[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gasentnahme aus Druckbehältern mit einem
Fülldruck von über 200 bar.
[0002] Die Gasentnahme aus Druckbehältern von bis zu 200 bar Fülldruck wird mittels Druckminderer
ermöglicht, die den Behälterdruck auf einen Gebrauchsdruck von meist unter 10 bar
reduzieren. Unter Fülldruck wird dabei der Druck bei maximal gefülltem Druckbehälter
verstanden, während der Behälterdruck den aktuellen Druck des Druckbehälters während
der Gasentnahme meint.
[0003] Die Druckminderer arbeiten ein- oder mehrstufig. Sie senken beispielsweise einstufig
den an der Behälterseite anliegenden Vordruck von 200 bar auf einen regelbaren verbraucherseitigen
Hinterdruck von 2 bis 20 bar oder zweistufig einen Vordruck von 200 bar zunächst auf
20 bar und anschließend von 20 bar bis auf 0,5 bar Hinterdruck.
[0004] Solche Druckminderer werden beispielsweise zur Gasentnahme aus Flaschen, Flaschenbatterie-
oder Bündelbatterie-Anlagen, die verdichtete Gase, wie Sauerstoff, Stickstoff, Argon
etc., mit einem Fülldruck von meist 200 bar enthalten, eingesetzt. Druckbehälter mit
Fülldrücken von über 200 bar, also beispielsweise 300, 350 oder 400 bar, sind seit
kurzem auf dem Markt erhältlich oder werden dort in naher Zukunft erscheinen.
[0005] Da zur Gasentnahme aus diesen neuen Druckbehältern auch neue Gasarmaturen, insbesondere
Druckminderer, notwendig sind, stoßen diese Druckbehälter beim Verbraucher auf noch
geringe Akzeptanz. Bekannt sind bisher einstufige Druckminderer, die den Vordruck
von 300 bar auf einen Hinterdruck von unter 10 bar reduzieren. Nachteilig für den
Verbraucher wirken sich hierbei die Neuanschaffungskosten, sowie die mangelnde Kompatibilität
des Systems für Druckbehälter mit einem Fülldruck oberhalb und unterhalb 200 bar aus.
Zudem arbeiten derartige einstufige Druckminderer aufgrund ihrer Kennlinien über solch
große Druckbereiche mit oftmals nicht genügend großer Genauigkeit.
[0006] Der Verbraucher muß sich bei diesem Stand der Technik mit einem System für Druckbehälter
mit über 200 bar (z.B. 300 bar) und einem zweiten System für Druckbehälter bis zu
200 bar (z.B. 200 oder 150 bar) ausrüsten, wenn er flexibel bleiben und sich nicht
völlig auf Druckbehälter eines bestimmten Fülldruckes festlegen will.
[0007] Aufgabe vorliegender Erfindung ist es deshalb, für bestehende Anlagen zur Gaseversorgung
ein Verfahren zur Gasentnahme zu entwickeln, mit dem der Verbraucher auf wirtschaftliche
Art und technisch einfache Weise in die Lage gebracht wird, Druckbehälter mit Fülldrücken
über 200 bar in seine Gasanlagen zu integrieren.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß bei einem Behälterdruck von
mehr als 200 bar der Gasdruck mittels eines ersten Druckminderers bis auf oder bis
unter 200 bar und anschließend mittels eines zweiten Druckminderers auf Gebrauchsdruck
reduziert wird.
[0009] Zur Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird vom Verbraucher im wesentlichen
lediglich ein Druckminderer benötigt, der seinem bisherigen Gaseversorgungssystem
vorgeschaltet wird. Dieser erste Druckminderer reduziert bei Verwendung von Druckbehältern
mit einem Fülldruck oberhalb 200 bar bei der Gasentnahme den Druck bis auf oder bis
unter 200 bar, so daß nach dieser ersten Reduktion wie bisher mittels eines zweiten
Druckminderers der Druck auf Gebrauchsdruck reduziert werden kann.
[0010] Sinkt der Behälterdruck im Laufe der Gasentnahme auf einen Druck von gleich oder
weniger 200 bar, ist der erste Druckminderer voll geöffnet und der zweite Druckminderer
sorgt allein für die Druckabsenkung auf Gebrauchsdruck. Dieser zweite Druckminderer
ist in der Regel bei allen Gaseversorgungsanlagen bereits vorhanden. Das erfindungsgemäße
Verfahren erlaubt demnach durch ein einmaliges Nachrüsten den Gebrauch von Gasbehältern
mit Fülldrücken ober- und unterhalb 200 bar.
[0011] Werden nämlich Druckbehälter mit einem Fülldruck von maximal 200 bar in der erfindungsgemäß
veränderten Gasanlage eingesetzt, bleibt der erste Druckminderer wirkungslos, da er
voll geöffnet ist, und das System arbeitet wie bisher üblich.
[0012] Durch das erfindungsgemäße Verfahren ist eine Kompatibilität des Systems für beispielsweise
300 bar und 200 bar Gasflaschen sichergestellt, wobei diese Kompatibilität mit geringem
technischen und finanziellen Aufwand erzielt wird. Dadurch wird gleichzeitig die Akzeptanz
des Verbrauchers für Druckbehälter mit Fülldrücken oberhalb 200 bar erhöht.
[0013] Eine vorteilhafte Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, bei einem
Behälterdruck von gleich oder weniger als 200 bar eine den ersten Druckminderer umgehende
Bypassleitung zu öffnen. Druckbehälter mit einem Behälterdruck von gleich oder weniger
als 200 bar können in diesem Fall unter Umgehung des ersten Druckminderers entleert
werden. Die Bypassleitung kann manuell oder automatisch bei Behälterdrücken von 200
bar oder darunter geöffnet werden.
[0014] Damit entfällt der Widerstand des ersten Druckminderers und die Druckbehälter, insbesondere
Flaschenbatterien und Bündelbatterien, entleeren sich erfahrungsgemäß besser.
[0015] Im folgenden soll ein Ausführungsbeispiel das erfindungsgemäße Verfahren näher erläutern.
[0016] In der Zeichnung ist als Druckbehälter eine Sauerstoff-Gasflasche 1 mit einem Fülldruck
von 300 bar sowie ein System zur erfindungsgemäßen Gasentnahme aus diesem Druckbehälter
schematisch dargestellt.
[0017] Die von der Gasflasche 1 zum Verbraucher führende Leitung enthält mehrere Manometer
2, 3, 4 sowie einen ersten Druckminderer 5, eine Bypassleitung 7, die mit einem Regelventil
6 automatisch geöffnet und geschlossen werden kann, und schließlich einen zweiten
Druckminderer 8.
[0018] Durch Öffnen des Ventils 9 wird die Gasentnahme für den Verbraucher ermöglicht. In
der Regel entsprechen der zweite Druckminderer 8, die Manometer 3 und 4 und das Ventil
9 dem bisherigen System zur Gasentnahme aus Druckbehältern mit Fülldrücken bis maximal
200 bar. Dieses System wird in diesem Ausführungsbeispiel durch Hinzufügen des ersten
Druckminderers 5 mit Manometer 2 und der Bypassleitung 7 samt Ventil 6 zur Gasentnahme
aus einer Sauerstoff-Gasflasche 1 mit einem Fülldruck von 300 bar geeignet.
[0019] Erfindungsgemäß senkt der erste Druckminderer 5 den Druck der Sauerstoff-Gasflasche
bei einer Gasentnahme auf 200 bar, solange das Manometer 2 Behälterdrücke von über
200 bar anzeigt. Das Gas strömt anschließend in den zweiten Druckminderer, der den
Gasdruck zweistufig von 200 bar bis auf 2 bar Arbeitsdruck herabsenkt.
[0020] Der Sauerstoff kann jetzt, beispielsweise beim Laserschneiden, eingesetzt werden.
[0021] Zeigt das Manometer 2 einen Behälterdruck von 200 bar an, wird automatisch das Ventil
6 geöffnet, so daß der Gasstrom unter Umgehung des ersten Druckminderers 5 durch die
Bypassleitung 7 strömen kann und der Gasdruck lediglich mittels des zweiten Druckminderers
8 auf Arbeitsdruck reduziert wird.
[0022] In der zuletzt geschilderten Arbeitsweise eignet sich das erfindungsgemäße System
selbstverständlich auch zur Gasentnahme aus Sauerstoff-Gasflaschen mit einem Fülldruck
gleich oder unterhalb 200 bar.
[0023] Das Ausführungsbeispiel zeigt deutlich die technischen und finanziellen Vorteile
des erfindungsgemäßen Verfahrens, durch das die Gasentnahme aus Druckbehältern mit
Fülldrücken ober- und unterhalb 200 bar mit einem System möglich wird.
1. Verfahren zur Gasentnahme aus Druckbehältern mit einem Fülldruck von über 200 bar,
dadurch gekennzeichnet, daß bei einem Behälterdruck von mehr als 200 bar der Gasdruck mittels eines ersten
Druckminderers (5) bis auf oder bis unter 200 bar und anschließend mittels eines zweiten
Druckminderers (8) auf Gebrauchsdruck reduziert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß bei einem Behälterdruck von gleich oder weniger als 200 bar eine den ersten
Druckminderer (5) umgehende Bypassleitung (7) geöffnet wird.