[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verwertung von Pyrolyse-Reststoff und Pyrolysegas,
die aus einer aus nichtverwertbarem Restmüll aussortierten und mechanisch aufbereiteten
Müll - Leichtfraktion durch Pyrolyse gewonnen werden.
[0002] Derartige Verfahren sind aus der DE-OS 37 27 004 bekannt. So wird der Kohlenstoffgehalt
des Pyrolysekokses erhöht, womit er eine Aktivkohlestruktur mit chemosorbierenden
Eigenschaften erhält. Dadurch kann er als Filter verwendet werden, wird verschmutzt
und muß anschließend entsorgt werden. Als weitere Möglichkeit wird u.a. beschrieben,
Pyrolysereststoff zur energetischen Versorgung in Kalkbrandöfen zu verwenden. Dadurch
ist eine Kalzinierung bzw. Keramisierung der inerten Stoffanteile beabsichtigt. Es
ist jedoch immer eine bestimmte Zusammensetzung des Pyrolyse-Reststoffes erforderlich,
um die gewünschten Entsorgungseffekte zu erzielen.
[0003] Aus der DE-OS 35 20 819 ist ein Verfahren zur thermischen behandlung von mit Schadstoffen
belasteten Materialien bekannt die erhitzt werden und die entstehende Abluft einer
thermischen Nachverbrennung unterzogen wird. Mit Hilfe eines Drehrohrofens können
auch stark verschmutzte Abfälle verarbeitet werden. Thermisch gereinigter Boden kann
anstelle von ausgehobenen bodenmaterial wieder eingebaut werden. Als Brennstoff für
den Drehrohrofen wird öl oder Gas verwendet.
[0004] In der US 4,017,273 wird die Verbesserung eines Pyrolyse- und Verbrennungsprozesses
beschrieben. Der Sauerstoffgehalt des zugeführten Brenngases soll dadurch reduziert
werden können, daß Pyrolysekoks aus dem Ofen entnommen wird. Dieser muß dann zusätzlich
entsorgt werden. Eine andere Weiterentwicklung des Pyrolyse- und Verbrennungsverfahrens
ist in der US 4,042,345 beschrieben. Es soll die Bildung von Abgaskanälen bei Befüllung
des Ofens mit geschredderten Müll verhindert werden. Grundsätzlich wird bei den beiden
Müllverbrennungsverfahren jedoch hauptsächlich ein Synthesegas als Rohstoff für die
chemische Industrie erzeugt. Für dessen Qualität ist der Sauerstoffanteil des Brenngases
von großer Bedeutung. Die kombinierte Pyrolyse und Verbrennung von Abfall in einem
einzigen Ofen ist schwer beherrschbar, wie die beiden Verbesserungsversuche zeigen.
[0005] Die Erfindung hat die Aufgabe, Abfälle auch bei wechselnder Zusammensetzung sicher
zu entsorgen.
[0006] Dies wird dadurch erreicht, daß der Pyrolyse-Reststoff als Pyrolysekoks in einem
Ofen durch Erhitzen auf hohe Temperatur in inertes Material umgewandelt, das Pyrolysegas
zur Befeuerung des Ofens verwendet und die Abluft nachverbrannt wird.
[0007] Dadurch kann auch als Filter wiederverschmutzter Pyrolysekoks umweltfreundlich entsorgt
werden. Das bei der Pyrolyse gewonnene Pyrolysegas wird direkt zur Umwandlung von
Pyrolysekoks in inertes Material verwendet. Damit wird die Verwendung zusätzlicher
Energieträger, wie Öl oder Gas, überflüssig oder zumindest sehr stark beschränkt.
Pyrolysekoks trägt gleichfalls zur Beheizung bei, da er oftmals etwa 36 % Kohlenstoffanteil
hat. Das Pyrolysegas wird nach der Befeuerung des Ofens mit der Abluft nachverbrannt
und gereinigt, womit alle schädlichen Emissionen auf ein Minimum reduziert werden.
Im Gegensatz zur Kalzinierung gewährleistet das Erhitzen des Pyrolysekoks in einem
Ofen die zuverlässige Inertisierung.
[0008] Vorteilhafterweise wird das erfindungsgemäße Verfahren mit einer Deponiesanierung
gekoppelt, wobei ein Altlastteil mit stückigem organischem Material der Aussortierung
des Restmülles beigemischt wird. Somit kann die für die Sanierung der Altlast erforderliche
Energie aus der Zerlegung des Restmülls in Pyrolysegas und Pyrolysekoks gewonnen werden.
Gerade diese Altlasten aus alten Industriestandorten, Rangierhöfen, Tanklagern, Schrottplätzen
und kontaminierten Böden weisen zahlreiche Stoffe mit hohem Heizwert auf.
[0009] Durch das erfindungsgemäße Verfahren können wesentlich stärker verschmutzte Abfälle
verarbeitet werden und mit einem höheren Anteil von Kunststoffen und Gummi wird die
Pyrolysegas-Ausbeute erhöht. Dieses Gas wird nunmehr einer sinnvollen Verwertung,
wie beispeilsweise den Sanieren einer Altlast zugeführt. Ein hoher Kohlenstoffanteil,
wie er durch Kunststoffe, Gummi und Öle entsteht, wirkt sich beim Erhitzen im Ofen
verbrennungsfördernd aus. Dadurch werden gerade die problematischen Müllinhaltsstoffe
zum Sanieren der Umwelt herangezogen. Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erfolgt
eine wesentlich bessere Wärmenutzung bei der thermischen Zerlegung von Kohlenwasserstoffen.
Mit der Pyrolyse erfolgt eine kontrollierte Wärmenutzung durch bessere Zerlegung unter
Sauerstoffabschluß, der stark belastete Pyrolyse-Reststoff wird als Pyrolysekoks an
Ort und Stelle im Ofen weitergenutzt. Andernfalls müßte er aufgrund seiner starken
Verunreinigung in gesicherten Deponien unter Grundwasserabschluß gelagert werden,
wobei auch viel Methan ungenutzt entweicht, das die Ozonschicht schädigt und den Treibhauseffekt
verstärkt.
[0010] Zur Durchführung des Verfahrens ist es vorteilhaft, daß eine Sortieranlage vor einer
Pyrolyseanlage angeordnet ist, daß eine Leitung für Pyrolysegas von der Pyrolyseanlage
zu einem Ofen mit Brenner und Nachbrenner führt, daß der Pyrolysekoks dem Brenner
direkt bzw. nach Verwendung in einer Adsorbtionsfilteranlage zugeleitet ist und eine
Siebeinrichtung für Altlastteile vorhanden ist.
[0011] Die Erfindung wird anhand eines Ausführungsbeispieles und einer Figur näher erläutert.
Die Fig. zeigt das schematische Blockschaltbild einer Entsorgungsanlage.
[0012] Zur Lösung des Müllproblems gibt es verschiedene Ansätze. So wird durch die getrennte
Sammlung von Papier, Glas, Metallen, Kunststoffteilen in Reinsammlung und bioabfällen
eine Wiederverwertung bzw. Kompostierung und eine Reduzierung des Abfalls um mehr
als 60 % erreicht. Weitere 15 % Gewichtsreduktion wird durch die Erfassung von Sperrmüll
und Bauschutt erzielt. Wie in der Fig. dargestellt, wird der verbleibende Restmüll
RM oder unsortierter Müll einer Entsorgungsanlage zugeführt. Über eine Sortieranlage
SA werden energetisch nutzbare Bestandteile des Restmülls RM in eine Pyrolyseanlage
PA eingebracht. Hier erfolgt die Aufspaltung des Eintragsmaterials in die nutzbaren
Energieformen Pyrolysegas PG und Pyrolysekoks PK. Ein nachfolgender Ofen mit Brenner
BR und Nachbrenner NB wandelt unter Ausnutzung dieser Energie gefährliche Altlastteile
AL von Deponien D, kontaminierte Klärschlämme und sonstige schadstoffbelastete Reste
in ein wiederverwertbares, mineralisiertes Endprodukt von inertem Material IM um.
[0013] Die Pyrolyseanlage PA wird auch selbst durch Pyrolysegas PG beheizt. Weiteres Pyrolysegas
PG kann auch über einen Gasmotor GM zur Stromerzeugung herangezogen werden. Zur Sicherheit
ist eine Notfackel NF vorhanden.
[0014] Der Altlastteil AL wird vor der Entsorgung einer Siebeinrichtung S zugeführt. Er
kann cyanid-verunreinigten Boden, PCB-verunreinigtes Material, Galvanikschlämme, Gerbereischlämme,
ölverunreinigte Böden und mit tierischen Fetten verunreinigte Deponiekörper enthalten.
Der Altlastteil AL mit Plastik, Gummi, Leder und organischem Material wird der Sortieranlage
SA zugeführt. Öl- und Cyanidverunreinigungen, sowie anorganische Stoffe kommen direkt
in den Brenner BR. Der Sortieranlage kann auch Shredder-Leichtmüll, u.a. aus Gummireifen,
bzw. auch Autoshredder zugeführt werden. Vor allem verschwelbares Material mit langkettigen
Kohlenwasserstoffen eignet sich zur Zerlegung in Pyrolyseanlagen PA unter Sauerstoffabschluß.
Nach der Sortieranlage SA wird für die Pyrolyse ungeeignetes Material direkt dem Brenner
BR zugeführt.
[0015] Der in der Pyrolyseanlage PA entstandene Pyrolysekoks PK wird entweder direkt mit
anderen Altlastteilen AL und Filterrückständen über einen Kastenbeschicker in Brennerden
bR geladen oder aber als Filter in einer Adsorbtionsfilteranlage AF zur Reinigung
verschmutzter Wässer verwendet und anschließend dem Brenner BR zugeführt. Der Brenner
BR besteht aus einer Trockentrommel und einem Drehrohrofen. Nichtflüchtige Schwermetallanteile
werden im bodenmaterial immobilisiert. Das staub- und schadstoffbelastete Abgas wird
über Multizyklone mit nachgeschaltetem Schlauchfilter geführt. Die Schwermetalle legen
sich an die Staubteilchen an und werden mit diesen abgeschieden. Der Staub wird mit
Wasser und Tonmehl zu kleinen Kugeln vermischt und im Drehrohrofen nochmals gebrannt.
Die so in Ton keramisierten Schwermetalle sind Basis für hochwertiges Baumaterial
und werden als inertes Material IM ausgeschieden. Die verbleibende organische Matrix
aus dem Abluftstrom wird in einem Nachbrenner NB bei 1200° C vollständig verbrannt.
Im Wärmeaustauscher wird der Abgasstrom so rasch auf ca. 150° C abgekühlt, daß im
Bereich 500 - 250° C kaum toxisch wirkende Dioxine und Furane entstehen können. Nach
Trockenabsorbtion mit Kalkhydrat werden Staub- und Feinstpartikeln über eine Filteranlage
F abgeschieden. Die Belastung der Abluft liegt weit unter dem gesetzlichen Grenzwerten.
[0016] Die Energieversorgung des Brenners BR und Nachbrenners NB erfolgt überwiegend mit
Pyrolysegas PG, zur Sicherung eines kontinuierlichen Betriebes ist aber auch ein zusätzlicher
Anschluß für Heizgas HG vorgesehen. Der Pyrolysekoks PK hat aufgrund seines Kohlenstoffanteils
ebenfalls einen hohen Heizwert. Der über den Gasmotor GM erzeugte Strom versorgt ebenfalls
die Entsorgungsanlage. Dadurch wird die Zufuhr externer Energie möglichst gering gehalten,
Leitungs-, Umwandlungs- und Transportverluste entfallen.
1. Verfahren zur Verwertung von Pyrolyse-Reststoff und Pyrolysegas (PG), die aus einer
aus nichtverwertbarem Restmüll (RM) aussortierten und mechanisch aufbereiteten Müll-Leichtfraktion
durch Pyrolyse gewonnen werden, dadurch gekennzeichnet, daß der Pyrolyse-Reststoff als Pyrolysekoks (PK) in einem Ofen durch Erhitzen auf
hohe Temperatur in inertes Material (IM) umgewandelt, das Pyrolysegas (PG) zur Befeuerung
des Ofens verwendet und die Abluft nachverbrannt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein Altlastteil (AL) mit stückigem organischem Material der Aussortierung des
Restmülls (RM) beigemischt wird.
3. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet , daß eine Sortieranlage (SA) vor einer Pyrolyseanlage (PA) angeordnet ist, daß eine
Leitung für Pyrolysegas (PG) von der Pyrolyseanlage (PA) zu einem Ofen mit Brenner
(BR) und Nachbrenner (NB) führt, daß der Pyrolysekoks (PK) dem Brenner (BR) direkt
bzw. nach Verwendung in einer Adsorbtionsfilteranlage (AF) zugeleitet ist und eine
Siebeinrichtung (S) für Altlastteile (AL) vorhanden ist.