[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine MDF-Platte (mitteldichte Faserplatte) mit quer
zur Erstreckungsrichtung ihrer Hauptfläche in Abständen angebrachten Einschnitten
zur Herstellung eines gebogenen Körpers, wobei am Grund der Einschnitte Stege verbleiben
und zwischen den benachbarten Einschnitten Rippen gebildet sind, die nach dem Überführen
in die gebogene Form bleibend fixierbar sind. Es wird weiterhin ein Verfahren zur
Herstellung solcher MDF-Platten aufgezeigt und eine Verwendung derartig ausgebildeter
MDF-Platten für die Herstellung gebogener Körper beschrieben.
[0002] Eine MDF-Platte der eingangs beschriebenen Art ist aus der DE-PS 39 24 835 bekannt.
Diese MDF-Platte mit glatten Oberflächen wird zur Herstellung eines gebogenen Körpers
zunächst mit Einschnitten versehen, die mit einer Kreissäge oder mit einer Mehrblattsäge
quer zur Erstreckungsrichtung der Hauptflächen der MDF-Platte von der einen Oberfläche
her ausgehend so geführt werden, daß die MDF-Platte nicht gänzlich zertrennt wird,
sondern am Grund der Einschnitte Stege verbleiben und zwischen den benachbarten Einschnitten
Rippen gebildet sind. Die derart im MDF-Werk hergestellten und ausgestatteten MDF-Platten
werden dann in der Regel beim Weiterverarbeiter ihrem endgültigen Verwendungszweck
zugeführt. Hierzu wird eine Fixiermasse in die Einschnitte eingebracht, so daß die
Einschnitte zumindest teilweise mit der Fixiermasse ausgefüllt sind. Die MDF-Platte
wird dann in die gebogene Form überführt. Zur Beibehaltung der gebogenen Form werden
Klebebänder, Schraubzwingen oder andere Hilfsmittel eingesetzt, die solange an der
gebogenen MDF-Platte verbleiben, bis die Aushärtung der Fixiermasse erfolgt ist. Überschüssige
Fixiermasse, die beim Biegen der MDF-Platte aus den Einschnitten herausquillt, kann
abgestrichen werden, um auch auf dieser Seite, die in der Regel die Rückseite, also
die nicht der freien Ansicht zugängliche Oberfläche des Werkstücks bildet, eine saubere
Oberfläche zu erzeugen. Die Seite der MDF-Platte, deren Oberfläche von den Stegen
mitgebildet wird, ist dagegen die der freien Ansicht zugängliche Oberfläche, also
die dekorative Seite des Werkstücks, insbesondere Möbelstücks. Eine solche MDF-Platte,
insbesondere zur Herstellung eines gebogenen Körpers, läßt vielfältige Einsatzmöglichkeiten
zu, beispielsweise zur Erstellung von abgerundeten Kanten in der industriellen wie
auch der individuellen Möbelfertigung. Im Innenausbau können vorgefertigte Elemente
zur Verkleidung von Wänden und Decken eingesetzt werden. Auch Türverkleidungen nach
Zargenart o. dgl. können auf diese Art und Weise mit Rundungen versehen werden.
[0003] Nachteilig ist bei solchen bekannten MDF-Platten der sogenannte Polygoneffekt, d.
h. die der freien Ansicht zugekehrte Oberfläche des gebogenen Körpers aus der MDF-Platte
weist keine Kreisbogenform und auch keine andere, stetig verlaufende Krümmung auf,
sondern es entsteht beim Überführen in die gebogene Form ein im Querschnitt vieleckartiger
Körper. Dies hat seine Ursache darin, daß beim Überführen der MDF-Platte in die gebogene
Form sich die den Rippen benachbarten Flächenteile der der freien Ansicht zugänglichen
Oberfläche kaum verformen, sondern als gerade Streckenabschnitte verbleiben, während
sich das Umbiegen im wesentlichen nur im Bereich der Stege bemerkbar macht. Dieser
das Aussehen beeinträchtigende Polygoneffekt macht sich insbesondere bei kleinen Biegeradien
der MDF-Platte besonders nachteilig bemerkbar. Gleiches gilt für solche Oberflächen,
die mit einer Lackierung oder Beschichtung zur Oberflächenveredlung versehen werden.
Bei Verwendung hochglänzender Lacke wirkt sich der Polygoneffekt vergleichsweise nachteiliger
aus als bei Verwendung von matt glänzenden Lacken. Zur Behebung des nachteiligen Polygoneffekts
ist es bekanntgeworden, den gebogenen Körper auf seiner der freien Ansicht zugänglichen
Oberfläche nach dem Aushärten der Fixiermasse einem Rundschleifvorgang zu unterziehen.
Dieses Rundschleifen geschieht in aufwendiger Handarbeit und ist damit sehr lohnintensiv.
[0004] Es sind auch andere Arten von Oberflächenveredlungen bekannt, z. B. das Aufbringen
von Furnieren, Schichtstoffen oder Folien. Die Aufbringung dieser zusätzlichen Schichten
erfolgt in flachliegendem Zustand der Platte, wobei die Verbindung auch hier unter
Verwendung eines Klebers durchgeführt wird. Beim späteren Biegen der Platte zu dem
gebogenen Körper entstehen in der zusätzlich aufgebrachten Oberflächenschicht, insbesondere
in dem Furnier, Spannungen, die Anlaß zu Rißbildungen sein können, wodurch Ausschuß
entsteht, da hiervon unmittelbar die dekorative Oberfläche betroffen ist. Um die Gefahr
der Rißbildung auszuschließen, müssen insbesondere Furniere eine hinreichende Dicke
besitzen. Trotz dieser Dicke läßt sich nicht in allen Fällen der nachteilige Polygoneffekt
überspielen. Eiche-Furniere sind beispielsweise besser geeignet als Nußbaum-Furniere.
[0005] Aus der DE-PS 38 40 292 ist ein Verfahren zur Erzeugung einer Struktur, insbesondere
Holzstruktur, in die Oberfläche einer ausgehärteten Faserplatte, auch einer MDF-Platte,
hinein bekannt. Die Faserplatten werden einem zweistufigen Herstellungsvorgang unterworfen,
indem in der ersten Stufe in üblicher Weise die Formgebung der Faserplatte, meist
in einem kontinuierlichen Herstellungverfahren, erfolgt. In die Oberfläche einer solchen,
bereits ausgehärteten Faserplatte hinein wird eine Struktur eingebracht, indem ein-
oder beidseitig auf die Oberfläche der Faserplatte ein Harz-Wasser-Gemisch aufgebracht
wird, welches erweichend in die Oberfäche der Faserplatte eindringt. Die Faserplatte
wird anschließend in einer zweiten Stufe mit einer Kurztaktpresse unter Einwirkung
von Druck und Hitze und unter Verwendung eines strukturierten Preßblechs verpreßt,
wobei der Wasseranteil des Harz-Wasser-Gemischs zum Verdampfen und der Harzanteil
zur Aushärtung gebracht werden. Damit wird die Struktur des Preßblechs unmittelbar
in die Oberfläche der Faserplatte hinein abgeformt. Bei diesem bekannten Verfahren
geht es allerdings immer nur um die Herstellung ebener Faserplatten.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine MDF-Platte der eingangs beschriebenen
Art sowie ein Verfahren zu ihrer Herstellung und Verwendung aufzuzeigen, die zur Herstellung
gebogener Körper geeignet sind, wobei auf das aufwendige Rundschleifen verzichtet
werden kann und dennoch eine veredelte Oberfläche entsteht, bei der der Polygoneffekt
nicht störend in Erscheinung tritt.
[0007] Erfindungsgemäß wird dies bei der MDF-Platte der eingangs beschriebenen Art dadurch
erreicht, daß die MDF-Platte zumindest auf ihrer der freien Ansicht zugänglichen Oberfläche
eine in flachem Zustand eingeprägte Struktur, insbesondere Holzstruktur, aufweist,
die eine den Polygoneffekt überdeckende Rauhigkeitstiefe besitzt. Bei der der freien
Ansicht zugänglichen Oberfläche handelt es sich um diejenige Oberfläche der Platte,
die letztlich das dekorative Aussehen beispielsweise des unter ihrer Verwendung hergestellten
Möbelstucks bestimmt. Dies wird in der Regel die Außenseite, insbesondere Frontseite
des Möbelstücks, der Türbekleidung o. dgl. sein. Zwar läßt sich durch die eingeprägte
Struktur das Enstehen der polygonartigen Verformung der Platte beim Verbringen in
die gebogene Form nicht grundsätzlich vermeiden, jedoch sorgt die eingeprägte Struktur
datür, daß die polygonartige Verformung in ästhetischer Hinsicht überspielt wird und
somit bei normaler Betrachtung nicht mehr wahrgenommen wird. Dieser überraschende
Effekt tritt bei jeglicher Art von Rundung auf, sei es in konkaver oder konvexer Form;
er ist auch weitgehend unabhängig vom Biegeradius. Das Einprägen der Struktur erfolgt
entweder unmittelbar in die Oberfläche der MDF-Platte oder in eine mit der Oberfläche
der MDF-Platte verbundenen Beschichtung, Papier-Deckschicht o. dgl.. Als eingeprägte
Strukturen finden insbesondere Holzstrukturen in unregelmäßiger Gestaltung Verwendung.
Es ist aber auch möglich, künstliche Strukturen in Noppen-, Rippen- oder in sonstiger
Form einzusetzen, um besondere ästhetische Effekte zu erzielen. Die Art der eingesetzten
Struktur verbietet es keineswegs, eine weitere Oberflächenveredlung, etwa in der Form
der Aufbringung eines Lacks, etwa nicht auszuschließen. Vorteilhaft entstehen in der
Platte beim Überführen in die gebogene Form keine den Polygoneffekt verstärkende Spannungen.
Die Ursache hierfür ist darin zu sehen, daß die Struktur unmittelbar in der MDF-Platte
oder in einer mit der Oberfläche der MDF-Platte verbundenen Beschichtung, PapierDeckschicht
o. dgl. angeordnet ist. Damit ist auch eine Rißbildungsgefahr während des Biegevorgangs
beseitigt. Weiterhin ist vorteilhaft, daß Nachbehandlungen, wie etwa das bekannte
Rundschleifen, entfallen. Durch das nachträgliche Aufbringen einer Lackierung auf
den fixierten, ausgehärteten und gebogenen Körper entstehen äußerst dekorative Oberflächen.
Die Lackierung kann auch transparent oder gerade noch deckend aufgebracht werden.
In der Lackschicht entstehen keine Spannungen. Sofern eine Papier-Deckschicht angewendet
wird, wird diese auf die MDF-Platte in flachliegendem Zustand aufgelegt. Die Papier-Deckschicht
besitzt auf ihrer Unterseite, also auf der Kontaktseite zu der MDF-Platte, eine Harzbeschichtung.
Als Papier-Deckschicht wird insbesondere ein Grundierpapier eingesetzt, welches ein
Flächengewicht von etwa 100 g/m² aufweisen kann. Die Stärke dieser Papierschicht beträgt
etwa 0,2 mm. Es handelt sich um ein nicht- oder um ein schwach durchgehendes Papier,
also um ein Papier, das einen Harzanteil von 0 bis etwa 50 % des Papiergewichts aufweist.
Die Prägetiefe kann hier geringer gehalten werden als beim direkten Einprägen in die
Oberfläche der MDF-Platte; die Prägetiefe soll jedoch mindestens 100 µm betragen.
Die Papier-Deckschicht wird in einem Arbeitsgang mit der MDF-Platte verbunden, wobei
gleichzeitig die Struktur in die Papier-Deckschicht eingeprägt wird. Dies geschieht
unter Anwendung von Hitze und Druck und mit einem in der Regel am Preßstempel befestigten
Preßblech. Durch die Hitze und den Druck wird einerseits die Harzbeschichtung aktiviert,
so daß die Verbindung der Papier-Deckschicht mit der Oberfläche der MDF-Platte herbeigeführt
wird. Gleichzeitig erhält die Papier-Deckschicht die eingeprägte Struktur. Die Weiterverarbeitung
kann in üblicher Weise erfolgen, nämlich durch Einbringen der Schlitze usw.. Solche
Grundierpapiere werden bei normalen Spanplatten mit ihrer vergleichsweise rauhen,
zerklüfteten Oberfläche aufgebracht, wenn diese für einen nachfolgenden Lackiervorgang
vorbereitet werden sollen. MDF-Platten dagegen weisen eine weitgehend geschlossene,
ebene Oberfläche auf, so daß die Anwendung von Grundierpapieren, insbesondere zur
Vorbereitung auf eine nachfolgende Lackierung, an sich überflüssig erscheint. In Verbindung
mit der Überspielung des Polygeneffekts jedoch erbringt die Anwendung von Grundierpapieren
in überraschender Weise auch den gewünschten Effekt. Dies ist auch darauf zurückzuführen,
daß solche Grundierpapiere vergleichsweise elastische Eigenschaften aufweisen und
insoweit beim Überführen der geschlitzten MDF-Platte in die gewünschte gebogene Form
einen Ausgleichseffekt erbringen.
[0008] Die eingeprägte Struktur kann Vertiefungen aufweisen, deren Haupterstreckungsrichtung
parallel oder in einem kleinen Winkel schrägstehend zur Haupterstreckungsrichtung
der Einschnitte verläuft. Diese relative Anordnung zueinander ist besonders wirkungsvoll
für das optische Überdecken des Polygoneffekts. Die Vertiefungen, wie sie für eine
Holzstruktur typisch sind, verlaufen somit in Form von etwa geraden Mantellinien an
dem letztlich gekrümmten Körper. Phantasiestrukturen sind zweckmäßig so auszurichten,
daß sie in einer Richtung längergestreckte Vertiefungen aufweisen, die dann ebenfalls
etwa parallel zu den Einschnitten angeordnet werden.
[0009] Die Struktur weist zweckmäßig eine Rauhigkeitstiefe von mehr als 200 µm auf. Eine
gewisse Bedeutung kommt auch der Form der Struktur insofern zu, als unregelmäßige
Strukturen besser geeignet sind als regelmäßige. Allerdings kann durch erhöhte Rauhigkeitstiefe
der gewünschte Effekt beeinflußt werden. Die Struktur kann an der MDF-Platte nur einseitig
oder aber auch beidseitig angebracht bzw. eingebracht sein. Auch bei einseitiger Anwendung
verlieren die MDF-Platten nicht ihre Geradheit, so daß es vorteilhaft möglich ist,
die Struktur nur an einer Oberfläche, nämlich derjenigen, die der späteren freien
Draufsicht auf das Möbelstück o. dgl. ausgesetzt ist, angewendet wird.
[0010] Die Breite der Rippen sollte gleich oder größer als die Breite der Einschnitte sein.
Die Einzelabmessungen richten sich nach dem Biegeradius, der Anwendung findet. Es
ist aber auch möglich, die Verhältnisse an den Einschnitten und Rippen weitgehend
übereinstimmend im Sinn einer Universal-MDF-Platte zur Erzeugung verschiedener Rundungen
mit unterschiedlichen Biegeradien einzusetzen.
[0011] Ein Verfahren zur Herstellung einer MDF-Platte nach einem der vorangehenden Ansprüche
kennzeichnet sich erfindungsgemäß dadurch, daß nach der Formgebung der MDF-Platte
ein- oder beidseitig in flachliegendem Zustand die Struktur oberflächenseitig eingeformt
wird, und daß anschließend die Einschnitte eingebracht werden. Es versteht sich, daß
die Einschnitte, ausgehend von der anderen Oberfläche der MDF-Platte, die nicht mit
der Struktur versehen ist, eingebracht werden. Die so hergestellte MDF-Platte wird
dann vom MDF-Werk zum Weiterverarbeiter geliefert, wo bei dem die Überführung, Fixierung
und Stabilisierung in der gekrümmten Form stattfindet. Es versteht sich, daß die MDF-Platte
nicht über ihre gesamte Haupterstreckungsebene mit den Einschnitten versehen zu werden
braucht; die Einschnitte sind nur in solchen Bereichen vorgesehen, die in der gebogenen
Form Rundungen abgeben.
[0012] Das Einformen der Struktur erfolgt zweckmäßig durch das Aufbringen eines Harz-Wasser-Gemischs
auf die betreffende Oberfläche, unter Einwirkung von Druck und Hitze und unter Verwendung
eines strukturierten Preßblechs. Die Einformung der Struktur stellt damit den zweiten
Verfahrensschritt dar, nachdem die MDF-Platte ihre grundsätzliche Gestalt mit noch
glatten und kalibrierten Oberflächen in einem ersten Herstellungsschritt bekommen
hat. Das Harz-Wasser-Gemisch dringt nach dem Aufbringen in die Oberfläche der fertig
ausgehärteten MDF-Platte ein und weicht diese in den Oberflächenbereichen auf, so
daß sich bei der nachfolgenden Verpressung in einer Kurztaktpresse die Struktur des
Preßblechs in dieser Oberfläche abformt. Dabei härtet der Harzanteil des Harz-Wasser-Gemischs
aus, während der Wasseranteil verdampft.
[0013] Als Harz kann insbesondere ein Melamin-Harz Verwendung finden; das Harz-Wasser-Gemisch
findet mit einem Anteil von 25 bis 50 %, insbesondere 30 %, Harz Anwendung. Der relativ
hohe Wasseranteil ist wichtig für eine problemlose Abformung der Struktur des Preßblechs
in die Oberfläche der MDF-Platte hinein.
[0014] Ein Verfahren zur Herstellung eines gebogenen Körpers aus einer solchen MDF-Platte
kennzeichnet sich erfindungsgemäß dadurch, daß in die Einschnitte einer MDF-Platte
gemäß Anspruch 1 eine Fixiermasse eingebracht, die MDF-Platte in die gewünschte gebogene
Form überführt und bis zur Aushärtung der Fixiermasse stabilisiert wird. Dieses Verwendungsverfahren
kann entweder teilweise beim Hersteller der MDF-Platten angewendet, d. h. vorbereitet
werden, indem dort die Struktur eingeformt und die Einschnitte angebracht werden.
Weitere Verwendungsschritte werden in der Regel beim Weiterverarbeiter durchgeführt,
nämlich das Aufbringen der Fixiermasse, das Überführen der MDF-Platte in die gewünschte
gebogene Form und die Stabilisierung des so gebildeten Formkörpers bis zur Aushärtung
der Fixiermasse. Es ist aber auch möglich, daß der Anwender selbst die Einschnitte
anbringt.
[0015] Es ist auch möglich, zwei MDF-Platten mit ihren Einschnitten einander zugekehrt miteinander
zu verbinden und gemeinsam bis zur Aushärtung der Fixiermasse zu stabilisieren. Dabei
entstehen zwei, nicht durch Einschnitte unterbrochene, Oberflächen, die beide die
beschriebene Struktur oder auch unterschiedliche Strukturen tragen können. Eine Oberfläche
verläuft dann konkav, während die andere Oberfläche konvex verläuft bzw. umgekehrt.
[0016] Als Fixiermasse kann Kleber oder mit Holzfaser vermischte Klebepaste eingesetzt werden.
Diese Fixiermasse kann gleichzeitig zur Verbindung zweier Rücken an Rücken eingesetzter
MF-Platten Verwendung finden.
[0017] Die Erfindung wird anhand bevorzugter Ausführungsbeispiele weiter erläutert und beschrieben.
Es zeigen:
- Figur 1
- einen Querschnitt durch eine MDF-Platte nach dem Anbringen der Einschnitte,
- Figur 2
- eine MDF-Platte mit glatter Oberfläche in gebogener Form zur Verdeutlichung des Polygoneffekts,
- Figur 3
- einen Querschnitt durch eine MDF-Platte gemäß Figur 1 während der Aushärtung der Fixiermasse
mit konvex strukturierter Oberfläche und kleinem Biegeradius,
- Figur 4
- einen Schnitt durch eine MDF-Platte gemäß Figur 1 während der Aushärtung der Fixiermasse
mit größerem Biegeradius,
- Figur 5
- eine perspektivische Darstellung eines Ausschnitts einer MDF-Platte in der gebogenen
Form mit zwei Oberflächen, wobei die dekorative Oberfläche konvex gekrümmt ist,
- Figur 6
- einen Querschnitt durch einen Ausschnitt der MDF-Platte, bei der die dekorative, strukturierte
Oberfläche konkav gekrümmt ist,
- Figur 7
- eine Ansicht einer regelmäßigen Struktur der Oberfläche einer MDF-Platte und
- Figur 8
- eine Ansicht einer weiteren Ausführungsform einer strukturierten Oberfläche.
[0018] Die in Figur 1 im Querschnitt dargestellte MDF-Platte 1 besitzt die übliche Plattenform
und wird in den bekannten Dickenabstufungen erstellt. Die MDF-Platte 1 wird zunächst
als Platte mit zwei glatten Oberflächen erzeugt. Die eine Oberfläche 2 verbleibt in
ihrer glatten Form, während die andere Oberfläche 3 in einem zweiten Verfahrensschritt
mit einer Struktur 4 versehen wird, die in die Oberfläche 3 der MDF-Platte 1 eingearbeitet
wird. Die Oberfläche 3 ist die der dreien Ansicht zugängliche Oberfläche an dem daraus
hergestellten Werkstück, insbesondere Möbelstück. Die Oberfläche 3 mit ihrer Struktur
4 stellt damit die dekorative Oberfläche oder letztlich die Vorderseite dar, während
die Oberfläche 2 mit ihrer glatten Ausbildung die Rückseite darstellt. Es ist aber
auch möglich, beide Oberflächen 2 und 3 mit einer Struktur 4 zu versehen. Die Struktur
4 kann als Holzstruktur ausgebildet sein, wie dies die Figuren 5 und 6 zeigen. Es
sind auch Phantasiestrukturen möglich, von denen in den Figuren 7 und 8 Ausführungsbeispiele
dargestellt sind. Wichtig ist, daß die Struktur 4 eine gewisse Rauhigkeitstiefe aufweist,
die ausreicht, den Polygoneffekt zu überspielen. Auch die relative Anordnung des Verlaufs
der Struktur 4 zu einer Biegeachse 5 (siehe insbesondere Figuren 3 und 5) ist in diesem
Zusammenhang wichtig. Die Struktur 4 weist Vertiefungen 6 auf, die sich im wesentlichen
parallel zum Verlauf der Biegeachse 5 erstrecken. Die Vertiefungen können auch in
einem kleinen Winkel im Bereich zwischen 3 und 10° schräg zur Biegeachse 5 in der
Oberfläche 3 verlaufen, wie dies an sich typisch für den Verlauf einer Holzstruktur
ist. Damit entsteht eine winklige Überschneidung zwischen den Kanten, die den Polygoneffekt
realisieren, d. h. die Vertiefungen 6 und damit die Struktur 4 überdeckt optisch den
Polygoneffekt.
[0019] Nachdem die MDF-Platte 1 gemäß Figur 1 im Bereich ihrer einen Oberfläche 3 mit der
betr. Struktur 4 versehen ist, werden die Bereiche der Platte, die Rundungen abgeben
sollen, mit Einschnitten 7 versehen. Die Einschnitte 7 werden ausgehend von der Oberfläche
2 quer, d. h. senkrecht zu deren Haupterstreckungsebene, in die MDF-Platte 1 eingebracht,
jedoch so, daß im Bereich der anderen Oberfläche 3, die mit der Struktur 4 versehen
ist, Stege 8 verbleiben, durch die zunächst der Zusammenhalt der MDF-Platte 1 gewährleistet
ist. Zwischen den Einschnitten 7 entstehen dadurch Rippen 9.
[0020] In die Einschnitte 7 wird beim Weiterverarbeiter eine Fixiermasse 10 eingebracht,
wie dies in den Figuren 2 bis 4 im Querschnitt angedeutet ist. Anschließend wird die
MDF-Platte 1 in die dargestellte gebogene Form überführt. Überschüssige und aus den
Einschnitten 7 im Bereich der Oberfläche 2 herausquellende Fixiermasse 10 kann abgenommen
werden. Der aus der betreffenden MDF-Platte 1 gebogene Formkörper wird dann in dieser
gebogenen Form solange fixiert, bis die Aushärtung der Fixiermasse erfolgt ist.
[0021] Figur 2 stellt den Stand der Technik dar und dient zur Verdeutlichung des Polygoneffekts.
Es ist hier eine MDF-Platte 1 dargestellt, bei der nicht nur die die Rückseite bildende
Oberfläche 2 glatt ausgebildet sind, sondern auch die andere Oberfläche 2', die letztlich
die Vorderseite bzw. die der freien Ansicht zugängliche Oberfläche im Bereich des
späteren Möbelstücks bildet. Es ist aus der zeichnerischen Darstellung der Figur 2
erkennbar, daß sich im Bereich der Rippen 9 geradlinig verlaufende Flächenteile ergeben,
die sich im Querschnitt als geradlinig verlaufende Strecken 11 abbilden. Der Übergang
zwischen zwei benachbarten Strecken 11 nimmt eine Übergangs- bzw. Kantenform an. Es
entsteht hier je nach der Ausbildung des Grunds der Einschnitte 7 ein oder zwei mehr
oder weniger deutlich in Erscheinung tretende Kanten, die eine Übergangslinie 12 zwischen
den geraden Strecken 11 darstellt. Diese Übergangslinien 12 oder Kanten sind in der
gebogenen Form der MDF-Platte mit ihrer glatten Oberfläche 2' deutlich sichtbar und
beeinträchtigen das dekorative Aussehen derart, daß dies nicht tolerierbar ist, d.
h. es müssen Maßnahmen getroffen werden, die nachteilige Wirkung des Polygoneffekts
zu beseitigen. Im Stand der Technik geschieht dies durch Rundschleifen. Gemäß der
vorliegenden Erfindung geschieht dies durch Anwendung der Struktur 4 in der dekorativen
Oberfläche 3. So zeigen die Figuren 3 und 4 die MDF-Platte 1 gemäß Figur 1, also mit
der Struktur 4 in der Oberfläche 3, in der gebogenen Form, also mit ausgehärteter
Fixiermasse 10. Zwar ist die Geometrie der Einschnitte 7 und der Rippen 9 variabel,
so daß die Breite der Einschnitte 7 und die Dicke der Rippen 9 je nach Anwendungsfall
gewählt werden können. Es ist aber auch möglich, eine MDF-Platte 1 herzustellen, die
wahlweise unter Anwendung unterschiedlicher Biegeradien in die gekrümmte Form überführbar
ist, wie dies die Figuren 3 und 4 im Vergleich zueinander verdeutlichen. Gemäß Figur
3 ist der kleinste Biegeradius um die Biegeachse 5 gewählt, so daß die Rippen 9 auf
der Rückseite, also an der Oberfläche 2, aneinanderstoßen. Gemäß Figur 4 ist ein größerer
Biegeradius gewählt, so daß zwischen den rückwärtigen Ecken der Rippen 9 Bereiche
verbleiben, in denen sich Fixiermasse 10 befindet.
[0022] Die Figuren 5 und 6 verdeutlichen aus MDF-Platten 1 zusammengesetzte, gebogene Körper,
bei denen auf der dekorativen Seite die Strukturen 4 als Holzstrukturen ausgebildet
bzw. in die betreffende Oberfläche 3 eingeformt sind. Bei beiden Ausführungsbeispielen
sind zwei MDF-Platten 1 Rücken an Rücken zusammengesetzt und in der gebogenen Form
fixiert. Gemäß Figur 5 ist nur die eine MDF-Platte 1 auf ihrer Oberfläche 3 mit der
Struktur 4 versehen, die konvex nach außen gekehrt ist. Die andere Oberfläche 2' ist
glatt ausgebildet, da sie die Rückseite darstellt und der freien Ansicht im betreffenden
Anwendungsfall nicht zugänglich ist bzw. hier geringere Anforderungen gestellt werden.
Anhand von Figur 6 ist verdeutlicht, daS zwei MDF-Platten 1, die jeweils auf ihrer
Oberfläche 3 die Struktur 4 aufweisen, Rücken an Rücken zusammengesetzt sind. Damit
gelangt die Oberfläche 2 der beiden MDF-Platten 1 in die Mitte des zusammengesetzten
Körpers und ist damit der freien Ansicht nicht mehr zugänglich. Die Verbindung der
beiden Platten 1 erfolgt über die Fixiermasse 10. Der gebogene Formkörper gemäß Figur
6 besitzt damit auf beiden Seiten dekorative Oberflächen, auch wenn die Struktur 4
als Holzstruktur hier nur auf der konkaven Seite dargestellt bzw. verdeutlicht ist.
Anhand der Figuren 5 und 6 wird auch erkennbar, daß die Holzmaserung in einem kleinen
Winkel schräg zur Biegeachse 5 verläuft, was besonders wirkungsvoll ist, um den Polygoneffekt
dekorativ zu überdecken bzw. nicht mehr nachteilig in Erscheinung treten zu lassen.
[0023] Die Figuren 7 un 8 verdeutlichen weitere mögliche Strukturen 4, die nicht als Holzstrukturen
ausgebildet sind, sondern sich aus Vertiefungen 6 einer Art (Figur 7) oder Vertiefungen
6 unterschiedlicher Arten (Figur 8) zusammensetzen. Die Vertiefungen 6 erstrecken
sich im wesentlichen, d. h. mit ihrer Haupterstreckung, parallel bzw. in Richtung
der Biegeachse 5, während die Erstreckung quer dazu nur einen Bruchteil beträgt. Die
Vertiefungen 6 sind also in Richtung der Biegeachse 5 länger als quer dazu. Auch die
Anordnung der Vertiefungen zur Biegekante 5 ist von Bedeutung. In den Figuren 7 und
8 ist die genau parallele Anordnung dargestellt. Zweckmäßig ist es jedoch, wenn die
Reihen der Vertiefungen 6 in einem kleinen Winkel von vielleicht 3 bis 10° zur Biegeachse
5 schräg verlaufen. Hierdurch werden die Bruchkanten des Polygoneffekts von den Vertiefungen
6 über die Fläche der Oberfläche 3 betrachtet immer an unterschiedlichen Stellen unterbrochen,
so daß der Polygoneffekt optisch gesehen verschwindet.
Bezugszeichenliste:
[0024]
- 1
- = MDF-Platte
- 2
- = Oberfläche
- 3
- = Oberfläche
- 4
- = Struktur
- 5
- = Biegeachse
- 6
- = Vertiefung
- 7
- = Einschnitt
- 8
- = Steg
- 9
- = Rippe
- 10
- = Fixiermasse
- 11
- = Strecke
- 12
- = Übergangslinie
1. MDF-Platte mit quer zur Erstreckungsrichtung ihrer Hauptfläche in Abständen angebrachten
Einschnitten zur Herstellung eines gebogenen Körpers, wobei am Grund der Einschnitte
Stege verbleiben und zwischen den benachbarten Einschnitten Rippen gebildet sind,
die nach dem Überführen in die gebogene Form bleibend fixierbar sind, dadurch gekennzeichnet,
daß die MDF-Platte (1) zumindest auf ihrer der freien Ansicht zugänglichen Oberfläche
(3) eine im flachen Zustand eingeprägte Struktur (4), insbesondere Holzstruktur, aufweist,
die eine den Polygoneffekt überdeckende Rauhigkeitstiefe besitzt.
2. MDF-Platte nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die eingeprägte Struktur (4)
unmittelbar in der Oberfläche der MDF-Platte (1) oder in einer mit der Oberfläche
der MDF-Platte verbundenen Beschichtung, Papier-Deckschicht o. dgl. vorgesehen ist.
3. MDF-Platte nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die eingeprägte Struktur
(4) Vertiefungen (6) aufweist, deren Haupterstreckungsrichtung parallel oder in einem
kleinen Winkel schrägstehend zur Haupterstreckungsrichtung der Einschnitte (7) verläuft.
4. MDF-Platte nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die unmittelbar
in die Oberfläche eingeprägte Struktur (4) eine Rauhigkeitstiefe von mehr als 200
µm und die in der Beschichtung, Papier-Deckschicht o. dgl. vorgesehene Struktur eine
Rauhigkeitstiefe von mindestens etwa 100 µm aufweist.
5. Verfahren zur Herstellung einer MDF-Platte nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß nach der Formgebung der MDF-Platte (1) ein- oder beidseitig in
flachliegendem Zustand die Struktur (4) oberflächenseitig entweder direkt in die Oberfläche
der MDF-Platte oder in eine Beschichtung, Papier-Deckschicht o. dgl. eingeformt wird,
und daß anschließend die Einschnitte (7) eingebracht werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Einformen der Struktur
(4) durch das Aufbringen eines Harz-Wasser-Gemischs auf die betreffende Oberfläche,
unter Einwirkung von Druck und Hitze und unter Verwendung eines strukturierten Preßblechs,
erfolgt.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß als Harz ein Melamin-Harz Verwendung
findet und das Harz-Wasser-Gemisch in einem Anteil von 25 bis 50 %, insbesondere 30
%, Harz Anwendung findet.
8. Verfahren zur Herstellung eines gebogenen Körpers aus einer MDF-Platte, dadurch gekennzeichnet,
daß in die Einschnitte (7) einer MDF-Platte (1) gemäß Anspruch 1 eine Fixiermasse
(10) eingebracht, die MDF-Platte (1) in die gewünschte gebogene Form überführt und
bis zur Aushärtung der Fixiermasse (10) stabilisiert wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß zwei MDF-Platte (1) mit ihren
Einschnitten (7) einander zugekehrt miteinander verbunden werden und gemeinsam bis
zur Aushärtung der Fixiermasse (10) stabilisiert werden.
10. Verfahren zur Herstellung einer MDF-Platte nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
daß nach der Formgebung der MDF-Platte (1) in flachliegendem Zustand eine Beschichtung,
Papier-Deckschicht o. dgl. aufgebracht und dabei die Struktur (4) unter Anwendung
von Hitze und Druck in diese eingeformt wird.