(19)
(11) EP 0 614 965 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
14.09.1994  Patentblatt  1994/37

(21) Anmeldenummer: 94102128.9

(22) Anmeldetag:  11.02.1994
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5C11D 3/12
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE DK ES FR GB IT LI NL

(30) Priorität: 11.03.1993 DE 4307671

(71) Anmelder: HOECHST AKTIENGESELLSCHAFT
D-65926 Frankfurt am Main (DE)

(72) Erfinder:
  • Dany, Franz-Josef, Dr.
    D-50374 Erftstadt (DE)
  • Gohla, Werner
    D-53859 Niederkassel (DE)
  • Wingefeld, Gerd, Dr.
    D-53902 Bad Münstereifel-Eschweiler (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Feinwaschmittel


    (57) Das Feinwaschmittel enthält 5 bis 3o Gewichts% mindestens eines Tensids, 5 bis 6o Gewichts% Kanemite als Gerüststoff sowie übliche Waschhilfsstoffe. Dabei sind die als Gerüststoff dienenden Kanemite durch Umsetzung von im wesentlichen aus δ-Na₂Si₂O₅ bestehendem Natriumsilikat mit mindestens einer Säure im pH-Bereich von 9 bis 13 unter Rühren herstellbar.


    Beschreibung


    [0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Feinwaschmittel mit 5 bis 3o Gewichts% mindestens eines Tensids, 5 bis 6o Gewichts% eines Gerüststoffes sowie üblichen Waschhilfsstoffen.

    [0002] Lange Zeit wurden Natriumsilikate, häufig in Verbindung mit Soda, als Gerüststoffe in Waschmitteln eingesetzt, wobei sie jedoch im Laufe der modernen Waschmittelentwicklung durch Substanzen mit besseren Buildereigenschaften, beispielsweise durch kondensierte Phosphate, abgelöst wurden.

    [0003] Wegen der restriktiven Gesetzgebung in bezug auf Waschmittel-Phosphate in vielen Ländern Europas und in den USA wird heute als Basis-Gerüststoff in Waschmitteln häufig Zeolith A in Verbindung mit Polycarboxylaten verwendet. Darüber hinaus ist aus der DE-OS 4o o4 626 ein Waschmittel bekannt, welches als Gerüststoff ein amorphes Natriumdisilikat mit einem Wassergehalt von o,3 bis 6 Gewichts% enthält.

    [0004] Feinwaschmittel zeichnen sich im allgemeinen durch einen im Vergleich zu Universalwaschmitteln niedrigen pH-Wert, welchen sie der Waschlauge vermitteln, aus und enthalten keine Bleichmittel.

    [0005] Es wurde nun gefunden, daß Waschmittelformulierungen, welche Kanemit als Gerüststoff enthalten, der Waschlauge einen abgesenkten pH-Wert vermitteln. Überraschenderweise weisen diese Waschmittelformulierungen Waschleistungen auf, welche die von im Handel befindlichen Feinwaschmitteln übersteigen.

    [0006] Im einzelnen enthält das Feinwaschmittel gemäß der Erfindung 5 bis 6o Gewichts% Kanemite als Gerüststoff.

    [0007] Das erfindungsgemäße Feinwaschmittel kann weiterhin wahlweise auch noch dadurch weitergebildet sein, daß

    a) die Kanemite 1 bis 3 Mol Kristallwasser aufweisen;

    b) Kanemite gemeinsam mit Alkalisalzen enthalten sind;

    c) als Alkalisalze Hydrogencarbonate enthalten sind;

    d) als Alkalisalze Citrate enthalten sind;

    e) als Alkalisalze Hydrogencarbonate und Citrate enthalten sind;

    f) die in ihm als Gerüststoff enthaltenen Kanemite durch Umsetzung von im wesentlichen aus δ-Na₂Si₂O₅ bestehendem Natriumsilikat mit mindestens einer Säure im pH-Bereich von 9 bis 13 unter Rühren sowie Eindampfen und Trocknen des Reaktionsgemisches herstellbar sind;

    h) die in ihm enthaltenen Kanemite durch Umsetzung von im wesentlichen aus δ-Na₂Si₂O₅ bestehendem Natriumsilikat mit mindestens einer Säure im pH-Bereich von 9 bis 13 unter Rühren, Abfiltrieren des ausgefallenen Umsetzungsproduktes, Waschen des Filterkuchens mit alkalisch eingestelltem Wasser sowie Trocknen des gewaschenen Filterkuchens im Vakuum herstellbar sind.



    [0008] Entsprechend den in Tabelle 1 aufgeführten Beispielen 1 bis 1o wurden Versuchswaschmittel nach den Sprühnebelmischverfahren durch Vormischung ihrer pulverförmigen Bestandteile in einem Freifallmischer und anschließende Aufdüsung der flüssigen Bestandteile auf die trockene Vormischung hergestellt (vergl. "Seifen, Fette, Öle, Wachse" 99 (1973), Seiten 351 bis 357). In den Beispielen 11 bis 13 der Tabelle 1 ist die Zusammensetzung von im Markt befindlichen Feinwaschmitteln - soweit bekannt - aufgeführt.

    [0009] Die Waschprüfungen wurden in einer lochkartengesteuerten Haushaltswaschmaschine (Typ Miele TMT) unter folgenden Bedingungen durchgeführt:

    Primärwaschwirkung (Schmutzentfernung)



    [0010] 
    Programm:  Einlaugenverfahren
    Waschmitteldosierung:  1oo g
    Wasserhärte:  18 °dH
    Waschtemperatur:  4o und 6o °C
    Testgewebe:  
    EMPA Baumwolle mit Standardanschmutzung 1o1
    EMPA Polyester/Baumwolle 2:1 mit Standardanschmutzung 1o4
    WFK Baumwolle mit Standardanschmutzung 1oC
    WFK Polyester/Baumwolle 2:1 mit Standardanschmutzung 2oC
    WFK Baumwolle mit Pigment/Hautfett nach (BEY) 1oD
    WFK Polyester/Baumwolle 2:1 mit Pigment/Hautfett nach (BEY) 2oD
    WFK Polyester mit Pigment/Hautfett nach (BEY) 3oD

    Ballastgewebe:  EMPA Baumwolle
    WFK Baumwolle
    WFK Polyester/Baumwolle 2:1
    Doppelripp
    Frottee
    (EMPA ≙ Eidgenössische Materialprüfungsanstalt St. Gallen, Schweiz;
    WFK ≙ Wäschereiforschung Krefeld)
    Die Schmutzentfernung wurde am gewaschenen Testgewebe durch optische Remissionsmessung bei 46o nm (Gerät: Datacolor 389o) nach der sogenannten Differenzmethode gemäß folgender Gleichung bestimmt: %

    R = % Rg - % Ru
    Darin bedeuten:
    %

    R = % Remissionsdifferenz (Maß für Schmutzentfernung)
    % Rg = % Remission des gewaschenen Testgewebes
    % Ru = % Remission des ungewaschenen Testgewebes

    Sekundärwaschwirkung (Inkrustierung)



    [0011] 
    Programm:
    Einlaugenverfahren
    Waschmitteldosierung:
    1oo g
    Wasserhärte:
    18 °dH
    Waschtemperatur:
    4o und 6o °C
    Test- und Ballastgewebe:
    EMPA Baumwolle
    WFK Baumwolle
    WFK Polyester/Baumwolle 2:1
    Doppelripp
    Frottee

    Als Maß für die Ablagerungen (Inkrustierungen) im Gewebe wurde nach 25 Waschgängen der Aschewert des Gewebes als prozentualer Glührückstand bei 8oo °C ermittelt.

    [0012] In Tabelle 2 sind die mit den Feinwaschmitteln gemäß den Beispielen 1 bis 13 erhaltenen Waschergebnisse zusammengestellt, wobei der Primärwaschwirkung die Summe Σ

    RD [%] der mit den sieben Testgeweben erhaltenen Einzel-Remissionsdifferenzen

    RD [%] angegeben sind, während bei der Sekundärwaschwirkung die Summe aller Aschen Σ Asche [%] aufgeführt ist, die sich aus den Einzelwerten der verwendeten fünf Testgewebe zusammensetzt. Schließlich sind die pH-Werte angegeben, welche in der Waschlauge nach einer Wasshzeit von 15 Minuten gemessen wurden.

    [0013] Wie der Vergleich der erfindungsgemäßen Feinwaschmittel gemäß den Beispielen 1 bis 1o mit den im Handel befindlichen Feinwaschmitteln gemäß den Beispielen 11 bis 13 zeigt, sind die erfindungsgemäßen Feinwaschmitteln den bekannten Feinwaschmitteln sowohl bei der Primär- als auch bei der Sekundärwaschwirkung überlegen.

    [0014] Im Hinblick auf den pH-Wert der Waschlauge nach 15 Minuten Waschzeit bewegen sich die Werte sowohl der erfindungsgemäßen als auch der bekannten Feinwaschmittel etwa im gleichen Bereich.

    [0015] Unter anionischen Tensiden sind wasserlösliche Salze höherer Fettsäuren oder Harzsäuren sowie höhere alkylsubstituierte, aromatische Sulfonate, beispielsweise Alkylbenzolsulfonate mit 9 bis 14 C-Atomen im Alkylrest (LAS) zu verstehen.

    [0016] Unter nichtionischen Tensiden (Nonionics) sind solche Verbindungen zu verstehen, die eine organische, hydrophobe Gruppe sowie einen hydrophilen Rest aufweisen, z.B. die Kondensationsprodukte von Alkylphenolen oder höheren Fettalkoholen mit Ethylenoxid (Fettalkoholetheroxylate), die Kondensationsprodukte von Polypropylenglykol mit Ethylenoxid oder Propylenoxid, die Kondensationsprodukte von Ethylenoxid mit dem Reaktionsprodukt aus Ethylendiamin und Propylenoxid, sowie langkettige tertiäre Aminoxide


    Waschhilfsstoffe sind u.a. schwach sauer, neutral oder alkalisch reagierende anorganische oder organische Salze, beispielsweise Bicarbonate oder Carbonate der Alkalien und Alkalisalze von organischen, nicht kapillaraktiven, 1 bis 8 C-Atome enthaltenden Sulfonsäuren, Carbonsäuren und Sulfocarbonsäuren.

    [0017] Waschhilfsstoffe sind ferner Alkali- oder Ammoniumsalze der Schwefelsäure, Borsäure, Alkylen-, Hydroxyalkylen- oder Aminoalkylenphosphonsäure.

    TABELLE 2
    Beispiele Primärwaschwirkung RD [%] Sekundärwaschwirkung Asche [%] pH-Wert nach 15 min Waschzeit)
      4o °C 6o °C 4o °C 6o °C 4o °C 6o °C
    1 88,o 133,9 6,o 4,6 9,5 9,5
    2 88,5 132,o 5,5 4,4 9,4 9,4
    3 99,8 135,7 4,5 3,3 9,7 9,8
    4 91,7 134,7 8,9 11,6 9,1 9,2
    5 8o,2 124,1 7,2 5,7 9,3 9,3
    6 83,o 127,2 6,3 4,8 9,6 9,6
    7 84,2 126,o 9,8 8,2 9,2 9,3
    8 92,o 142,o 5,1 3,4 9,6 9,6
    9 98,2 148,o 3,1 1,6 9,7 9,8
    1o 97,o 147,o 9,o 7,5 9,o 9,1
    11 69,2 13o,3 14,2 9,7 9,3 9,5
    12 61,1 1oo,o 13,3 1o,2 9,5 9,8
    13 66,8 132,1 18,3 13,9 8,9 9,o



    Ansprüche

    1. Feinwaschmittel mit 5 bis 3o Gewichts% mindestens eines Tensids, 5 bis 6o Gewichts% eines Gerüststoffes sowie üblichen Waschhilfsstoffen, dadurch gekennzeichnet, daß als Gerüststoff Kanemite enthalten sind.
     
    2. Feinwaschmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kanemite 1 bis 3 Mol Kristallwasser aufweisen.
     
    3. Feinwaschmittel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß Kanemite gemeinsam mit Alkalisalzen enthalten sind.
     
    4. Feinwaschmittel nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß als Alkalisalze Hydrogencarbonate enthalten sind.
     
    5. Feinwaschmittel nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß als Alkalisalze Citrate enthalten sind.
     
    6. Feinwaschmittel nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß als Alkalisalze Hydrogencarbonate und Citrate enthalten sind.
     
    7. Feinwaschmittel nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die in ihm als Gerüststoff enthaltenen Kanemite durch Umsetzung von im wesentlichen aus δ-Na₂Si₂O₅ bestehendem Natriumsilikat mit mindestens einer Säure im pH-Bereich von 9 bis 13 unter Rühren sowie Eindampfen und Trocknen des Reaktionsgemisches herstellbar sind.
     
    8. Feinwaschmittel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die in ihm enthaltenen Kanemite durch Umsetzung von im wesentlichen aus δ -Na₂Si₂O₅ bestehendem Natriumsilikat mit mindestens einer Säure im pH-Bereich von 9 bis 13 unter Rühren, Abfiltrieren des ausgefallenen Umsetzungsproduktes, Waschen des Filterkuchens mit alkalisch eingestelltem Wasser sowie Trocknen des gewaschenen Filterkuchens im Vakuum herstellbar sind.