[0001] Die Erfindung betrifft ein fotografisches Verarbeitungsverfahren für Colorpapier
mit den Schritten Entwickeln, Bleichfixieren und Stabilisieren
[0002] Die Herstellung farbfotografischer Aufsichtsbilder wurde bisher nahezu ausschließlich
von großen Entwicklungsanstalten vorgenommen, die die angelieferten Negativfilme entwickelten
und unter Benutzung von Farbnegativpapier die farbigen Aufsichtsbilder herstellten.
Der Vorteil der großen Entwicklungsanstalten liegt unter anderem darin, gut für eine
Entsorgung der anfallenden verbrauchten Verarbeitungslösungen, insbesondere des Waschwassers
für die Schlußwässerung sorgen zu können. Nachteilig ist, daß der Kunde oft längere
Zeit auf seine Bilder warten muß.
[0003] Aus diesem Grunde wurden kleine Vorrichtungseinheiten entwickelt, die in Kundennähe
installiert werden und dem Kunden die fertigen Bilder im Extremfall bereits eine Stunde
nach dem Einliefern des belichteten Filmes aushändigen können. Diese Vorrichtungen
wurden unter anderem durch die Entwicklung einer Prozeßvariante möglich, die auf die
Schlußwässerung verzichtet und anstelle dessen die entwickelten, gebleichten und fixierten
Bilder mit einer Stabilisierungslösung behandelt. Die neuen Vorrichtungen ("Minilab")
kommen daher ohne Frischwasserzufuhr aus und produzieren auch kein Abwasser. Die verbrauchten
Verarbeitungslösungen werden in Kanistern gesammelt und von Zeit zu Zeit entsorgt.
[0004] Die Stabilisierungslösung hat die Aufgabe, die in den Aufsichtsbildern verbleibenden
Chemikalien, die sowohl aus dem Material selbst als auch aus den Verarbeitungslösungen
stammen und die infolge der fehlenden Wässerung nicht mehr ausgewaschen werden, in
eine Form zu überführen, die das Bild auch über lange Zeit in seiner Qualität nicht
beeinträchtigt.
[0005] Bleichen und Fixieren wird in Minilabs üblicherweise gemeinsam in einem Bleichfixierbad
durchgeführt, wobei das Eisenammoniumkomplexsalz der Ethylendiamintetraessigsäure
(FeNH₄EDTA) ein gebräuchliches Bleichmittel und Ammonium- oder Natriumthiosulfat ein
gebräuchliches Fixiermittel sind.
[0006] So beschreibt beispielsweise EP-B 158 369 ein wässerungsfreies Verarbeitungsverfahren
aus Farbentwicklung, Bleichfixieren, Stabilisieren und Trocknen, bei dem die Bleichfixierlösung
FeNH₄EDTA, freie EDTA, (NH₄)₂S₂O₃ und (NH₄)₂SO₃ und die Stabilisierlösung Essigsäure,
Formaldehyd, Thiabenzazol, 1-Hydroxyethan-1,1-diphosphonsäure (HEDP) und Kaliumalaun
enthält.
[0007] Diese Kombination aus Bleichfixierbad und Stabilisierbad weist Nachteile auf.
[0008] Bleichfixierbäder werden in Minilabs mit einem möglichst geringen Volumen pro m²
regeneriert.
[0009] So ergibt sich ein wesentlich langsamerer Austausch der Badlösung als im Normalfall,
besonders bei Minilabs mit relativ geringem Durchsatz an Colorpapier. Daraus folgt,
daß das Sulfit der Badlösung durch den Luftsauerstoff oxidiert wird, die Stabilität
des Thiosulfats nicht mehr gesichert ist und schließlich ein Niederschlag aus Schwefel
ausfällt.
[0010] Diesen Mißstand kann man weitgehend beheben, wenn man anstelle von FeNH₄EDTA das
Eisenammoniumsalz der Diethylentriaminpentaessigsäure (Fe(NH₄)₂DTPA) verwendet.
[0011] Der Nachteil einer Kombination dieses vorteilhaften Bleichfixierbades mit einem nachfolgenden
Stabilisierbad, das HEDP enthält, besteht darin, daß im Gebrauchszustand des Stabilisierbades
ein Niederschlag entsteht. Die durch Einschleppung im Stabilisierbad entstehende Konzentration
des DTPA kann diesen Niederschlag nicht verhindern. Ebensowenig gelingt das mit den
in manchen Stabilisierbädern im Bereich von 0,2 bis 2 g/l enthaltenen Aminopolycarbonsäuren.
[0012] Aufgabe der Erfindung ist es, ein System zur Verfügung zu stellen, bei dem Bleichfixierbad
und Stabilisierbad so aufeinander abgestimmt sind, daß die vorerwähnten Nachteile
nicht auftreten und dennoch farbige Aufsichtsbilder hervorragende Qualität - insbesondere
hinsichtlich Farbdichte, Restsilbergehalt und Stabilität - erhalten werden.
[0013] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß als Bleichmittel des Bleichfixierbades eine
Verbindung der Formel Fe(X)₂DTPA, worin X Alkali oder Ammonium bedeutet, vorzugsweise
Fe(NH₄)₂DTPA oder FeNa₂DTPA, eingesetzt wird und das Stabilisierbad ein Fungizid,
HEDP und ein Hexametaphosphat enthält.
[0014] Gegenstand der Erfindung ist daher ein wässerungsfreies Verfahren zur Herstellung
farbiger Aufsichtsbilder durch Entwickeln, Bleichfixieren, Stabilisieren und Trocknen,
dadurch gekennzeichnet, daß das Bleichfixierbad als Bleichmittel eine Verbindung der
Formel Fe(X)₂DTPA, worin X Alkali oder Ammonium bedeutet, und das Stabilisierbad ein
Fungizid, HEDP und ein Hexametaphosphat enthält.
[0015] Vorzugsweise enthält das Bleichfixierbad das Bleichmittel in einer Menge von 0,1
bis 0,5 Mol/l. Vorzugsweise enthält das Stabilisierbad 1x10⁻³ bis 5x10⁻² Mol/l Fungizid,
1x10⁻³ bis 5x10⁻² Mol/l HEDP und 5x10⁻⁴ bis 5x10⁻² Mol/l Hexametaphosphat. Geeignete
Fungizide sind z.B. Benzoesäure, Sorbinsäure und Isothiazolone.
[0016] Grundsätzlich läßt sich zwar dieser Niederschlag im Stabilisierbad durch Komplexbildner
aller bekannten Klassen verhindern, z.B. durch Aminopolycarbonsäuren, Aminopolyphosphonsäuren,
Citronensäure, Polymaleinsäure oder Phosphonobutantricarbonsäure. Da jedoch die meisten
davon die Wirkung des im Stabilisierbad üblicherweise enthaltenen HEDP als Eisenmaskierungsmittel
behindern und somit die bei Tropenlagerung entstehende Vergilbung nicht genügend unterdrücken,
bleibt, wie überraschend gefunden wurde, nur die Klasse der Phosphor- und der Phosphonsäuren
als geeignet übrig, im optimalen Fall Natriumhexametaphosphat.
Beispiel
[0017] Ein farbfotografisches Aufzeichnungsmaterial, welches für das erfindungsgemäße Verarbeitungsverfahren
geeignet ist, wurde hergestellt, indem auf einen Schichtträger auf beidseitig mit
Polyethylen beschichtetem Papier die folgenden Schichten in der angegebenen Reihenfolge
aufgetragen wurden. Die Mengenangaben beziehen sich jeweils auf 1 m². Für den Silberhalogenidauftrag
werden die entsprechenden Mengen AgNO₃ angegeben.
Schichtaufbau:
[0018]
1. Schicht (Substratschicht):
0,2 g Gelatine
2. Schicht (blauempfindliche Schicht): blauempfindliche Silberhalogenidemulsion (99,5
Mol-% Chlorid, 0,5 Mol-% Bromid, mittlerer Korndurchmesser 0,8 µm) aus 0,63 g AgNO₃
mit
1,38 g Gelatine
0,95 g Gelbkuppler Y
0,29 g Trikresylphosphat (TKP)
3. Schicht (Schutzschicht)
1,1 g Gelatine
0,06 g 2,5-Dioctylhydrochinon
0,06 g Dibutylphthalat (DBP)
4. Schicht (grünempfindliche Schicht)
grünsensibilisierte Silberhalogenidemulsion (99,5 Mol-% Chlorid, 0,5 Mol-% Bromid,
mittlerer Korndurchmesser 0,6 µm) aus 0,45 g AgNO₃ mit
1,08 g Gelatine
0,41 g Purpurkuppler M
0,08 g 2,5-Dioctylhydrochinon
0,34 g DBP
0,04 g TKP
5. Schicht (UV-Schutzschicht)
1,15 g Gelatine
0,6 g UV-Absorber der Formel
0,045g 2,5-Dioctylhydrochinon
0,04 g TKP
6. Schicht (rotempfindliche Schicht)
rotsensibilisierte Silberhalogenidemulsion (99,5 Mol-% Chlorid, 0,5 Mol-% Bromid,
mittlerer Korndurchmesser 0,5 µm) aus 0,3 g AgNO₃ mit
0,75 g Gelatine
0,36 g Blaugrünkuppler C
0,36 g TKP
7. Schicht (UV-Schutzschicht)
0,35 g Gelatine
0,15 g UV-Absorber gemäß 5. Schicht
0,2 g TKP
8. Schicht (Schutzschicht)
0,9 g Gelatine
0,3 g Härtungsmittel H der folgenden Formel
Beispiel 1 (Vergleich)
[0020] Ein Stufenkeil wird auf das oben beschriebene fotografische Aufzeichnungsmaterial
aufbelichtet und wie folgt verarbeitet:
[0021] Die einzelnen Verarbeitungsbäder hatten die folgende Zusammensetzung:
Entwickler
[0022]
mit Wasser auffüllen auf 1 liter ; pH 10
Bleichfixierbad
[0023]
Mit Wasser auf 1 Liter auffüllen und auf pH 5,0 stellen.
[0024] Der Gesamtwasserverbrauch beträgt 2 Liter pro m².
[0025] Die damit erhaltenen Stufenkeile werden einer Lagerung bei 60°C und 90 % relativer
Feuchte über 7 Tage unterworfen.
[0026] Ergebnisse siehe Tabelle.
Beispiel 2 (Vergleich)
[0027] Material gemäß Beispiel 1 wird in einem wässerungsfreien Prozeß verarbeitet.
[0028] Entwickler und Bleichfixierbad entsprachen Beispiel 1
Zusammensetzung des Stabilisierbades A
[0029]
[0030] Mit Wasser auf 1 Liter auffüllen, auf pH 5,0 stellen.
[0031] Herstellung des Gebrauchszustandes in den vier zu einer Kaskade zusammengefaßten
Stabilisierbadtanks:
Tank 1 : 800 ml Stabilisierbad + 200 ml Bleichfixierbad
Tank 2 : 960 ml Stabilisierbad + 40 ml Bleichfixierbad
Tank 3 : 992 ml Stabilisierbad + 8 ml Bleichfixierbad
Tank 4 : 998 ml Stabilisierbad + 2 ml Bleichfixierbad
[0032] Der Stabilisierbadverbrauch beträgt 250 ml/m².
[0033] Die mit diesem Prozeß erhaltenen Stufenkeile werden gemeinsam mit den in Beispiel
1 gewonnenen Keilen gelagert. Ergebnisse siehe Tabelle.
Beispiel 3 (Vergleich)
[0034] Material und Verarbeitung mit Ausnahme des Stabilisierbades entsprachen Beispiel
2.
Stabilisierbad B
[0035]
Mit Wasser auf 1 Liter auffüllen und auf pH 5,0 stellen.
[0036] Der Gebrauchszustand der 4 Stabilisierbadtanks wurde wie in Beispiel 2 hergestellt.
[0037] Der Stabilisierbadverbrauch entspricht Beispiel 2.
[0038] Lagerung gemeinsam mit den Keilen der Beispiele 1 und 2 unter den angegebenen Bedingungen.
Ergebnisse siehe Tabelle
Beispiel 4 (erfindungsgemäß)
[0039] Material und Verarbeitung mit Ausnahme des Stabilisierbades entsprachen Beispiel
2.
Stabilisierbad C
[0040]
Mit Wasser auf 1 Liter auffülen und auf pH 5,0 stellen.
[0041] Der Gebrauchszustand der 4 Stabilisierbadtanks wurde wie in Beispiel 2 hergestellt.
[0042] Der Stabilisierbadverbrauch entspricht Beispiel 2.
[0043] Die mit diesem Prozeß erhaltenen Stufenkeile werden gemeinsam mit den Keilen der
Beispiele 1, 2 und 3 unter den angegebenen Bedingungen gelagert.
Stehprüfung
[0044] Von den Stabilisierbädern der Beispiele 2, 3 und 4 wurden jeweils aus Tanks Proben
entnommen und 4 Tage lang bei Raumtemperatur stehengelassen. Über das eventuelle Auftreten
eines Niederschlags siehe Tabelle.
[0045] Die Tabelle zeigt, daß beim Übergang von der Verarbeitung mit Wässerung zu einem
wässerungsfreien Verfahren ein Niederschlag im ersten Stabilisierlösungstank auftritt,
der zwar durch Erhöhung der Menge an Aminopolycarbonsäure unterbunden wird, daß dieser
Vorteil aber mit einer erheblichen Schleiererhöhung (Anstieg D
min) erkauft werden muß.
[0046] Natriumhexametaphosphat verhindert ebenfalls die Niederschlagsbildung, sogt aber
zusätzlich sogar für eine Schleiererniedrigung gegenüber normal gewässerten Proben.