[0001] Bei der praxisüblichen Herstellung von Chromledern wird Blößenmaterial nach dem Pickeln
mit handelsüblichen Chrom(III)-Salzen gegerbt. Nach mechanischer Entwässerung und
eventuellem Spalten wird das resultierende Wetblue durch Falzen auf die gewünschte
Stärke gebracht.
[0002] Hierbei fallen große Mengen chromhaltiger Falzspäne an, deren Entsorgung heute ökologische
Probleme bereitet. Das gleiche gilt für entsprechende Beschnittabfälle.
[0003] Zur Abhilfe dieses Problems wurde in der US-PS 4 060 384 vorgeschlagen, das Blößenmaterial
chromfrei vorzugerben, so daß die Schrumpftemperatur der Häute auf 77 - 85°C ansteigt.
Anschließend wird das entsprechend vorgegerbte Hautmaterial gespalten (im Falle von
ungespaltenen Blößen) und gefalzt, wobei nicht-chromhaltige, leicht zu entsorgende
Falzspäne anfallen. Das so mechanisch vorbehandelte Hautmaterial wird dann in der
üblichen Weise chromgegerbt. Dieser Prozeß wird in der Praxis Wet White-Verfahren
genannt.
[0004] Für die in der US-PS 4 060 384 beanspruchte Vorgerbung wurden darüber hinaus in der
Zwischenzeit z.B. folgende gerbende Substanzen vorgeschlagen:
- Aluminiumverbindungen (z.B. Leather Manufacturer 105 (1987) 12, 9-16, Leder- und Häutemarkt (1985) 19, 28-35, JALCA 79 (1984) 6);
- Aluminium-/Titanverbindungen (z.B. EP-A 0 291 165, DE-OS 3 903 499);
- Glutaraldehyd beziehungsweise Glutaraldehydderivate, gegebenenfalls in Kombination
mit Harz-/Austauschgerbstoff (z.B. DE-OS 3 935 879, JALCA 78 (1983) 174, LIRI Research Bulletin No. 894 (1985), JALCA 74 (1979) 9, 288-300);
- Austauschgerbstoffe auf Basis von Bis-(4-hydroxyphenyl)- sulfon (z.B. EP-A 428 481,
Rev. Tech. Ind. Cuir 77 (1985) 5, 161-165);
- Oxazolidine (z.B. Leather 188 [1986] 4531, 41-43).
[0005] Die mit Hilfe der oben beschriebenen Substanzen hergestellten Chromleder weichen
im Ledercharakter hinsichtlich Griff (siehe z.B. Das Leder
37 (1986) 12, 221-224), Fülle, Weichheit und Färbbarkeit von konventionell chromgegerbten
und gefalzten Ledern deutlich ab. Erfahrungsgemäß werden derartig gravierende Abweichungen
im Eigenschaftsbild vom Lederhersteller und/oder -verarbeiter nicht toleriert.
[0006] Zur Vermeidung derartiger Nachteile in der Weiterverarbeitung wurde im Falle der
Aluminiumvorbehandlung vorgeschlagen, die Aluminiumsalze nach dem Falzen vor der Chromgerbung
durch Waschen weitgehend zu entfernen (siehe Das Leder
38 (1987) 4, 71-75). Dieser zusätzliche Arbeitsschritt führt jedoch zu einer aus toxikologischer
Sicht nicht unbedenklichen Belastung des Abwassers mit Aluminiumsalzen.
[0007] Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß eine Vorbehandlung auch mit speziellen
nicht gerbend wirkenden Kondensationsprodukten durchgeführt werden kann, die ein Substrat ergibt,
das problemlos maschinell entwässert und gefalzt beziehungsweise gespalten und gefalzt
werden kann. Das auf diese Weise vorbehandelte Hautmaterial ist nach entsprechender
Konservierung unter praxisüblichen Bedingungen unbegrenzt lagerfähig. Das anschließend
hieraus nach Chromgerbung resultierende Leder unterscheidet sich in seinen anwendungstechnischen
Eigenschaften nicht von konventionell chromgegerbten und gefalzten Ledern.
[0008] Gegenstand der Erfindung ist also ein Verfahren zur Herstellung von Chromleder, dadurch
gekennzeichnet, daß das in üblicher Weise entkälkte, gebeizte und gepickelte Hautmaterial
in wäßriger Flotte mit einem nicht gerbend wirkenden Kondensationsprodukt vorbehandelt
und nach mechanischer Entwässerung gefalzt beziehungsweise (bei ungespaltenem Blößenmaterial)
gespalten und gefalzt und anschließend mit handelsüblichen Chrom(III)-salzen chromgegerbt
und wie üblich, nachbehandelt wird. Die übliche Nachbehandlung umfaßt im allgemeinen
Neutralisation, Nachgerbung, Färbung und Fettung.
[0009] Bei den erfindungsgemäß verwendeten Vorbehandlungsmitteln handelt es sich um Kondensationsprodukte
aromatischer Sulfonsäuren, die keine phenolischen Hydroxylgruppen enthalten, z.B.
solcher von C₆-C₂₄-Aromaten wie des Naphthalins, oder der Diarylether, z.B. der Ditolylether,
vorzugsweise der β-Naphthalinsulfonsäure, mit Formaldehyd. Für die Kondensation bevorzugte
aromatische Sulfonsäuren enthalten 0,8 bis 3, vorzugsweise 1 bis 2 Sulfonsäuregruppen
pro Molekül,
[0010] Die Herstellung der erfindungsgemäß zu verwendenden Kondensationsprodukte wird nachstehend
am Beispiel β-Naphthalinsulfonsäure/Formaldehyd geschildert:
Pro Mol Naphthalin können 1,1 bis 1,8, vorzugsweise 1,4 bis 1,5 Mol 100%ige Schwefelsäure
eingesetzt werden. Die Sulfonierung führt man in der Regel bei Temperaturen von 120
bis 160, vorzugsweise 140 bis 150°C, durch; sie ist üblicherweise innerhalb von 1
bis 3 Stunden abgeschlossen. Man gibt 0,4 bis 0,8, vorzugsweise 0,55 bis 0,65 Mol
Formaldehyd zu (meistens in Form seiner wäßrigen Lösung). Die Kondensation kann bei
Temperaturen von 95 bis 120°C, vorzugsweise von 110 bis 120°C erfolgen; sie ist in
der Regel innerhalb von 2 bis 5 Stunden abgeschlossen. Abschließend wird mit Alkalilauge
auf einen pH-Wert von 5 bis 8, vorzugsweise von 6 bis 6,5, oder mit Ammoniak auf einen
pH-Wert von 2 bis 5, vorzugsweise von 3 bis 3,5, neutralisiert. In einer bevorzugten
Ausführungsform werden diese Produkte mit 1 bis 8, bevorzugt 3 bis 4 Gew.-%, bezogen
auf Kondensationsprodukt, C₄-C₈-Dicarbonsäure (z.B. Glutarsäure) auf eine Säurezahl
(mgKOH/g) von 20 bis 60 eingestellt.
[0011] Die erfindungsgemäß verwendeten Kondensationsprodukte besitzen keine Alleingerbwirkung
(Bibliothek des Leders, Bd. 3, S. 65, Umschau-Verlag, Frankfurt/Main, 1. Aufl. 1985)
im Sinne einer kovalenten Kollagenquervernetzung, wie sie beispielsweise durch polyfunktionelle
Aldehyde und Isocyanate oder im Sinne einer Kollagenquervernetzung durch Wasserstoffbrückenbildung
mit phenolhaltigen Austausch-/Vegetabilgerbstoffen oder im Sinne einer Kollagenquervernetzung
durch Komplexbildung mineralischer Gerbstoffe erreicht wird.
[0012] Durch Behandlung mit den erfindungsgemäß verwendeten Kondensationsprodukten werden
Schrumpfungstemperaturen von weniger als 65°C erreicht. Gleichzeitig bewirken sie
jedoch eine außerordentlich starke Entwässerung des Hautmaterials auf der Abwelkmaschine
und ermöglichen ein problemloses maschinelles Falzen ohne Verbrennungserscheinungen.
[0013] Als besonders vorteilhaft erweist sich hierbei, daß die Falzstärke des so vorbehandelten
Hautmaterials mit der Dicke des chromgegerbten Fertigleders übereinstimmt und ein
zusätzliches Nachfalzen überflüssig macht.
[0014] Als weiterer Vorteil ergibt sich, daß der zeitliche Ablauf dieses Wet White-Verfahrens
weitgehend dem Produktionsrhythmus der konventionellen Chromlederherstellung entspricht.
[0015] Bei den erfindungsgemäßen Verfahren wird das durch betriebsübliche Weichen und Äschern
erhaltene Blößenmaterial in der üblichen Weise entkälkt, gebeizt und mit organischen
und/oder anorganischen Säuren pH-Werte von 2 bis 6, vorzugsweise 2,5 bis 4,5 eingestellt
(gepickelt).
[0016] Die Vorbehandlung erfolgt anschließend mit 3 bis 15, vorzugsweise 4 bis 8 Gew.-%
(bezogen auf Blößengewicht) der oben genannten Kondensationsprodukte, berechnet als
Feststoff.
[0017] Nach mechanischer Entwässerung können die so vorbehandelten Häute einwandfrei gefalzt
oder im Falle von ungespaltenen Blößen gespalten und gefalzt werden.
[0018] Anschließend werden die Häute mit handelsüblichen Chrom(III)-salzen chromgegerbt
und in der üblichen Art und Weise fertiggestellt.
[0019] Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erhaltenen Fertigleder weisen im Vergleich
zu konventionell hergestellten Chromledern keine Unterschiede im Eigenschaftsbild
auf. Die Leder sind brillant färbbar und eignen sich daher besonders zur Herstellung
hochwertiger Anilinleder für die Verarbeitung zu Möbel- Schuhober- und Bekleidungsleder.
[0020] Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erhaltenen Falzspäne sind chromfrei und
bieten vielfältige Möglichkeiten für eine Entsorgung.
[0021] Die erfindungsgemäß verwendeten Kondensationsprodukte können in sprühgetrockneter
Form oder als wäßrige Lösung eingesetzt werden.
[0022] Die erfindungsgemäß verwendeten Kondensationsprodukte können auch in Kombination
mit anderen gerbenden Substanzen eingesetzt werden. Beispielhaft seien genannt:
- anorganische Aluminium- und/oder Titanverbindungen
- Aldehyde
- Oxazolidine
- phenolische Gruppen enthaltene Verbindungen und Mischungen dieser Substanzen.
[0023] Die Prozentangaben der nachfolgenden Beispiele beziehen sich, soweit nicht anders
angegeben, auf das Gewicht.
[0024] Die in den nachfolgenden Beispielen erwähnten Verdünnungsverhältnisse beziehen sich
auf Gewichtsteile, wobei die größere Zahl jeweils die Teile Wasser bedeutet.
[0025] Die Konzentrationen der zu verdünnenden Säuren entsprechen der praxisüblichen Weise:
Ameisensäure 85%ig, Schwefelsäure 96%ig.
Beispiele
Herstellung des erfindungsgemäß zu verwendenden Kondensationsproduktes
[0026] 1 Mol Naphthalin wird mit 1,43 Mol 100%iger Schwefelsäure bei 145°C 3 Stunden lang
sulfoniert. Man läßt das Sulfoniergemisch etwas abkühlen und kondensiert 3 Stunden
bei 115 - 117°C mit 0,64 Mol Formaldehyd, der in Form seiner 30%igen wäßrigen Lösung
eingesetzt wird. Anschließend läßt man das Reaktionsgemisch auf 80°C abkühlen und
versetzt dann mit wäßrigem Ammoniak bis auf einen pH-Wert von 3,5. Zu dieser Lösung
gibt man 4 %, bezogen auf das resultierende Ammoniumsalz des Kondensationsproduktes,
Glutarsäure und erhält damit eine Säurezahl von 35. Das Produkt wird vorzugsweise
sprühgetrocknet, kann aber auch als 40-60%ige wäßrige Lösung verwendet werden.
Beispiel 1
Herstellung von Möbelleder
a) nach dem Wet White-Verfahen
[0027] Zur Herstellung von Möbelleder werden in üblicher Weise geäscherte 800 kg Rindblößen
(2 mm gespalten) im Gerbfaß zunächst mit 100 % (bezogen auf Blößengewicht; wie alle
folgenden %-Angaben) Wasser von 35°C 15 Minuten gewaschen. Die Flotte wird abgelassen
und anschließend wird ohne Flotte mit 1,3 % Ammoniumchlorid und 0,4 % Zitronensäure
45 Minuten entkälkt, 80 % Wasser von 35°C zugesetzt und mit 0,2 % eines handelsüblichen
Beizmittels (mit 1500 tryptischen Einheiten) 120 Minuten gebeizt (pH-Wert der Flotte
7,7). Der Querschnitt der Blößen gibt mit Phenolphthalein keine Rotfärbung mehr. Danach
wird mit 100 % Wasser von 25°C gewaschen und bis auf eine Restflotte von ca. 50 %
die Flotte abgelassen. 5 Minuten nach Zusatz von 8 % Kochsalz werden 0,4 % Ameisensäure
(1:10 mit Wasser verdünnt) und nach weiteren 10 Minuten 0,6 % Schwefelsäure (1:10
mit Wasser verdünnt) zugegeben und 180 Minuten gepickelt (Pickel-pH-Wert 3,4).
[0028] In die Pickelflotte werden nun 5 % des erfindungsgemäß zu verwendenden Kondensationsproduktes
zugesetzt. Nach einer Stunde wird 1 % eines handelsüblichen synthetischen Fettes zugegeben
und 10 Stunden weitergewalkt. Der End-pH-Wert liegt bei 3,4 und die Endtemperatur
bei 31°C.
[0029] Nach dem Ablassen der Restflotte werden die Wet Whites ausgeladen, abgewelkt und
gegebenenfalls nach 24 Stunden Zwischenlagerung auf 1,0 mm Stärke gefalzt. Man erhält
pro 100 kg eingesetzter Blöße ca. 30 kg
chromfreie Falzspäne.
[0030] 300 kg gefalzte Wet Whites wurden in 250 % (bezogen auf Falzgewicht; wie alle folgenden
%-Angaben) Wasser von 35°C mit 1 % eines handelsüblichen synthetischen Fettes versetzt
und 15 Minuten gewalkt. Anschließend werden 0,5 % Ameisensäure (1:10 mit Wasser verdünnt),
nach 45 Minuten 11,5 % einer handelsüblichen, schwach organisch maskierten Chrom(III)-sulfatlösung
mit 15 % Chrom(III)-oxid und 40 % Basizität (nach Schorlemmer), und nach weiteren
15 Minuten 3 % Fett (siehe oben) zugegeben. Nach 60 Minuten Laufzeit werden 0,9 %
Natriumbicarbonat in 3 Raten von je 30 Minuten zugegeben und 120 Minuten laufen gelassen
(pH = 3,4). Die Flotte wird auf 38°C aufgeheizt und 4 % eines handelsüblichen Chrom-Syntan-Komplexes
(handelsüblicher Chrom-haltiger synthetischer Nachgerbstoff mit 12 % Chrom(III)-oxid)
zugegeben, nach 15 Minuten Laufzeit 6 % einer Fettmischung aus natürlichen und synthetischen
Fetten zugesetzt und 8 Stunden ausgegerbt. Die Restflotte hat einen Chrom(III)-oxidgehalt
von 1,8 g/l, einen End-pH-Wert von 3,3 und eine End-Temperatur von 35°C. Anschließend
wird in der üblichen Weise auf pH 6,5 neutralisiert, gefettet und über Zwischentrocknung
fertiggestellt.
b) nach praxisüblicher Chromgerbung
[0031] Die in Beispiel 1a) entkälkten, gebeizten und gepickelten Blößen (Spaltstärke 2 mm)
werden in der Pickelflotte mit 2,3 % (bezogen auf Blößengewicht, wie alle folgenden
%-Angaben) eines handelsüblichen synthetischen Fettes versetzt, und nach 15 Minuten
werden 9 % einer handelsüblichen, schwach organisch maskierten Chrom(III)-sulfatlösung
mit 15 % Chrom(III)-oxid und 40 % Basizität (nach Schorlemmer) zugegeben. Nach 90
Minuten Laufzeit werden 0,35 % Magnesiumoxid zugegeben und 10 Stunden weitergewalkt.
Der End-pH-Wert liegt bei 3,8 und die End-Temperatur bei 38°C. Der Chromoxid(III)-gehalt
der Restflotte beträgt 5,9 g/l.
[0032] Die resultierenden Wet Blues (mit ca. 3,8 % Chrom(III)-oxid, bezogen auf wasserfreies
Wet Blue) werden abgewelkt und auf 1,0 mm Stärke gefalzt. Die gefalzten Wet Blues
besitzen den gleichen Chrom(III)-oxidgehalt wie die in Beispiel 1a) nach dem Falzen
chromgegerbten Wet Whites. Man erhält pro 100 kg eingesetzter Blöße ca. 28 kg Chromfalzspäne
mit ca, 3,8 % Chrom(III)-oxid, bezogen auf wasserfreie Chromfalzspäne. Anschließend
wird in der üblichen Weise auf pH 6,5 neutralisiert, gefettet und über Zwischentrocknung
fertiggestellt.
[0033] Die nachfolgende Tabelle stellt die Chromemissionen der beiden Verfahren gegenüber.
Beispiel 2
Herstellung von Möbelleder
[0034] Zur Herstellung von Möbelleder wird das in Beispiel 1a) hergestellte Wet White-Leder
abgewelkt und gefalzt. 100 kg gefalzte Wet Whites werden in 250 % Wasser (bezogen
auf Falzgewicht; wie alle folgenden %-Angaben) mit 1,5 % eines handelsüblichen, synthetischen
Fettes versetzt und 15 Minuten gewalkt. Anschließend werden 0,4 % Ameisensäure (1:10
mit Wasser verdünnt) und nach 45 Minuten 7 % eines handelsüblichen Chromgerbstoffes
mit 26 % Chrom(III)-oxid und 33 % Basizität (nach Schorlemmer) zugegeben. Nach weiteren
15 Minuten Laufzeit versetzt man mit 3 % Fett (siehe oben). Nach 60 Minuten werden
3 % eines handelsüblichen, selbstabstumpfenden Chrom-Syntan-Komplexes mit 11 % Chrom(III)-oxid
zugegeben und 150 Minuten laufen gelassen (pH = 3,7). Die Flotte wird auf 38°C aufgeheizt
und 3 % eines handelsüblichen Chrom-Syntan-Komplexes mit 12 % Chrom(III)-oxid sowie
nach 15 Minuten Laufzeit 6 % einer Fettmischung aus natürlichen und synthetischen
Fetten zugesetzt und 8 Stunden ausgegerbt. Die Restflotte hat einen Chrom(III)-oxidgehalt
von 0,9 g/l, einen End-pH-Wert von 3,6 und eine End-Temperatur von 36°C.
[0035] Anschließend wird in der üblichen Weise auf pH 6,5 neutralisiert, gefettet und über
Zwischentrocknung fertiggestellt.
Beispiel 3
Herstellung von Möbelleder
[0036] Zur Herstellung von Möbelleder werden wie in Beispiel 1a) geäscherte, entkälkte und
gebeizte Blößen in 50 % Flotte nach Zugabe von 8 % Kochsalz mit 0,5 % Ameisensäure
(1:10 mit Wasser verdünnt) und 0,3 % Schwefelsäure (1:10 mit Wasser verdünnt) versetzt
und 120 Minuten gepickelt (Pickel-pH-Wert 3,7).
[0037] In die Pickelflotte werden nun 10 % einer wäßrigen Lösung (50%ig) des erfindungsgemäß
zu verwendenden Kondensationsproduktes zugesetzt. Nach einer Stunde wird 1,5 % eines
handelsüblichen synthetischen Fettes zugegeben und 10 Stunden weitergewalkt. Der End-pH-Wert
liegt bei 3,7 und die End-Temperatur bei 32°C. Die Restflotte ist chromfrei. Die Weiterverarbeitung
der Wet Whites erfolgt analog Beispiel 1a).
Beispiel 4
Herstellung von Möbelleder aus ungespaltenen Blößen
[0038] Zur Herstellung von Möbelleder werden in der üblichen Weise geäscherte 100 kg Rindblößen,
ungespalten, im Gerbfaß zunächst mit 150 % (bezogen auf Blößengewicht, wie alle folgenden
%-Angaben) Wasser von 38°C zweimal 15 Minuten gewaschen. Die Flotte wird abgelassen
und anschließend wird ohne Flotte mit 2,5 % Ammoniumsulfat, 0,3 % Natriumbisulfit
und mit 0,4 % Ameisensäure (1:10 mit Wasser verdünnt) 60 Minuten entkälkt, 40 % Wasser
von 35°C zugesetzt und mit 0,5 % eines handelsüblichen Beizmittels (mit 1500 tryptischen
Einheiten) 50 Minuten gebeizt (pH-Wert der Flotte 7,5). Der Querschnitt der Blößen
gibt mit Phenolphthalein keine Rotfärbung mehr.
[0039] Danach wird zweimal mit 150 % Wasser von 20°C gewaschen und bis auf eine Restflotte
von ca. 30 % die Flotte abgelassen. 5 Minuten nach Zusatz von 6 % Kochsalz werden
0,5 % Ameisensäure (1:10 mit Wasser verdünnt) und nach weiteren 10 Minuten 0,7 % Schwefelsäure
(1:10 mit Wasser verdünnt) zugegeben und 180 Minuten gepickelt (Pickel-pH-Wert 3,1).
[0040] In die Pickelflotte werden nun 8 % des erfindungsgemäß zu verwendenden Kondensationsproduktes
zugesetzt und 10 Stunden weitergewalkt. Der End-pH-Wert liegt bei 3,1 und die End-Temperatur
bei 32°C.
[0041] Nach dem Ablassen der Restflotte werden die Wet Whites ausgeladen, abgewelkt und
auf 2 mm gespalten. Man erhält pro kg Blöße ca. 400 g chromfreien Blößenspalt.
[0042] Nach 24 Stunden werden die Wet Whites auf 1 mm Stärke gefalzt und wie in Beispiel
1a) weiterverarbeitet. Es muß hier jedoch darauf geachtet werden, daß der pH-Wert
in der Chromgerbung durch Zugabe von 1,1 % (statt 0,9 %) Natriumbicarbonat auf ca.
3,5 angehoben wird.
Beispiel 5
[0043] 100 kg wie in Beispiel 4 vorbehandelte Rindblößen werden mit 0,5 % Ameisensäure (1:10
mit Wasser verdünnt) und 0,6 % Schwefelsäure (1:10 mit Wasser verdünnt) gepickelt
(Pickel-pH-Wert 3,2). Die Vorbehandlung erfolgt mit 17 % einer wäßrigen Lösung (50%ig)
des erfindungsgemäß zu verwendenden Kondensationsproduktes. Anschließend werden die
Wet Whites wie in Beispiel 4 abgewelkt, gespalten und gefalzt und wie in Beispiel
2 weiterverarbeitet.
Beispiel 6
Herstellung von Oberleder
[0044] Zur Herstellung von Schuhoberleder werden in der üblichen Weise geäscherte 1000 kg
Rindblößen (gespalten ca. 3,5 mm) im Gerbfaß zunächst mit 150 % (bezogen auf Blößengewicht;
wie alle folgenden %-Angaben) Wasser von 38°C 10 Minuten gewaschen. Die Flotte wird
abgelassen und anschließend wird mit 30 % Wasser von 35°C mit 2 % Ammoniumsulfat,
0,2 % Natriumbisulfit und 0,2 % Ameisensäure (1:10 mit Wasser verdünnt) 30 Minuten
entkälkt und mit 0,5 % eines handelsüblichen Beizmittels (mit 1500 tryptischen Einheiten)
30 Minuten gebeizt (pH-Wert der Flotte 8,3). Der Querschnitt der Blößen gibt mit Phenolphthalein
keine Rotfärbung mehr. Danach wird zweimal mit 150 % Wasser von 20°C gewaschen und
die Flotte bis auf eine Restflotte von ca. 20 % abgelassen. 5 Minuten nach Zugabe
von 5 % Kochsalz werden 0,5 % Ameisensäure (1:10 mit Wasser verdünnt) und nach 10
Minuten 0,7 % Schwefelsäure (1:10 mit Wasser verdünnt) zugegeben und 60 Minuten gepickelt
(Pickel-pH-Wert 3,1).
[0045] In die Pickelflotte werden nun 6 % des erfindungsgemäß zu verwendenden Kondensationsproduktes
sowie 0,1 % Natriumbisulfit (zur H₂S-Eliminierung) zugesetzt. Nach einer Stunde wird
1 % eines handelsüblichen natürlichen Fettes (Tranprodukt) zugegeben und 12 Stunden
weitergewalkt.
[0046] Der End-pH-Wert liegt bei 3,2 und die End-Temperatur bei 31°C. Nach dem Ablassen
der Restflotte werden die Wet Whites ausgeladen, abgewelkt und gegebenenfalls nach
24 Stunden Zwischenlagerung auf 1,8 mm Stärke gefalzt. Man erhält pro 100 kg eingesetzter
Blöße ca. 36 kg chromfreie Falzspäne.
[0047] 100 kg gefalzte Wet Whites werden in 150 % (bezogen auf Falzgewicht; wie alle folgenden
%-Angaben) Wasser von 35°C mit 12 % einer handelsüblichen, schwach organisch maskierten
Chromsulfatlösung mit 15 % Chrom(III)-oxid und 40 % Basizität (nach Schorlemmer),
versetzt (pH = 3,1). Nach 2 Stunden werden 3 % eines handelsüblichen, selbstabstumpfenden
Chrom-Syntan-Komplexes mit 11 % Chrom(III)-oxid zugegeben und nach 2 Stunden (pH =
3,6) auf 39°C aufgeheizt.
[0048] Nach 12 Stunden Laufzeit wird die Flotte abgelassen, 100 % Wasser von 50°C zugegeben
und mit 1,5 % eines handelsüblichen Chromgerbstoffes mit 26 % Chrom(III)-oxid und
33 % Basizität (nach Schorlemmer) und 2 % des oben genannten Chrom-Syntan-Komplexes
über 60 Minuten nachchromiert (pH = 4,1). Anschließend wird mit 1,5 % eines handelsüblichen
Neutralisationsgerbstoffes und 0,5 % Natriumbicarbonat auf pH 4,7 neutralisiert und
die Flotte nach 45 Minuten abgelassen. Die neutralisierten Chromleder werden in der
üblichen Weise nachgegerbt (mit einer Kombination aus Austausch-, Harz- oder Polymer-
und Vegetabilgerbstoffen), gefärbt und gefettet.
Beispiel 7
Herstellung von Oberleder
[0049] Zur Herstellung von Schuhoberleder werden wie in Beispiel 6 geäscherte, entkälkte
und gebeizte 100 kg Rindblößen (gespalten ca. 3,5 mm) in 20 % (bezogen auf Blößengewicht,
wie alle folgenden %-Angaben) Restflotte nach Zugabe von 5 % Kochsalz mit 0,5 % Ameisensäure
(1:10 mit Wasser verdünnt) und 0,7 % Schwefelsäure (1:10 mit Wasser verdünnt) 60 Minuten
gepickelt (Pickel-pH-Wert 3,1).
[0050] In die Pickelflotte werden nun 11 % einer wäßrigen Lösung (50%ig) des erfindungsgemäß
zu verwendenden Kondensationsproduktes sowie 0,1 % Natriumbisulfit zugesetzt. Anschließend
wird wie in Beispiel 6 gefettet, weitergewalkt, ausgeladen, abgewelkt und gefalzt.
[0051] 50 kg gefalzte Wet Whites werden in 150 % (bezogen auf Falzgewicht: wie alle folgenden
%-Angaben) Wasser von 35°C mit 7 % eines handelsüblichen Chromgerbstoffes mit 26 %
Chrom(III)-oxid und 33 % Basizität (nach Schorlemmer) versetzt (pH = 3,0). Nach 2
Stunden werden 30 % eines handelsüblichen Chrom-Syntan-Komplexes mit 15 % Chrom(III)-oxid
zugegeben und mit 0,8 % Natriumbicarbonat auf pH 3,6 abgestumpft. Nach 2 Stunden wird
auf 39°C aufgeheizt. Die Weiterverarbeitung und Fertigstellung der Leder erfolgt wie
in Beispiel 6.
Beispiel 8
Herstellung von Möbelleder
[0052] Zur Herstellung von Möbelleder werden nach Beispiel 1 entkälkte und gebeizte 800
kg Rindblößen (2,1 mm gespalten) im Gerbfaß in 50 % (bezogen auf Blößengewicht; wie
alle folgenden %-Angaben) Restflotte nach Zusatz von 7,5 % Kochsalz und Zugabe von
0,4 % Ameisensäure (1:10 mit Wasser verdünnt) nach 5 Minuten und 0,5 % Schwefelsäure
nach weiteren 10 Minuten insgesamt 180 Minuten gepickelt (Pickel-pH-Wert 3,5).
[0053] Der Pickelflotte werden 4 % des erfindungsgemäß zu verwendenden Kondensationsproduktes
zugesetzt. Nach 30 Minuten werden 0,5 % eines handelsüblichen, synthetischen Austauschgerbstoffes
auf Basis Bis-(4-hydroxyphenyl)sulfon zugegeben. Nach weiteren 60 Minuten wird 1,5
% eines handelsüblichen synthetischen Fettes zugesetzt und 12 Stunden weitergewalkt.
[0054] Der End-pH-Wert liegt bei 3,5 und die End-Temperatur bei 33°C.
[0055] Nach dem Ablassen der Restflotte werden die Wet Whites ausgeladen, abgewelkt und
wie in Beispiel 1 gefalzt, chromgegerbt und fertiggestellt.
1. Verfahren zur Herstellung von Chromleder, dadurch gekennzeichnet, daß das in üblicher
Weise entkälkte, gebeizte und gepickelte Hautmaterial in wäßriger Flotte mit einem
nicht gerbend wirkenden Kondensationsprodukt vorbehandelt und nach mechanischer Entwässerung
gefalzt beziehungsweise (bei ungespaltenem Blößenmaterial) gespalten und gefalzt und
anschließend mit handelsüblichen Chrom(III)-Salzen chromgegerbt und, wie üblich, nachbehandelt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als nicht gerbend wirkendes
Kondensationsprodukt Reaktionsprodukte aus sulfonierten aromatischen Verbindungen
mit Formaldehyd eingesetzt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß als sulfonierte aromatische
Verbindungen Sulfierungsprodukte von Naphthalin oder Diarylethern eingesetzt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß nach dem Äschern gespaltenes
Blößenmaterial eingesetzt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das gespaltene Blößenmaterial
mit 3-15 Gew.-%, bezogen auf Blößenmaterial, des Kondensationsproduktes, berechnet
als Feststoff, vorbehandelt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Kondensationprodukt in
Kombination mit einer gerbenden Substanz eingesetzt wird.
7. Verfahren gemäß Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß als gerbende Substanzen Aluminium-
und/oder Titanverbindungen, Aldehyde, Oxazolidine oder phenolische Gruppen enthaltene
Verbindungen, gegebenenfalls in Kombination miteinander, eingesetzt werden.