Gebiet der Technik
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Schleifbearbeitung von Werkstuecken
und kann im Maschinen- und Schiffbau und in anderen Industriezweigen eine breite Anwendung
finden, in denen Werkstuecke zu entgraten sind bzw. eine Fertigbearbeitung von Werkstuecken,
darunter auch Werkstuecken mit komplizierter Konfiguration nach Giessen, Gesenkschmieden,
Stanzen, grober mechanischer Bearbeitung erforderlich ist, die eine urspruengliche
Oberflaechenrauhigkeit von R
z=20 bis 50 µm aufweisen.
Vorhergehender Stand der Technik
[0002] Es ist ein Verfahren zur Schleifbearbeitung von Werkstueken bekannt (SU, A, 534344),
bei dem das zu bearbeitende Werkstueck in eine Wirbelschicht von Partikeln eines Schleifmittels
(von Schleifmittelkoernern) gebracht wird. Dabei erfolgt in der besagten Wirbelschicht
ein Abtragen mikroskopischer Unebenheiten von der Werkstueckoberflaeche und ein Entgraten
des Werkstuecks durch eine Schlagwechselwirkung der Schleifmittelkoerner und des zu
bearbeitenden Werkstuecks.
[0003] Dieses Verfahren weist aber eine verhaeltnismaessig niedrige Intensitaet der Bearbeitung
und darum eine unzureichende Arbeitsproduktivitaet insbesondere bei Bearbeitung von
Werkstuecken mit einer urspruenglichen Oberflaechenrauhigkeit von 20 bis 50 µm auf.
Dieser Nachteil ist auf die verhaeltnismaessig kleine kinetische Energie eines Schleifmittelkorns
in einer Wirbelschicht zurueckzufuehren, die durch seine Masse und Bewegungsgeschwindigkeit
bedingt ist. Eine Erhoehung der kinetischen Energie von Schleifmittelkoernern durch
Vergroesserung ihrer Masse ist durch die zulaessigen Maximalabmessungen der Schleifmittelkoerner
begrenzt, weil bei Abmessungen der Schleifmittelkoerner ueber 800 mm, wie es Versuche
gezeigt haben, man kein Aufwirbeln und keine intensive Vermischung dieser Koerner
infolge kleiner Dichte einer Schuettlage derartiger Koerner und infolgedessen einer
hohen Luftdurchlaessigkeit dieser Lage erzielen kann. Was eine Steigerung der kinetischen
Energie der Schleifmittelkoerner durch Vergroesserung der Kornbewegungen in der Wirbelschicht
betrifft, die von der Stromgeschwindigkeit der diese Wirbelschicht erzeugenden Luft
direkt abhaengt, so ist sie durch einen Wert der besagten Luftstromgeschwindigkeit
begrenzt, bei der Auswürfe und ein Entweichen der Schleifmittelkoerner aus der Wirbelschicht
beginnen. Ausserdem nimmt bei einer Vergroesserung der Luftstromgeschwindigkeit dementsprechend
die Wahrscheinlichkeit zu, dass in der Wirbelschicht Luftblasen entstehen, was sich
auf die Effektivitaet der Werkstueckbearbeitung negativ auswirkt.
[0004] Es ist ein Verfahren zur Schleifbearbeitung von Werkstuecken bekannt (SU, A, 532515),
wonach im Unterschied vom vorstehend beschriebenen Verfahren ein zu bearbeitendes
Werkstueck bei seiner Bearbeitung, in einem Abstand gleich 0,5 bis 0,7 der Wirbelschichthoehe
von der Ebene des Verteilungsgitters angeordnet wird.
[0005] Dieses Verfahren stellt eine hoehere Intensitaet der Bearbeitung sicher, weil sich
das zu bearbeitende Werkstueck in einem Bereich der Wirbelschicht befindet, worin
Schleifmittelkoerner die maximale Bewegungsgeschwindigkeit haben.
[0006] Eine Bearbeitungsintensitaet bleibt aber bei diesem Verfahren unzureichend hoch,
weil sie wie beim vorstehenden Verfahren durch die zulaessigen Abmessungen von Schleifmittelkoernern
und die zulaessige Geschwindigkeit eines Luftstroms begrenzt ist, der eine Wirbelschicht
erzeugt.
[0007] Wie Versuche gezeigt haben, ist die Intensitaet einer Werkstueckbearbeitung unter
Anwendung der besagten Verfahren insbesondere in jenen Faellen unzureichend,wenn die
zu bearbeitenden Werkstuecke eine grosse urspruengliche Rauhigkeit von 20 bis 50 µm
bzw. grosse Grate aufweisen.
Offenbarung der Erfindung
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Schleifbearbeitung von
Werkstuecken in einer Wirbelschicht von Schleifmittelkoernern zu entwickeln, bei dem
der Wirbelschicht solche Parameter verliehen werden, dass die kinetische Energie der
Schleifmittelpartikel bei Bearbeitung eines Werkstuecks vergroessert und dadurch die
Bearbeitungsintensitaet und folglich die Produktionsleistung gesteigert werden.
[0009] Diese Aufgabe wird beim bekannten Verfahren zur Schleifbearbeitung von Werkstuecken
in einer Wirbelschicht erfindungsgemaess dadurch geloest, dass die Wirbelschicht in
periodische Schwingungen mit einer Frequenz von 0,5...6,0 Hz und einer Amplitude von
ueber 10 mm gesetzt wird.
[0010] Die periodischenSchwingungen der Wirbelschicht mit einer Frequenz und einer Amplitude,
die im erfindungsgemaessen Bereich liegen, bewirken die Vergroesserung einer kinetischen
Energie von Schleifmittelpartikeln. Wie es Versuche gezeigt haben, kann bei derartigen
Schwingungen der Wirbelschicht die Bewegungsgeschwindigkeit von Schleifmittelpartikeln
um das 3- bis 5-fache in Abhaengigkeit von ihren Abmessungen gesteigert werden, wodurch
ihre kinetische Energie vergroessert wird. Die besagte Vergroesserung der kinetischen
Energie von Schleifmittelpartikeln stellt die Steigerung einer Intensitaet der Werkstueckbearbeitung
sicher.
[0011] Versuchsergebnisse haben gezeigt, dass bei einer Schwingungsfrequenz der Wirbelschicht
unter 0,5 Hz bzw. bei einer Schwingungsamplitude unter 10 mm die Bewegungsgeschwindigkeit
der Schleifmittelpartikel so vermindert wird, dass die Intensitaet der Werkstueckbearbeitung
jener nach bekannten Verfahren nahe liegt. Schwingungen der Wirbelschicht mit einer
Frequenz ueber 6,0 Hz sind infolge der Traegheit von Schleifmittelpartikeln praktisch
unerreichbar.
Kurze Beschreibung der Zeichnung
[0012] Nachstehend wird die Erfindung durch ausfuehrliche Beschreibung der besten Variante
ihrer Durchfuehrung unter Bezugnahme auf eine Zeichnung naeher erlaeutert, worin die
Vorrichtung zum Durchfuehren des erfindungsgemaessen Verfahrens zur Werkstueckbearbeitung
schematisch dargestellt ist.
Beste Ausführungsvariante der Erfindung
[0013] Ein Luftstrom, der durch einen Druckluefter 1 erzeugt wird, gelangt in eine Arbeitskammer
2 ueber einen Pulsator 3 mit einer bekannten Konstruktion und ein Luftverteilungsgitter
4, wodurch in dieser Kammer 2 eine Wirbelschicht 4 von Schleifmittelpartikeln erzeugt
wird. Der Pulsator 3 schliesst und oeffnet periodisch eine Leitung 6 zur Luftzufuhr
in die Arbeitskammer 2. Bei der abgesperrten Leitung 4 steigt der Druck in einer (nicht
eingezeichneten) Kammer des Pulsators 3,und die Wirbelschicht 5 in der Kammer 2 bewegt
sich abwaerts. Bei der geoeffneten Leitung 6 wird der Luftstrom der Arbeitskammer
2 mit einer gesteigerten Energie (infolge des Überdrucks in der Kammer des Pulsators
3) zugefuehrt, wodurch eine Aufwaertsbewegung der Wirbelschicht 5 der Schleifmittelpartikel
bewirkt wird. Eine Schwingungsfrequenz der Wirbelschicht 5 wird durch eine Bewegungsfrequenz
eines (nicht eingezeichneten) Ventils des Pulsators 3 bestimmt. Eine Schwingungsamplitude
wird bei einer vorgegebenen Frequenz durch die Masse der Schuettlage der Schleifmittelpartikel
in der Arbeitskammer 2 bestimmt. Dann bringt man nach einem beliebigen bekannten Verfahren
in die Wirbelschicht 5 ein zu bearbeitendes Werkstueck 7 und haelt dieses in der Wirbelschicht
solange, bis die Bearbeitung beendet wird. Eine Bearbeitungsdauer wird in Abhaengigkeit
von Bearbeitungszwecken anhand von bekannten Verhaeltnissen berechnet bzw. durch Versuche
ermittelt.
[0014] Nachstehend sind konkrete Ausfuehrungsbeispiele des erfindungsgemaessen Verfahrens
zur Schleifbearbeitung von Werkstuecken beschrieben.
Beispiel 1
[0015] In einer Rotationsschleifanlage bearbeitete man in einer Wirbelschicht von Schleifmittelpartikeln
(Siliziumkarbid mit einer Korngroesse 40) Stahlringe mit einer Haerte von HB = 280
bis 300 und einer urspruenglichen Rauhigkeit von R
z = 50 µm. Der Aussendurchmesser jedes Rings betrug 55 mm und die Hoehe 10 mm. Ringe
wurden auf Dornen befestigt und in die Wirbelschicht in laufenden Spitzen gebracht,
wonach man sie mit einer Umfangsgeschwindigkeit von 20 m/s drehen liess. Die Wirbelschicht
wurde in periodische Schwingungen in einer zur Ebene des Verteilungsgitters senkrechten
Richtung gesetzt. Diese Versuche fanden bei einer Schuettlagedicke der Schleifmittelpartikeln
von 150 mm, einem Luftdruck vor dem Pulsator von 0,7 MPa und einer Bearbeitungsdauer
von 10 min statt. Ausserdem bearbeitete man unter denselben Bedingungen Stahlringe
nach dem bekannten Verfahren in einer stationaeren Wirbelschicht von Schleifmittelpartikeln,
d.h. in einer Wirbelschicht, die keine periodische Schwingung ausfuehrte.
[0016] Versuche fanden bei verschiedenen Frequenzen und Amplituden der Wirbelschichtschwingungen
statt.
[0017] Nach den Versuchen ermittelte man die Dicke einer abgetragenen Metallschicht als
Differenz zwischen Werkstueckabmessungen vor und nach der Bearbeitung, die als Mass
einer Glaettung der urspruenglichen Rauhigkeit galt.
[0018] Bearbeitungsbedingungen und Versuchsergebnisse beinhaltet die Tabelle 1.
Tabelle 1
Versuchs-Nr. |
Schwingungsfrequenz der Wirbelschicht, V, Hz |
Schwingungsamplitude der Wirbelschicht, A, mm |
Dicke der abgetragenen Schicht, µm |
1 |
0,5 |
200 |
114 |
2 |
6 |
10 |
82 |
3 |
3 |
100 |
138 |
4 |
6 |
5 |
28 |
5 |
0,3 |
230 |
24 |
6 |
0 |
0 |
27 |
[0019] Aus der Tabelle 1 ist es ersichtlich, dass bei der Schleifbearbeitung von Werkstuecken
nach dem erfindungsgemaessen Verfahren (Versuche Nr. 1,2,3) eine Dicke der abgetragenen
Metallschicht und folglich ein Glaettungsgrad der Ausgangsrauhigkeit der urspruenglichen
zu bearbeitenden Oberflaeche bedeutend groesser ist als bei der Werkstueckbearbeitung
nach dembekannten Verfahren, d.h. in einer Wirbelschicht, die keine periodische Schwingungen
ausfuehrt (Nr.6). Ausserdem kann man aus der Tabelle 1 ersehen, dass bei einer Schwingungsfrequenz
der Wirbelschicht unter 0,5 Hz (Nr.5) bzw. bei einer Schwingungsamplitude unter 10
mm (Nr.4) die Dicke der abgetragenen Metallschicht stark abnimmt.
Beispiel 2
[0020] Auf einer Rotationsschleifanlage bearbeitete man zum Entgraten in einer Wirbelschicht
von Schleifmittelpartikeln (Siliziumkarbid mit einer Korngroesse 80) Werkstuecke (Lagerkaefige)
aus nichtrostendem Chrom-Nickel-Stahl. Ausgangsgratabmessungen betrugen: Laenge 4,6
bis 5,6 mm, Breite 0,6 bis 0,9 mm. Lagerkaefige wurden in einer besonderen Nockenvorrichtung
aufgespannt und in Drehbewegung mit einer linearen Geschwindigkeit von 15 m/s gesetzt.
Die Wirbelschicht wurde in periodische Schwingungen in einer zum Verteilungsgitter
senkrechten Richtung gesetzt. Pruefungen fanden bei einer Schuettlagenhoehe von Schleifmittelpartikeln
von 150 mm, einem Luftdruck vor dem Pulsator von 0,7 MPa und einer Bearbeitungsdauer
von 8 Minuten statt. Ausserdem bearbeitete man unter denselben Bedingungen Lagerkaefige
nach dem bekannten Verfahren in einer stationaeren Wirbelschicht von Schleifmittelkoernern.
[0021] Versuche fuehrte man bei verschiedenen Frequenzen und Amplituden der Wirbelschichtschwingungen
durch.
[0022] Nach den Versuchen pruefte man das bearbeitete Werkstueck auf das Gratvorhandensein.
[0023] Bearbeitungsbedigungen und Versuchsergebnisse beinhaltet die Tabelle 2.
Tabelle 2
Versuchs-Nr. |
Schwingungsfrequenz der Wirbelschicht, V, Hz |
Schwingungsamplitude der Wirbelschicht, A, mm |
Grat |
1 |
0,5 |
200 |
kein |
2 |
6 |
10 |
kein |
3 |
3 |
100 |
kein |
4 |
6 |
5 |
vorhanden |
5 |
0,3 |
230 |
vorhanden |
6 |
0 |
0 |
vorhanden |
[0024] Aus der Tabelle 2 ist es ersichtlich, dass bei der Schleifbearbeitung von Werkstuecken
nach dem erfindungsgemaessen Verfahren (Versuche Nr. 1, 2, 3) auf bearbeiteten Werkstuecken
kein Grat geblieben ist. Bei der Schleifbearbeitung von Werkstuecken nach dem bekannten
Verfahren (Nr.6) sowie bei der Bearbeitung in einer Wirbelschicht, deren periodische
Schwingungen eine Frequenz unter 0,5Hz (Nr.5) bzw. eine Amplitude unter 10 mm (Nr.4)
aufwiesen, bleiben nach der Bearbeitung Grate auf Werkstuecken.
Industrielle Anwendbarkeit
[0025] Das erfindungsgemaesse Verfahren zur Schleifbearbeitung von Werkstuecken kann zum
Abtragen verhältnismäßig grosser Grate sowie zur Fertigbearbeitung verschiedener Werkstuecke,
darunter auch Werkstuecke mit einer komplizierten Konfiguration, die eine urspruengliche
Oberflaechenrauhigkeit von R
z = 20 bis 50 µm aufweisen, nach Giessen, Gesenkschmieden, Stanzen und grober mechanischer
Bearbeitung, mit Erfolg verwendet werden.