(19)
(11) EP 0 405 237 B1

(12) EUROPÄISCHE PATENTSCHRIFT

(45) Hinweis auf die Patenterteilung:
14.09.1994  Patentblatt  1994/37

(21) Anmeldenummer: 90111253.2

(22) Anmeldetag:  14.06.1990
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5G03C 7/30, G03C 5/39

(54)

Fotografisches Verarbeitungsverfahren

Photographic processing method

Procédé de traitement photographique


(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE DE FR GB IT

(30) Priorität: 27.06.1989 DE 3920922

(43) Veröffentlichungstag der Anmeldung:
02.01.1991  Patentblatt  1991/01

(73) Patentinhaber: Agfa-Gevaert AG
51373 Leverkusen (DE)

(72) Erfinder:
  • Spriewald, Erika
    D-5090 Leverkusen (DE)
  • Tappe, Gustav, Dipl.-Ing.
    D-5090 Leverkusen (DE)
  • Meckl, Heinz, Dr.
    D-5060 Bergisch Gladbach 2 (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
EP-A- 0 158 369
EP-A- 0 296 854
   
       
    Anmerkung: Innerhalb von neun Monaten nach der Bekanntmachung des Hinweises auf die Erteilung des europäischen Patents kann jedermann beim Europäischen Patentamt gegen das erteilte europäischen Patent Einspruch einlegen. Der Einspruch ist schriftlich einzureichen und zu begründen. Er gilt erst als eingelegt, wenn die Einspruchsgebühr entrichtet worden ist. (Art. 99(1) Europäisches Patentübereinkommen).


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein fotografisches Verarbeitungsverfahren für Colorpapier mit den Schritten Entwickeln, Bleichfixieren und Stabilisieren

    [0002] Die Herstellung farbfotografischer Aufsichtsbilder wurde bisher nahezu ausschließlich von großen Entwicklungsanstalten vorgenommen, die die angelieferten Negativfilme entwickelten und unter Benutzung von Farbnegativpapier die farbigen Aufsichtsbilder herstellten. Der Vorteil der großen Entwicklungsanstalten liegt unter anderem darin, gut für eine Entsorgung der anfallenden verbrauchten Verarbeitungslösungen, insbesondere des Waschwassers für die Schlußwässerung sorgen zu können. Nachteilig ist, daß der Kunde oft längere Zeit auf seine Bilder warten muß.

    [0003] Aus diesem Grunde wurden kleine Vorrichtungseinheiten entwickelt, die in Kundennähe installiert werden und dem Kunden die fertigen Bilder im Extremfall bereits eine Stunde nach dem Einliefern des belichteten Filmes aushändigen können. Diese Vorrichtungen wurden unter anderem durch die Entwicklung einer Prozeßvariante möglich, die auf die Schlußwässerung verzichtet und anstelle dessen die entwickelten, gebleichten und fixierten Bilder mit einer Stabilisierungslösung behandelt. Die neuen Vorrichtungen ("Minilab") kommen daher ohne Frischwasserzufuhr aus und produzieren auch kein Abwasser. Die verbrauchten Verarbeitungslösungen werden in Kanistern gesammelt und von Zeit zu Zeit entsorgt.

    [0004] Die Stabilisierungslösung hat die Aufgabe, die in den Aufsichtsbildern verbleibenden Chemikalien, die sowohl aus dem Material selbst als auch aus den Verarbeitungslösungen stammen und die infolge der fehlenden Wässerung nicht mehr ausgewaschen werden, in eine Form zu überführen, die das Bild auch über lange Zeit in seiner Qualität nicht beeinträchtigt.

    [0005] Bleichen und Fixieren wird in Minilabs üblicherweise gemeinsam in einem Bleichfixierbad durchgeführt, wobei das Eisenammoniumkomplexsalz der Ethylendiamintetraessigsäure (FeNH₄EDTA) ein gebräuchliches Bleichmittel und Ammonium- oder Natriumthiosulfat ein gebräuchliches Fixiermittel sind.

    [0006] So beschreibt beispielsweise EP-B 158 369 ein wässerungsfreies Verarbeitungsverfahren aus Farbentwicklung, Bleichfixieren, Stabilisieren und Trocknen, bei dem die Bleichfixierlösung FeNH₄EDTA, freie EDTA, (NH₄)₂S₂O₃ und (NH₄)₂SO₃ und die Stabilisierlösung Essigsäure, Formaldehyd, Thiabenzazol, 1-Hydroxyethan-1,1-diphosphonsäure (HEDP) und Kaliumalaun enthält.

    [0007] Diese Kombination aus Bleichfixierbad und Stabilisierbad weist Nachteile auf.

    [0008] Bleichfixierbäder werden in Minilabs mit einem möglichst geringen Volumen pro m² regeneriert.

    [0009] So ergibt sich ein wesentlich langsamerer Austausch der Badlösung als im Normalfall, besonders bei Minilabs mit relativ geringem Durchsatz an Colorpapier. Daraus folgt, daß das Sulfit der Badlösung durch den Luftsauerstoff oxidiert wird, die Stabilität des Thiosulfats nicht mehr gesichert ist und schließlich ein Niederschlag aus Schwefel ausfällt.

    [0010] Diesen Mißstand kann man weitgehend beheben, wenn man anstelle von FeNH₄EDTA das Eisenammoniumsalz der Diethylentriaminpentaessigsäure (Fe(NH₄)₂DTPA) verwendet.

    [0011] Der Nachteil einer Kombination dieses vorteilhaften Bleichfixierbades mit einem nachfolgenden Stabilisierbad, das HEDP enthält, besteht darin, daß im Gebrauchszustand des Stabilisierbades ein Niederschlag entsteht. Die durch Einschleppung im Stabilisierbad entstehende Konzentration des DTPA kann diesen Niederschlag nicht verhindern. Ebensowenig gelingt das mit den in manchen Stabilisierbädern im Bereich von 0,2 bis 2 g/l enthaltenen Aminopolycarbonsäuren.

    [0012] Aufgabe der Erfindung ist es, ein System zur Verfügung zu stellen, bei dem Bleichfixierbad und Stabilisierbad so aufeinander abgestimmt sind, daß die vorerwähnten Nachteile nicht auftreten und dennoch farbige Aufsichtsbilder hervorragende Qualität - insbesondere hinsichtlich Farbdichte, Restsilbergehalt und Stabilität - erhalten werden.

    [0013] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß als Bleichmittel des Bleichfixierbades eine Verbindung der Formel Fe(X)₂DTPA, worin X Alkali oder Ammonium bedeutet, vorzugsweise Fe(NH₄)₂DTPA oder FeNa₂DTPA, eingesetzt wird und das Stabilisierbad ein Fungizid, HEDP und ein Hexametaphosphat enthält.

    [0014] Gegenstand der Erfindung ist daher ein wässerungsfreies Verfahren zur Herstellung farbiger Aufsichtsbilder durch Entwickeln, Bleichfixieren, Stabilisieren und Trocknen, dadurch gekennzeichnet, daß das Bleichfixierbad als Bleichmittel eine Verbindung der Formel Fe(X)₂DTPA, worin X Alkali oder Ammonium bedeutet, und das Stabilisierbad ein Fungizid, HEDP und ein Hexametaphosphat enthält.

    [0015] Vorzugsweise enthält das Bleichfixierbad das Bleichmittel in einer Menge von 0,1 bis 0,5 Mol/l. Vorzugsweise enthält das Stabilisierbad 1x10⁻³ bis 5x10⁻² Mol/l Fungizid, 1x10⁻³ bis 5x10⁻² Mol/l HEDP und 5x10⁻⁴ bis 5x10⁻² Mol/l Hexametaphosphat. Geeignete Fungizide sind z.B. Benzoesäure, Sorbinsäure und Isothiazolone.

    [0016] Grundsätzlich läßt sich zwar dieser Niederschlag im Stabilisierbad durch Komplexbildner aller bekannten Klassen verhindern, z.B. durch Aminopolycarbonsäuren, Aminopolyphosphonsäuren, Citronensäure, Polymaleinsäure oder Phosphonobutantricarbonsäure. Da jedoch die meisten davon die Wirkung des im Stabilisierbad üblicherweise enthaltenen HEDP als Eisenmaskierungsmittel behindern und somit die bei Tropenlagerung entstehende Vergilbung nicht genügend unterdrücken, bleibt, wie überraschend gefunden wurde, nur die Klasse der Phosphor- und der Phosphonsäuren als geeignet übrig, im optimalen Fall Natriumhexametaphosphat.

    Beispiel



    [0017] Ein farbfotografisches Aufzeichnungsmaterial, welches für das erfindungsgemäße Verarbeitungsverfahren geeignet ist, wurde hergestellt, indem auf einen Schichtträger auf beidseitig mit Polyethylen beschichtetem Papier die folgenden Schichten in der angegebenen Reihenfolge aufgetragen wurden. Die Mengenangaben beziehen sich jeweils auf 1 m². Für den Silberhalogenidauftrag werden die entsprechenden Mengen AgNO₃ angegeben.

    Schichtaufbau:



    [0018] 

    1. Schicht (Substratschicht):
       0,2 g Gelatine

    2. Schicht (blauempfindliche Schicht): blauempfindliche Silberhalogenidemulsion (99,5 Mol-% Chlorid, 0,5 Mol-% Bromid, mittlerer Korndurchmesser 0,8 µm) aus 0,63 g AgNO₃ mit
       1,38 g Gelatine
       0,95 g Gelbkuppler Y
       0,29 g Trikresylphosphat (TKP)

    3. Schicht (Schutzschicht)
       1,1 g Gelatine
       0,06 g 2,5-Dioctylhydrochinon
       0,06 g Dibutylphthalat (DBP)

    4. Schicht (grünempfindliche Schicht)
       grünsensibilisierte Silberhalogenidemulsion (99,5 Mol-% Chlorid, 0,5 Mol-% Bromid, mittlerer Korndurchmesser 0,6 µm) aus 0,45 g AgNO₃ mit
       1,08 g Gelatine
       0,41 g Purpurkuppler M
       0,08 g 2,5-Dioctylhydrochinon
       0,34 g DBP
       0,04 g TKP

    5. Schicht (UV-Schutzschicht)
       1,15 g Gelatine
       0,6 g UV-Absorber der Formel

       0,045g 2,5-Dioctylhydrochinon
       0,04 g TKP

    6. Schicht (rotempfindliche Schicht)
       rotsensibilisierte Silberhalogenidemulsion (99,5 Mol-% Chlorid, 0,5 Mol-% Bromid, mittlerer Korndurchmesser 0,5 µm) aus 0,3 g AgNO₃ mit
       0,75 g Gelatine
       0,36 g Blaugrünkuppler C
       0,36 g TKP

    7. Schicht (UV-Schutzschicht)
       0,35 g Gelatine
       0,15 g UV-Absorber gemäß 5. Schicht
       0,2 g TKP

    8. Schicht (Schutzschicht)
       0,9 g Gelatine
       0,3 g Härtungsmittel H der folgenden Formel



    [0019] Die Kuppler entsprachen folgenden Formeln:






    Beispiel 1 (Vergleich)



    [0020] Ein Stufenkeil wird auf das oben beschriebene fotografische Aufzeichnungsmaterial aufbelichtet und wie folgt verarbeitet:



    [0021] Die einzelnen Verarbeitungsbäder hatten die folgende Zusammensetzung:

    Entwickler



    [0022] 


    mit Wasser auffüllen auf 1 liter ; pH 10

    Bleichfixierbad



    [0023] 


    Mit Wasser auf 1 Liter auffüllen und auf pH 5,0 stellen.

    [0024] Der Gesamtwasserverbrauch beträgt 2 Liter pro m².

    [0025] Die damit erhaltenen Stufenkeile werden einer Lagerung bei 60°C und 90 % relativer Feuchte über 7 Tage unterworfen.

    [0026] Ergebnisse siehe Tabelle.

    Beispiel 2 (Vergleich)



    [0027] Material gemäß Beispiel 1 wird in einem wässerungsfreien Prozeß verarbeitet.



    [0028] Entwickler und Bleichfixierbad entsprachen Beispiel 1

    Zusammensetzung des Stabilisierbades A



    [0029] 



    [0030] Mit Wasser auf 1 Liter auffüllen, auf pH 5,0 stellen.

    [0031] Herstellung des Gebrauchszustandes in den vier zu einer Kaskade zusammengefaßten Stabilisierbadtanks:
    Tank 1 : 800 ml Stabilisierbad + 200 ml Bleichfixierbad
    Tank 2 : 960 ml Stabilisierbad + 40 ml Bleichfixierbad
    Tank 3 : 992 ml Stabilisierbad + 8 ml Bleichfixierbad
    Tank 4 : 998 ml Stabilisierbad + 2 ml Bleichfixierbad

    [0032] Der Stabilisierbadverbrauch beträgt 250 ml/m².

    [0033] Die mit diesem Prozeß erhaltenen Stufenkeile werden gemeinsam mit den in Beispiel 1 gewonnenen Keilen gelagert. Ergebnisse siehe Tabelle.

    Beispiel 3 (Vergleich)



    [0034] Material und Verarbeitung mit Ausnahme des Stabilisierbades entsprachen Beispiel 2.

    Stabilisierbad B



    [0035] 


    Mit Wasser auf 1 Liter auffüllen und auf pH 5,0 stellen.

    [0036] Der Gebrauchszustand der 4 Stabilisierbadtanks wurde wie in Beispiel 2 hergestellt.

    [0037] Der Stabilisierbadverbrauch entspricht Beispiel 2.

    [0038] Lagerung gemeinsam mit den Keilen der Beispiele 1 und 2 unter den angegebenen Bedingungen. Ergebnisse siehe Tabelle

    Beispiel 4 (erfindungsgemäß)



    [0039] Material und Verarbeitung mit Ausnahme des Stabilisierbades entsprachen Beispiel 2.

    Stabilisierbad C



    [0040] 


    Mit Wasser auf 1 Liter auffülen und auf pH 5,0 stellen.

    [0041] Der Gebrauchszustand der 4 Stabilisierbadtanks wurde wie in Beispiel 2 hergestellt.

    [0042] Der Stabilisierbadverbrauch entspricht Beispiel 2.

    [0043] Die mit diesem Prozeß erhaltenen Stufenkeile werden gemeinsam mit den Keilen der Beispiele 1, 2 und 3 unter den angegebenen Bedingungen gelagert.

    Stehprüfung



    [0044] Von den Stabilisierbädern der Beispiele 2, 3 und 4 wurden jeweils aus Tanks Proben entnommen und 4 Tage lang bei Raumtemperatur stehengelassen. Über das eventuelle Auftreten eines Niederschlags siehe Tabelle.



    [0045] Die Tabelle zeigt, daß beim Übergang von der Verarbeitung mit Wässerung zu einem wässerungsfreien Verfahren ein Niederschlag im ersten Stabilisierlösungstank auftritt, der zwar durch Erhöhung der Menge an Aminopolycarbonsäure unterbunden wird, daß dieser Vorteil aber mit einer erheblichen Schleiererhöhung (Anstieg Dmin) erkauft werden muß.

    [0046] Natriumhexametaphosphat verhindert ebenfalls die Niederschlagsbildung, sogt aber zusätzlich sogar für eine Schleiererniedrigung gegenüber normal gewässerten Proben.


    Ansprüche

    1. Wässerungsfreies Verfahren zur Herstellung farbiger Aufsichtsbilder durch Entwickeln, Bleichfixieren, Stabilisieren und Trocknen, dadurch gekennzeichnet, daß das Bleichfixierbad als Bleichmittel eine Verbindung der Formel Fe(X)₂DTPA, worin X Alkali oder Ammonium bedeutet, und das Stabilisierbad ein Fungizid, Hydroxyethandiphosphonsäure und ein Hexametaphosphat enthält.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Bleichmittel Fe(NH₄)₂DTPA oder FeNa₂DTPA verwendet wird.
     


    Claims

    1. A no-rinse process for the production of colour photographs by development, bleaching/fixing, stabilization and drying, characterized in that the bleaching/fixing bath contains a compound with the formula Fe(X)₂DTPA, where X is an alkali metal or ammonium, as bleaching agent while the stabilizing bath contains a fungicide, hydroxyethanediphosphonic acid and a hexametaphosphate.
     
    2. A process as claimed in claim 1, characterized in that Fe(NH₄)₂DTPA or FeNa₂DTPA is used as the bleaching agent.
     


    Revendications

    1. Procédé sans lavage pour produire des images colorées par développement, blanchiment-fixage, stabilisation et séchage, caractérisé en ce que le bain de blanchiment-fixage contient comme agent de blanchiment un composé de formule Fe(X)₂DTPA dans laquelle X signifie un alcali ou l'ammonium et que le bain de stabilisation contient un fongicide, de l'acide hydroxyéthanediphosphonique et un hexamétaphosphate.
     
    2. Procédé selon la revendication 1, caractérisé en ce que l'on utilise comme agent de blanchiment du Fe(NH₄)₂DTPA ou FeNa₂DTPA.