[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur anodischen Oxidation von Strukturelementen
aus Aluminium- oder Magnesiumwerkstoffen in einem phosphorsäurehaltigen wäßrigen Elektrolyten.
[0002] Ein derartiges Verfahren ist aus der DE 27 05 652 C2 bekannt geworden und wird vorzugsweise
in der Luft- und Raumfahrttechnik zur Vorbehandlung von Strukturelementen aus Aluminium
oder hochfesten Aluminiumlegierungen angewandt, die durch eine Klebung miteinander
verbunden werden sollen oder die mit einer organischen, metallischen oder anorganischen
Beschichtung versehen werden sollen. Die dabei auf der Werkstückoberfläche erzeugte
Oxidhaut dient dazu, die Adhäsionseigenschaften dieser Oberfläche nachhaltig zu verbessern,
wobei angestrebt wird, eine möglichst weiche, dünne, vor allem aber porige Oxidschicht
zu erzeugen, durch die die wirksame Oberfläche vergrößert und eine möglichst große
Zahl aktiver Zentren für die Ausbildung von adhäsiven Bindungen geschaffen wird.
[0003] Neben dem Anodisieren in phosphorsäurehaltigen wäßrigen Elektrolyten werden in der
Praxis auch Anodisierverfahren zur Vorbehandlung von Werkstücken aus Aluminium bzw.
Aluminiumlegierungen eingesetzt, bei denen Elektrolyten auf der Basis von Chromsäure
oder Schwefelsäure verwendet werden. Die bei diesen Verfahren erzeugten Oxidschichten
können verdichtet werden und sind dann auch als alleiniger Korrosionsschutz geeignet.
[0004] Für Strukturelemente, die anschließend miteinander verklebt werden sollen, werden
in der Regel entweder Elektrolyten auf der Basis von Chromsäure oder von Phosphorsäure
verwendet. Das Chromsäureanodisieren hat dabei zwar den Vorteil, daß sich mit ihm
hinsichtlich der Morphologie und der Schichtdicke der Oxidschicht nahezu optimale
Oberflächen erzielen lassen, zugleich ist dieses Verfahren aber relativ komplex und
zeitaufwendig in der Durchführung und in arbeitshygienischer und ökologischer Hinsicht
problematisch, da das Arbeiten mit Chromsalzen und Chromsäure mit einem erhöhten Gesundheitsrisiko
verbunden ist. Ferner muß dieses Verfahren bei erhöhter Temperatur durchgeführt werden.
[0005] Diese Problematik wird bei der Verwendung phosphorsäurehaltiger Elektrolyten zwar
vermieden, jedoch sind die beim Phosphorsäureanodisieren erzeugten Oxidschichten in
der Regel mechanisch instabil und auf eine Ergänzung durch organische Beschichtungsstoffe
angewiesen. Dies führt dazu, daß die mit diesen Verfahren vorbehandelten Werkstücke
aus Aluminium bzw. Aluminiumlegierungen bis zum Aushärten des für die nachfolgende
Klebung verwendeten Primers nur berührungslos verarbeitet und inspiziert werden können.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren der eingangs genannten Art so auszubilden,
daß sich mit ihm eine dem Chromsäureanodisieren ähnliche optimale Oberflächenbeschaffenheit
erzielen läßt, daß dabei aber zugleich eine wesentlich einfachere Handhabung, verkürzte
Prozeßdauer und -kosten sowie einen wesentlich verbesserten Umweltschutz bietet.
[0007] Die Erfindung löst diese Aufgabe durch ein Verfahren mit den kennzeichnenden Merkmalen
des Patentanspruchs 1. Durch die erfindungsgemäß vorgesehene Verwendung eines Mischelektrolyten
aus Phosphor- und Schwefelsäure wird dabei ein Verfahren geschaffen, mit dem sich
auf Werkstücken aus Aluminium und dessen Legierungen Oxidschichten erzeugen lassen,
die den mittels Chromsäureanodisieren erzielbaren Oxidschichten nicht nur hinsichtlich
der Morphologie und Schichtdicke vergleichbar sind, sondern die zugleich eine gute
Langzeitstabilität besitzen. Die mit dem Verfahren nach der Erfindung herstellbaren
Oxidschichten zeichnen sich durch eine hohe Haftfestigkeit und Duktilität aus und
weisen eine gute Korrosionsbeständigkeit auf. Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen
Verfahrens besteht darin, daß sich durch eine Variation der Prozeßparameter der gleiche
Elektrolyt für die Erzeugung einer verdichteten Eloxalschicht, als Korrosionsschutz
und für die Vorbehandlung bei einer nachfolgenden Beschichtung oder Klebung verwenden
läßt. Es kann dabei in idealer Weise dem jeweils zu bearbeitenden Werkstoff angepaßt
werden. Vorteilhafte Weiterbildungen des Verfahrens nach der Erfindung im Hinblick
auf eine Optimierung der Prozeßparameter sind in den weiteren Ansprüchen angegeben.
[0008] Nachfolgend soll die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert
werden, wobei die Figur in einem Spannungs-Zeit-Diagramm den zeitlichen Ablauf des
Anodisiervorgangs wiedergibt. Das für eine nachfolgende Klebung oder eine Beschichtung,
beispielsweise mit einer organischen Substanz, vorzubereitende Werkstück aus einer
hochfesten Aluminiumlegierung wird zunächst einem Reinigungs- und Aktivierungsschritt
mit einem handelsüblichen Reinigungsmittel sowie einem oxidierenden sauren Bad, beispielsweise
aus Salpetersäure (HNO₃) unterzogen, wobei es nach jedem dieser Schritte jeweils mit
Wasser abgespült wird. Anschließend wird das Werkstück in einen wäßrigen Elektrolyten
gebracht, der eine Konzentration von jeweils etwa 100 g/l Schwefelsäure (H₂SO₄) und
Phosphorsäure (H₃PO₄) aufweist, so daß diese beiden Komponenten in einem Mischungsverhältnis
von etwa 1 : 1 vorliegen. Die Badtemperatur beträgt etwa 27
oC.
[0009] Das zu oxidierende Werkstück wird mit dem Pluspol einer Gleichstromquelle verbunden,
während als Kathode eine Elektrode aus Reinaluminium, Blei oder einem hochlegierten
Stahl verwendet wird.
[0010] Wie in der Figur dargestellt, wird die angelegte Spannung über einen Zeitraum von
etwa drei Minuten (t₁) von Null auf einen Wert zwischen 15 und 20 Volt erhöht. Dieser
Spannungswert wird anschließend für etwa 15 Minuten konstant gehalten, bevor die Spannung
abgeschaltet wird. Das Werkstück wird dann dem Bad entnommen und der auf seiner Oberfläche
verbleibende Rückstand des Elektrolyten wird innerhalb von etwa zwei Minuten abgespült.
die auf diese Weise erzeugte Oxidschicht besitzt eine Dicke von etwa 3 bis 3.5 Mikrometern,
ist von hoher Duktilität und weist ein hohes Porenvolumen und damit eine Vielzahl
aktiver Zentren für die Ausbildung adhäsiver Bindungen auf. Ein Salzsprühtest mit
einer Auslagerung nach DIN 50021 bestätigt die gute Langzeitbeständigkeit dieser Schicht.
[0011] Im Rahmen der Erfindung ist es dabei selbstverständlich auch möglich, durch die Variation
einzelner Prozeßparameter, wie Konzentration, Temperatur, Spannung oder Stromdichte
eine für den jeweiligen Anwendungsfall optimale Konstellation zu erzeugen. Auch kann
das in der Figur gezeigte Spannungs-Zeit-Profil durch ein entsprechendes auf den Werkstoff
und die Prozeßparameter abgestimmtes Stromdichte-Zeit-Profil ersetzt werden. Neben
Aluminium und dessen Legierungen kann es auch zur Vorbehandlung von Strukturelementen
aus anderen Werkstoffen, beispielsweise Magnesium oder dessen Legierungen, verwendet
werden.
1. Verfahren zur anodischen Oxidation von Strukturelementen aus Aluminium- oder Magnesiumwerkstoffen
in einem phosphorsäurehaltigen wäßrigen Elektrolyten, dadurch gekennzeichnet, daß
der Elektrolyt einen Zusatz an Schwefelsäure (H₂SO₄) enthält.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Mischungsverhältnis von
Phosphorsäure (H₃PO₄) und Schwefelsäure (H₂SO₄) etwa 1 : 1 beträgt.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Konzentration der Phosphorsäure
(H₃PO₄) und Schwefelsäure (H₂SO₄) jeweils etwa 100 g/l beträgt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur
des Elektrolyten bei etwa 27oC liegt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die angelegte
Spannung zwischen 15 und 20 Volt liegt.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Spannung über einen Zeitraum
von etwa 15 Minuten annähernd konstant gehalten wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Spannung innerhalb eines
Zeitraumes von etwa drei Minuten kontinuierlich von null Volt auf den konstanzen Endwert
erhöht wird.