(57) Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zu schaffen, welches eine
kubische Texturbildung in Fe-Si-Elektroblechen mit einer Dicke >0,1 mm bei Temperaturen
bis 1200 °C in ökonomisch günstiger Zeit ermöglicht und bei dem Korngrößen von etwa
1 bis 5 mm entstehen.
Das Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß
a) zunächst eine Eisenschmelze oder Eisenhalbzeug mit den üblichen Verunreinigungen
bis auf <20 Masse-ppm Kohlenstoff entkohlt wird,
b) danach der erhaltene Schmelzblock beziehungsweise das geglühte Eisenhalbzeug während
einem gegebenenfalls erforderlichen Legieren mit Silizium oder im Anschluß daran zur
Verringerung des Sauerstoffgehaltes auf Werte <10 Masse-ppm unter Vakuum besser als
1,33 Pa umgeschmolzen wird und
c) schließlich der so erzeugte Eisensiliziumwerkstoff unter Vermeidung der Aufnahme
von Verunreinigungen, insbesondere der Vermeidung einer Erhöhung des eingestellten
Kohlenstoff- und Sauerstoffgehaltes im Werkstoff, zu Elektroblech unter Anwendung
einer in trockenem Wasserstoff bei 950 bis 1200 °C durchzuführenden Schlußglühung
zur Texturbildung weiterverarbeitet wird.
Mit dem Verfahren kann Trafoblech und Dynamoblech hergestellt werden.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Elektroblech mit kubischen
Texturen und einem Siliziumgehalt von 0,9 bis 4,5 Masse-%. Das Blech ist verwendbar
für magnetische Kreise in elektrischen Geräten sowohl als Trafoblech mit anisotropen
magnetischen Eigenschaften bei statischen Anwendungen als auch als Dynamoblech mit
in der Blechebene weitgehend isotropen Eigenschaften bei rotierenden Anwendungen.
[0002] Es ist bekannt, daß in Blechen aus kubisch raumzentrierten Eisen-Silizium-Legierungen
mit 0,9 bis 4,5 % Si, wobei das Si ganz oder teilweise durch Al ersetzt sein kann,
durch eine blechdickenkontrollierte, oberflächenspannungsinduzierte Sekundärrekristallisation
kubische Texturen entstehen können. Bei diesen Texturen sind die Körner des Bleches
so orientiert, daß eine Würfelfläche (in Millerschen Indizes:(100)) der Körner parallel
der Blechoberfläche oder maximal 7° geneigt zu dieser ist.
[0003] Dabei sind bei der sogenannten Würfeltextur (100)[001] die Würfelkanten (= Richtung
leichtester Magnetisierbarkeit) in Walz- und Querrichtung ausgerichtet, so daß zwei
magnetische Vorzugsrichtungen vorhanden sind und in keiner Richtung in der Blechebene
die magnetisch ungünstigste (111)-Richtung liegt. Derartige Bleche eignen sich besonders
für den Einsatz in Transformatoren.
[0004] Bei der sogenannten Würfelflächentextur ((100)[0kl]) ist keine bevorzugte Würfelkantenausrichtung
vorhanden. Die Würfelkantenrichtungen sind in Blechebene regellos verteilt, so daß
in Blechebene isotrope magnetische Eigenschaften bei Fehlen ungünstigster magnetischer
Richtungen vorhanden sind. Diese Bleche eignen sich besonders für rotierende Anwendungen
(Motoren, Generatoren).
[0005] Nahezu isotrope Eigenschaften werden auch erreicht durch eine Textur, bei der die
Würfelkanten um Richtungen von etwa ± 26° (Orientierungen um (100) [012]) zur Walzrichtung
gehäuft ausgerichtet sind, so daß in Blechebene 8 breitgestreute (±10°) Vorzugsrichtungen
vorliegen.
[0006] Die unterschiedliche Art der bevorzugten Ausrichtung der Würfelkanten oder die Vermeidung
einer Ausrichtung (regellose Verteilung) erfolgt bekannterweise durch unterschiedliche
Kaltverformungen, meist durch (ein- oder mehrmalige) Kaltverformung mit unterschiedlichen
Verformungsgraden (Z. Metallkunde. 57 (1966) 751 - 754, D. Ganz, H.-G. Baer).
[0007] Die blechdickenkontrollierte, oberflächenspannungsinduzierte Sekundärrekristallisation
erfolgt, wenn durch normales Kornwachstum die Größe der Körner (Kristallite) wesentlich
größer als die Blechdicke ist, im Blechquerschnitt also jeweils nur 1 Korn vorhanden
ist, und wenn die Gräben an der Oberfläche am Schnittpunkt der Korngrenzen mit der
Oberfläche die Korngrenzen in ihrer Bewegung hindern, während Unterschiede der Oberflächenspannungen
verschieden orientierter Körner eine Zusatztriebkraft zum selektiven Kornwachstum
liefern. Unter Bedingungen (Temperatur, Reinheit der Atmosphäre und der Legierung,
kritischer niedriger Sauerstoffgehalt oder auch Schwefelgehalt), bei denen die Würfelfläche
die niedrigste Oberflächenspannung aller kristallographischen Flächen hat, wachsen
dann nur diejenigen Körner, die eine Würfelfläche parallel oder maximal 7° zur Blechoberfläche
geneigt haben und zehren weitgehend alle anders orientierten Körner auf. Das Ergebnis
ist eine kubische Textur (Acta Metallurgica 7 (1959) 589-598, K. Detert; J. Appl.
Phys. 31 (1960) 408, D. Kohler).
Versuchsproduktionen zur Herstellung von FeSi-Blechen mit den magnetisch maximal günstigen
kubischen Texturen in großtechnischen Dimensionen sind aus Kostengründen und wegen
Schwierigkeiten bei der Herstellung der Texturbleche in ökonomischen Mengen eingestellt
worden (F.E. Werner in: Energy Efficient Electrical Steels, Warrendale,Pa. - TMS /
AIME, 1981, 1-31). Die Ursachen dafür sind insbesondere folgende Nachteile des bisherigen
Verfahrens:
a) Da die Texturbildung bei der blechdickenkontrollierten, oberflächenspannungsinduzierten
Sekundärrekristallisation durch zweidimensionales Kornwachstum erfolgt, muß durch
normales Kornwachstum zunächst eine Korngröße größer als die Blechdicke entstehen,
was, um hohe Temperaturen und lange Glühzeiten zu vermeiden, eine hohe Beweglichkeit
der Korngrenzen und daher eine große Reinheit der Legierungen erfordert. Gleiches
gilt für das anschließende zweidimensionale Kornwachstum, die Sekundärrekristallisation,
zumal die Triebkräfte aus den Unterschieden der Oberflächenspannungen gering sind.
Eine die Bewegung der Korngrenzen besonders behindernde Verunreinigung ist Kohlenstoff.
b) Die Texturbildung erfolgt umso schwieriger und langsamer, je dicker die Bleche
sind, da mit zunehmender Blechdicke zunehmendes Kornwachstum erforderlich ist und
da beim zweidimensionalen Kornwachstum die Biegung der Korngrenze im Querschnitt abnimmt
und damit auch die Triebkraft aus den Korngrenzenspannungen. Daher ist die Texturbildung
in z.B. 0,05 mm dicken Blechen leichter und vollkommener als in z.B. 0,3 mm dicken
Blechen. Dünne Bleche verursachen jedoch höhere Kosten, z.B. durch mehr Arbeit beim
Walzen, beim Stanzen, beim Schichten und durch verminderte Packungsdichte.
c) Voraussetzung dafür, daß die Würfelfläche niedrigste Oberflächenspannung hat, ist
eine niedrige Sauerstoffkonzentration an der Oberfläche, daher auch in der Glühatmosphäre
und im Blech, in der Legierung. Eine Reduzierung des für die Beweglichkeit der Korngrenzen
besonders hinderlichen Kohlenstoffgehaltes erfolgt jedoch durch Behandlung mit Sauerstoff,
in der Schmelze durch Frischen mit Sauerstoff bzw. sauerstoffhaltigen Gasen, im Blech
durch Glühung in feuchten, also H₂O-haltigen Gasen (z.B. H₂), die somit Sauerstoff
zuführen. Dabei erhöht sich der Sauerstoffgehalt der Legierungen, so daß die Voraussetzung
für die kubische Texturbildung verloren geht. Eine Verminderung des Sauerstoffgehaltes
durch Glühung in reinem Wasserstoff erfordert wegen der geringen Diffusionsfähigkeit
des Sauerstoffs hohe Temperaturen und lange Glühzeiten. Der Kohlenstoff ist andererseits
ein üblicher Stahlbegleiter, da die Reduktion des Eisenerzes durch Kohlenstoff erfolgt.
Die gleichzeitige Erzielung minimaler C- und O-Gehalte schließen sich damit bei den
üblichen Verfahren der Elektroblechherstellung weitgehend aus.
d) Wegen des notwendigen starken normalen Kornwachstums bis zum Erreichen der Dimension
der Blechdicke und der anschließend starken Selektion der kubischen Körner entsteht
gewöhnlich eine große Korngröße ( ∼10 mm und größer). Dadurch nimmt auch die Größe
der magnetischen Elementarbezirke zu, wodurch beim Ummagnetisieren erhöhte anomale
Verluste entstehen.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Elektroblechherstellung
zu schaffen, welches die kubische Texturbildung in Blechen mit einer Dicke >0,1 mm
bei Temperaturen bis 1200 °C in ökonomisch günstiger Zeit ermöglicht und bei dem Korngrößen
von etwa 1 bis 5 mm entstehen.
[0009] Diese Aufgabe wird durch das in den Patentansprüchen angegebene Verfahren gelöst.
[0010] Erfindungsgemäß wird
a) zunächst eine Eisenschmelze oder Eisenhalbzeug mit den üblichen Verunreinigungen
bis auf <20 Masse-ppm Kohlenstoff entkohlt, wozu die Eisenschmelze mit Sauerstoff
gefrischt und das Eisenhalbzeug in feuchter Atmosphäre geglüht wird,
b) danach der erhaltene Schmelzblock beziehungsweise das geglühte Eisenhalbzeug während
einem gegebenenfalls erforderlichen Legieren mit Silizium oder im Anschluß daran zur
Verringerung des Sauerstoffgehaltes auf Werte <10 Masse-ppm unter Vakuum besser als
1,33 Pa umgeschmolzen und
c) schließlich der so erzeugte Eisensiliziumwerkstoff mit den üblichen Verfahren der
Blecherzeugung, jedoch unter Vermeidung der Aufnahme von Verunreinigungen, insbesondere
der Vermeidung einer Erhöhung des eingestellten Kohlenstoff- und Sauerstoffgehaltes
im Werkstoff, zu Elektroblech unter Anwendung einer in trockenem Wasserstoff bei 950
bis 1200 °C durchzuführenden Schlußglühung zur Texturbildung weiterverarbeitet.
[0011] Das Verfahren kann wie folgt ausgestaltet sein:
In der Verfahrensstufe a) wird der Kohlenstoffgehalt auf einen Wert <10 Masse-ppm,
vorzugsweise <5 Masse-ppm vermindert.
[0012] Zur Verringerung des Sauerstoffgehaltes gemäß Verfahrensstufe b) wird das Umschmelzen
in einem Elektronenstrahlschmelzofen vorgenommen.
[0013] In der Verfahrensstufe b) wird der Sauerstoffgehalt so weit auf einen Wert unter
10 Masse-ppm abgesenkt, daß in Wechselwirkung mit dem Sauerstoffgehalt des Werkstoffs
und dem Wassergehalt der Glühatmosphäre bei der Schlußglühung die (100)-Kristallflächen
von allen kristallografischen Flächen, die geringste Oberflächenspannung haben.
[0014] Die im Ergebnis der Verfahrensstufe b) erzeugte Schmelze wird im Kristallisator auf
eine Dicke im Bereich von 2 bis 250 mm vergossen und die so erhaltenen Brammen werden
unmittelbar der Weiterverarbeitung entsprechend Verfahrensstufe c) zugeführt.
[0015] Über einen Schwefelgehalt der Glühatmosphäre bei der in Verfahrensstufe c) enthaltenen
Schlußglühung wird eine solche kritische Schwefelkonzentration an der Blechoberfläche
erzeugt, daß die (100)-Kristallflächen von allen kristallografischen Flächen die geringste
Oberflächenspannung haben.
[0016] Bei der in der Verfahrensstufe c) enthaltenen Schlußglühung wird trockener Wasserstoff
mit einem Taupunkt < -60 °C verwendet, und die Glühung wird während einer Dauer von
bis zu 1 h durchgeführt.
[0017] Zur Blecherzeugung gemäß Verfahrensstufe c) wird der Eisensiliziumwerkstoff unter
Vermeidung von Zwischen- und Reinigungsglühungen auf Blech-Enddicke bis zur Schlußglühung
gebracht. Zweckmäßigerweise werden auch Schmiedeverfahren vermieden und der Eisensiliziumwerkstoff
wird nur durch Warm- und Kaltwalzen auf Blech-Enddicke bis zur Schlußglühung zwecks
Texturbildung gebracht.
[0018] Nach einer anderen Variante der Blecherzeugung gemäß Verfahrensstufe c) wird der
Eisensiliziumwerkstoff unter Vermeidung von Schmiedeverfahren und eines Warmwalzens
nur durch Kaltwalzen auf Blech-Enddicke bis zur Schlußglühung zwecks Texturbildung
gebracht, vorzugsweise in nur einer einzigen Kaltwalzstufe.
[0019] Im Falle eines zweistufigen Kaltwalzens wird nur einmalig geglüht, wobei die Glühung
als Zwischenglühung zur Rekristallisation ausgeführt wird.
[0020] Das erfindungsgemäße Verfahren besitzt gegenüber dem Stand der Technik eine Reihe
wesentlicher Vorteile.
[0021] Besonders hervorzuheben sind die relative Einfachheit und die Zuverlässigkeit des
Verfahrens sowie die Qualitätsmerkmale des nach dem Verfahren herstellbaren Elektroblechs.
Es entstehen vollkommene kubische Texturen bei Schlußglühungen in trockenem Wasserstoff
im Temperaturbereich von 950 bis 1200 °C in weniger als 1 h. Die Korngröße liegt bei
etwa 1 bis 5 mm, im Durchschnitt bei 3 mm. Eine Reinigungsglühung bei hoher Temperatur
nach der Texturbildung zur Verbesserung der magnetischen Eigenschaften, (z.B. auch
zur Vermeidung einer Alterung) ist infolge der Reinheit der Legierung nicht erforderlich.
[0022] Die Erfindung ist nachstehend anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert.
Beispiel 1
[0023] Eine Eisenschmelze wurde im Siemens-Martin-Ofen gefrischt, unberuhigt in Kokillen
vergossen, danach im Lichtbogenofen mit einer Elektrode aus dem gleichen Material
umgeschmolzen. Es wurde in Kokillen vergossen und bei 1000 °C Stangen von 30 mm ⌀
geschmiedet. Das Eisen hatte danach Gehalte an Kohlenstoff = 14 Masse-ppm, an Sauerstoff
=850 Masse-ppm, an Schwefel =271 Masse-ppm, an Stickstoff =30 Masse-ppm und an weiteren
Hauptverunreinigungen ungefähr 600 Masse-ppm Cr, 520 Masse-ppm Ni, 450 Masse-ppm Cu,
400 Masse-ppm As und 79 Masse-ppm Mo (massenspektroskopische Bestimmungen).
Dieses Eisen wurde zusammen mit Reinstsilizium im Elektronenstrahlschmelzofen in der
Kupferschale eingeschmolzen und 18 Minuten bei einem Vakuum von 4 x 10⁻² Pa (3 x 10
⁻⁴ Torr) schmelzflüssig gehalten. Nach dem Erstarren wurde die Legierung gewendet
und nochmals 10 Minuten bei 4 x 10⁻² Pa geschmolzen und anschließend in eine Kupferkokille
abgegossen. Die Legierung enthielt danach 3,27 Masse-% Si, 16 Masse-ppm C, 5 Masse-ppm
O, 2 Masse-ppm S und 2 Masse-ppm N.
[0024] Der Schmelzblock wurde bei 1000 °C auf eine Dicke von 15 mm geschmiedet oder es wurden
15 mm dicke Scheiben abgeschnitten. Von 15 mm wurde auf 2,5 mm warmgewalzt und nach
Beizen zur Entzunderung auf die Enddicke 0,25 mm kaltgewalzt. Das Blech wurde sodann
chemisch poliert und in trockenem Wasserstoff (Taupunkt < -60 °C) zwischen Blechen
aus einer Inconellegierung 1 Stunde bei 1150 °C schlußgeglüht.
[0025] Das Blech bestand danach zu mehr als 90 % aus Körnern mit einer Würfelfläche parallel
oder maximal 7° geneigt zur Blechoberfläche mit einer achtfachen Häufung der Würfelkanten
in Blechebene ±22,5° zur Walzrichtung. Die Größe der Körner betrug zwischen 1 und
5 mm im Durchmesser.
Beispiel 2
[0026] Elektrolyteisenbleche von ∼3 mm Dicke wurden in feuchtem Wasserstoff geglüht. Sie
enthielten danach 13 Masse-ppm C, 121 Masse-ppm O, 6 Masse-ppm S und 3 Masse-ppm N.
Sie wurden zusammen mit Reinstsilizium im Elektronenstrahlschmelzofen in der Kupferschale
eingeschmolzen und in einem Vakuum von 4 x 10⁻² Pa 15 Minuten geschmolzen, nach Erstarren
gewendet und nochmals 10 Minuten flüssig gehalten. Es wurde in eine Cu-Kokille abgegossen.
Die Legierung enthielt danach 3,38 Masse -% Si, 10 Masse-ppm C, 5 Masse-ppm O, <1
Masse-ppm S und 2 Masse-ppm N. Der Schmelzblock wurde auf 15 mm Dicke bei 1000 °C
geschmiedet oder es wurden 15 mm dicke Scheiben abgetrennt und bei 1000 °C auf 2,5
mm warmgewalzt. Danach wurde das Blech gebeizt und auf 0,3 mm kaltgewalzt. Abschließend
wurde das Blech zwischen Inconelblechen ("abgedeckt") bei 1100 °C in trockenem Wasserstoff
(Taupunkt < -60 °C) 1 Stunde schlußgeglüht. Es bestand danach zu mehr als 95 % aus
0,8 bis 4 mm großen Körnern mit einer Würfelfläche maximal 7° zur Blechoberfläche
geneigt und einer achtfachen Häufung der Würfelkanten in Richtungen ±22,5° zur Walzrichtung.
Beispiel 3
[0027] Bei diesem Beispiel wurden Stanzabfälle aus 1 mm dickem Eisenblech, hergestellt aus
Carbonyleisen und entkohlend geglüht, als Ausgangsmaterial verwendet. Die Stanzabfälle
enthielten 8 Masse-ppm C, 50 Masse-ppm O, 1 Masse-ppm N und 1 Masse-ppm S. Sie wurden
im Elektronenstrahlschmelzofen mit Reinstsilizium eingeschmolzen, maximal 12 Minuten
in der Schmelze gehalten und in eine Cu-Kokille abgegossen. Das Eisen hatte danach
einen Gehalt von 2 Masse-% Si, 6 Masse-ppm C, 9 Masse-ppm O.
[0028] Der erhaltene Schmelzblock wurde nach der im Beispiel 1 beschriebenen Verfahrensweise
bis zum schlußgeglühten Blech weiterverarbeitet. Dieses weist die gleiche Textur und
Gefügeausbildung wie das gemäß Beispiel 1 erreichte Blech auf.
Beispiel 4
[0029] Roheisen wurde im LD-Konverter auf 20 Masse-ppm C gefrischt und in der Pfanne mit
Si legiert. Die Legierung enthielt 3,2 Masse-% Si, 50 Masse-ppm O und 15 Masse-ppm
C. Abschmelzstäbe dieser Legierung wurden im Elektronenstrahlofen umgeschmolzen. Die
Erstarrung erfolgte kontinuierlich im Kristallisator. Die Legierung hatte danach einen
C-Gehalt von 14 Masse-ppm und einen O-Gehalt von 10 Masse-ppm. Der Block wurde bei
1130 bis 900°C zu 150 mm dicken Brammen geschmiedet, gehobelt und bei 1200 °C auf
3 mm warmgewalzt, danach kontinuierlich geätzt und auf 0,15 mm kaltgewalzt. Die Bleche
wurden aufgewickelt und im Coil im Haubenofen mit einer Glühisolation aus kalziniertem
Al₂O₃ in trockenem Wasserstoff (Taupunkt < -60 °C) schlußgeglüht. Sie hatte danach
mehr als 85 % kubische Textur.
1. Verfahren zur Herstellung von Elektroblech mit kubischer Textur und einem Siliziumgehalt
von 0,9 bis 4,5 Masse-%, dadurch gekennzeichnet, daß
a) zunächst eine Eisenschmelze oder Eisenhalbzeug mit den üblichen Verunreinigungen
bis auf <20 Masse-ppm Kohlenstoff entkohlt wird, wozu die Eisenschmelze mit Sauerstoff
gefrischt und das Eisenhalbzeug in feuchter Atmosphäre geglüht wird,
b) danach der erhaltene Schmelzblock beziehungsweise das geglühte Eisenhalbzeug während
einem gegebenenfalls erforderlichen Legieren mit Silizium oder im Anschluß daran zur
Verringerung des Sauerstoffgehaltes auf Werte <10 Masse-ppm unter Vakuum besser als
1,33 Pa umgeschmolzen wird und
c) schließlich der so erzeugte Eisensiliziumwerkstoff mit den üblichen Verfahren der
Blecherzeugung, jedoch unter Vermeidung der Aufnahme von Verunreinigungen, insbesondere
der Vermeidung einer Erhöhung des eingestellten Kohlenstoff- und Sauerstoffgehaltes
im Werkstoff, zu Elektroblech untere Anwendung einer in trockenem Wasserstoff bei
950 bis 1200 °C durchzuführenden Schlußglühung zur Texturbildung weiterverarbeitet
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in der Verfahrensstufe a) der
Kohlenstoffgehalt auf einen Wert <10 Masse-ppm, vorzugsweise <5 Masse-ppm vermindert
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Verringerung des Sauerstoffgehaltes
gemäß Verfahrensstufe b) das Umschmelzen in einem Elektronenstrahlschmelzofen vorgenommen
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in der Verfahrensstufe b) der
Sauerstoffgehalt so weit auf einen Wert unter 10 Masse-ppm abgesenkt wird, daß in
Wechselwirkung mit dem Sauerstoffgehalt des Werkstoffs und dem Wassergehalt der Glühatmosphäre
bei der Schlußglühung die (100)-Kristallflächen von allen Kristallflächen die geringste
Oberflächenspannung haben.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die im Ergebnis der Verfahrensstufe
b) erzeugte Schmelze im Kristallisator auf eine Dicke im Bereich von 2 bis 250 mm
vergossen wird, und daß die so erhaltenen Brammen unmittelbar der Weiterverarbeitung
entsprechend Verfahrensstufe c) zugeführt werden.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß über einen Schwefelgehalt der
Glühatmosphäre bei der in Verfahrensstufe c) enthaltenen Schlußglühung eine solche
kritische Schwefelkonzentration an der Blechoberfläche erzeugt wird, daß die (100)-Kristallflächen
von allen Kristallflächen die geringste Oberflächenspannung haben.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß bei der in der Verfahrensstufe
c) enthaltenen Schlußglühung trockener Wasserstoff mit einem Taupunkt < -60 °C verwendet
und die Glühung während einer Dauer von bis zu 1 h durchgeführt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Blecherzeugung gemäß Verfahrensstufe
c) der Eisensiliziumwerkstoff unter Vermeidung von Zwischen- und Reinigungsglühungen
auf Blech-Enddicke bis zur Schlußglühung gebracht wird, oder daß der Eisensiliziumwerkstoff
unter Vermeidung von Zwischen- und Reinigungsglühungen und von Schmiedeverfahren nur
durch Warm- und Kaltwalzen auf Blech-Enddicke bis zur Schlußglühung gebracht wird.
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Blecherzeugung gemäß Verfahrensstufe
c) der Eisensiliziumwerkstoff unter Vermeidung von Schmiedeverfahren und eines Warmwalzens
nur durch Kaltwalzen auf Blech-Enddicke bis zur Schlußglühung gebracht wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß beim Kaltwalzen der Eisensiliziumwerkstoff
in einer einzigen Stufe oder zweistufig auf die Blech-Enddicke gebracht wird, wobei
im Falle eines zweistufigen Kaltwalzens auf Blech-Enddicke nur einmalig geglüht wird
und die Glühung als Zwischenglühung zur Rekristallisation ausgeführt wird.