[0001] Die Erfindung betrifft eine automatische Mittelpufferkupplung für ein Schienenfahrzeug
mit einer Zug- und Stoßeinrichtung, die mit dem Untergestell des Schienenfahrzeugs
verbunden ist und ein Verformungselement aufweist.
[0002] Die Zug- und Stoßeinrichtungen derartiger automatischer Mittelpufferkupplungen dienen
dazu, die üblichen, im Fahr- und Rangierbetrieb auftretenden Kräfte elastisch mit
einer vorgebbaren Dämpfung in das Untergestell des Schienenfahrzeugs einzuleiten.
Diese Zug- und Stoßeinrichtungen sind geeignet, die Stoßenergie bis zu einer Aufprallgeschwindigkeit
von etwa 13 km/h aufzunehmen. Das Verformungselement dient dazu, die bei Aufprallgeschwindigkeiten
von mehr als 13 km/h entstehende Stoßenergie durch die Verformungsarbeit des Verformungselements
zu vernichten. Nach einem solchen Stoß muß die Mittelpufferkupplung mit der Zug- und
Stoßeinrichtung ausgebaut werden, um das Verformungselement zu ersetzen. Das Verformungselement
besteht vorzugsweise aus einem Verformungsrohr, das mit einem konischen Ende in eine
entsprechende kegelige Bohrung einer Düsenplatte ragt. Bei einer bekannten, automatischen
Mittelpufferkupplung sind ein mit der Zug- und Stoßeinrichtung verbundener Lagerbock,
das Verformungsrohr, die Düsenplatte und eine den Durchtritt des verformten Verformungsrohrs
zulassende Ankerplatte am Untergestell des Schienenfahrzeugs mittels Schrauben axial
miteinander verspannt. Der Lagerbock wird am Untergestell des Schienenfahrzeugs mittels
paralleler Führungsleisten geführt, die ein freies Zurückgleiten des Lagerbocks im
Falle der Verformung des Verformungsrohrs infolge eines Überstoßes zulassen müssen.
Diese bekannte Anordnung hat sich im Betrieb bewährt, erfordert jedoch aufwendige
Befestigungs- und Führungselemente am Untergestell des Schienenfahrzeugs und folglich
eine genaue Bearbeitung. Sie sind daher verhältnismäßig kostspielig.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine automatische Mittelpufferkupplung
zu schaffen, die in der Lage ist, Überstöße durch Verformung eines Verformungsrohrs
aufzunehmen und sich mit einfachen konstruktiven Mitteln am Untergestell eines Schienenfahrzeugs
befestigen läßt.
[0004] Ausgehend von dieser Aufgabenstellung wird eine automatische Mittelpufferkupplung
für ein Schienenfahrzeug mit einer Zug- und Stoßeinrichtung vorgeschlagen, bei der
erfindungsgemäß ein mit der Zug- und Stoßeinrichtung verbundener Lagerbock, ein am
Lagerbock anliegendes Verformungsrohr, eine am Verformungsrohr anliegende Düsenplatte
und eine den Lagerbock, das Verformungsrohr und die Düsenplatte axial verspannenden,
eine Axialverschiebung des Lagerbocks und des Verformungsrohrs relativ zum Untergestell
und der Düsenplatte zulassende Schraubenverbindung vorgesehen sind.
[0005] Im Gegensatz zur bekannten automatischen Mittelpufferkupplung liegt der Lagerbock
an einem Befestigungselement des Untergestells an, so daß die Zug- und Stoßkräfte
vom Lagerbock direkt in das Untergestell eingeleitet werden. Nur wenn ein Überstoß
eine Verformung des Verformungsrohrs bewirkt, verschiebt sich der Lagerbock mit dem
Verformungsrohr relativ zum Untergestell des Schienenfahrzeuges und zur Düsenplatte,
wobei die Schraubenverbindung als Gleitführung für den Lagerbock dient. Die erfindungsgemäße
automatische Mittelpufferkupplung benötigt somit keine aufwendigen, genau zu bearbeitenden
Führungsleisten, da deren Rolle durch die Schraubenverbindung im Falle der Verformung
des Verformungsrohrs durch einen Überstoß übernommen wird. Da die Befestigung des
Lagerbocks am Untergestell des Schienenfahrzeugs im Bereich der Anlenkung der Zug-
und Stoßeinrichtung möglich ist und hinter dieser Befestigung keinerlei Führungselemente
vorhanden sind, läßt sich des weiteren der Verformungsweg des Verformungsrohrs erheblich
vergrößern, so daS die dabei entstehenden Verzögerungskräfte erheblich vermindert
werden. Dies führt zu einer Schonung des Schienenfahrzeugs und der Ladung.
[0006] Vorzugsweise kann der Lagerbock aus einem ersten, mit dem Untergestell starr verschraubten,
eine Öffnung zum Durchtritt der Zug- und Stoßeinrichtung aufweisenden Lagerbockteil
und einem zweiten, mit der Zug- und Stoßeinrichtung verbundenen, mit dem Verformungsrohr
und der Düsenplatte verschraubten, bei Verformung des Verformungsrohrs relativ zum
ersten Lagerbockteil der Düsenplatte verschiebbaren Lagerbockteil bestehen. Bei dieser
Ausführungsform läßt sich die automatische Mittelpufferkupplung mit der Zug- und Stoßeinrichtung,
den beiden Lagerbockteilen, dem Verformungsrohr und der Düsenplatte vormontieren und
braucht anschließend nur noch mittels des ersten Lagerbockteils am Untergestell des
Schienenfahrzeugs angeschraubt zu werden. Demgegenüber erfordert eine auch mögliche
einteilige Ausführung des Lagerbocks die Montage des Lagerbocks mit dem Verformungsrohr
und der Düsenplatte mit Hilfe der Schraubenverbindung am Untergestell des Schienenfahrzeugs,
was jedoch einen etwas höheren Montageaufwand erfordert.
[0007] Der erste Lagerbockteil kann in seiner einfachsten Ausführungsform aus parallelen,
senkrecht mit dem Untergestell beabstandet verschraubten Leisten bestehen, die vorher
mit dem zweiten Lagerbockteil, dem Verformungsrohr und der Düsenplatte verschraubt
werden. Hierzu kann die Schraubenverbindung aus vier, im Rechteck angeordneten, zwischen
dem ersten Lagerbockteil und der Düsenplatte verspannten Zugschrauben bestehen, die
den zweiten Lagerbockteil durchgreifen und die Lagerbockführung bei einer Verformung
des Verformungsrohrs bilden.
[0008] Sowohl bei einem einteiligen Lagerbock als auch bei einem zweiteiligen Lagerbock
kann der Lagerbock oder der zweite Lagerbockteil aus einer Lagerplatte mit seitlich
nach vorn gebogenen, Bohrungen für die Schraubenverbindung aufweisenden Schenkeln
und Befestigungslaschen für die Zug- und Stoßeinrichtung bestehen. Das Verformungsrohr
stützt sich beim Verspannen mit dem einen Ende an der Lagerplatte und mit seinem kegeligen
anderen Ende in der entsprechenden kegeligen Bohrung der Düsenplatte ab und wird mittels
der Schraubenverbindung axial verspannt. Diese Schrauben halten auch die beiden parallelen
Leisten des ersten Lagerbockteils, so daß sich diese Einheit aus Mittelpufferkupplung,
Zug- und Stoßeinrichtung, dem ersten und zweiten Lagerbockteil, dem Verformungsrohr
und der Düsenplatte als Ganzes mit dem Untergestell des Schienenfahrzeugs verschrauben
läßt.
[0009] Die Erfindung wird nachstehend anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels
des näheren erläutert. In der Zeichnung zeigen:
- Fig. 1
- eine Seitenansicht einer Mittelpufferkupplung mit Schnittdarstellung des Verformungsrohrs
und der Düsenplatte,
- Fig. 2
- eine Draufsicht auf die Mittelpufferkupplung und
- Fig. 3
- eine Rückansicht der Mittelpufferkupplung.
[0010] Eine Mittelpufferkupplung 1, ist mit einer Zug- und Stoßeinrichtung 2 verbunden,
die die im üblichen Fahrbetrieb auftretenden Zug- und Stoßkräfte, z. B. über Ringfederelemente,
energieverzehrend und elastisch aufnimmt. Die Zug- und Stoßeinrichtung 2 ist mittels
eines Anlenkzapfens 4 schwenkbeweglich an einem Lagerbock 5, 6 befestigt. Zwei schräg
angeordnete Dämpfer-Feder-Elemente 3 bewirken eine Rückstellung der Mittelpufferkupplung
1 bei Auslenkung aus ihrer Achsenlage in vertikaler und horizontaler Richtung.
[0011] Der Lagerbock 5, 6 besteht aus einem ersten Lagerbockteil 5 in Form von parallel
beabstandeten Leisten, die mit Befestigungsflanschen 10 am Untergestell eines nicht
dargestellten Schienenfahrzeugs verschraubt sind. Mit dem ersten Lagerbockteil 5 ist
ein zweites Lagerbockteil 6 verschraubt, das aus einer Lagerplatte 7 mit seitlichen,
rechtwinklig nach vorn gebogenen Schenkeln 8 besteht. Des weiteren weist die Lagerplatte
7 obere und untere Laschen 9 auf, die nach vorn gerichtet sind und zur Befestigung
der Zug- und Stoßeinrichtung 3 mittels des Anlenkzapfens 4 dienen. An der Lagerplatte
7 liegt ein Verformungsrohr 11 mit seinem vorderen Ende an. Dieses Verformungsrohr
11 weist ein kegeliges Ende auf, das in eine entsprechende kegelige Bohrung einer
Düsenplatte 12 ragt. Der erste Lagerbockteil 5, der zweite Lagerbockteil 6, das Verformungsrohr
11 und die Düsenplatte 12 sind mittels vier im Rechteck angeordneten Zugschrauben
13 axial gegeneinander verspannt. Diese Einheit zusammen mit der daran schwenkbar
befestigten Mittelpufferkupplung und der Zug- und Stoßeinrichtung 2 läßt sich vormontiert
an den Befestigungsflanschen 10 des Schienenfahrzeuguntergestells anschrauben. Tritt
ein Überstoß mit beispielsweise mehr als 13 km/h auf, treibt der zweite Lagerbockteil
6 das Verformungsrohr 11 unter Durchmesserverringerung durch die Bohrung in der Düsenplatte
12 hindurch, wodurch die Stoßenergie in Verformungsarbeit des Verformungsrohrs 11
umgewandelt wird. Dabei verschiebt sich der zweite Lagerbockteil 6 und wird durch
die Zugschrauben 13 geführt. Eine zusätzliche Führung am Schienenfahrzeuguntergestell
ist dabei unnötig. Selbstverständlich muß das Verformungsrohr 11, wenn es aufgrund
eines Überstoßes verformt wurde, ausgewechselt werden, damit das Schienenfahrzeug
wieder fahrbereit wird.
[0012] Anstelle einer zweiteiligen Ausführung des Lagerbocks mit den Leisten 5, die mit
den Befestigungsflanschen 10 des Schienenfahrzeuguntergestells verschraubt werden,
kann auch eine einteilige Form vorgesehen sein, bei der nur der zweite Lagerbockteil
6 vorhanden ist. In diesem Fall wird die Vorderseite der Schenkel 8 direkt mit den
Befestigungsflanschen 10 verschraubt, jedoch ist eine Vormontage des Lagerbockteils
6 mit dem Verformungsrohr 11 und der Düsenplatte 12 nicht möglich, da in diesem Fall
die Zugschrauben 13 gleichzeitig als Befestigungsschrauben an den Befestigungsflanschen
10 des Schienenfahrzeuguntergestells dienen.
[0013] Da am Schienenfahrzeuguntergestell nur eine vereinfachte Befestigung in Form der
Befestigungsflansche 10 erforderlich ist, läßt sich der Verformungsweg des Verformungsrohrs
11 gegenüber der bekannten Ausführung praktisch verdoppeln, was dazu führt, daß Überstöße
mit höherer Geschwindigkeit schadlos aufgenommen werden können oder daß bei gleicher
Geschwindigkeit geringere Verzögerungskräfte auftreten.
1. Automatische Mittelpufferkupplung für ein Schienenfahrzeug mit
- einer Zug- und Stoßeinrichtung (2),
- einem am Untergestell des Schienenfahrzeugs befestigten, mit der Zug- und Stoßeinrichtung
(2) verbundenen Lagerbock (5, 6),
- einem am Lagerbock (5, 6) anliegenden Verformungsrohr (11),
- einer am Verformungsrohr (11) anliegenden Düsenplatte (12) und
- einer den Lagerbock (5, 6), das Verformungsrohr (11) und die Düsenplatte (12) axial
verspannenden, eine Axialverschiebung des Lagerbocks (5, 6) und des Verformungsrohrs
(11) relativ zum Untergestell und der Düsenplatte (12) zulassenden Schraubenverbindung
(13).
2. Automatische Mittelpufferkupplung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Lagerbock aus einem ersten, mit dem Untergestell starr verschraubten, eine
Öffnung zum Durchtritt der Zug- und Stoßeinrichtung (2) aufweisenden Lagerbockteil
(5) und einem zweiten, mit der Zug- und Stoßeinrichtung (2) verbundenen, mit dem Verformungsrohr
(11) und der Düsenplatte (12) verschraubten, bei Verformung des Verformungsrohrs (11)
relativ zum ersten Lagerbockteil (5) und der Düsenplatte (12) verschiebbaren Lagerbockteil
(6) besteht.
3. Automatische Mittelpufferkupplung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der erste Lagerbockteil aus zwei parallelen, senkrecht mit dem Untergestell
beabstandet verschraubten Leisten (5) besteht.
4. Automatische Mittelpufferkupplung nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Schraubverbindung aus vier im Rechteck angeordneten, zwischen dem Untergestell
oder dem ersten Lagerbockteil (5) und der Düsenplatte (12) verspannten Zugschrauben
(13) besteht, die den Lagerbock oder den zweiten Lagerbockteil (6) durchgreifen und
die Lagerbockführung bei einer Verformung des Verformungsrohrs (11) bilden.
5. Automatische Mittelpufferkupplung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß der Lagerbock oder der zweite Lagerbockteil (6) aus einer Lagerplatte (7) mit
seitlich nach vorn gebogenen, Bohrungen für die Schraubenverbindung (13) aufweisenden
Schenkeln (8) und Befestigungslaschen (9) für die Zug- und Stoßeinrichtung (2) besteht.