[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Gußeisen nach dem Oberbegriff
des Patentanspruches 1.
[0002] Es ist bekannt, die Qualität von Gußeisen dadurch zu verbessern, daß vor dem Abgußvorgang
ein Impfmittel, beispielsweise in der Form von Ferrosilizium (DE-OS 22 49 537) zugegeben
wird. Dieses Impfmittel wird von der Gußeisenschmelze aufgelöst und beeinflußt den
Erstarrungsvorgang bzw. die Gefügeausbildung im Sinne einer verbesserten mechanischen
Qualität des aus der Schmelze gefertigten Gußstückes. Ganz allgemein beruht die Impfbehandlung
auf dem Einbringen von Fremdkeimen in die Gußeisenschmelze, die als Kristallisationszentren
der Grafitbildung dienen. Dabei wird ausschließlich festen Kristallisationskeimen
diese Impfwirkung zugeschrieben. Die zuzusetzende Ferrosiliziummenge variiert von
ca. 0,1 bis 0,8 Gew.-%. Bei diesen Mengen soll die Weißeinstrahlung des Gußeisens
in einem erforderlichen Maße verhindert, der Keimzustand der Schmelze verbessert und
deren Grafitkristallisation gefördert werden.
[0003] Normalerweise wird das erschmolzene Gußeisen im Warmhalteofen gespeichert und gelangt
von dort über Pfannentransport in die Vergießöfen. Üblicherweise wird das Impfmittel
beim Füllen der Pfannen (Pfannenimpfung) zugesetzt und kann ferner beim Gießen durch
Gießstrahlimpfung Impfmittel in den Gießstrahl gegeben werden. Trotz dieser intensiven
Impfbehandlung kommt es immer wieder vor, daß Gußteile mit Kantenhärte anfallen. Weil
die Impfwirkung der bekannten Impfmittel relativ schnell nachläßt bzw. abklingt, ist
ein großer Kontrollaufwand erforderlich. Außerdem sind ein relativ hoher Ausschuß
und Kundenreklamationen die Folge bzw. ist eine zusätzliche Wärmebehandlung erforderlich.
[0004] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein Verfahren zur Herstellung
von Gußeisenschmelzen anzugeben, bei dem eine möglichst große Langzeitwirkung des
zugegebenen Impfmittels gegeben ist, wobei die chemische Zusammensetzung der Schmelze
nicht in einer unerwünschten Weise verändert werden soll.
[0005] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren der eingangs genannten Art gelöst, das durch
den kennzeichnenden Teil des Patentanspruches 1 gekennzeichnet ist.
[0006] Ein wesentlicher Vorteil der Erfindung besteht darin, daß der erreichbare Impfeffekt
eine enorm große Langzeitwirkung aufweist.
[0007] Dies beruht darauf, daß beim Graugußverfahren erfindungsgemäß das Impfmittel in der
Form von mikrokristallinem Naturgrafit zunächst nach der Zugabe, z.B. in die Pfanne
nur zum Teil in Lösung geht, wobei der Rest des Impfmittels nach dem Einfüllen des
Eisens in einen Vergießofen auf dem Eisenbad im Vergießofen schwimmt. Das noch auf
dem Bad befindliche Impfmittel geht langsam in Lösung und gibt seine impfende Wirkung
fortlaufend an die Eisenschmelze ab. Dabei wird über dem Bad eine reduzierende Atmosphäre
geschaffen und weitgehendst verhindert, daß das Eisen mit dem Luftsauerstoff in Berührung
kommt. Dies würde zu einer Förderung der Verbrennung und dadurch zu einer Verringerung
des Kohlenstoffanteiles im Eisen führen. Da das erfindungsgemäße Impfmittel auf der
Oberfläche des Eisenbades im Vergießofen schwimmt, entsteht kein Verschleiß im Futter
des Vergießofens. Vorteilhafterweise werden deshalb auch der Gießauslauf des Vergießofens
und die Rinnenhaltbarkeit nicht beeinträchtigt. Bei der Verwendung von bekannten Impfmitteln
setzen sich dagegen aufgrund des hohen Siliziumgehaltes der Stopfensitz und die Induktionsrinne
des Vergießofens durch Oxid- und Schlackenbildung leicht zu, so daß sich Störungen
des Betriebes und Mehrarbeiten ergeben.
[0008] Vorteilhafterweise läßt sich die Erfindung sowohl im Zusammenhang mit der Herstellung
von GG (Grauguß) als auch von GGG (Sphäroguß) einsetzen. In beiden Fällen fördert
das vorliegende Impfmittel die ideale Ausbildung der Grafitstruktur.
[0009] Bei dem Sphärogußverfahren wird erfindungsgemäß das Impfmittel in der Form von mikrokristallinem
Naturgrafit in einem Vorimpfschritt der Schmelze vor der Magnesiumbehandlung zugegeben.
Dies führt zu dem Vorteil, daß die keimbildnerische Wirkung auch während der Magnesiumbehandlung
erhalten bleibt, so daß in nachfolgenden Impfschritten mit an sich bekannten Impfmitteln
in relativ geringen Mengen die Eigenschaften der Schmelze leicht verbessert werden
können.
[0010] Ein wesentlicher Vorteil der Erfindung besteht auch darin, daß das vorliegende Impfmittel
zu einem geringen Preis am Markt bereitgestellt werden kann. Bei der Gußeisenproduktion
ergibt sich daher eine Möglichkeit zur Kosteneinsparung. Das erfindungsgemäße Impfmittel
weist die Form von mikrokristallinem Naturgrafit auf, der in China, Korea, Mexiko
und Österreich anzutreffen und abbaubar ist.
[0011] Bei einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens
kann beim Grauguß der mikrokristalline Naturgrafit mit anderen Impfmitteln oder Legierungen
gemischt werden, wenn an der Zusammensetzung der Schmelze bestimmte metallurgische
Veränderungen vorgenommen werden sollen. Dabei läßt sich bei gleicher Wirkung etwa
die Hälfte des Impfmittels substituieren und es ergibt sich immer noch eine Kosteneinsparung
von 25 %.
[0012] Im folgenden werden die Erfindung und deren Ausgestaltungen im Zusammenhang mit den
Figuren näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1 bis 4
- Darstellungen zur Erläuterung des erfindungsgemäßen Verfahrens,
- Fig. 5
- eine Darstellung zur Erläuterung der Wirkung sowie des Langzeiteffekts,
- Fig. 6 bis 14
- Darstellungen zur Erläuterung des erfindungsgemäßen Verfahrens beim Sphäroguß und
- Fig. 15
- eine Darstellung zur Erläuterung der Wirkung sowie des Langzeiteffektes.
[0013] Im folgenden wird zunächst das Wesen der vorliegenden Erfindung näher erläutert.
Da die aus dem Stand der Technik bekannten Impfmittel in der Form von Impflegierungen
mit unterschiedlichen Zusammensetzungen mit beispielsweise Silizium, Aluminium, Kalium,
Strontium, Barium, Magenesium, Titan und Eisen relativ aufwendig und teuer sind, wurde
ein vergleichsweise preiswertes Impfmittel gesucht. Völlig überraschend wurde dabei
festgestellt, daß mikrokristalliner Naturgrafit als Impfmittel sehr gut geeignet ist.
Dieser mikrokristalline Naturgrafit wird vorzugsweise aus Vorkommen in China, Korea,
Mexiko und Österreich gewonnen.
[0014] Von entscheidender Bedeutung für die erzielbare Impfwirkung ist es, daß es sich um
mikrokristallinen Naturgrafit handelt. Vorzugsweise wird dieser mikrokristalline Naturgrafit
mit einer Körnung von etwa 0,2 bis 3 mm, insbesondere von etwa 02, bis 1 mm, verwendet
und in einer Menge von etwa 0,1 bis 0, 6 Gew.-% den Gußeisenschmelzen zugesetzt.
[0015] Durch das Zusetzen des mikrokristallinen Naturgrafits wird erreicht, daß bei Grauguß
(GG) die z.B. unter dem Rasterelektronenmikroskop erkennbare lamellenförmige Grafitausbildung
keine Entartungen (Berührung der Lamellen oder Verästelungen) zeigt. Beim sogenannten
Sphäroguß (GGG) erfolgt eine im wesentlichen fehlerfreie Kugelgrafitausbildung. Es
kann also insgesamt festgestellt werden, daß sowohl bei GG als auch GGG das Gußgefüge
durch den mikrokristallinen Naturgrafit verbessert wird. Es ist dabei von wesentlicher
Bedeutung, daß der vorliegende mikrokristalline Naturgrafit lediglich in den zuvor
angegeben Vorkommen abgebaut und entsprechend gekörnt werden muß, während die bekannten
Impflegierungen in aufwendigen Herstellungsverfahren erzeugt werden müssen.
[0016] Die Verwendung des vorliegenden mikrokristallinen Naturgrafits als Impfmittel führt
beim Graugußverfahren zu den folgenden Vorteilen.
1. Es ist eine sehr gute Impfwirkung erzielbar, die zu einer Verbesserung des Gußgefüges
führt. Um eine gezielte Veränderung der Eisenschmelze zu erreichen, kann der mikrokristalline
Naturgrafit mit anderen Impfmitteln oder Legierungen gemischt werden.
2. Da der mikrokristalline Naturgrafit im Vergießofen zumindest teilweise auf dem
Eisenbad schwimmt und sich dort gleichmäßig verteilt, gibt er auch noch während des
Gießens weitere Impfkeime an das Eisen ab. Dies führt zu der guten Langzeitwirkung.
3. Der mikrokristalline Naturgrafit ist äußerst einfach handhabbar und in das Gußeisen
einbringbar. Er kann sowohl im Induktionsofen, in der Kupolofenrinne oder in der Transport-
und Gießpfanne zugesetzt werden.
4. Durch die Verwendung des vorliegenden mikrokristallinen Naturgrafits als Impfmittel
werden die Weißeinstrahlung vermindert und die Ausscheidung von Grafit gefördert.
Dies bedeutet, daß es weniger harte Stellen und Kantenhärten im Gußeisen gibt. Die
Zugfestigkeit nimmt zu und die Lunkerung bleibt unbeeinflußt.
5. Der mikrokristalline Naturgrafit läßt sich wegen seines vergleichsweise geringen
Gewichtes sehr einfach, vorzugsweise in Papiersäcken, palettiert und geschrumpft verpacken.
[0017] In den Figuren 1 bis 4 ist eine beispielhafte Herstellungsweise von Gußeisen nach
den Graugußverfahren dargestellt, bei der z.B. geschmolzenes Gußeisen aus einem nicht
dargestellten Induktions- oder Kopolofen in eine Gießpfanne 1 eingebracht wird. In
der Gießpfanne 1 befindet sich dann das flüssige Eisen 11 (Figur 1). Vorzugsweise
wird der als Impfmittel verwendet mikrokristalline Naturgrafit auf den Pfannenboden
gegeben und mit flüssigem Eisen 11 übergossen. Er verteilt sich dann auf der Oberfläche
des flüssigen Eisens 11 in der Form einer Schicht 3. Aus dieser Schicht 3 werden fortlaufend
Impfkeime in das flüssige Eisen 11 abgegeben, wie dies durch die Pfeile der Figur
1 dargestellt ist.
[0018] Gemäß Figur 2 wird flüssiges Eisen 11 aus der Gießpfanne 1 durch eine Einfüllöffnung
21 in einen Vergießofen 2 eingefüllt. In den Figuren 1 bis 4 sind der Stopfen und
die Gießöffnung des Vergießofens 2 mit 25 bzw. 26 bezeichnet. Während des Einfüllens
schwimmt der mikrokristalline Naturgrafit 3' auf der Oberfläche des flüssigen Eisens
11 der Gießpfanne 1 und auch auf dem aus der Gießpfanne 1 durch die Einfüllöffnung
21 hindurchtretenden Gießstrahl 4. Bei diesem Einfüllvorgang geht ein Teil des mikrokristallinen
Naturgrafits 3' in Lösung, während sich der Rest auf der Oberfläche des Eisenbades
22 im Vergießofen 2 in der Form einer Schicht 23 verteilt.
[0019] Gemäß Figur 3 verteilt sich nach dem Einfüllvorgang auf der Oberfläche des Eisenbades
22 im Vergießofen 2 die relativ dicke und geschlossene Schicht 23 aus mikrokristallinen
Naturgrafit. Aus dieser Schicht 23 werden während des Gießens aus dem Vergießofen
2 fortlaufend Impfkeime in das Bad 22 abgegeben (siehe Pfeile in Figur 4). Die Schicht
23 löst sich dabei langsam auf. Die mit dem vorliegendem Impfmittel erzielbare hohe
Langzeitwirkung beruht auf dieser Impfkeimabgabe während des Gießens aus der Schicht
23.
[0020] Durch die auf der Oberfläche des Eisenbades 22 schwimmende Schicht 23 wird ferner
auch erreicht, daß das Eisenbad 22 nicht mit Luftsauerstoff in Berührung kommt, so
daß eine schädliche Verbrennung von Kohlenstoff vermieden wird.
[0021] In der Figur 5 ist ein Diagramm dargestellt, das die Keilhärte bei Zugabe einer bestimmten
Zusatzmenge des mikrokristallinen Naturgrafits in Abhängigkeit von der Zeit beispielhaft
zeigt. Dabei sind die Abhängigkeiten für bekannte Impfmittel durch unterbrochene Linien
A, B dargestellt. Die ausgezogene Linie C zeigt, daß die Langzeitwirkung des vorliegenden
mikrokristallinen Naturgrafits wesentlich größer ist als diejenige von bekannten Impfmitteln.
Außerdem lassen die Kurven A, B und C erkennen, daß bei Zugabe gleicher Impfmittelmengen
mit dem vorliegenden mikrokristallinen Naturgraphit eine verminderte Keilhärte erzielbar
ist.
[0022] Es wird darauf hingewiesen, daß das vorliegende Impfmittel insbesondere auch dazu
führt, daß die Zugabemengen von bekannten, teuren Impfmitteln (z.B. ZL80, Inoculin,
FeSi90) verringert werden können. Dies ist auf die beschriebene Wirkung des dann zusätzlich
zugegebenen mikrokristallinen Naturgrafits zurückzuführen.
[0023] Bei dem in der Figur 1 im Vergießofen 2 dargestellten Eisenbad 22 handelt es sich
um geschmolzenes Eisen, das vor dem beschriebenen Einfüllen aus der Gießpfanne 1 in
den Vergießofen eingebracht wurde. Auf diesem Eisenbad 22 kann sich schon eine Schicht
aus mikrokristallinem Naturgrafit (nicht dargestellt) befinden, die durch eine vorangehende
Impfung erzeugt wurde.
[0024] Im folgenden wird ein vorliegendes Verfahren zur Herstellung von Gußeisen nach dem
Sphärogußverfahren näher erläutert.
[0025] Zunächst wird gemäß den Figuren 6 und 7 aus einem Basiseisen 50 in einem Schmelzofen
51, beispielsweise in einem Netzfrequenz-Tiegelofen, eine Schmelze 52 hergestellt.
Ein Teil dieser Schmelze 52 wird aus dem Schmelzofen 51 in eine Behandlungspfanne
53 gegossen (Fig. 9), in der sich vorzugsweise im Bodenbereich als Impfmittel 54 mikrokristalliner
Naturgrafit befindet. Dieser Naturgrafit 54 wird vorzugsweise unmittelbar vor dem
Abstich, d.h. also vor dem Umfüllen eines Teiles der Schmelze 52 in die Behandlungspfanne
53 in diese eingebracht (Fig. 8). Gemäß Figur 10 erfolgt anschließend eine Magnesiumbehandlung
der in der Behandlungspfanne 53 befindlichen Schmelze 52' zum Schwefelentzug. Bei
diesem an sich bekannten Behandlungsverfahren wird ein Magnesium-Stab oder ein Fülldraht
55, d.h. also ein mit einer Magnesiumlegierung gefüllter Draht, in die Schmelze 52'
der Behandlungspfanne 53 eingetaucht. Aufgrund der dabei auftretenden chemischen Reaktion
wird der Schmelze 52' Schwefel entzogen. Es erfolgt dabei auch eine gute Vermischung
des Naturgrafits 54 in der Schmelze 52'.
[0026] Gemäß Figur 11 wird danach vor dem Umfüllen der Schmelze 52' in einem Abschlackungsschritt
die auf der Oberfläche der Schmelze 52' befindliche Schlacke 56, die auch Reste des
Impfmittels 54 enthält, mit der Hilfe eines Abschlackeisens 57 entfernt.
[0027] Nach dem Abschlacken wird gemäß Figur 12 die in der Behandlungspfanne 53 verbliebene
Schmelze 52' in einen Warmhalteofen 57 umgefüllt, in dem die Schmelze 52' bis zum
eigentlichen Vergießen warmgehalten wird.
[0028] Nach der Magnesiumbehandlung, vorzugsweise beim Umfüllen der Schmelze 52' aus dem
Warmhalteofen 57 in eine Gießpfanne 58 unmittelbar vor dem Vergießen, wird dem Gießstrahl
59 der Schmelze 52' ein weiteres, an sich bekanntes Impfmittel 60 aus einem Impfmittelbehälter
61 zugegeben. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß es sich bei diesem weiteren
Impfmittel nicht um den beim vorangehenden Impfschritt verwendeten mikrokristallinen
Naturgrafit, sondern um ein an sich bekanntes Impfmittel handelt, das die Elemente
Si, Mn, Ca, Al, Zr, Ba, Bi, Se und Fe enthalten kann. Da derartige Impfmittel bekannt
sind, ist hier eine weitere Erläuterung nicht erforderlich.
[0029] Die in der Gießpfanne 58 enthaltene Schmelze 52', die mit dem weiteren Impfmittel
60 versetzt wurde, kann in einem weiteren Abschlackungsschritt noch einmal entschlackt
werden, bevor sie in die Gießformen abgegossen wird.
[0030] Gemäß Figur 14 kann die weitere Impfung in an sich bekannter Weise auch beim Vergießen
in die Gießformen 62 durch Zugabe des weiteren Impfmittels in den Gießstrahl 63 vorgenommen
werden. In der Figur 14 ist dieses weitere, an sich bekannte Impfmittel, das einen
Behälter 65 entnommen werden kann, mit 64 bezeichnet. Es wird einem Impfmittelbehälter
65 entnommen. Das Impfmittel 64 kann die weiter oben erläuterten Bestandteile des
Impfmittels 60 aufweisen.
[0031] Das vorliegende Impfen der Schmelze 52 in der Behandlungspfanne 53 mit dem mikrokristallinen
Naturgrafit 54 gemäß der Figur 8 vor der Magnesiumbehandlung gemäß Figur 10 führt
überraschenderweise zu einer wesentlichen Verbesserung der Impfeigenschaften der schmelze
52' bei den nachfolgenden Impfschritten (Impfmittel 60 und ggf. 64). Dabei wird der
mikrokristalline Naturgrafit in einer Menge von vorzugsweise 0,2 is 0,4 Gew.-%, insbesondere
von 0,3 bis 0,4 Gew.-% zugegeben.
[0032] Die Wirkung der Impfung mit diesem Impfmittel 54 führt dazu, daß der Keimhaushalt
in der Schmelze vor der Magnesiumbehandlung in großem Maße erhöht wird, wobei es von
besonderer Bedeutung ist, daS das Impfmittel 54, d.h. also der Naturgrafit, auch während
der Magnesiumbehandlung seine keimbildnerische Wirkung beibehält, so daß in den nachfolgenden
Impfschritten die Eigenschaften der Schmelze durch das weitere, an sich bekannte Impfmittel
60 und ggf. 64 wesentlich leichter verbessert werden können, als bei den bekannten
Verfahren, bei denen der vorliegende Impfschritt mit dem Naturgrafit 54 gemäß Figur
8 nicht vorgenommen wird. Anders ausgedrückt, reicht zwar der Impfschritt gemäß Figur
8 allein nicht aus, werden jedoch durch die Ausführung dieses Impfschrittes die nachfolgenden
Impfschritte wesentlich erleichtert, da infolge der Beibehaltung der keimbildnerischen
Wirkung auch über die Magnesiumbehandlung gemäß Figur 10 hinaus bei den nachfolgenden
Impfschritten weitaus weniger Impfmittelmengen zugegeben werden müssen.
[0033] Dadurch wird das gesamte Verfahren wesentlich vereinfacht und verbilligt. Zudem hält
bei Zugabe des Impfmittels 54 vor der Magnesiumbehandlung die Dauer der Impfwirkung
aufgrund der genannten keimbildnerischen Wirkung auch über die Magnesiumbehandlung
hinaus wesentlich länger an. Aus diesem Grunde ist es möglich, auf das bekannte Impfen
in die eigentlichen Gießformen 62 zu verzichten, weil infolge der langen Impfwirkung
eine sehr viel größere Anzahl von Gießformen 62 befüllt werden können, als dies bisher
der Fall ist. Da bei der herkömmlichen Impfung die Impfwirkung beispielsweise nur
vier oder fünf Minuten andauert, wie dies beispielsweise die Figur D1 der Figur 15
zeigt, können nach Ablauf dieser Zeit die restlichen Gießformen 62, die während einer
Gießoperation befüllt werden, nicht ohne Risiko gefüllt werden. Bei der Zugabe des
Naturgrafits 54 hält die Wirkung dagegen, wie dies die Figur D2 zeigt, wesentlich
länger an, so daß sehr viel mehr Gießformen 62 mit ein und derselben Schmelze befüllt
werden können. Die Figur D1 zeigt die Zugabe herkömmlicher Impfmittel (73 bis 78 %
Si, etwa 3 % Ca, etwa 1,5 % Al, etwa 1,6 % Zr, Rest Fe) in einer Größenordnung von
0,36 %, während die Kurve D2 die zusätzliche Zugabe des Impfmittels 54 gemäß Figur
8 in einer Größenordnung von 0,2 % zeigt. Die entsprechenden Figuren E1 (Zugabe von
nur herkömmlichen Impfmitteln, 60 bis 65 % Si, 9 bis 12 % Mn, etwa 3 % Ca, etwa 1,5
% Al, etwa 4 bis 6 % Ba, Rest Fe - Dauer der Impfwirkung etwa neun bis zehn Minuten)
und E2 (zusätzliche Zugabe von 0,2 % des Impfmittels 54 - Dauer der Impfwirkung >
15 Minuten) zeigen ebenfalls deutlich die vorteilhafte Wirkung der Erfindung.
[0034] Durch den vorliegenden Impfschritt gemäß Figur 8 lassen sich im Zusammenhang mit
den nachfolgenden, an sich bekannten Impfschritten relativ einfach optisch optimale
technische Ergebnisse, vor allem im Hinblick auf die Dauer der Impfwirkung erreichen.
Das hergestellte Sphärogußeisen weist eine nahezu optimale Grafitstruktur auf, die
die Kantenhärte auf ein Minimum zurückdrängt.
1. Verfahren zur Herstellung von Gußeisen, bei dem einer Gußeisenschmelze (11, 22; 52)
ein Impfmittel (3; 54) zugegeben wird, dadurch gekennzeichnet, daß als Impfmittel (3; 54) mikrokristalliner Naturgrafit verwendet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein mikrokristalliner Naturgrafit mit einer Körnung von etwa 0,2 bis 3,0 mm,
insbesondere von 0,2 bis 1 mm verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der mikrokristalline Naturgrafit in einer Menge von etwa 0,1 bis 0,6 Gew.-%
zugesetzt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der mikrokristalline Naturgrafit bei der Herstellung von Grauguß in eine die
Gußeisenschmelze (11) enthaltene Gießpfanne (1) eingebracht wird, so daß auf der Gußeisenschmelze
(11) eine Schicht (3) aus mikrokristllinem Naturgrafit entsteht und mikrokristalliner
Naturgrafit (3') beim Abfüllen von Gußeisen aus der Gießpfanne (11) in einen Vergießofen
(2) auf dem Gießstrahl (4) in den Vergießofen (2) gelangt, so daß er dort als weitere
Schicht (23) auf der Oberfläche der in dem Vergießofen (2) enthaltenen Gußeisenschmelze
(22) schwimmt.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der mikrokristalline Naturgrafit im Warmhalteofen, Induktions- oder Kupolofen,
in der Gießpfanne oder in dem Vergießofen zugegeben wird.
6. Verfahren nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß der mikrokristalline Naturgrafit in Kombination mit anderen bekannten Impfstoffen
als Impfmittel zugegeben wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der mikrokristalline Naturgrafit (54) bei der Herstellung von Sphäroguß vor
der Magnesiumbehandlung der Schmelze (52') in eine Behandlungspfanne (53) eingegeben
wird (Figur 8), in die die Gußeisenschmelze aus einem Schmelzofen (51) eingefüllt
wird (Figur 9), und daß nachfolgend nach der Magnesiumbehandlung (Figur 10) wenigstens
ein weiterer Impfschritt (Figur 13, Figur 14) vorgenommen wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß ein weiterer Impfschritt nach der Magnesiumbehandlung (Figur 10) vorgenommen
wird (Figur 13).
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß beim weiteren Impfschritt ein bekanntes Impfmittel nach dem Umfüllen der Schmelze
(52') aus der Behandlungspfanne (53) in einen Warmhalteofen (57) beim Ausgießen der
Schmelze (52') aus dem Warmhalteofen (57) in eine Gießpfanne (58) durch Zugabe des
bekannten Impfmittels (60) in den Strahl zugegeben wird.
10. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der weitere Impfschritt beim Ausgießen der Schmelze (52') aus der Gießpfanne
(58) in Gießformen (62) durch Zugabe des an sich bekannten Impfmittels (64) in den
Gießstrahl (63) der Gießpfanne (58) vorgenommen wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß der mikrokristalline Naturgrafit (54) in einem Verhältnis von 0,2 bis 0,4 Gew.-%,
insbesondere 0,3 bis 0,4 Gew.-% zugegeben wird.
12. Impfmittel zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß es die Form von mikrokristallinem Naturgrafit aufweist.
13. Impfmittel nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß es eine Körnung im Bereich von etwa 0,2 bis 1,0 mm besitzt.
14. Impfmittel nach Anspruch 12 oder 13, dadurch gekennzeichnet, daß es in Vorkommen in China, Korea, Mexiko oder Österreich abgebaut ist.
15. Impfmittel für die Herstellung von Grauguß nach einem der Ansprüche 11 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß es aus mikrokristallinem Naturgrafit besteht, dem ein oder mehrere andere Impfmittel
oder Legierungen zugemischt sind.