[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren nach dem Oberbegriff des Patenthauptanspruchs
zur Reduzierung der Staubemission und des freien Luftzutritts im Bereich der Abstichrinne
eines Hochofens und ggfs. der weiteren Förder- und Umfülleinrichtungen für das flüssige,
vom Hochofen abgestochene Material bis zum Erreichen des Gießbeets.
[0002] Bisher erfolgt der Abstich eines Hochofens bis zur Einleitung des flüssigen Roheisens/Ferromangans
in das Gleßbeet bei mehr oder weniger freiem Luftzutritt. Durch den freien Luftzutritt
geschieht folgendes:
a) Der Luftsauerstoff oxidiert das Roheisen bzw. Ferromangan. Die sich daraus bildenden
Oxide steigen als Staub auf und verunreinigen die Luft.
b) Durch den Luftsauerstoff verbrennt der durch die Abkühlung des Roheisens freiwerdende
Kohlenstoff des Roheisens teilweise.
[0003] Um die Verunreinigung der Atmosphäre durch die genannten Einflüsse zu reduzieren,
verlangt der Gesetzgeber mit ständig schärferen Auflagen wirksame Umweltschutzmaßnahmen.
Um diesen Auflagen zur Umweltschonung zu genügen, wird zur Zelt und normalerweise
eine sehr kostspielige und energieintensive Gleßhallenentstaubung benötigt. Durch
die dazu erforderlichen hohen Absaugleistungen werden jedoch weitere negative Einflußgrößen
erzeugt:
a1) Die im Abstichbereich erforderlichen hohen Windgeschwindigkeiten kühlen das Roheisen
stark ab. Dadurch kommt es zu einer permanenten thermodynamischen Übersättigung des
Roheisens mit Kohlenstoff, welcher dann wiederum vermehrt als Staub abgeschieden wird
(siehe Punkt b).
a2) Die hohen Windgeschwindigkeiten und damit auch die hohen Sauerstoffpotentiale
oxidieren den für die Bindung und Wärmeleitung erforderlichen Kohlenstoff des feuerfesten
Materials im Abstichbereich des Hochofens. Ein frühzeitiger Verschleiß ist die Folge.
a3) Durch die hohen Windgeschwindigkeiten und die damit verbundenen hohen Sauerstoffpotentiale
oxidieren das Roheisen und das Ferromangan, deren Stäube wiederum verstärkt abgesaugt
werden müssen.
[0004] Um diesen Problemen zu begegnen, ist in einigen Betrieben der Einsatz von flüssigem
Stickstoff im Bereich der Abstichrinne bekannt.
[0005] Dieses Verfahren hat jedoch folgende Nachteile:
Flüssiger Stickstoff ist tiefkalt. Dies erfordert umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen
bezüglich der Lagerung und der Handhabung. Weiterhin tritt eine zu intensive Kühlwirkung
ein, wenn nicht ganz besondere Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Leider führt aber
der Einsatz von flüssigem Stickstoff auch zu einer Aufstickung des Roheisens. Dies
aber hat eine unerwünschte Einflußwirkung auf die Qualität des Stahlmaterials und
läuft Bestrebungen im Hochofen- und Stahlbereich entgegen, in Zukunft einen immer
geringeren Gehalt an gelöstem Stickstoff anzustreben.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Reduzierung der Staubemission im Abstichbereich
eines Hochofens bis zum Gießbeet zu erreichen unter gleichzeitiger Verminderung des
freien Luftzutritts und ohne Erhöhung der metallurgischen Stickstoffaufnahme.
[0007] Die Erfindung besteht bei einem Verfahren zur Reduzierung der Staubemission und des
freien Luftzutritts im Bereich der Abstichrinne eines Hochofens, der anschließenden
Kipprinne, ggfs. der anschließenden Torpedopfanne bzw. im Bereich des Gießbeets beim
Ausleeren der Torpedopfanne darin, daß CO₂-Schnee und ggf. CO₂-Gas auf das flüssige
Roheisen bzw. Ferromangan aufgegeben und/oder in die genannten Rinnen oder Gefäße
vor und/oder bei der Berührung mit dem flüssigen Roheisen/Ferromangen eingebracht
wird.
[0008] Eine einfache vorteilhafte Möglichkeit der Aufbringung des CO₂-Schnees bzw. eines
Gemischs aus CO₂-Schnee und CO₂-Gas besteht in der Verwendung von einer oder mehreren
Kanonen,, die im Verlauf der Abstichrinne. Kipprinne, Torpedopfanne und/oder Gleßbeet
auf das flüssige Roheisen bzw. die Schlacke aufgegeben werden können.
[0009] Bei Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens ergeben sich folgende erhebliche Vorteile:
1. Im Bereich der Abstichrinne(n) (inklusive Eisen- und Schlackenrinne(n))
[0010] Durch Aufgabe von schneeförmiger und gasförmiger Kohlensäure (CO₂) bspw. mittels
einer speziellen Kanone sowohl direkt an der Abstichseite als auch an mehreren Stellen
längs der Rinne schwimmt der CO₂-Schnee auf der Schlacke bzw. dem Roheisen bis zum
Eintritt in die Kipprinne. Durch die verdampfende Kohlensäure wird immer wieder neue
gasförmige Kohlensäure frei, die den Partialdruck an schädlichem Luftsauerstoff und
Luftstickstoff senkt. Durch den Einsatz von schneeförmiger Kohlensäure kann der Luftabschluß
sehr leicht kontrolliert und den momentanen Gegebenheiten gemäß angepaßt werden.
2. Im Bereich der Kipprinne
[0011] Durch den Gießstrahl beim Übergang des Roheisens von der Abstichrinne in die Kipprinne
und auch beim Übergang von der Kipprinne in die Torpedopfanne wird die spezifische
Oberfläche des Roheisens um ein Vielfaches vergrößert. Hier tritt bisher unvermeidlicherweise
eine Intensivierung der Oxidation und Staubentwicklung sowie eine verstärkte Aufstickung
ein. Bei Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens verdrängt das gasförmige CO₂ den
schädlichen Luftsauerstoff und Stickstoff, wenn gleichzeitig schneeförmige Kohlensäure
sowohl auf das flüssige Roheisen innerhalb der Kipprinne als auch auf den Gießstrahl
von der Roheisenrinne zur Kipprinne gegeben wird.
3. Im Bereich der Torpedopfanne
[0012] Durch den Aufprall des Gießstrahls in der Torpedopfanne kommt es zu sehr intensiven
Turbulenzen verbunden mit einer sehr großen spezifischen Oberfläche des Roheisen/Ferromanganmaterials.
Die Folgen sind ähnlich wie im Bereich der Kipprinne.
[0013] Wird nun die gesamte Atmosphäre innerhalb der Torpedopfanne durch gasförmiges CO₂
ersetzt, so ist keine oder nur eine geringe Oxidation bzw. Aufstickung möglich. Damit
die Atmosphäre auch immer möglichst vollständig aus Kohlensäure besteht, kann schneeförmiges
CO₂ als Bodensatz eingegeben werden, um ein CO₂ Reservoir für die Dauer eines Abstichs
zu bilden.
4. Im Bereich des Gießbeets
[0014] Die erwähnten intensiven Turbuienzen ergeben sich selbstverstänlich auch im Ausgießbereich
des Torpedos zum Gleßbeet. Da dieser Bereich sich in der Regel an der freien Luft
ohne irgendweiche Einrichtungen für den Umweltschutz befindet, entstehen hier sehr
lästige, schwer zu kontrollierende Staubentwicklungen. Gerade für diesen Bereich ist
mit starken Auflagen seitens des Gesetzgebers in Zukunft zu rechnen, ohne daß bisher
eine befriedigende Lösung für das aufgezeigte Problem bekannt wäre.
[0015] Ein kombinierter Einsatz von gasförmiger und schneeförmiger Kohlensäure kann auch
in diesem Bereich eine deutliche Verbesserung bewirken, insbesondere, wenn sowohl
die Gleßkammer als auch das gesamte Gleßbeet durch Aufgabe von CO₂-Schnee bzw. Gas
gegen den freien Zutritt von Luft geschützt werden.
5. Reduzierung der Energiekosten
[0016] Versuche haben gezeigt, daß die bisher erforderliche, sehr aufwendige Gleßhallenentstaubung
entweder ganz entfallen oder zumindest drastisch reduziert werden kann. Entsprechend
können erforderliche Investitionen für vom Gesetzgeber vorgeschriebene Umweltschutzmaßnahmen
entweder deutlich geringer ausfallen, oder weitgehend eingespart werden.
[0017] Durch den kombinierten Einsatz von CO₂-Schnee und CO₂-Gas können also die laufenden
Stromkosten der mechanischen Gleßhallenentstaubung als auch kostspielige Konstruktionen
für Einhausungen oder ähnliches ganz nennenswert reduziert werden. Der Aufwand für
die möglicherweise teilweise Anbringung von Absaughauben ist vergleichsweise gering
im Vergleich zu den technischen und finanziellen Aufwendungen, die für eine Gießhallenentstaubung
einschließlich der bisher bekannten Maßnahmen zur Verhinderung der Kohlenstoffoxidation
bzw. unerwünschter Aufstickung aufzubringen sind.
6. Reduzierung der metallurgischen Stickstoffaufnahme
[0018] Wie oben erwähnt, steigt der Anteil derjenigen Stahlsorten, die einen niedrigen Stickstoffgehlat
erfordern, ständig. Aus diesem Grunde werden nicht nur im Bereich des Stahlwerks,
sondern auch schon im Hochofenbereich intensive Anstrengungen unternommen, um den
Stickstoffgehalt des Roheisens zu reduzieren. Wird nun bei Anwendung der Erfindung
der Partialdruck des Luftsauerstoffs durch das CO₂ verringert, so ist auch zwangsläufig
die Aufstickung geringer.
7. Reduzierung des Feuerfestmaterial-Verschleißes
[0019] Muß durch eine Neuzustellung oder eine Zwischenreparatur ein Hochofen für mehrere
Stunden stillgesetzt werden, so bedeutet dies einen starken Produktionsverlust. Eine
Verringerung der Reparaturintervalle oder der Stillstandszeiten führt somit zwangsläufig
zu einer intensiveren Kapazitätsauslastung ohne nennenswerte Zusatzinvestitionen.
Durch den erfindungsgemäß vorgeschlagenen Einsatz von schnee-bzw. gasförmiger Kohlensäure
wird der Verschleiß des Feuerfest-Materials deutlich reduziert. Die Haltbarkeit der
Rinnen steigt und die Stillstandszeiten sinken. Eine deutliche Kapazitätserweiterung
ist damit möglich.