[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Herstellung von hochfesten
Rohren nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 bzw. Anspruchs 3.
[0002] Es ist bekannt, Flinten- bzw. Gewehrläufe in verschiedenen Arbeitsschritten herzustellen.
Als erster Schritt wird in einen Rundstab ein Lauf gebohrt. Anschließend wird das
Rohr kaltverfestigt, d.h. die äußere Oberfläche wird einer hämmernden Bearbeitung
unterzogen. In weiteren Arbeitsschritten wird die Innenfläche des Rohres gehont und
das Rohr von außen teilweise überdreht bzw. einer Schleifbearbeitung unterzogen und
auf die nötige Länge gebracht. Weiterhin wird bei Flintenläufen in der Regel noch
die Mündung mit einem "Choke" (Würgebohrung) versehen, d.h. einer Verringerung des
Durchmessers des Laufs an der Mündung.
[0003] Da bei diesem bekannten Herstellungsverfahren eine Vielzahl an verschiedenen Arbeitsschritten
erforderlich ist, ist dieses Verfahren sehr aufwendig und mit hohen Produktionskosten
verbunden.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung zur
Herstellung von hochfesten Rohren anzugeben, welches mit wenigen Arbeitsschritten
auskommt und dadurch kostengünstiger ist. Speziell sollen mit diesem Verfahren Flinten-
bzw. Gewehrläufe hergestellt werden.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß ein Rundrohr als Rohteil mittels
eines an sich bekannten Drückwalz-Verfahrens bearbeitet wird, derart, daß
a) in das Rundrohr ein Dorn eines Drückwalz-Werkzeuges eingeschoben wird, wobei der
Außendurchmesser des Dorns dem Innendurchmesser des gewünschten fertigen Rohres entspricht,
b) mit bekannten Drückrollen bzw. Drückwalzen spezieller Geometrie das Rundrohr verdichtet,
die Wanddicke reduziert, die Länge vergrößert und dabei die Außenkontur des Rohrs
gefertigt wird, und
c) nach dem Drückwalzen das fertige Rohr partiell überdreht und abgelängt wird.
[0006] Unter Drückwalzen wird ein Umformverfahren zur Verringerung der Wanddicke von zylindrischen
Hohlkörpern verstanden. Im Zusammenwirken mit der Druckform walzt sich die Wandung
des Hohlkörpers auf einer Schraubenlinie ab und bewirkt so eine Reckung des Werkstücks
in Richtung der Werkstückachse (siehe Lueger Lexikon der Technik, Rowohlt Taschenbuch-Verlag,
1971).
[0007] Die Bearbeitung der Rundrohre mit dem an sich bekannten Drückwalz-Verfahren hat den
Vorteil der geringen Anzahl an Arbeitsschritten. Ferner entsteht durch das Drückwalzen
eine gleichmäßigere Kaltverfestigung des Werkstoffes, wodurch gleichmäßigere Festigkeiten
erzielbar sind. Ein weiterer Vorteil ist, daß im gleichen Teil partiell verschiedene
Festigkeiten erreicht werden können. Außerdem besitzen drückgewalzte Teile einen besonders
günstigen gestreckten Faserverlauf, so daß eine höhere Lebensdauer der hergestellten
hochfesten Rohre gegeben ist.
[0008] Die Außenoberfläche der Rohre wird während des Drückwalz-Verfahrens ohne weitere
Nacharbeit hergestellt. Sie ist stark verdichtet und weist eine geringe Rauhtiefe
auf. Die Oberfläche ist somit weniger empfindlich gegen Stöße und ist weitaus weniger
korrosionsanfällig. Die Rohre weisen verfahrensbedingt außerordentlich enge Masstoleranzen
auf.
[0009] In bevorzugter erfindungsgemäßer Ausführungsform wird das Verfahren zur Herstellung
von Flinten- bzw. Gewehrläufen verwendet. Als einer der letzten Arbeitsschritte muß
dann lediglich das Patronenlager gebohrt bzw. ausgedreht werden. Die Herstellungskosten
von Flinten- bzw. Gewehrläufen lassen sich durch das erfindungsgemäße Verfahren erheblich
senken.
[0010] Zweckmäßigerweise weist der Dorn eine polierte Oberfläche auf. Hierdurch erübrigt
sich ein nachgeschalteter Honvorgang.
[0011] Bei der Herstellung von Gewehrläufen und in seltenen Fällen auch bei Flintenläufen
ist vorteilhafterweise der Dorn, der bei der Fertigung in ein Rundrohr geschoben wird,
mit spiralförmigen Vertiefungen versehen, die denen der Felder im Lauf entsprechen.
Hierdurch werden mit diesem Verfahren in einem Arbeitsgang zugleich auch die Züge
und Felder der Läufe gefertigt.
[0012] Zur Einsparung eines weiteren zusätzlichen Arbeitsschrittes bei der Herstellung von
Flintenläufen weist zweckmäßigerweise der Dorn an seinem äußeren Ende eine definierte
Abschrägung auf, die dem Choke an der Mündung des Flintenlaufs entspricht. Dieser
Choke ist eine Verringerung des Durchmessers des Laufs an der Mündung.
[0013] Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Zeichnungen näher erläutert. Es zeigt:
- Fig. 1
- eine Vorrichtung zur Herstellung von Flinten- bzw. Gewehrläufen inklusive "Choke";
- Fig. 2
- zwei nachgeschaltete Arbeitsschritte zur Herstellung von Flinten- bzw. Gewehrläufen;
- Fig. 3
- einen Dorn eines Drückwalz-Werkzeuges mit spiralförmigen Vertiefungen;
- Fig. 4
- eine Ansicht eines fertigen Rohres mit einem ausgebrochenen Teilbereich.
[0014] Fig. 1 zeigt schematisiert eine Vorrichtung (Drückwalz-Werkzeug 3) zur Herstellung
von Rohren, wie Flinten- bzw. Gewehrläufen. An einer Spindel 8 mit einem Mitnehmer
9 ist ein zylindrischer Dorn 2 eingespannt, der sich mit der Drehzahl der Spindel
8 in Pfeilrichtung dreht. Der Außendurchmesser des Dorns 2 enspricht dem Innendurchmesser
des fertigen Laufrohres. An seinem der Spindel 8 abgewandten Ende weist der Dorn 2
eine Abschrägung 5 auf, die in einen im Durchmesser reduzierten zylinderförmigen Endabschnitt
10 des Dorns 2 übergeht. Diese Durchmesserreduzierung, auch "Choke" genannt, ist in
der Regel an der Mündung eines Flintenlaufs erforderlich.
[0015] Auf dem Dorn 2 ist ein Rundrohr 1 aufgeschoben, welches den Rohling des zu fertigenden
Flinten- bzw. Gewehrlaufs darstellt. Das Rundrohr 1 - auch Rohr genannt - wird zu
Beginn des Drückwalz-Vorganges durch die axiale Vorwärtsbewegung der Drückrollen 4
(siehe Pfeile) in Richtung Spindel 8 geschoben. Dadurch verkrallt sich das Rohr 1
an seiner zur Spindel 8 gewandten Stirnseite mit dem dort angeordneten Mitnehmer 9,
der aus einzelnen Erhebungen besteht. Dies hat zur Folge, daß das Rohr 1 sich zusammen
mit dem Dorn 2 dreht.
[0016] Auf dem Rohr 1 liegen drei Drückrollen bzw. Drückwalzen 4 auf, die in einem definierten
achsialen Versatz zueinander senkrecht zur Achse 11 des Rohrs 1 bzw. des Dorns 2 angeordnet
sind. Die Drückrollen bzw. Drückwalzen 4 werden in Rotation versetzt und drehen sich
entgegengesetzt zur Rotationsrichtung der Spindel 8 (siehe Pfeile).
[0017] Beim Drückwalzen werden diese Drückrollen bzw. Drückwalzen 4 auf das Rohr 1 gedrückt
und langsam in Axialrichtung (siehe Pfeile) des Rohres 1 bzw. des Dorns 2 fortbewegt.
Hierdurch wird das Rohr 1 verfestigt und zugleich gestreckt. Durch die Abschrägung
5 an dem der Spindel 8 abgewandten Ende des Dorns 2 kann das Rohr 1 in einem Arbeitsschritt
zugleich innen mit einem Konus versehen werden. Hierzu starten die Drückrollen 4 im
Bereich des Endabschnitts 10. Die genaue Geometrie des Umformbereichs der Drückrollen
bzw. Drückwalzen 4 ist jeweils dem unzuformenden Rundrohr angepaßt.
[0018] Zur leichteren Bearbeitung wird der Dorn 2 vor dem Aufschieben des Rohres 1 gefettet.
[0019] In der Fig. 2 sind zwei nachfolgende Bearbeitungsschritte zur Herstellung eines Flinten-
bzw. Gewehrlaufs gezeigt. Fig. 2a zeigt schematisch das partielle Überdrehen und Ablängen
des drückgewalzten Rohres 1. Fig. 2b zeigt das Bohren bzw. Ausdrehen eines Patronenlagers.
[0020] Fig. 3 zeigt einen Ausschnitt aus einem Dorn 2. Dieser Dorn 2 weist vorteilhafterweise
eine polierte Oberfläche auf, wodurch sich ein nachfolgender Honvorgang erübrigt.
Außerdem ist der Dorn 2 bei der Herstellung von Gewehrläufen zweckmäßigerweise mit
spiralförmigen Vertiefungen 6 versehen, die denen der Felder 8 (siehe Fig. 4) im Gewehrlauf
entsprechen.
[0021] Fig. 4 zeigt einen Ausschnitt aus einem fertigen drückgewalzten Rohr 1 mit einem
ausgeschnittenen Teilbereich zur besseren Einsicht in das Rohr 1. Gut zu erkennen
sind die Züge 7 und Felder 8, die beim Drückwalzen in vorteilhafter Weise direkt in
einem Arbeitsgang mit gefertigt werden.
[0022] Zusammenfassend muß gesagt werden, daß mit dem erfindungsgemäßen Verfahren bzw. der
Vorrichtung die Zahl der Arbeitsschritte bei der Herstellung eines hochfesten Rohres
wesentlich verringert ist, so daß eine kostengünstigere Fertigung ermöglicht ist.
Materialfehler im Rundrohr 1 würden beim Drückwalzen sofort bemerkt werden, so daß
mit diesem Verfahren auch die Qualität des hergestellten Rohres verbessert ist.
1. Verfahren zur Herstellung von hochfesten Rohren,
dadurch gekennzeichnet, daß ein Rundrohr (1) als Rohteil mittels eines an sich bekannten Drückwalz-Verfahrens
bearbeitet wird, derart,
a) daß in das Rundrohr (1) ein Dorn (2) eines Drückwalz-Werkzeuges (3) eingeschoben
wird, wobei der Außendurchmesser des Dorns (2) dem Innendurchmesser des gewünschten
fertigen Rohres entspricht,
b) daß mit bekannten Drückrollen bzw. Drückwalzen (4) spezieller Geometrie das Rundrohr
(1) verdichtet, die Wanddicke reduziert, die Länge vergrößert und dabei die Außenkontur
des Rohres (1) gefertigt wird,
c) daß nach dem Drückwalzen das fertige Rohr (1) partiell überdreht und abgelängt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Verfahren zur Herstellung von Flinten- bzw. Gewehrläufen verwendet wird.
3. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Dorn (2) eine polierte Oberfläche aufweist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Dorn (2) mit spiralförmigen Vertiefungen (6) versehen ist, die denen der
Felder (8) im Gewehrlauf entsprechen.
5. Vorrichtung nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Dorn (2) an seinem äußeren Ende eine Abschrägung (5) aufweist, die dem "Choke"
an der Mündung des Flintenlaufs entspricht.