Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum intermittierenden Richten von Draht, bei
welchem während eines Arbeitszyklus
a) der Draht auf eine vorgegebene Vorschubgeschwindigkeit beschleunigt,
b) durch eine Gruppe von Richtsteinen eines ortsfest gelagerten, mit einer gegebenen
Winkelgeschwindigkeit rotierenden Richtrotors radial ausgelenkt und
c) für eine nachfolgende Drahtbearbeitung verzögert wird.
Stand der Technik
[0002] Aus der EP-O 313 769-B1 ist ein Verfahren der eingangs genannten Art bekannt. Die
aus dieser Patentschrift ebenfalls zu entnehmende Vorrichtung zur Durchführung des
Verfahrens zeichnet sich dadurch aus, dass das Massenträgheitsmoment des Richtrotors
so klein bemessen ist, dass der Richtrotor wenigstens annähernd in der gleichen Zeit
wie der Draht verzöger- und beschleunigbar ist. Die Fördermittel zum Vorschieben des
Drahts und der Richtrotor sind durch eine gemeinsame Antriebseinrichtung synchron
beschleunig- und verzögerbar. Auf diese Weise können die mechanischen Probleme einer
fliegenden Schere resp. das Bewegen des Richtrotors in Drahtrichtung vermieden werden.
Darstellung der Erfindung
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es nun, ein Verfahren der eingangs genannten Art im Hinblick
auf eine reduzierte Abnützung resp. eine längere Lebensdauer der Richtrotorsteine
weiter zu entwickeln.
[0004] Gemäss der Erfindung besteht die Lösung darin, dass der Richtrotor mit wiederholt
zwischen den Arbeitszyklen wechselnder Rotationsrichtung rotiert. Der Richtrotor wird
also nicht mehr ständig in der gleichen Richtung angetrieben. Vielmehr wird zumindest
ab und zu die Rotationsrichtung gewechselt. Für die Richtsteine ergibt sich dadurch
eine gleichmässigere Abnützung resp. eine höhere Nutzungsdauer.
[0005] Vorzugsweise wird die Rotationsrichtung periodisch gewechselt. Die Rotationsrichtung
braucht jedoch nicht für jeden Arbeitszyklus gewechselt zu werden. Es können auch
zwei, drei oder mehrere Arbeitszyklen hintereinander dieselbe Rotationsrichtung haben.
Durch den periodischen Richtungswechsel soll zu jedem Zeitpunkt der Abnutzungsgrad
der Richtsteine in beide Richtungen etwa gleich gross sein.
[0006] Mit Vorteil wird der Richtrotor am Ende eines Arbeitszyklus in eine Winkelposition
gebracht, in welcher das vom Draht auf den Richtrotor ausgeübte Drehmoment im wesentlichen
Null ist. Wird nämlich der Richtrotor einfach abgebremst und dann arretiert, dann
hat der Draht eine interne Verdrillung und damit eine gewisse innere Spannung. Diese
kann dadurch eliminiert werden, dass der Richtrotor nach dem Abbremsen kurz zurückgedreht
wird.
[0007] Draht und Richtrotor werden vorzugsweise im wesentlichen synchron beschleunigt und
verzögert. Der Richtrotor und die Fördermittel zum Transportieren des Drahts werden
gemäss einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung mit zwei separaten Antrieben
(z. B. Elektromotoren) angetrieben. Eine gemeinsame Steuerung sorgt für den synchronen
Betrieb. Der Vorschub pro Rotorumdrehung (Richtqualität) kann nahezu frei gewählt
resp. programmiert werden.
[0008] Die Steuerschaltung, welche u. a. die wechselnde Rotationsrichtung vorgibt, ist mit
Vorteil zwecks Einstellung des Verhältnisses von Vorschubgeschwindigkeit des Drahts
zu Winkelgeschwindigkeit des Richtrotors programmierbar. Die erfindungsgemässe Vorrichtung
ist dadurch einfach auf unterschiedliche Drahtstärken einstellbar.
[0009] Um die am Ende eines Arbeitszyklus herrschende Verdrillung des Drahts, welche zu
einem auf den Richtrotor übertragenen Drehmoment führt, aufzuheben, erzeugt die Steuerschaltung
z. B. ein Signal, das zu einer Anzahl Umdrehungen des Richtrotors entgegengesetzt
zur Rotationsrichtung des entsprechenden Arbeitszyklus führt. Dadurch kann der Rotorantrieb
in den Schnittpausen freigeschaltet werden. Der Antrieb muss in dieser Zeit kein Stillstandsdrehmoment
erzeugen und braucht somit auch keine Energie aus dem Versorgungsnetz.
[0010] Aus der Gesamtheit der Beschreibung und der Patentansprüche ergeben sich weitere
vorteilhafte Merkmale und Merkmalskombinationen der Erfindung.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0011] Nachfolgend soll die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen und im Zusammenhang
mit den Zeichnungen näher erläutert werden. Es zeigen:
- Fig. 1
- Eine Blockschaltbilddarstellung einer erfindungsgemässen Vorrichtung;
- Fig. 2a, b
- zwei Geschwindigkeits-Zeit-Diagramme, nach welchen die erfindungsgemässe Vorrichtung
betrieben werden kann;
- Fig. 3
- Kurven im Geschwindigkeits-Zeit-Diagramm zur Erzielung eines verschwindenden Drehmoments
während der Schneidpausen.
Wege zur Ausführung der Erfindung
[0012] Fig. 1 zeigt ein Blockschaltbild einer Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemässen
Verfahrens. Ein Draht 1 wird mit Hilfe von (im Detail noch zu beschreibenden) Fördermitteln
durch einen ortsfest gelagerten Richtrotor 2 hindurchgeschoben. In diesem erfährt
der Draht 1 radiale Auslenkungen in Richtsteinen 22.1, 22.2, 22.3. In gewünschten
Abständen wird der Draht 1 mit einer Schneidvorrichtung 3 geschnitten.
[0013] Die Fördermittel umfassen Antriebsräder 4.1, 4.2, 4.3, welche über andeutungsweise
gezeichnete Achsen von einem Getriebe 5 angetrieben werden. Das Getriebe 5 ist z.
B. ein Schneckengetriebe, welches über einen Zahnriemen 6 an die Achse eines Motors
7 angehängt ist.
[0014] Der Richtrotor 2 seinerseits wird von einem Motor 12 über einen Zahnriemen 13 angetrieben.
Die beiden Motoren 7 und 12 werden über je einen separaten Servo-Verstärker 8 resp.
11 angesteuert. Die Servo-Verstärker 8, 11 ihrerseits werden von einem Konverter 9
mit Gleichstrom versorgt. Gespeist wird die ganze Anlage von einem 3-Phasen-Netz 10.
[0015] Die Schaltstufen 8 und 11 werden von einer CNC-Steuerung 15 angesteuert und überwacht.
[0016] Die CNC-Steuerung 15 steht im Datenaustausch mit einer an sich bekannten SPS-Schaltung
14. Ferner erhält sie Signale von Drehwinkelgebern 17, 18 und ev. 19. Ueber eine Eingabeeinrichtung
16 können gewisse Betriebsbedingungen und/oder Betriebsarten vorgegeben werden. Die
Eingabeeinrichtung ist mit der CNC über eine Kommunikationsleitung verbunden.
[0017] Schliesslich besteht auch eine Kommunikationsleitung zur Schneidvorrichtung 3.
[0018] Der Drehwinkelgeber 18 ist mit einem Messrad 20 gekoppelt, welches z. B. als Gegenrad
zum Antriebsrad 4.3 ausgebildet ist. Damit kann der Drahtvorschub am Eingang des Richtrotors
2 gemessen werden. Es kann auch am Ausgang des Richtrotors 2 ein Messrad 21 vorgesehen
sein, das den Vorschub und die Geschwindigkeit des gerichteten Drahts ermittelt (Drehwinkelgeber
19). Die Rotationsgeschwindigkeit des Richtrotors 2 wird mit dem auf der Achse des
Motors 12 vorgesehenen Drehwinkelgeber 17 ermittelt.
[0019] Die konstruktiven Einzelheiten der erfindungsgemässen Vorrichtung können, soweit
sie nicht aus der obigen Beschreibung und der Fig. 1 hervorgehen, wie in der EP-0
313 769-B1 beschrieben, ausgebildet sein. Im Rahmen der Erfindung sind aber auch andere
Ausführungsvarianten möglich.
[0020] Anhand der Fig. 2a, 2b sollen nun die Grundzüge des erfindungsgemässen Verfahrens
erläutert werden. Auf der Abszisse sind jeweils die Zeit t und auf der Ordinate die
Geschwindigkeit v aufgetragen. v₁ steht für die Geschwindigkeit des Drahts 1 (Messrad
20). v₂ steht für die Geschwindigkeit des Motors 12, und ist proportional zur Rotationsgeschwindigkeit
des Richtrotors 2.
[0021] Zu Beginn eines Arbeitszyklus werden Draht 1 und Richtrotor 2 synchron beschleunigt
(Zeitintervall t₁). Bei Erreichen einer vorgegebenen Vorschubgeschwindigkeit und einer
entsprechenden Rotorgeschwindigkeit laufen die beiden Motoren 7 und 12 mit im wesentlichen
konstanter Geschwindigkeit (Zeitintervall t₂). Das Verhältnis zwischen Drahtvorschubgeschwindigkeit
und Rotationsgeschwindigkeit ist u. a. durch die Drahtdicke bestimmt.
[0022] Nachdem eine vorbestimmte Drahtlänge auf diese Weise gerichtet worden ist, werden
die Motoren 7 und 12 bis zum Stillstand verzögert (Zeitintervall t₃). Im nachfolgenden
Zeitintervall t₄ wird der Draht durch die Schneidvorrichtung 3 geschnitten.
[0023] Nun beginnt der nächste Arbeitszyklus. Innerhalb des Zeitintervalls t₅ werden die
beiden Motoren 7 und 12 erneut beschleunigt. Allerdings wurde gemäss der Erfindung
die Rotationsrichtung des Motors 12 und damit des Richtrotors 2 umgekehrt. D. h. er
dreht in einer zur Rotationsrichtung des vorhergehenden Arbeitszyklus (t₁, ..., t₄)
entgegengesetzten Richtung. (Die Rotationsrichtung des Motors 7, der für die Vorschubgeschwindigkeit
verantwortlich ist, wird selbstverständlich nicht umgedreht, d. h. v₁ bleibt positiv.)
Im Zeitintervall t₆ drehen die Motoren 7 und 12 wieder mit im wesentlichen konstanter
Geschwindigkeit. Danach werden Draht 1 und Rotor 2 wieder verzögert (Zeitintervall
t₇). Nach Abschluss des Zeitintervalls t₈ ist der zweite Arbeitszyklus beendet. Gemäss
einer besonders bevorzugten Ausführungsform wird die Rotationsrichtung des Rotors
2 erneut umgedreht, d. h. der Betriebsablauf gemäss Fig. 2 beginnt wieder von vorne
(t₁, t₂ ...).
[0024] Die Rotationsrichtung braucht natürlich nicht nach jedem Arbeitszyklus gedreht zu
werden. Sie kann z. B. auch alle zwei, drei etc. Arbeitszyklen invertiert werden.
Dies kann insbesondere dann von Vorteil sein, wenn es nicht erwünscht ist, dass der
Rotor vollständig zum Stillstand kommt. Der Rotor braucht nur immer dann angehalten
zu werden, wenn die Rotationsrichtung geändert wird.
[0025] Die in Fig. 1 gezeigte Vorrichtung kann natürlich auch dazu verwendet werden, einen
Draht in konventioneller Art zu richten (vgl. EP-O 313 769-B1). Dies ist in Fig. 2b
angedeutet. In den aufeinanderfolgenden Arbeitszyklen A₁, A₂ sind der Verlauf der
Geschwindigkeiten v₁, v₂ sowohl vorzeichenals auch betragsmässig zu entsprechenden
Zeiten gleich.
[0026] Die unterschiedlichen Betriebsarten sind z. B. in der SPS-Schaltung 14 abgespeichert
und können durch Eingabe an der Eingabeeinrichtung 16 angewählt werden. Dadurch, dass
für den Drahtvorschub und den Richtrotor eigenständige Antriebe zur Verfügung stehen,
die nur durch eine gemeinsame Steuerung ("elektronische Achse") "verbunden" sind,
ergibt sich eine Vielzahl von Möglichkeiten für den Betrieb der Vorrichtung.
[0027] Anhand der Fig. 3 soll eine Ausführungsform der Erfindung erläutert werden, bei welcher
gegen Ende jedes Arbeitszyklus die durch die Verdrillung bedingte elastische Spannung
des Drahtes aufgelöst wird. Die Auflösung der Verdrlllung des Drahts erfolgt in den
Zeitintervallen t₄ resp. t₈. Die Geschwindigkeit v₁ des Drahts 1 hat denselben zeitlichen
Verlauf wie in Fig. 2a dargestellt. Unterschiedlich verläuft dagegen die Geschwindigkeit
v₂ des Motors 12. Sie ist nicht konstant Null während des Zeitintervalls t₄, sondern
macht eine kleine negative Spitze im Teilintervall t₄₁, bevor sie den Nullwert wieder
annimmt (Teilintervall t₄₂). D. h. am Ende des Verzögerungsvorganges macht die Geschwindigkeit
v₂ einen Nulldurchgang, steigt kurz in die entgegengesetzte Richtung an und wird dann
wieder auf Null verzögert. Die im Zeitintervall t₄₁ erzeugte Rückdrehung des Drahtes
ist gerade etwa so gross, dass ein im Draht herrschendes Verdrillungsdrehmoment zumindest
näherungsweise Null ist.
[0028] Dasselbe geschieht im Zeitintervall t₈, in dem die Geschwindigkeit v₂ einen Nulldurchgang
von Negativ zu Positiv, eine kleine Spitze und dann einen Abfall auf Null macht. Dieses
kurze Zurückdrehen des Rotors wird vorzugsweise bei jedem Wechsel der Rotationsrichtung
durchgeführt.
[0029] Die in den Fig. 2a, 2b und 3 gezeigten Kurvenverläufe sind eher im Sinn von Prinzipdarstellungen
denn als konkrete Vorgaben zu betrachten. Die Geschwindigkeitszu- und -abnahmen brauchen
natürlich nicht unbedingt linear zu sein. Insbesondere brauchen die in den Zeitabschnitten
t₄₁ resp. t₈₁ angedeuteten Spitzen nicht in dieser Form realisiert zu werden. Wichtig
ist primär das Integral der gezeigten Spitzen, welches proportional zum Drehwinkel
ist. Ziel sollte es natürlich auch sein, das Auflösen der Verdrillung möglichst schnell
und energetisch effizient durchzuführen.
[0030] Das Wechseln der Drehrichtung des Richtrotors kann im Prinzip auch durch die Verwendung
eines geeigneten Getriebes erzielt werden. In diesem Sinne ist es also nicht zwingend
notwendig, zwei getrennte Motoren für den Drahtvorschub und den Richtrotor vorzusehen.
[0031] Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass bei einer erfindungsgemäss betriebenen
Vorrichtung eine gleichmässigere Abnutzung der Verschleissteile (Richtsteine) ermöglicht
wird.
1. Verfahren zum intermittierenden Richten von Draht (1), bei welchem während eines Arbeitszyklus
(t₁, ..., t₄)
a) der Draht (1) auf eine vorgegebene Vorschubgeschwindigkeit beschleunigt (t₁),
b) durch eine Gruppe von Richtsteinen (22.1, 22.2, 22.3) eines ortsfest gelagerten,
mit einer gegebenen Winkelgeschwindigkeit rotierenden Richtrotors (2) radial ausgelenkt
und
c) für eine nachfolgende Drahtbearbeitung (3) verzögert (t₃) wird
dadurch gekennzeichnet, dass
d) der Richtrotor (2) mit wiederholt zwischen den Arbeitszyklen (t₁, ..., t₄ und t₅,
..., t₈) wechselnder Rotationsrichtung rotiert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Rotationsrichtung periodisch
gewechselt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Richtrotor (2)
am Ende eines Arbeitszyklus (t₄₁) in eine Winkelposition gebracht wird, in welcher
das durch eine elastische Verdrillung des Drahts (1) im Richtrotor (2) bedingte Drehmoment
im wesentlichen Null ist.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Draht
(1) und der Richtrotor (2) synchron beschleunigt (t₁) und verzögert (t₃) werden.
5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, umfassend Fördermittel
zum Transportieren des Drahts und einen rotierbaren Richtrotor zum radialen Auslenken
des Drahts, dadurch gekennzeichnet, dass die Fördermittel (4.1, 4.2, 4.3) und der
Richtrotor (2) mit je einem Motor (7 resp. 12) getrieben und von einer gemeinsamen
Steuerung (15) gesteuert werden.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuerschaltung (15)
so ausgebildet ist, dass die Rotationsrichtung periodisch wechselt.
7. Vorrichtung nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuerschaltung
(15) zwecks Einstellung des Verhältnisses von Vorschubgeschwindigkeit des Drahts (1)
zu Winkelgeschwindigkeit des Richtrotors (2) programmierbar (14) ist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuerschaltung
(15) so ausgebildet ist, dass der Richtrotor (2) am Ende eines Arbeitszyklus zwecks
Minimierung des vom Draht (1) ausgeübten Drehmoments kurz entgegengesetzt zu der im
Arbeitszyklus verwendeten Rotationsrichtung gedreht wird.