[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung für den Gasaustausch bei Mehrscheiben-Isolierglaseinheiten
und deren Benutzung.
[0002] Aus den Dokumenten DE-C-25 55 383 und DE-C-25 55 384 sind Isolierglasscheiben bekannt,
deren Abstandhalter aus einem Dichtstoffgemisch bestehen. Aufgrund der Konsistenz
des Abstandhaltermaterials konnte bei solchen Isolierglasscheiben bisher nur in speziellen
Pressen, wie sie z.B. aus dem Dokument DE-A-41 00 697 bekannt sind, ein Austausch
der zwischen den Isolierglasscheiben eingeschlossenen Gase vorgenommen werden. Dabei
ist zum einen mit Verlusten an den teuren oder umweltschädigenden Füllgasen zu rechnen,
zum anderen ist der erreichte Austauschgrad der Gase verbesserungsfähig. Weiterhin
können solche Isolierglasscheiben bisher nicht an andere Druckverhältnisse angepaßt
werden und unterliegen einer konvexen oder konkaven Verformung der Scheiben je nach
Änderung des Außendrucks gegenüber den Druckverhältnissen bei der Herstellung.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung zu schaffen, mit der die
geschilderten Nachteile vermieden werden können.
[0004] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch eine Vorrichtung für den Gasaustausch bei
Mehrscheiben-Isolierglaseinheiten mit Dichtstoffabstandhaltern gelöst, die aus einem
rohrförmigen Werkzeug besteht, das an einem Ende wie ein Stopfenbohrer angeschärft
und am anderen Ende mit einem Griffbereich versehen ist, an dem sich ein Anschlußstück
für eine Vorrichtung zum Gasaustausch befindet, wobei Öffnungen in der Wandung des
rohrförmigen Werkzeugs in dem zwischen dem angeschärften Ende und dem Griffbereich
liegenden Teil angeordnet sind.
[0005] Die erfindungsgemäße Vorrichtung weist folgende Vorteile auf:
1. Der Scheibenzwischenraum wird beim Anbohren nicht verschmutzt.
2. Der Abstandhalter wird nicht bleibend verformt, da die erfindungsgemäße Vorrichtung
das ausgebohrte Material aufnimmt.
3. Die Vorrichtung dient gleichzeitig als Füll- bzw Absaugdüse, wodurch eine rationelle
Gasbefüllung ohne Werkzeugwechsel durchführbar ist.
4. Beim Herausziehen der Vorrichtung erfolgt ein schneller und sicherer Verschluß
der Öffnung durch das Einsetzen des ausgebohrten Stopfens in den Bohrkanal.
5. Gasverluste werden minimiert und es kann auf einen nachträglichen Verschluß des
Bohrkanals durch Mieten oder Stopfen verzichtet werden.
6. Die Anwendungsstelle genügt ästhetischen Anforderungen, da nach dem Gasaustausch
auch bei schneller Arbeitsweise das ausgebohrte Material wieder sauber in den Bohrkanal
eingesetzt wird.
7. Die Vorrichtung reinigt sich beim Herausziehen selbsttätig, so daß sofort mit der
Befüllung der nächsten Einheit begonnen werden kann.
8. Der Gasaustausch kann sowohl vor Aufbringung der Sekundärversiegelung als auch
danach mit der gleichen Vorrichtung erfolgen. Im letztgenannten Fall sind keine Aussparungen
an der Füllstelle nötig, da die Vorrichtung das Elastomer ausschneidet. Nach Entfernen
der Vorrichtung verbleibt der aus Sekundärversiegelung und Dichtstoff bestehende Stopfen
in der Tiefe versetzt im Bohrkanal, so daß wie üblich nachversiegelt werden kann.
9. Die Vorrichtung gestattet deshalb auch die nachträgliche Anpassung des Scheibeninnendrucks
an gegenüber den Herstellungsbedingungen geänderte Druckverhältnisse.
[0006] Die Vorrichtung wird vorteilhafterweise in einem Bereich, der etwa der Dicke des
Dichtstoffes entspricht, am angeschärften Ende und vor dem Griffbereich nicht mit
Öffnungen in der Wandung des rohrförmigen Werkzeugs versehen. Dadurch wird ein Aufnahmebereich
für den ausgebohrten Dichtstoffstopfen geschaffen, und es wird beim Gasaustausch ein
Verlust von Austauschgas durch das enge Anliegen des Dichtstoffes an die Vorrichtung
vermieden.
[0007] Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Vorrichtung besteht darin, daß die Öffnungen
in der Wandung des rohrförmigen Werkzeugs bezüglich der Rohrachse senkrechte Bohrungen
sind, die jeweils um 90° versetzt zueinander angeordnet sind. Diese Anordnung der
Öffnungen erlaubt im Zusammenhang mit dem Verschluß des angeschärften Endes durch
den ausgebohrten Dichtstoffstopfen einen sehr günstigen Gasaustausch, wobei eine hohe
Stabilität des rohrförmigen Werkzeugs erhalten bleibt.
[0008] Eine vorteilhafte Ausgestaltung der Vorrichtung besteht weiterhin darin, daß am Griffbereich
zwei einander gegenüberliegende Stutzen angeordnet sind. Damit kann zum einen eine
getrennte Gaszufuhr bzw. Gasableitung erfolgen, zum anderen gestatten die gegenüberliegenden
Stutzen auch eine bessere Kraftübertragung zum Einführen bzw. Herausziehen der Vorrichtung
durch den Dichtstoff in den Scheibenzwischenraum.
[0009] Bei der Vorrichtung sollte in vorteilhafter Weise der äußere Rohrdurchmesser des
rohrförmigen Werkzeugs etwa dem halben Scheibenabstand entsprechen. Dadurch kann gewährleistet
werden, daß bei Benutzung der erfindungsgemäßen Vorrichtung die Vorrichtung so durch
den Abstandhalter geführt wird, daß es zu keinem Kontakt mit den anliegenden Scheiben
kommt. Verschmutzungen der Scheiben mit dem Dichtstoffmaterial des Abstandhalters
und Dichtheitsprobleme, die auftreten, wenn der Bohrkanal unmittelbar an einer oder
beiden Scheiben anliegt, werden so vermieden. Weiterhin ist durch diese Bemessung
der Vorrichtung ein ästhetisch ansprechendes Ergebnis der Anwendungsstelle gesichert.
[0010] Die Benutzung der erfindungsgemäßen Vorrichtung erfolgt in der Weise, daß mindestens
eine Vorrichtung an mindestens eine Stelle durch den Dichtstoff in den Scheibenzwischenraum
eingeführt, anschließend der Gasaustausch vorgenommen und danach der Scheibenzwischenraum
durch Herausziehen der Vorrichtung und gleichzeitiges Einsetzen des Bohrstopfens in
den Bohrkanal wieder verschlossen wird.
[0011] Die erfindungsgemäße Vorrichtung und das Verfahren zu ihrer Benutzung werden anhand
der Figuren 1 bis 4 näher und beispielhaft erläutert. Es zeigen:
- Figur 1
- die erfindungsgemäße Vorrichtung,
- Figur 2
- einen Schnitt durch eine Mehrscheiben-Isolierglaseinheit,
- Figur 3
- die erfindungsgemäße Vorrichtung in der Stellung für den Gasaustausch und
- Figur 4
- einen Schnitt durch eine Mehrscheiben-Isolierglaseinheit nach Benutzung der erfindungsgemäßen
Vorrichtung.
[0012] In Figur 1 ist die erfindungsgemäße Vorrichtung dargestellt mit ihrem angeschärften
Ende (1), ihrem Griffbereich (2), dem Anschlußstück (3) für eine Vorrichtung zum Gasaustausch
und Öffnungen (4) in der Wandung des rohrförmigen Werkzeugs.
[0013] Figur 2 zeigt einen Ausschnitt einer Mehrscheiben-Isolierglaseinheit mit dem durch
die Scheiben (10) und der randseitigen Verklebung mit dem Dichtstoff (7) gebildeten
Scheibenzwischenraum (6), wobei die Scheiben zur besseren mechanischen Stabilität
randseitig mit einem Elastomeren (11) versiegelt sind.
[0014] In Figur 3 ist die erfindungsgemäße Vorrichtung in der Stellung für den Gasaustausch
dargestellt, wobei die Vorrichtung im Bereich des angeschärften Endes (1) den ausgebohrten
Dichtstoff (7) sowie ggf. das ausgebohrte Elastomere (11) aufnimmt. Die Stutzen (5)
erleichtern das Einführen bzw. das Herausziehen der Vorrichtung in bzw. aus dem Scheibenzwischenraum
(6). Selbstverständlich können die Stutzen (5) auch als Anschlußstücke (3) ausgebildet
sein, um eine separate Gasab- und -zuführung zu ermöglichen.
[0015] Die Figur 4 stellt schließlich die Mehrscheiben-Isolierglaseinheit nach erfolgtem
Gasaustausch dar. Der Bohrstopfen (8) ist beim Herausziehen der Vorrichtung aus dem
Scheibenzwischenraum (6) in den Bohrkanal (9) wieder tiefenversetzt eingesetzt worden.
Die verbleibende Vertiefung kann zur besseren Versiegelung mit dem eingesetzten Elastomeren
(11) aufgefüllt werden.
1. Vorrichtung für den Gasaustausch bei Mehrscheiben-Isolierglaseinheiten mit Dichtstoffabstandhaltern,
bestehend aus einem rohrförmigen Werkzeug, das an einem Ende (1) wie ein Stopfenbohrer
angeschärft und am anderen Ende mit einem Griffbereich (2) versehen ist, an dem sich
ein Anschlußstück (3) für eine Vorrichtung zum Gasaustausch befindet, wobei Öffnungen
(4) in der Wandung des rohrförmigen Werkzeugs in dem zwischen dem angeschärften Ende
(1) und dem Griffbereich (2) liegenden Teil angeordnet sind.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, bei der in einem Bereich, der etwa der Dicke des Dichtstoffes
(7) entspricht, am angeschärften Ende (1) und vor dem Griffbereich (2) keine Öffnungen
(4) in der Wandung des rohrförmigen Werkzeugs vorgesehen sind.
3. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 und 2, bei der die Öffnungen (4) in der Wandung
des rohrförmigen Werkzeugs bezüglich der Rohrachse senkrechte Bohrungen sind, die
jeweils um 90° versetzt zueinander angeordnet sind.
4. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 bis 3, bei der am Griffbereich (2) zwei einander
gegenüberliegende Stutzen (5) angeordnet sind.
5. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 bis 4, bei der der äußere Rohrdurchmesser des rohrförmigen
Werkzeugs etwa dem halben Scheibenabstand entspricht.
6. Verfahren zur Benutzung der Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens eine Vorrichtung an mindestens einer Stelle durch den Dichtstoff in
den Scheibenzwischenraum eingeführt, anschließend der Gasaustausch vorgenommen und
danach der Scheibenzwischenraum durch Herausziehen der Vorrichtung und gleichzeitiges
Einsetzen des Bohrstopfens in den Bohrkanal wieder verschlossen wird.