[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Kälteanlage, bei dem ein
Kältemittel mittels eines ölgeschmierten Verdichters durch einen Kältemittelkreislauf
gefördert wird, wobei Öl aus dem Verdichter in den Kältemittelkreislauf gelangt, und
bei dem dem Kältemittel ein darin unlöslicher, jedoch im Öl löslicher Hilfsstoff zugesetzt
wird.
[0002] Bei Kälteanlagen, die mit einem ölgeschmierten Verdichter arbeiten, befindet sich
im Kältemittelkreislauf auch Öl, das den Verdichter als feiner Nebel verlassen hat
und vom austretenden Kältemittelgas mitgeführt wird. In den früher verwendeten chlorhaltigen
Kältemitteln konnte sich das Öl in der Regel gut lösen, so daß es mit dem Kältemittel
zum Verdichter zurückgeführt werden konnte.
[0003] Aufgrund der inzwischen festgestellten umweltschädigenden Wirkungen der chlorhaltigen
Kältemittel - man denke beispielsweise an die Ozonproblematik und den Treibhauseffekt
- wurden in den letzten Jahren alternative Kältemittel gesucht, die die bisherigen
Kältemittel zunehmend ersetzen sollen. Es handelt sich dabei beispielsweise um chlorfreie
Kältemittel wie NH₃, R 134a, R 125 und R 152a.
[0004] Da sich diese neuen chlorfreien Kältemittel nicht in den bekannten Ölen lösen, treten
Probleme bei der Rückführung des Öls zum Verdichter auf. Aufgrund der hohen Viskosität
des Öls bei tiefen Verdampfungstemperaturen des Kältemittels kann das Öl nicht mehr
durch das Kältemittelgas im Kältemittelkreislauf vorwärtsgetrieben und so zum Verdichter
zurückgeführt werden.
[0005] Es wurden daher synthetische Öle wie Polyolester und Polyalkylenglykole entwickelt,
die sich in den chlorfreien Kältemitteln begrenzt lösen. Diesen neuen Ölen haften
aber erhebliche Nachteile an. Sie wirken z.B. auf gewisse Werkstoffe innerhalb des
Kältemittelkreislaufs, beispielsweise auf elektrische Isolierungen und Dichtungsmaterialien
aggressiv und besitzen stark hygroskopische Eigenschaften. Außerdem neigen sie zur
Kupferplattierung und weisen eine ungenügende thermische Stabilität auf.
[0006] Bei dem aus der DE-OS 32 45 475 bekannten Verfahren wird durch den Zusatz von Butan
erreicht, daß das im Kältemittel Ammoniak unlösliche Öl zum Verdichter zurückgefördert
werden kann. Hierfür sind ein Flüssigkeitsabscheider auf der Niederdruckseite der
Kälteanlage und ein Ölrezirkulator vorgesehen. Im unteren Teil des Flüssigkeitsabscheiders
sammelt sich eine Öl-Butan-Lösung an, die mit Hilfe des Ölrezirkulators in die Ansaugleitung
des Verdichters gefördert wird.
[0007] Gemäß der DE-AS 10 73 509 soll durch Zugabe Öllösender Zusätze ein Stocken des Schmieröls
oder Ausscheiden von Paraffin in Teilen der Kälteanlage verhindert werden. Zu diesem
Zweck werden an verschiedenen Stellen der Kälteanlage Lösungsmittel in den Kältekreislauf
eingeführt. Das verdünnte Öl setzt sich dann an verschiedenen Ölsammelstellen ab und
kann über Entnahmestellen entnommen werden. Das Lösungsmittel wird reichlich zugegeben,
so daß ein gewisser Teil in den Verdampfer gelangt, um hier das gestockte und an den
Wänden hängende Paraffin aufzulösen.
[0008] Bei beiden bekannten Verfahren geht es also darum, das Schmieröl durch Zusatz eines
Lösungsmittels zu verdünnen und das verdünnte Schmieröl im Kältemittelkreislauf über
den Verdichter zu führen oder aus dem Kreislauf auszuschleusen. Bei beiden Verfahren
werden Schmieröl und Lösungsmittel über den Verdampfer geführt, wodurch die Wirtschaftlichkeit
und Betriebssicherheit der Kälteanlage beeinträchtigt werden.
[0009] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs
genannten Art so auszugestalten, daß auch bei der Verwendung ölunlöslicher Kältemittel
eine weitgehende Rückführung des Öls zum Verdichter auf wirtschaftliche Weise erreicht
wird, ohne die Wirtschaftlichkeit und Betriebssicherheit der Kälteanlage negativ zu
beeinflussen.
[0010] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß
a) das Kältemittel und die Öl-Hilfsstoff-Lösung auf der Hochdruckseite der Kälteanlage
durch Aufschwimmenlassen der leichteren Phase auf der schwereren Phase in einer Sammelflasche
voneinander getrennt werden,
b) anschließend das Kältemittel über ein Expansionsventil und einen Kältemittelverdampfer
zum Verdichter zurückgeführt wird, während die Öl-Hilfsstoff-Lösung einem Ölaustreiber
zugeführt wird, in dem das Öl vom gasförmigen Hilfsstoff getrennt wird, und
c) daraufhin das abgetrennte Öl zum Verdichter zurückgeführt wird, während der gasförmige
Hilfsstoff zur Sammelflasche zurückgeleitet wird.
[0011] Die Erfindung ist insbesondere für die Anwendung bei chlorfreien Kältemitteln oder
anderen mit üblichen Ölen nicht löslichen Kältemitteln vorgesehen. Da diese Kältemittel
aber im Hilfsstoff löslich sind, ist eine weitreichende Entölung des Kältemittels
damit möglich. Es findet innerhalb des Kältemittelkreislaufs ein stetiger Auswaschprozeß
des Öles statt. Als Hilfsstoff wird vorzugsweise ein kurzkettiger Kohlenwasserstoff,
z.B. Butan, Propan oder Pentan, verwendet. Herkömmliche Kältemaschinenöle mineralischer
Herkunft sowie synthetische Öle auf Kohlenwasserstoffbasis sind in diesen Kohlenwasserstoffen
in jedem Verhältnis löslich. Die Zugabe geringer Mengen an Hilfsstoff reicht aus,
um einen stetigen Auswaschprozeß des Öles innerhalb des Kältemittelkreislaufs zu erreichen.
[0012] Das Öl läßt sich mit einem Ölaustreiber, wie er in der DE-PS 22 52 583 beschrieben
ist, in einfacher Weise zurückgewinnen und an jede beliebige Stelle des Kältemittelkreislaufs,
insbesondere in das Triebwerk des Verdichters, zurückführen. Die Trennung der beiden
Phasen, nämlich des im wesentlichen ölfreien Kältemittels auf der einen Seite und
der Öl-Hilfsstoff-Lösung auf der anderen Seite, erfolgt mittels Aufschwimm-Verfahren
(ähnlich Benzinabscheider DIN 1999). Hierzu wird eine Sammelflasche verwendet, die
in den Kältemittelkreislauf eingeschaltet ist. Die Öl-Hilfsstoff-Lösung weist üblicherweise
ein geringeres spezifisches Gewicht als das Kältemittel auf, so daß in der Sammelflasche
eine obenaufschwimmende Öl-Hilfsstoff-Phase und eine darunterliegende reine Kältemittel-Phase
entstehen. Die Öl-HilfsstoffPhase wird oben abgezogen und einem Ölaustreiber, wie
er in der DE-PS 22 52 583 beschrieben ist, zugeführt. Im Ölaustreiber wird das Öl
aus der Öl-Hilfsstoff-Lösung ausgetrieben und anschließend zum Verdichter zurückgeführt.
[0013] Die Phasentrennung erfolgt auf der Hochdruckseite der Kälteanlage. Auf diese Weise
wird eine Abwanderung von Öl auf die Verdampferseite der Kälteanlage weitgehend vermieden,
so daß der Verdampfer mit praktisch reinem Kältemittel betrieben werden kann.
[0014] Im Gegensatz zu den bekannten Verfahren handelt es sich bei dem anmeldungsgemäßen
Verfahren nicht einfach um eine Verdünnung des Schmieröls, sondern um einen Auswaschprozeß,
bei dem das Öl auf der Hochdruckseite der Kälteanlage ständig aus dem Kältemittel
ausgewaschen und zum Verdichter zurückgeführt wird. Dabei bleibt der als Waschmittel
wirkende Hilfsstoff ständig auf der Hochdruckseite der Kälteanlage. Die beiden Phasen
Kältemittel und Öl-Hilfsstoff-Lösung werden in der Sammelflasche durch Aufschwimmen
voneinander getrennt, d.h. die spezifisch leichtere Phase schwimmt auf der spezifisch
schwereren Phase oben auf. Bei Verwendung anderer Kältemittel-Hilfsstoff-Kombinationen
kann es natürlich umgekehrt sein, wodurch sich das Prinzip des anmeldungsgemäßen Verfahrens
jedoch nicht ändert.
[0015] Die Öl-Hilfsstoff-Lösung wird zweckmäßigerweise über eine Verbindungsleitung und
ein Rückschlagventil dem Ölaustreiber zugeführt. Im Ölaustreiber wird der als Waschmittel
dienende Hilfsstoff verdampft und als Gas über die Verbindungsleitung wieder zur Sammelflasche
zurückgeführt. Der Hilfsstoff wandert also ständig auf der Hochdruckseite zwischen
dem Verflüssiger und dem Ölaustreiber hin und her und wäscht dabei das Öl aus dem
Kältemittel heraus. Das ausgewaschene Öl wird im Ölaustreiber vom Hilfsstoff abgetrennt
und zum Verdichter zurückgeführt.
[0016] Es wird also weder Öl noch Hilfsstoff auf die Niederdruckseite und über den Verdampfer
geführt, so daß der Verdampfer mit reinem Kältemittel betrieben wird, was sich günstig
auf die Wirtschaftlichkeit und Betriebssicherheit der Kälteanlage auswirkt. Dies stellt
einen erheblichen Vorteil gegenüber den bekannten Verfahren dar, bei denen immer Öl
und Hilfsstoff über den Verdampfer geführt werden.
[0017] Obwohl mit einem etwas höheren Betriebsdruck der Kälteanlage gerechnet werden muß
(es gilt das Dalton'sche Gesetz

hat dies kaum einen nachteiligen Einfluß auf den Leistungsbedarf des Kältemittelverdichters,
weil die Dampfdruckkurven des Kältemittels und des Hilfsstoffs bei einfach logarithmischer
Darstellung nahezu parallel verlaufen und das für den Leistungsbedarf bestimmende
Druckverhältnis zwischen dem Verflüssigungs- und Verdampfungsdruck P
c : P
o gleich bleibt. Es darf davon ausgegangen werden, daß beim Abkühlen des mit dem Hilfsstoff
gesättigten Kältemittels innerhalb des Verdampfers - nach der Expansion des Kältemittels
- immer eine Übersättigung herrscht und das Dalton'sche Gesetz sowohl für die Verflüssigung
als auch für die Verdampfung gültig ist.
[0018] Im folgenden wird die Erfindung anhand eines in der Zeichnung schematisch dargestellten
Ausführungsbeispiels näher erläutert:
Die Figur zeigt ein Fließschema einer Kälteanlage mit einer Ölauswascheinrichtung.
[0019] In dem Schema ist ein üblicher Kältemittelkreislauf dargestellt, bestehend aus einem
Kältemittelverdichter 1 mit nachgeschaltetem Ölabscheider 2, einem Verflüssiger 4
mit einer Sammelflasche 5, einer Expansionseinrichtung 6 für das Kältemittel sowie
einem Kältemittelverdampfer 7. Abweichend gegenüber einem üblichen Kältemittelkreislauf
ist an die Sammelflasche 5 ein Ölaustreiber 3 angeschlossen, wie er in der DE-PS 22
52 583 beschrieben ist.
[0020] Nach Inbetriebnahme der Kälteanlage, die mit ölunlöslichem NH₃ als Kältemittel betrieben
wird, wird zunächst soviel Butan als Waschmittel für das Öl in den Verflüssiger 4
zugegeben bis an einem zum Beispiel in einer Verbindungsleitung 9 zwischen der Sammelflasche
5 und dem Ölaustreiber 3 installierten Schauglas 8 eindeutig das Zweiphasensystem
Kältemittel/Butan-Öl-Gemisch sichtbar wird.
[0021] Das Butan-Öl-Gemisch weist ein geringeres spezifisches Gewicht als das Kältemittel
auf und schwimmt deshalb in der Sammelflasche 5 obenauf (12). Von dort wird das Butan-Öl-Gemisch
mittels eines Entnahmerohres 10 entnommen und mittels der Verbindungsleitung 9 über
das Schauglas 8 und ein Rückschlagventil 30 dem Ölaustreiber 3 zugeführt. In dem mit
heißem Kältemitteldruckgas beheizten Ölaustreiber 3 wird der als Waschmittel dienende
Hilfsstoff verdampft. Das Rückschlagventil 30 weist eine in Gasströmungsrichtung gegen
eine Vorspannung öffnende Rückschlagklappe mit mindestens einer Bohrung auf. Bei Öffnung
der Rückschlagklappe strömt der im Ölaustreiber verdampfte Hilfsstoff ungehindert
mit gleichbleibender Geschwindigkeit durch die Verbindungsleitung 9 zur Sammelflasche
5 zurück. Bei Schließen der Rückschlagklappe läßt die Bohrung in der Rückschlagklappe
flüssiges Butan-Öl-Gemisch, der Heizleistung entsprechend angepaßt, dosiert wieder
dem Ölaustreiber 3 zulaufen. Der Hilfsstoff wandert also ständig auf der Hochdruckseite
zwischen dem Verflüssiger 4 und dem Ölaustreiber 3 hin und her und wäscht dabei das
Öl aus dem Kältemittel heraus. Das ausgewaschene Öl wird im Ölaustreiber 3 vom Hilfsstoff
abgetrennt und über Leitung 11 direkt in das Triebwerk des Verdichters 1 zurückgeführt.
[0022] Die in der Sammelflasche 5 unten liegende reine Kältemittelphase 13 wird über Leitung
14 abgezogen und über die Expansionseinrichtung 6 und den Verdampfer 7 zum Verdichter
1 zurückgeleitet.
[0023] Es wird also weder Öl noch Hilfsstoff auf die Niederdruckseite und über den Verdampfer
geführt, so daß der Verdampfer mit reinem Kältemittel betrieben wird, was sich günstig
auf die Wirtschaftlichkeit und Betriebssicherheit der Kälteanlage auswirkt. Dies stellt
einen erheblichen Vorteil gegenüber den bekannten Verfahren dar, bei denen immer Öl
und Hilfsstoff über den Verdampfer geführt werden. Außerdem wird der Hilfsstoff auch
nicht über den Verdichter geführt, wodurch sich das erfindungsgemäße Verfahren zusätzlich
vorteilhaft von den bekannten Verfahren unterscheidet.
1. Verfahren zum Betreiben einer Kälteanlage, bei dem ein Kältemittel mittels eines ölgeschmierten
Verdichters durch einen Kältemittelkreislauf gefördert wird, wobei Öl aus dem Verdichter
in den Kältemittelkreislauf gelangt, und bei dem dem Kältemittel ein darin unlöslicher,
jedoch im Öl löslicher Hilfsstoff zugesetzt wird,
dadurch gekennzeichnet, daß
a) das Kältemittel und die Öl-Hilfsstoff-Lösung auf der Hochdruckseite der Kälteanlage
durch Aufschwimmenlassen der leichteren Phase auf der schwereren Phase in einer Sammelflasche
(5) voneinander getrennt werden,
b) anschließend das Kältemittel über ein Expansionsventil (6) und einen Kältemittelverdampfer
(7) zum Verdichter (1) zurückgeführt wird, während die Öl-Hilfsstoff-Lösung einem
Ölaustreiber (3) zugeführt wird, in dem das Öl vom gasförmigen Hilfsstoff getrennt
wird, und
c) daraufhin das abgetrennte Öl zum Verdichter (1) zurückgeführt wird, während der
gasförmige Hilfsstoff zur Sammelflasche (5) zurückgeleitet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Öl-Hilfsstoff-Lösung über
mindestens eine Bohrung einer in Gasströmungsrichtung gegen eine Vorspannung öffnende
Rückschlagklappe eines Rückschlagventils (30) dem Ölaustreiber (3) zugeführt wird,
während der gasförmige Hilfsstoff durch Öffnen der Rückschlagklappe zur Sammelflasche
zurückgeleitet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein chlorfreies Kältemittel
verwendet wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß als Hilfsstoff
ein kurzkettiger Kohlenwasserstoff verwendet wird.