[0001] Bei der Textilbleiche wird die textile Rohware gebleicht, um sie zur Färbung oder
zur Endausrüstung vorzubereiten. Bisher war es üblich, Bleichmittel, wie Wasserstoffperoxid,
Natriumhypochlorit oder Natriumchlorit einzusetzen.
[0002] Es hat sich gezeigt, daß durch den Einsatz von Hypochloriten in Bleichprozessen halogenorganische
Verbindungen entstehen, die gesundheitsschädigend sein können. Dies führt zu einem
immer größer werdenden Verzicht dieses Bleichmittels.
[0003] Bei der im sauren PH-Bereich durchgeführten Natriumchloritbleiche kommt es zur Bildung
von Chlordioxid, welches gesundheitsschädigend ist und eine Geruchsbelästigung darstellt.
Zudem läßt sich dieses Bleichmittel nur auf ausgesuchten Textilmaschinen, bestehend
aus besonderen Werkstoffen, einsetzen.
[0004] Aufgrund dieser Nachteile gelangt bevorzugt die Wasserstoffperoxidbleiche zum Einsatz.
[0005] Dem Übersichtsartikel "Aktivatoren und Stabilisatoren für die Peroxidbleiche" von
Dr. W. Ney in Textilpraxis international 1974, Oktober und November, Seiten 1392 und
1565 ist zu entnehmen, daß Wasserstoffperoxid heute für alle Naturfasern pflanzlicher
und tierischer Herkunft das gebräuchlichste Bleichmittel ist.
Um mit Wasserstoffperoxid einen Bleicheffekt zu erzielen, muß es erst aktiviert werden.
Außerdem ist eine Stabilisierung der Bleichlösung notwendig, damit möglichst wenig
Aktivsauerstoff verloren geht.
Allgemein üblich und am bekanntesten ist die Aktivierung mit Alkali. Bei der Bleiche
von Cellulosefasern wird für die Baumwolle fast ausschließlich Natronlauge, für Bastfasern
- vor allem Leinen - wird Soda vorgezogen. Nachteilig bei dem Einsatz von Alkali ist
die Alkaliempfindlichkeit von tierischen Fasern.
[0006] Außer mit Alkali läßt sich Wasserstoffperoxid noch auf andere Weise aktivieren, z.
B. durch chemische Umsetzung des Wasserstoffperoxids zu organischen und anorganischen
Persäuren.
Aus G. Rösch, Deutsche Textiltechnik 10 (1960), Heft 4, Seiten 191-195 ist der Einsatz
von Peressigsaure in der Textilbleiche bekannt. Peressigsäure ist entflammbar. Die
konzentrierte Lösung, die einen stechenden Geruch hat, ätzt und verbrennt die Haut.
Der größte Nachteil der Peressigsäure ist ihre hohe Explosivität. Wird zur Herstellung
Essigsäureanhydrid verwandt, so kann sich unter ungünstigen Bedingungen als Nebenprodukt
Diacetylperoxid bilden, das ebenfalls spontan zu Zersetzung neigt.
Dieses Verhalten dürfte der Grund sein, weshalb die Peressigsäure als Bleichmittel
nicht den erwarteten Erfolg gefunden hat.
[0007] Außer den vorgenannten Aktivierungsmethoden gibt es noch eine Reihe chemischer Verbindungen,
die als Aktivatoren für Wasserstoffperoxid unter Bildung von Persäuren in Frage kommen.
[0008] Nach W. Ney haben sich solche Verbindungen als besonders wirksam erwiesen, die bei
einem möglichst kleinen Molekulargewicht einen große Anzahl von reaktionsfähigen Acylgruppen
besitzen, wie Tetraacetylethylendiamin (TAED) und Tetraacetylglykoluril (TAGU).
[0009] Aus DE-OS-1 695 219 ist der Einsatz von acylierten Glykolurilen, insbesondere TAGU,
als Bleichmittel vor allem beim Bleichen von Fasern aller Art bekannt.
[0010] Die EP-A-125 641 und US-A-4 544 503 offenbaren die Verwendung von Acyloxibenzolsulfonsäuresalzen
(AOBS) als Aktivatoren für die Peroxidbleiche von Geweben und als Färbehilfsmittel
beim Färben von Acrylfasern.
[0011] Die EP-A-442 549 nennt den Einsatz von Phthalimidoperoxicarbonsäuren als Bleichmittel
für Gewebe und harte Oberflächen.
[0012] Im Hinblick auf die guten Ergebnisse mit niederen aliphatischen Percarbonsäuren bestand
weiterhin der Wunsch, Percarbonsäuren als Bleichmittel in der Textilbleiche einzusetzen.
[0013] Aufgabe der Erfindung ist es ein Verfahren bereitzustellen, das den gefahrlosen Einsatz
von aliphatischen Percarbonsäuren, insbesondere Peressigsäure, als Bleichmittel in
der Textilbleiche ermöglicht und das die Nachteile des Standes der Technik, wie Schädigung
des zu bleichenden Textilmaterials und unzureichende Bleichkraft nicht aufweist.
[0014] Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zum Bleichen von textiler Rohware mit
Hilfe von organischen Persäuren und Wasserstoffperoxid, umfassend die Verfahrensschritte:
- Behandeln der textilen Rohware mit einer wäßrigen alkalischen Bleichflotte,
- nachfolgendem Imprägnieren der textilen Rohware und
- anschließendem kaltem Ablegen oder Aufheizen der textilen Rohware, dadurch gekennzeichnet,
daß die Bleichflotte einen Bleichaktivator enthält.
[0015] Geeignete Bleichaktivatoren sind Carbonsäureamide, Carbonsäureester und Sulfonsäuresalze.
Bevorzugte Verwendung finden Triacetylethanolamin (TAEA), Tetraacetylethylendiamin
(TAED), Pentaacetylglykose (PAG), Tetraacetylglukoluril (TAGU), 1,5-Diacetyl-2,4-dioxohexahydrotriacin
(DADHT), Nonanoylbenzolsulfonat (NOBS), p-Benzoyloxibenzolsulfonat-Na-Salz (BOBS)
und Resorcinacetatnonanoat.
[0016] Als textile Materialien werden bevorzugt eingesetzt: Cellulose, insbesondere unvorbehandelte
natürliche Cellulose wie Hanf, Leinen, Jute, Baumwolle, Regeneratcellulosefasern wie
Zellwolle, Viskoseacetat, Rayon, tierische Faser, wie Wolle und Seide sowie Chemiefasern,
wie Polyamid-, Polyacrylnitril- oder Polyesterfasermaterialien sowie Fasermischungen,
z. B. solche aus Polyacrylnitril-Baumwolle oder Polyester-Baumwolle.
[0017] Das zu behandelnde textile Material kann in den verschiedenen Verarbeitungsstufen
vorliegen, so z. B. das cellulosehaltige Material als loses Material, Flocke, Kammzug,
Garn, Gewirke, Gewebe oder Maschenware.
Das textile Material wird kontinuierlich oder diskontinuierlich in wäßriger Flotte
behandelt. Die wäßrige Bleichflotte enthält neben den genannten Bleichaktivatoren,
Wasserstoffperoxid und gegebenenfalls Peroxidstabilisatoren, Wasch- und Netzmittel,
Additive, wie Entschäumer und Lösungsverbesserer, Puffersysteme, wie Phosphatsalze
und Citronensäure und basische Salze, wie Natriumhydrogencarbonat, Dinatriumcarbonat
und/oder Natriumhydroxid.
[0018] Der PH-Wert der Bleichflotte liegt in einem Bereich von 5 bis 13, bevorzugt 7 bis
9. Das molare Verhältnis zwischen Wasserstoffperoxid und Bleichaktivator hängt vom
molaren Verhältnis Wasserstoffperoxid zu den aktiven Carbonylgruppen des Bleichaktivators
ab, wobei Wasserstoffperoxid im molaren Überschuß eingesetzt wird.
Für die Bleichaktivatoren mit zwei aktiven Carbonylgruppen wie TAED und PAG ergibt
sich ein molares Verhältnis von Wasserstoffperoxid zu Bleichaktivator von 2 - 10 :
1, bevorzugt 2,2 - 3 : 1.
Für Bleichaktivatoren mit einer aktiven Carbonylgruppe wie BOBS, NOBS und Iso-NOBS
beträgt das molare Verhältnis Wasserstoffperoxid zu Bleichaktivator 1,0 - 5 : 1, bevorzugt
1,1 - 1,5 : 1.
Üblicherweise wird die Bleichflotte bei Verwendung fester Bleichaktivatoren in einem
Flottenansatzbehälter durch Zusammengeben der einzelnen Bestandteile zubereitet und
nach einer ausreichenden Löse- bzw. Reaktionszeit in den Bleichapparat oder die Imprägnierkurve
überführt.
Die Löse- bzw. Reaktionszeit beträgt im Regelfall eine Stunde, bevorzugt 20 bis 30
Minuten.
Bei Einsatz flüssiger Bleichaktivatoren, wie TAEA, kann die Bleichflotte auf die vorstehend
beschriebene Weise in dem Flottenansatzbehälter hergestellt werden oder direkt über
Dosiereinrichtung zusammen mit den übrigen flüssigen Bestandteil der Bleichflotte
direkt dem Bleichapparat oder der Imprägnierkufe zudosiert werden. In dem Bleichapparat
oder der Imprägnierkurve wird das textile Material mit der Bleichflotte behandelt.
Das Behandeln mit Bleichflotte erfolgt üblicherweise bei kontinuierlichen Verfahren
durch Imprägnieren, das heißt Netzen und Tränken der textilen Rohware mit der Bleichflotte.
Nach dem Imprägnieren wird die textile Rohware entweder über einen Zeitraum von 0,5
bis 24 Stunden, üblicherweise bei Raumtemperatur, kalt abgelegt oder in atmosphärischen
Dämpfern mit Wasserdampf auf Temperaturen von 95 bis 102°C aufgeheizt. Die Verweilzeiten
bei dieser Temperatur betragen 1 Minute bis 2 Stunden. Üblicherweise schließt sich
an die Bleiche mit Bleichaktivatoren ein weiterer Bleichvorgang, z. B. die alkalische
Peroxidbleiche an. Es hat sich gezeigt, daß gerade durch die Kombination von Aktivator-Bleiche
mit alkalischer Peroxidbleiche gute Weißgrade des textilen Materials erhalten werden.
Nach der Bleiche wird das textile Material gewaschen oder einer weiteren Vorbehandlungsstufe
wie der Imprägnierung zugeführt.
[0019] Die nachfolgenden Beispiele sollen das erfindungsgemäße Verfahren erläutern.
Beispiel 1:
[0020] Bleiche auf Babcock-Breitbleichanlage
100 % Cotton, nach enzymatischer Entschlichtung
a) Aktivierte Peroxidbleiche: (früher Chlor)
3.4 g/kg TAED
5.8 g/kg H₂O₂ (35%ig)
6.4 g/kg kalzinierte Soda
3 g/l Lastabil TGS® (Peroxidstabilisator)
2 g/l Hostapal FA® (Wasch- und Netzmittel)
0.1 g/l Entschäumer RS
Flottenansatz im Flottenansatzbehälter, übliche 500 - 2000 l, Imprägnieren kalt, 30
Minuten bei 100°C in U-Box (Ablage), anschließend 3 Wäschen mit demineralisiertem
Wasser bei 90-60-40°C
b) Alkalische Peroxidbleiche:
45 g/l H₂O₂ (35%ig)
12 g/l NaOH
6 g/l Lastabil TGS® (Peroxidstabilisator)
3 g/l Hostapal FA® (Wasch- und Netzmittel)
Imprägnieren kalt, 15 Minuten bei 100°C im Kombidämpfer, gebundene Warenführung und
Ablage auf Rollenbett, anschließend 3 Wäschen bei 90-90-60°C, Trocknung auf Zylindertrockner.
Ware ist absolut schalenfrei, Weißgrad entspricht einem Vollweiß für optische Aufhellung.
Beispiel 2:
[0021] 1-stufige Kaltbleiche nach dem "cold pad-batch" Verfahren Imprägnieren von Baumwoll-Trikotage
mit
10 g/l TAEA
10 g/l H₂O₂ (35%)
10,6 g/l kalcinierte Soda
10 g/l Lastabil TGS
4 g/l Hostapal FA
Kalt ablegen für 2 h und Auswaschen. Die Wares ist schalenfrei, der Weißgrad entspricht
einem Farbweis und da die Baumwollwachse auf der Ware belassen bleiben, zeichnet sich
die Ware durch einen angenehm weichen Griff aus.
Beispiel 3:
[0022] Zweistufiges Bleichverfahren auf entschlichtbar Cotton-Webware oder Cotton-Trikotage,
Imprägnieren mit TAED-Bleichflotte wie unter 1.a), Ware 15 min dämpfen bei 100°C im
Kombidämpfer, anschließend Waschen. Die Ware wird erneut imprägniert mit Bleichflotte
wie unter 1.b) beschrieben, 15 min bei 100°C gedämpft und ausgewaschen. Die Ware entspricht
dem Standard von Beispiel 1.
1. Verfahren zum Bleichen von textiler Rohware mit Hilfe von organischen Persäuren und
Wasserstoffperoxid, umfassend die Verfahrensschritte:
- Behandeln der textilen Rohware mit einer wäßrigen alkalischen Bleichflotte
- nachfolgendem Imprägnieren der textilen Rohware und
- anschließendem kaltem Ablegen oder Aufheizen der textilen Rohware, dadurch gekennzeichnet,
daß die Bleichflotte einen Bleichaktivator enthält.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Behandeln der textilen
Rohware in einem Bleichapparat oder einer Imprägnierkufe erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in der Bleichflotte das molare
Verhältnis Wasserstoffperoxid zu Bleichaktivator 1,0 - 5 : 1, bevorzugt 1,1 - 1,5
: 1, bezogen auf die Anzahl aktiver Carbonylgruppen des Bleichaktivators beträgt.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß nach dem Bleichen mit Bleichaktivatoren
eine alkalische Peroxidbleiche erfolgt.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der pH-Wert der Bleichflotte
in einem Bereich von 5 bis 13, bevorzugt 7 bis 9, liegt.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die textile Rohware über einen
Zeitraum von 0,5 bis 24 Stunden kalt abgelegt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die textile Rohware auf eine
Temperatur von 95 bis 102°C aufgeheizt wird.