(19)
(11) EP 0 621 740 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
26.10.1994  Patentblatt  1994/43

(21) Anmeldenummer: 94106167.3

(22) Anmeldetag:  21.04.1994
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5H05B 6/68, H05B 6/80, H05B 6/78, A23L 3/01
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE FR GB IT NL SE

(30) Priorität: 23.04.1993 DE 4313275

(71) Anmelder: HERMANN BERSTORFF Maschinenbau GmbH
D-30627 Hannover (Kleefeld) (DE)

(72) Erfinder:
  • Koch, Klaus, Dipl.-Phys.
    D-30880 Laatzen (DE)
  • Skubich, Rolf, Dipl.-Ing.
    D-30852 Langenhagen (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zum gleichmässigen Erwärmen, Pasteurisieren und Sterilisieren von Produkten mittels Mikrowellen


    (57) Aufgezeigt wird ein Verfahren zum gleichmäßigen und schnellen Erwärmen mittels impulsartig in die Produkte eingespeister Mikrowellen, wobei die zu behandelnden Produkte, wie z.B. chemische oder pharmazeutische Produkte oder Lebensmittel, insbesondere Fertiggerichte, in offenen oder abgeschlossenen, Mikrowellen durchlässigen Behältern auf einem kontinuierlich fördernden, endlosen Transportband durch eine Behandlungskammer geführt werden, in der senkrecht oder schräg zum Transportband ausgerichtete Einspeisekanäle von Mikrowellengeneratoren angeordnet sind. Die Anlage wird mit einem den Einschwing- und Abschwingbereich der Mikrowellenimpulse verkürzenden Mikrowellenleistungsprofil sowie mit einer, eine Flankensteilheit von kleiner als 1 Millisekunde aufweisenden Arbeitsfrequenz von 50 kHz und mit Impulsen mit weitgehend rechteckiger Amplitudenform und einer Länge im Mikro- bis Millisekundenbereich betrieben.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Einrichtung, wie geschildert im Oberbegriff des ersten Patentanspruchs.

    [0002] Aus der DE-PS 38 30 867 der Anmelderin ist ein gattungsgemäßes Verfahren bekannt. Durch eine impulsartige, taktweise Einspeisung der für die Erhitzung auf eine bestimmte Temperatur erforderlichen Mikrowellenenergie wird sichergestellt, daß sich die Produktoberfläche nicht unerwünscht erhitzt. Es werden unterschiedliche Formen der Mikrowellenleistung eingesetzt. Eine rechteckige Leistungsform bewirkt die stärkste Beeinflussung der Produktoberfläche. Aber auch mit trapezförmigen oder sinuskurvenförmigen Leistungsformen werden bei einem Impulsbetrieb der Anlage brauchbare Ergebnisse erzielt.

    [0003] Als besonders nachteilig, hinsichtlich der Aufheizzeit, hat sich der lange Einschwingbereich pro Impuls beim Einsatz von mit 2.450 Gigahertz arbeitenden Anlagen erwiesen, so daß pro Energieeinspeisungsimpuls relativ wenig Energie eingespeist werden kann, weil eine größere Energiemenge pro Impuls zu einer Schädigung der Produktoberfläche führt.

    [0004] Eine impulsartige, taktweise Energieeinspeisung in die zu behandelnden Produkte ist sinnvoll, weil sonst die eingespeiste Mikrowellenenergie (Leistung x Zeit) im Verhältnis zur zeitlichen Absorptionsfähigkeit des Produktes zu hoch ist, d.h. es kommt zu einer kritischen Überhöhung der Temperatur der Produktoberfläche. Eine impulsartige Energieeinkoppelung bedeutet eine Energieeinspeisung mit bestimmter zeitlicher Länge und Wiederholung.

    [0005] Es ist die Aufgabe der Erfindung, eine Verbesserung einer impulsartigen Einspeisung der Mikrowellenenergie in zu behandelnde Produkte zu erreichen. Es soll eine Steigerung der absorbierten Energie im Produkt in kürzerer Zeit, mit höherer Leistung und somit eine Steigerung der Bandgeschwindigkeit bzw. des Ausstoßes einer kontinuierlichen Anlage zum Erwärmen, Pasteurisieren und Sterilisieren von Lebensmitteln in verpackter oder loser Form erreicht werden, ohne daß kritische Überhitzungserscheinungen an der Produktoberfläche auftreten. Angestrebt wird eine Erhöhung der vom Produkt in einer bestimmten Zeit ohne Schäden absorbierten Energiemenge.

    [0006] Die Aufgabe wird durch die im kennzeichnenden Teil der Patentansprüche beschriebenen Merkmale in Verbindung mit den Merkmalen des Oberbegriffs gelöst.

    [0007] Es wird ein Energieimpuls mit einem fast rechteckigen Leistungsprofil für eine rasche Erwärmung der Produkte eingesetzt, wodurch eine beträchtliche Erhöhung der absorbierten Energiemenge eintritt, ohne daß es zu einer übermäßiger Temperaturerhöhung der Produktoberfläche oder im Inneren des Produktes kommt.

    [0008] Es ist somit möglich, mit einem Magnetron von z.B. 1,2 kW Nennleistung Leistungsimpulse im Bereich von Mikrosekunden abzugeben, die größer als 1,2 kW sind.

    [0009] Bei einer Steuerungselektronik gemäß dem Stand der Technik ist aufgrund der analogen Arbeitsweise eine Flankensteilheit von t (a) >= 80 bis 200 Millisekunden der Anstiegsflanken während der Leistungseinschaltung nicht zu unterschreiten. Eine Schwierigkeit besteht hier darin, daß bei der Energieübertragung in ein Produkt, das sich in einer Verpackung von 1 < 80 mm befindet und die sich mit einer Fördergeschwindigkeit von v > = 6 m/min in der zur Verfügung stehenden Zeit von tmax = < 800 Millisekunden bewegt, Teilbereiche des Produktes während des flach ansteigenden Leistungseinschwingbereiches nicht mit der an sich erforderlich vollen Leistung beaufschlagt werden können. Die erfindungsgemäß erzielbare minimale Impulsdauer im Mikro- bis Millisekundenbereich bei extremer Flankensteilheit ermöglicht also u.a. eine deutlich höhere Fördergeschwindigkeit, als es gemäß dem Stand der Technik unter günstigsten Bedingungen der Fall ist.

    [0010] Um erfindungsgemäß bei den geforderten Durchsatzleistungen von m > 2.500 kg/h nicht durch konstruktiv und verfahrenstechnisch bedingte Grenzen (Anlagenbreite, Fördergeschwindigkeit) limitiert zu sein, ist es somit vorteilhaft, die erfindungsgemäße, schnellere Technik einzusetzen. Aus der erzielbaren großen Flankensteilheit ergibt sich zudem ein wesentlich besserer Wirkungsgrad.

    [0011] Es hat sich gezeigt, daß z.B. bei der Behandlung von Lebensmitteln die Anwendung von möglichst kurzen Impulsen großer Leistung von entscheidender Bedeutung ist. Verwendet man anstatt des des bisher eingesetzten 100 Hz Systemtaktes eine Frequenz, die eine größere Flankensteilheit des Leistungimpulses im Bereich z.B. von einigen Mikrosekunden zuläßt, einen z.B. 50 kHz-Systemtakt, so sind Leistungsimpulse mit nahezu rechteckiger Form mit Impulslängen von mit Sicherheit ab 1 Millisekunde ohne obere Zeitbegrenzung darstellbar. Insbesondere können auf diese Weise die im Folgenden beschriebenen Vorteile beim Betrieb der so gesteuerten Mikrowellengeneratoren (Magnetrons) genutzt werden.

    1 . Die Impulsleistung des Magnetrons kann ein Vielfaches der Dauerstromnennleistung betragen, wenn die mittlere Leistung die Nennleistung nicht überschreitet.

    2. Durch die erzielbare große Flankensteilheit des Leistungsimpulses, steht mit Einschaltung der Leistung sofort die gesamte Leistungshöhe für den Erwärmungsprozeß im Produkt zur Verfügung.

    3. Überraschender Weise ergibt sich durch die so geformten Leistungsimpulse im Millisekundenbereich eine größere Eindringtiefe der auf das Produkt übertragenen Energie, wie auch ein schnelleres Auf- heizen des Produktes mit geringerem Temperaturgradienten in Eindringrichtung.

    4. Es findet ein relativ geringerer Leistungsumsatz an der Produktoberfläche und damit eine Reduzierung der überhitzung der Produktoberfläche statt.

    5. Durch die Anhebung der Steilheit der Anstiegsflanken ist eine größere Fördergeschwindigkeit des zu behandelnden Produktes ohne kritische Überhitzung der Produktoberflächen oder beispielsweise bei Kartoffeln ohne kritische Überhitzung des Inneren möglich (volle Leistungsabgabe bei Millisekunden-Impulsen).



    [0012] Die Erfindung wird nachstehend anhand der Zeichnungen weiter erläutert.

    [0013] Es zeigen:
    Fig. 1 und Fig. 3
    stellen jeweils das 50/100 Hz-Taktsystem gemäß dem Stand der Technik dar.
    Fig. 2 und Fig. 4
    zeigen ein erfindungsgemäßes Taktsystem, welches mit 50 kHz arbeitet.


    [0014] Darstellung des beschriebenen Unterschiedes zwischen der 50/100 Hz- und der 50 kHz-Systemtakt-Impulstechnik:
    Fig. 1:
    50/100 Hz Systemtakt
    Die aus der Netzfrequenz über Brückengleichrichter gleichgerichteten 50 -> 100 Hz-Impulse (1) haben nach integrierender, elektronisch geregelter Gleichrichtung (100 Hz) eine entsprechend langsame Anstiegsflanke und eine Restwelligkeit (=nach el. Glättung=).
    Fig. 2:
    50 kHz Systemtakt
    Die zu 1 äquvalenten Impulse 2 haben aufgrund des hochfrequenten Systemtaktes in der zeitlichen Darstellung (Abszisse) eine nahezu ideale Rechteckform mit einer rechtwinkeligen Impulsamplitude (A2a, B2a, C2a).
    Aufgrund dieser rechtwinkeligen Impulsform, d.H. aufgrund der großen Flankensteilheit, ist man in der Lage, das mehrfache der Dauerstromnennleistung einzustellen, solange diese leistungsmäßige Übersteuerung nicht länger als 50 bis 80 Millisekunden anhält und danach eine Impulspause folgt, die in der mittleren Leistung den Nennwert von (hier) 1,2 kW nicht überschreitet (A2b, B2b, C2b).
    Fig. 3:
    50/100 Hz Systemtakt
    Die mehr oder weniger gleichmäßigen Impulse 1 (A1a) ergaben nach der integrierenden Leistungsregelung eine wellige Konstantleistung mit flacher Anstiegsflanke.
    Fig. 4:
    50 kHz Systemtakt
    Mit den kurzen Leistungsimpulsen (A2a) kann man mit einer hohen Leistung in das zu behandelnde Produkt eindringen, ohne eine Überhitzung zu erzeugen. Ebenso ist es aber auch möglich, die gleiche Energie (P x t) als niedrige Konstantleistung in rechtwinkeliger Form (steile Impulsflanken, Welligkeit der Amplitude (A2b)). Eine entsprechende Leistungsform zu Fig. 3, Alb ist gleichermaßen möglich, jedoch ohne die nicht erwünschte Welligkeit (2).



    Ansprüche

    1. Verfahren zum gleichmäßigen und schnellen Erwärmen mittels impulsartig in die Produkte eingespeister Mikrowellen, wobei die zu behandelnden Produkte, wie z.B. chemische oder pharmazeutische Produkte oder Fertiggerichte, in offenen oder abgeschlossenen, Mikrowellen durchlässigen Behältern auf einem kontinuierlich arbeitenden Fördersystem durch eine Behandlungskammer geführt werden, in der senkrecht oder schräg zum Transportband ausgerichtete Einspeisekanäle von Mikrowellen-Generatoren angeordnet sind, deren Energieabgaben impulsartig erfolgen und durch einen Rechner steuerbar sind,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Anlage

    a) mit einer den Einschwing- und Abschwingbereich der Mikrowellenimpulse verkürzenden Mikrowellenenleistungsprofil,

    b) mit einer, eine Flankensteilheit von kleiner als 1 Millisekunde aufweisenden Arbeitsfrequenz von 20 bis 100, vorzugsweise 40 bis 80, insbesondere 50 kHz,

    c) mit Impulsen mit weitgehend rechteckiger Amplitudenform und einer Länge im Mikro bis Millisekundenbereich

    betrieben wird.
     




    Zeichnung