[0001] Die Erfindung betrifft die Herstellung, Zusammensetzung und Verwendung eines Schädlings-
und Brandschutzmittels für Holz und andere organische Materialien.
[0002] Schutzmittel für Holz und andere organische Materialien sollen diese vor allem vor
Schädlingen schützen, insbesondere vor Pilzen, zerstörenden Insekten und Bakterien.
Daneben müssen die Schutzmittel in vielen Fällen auch die Brennbarkeit von Holz herabsetzen.
[0003] Diese Schutzwirkungen sollen durch die Schutzmittel nach Möglichkeit erzielt werden,
ohne daß Menschen und Nutztiere oder die Umwelt gefährdet werden. Ferner sollen Schutzmittel
umweltschonend und billig herstellbar sein.
[0004] Weitere Forderungen an die Schutzmittel sind einfache und ungefährliche Aufbringungsmöglichkeiten
auf die zu schützenden Materialien sowie problemlose Entsorgungsmöglichkeiten für
Reststoffe und behandelte Altstoffe.
[0005] Die Erfindung hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein Schutzmittel zu schaffen, das
die vorerwähnten Bedingungen möglichst optimal erfüllt.
[0006] Zur Lösung dieser Aufgabe wird ein Schutzmittel vorgeschlagen, das dadurch gekennzeichnet
ist, daß es basisch verseifte Molke enthält.
[0007] Molke fällt in vergleichsweise großen Mengen als billiges Nebenprodukt bei der Verarbeitung
von Milch an. Wenn dabei aus der Milch Fett und Casein durch Säuerung oder Lab ausgeschieden
ist, verbleibt die Molke, die u.a. je 100 g noch etwa 0,9 g Eiweiß, 0,3 g Fett und
4,5 g Lactose enthält. Diese Molke wird zur erfindungsgemäßen Herstellung von Schutzmittel
basisch verseift, vorzugsweise unter Verdünnung mit etwa der gleichen Menge Wasser.
Für die Verseifung kann Frischmolke oder in der entsprechenden Menge Wasser aufgelostes
Molkepulver eingesetzt werden. Die basische Verseifung der Molke kann vorzugsweise
mit Alkalilaugen wie Natronlauge oder Kalilauge erfolgen. Es ist aber auch möglich
andere Basen oder basisch wirkende Stoffe zu verwenden, z.B. Natriumcarbonat (Soda),
Kaliumcarbonat (Pottasche), Calciumhydroxid (gelöschter Kalk, Kalkmilch), Calciumcarbonat
(Kalkstein), Aluminiumhydroxid, Natriumphosphat oder Borax. Ferner ist es auch möglich,
Mischungen unterschiedlicher Basen, z.B. von Soda und Kalk, einzusetzen.
[0008] Die Durchführung der Verseifung erfolgt in der Regel durch Vermischen der in Wasser
gelösten oder suspendierten Reaktionskomponenten in stöchiometrischen oder nicht stöchiometrischen
Mengenverhältnissen, vorzugsweise mit Basenüberschuß, sowie gegebenenfalls unter Erhitzen.
Die Verseifung erstreckt sich nicht nur auf den Restfettanteil in der Molke, sondern
auch auf deren übrigen Bestandteile. Die Menge an zugegebener Base bzw. basisch reagierenden
Stoffen wird so gewählt, daß sich im Verseifungsprodukt ein pH-Wert von 7,5 bis 14,
vorzugsweise 8 bis 13, insbesondere 9 bis 12 ergibt.
[0009] Dem erfindungsgemäßen Schutzmittel können zur Abrundung des Eigenschaftsbildes oder
Erzielung spezieller Zusatzeigenschaften andere schädlings- und brandhemmende Stoffe
in gelöster, emulgierter oder suspendierter Form beigemischt werden, z.B. Borsalze,
Ammoniumverbindungen, Amine, Aminoplastharze, Zucker, Stärke, Polyole, Phosphate,
Silikate oder Carbonate sowie organische und anorganische Fungizide und Insektizide.
[0010] Für spezielle Anwendungen kann es vorteilhaft sein, dem Schutzmittel weitere Zusatzstoffe
in gelöster, emulgierter oder suspendierter Form beizumischen, z. B. Hydrophobierungsmittel
wie Wachse oder Silikone, ferner Bindemittel wie Alkyd-, Acrylat-, Vinylharze oder
trocknende Öle. Dadurch kann die Auswaschbeständigkeit des Schutzmittels verbessert
und die Feuchtigkeitsaufnahme des mit dem Schutzmittel behandelten Materials verringert
werden. Schließlich kann es auch vorteilhaft sein, dem Schutzmittel Farbstoffe, z.B.
Karotin, oder Pigmente, z.B. Erdfarben, beizumengen, um dadurch eine Kennzeichnung
der behandelten Materialien, eine dekorative Gestaltung oder einen verbesserten Lichtschutz
zu erreichen.
[0011] Die Behandlung der zu schützenden Materialien mit dem erfindungsgemäßen Schutzmittel
erfolgt durch Streichen, Sprühen, Gießen, Fluten, Tauchen oder Tränken. Im allgemeinen
ist für die Schutzwirkung die oberflächliche Behandlung der zu schützenden Materialien
mit dem Schutzmittel ausreichend. In besonderen Fällen kann die teilweise oder vollständige
Durchtränkung des Materials, z.B. durch Anwendung von Vakuum-, Druck- oder Druck-Vakuum-Verfahren
vorteilhaft sein. Die Aufbringmenge des Schutzmittels beträgt bei Holzspänen 0,5 -
2, vorzugsweise 0,8 - 1,2 kg/kg. Das mit dem Schutzmittel behandelte Material wird
in der Regel anschließend an der Luft bei normaler oder erhöhter Temperatur getrocknet.
[0012] Das erfindungsgemäß behandelte Material besitzt eine hervorragende, anhaltende Beständigkeit
gegen Schädlinge aller Art, insbesondere gegen verfärbende und zerstörende Pilze (z.B.
Schimmel-, Bläue-, Fäulnispilze), gegen zerstörende Insekten (z.B. Anobien, Hausbock,
Lyctus) sowie gegen Bakterien. Das erfindungsgemäß behandelte Material wird auch von
anderem Ungeziefer gemieden, das sich sonst in entsprechenden Materialien einnistet,
z.B. Ameisen, Mäusen usw. Die Wirksamkeit des Schutzmittels gegenüber Schädlingen
beruht hauptsächlich auf seiner Alkalität. Daneben besitzt das behandelte Material
eine deutlich verringerte Brennbarkeit. Diese kommt offensichtlich im wesentlichen
dadurch zustande, daß die im Schutzmittel enthaltenen Molkebestandteile im Brandfalle
eine isolierende Kohleschutzschicht bilden sowie durch Abspaltung unbrennbarer Gase
gleichsam eine Schutzgas-Atmosphäre entwickeln, die die Sauerstoffzufuhr behindert.
Die Gesamtwirkung des Schutzmittels beruht im wesentlichen auf dem Zusammenspiel des
besonderen stofflichen Aufbaus der Molke mit der durch die Verseifung bewirkten Alkalität.
Die wirksamen Bestandteile des Schutzmittels dringen auch in die zu schützenden Materialien
ein und erzielen deswegen einen mehr als nur oberflächlichen Schutz.
[0013] Das erfindungsgemäße Schutzmittel wird vorzugsweise zur Behandlung von Holz, insbesondere
auf dem Baugebiet, benutzt. Es eignet sich außer zur Behandlung von Massivholz und
Holzwerkstoffen vorzugsweise zum Schutz von kleinteiligen Holzmaterialien wie Holzwolle
und insbesondere Holzspänen. Derartig behandelte kleinteiligen Holzerzeugnisse können
beispielsweise für Isolierzwecke eingesetzt werden, insbesondere zur umweltfreundlichen
und kostengünstigen Wärmeisolierung im Baubereich.
[0014] Das erfindungsgemäße Schutzmittel eignet sich auch vorteilhaft zum Schutz anderer
organischer Materialien als Holz, insbesondere im Baubereich. Beispielsweise kann
damit die Gefährdung durch Schädlinge oder Feuer bei folgenden Materialien verringert
werden: bei Cellulose und Baumwolleprodukten, Baupapieren, Zellstoff- bzw. Papierflocken,
Torf-, Kork-, Kokos-, Jute-, Wolle-, Stroh-, Schilf-, Heu-, Rindenprodukten sowie
Erzeugnissen aus Hülsen und Schalen von Früchten.
[0015] Auch bei synthetischen organischen Produkten wie Kunststoffmaterialien kann durch
die Schutzmittel insbesondere eine vorteilhafte Brandschutzwirkung erzielt werden,
z.B. bei Formteilen, Folien, Bändern, Schnitzeln, Fasern, Granulat, Pulver und entsprechenden
Schaumstoffen aus Polyethylen, Polypropylen und anderen Polyolefinen, ferner Polystyrol
und anderen Styrolpolymerisaten, Acrylaten, Kautschuken, Alkydharzen, Formaldehydharzen,
Polyesterharzen usw.
[0016] Selbst bei bestimmten anorganischen Materialien wie künstlichen Mineralfasern werden
mit den Schutzmitteln positive Wirkungen erzielt wie verringerte Brüchigkeit und reduzierte
Einnistung von Ungeziefer.
[0017] Bei allen genannten Materialien wird durch die bindenden Kräfte des Schutzmittels
auch die Bildung und das Freiwerden von Stäuben vermindert.
[0018] Das Schutzmittel gemäß der Erfindung besitzt aufgrund seiner Alkalität auch eine
konservierende Wirkung gegenüber Metallen. Dadurch werden z.B. Eisen- oder Stahlteile,
etwa Befestigungsmittel, nicht nur nicht angegriffen, sondern sogar gegen Korrosion
geschützt.
[0019] Neben der schädlings- und feuerabweisenden sowie staubbindenden und konservierenden
Wirkung hat das erfindungsgemäße Schutzmittel den Vorteil der einfachen, ungefährlichen
und billigen Herstellbarkeit aus großteils auf natürlichem Wege entstehenden, kostengünstigen
Rohstoffen. Mit dem Schutzmittel behandelte Rest- oder Altstoffe lassen sich auch
ohne große Probleme entsorgen. So ist die thermische Verwertung durch Verbrennung
ohne Entstehung besonders umweltbelastender Stoffe möglich. Auch die Kompostierung
kommt in Betracht. Gegebenenfalls kann die Entsorgung dadurch weiter erleichtert werden,
daß zuvor die Alkalität des Schutzmittels durch Neutralisation vorzugsweise mit nicht
umweltrelevanten Säuren wie Essigsäure, Citronensäure usw. beseitigt wird.
Beispiele 1 bis 8
[0020] Frischmolke wird durch Verrühren mit einer wäßrigen Base bei 50 °C verseift. Die
Base wird zuvor durch Auflösen und/oder Suspendieren des entsprechenden basischen
Stoffes in 50 °C warmem Wasser zubereitet. Die Durchführung der Verseifung erfolgt
jeweils in unterschiedlichen Ausführungen mit den in der folgenden Tabelle angegebenen
Massenanteilen und Basen.
Beispiel Nr. |
Molke Massenteile |
Wasser Massenteile |
Base Massenteile |
pH-Wert des Endproduktes |
1 |
47 |
47 |
Soda |
6 |
10 |
2 |
47 |
48 |
Soda |
2 |
|
NaHCO₃ |
3 |
8 |
3 |
70 |
22 |
Soda |
4 |
|
Kalk |
4 |
11,5 |
4 |
70 |
24 |
Soda |
2 |
|
Borax |
4 |
9,5 |
5 |
50 |
45 |
NaOH |
2 |
|
Al(OH)₃ |
3 |
11 |
6 |
70 |
24 |
NaOH |
1 |
|
Borax |
4 |
10 |
7 |
50 |
49,5 |
NaOH |
0,5 |
12 |
8 |
50 |
47 |
NaOH |
3 |
13 |
[0021] Mit den oben erhaltenen unterschiedlichen Molke-Verseifungsprodukten werden jeweils
gesondert Holzspäne unter ständigem Umwälzen allseitig besprüht. Die Aufnahme der
Späne an Molke-Verseifungsprodukt beträgt jeweils ca. 1 kg/kg.
[0022] Jeweils ein Teil der behandelten Späne wird auf einen Feuchtigkeitsgehalt von 30
% getrocknet und bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 80 % sowie einer Temperatur
von 23 °C gelagert. An keinen der mit den unterschiedlichen Molke-Verseifungsprodukten
behandelten Spänen tritt unter diesen Bedingungen im Verlauf von Wochen ein erkennbarer
Pilzbefall auf. An einer Vergleichsprobe aus unbehandelten Spänen zeigt sich unter
gleichen Bedingungen innerhalb von Tagen ein intensiver Befall unterschiedlicher Schimmelarten.
[0023] Jeweils ein anderer Teil der behandelten und getrockneten Späne wird kurzzeitig mit
einem Bunsenbrenner beflammt. Die mit den unterschiedlichen Molke-Verseifungsprodukten
behandelten Späne kommen jeweils lediglich zum Glimmen und erlöschen nach Entfernung
der Flamme von selbst. Eine Vergleichsprobe aus unbehandelten Spänen fängt beim gleicher
Beflammung sofort Feuer und verbrennt anschließend vollständig.
[0024] Werden die mit den unterschiedlichen Molke-Verseifungsprodukten behandelten Holzspäne
in die Nähe von Ameisen gebracht, so werden die Späne von den Ameisen gemieden.
[0025] Entsprechende Ergebnisse wie bei der oben beschriebenen Behandlung von Holzspänen
werden erreicht, wenn mit den einzelnen Molke-Verseifungsprodukten jeweils andere
organische Materialien wie Papierflocken, Kork-, Kokos-, Jute-, Wolle-, Stroh- oder
Schilfmatten bzw. -schnitzel behandelt werden.
Beispiel 9
[0026] 70 Massenteile des gemäß Beispiel 4 hergestellten Molke-Verseifungsproduktes werden
mit 30 Massenteilen einer paraffinischen Wachsemulsion vermischt. Mit der Mischung
werden Holzspäne allseitig behandelt und getrocknet. Die so präparierten Späne werden
drei Stunden lang künstlich beregnet und anschließend auf 30 % Feuchtigkeitsgehalt
getrocknet. Mit den Spänen werden dann wie in den Beispielen 1 bis 8 Lagerungs- und
Brandprüfungen durchgeführt Die Späne zeigen bei der Lagerung keinen Pilzbefall und
bei der Brandprüfung Schwerentflammbarkeit.
1. Verfahren zur Herstellung von Schädlings- und Brandschutzmitteln für Holz und andere
organische Materialien, dadurch gekennzeichnet, daß Molke, vorzugsweise unter Verdünnen
mit etwa der gleichen Menge Wasser, mit Basen oder basisch wirkenden Stoffen verseift
wird.
2. Verfahren zur Herstellung von Schutzmitteln nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß als Verseifungsmittel Natronlauge, Kalilauge, Natriumcarbonat (Soda), Kaliumcarbonat
(Pottasche), Calciumhydroxid (gelöschter Kalk, Kalkmilch), Calciumcarbonat (Kalkstein),
Aluminiumhydroxid, Natriumphosphat oder Borax sowie deren Mischungen eingesetzt werden.
3. Verfahren zur Herstellung von Schutzmitteln nach einem oder mehreren der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Verseifung durch Vermischen der in Wasser
gelösten oder suspendierten Reaktionskomponenten in stöchiometrischen oder nicht stöchiometrischen
Mengenverhältnissen, vorzugsweise mit Basenüberschuß, sowie gegebenenfalls unter Erhitzen,
erfolgt.
4. Verfahren zur Herstellung von Schutzmitteln nach einem oder mehreren der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, die Menge an zugegebener Base bzw. basisch reagierenden
Stoffen so gewählt wird, daß sich ein pH-Wert von 7,5 bis 14, vorzugsweise 8 bis 13,
insbesondere 9 bis 12 ergibt.
5. Verfahren zur Herstellung von Schutzmitteln nach einem oder mehreren der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß andere schädlings- und feuerverhindernde Stoffe
in gelöster, emulgierter oder suspendierter Form beigemischt werden, vorzugsweise
Borsalze, Ammoniumverbindungen, Amine, Aminoplastharze, Zucker, Stärke, Polyole, Phosphate,
Silikate oder Carbonate sowie organische und anorganische Fungizide und Insektizide.
6. Verfahren zur Herstellung von Schutzmitteln nach einem oder mehreren der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß Hydrophobierungsmittel wie Wachse oder Silikone
und/oder Bindemittel wie Alkyd-, Acrylat-, Vinylharze oder trocknende Öle und/oder
Farbstoffe wie Karotin und/oder Pigmente wie Erdfarben zugemischt werden.
7. Schädlings- und Brandschutzmittel für Holz und andere organische Materialien hergestellt
nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche.
8. Verwendung von Schädlings- und Brandschutzmitteln nach einem oder mehreren der vorhergehenden
Ansprüche zur Behandlung von Holz und Holzwerkstoffen, vorzugsweise von kleinteiligen
Holzmaterialien wie Holzwolle und vor allem Holzspänen, insbesondere als Isoliermaterial
für den Baubereich.
9. Verwendung von Schädlings- und Brandschutzmitteln nach einem oder mehreren der vorhergehenden
Ansprüche zur Behandlung von bei Cellulose- und Baumwolleprodukten, Baupapieren, Zellstoff-
bzw. Papierflocken, Torf-, Kork-, Kokos-, Jute-, Wolle-, Stroh-, Schilf-, Heu-, Rindenprodukten
sowie Erzeugnissen aus Hülsen und Schalen von Früchten, vorzugsweise als Isolierungsmittel
für den Baubereich.
10. Verwendung von Schädlings- und Brandschutzmitteln nach einem oder mehreren der vorhergehenden
Ansprüche zur Behandlung von synthetischen organischen Produkten wie Formteilen, Folien,
Bändern, Schnitzeln, Fasern, Granulat, Pulver und entsprechenden Schaumstoffen aus
Polyethylen, Polypropylen und anderen Polyolefinen, ferner Polystyrol und anderen
Styrolpolymerisaten, Acrylaten, Kautschuken, Alkydharzen, Formaldehydharzen, Polyesterharzen
usw.