegrad des bei
der Entschwefelung aus der Wirbelbrennkammer ausgeschiedenen Gipses, ergibt sich ein
unterschiedlich großer Kalkbedarf.
[0021] Somit entstehen trotz der sehr hohen Verbrennungstemperaturen der Schmelzkammer 12
infolge der Reduktionen im Wirbelbett 1 keine anderen Emissionsprodukte als bei der
üblichen Verbrennung mit zirkulierender Wirbelschicht.
[0022] Im Zentrum des Deckenbrenners 13 ist ein Anfahrbrenner 21 angeordnet, der mit Braunkohlenstaub,
Heizöl oder Brenngas betrieben werden kann.
[0023] Die granulierte Schlacke aus der Schmelzkammer 12 ist praktisch frei von unverbrannten
und eluierbaren Bestandteilen und läßt sich in derselben Weise behandeln oder weiterverwenden
wie die Schlacke eines Großdampferzeugers mit üblicher Schmelzkammerfeuerung, ohne
daß jedoch die bei einer üblichen Schmelzfeuerung unvermeidlich entstehenden Schadstoffe
mit dem Rauchgas emittiert und durch nachgeschaltete Entschwefelungs- und Entstickungsanlagen
entsorgt werden müssen.
1. Verfahren zum Verbessern des Bettmasse-Ausbrandes bei Feuerungen mit zirkulierender
Wirbelschicht, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens ein Teil des Flugstaubes einer Schmelzkammerfeuerung zugeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Flugstaub unter Zugabe von Luft in der Schmelzkammer verfeuert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Flugstaub unter Zugabe eines Zusatzbrennstoffs in der Schmelzkammer verfeuert
wird.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Rauchgase aus der Schmelzkammer der Wirbelschichtfeuerung in einer Zone
mit Sauerstoffmangel zugeführt werden.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß dem Flugstaub andere Feststoffe beigemischt werden.
6. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Zirkulationssystem (1, 2, 3, 7, 8) mit einer Schmelzkammer (12) verbunden
ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Schmelzkammer (12) mit mindestens einem Deckenbrenner (13) versehen ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Schmelzkammer (12) über Düsen (20) mit einer Wirbelbrennkammer (1) verbunden
ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Düsen (20) in einer Zone (11) der Wirbelbrennkammer (1) mit Sauerstoffmangel
münden.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Schmelzkammer (12) mit der Windbox (22) der Wirbelbrennkammer (1) verbunden
ist.
11. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 6 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß in der Schmelzkammer (12) ein Anfahrbrenner (21) angeordnet ist.
12. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 6 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß seitlich neben der Wirbelbrennkammer (1) mindestens ein Tauchtopf (8) und mindestens
ein Fließbettkühler (9) unter mindestens einem Zyklonabscheider (2) für zirkulierende
Bettmasse angeordnet ist.