(19)
(11) EP 0 618 319 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
05.10.1994  Patentblatt  1994/40

(21) Anmeldenummer: 93810226.6

(22) Anmeldetag:  30.03.1993
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5D03D 27/08, D03D 39/22
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE IT

(71) Anmelder: SULZER RÜTI AG
CH-8630 Rüti (CH)

(72) Erfinder:
  • Gehrig, Hans-Jörg
    CH-8444 Henggart (CH)

(74) Vertreter: Heubeck, Bernhard 
c/o Sulzer Management AG KS Patente/0007
CH-8401 Winterthur
CH-8401 Winterthur (CH)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Dreischuss-Schlingengewebe sowie Verfahren und Webmaschine zur Herstellung des Schlingengewebes


    (57) Durch die Anwendung von zwei Leerschüssen (5, 6) beim Florwechsel für Dreischuss-Polgewebe wird die gleiche Abbindung wie bei einem Florwechsel für Vierschuss-Florgewebe erzielt.
    Ein Dreischuss-Frottiergewebe hat somit ein Warenbild, das dem Warenbild eines Vierschuss-Frottiergewebes gleicht.




    Beschreibung


    [0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Dreischuss-Schlingengewebe sowie Verfahren und Webmaschine zur Herstellung des Schlingengewebes.

    [0002] Schlingengewebe, insbesondere Frottiergewebe werden in der Regel als Dreischuss- oder Vierschussware hergestellt. Die Herstellung von Vierschussware ist mit höheren Kosten verbunden und wird daher nur in bestimmten Fällen vorgesehen. Der weitaus grösste Teil von Frottiergewebe wird als Dreischussware hergestellt. Die Frottierware kann einseitig, beidseitig und/oder wechselseitig Florschlingen aufweisen. Das Aussehen der Frottierware und deren Qualität wird im wesentlichen durch den Florwechsel, d.h. beim gegenseitigen Wechsel der Florschlingen von einer Warenseite zur anderen beeinflusst. Während bei der Vierschussware saubere Konturränder erzielt werden, ist dies bei der Dreischussware nur im eingeschränkten Masse der Fall.

    [0003] Beim sogenannten "BV-Florwechsel" (Burkhart-Vossen) werden zwar saubere Konturränder erhalten, jedoch wird der Florfaden nicht fest eingebunden, weil bei dieser Bindungsart kein Grundkettfadenwechsel stattfindet und kann somit leicht herausgezogen werden.

    [0004] Beim sogenannten "süddeutschen Florwechsel" weisen die Florschlingen zu beiden Seiten des Ueberganges nicht die gleiche Höhe wie im übrigen Warenbild auf, dafür ist allerdings die Schlingenfestigkeit gut, weil der Florfaden in Verkreuzungspunkte der Grundkette gehalten wird.

    [0005] Für die hier zitierten Nachteile will die Erfindung Abhilfe schaffen. Die Erfindung wie sie in den Ansprüchen gekennzeichnet ist, löst die Aufgabe ein ein Dreischuss-Schlingengewebe zu schaffen, bei dem die Florfadenschlingen auch beim Florwechsel die gleiche Schlingenhöhe aufweisen. Hierzu werden beim Florwechsel ein vierter Schussfaden und zwei Leerschüsse in der Grund- und Florfadenbindung vorgesehen, um den Florfaden beim Uebergang fest einzubinden. Um dies zu erreichen, wird während dem Florwechsel, d.h. während der Leerschüsse die Warenschaltung ausgesetzt.

    [0006] Die Vorteile der Erfindung sind im wesentlichen darin zu sehen, dass die Florschlingen im Bereich des Florwechsels die gleiche Höhe wie im übrigen Warenbild aufweisen und dass der Florfaden im Bereich des Florwechsels fest eingebunden ist. Dieses Verfahren ist universell bei der Herstellung von Dreischuss-Florgewebe und ohne Umrüstung bei jeder konventionellen sowie modernen Webmaschinen mit Leerschusseinrichtung anwendbar.

    [0007] Im folgenden wird die Erfindung anhand der beiliegenden Zeichnungen erläutert. Es zeigen:
    Figur 1
    ein Schema der Florbindung mit Florwechsel einer Ausführungsform eines erfindungsgemässen Dreischuss-Frottiergewebes;
    Figur 2
    eine schematische Darstellung der Florbindung innerhalb des Dreischuss-Frottiergewebes als Resultat des erfindungsgemässen Florwechsels gemäss Fig. 1.


    [0008] Die Figuren zeigen ein Frottiergewebe mit beidseitigen Florschlingen, wobei durch jeweiligen Florwechsel die Florschlingen von einer Warenseite zur anderen wechseln.

    [0009] Anhand der Figuren 1 und 2 wird das Verfahren zur Herstellung eines erfindungsgemässen Frottiergewebes beschrieben.

    [0010] Wie bei Dreischuss-Frottiergewebe üblich werden zunächst zwei Schüsse 1, 2 vorgeschlagen (Teilanschläge). Zusammen mit dem dritten Schuss 3 werden die beiden vorangeschlagenen Schüsse 1, 2 über die verkreuzte Grundkettfäden 7, 8 an die gewebte Ware voll angeschlagen (sogen. Vollanschlag). Die leicht gespannten Florfäden 9, 10 werden um den zweiten vorangeschlagenen Schuss 2 durch Verkreuzen der Grundkette 7, 8 abgebunden.

    [0011] Ein Florwechsel gemäss der vorliegenden Erfindung unterscheidet sich gegenüber dem üblichen Florwechselverfahren (BV- bzw. süddeutscher Wechsel) wie folgt: Wie oben erwähnt, wird der dritte Schuss 3 über die verkreuzte Grundkette voll angeschlagen. Mit dem Verkreuzen, d.h. mit dem Fachwechsel für die Grundkette erfolgt gleichzeitig ein Fachwechsel, d.h. Florwechsel für die Florkettfäden 9 und 10, wie dies mit der Position 11 in Fig. 1 gekennzeichnet ist. Danach folgen ein Zusatzschuss 4 und zwei Leerschüsse 5 und 6. Während dem Zusatzschuss 4 und der Leerschüsse wird die Warenschaltung für das Aufwickeln des Frottiergewebes und der Antrieb für die Grundkette unterbrochen, ohne jedoch gleichzeitig die Flor-Kettfadenlieferung zu unterbrechen.

    [0012] Dieses Vorgehen vermeidet einerseits die beim o.e. süddeutschen Florwechsel hervorgerufene Schlingenlängenverkürzung (wegen der nicht vorhandenen normalen Fadenlänge zur gleichzeitigen Bildung einer Primär- und Sekundärschlinge), und andererseits ermöglicht der Zusatzschuss 4 im Gegensatz zum erwähnten BV-Wechsel eine S-förmige Umschlingung der Schüsse 2 und 3 durch die Florfäden 9 und 10. Der Zusatzschuss 4 und die Leerschüsse 5 und 6, stellen gewissermassen einen Hilfs-Dreierrapport dar, wobei der schlussendlich mit im Gewebe verbleibende Zusatzschuss 4 als sogenannter "Vierschusswechsel" innerhalb eines "Dreischuss"-Frottiergewebes resultiert.

    [0013] Danach folgen mit den Teilschüssen 1 und 2, sowie mit Schuss 3 und einem Vollanschlag, die Fortsetzung des Webvorganges des Dreier-Frottiergewebes bis zu einem nächsten programmgemässen "Vierschuss"-Florwechsel nach der oben beschriebenen Weise.

    [0014] Wie die Fig. 2 zeigt hat das Dreischuss-Frottiergewebe an der Stelle des Bindungswechsels das gleiche Warenbild wie die Vierschuss-Frottierware, d.h. die Höhe der Schlingen beidseits des Ueberganges und auf beiden Gewebeseiten ist gleich.

    [0015] Die vorstehende Beschreibung bezieht sich auf ein Schlingengewebe mit beidseitigen Schlingen. Es ist für den Fachmann ersichtlich, dass der gleiche Bindungswechsel auch für Schlingengewebe mit einseitigen Schlingen anwendbar ist.


    Ansprüche

    1. Dreischuss-Schlingengewebe insbesondere Frottiergewebe, dadurch gekennzeichnet, dass für einen Florwechsel (11) ein Zusatzschuss (4) gefolgt von zwei Leerschüsse (5, 6) in der Grund- und Florfadenbindung vorgesehen sind, um den Florfaden (9, 10) vor dem Uebergang fest einzubinden.
     
    2. Schlingengewebe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Schlingengewebe jeweils einseitig Schlingen aufweist.
     
    3. Schlingengewebe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Schlingengewebe jeweils zweiseitig Schlingen aufweist.
     
    4. Schlingengewebe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Schlingengewebe jeweils wechselseitig Schlingen aufweist.
     
    5. Schlingengewebe nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass es ein Frottiergewebe ist.
     
    6. Verfahren zur Herstellung des Schlingengewebes nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass während Eintrag des Zusatzschusses (4) und während der folgenden zwei Leerschüsse die Warenschaltung und Grundkettlieferung ausgesetzt wird.
     
    7. Webmaschine zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 6.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht