[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Peroxodischwefelsäure
und Peroxomonoschwefelsäure aus wäßriger Schwefelsäure in einer durch eine Kationenaustauschermembran
zweigeteilten Elektrolysezelle durch Oxidation von verdünnten und konzentrierten Schwefelsäuren
an einer Platinanode in Gegenwart von Thiocyanaten und/oder Rhodanwasserstoffsäure
und/oder Dirhodan und organischen Stickstoff-Kohlenstoff-Schwefelgruppen-haltigen
organischen Verbindungen und/oder stickstoffhaltigen Heteroaromaten mit hohen Stromausbeuten.
[0002] Bei der Herstellung von Peroxodischwefelsäuren sind Schwefelsauregehalte von ≧ 450
g/l erforderlich um Stromausbeuten von > 50 % zu erreichen, wodurch maximal 50 % der
eingesetzten Schwefelsäure umgesetzt werden können. Die anodische Oxidation der Schwefelsäure
zu Peroxodischwefelsäure und/oder Peroxomonoschwefelsäure kann nur an glatten Platinelektroden
und nicht an Metalloxidelektroden mit wirtschaftlichen Stromausbeuten durchgeführt
werden. In verdünnten wäßrigen Schwefelsäuren ≦ 20 gew.% werden Peroxoschwefelsäuren
je nach Temperatur auch an Platinanoden nur mit Stromausbeuten von ≦ 5 % erhalten,
wobei überwiegend Peroxomonoschwefelsäure anfällt. In konzentrierten Schwefelsauren
wird Peroxodischwefelsäure gebildet. Bei hohen Schwefelsaurekonzentrationen wird die
Verseifung der Peroxodischwefelsäure zu Peroxomonoschwefelsäure begünstigt, wobei
es durch anodische Zersetzung der Peroxomonoschwefelsäure zur Depolarisation der Platinmetallanode
und damit zur Absenkung der Stromausbeute kommt. Außerdem werden bei hohen Schwefelsäurekonzentrationen
in größerem Umfang HSO₄²⁻-Ionen an der Anodenoberfläche sorbiert, so daß die Stromdichte
vermindert werden muß und Stromausbeuteverluste auftreten. Zur Vermeidung dieser Probleme
wurde versucht durch Senkung der Temperatur auf ≦ 20 °C, Verminderung der Verweilzeit,
Optimierung der Schwefelsäurekonzentration auf 550 bis 590 g/l, durch Zusätze von
Ammoniumsulfat und potentialerhöhenden Substanzen wie Halogeniden und Pseudohalogene
die Zersetzung zu vermindern und die Stromausbeute zu erhöhen. Als Zusätze wurden
Fluorwasserstoffsäure, Salzsäure, Thioharnstoff, Cyanide und Rhodanide in Mengen von
∼ 1500 ppm verwendet. Probleme ergeben sich mit allen bisherigen Zusätzen dadurch,
daß bei hohen und niedrigen Schwefelsäurekonzentrationen keine ausreichende Stromausbeuten
erhalten werden und erhebliche Korrosionsprobleme bei Verwendung von Halogeniden an
den Anoden auftreten. Die Verminderung der Temperatur auf ≦ + 20°C erhöht die Energiekosten
erheblich, während die Begrenzung in der Schwefelsäurekonzentration viele Anwendungsgebiete,
insbesondere bei der Absorption von Gasen wie z.B. Schwefeldioxid / Schwefeltrioxidgemischen
und Stickoxiden einschränkt oder ausschließt.
[0003] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, Peroxodischwefelsäuren und Peroxomonoschwefelsäure
aus hoch sowie aus niedrig konzentrierten Schwefelsäuren mit hohen Stromausbeuten
und geringem Energieaufwand kostengünstig zu erzeugen.
[0004] Die Aufgabe wurde erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß man wäßrige Schwefelsäuren
im Anodenraum einer durch eine Kationenaustauschermembran zweigeteilten Elektrolysezelle
mit einer glatten Platinanode, die eine hohe Sauerstoffüberspannung aufweist, elektrolysiert
und die Elektrolyse der Schwefelsäuren in Gegenwart von Thiocyanaten und/oder Rhodanwasserstoffsäure
und/oder Dirhodan und Thioamiden und/oder Thioaldehyden und/oder Thiocarbonsäuren
und/oder Thiocarbonsäureestern und/oder Thioalkanolen und/oder Thioketalen und/oder
Dithioverbindungen und/oder stickstoffhaltigen Heteroaromaten durchführt.
[0005] Als Anodenmaterialien mit hoher Sauerstoffüberspannung kommen vorzugsweise glattes
Platin auf Trägermaterialien aus Titan, Niob oder Tantal oder Platin auf Trägern aus
Legierungen dieser Metalle in Betracht. Besonders bevorzugt ist glattes Platinblech
auf Tantal oder Niob-Tantal-Legierungen. Die Platinoberfläche kann durch Aufschmelzen
thermisch geglättet werden.
[0006] Zur Bildung von Peroxoschwefelsäuren mit wirtschaftlichen Stromausbeuten bei niedrigen
Schwefelsäuregehalten von < 20 % bei der Verwendung von verdünnten Prozeßschwefelsäuren
und schwefelsäurehaltigen Abwässern sind Inhibitor-Kombinationen bestehend aus Thiocyanaten
und/oder Rhodanwasserstoffsäure und/oder Dirhodan mit den in Anspruch 1 beanspruchten
erfindungsgemäßen Zusätzen unbedingt erforderlich.
[0007] Die Thiocyanate werden in Form ihrer Kalium- oder Ammoniumsalze verwendet, während
die Rhodanwasserstoffsäure als wäßrige Lösung eingesetzt wird. Bevorzugt verwendet
man Ammoniumthiocyanat oder Rhodanwasserstoffsäure.
[0008] Als Thioamide können Thiosemicarbazid, Thioformamid und Thioharnstoff verwendet werden.
[0009] Geeignete Thioaldehyde sind solche, die man aus Aldehyden und Schwefelwasserstoff
herstellt.
[0010] Als Thiocarbonsäuren, Thiocarbonsäureesther, Thioalkanole, oder Thioketale sind bevorzugt
aliphatische C₁- bis C₄-Verbindungen geeignet, während man als Dithioverbindungen
Thiokohlensäure und/oder Dimercaproalkanole verwendet.
[0011] Vorteilhafte organische Thioverbindungen sind die Abkömmlinge der Thiokohlensäure
wie z. B. Thioharnstoff, Thiosemicarbazid Thiocarbohydrazid, Bis-thioharnstoff, Thiosemicarbazon,
Dithizon und S-Alkyl-isothiuroniumsalze, wobei sich Thiosemicarbazid als besonders
geeignet erwiesen hat.
[0012] Neben diesen Verbindungen können Thioglykole, Thiomorpholin Thioether, Thiocyansäure,
Thiocyansäureester, Thiocarbonsäureester und Rhodanin eingesetzt werden.
[0013] Als Stickstoff-haltige Heteroaromate sind, z. B. Pyridin und/oder Derivate des Pyridins
und/oder kondensierte Ringsysteme des Pyridins und/oder Pyrimidin und/oder Pyrimidinderivate
und/oder Pyridazinderivate und/oder Pyrazin und/oder Pyrazinderivate und/oder Pyrazon
und/oder Pvrazonderivate geeignet. Bevorzugt kommen die benzolkondensierten Ringsysteme
des Pyridins, oder ihre Abkömmlinge, wie z.B. Chinolin, Isochinolin, 1,2 Dihydrochinolin,
Chinolin-8-Sulfonsäure, Aminochinoline, 3-Chlorchinolin, Chinolinsäure und Hydrochinoline
in Betracht.
[0014] Weiterhin sind chlorierte Derivate des Pyridins und/oder Chinolins und/oder Pyrimidins
und/oder Pyridazins und/oder Pyrazins und/oder Pyrazons in Kombination mit Thiocyanaten
und/oder Dirhodan und/oder anderen organischen Thioverbindungen verwendbar, wobei
man der wäßrigen Schwefelsäure zusätzlich geringe Mengen an Chloriden zusetzen kann.
[0015] Zum Schutz der Anode und zur Verminderung der Korrosion des Platins verwendet man
die chlorierten Derivate des Pyridins und/oder Pyrimidins und/oder Pyridazins und/oder
Pyrazins und/oder Pyrazons in Kombination mit Hexamethylentetramin und Thiocyanaten
und/oder Rhodanwasserstoffsäure und/oder Dirhodan.
[0016] Das Hexamethylentetramin kann auch in Kombination mit allen anderen beanspruchten
Inhibitorzusätzen verwendet werden, da es zu einer Verminderung der Platinverlusten
führt.
[0017] Die Konzentration an Thiocyanaten und/oder Rhodanwasserstoffsäure und/oder Dirhodan
in der wäßrigen Schwefelsäure kann 0,5 bis 2000 ppm, vorzugsweise 50 bis 800 ppm betragen.
Zur Stabilisierung der Stroausbeute kann sie während der Elektrolyse kontinuierlich
Thiocyanate und/oder Dirhodan ergänzt werden.
[0018] Der Zusatz an Stickstoff-Kohlenstoff-Schwefelgruppen-haltigen organischen Verbindungen
und/oder stickstoffhaltigen Heteroaromaten sollte zwischen 10 und 2000 ppm vorzugsweise
50 bis 500 ppm liegen und während der Elektrolyse kontinuierlich ergänzt werden.
[0019] Der Schwefelsäuregehalt des Elektrolyten kann bei der Herstellung der Peroxodischwefelsäure
30 bis 85 gew.-%, vorzugsweise 40 bis 78 gew.-% und bei der Peroxomonoschwefelsäure
5 bis 30 gew.-% betragen. Besonders günstig sind Schwefelsäurekonzentrationen zwischen
20 und 25 gew.-% bei der Herstellung von Peroxomonoschwefelsäure.
[0020] Geeignete Kathodenmaterialien sind Elektroden, die eine niedrige Wasserstoffüberspannung
aufweisen. Es kommen mit Platinmetallen und/oder Platinmetallmischoxiden dotiertes
oder beschichtetes Titan oder Nickel oder beschichtetes metallisches Silber und Graphit
in Betracht. Bevorzugt eignet sich Graphit, das mit Platinmetallen oder Platinmetallmischoxiden
dotiert ist. Die Wasserstoffüberspannung der Kathoden sollte weniger als 200 mV vorzugsweise
10 bis 80 mV betragen um Energiekosten zu sparen.
[0021] Zur Trennung des Anoden- und Kathodenraumes der Elektrolysezelle werden Kationenaustauschermembranen
oder Diaphragmen verwendet. Als Kationenaustauschermembranen werden bevorzugt Polymere
auf Basis von perfluorierten Olefinen oder Copolymere aus Tetrafluorethylen mit ungesättigten
perfluorierten Ethern oder Copolymere aus Styrol und Divinylbenzol verwendet, die
als ladungstragende Gruppen Sulfonsäure- und Carboxylgruppen oder nur Sulfonsäuregruppen
enthalten. Kationenaustauschermembranen, die nur Sulfonsäuregruppen enthalten, sind
wesentlich beständiger gegenüber Einlagerungen und Verschmutzungen durch mehrwertige
Kationen und daher bei Verwendung von Prozeßschwefelsäuren bevorzugt geeignet.
[0022] Zur Trennung des Anoden und Kathodenraumes können auch Diaphragmen verwendet werden.
Geeignete Diaphragmen sind solche aus hydrophilierten perfluorierten und/oder perchlorierten
Kunststoffen oder Sinterkeramik auf Basis von Aluminiumoxid, und/oder Zirkonoxid.
Bevorzugt eignen sich Diaphragmen, die aus Polymeren auf der Basis von perfluorierten
Olefinen bestehen und durch Sulfonierung hydrophiliert sind.
[0023] Die elektrochemische Synthese der Peroxodischwefelsäure und Peroxomonoschwefelsäure
kann kontinuierlich oder im Batchbetrieb durchgeführt werden. Beim kontinuierlichen
Betrieb werden die Elektrolysezellen als Kaskade in Reihe geschaltet.
[0024] Die elektrochemische Umsetzung der wäßrigen Schwefelsäuren führt man bevorzugt in
der Weise durch, daß die Elektrolysezelle als kontinuierliche Kaskade betrieben wird,
wobei die Schwefelsäure die Anodenräume über die gesamte Kaskade durchströmt. Zur
Stabilisierung der Stromausbeute werden in verschiedenen Abschnitten der Kaskade kontinuierlich
die beanspruchten Zusatzstoffe zudosiert. Als vorteilhaft hat es sich erwiesen, wenn
man dem Schwefelsäure-Peroxoschwefesäuregemisch im letzten Fünftel der Kaskade keine
Zusatzstoffe wie Thiocyanate, Rhodanwasserstoffsäure, Dirhodan, organische Stickstoff-Kohlenstoff-Schwefelverbinungen
oder Heteroaromaten zusetzt. Bei dieser Betriebsweise erhält man reine Peroxoschwefelsäure,
die keine Verunreinigungen durch Inhibitoren enthalten. Auf der Kathodenseite verwendet
man bevorzugt verdünnte Schwefelsäure als Zulauf zur Kaskade. Neben Schwefelsäure
kann auch wäßrige Alkalisulfatlösung als Leitelektrolyt eingesetzt werden. Die Zulaufkonzentrationen
zur Kaskade können 0,25 bis 50 gew.-% betragen.
[0025] Die Anoden und Kathoden, an denen sich Gase entwickeln, kann man in Form von Gasliftelektroden
verwenden. Bei diesen Elektroden werden die Auftriebskräfte genutzt, die sich im Elektrolyten
durch die Gasbeladung einstellende Dichteunterschiede gegenüber den gasfreien Elektrolyten
einstellen. Die Auftriebskräfte werden durch konstruktive Gestaltung der Elektroden
und Umlaufsysteme so gelenkt, daß eine gerichtete Elektrolytströmung mit minimalem
Gasanteil im Elektrodenraum entsteht. Die Strömungsgeschwindigkeiten sollten ≧ 0,15
m/s und ≦ 10 m/s, vorzugsweise 2 bis 5 m/s betragen. Besonders günstig ist dabei die
Unterteilung der Elektrodenzwischenräume in vertikale, vom Elektrolyten durchströmte
Kanäle. Auf diese Weise wird eine Minimierung des gasblasenbedingten Spannungsabfalls
erreicht.
[0026] Die Elektrolyse der wäßrigen Schwefelsäurelösungen kann bei Stromdichten von 0,3
bis 25 kA/m² durchgeführt werden. Vorzugsweise arbeitet man bei Stromdichten von 1
bis 8 kA/m².
[0027] Die Temperatur bei der elektrochemische Synthese sollte -5 bis 45 °C, vorzugsweise
10 bis +30 °C betragen. Es ist aber auch möglich, insbesondere bei höheren Schwefelsäurekonzentrationen
die Elektrolyse mit den beanspruchten Zusatzstoffen bei höheren Temperaturen durchzuführen.
[0028] Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich zur elektrochemischen Umsetzung von verdünnten
und konzentrierten wäßrigen Schwefelsäuren zu Peroxoschwefelsäuren. In Gegenwart von
Thiocyanaten und/oder Rhodanwasserstoffsäure und/oder Dirhodan und Thioamiden und/oder
Thioaldehyden und/oder Thiocarbonsäuren und/oder Thiocarbonsäureestern und/oder Thioalkanolen
und/oder Thioketalen und/oder Dithioverbindungen und/ oder stickstoffhaltigen Heteroaromaten
erhält man in verdünnten sowie in hochkonzentrierten Schwefelsäuren hohe Stromausbeuten
für die Peroxodischwefelsäure- und Peroxomonoschwefelsäure-Bildung. Die beanspruchte
Kombination von Inhibitoren ermöglicht es, im Gegensatz zu den bisher verwendeten
Inhibitoren, aus verdünnten und auch aus hoch konzentrierten Schwefelsäuren mit hohen
Stromausbeuten und damit wirtschaftlich Peroxomonoschwefelsäure und Peroxodischwefelsäure
zu erzeugen.
[0029] Hierdurch ist es möglich, verdünnte Schwefelsäuren, die kostengünstig zu Peroxoschwefelsäuren
umgesetzt werden können, bei der Abwasseraufbereitung zu verwenden. Außerdem ergeben
sich durch die Verwendung von Peroxodischwefelsäure-haltigen konzentrierten Schwefelsäuren
(von ≧ 70 gew.-%) bei der Abgaswäsche von Schwefeldioxid/Schwefeltrioxid-haltigen
Gasen und Stickoxiden neue Anwendungsgebiete, da sie eine einfache Abtrennung der
Gase und Reaktionsprodukte ermöglichen.
Beispiel 1
[0030] In einer zweigeteilten Elektrolysezelle, deren Anoden- und Kathodenraum durch eine
Kationenaustauschermembran vom Typ Neosepta CMH/2 (Tokuyama Soda) getrennt ist, wird
eine Anode aus Platinblech auf einem Tantalträger und eine Kathode aus mit Platin
dotiertem Graphit eingebaut. Das Platinmetallanodenblech wurde durch oberflächliches
anschmelzen thermisch geglättet.
[0031] Im Kathodenraum der Elektrolysezelle wird wäßrige 15 gew.%ige, wäßrige Schwefelsäure
eingesetzt, während im Anodenraum die folgenden Elektrolyte getestet werden:
1. 20 gew.%ige wäßrige Schwefelsäure
2. 20 gew.%ige wäßrige Schwefelsäure + 500 ppm Rhodanwasserstoffsäure
3. 20 gew.%ige wäßrige Schwefelsäure mit 500 ppm Rhodanwasserstoffsäure und 100 ppm
Thioharnstoff
4. 20 gew.%ige wäßrige Schwefelsäure mit 500 ppm Rhodanwasserstoffsäure + 100 ppm
Thiosemicarbazid
5. 40 gew.%ige wäßrige Schwefelsäure
6. 40 gew.%ige wäßrige Schwefelsäure mit 500 ppm Rhodanwasserstoffsäure
7. 40 gew.%ige wäßrige Schwefelsäure mit 500 ppm Rhodanwasserstoffsäure und 100 ppm
Thiosemicarbazid
8. 60 gew.%ige Schwefelsäure
9. 60 gew.%ige Schwefelsäure mit 500 ppm Rhodanwasserstoffsäure
10. 60 gew.%ige Schwefelsäure + 500 ppm Rhodanwasserstoffsäure + 100 ppm Thioharnstoff
11. 60 gew.%ige Schwefelsäure mit 500 ppm Rhodanwasserstoffsäure und 100 ppm Thiosemicarbazid
Die Elektrolyse der Elektrolyte wird unter den folgenden Prozeßbedingungen durchgeführt:
- Temperatur |
+28 bis 30 °C |
- anodische Stromdichte |
5 kA/m² |
- Stromangebot |
30 Ah/l |
- Strömungsgeschwindigkeit an der Anode |
1,2 m/s |
Nach der Elektrolyse wurden in den einzelnen Elektrolyte die aufgeführten Gehalte
an S₂O₈²⁻ und Stromausbeuten ermittelt:
Elektrolyt Nr. |
S₂O₈²⁻-Gehalt g/l |
Stromausbeute % |
1 |
< 1 |
< 1 |
2 |
23 |
22 |
3 |
53 |
50 |
4 |
53 |
51 |
5 |
14 |
12 |
6 |
57 |
55 |
7 |
85 |
83 |
8 |
60 |
58 |
9 |
82 |
79 |
10 |
94 |
92 |
11 |
94 |
92 |
[0032] Aus den Ergebnissen wird deutlich, daß ohne Zusätze bei der Elektrolyse verdünnter,
wäßriger Schwefelsäuren kaum Peroxoschwefelsäuren gebildet werden (Versuch 1 ), während
in halbkonzentrierten und konzentrierten Schwefelsäuren Peroxodischwefelsäure mit
Stromausbeuten von ≦ 20 % erhalten wird (Versuche 5 und 8). Die Zusätze von Rhodanwasserstoffsäure
führen zu einer deutlichen Erhöhung der Stromausbeute in der 20, 40 und 60 gew.-%igen
Schwefelsäure (Versuch 2, 6, 9) Der gleichzeitige Zusatz von Thioharnstoff oder Thiosemicarbazid
ergibt Stromausbeuten von ≧ 50 % bei 20 gew.-%iger Schwefelsäure und ≧ 80 % bei über
40 gew.-%igen Schwefelsäure für die S₂O₈²⁻-Bildung (Versuche 3, 4, 7, 10 und 11).
[0033] Verwendet man an Stelle einer Platinanode Elektroden aus Zinndioxid, Bleidioxid und
Mangandioxid erhält man ohne Zusätze zu der Schwefelsäure sowie mit den in den Versuchen
2, 3, 4, 6, 7, 9, 10 und 11 aufgeführten Zusätzen Stromausbeuten für die S₂O₈²⁻-Bildung,
die deutlich unter 1 % liegen.
[0034] Dieses Beispiel zeigt, daß Peroxoverbindungen nur an glatten Platinanoden und nicht
an Metalloxidelektroden bei Abwesenheit und in Gegenwart von Kohlenstoff-Stickstoff-Schwefelgruppenhaltigen
Verbindungen mit technisch interessanten Stromausbeuten gebildet werden.
Beispiel 2
[0035] In einer Elektrolysezelle wie in Beispiel 1 wird in den Anodenraum 78 gew.-%ige wäßrige
Schwefelsäure eingesetzt, während als Leitelektrolyt im Kathodenraum wäßrige 35 gew.-%ige
Schwefelsäure verwendet wird.
[0036] Die Elektrolyse wird bei einer Zellspannung von 4,1 V und einer Stromdichte von 5
kA/m² Anodenfläche durchgeführt. Im Anodenraum beträgt die Strömungsgeschwindigkeit
1,2 m/s. Die Temperatur wird zwischen + 20 und + 22°C gehalten. Während der Elektrolyse
werden der Schwefelsäure nach unterschiedlichen Stromangeboten Proben entnommen und
die Stromausbeuten für die Peroxodischwefelsäurebildung und Ammoniakübertragung bestimmt.
[0037] In Abhängigkeit vom Stromangebot werden folgende Stromausbeuten für die Peroxodischwefelsäurebildung
erhalten.
Stromangebot Ah/kg |
H₂S₂O₈ g/kg |
Stromausbeute S₂O₈²⁻ % |
20 |
49,5 |
68 |
40 |
94,1 |
65 |
60 |
139,0 |
64 |
80 |
179,5 |
62 |
[0038] Setzt man der Schwefelsäure bei der Oxidation zusätzlich 135 ppm Ammoniumthiocyanat
zu erhält man folgende Ergebnisse.
Stromangebot Ah/kg |
H₂S₂O₈ g/kg |
Stromausbeute S₂O₈²⁻ % |
20 |
56,5 |
78 |
40 |
111,5 |
77 |
60 |
167,2 |
77 |
80 |
220,0 |
76 |
[0039] Elektrolysiert man die Schwefelsäure mit Zusatz an 135 ppm Kaliumthiocyanat und 100
ppm Thiosemicarbazid werden folgende Resultate erhalten,
Stromangebot Ah/kg |
H₂S₂O₈ g/kg |
Stromausbeute S₂O₈²⁻ % |
20 |
67,3 |
93 |
40 |
133,2 |
92 |
60 |
199,8 |
92 |
80 |
263,5 |
91 |
[0040] Das Beispiel zeigt, daß der gleichzeitige Zusatz von Thiocyanat und Thiosemicarbazid
zu einer wesentlichen Verbesserung der Stromausbeuten bei der elektrochemischen Oxidation
führt. Senkt man die Temperatur auf + 15 bis + 17°C ab erhöhen sich die Stromausbeuten
für die Peroxodischwefelsäuregewinnung um 2 bis 3 %. Die mit den erfindungsgemäßen
Zusätzen erzeugte Peroxodischwefelsäure eignet sich bevorzugt zur Absorption von Abgasen
die neben Schwefeldioxid auch geringe Anteile an Schwefeltrioxid enthalten, da Schwefeldioxid
schnell zu Schwefelsäure oxidiert wird, während gleichzeitig die Sorption von Schwefeltrioxid
erfolgt. Die Oxidation und Absorption von Stickoxiden mit diesen Peroxodischwefelsäure-haltigen
hochkonzentrierten Schwefelsäuren hat den Vorteil, daß direkt Salpetersäure entsteht,
die durch Destillation abgetrennt werden kann.
Beispiel 3
[0041] In einer Elektrolysezelle wie in Beispiel 1 wird 20 gew.-%ige wäßrige Schwefelsäure
im Anodenraum eingesetzt. Im Kathodenraum wird wäßrige 20 gew.-%ige Schwefelsäure
als Leitelektrolyt verwendet. Die Elektrolyse wird bei einer Stromdichte von 5 kA/m²
und einer Zellspannung von 4,08 V und einer Temperatur von + 22 bis + 25°C durchgeführt.
Bei der Elektrolyse fällt ein Gemisch aus Peroxomonoschwefelsäure und Peroxodischwefelsäure
an, das überwiegend Peroxomonoschwefelsäure enthält. Die Stromausbeute wird als Peroxomonoschwefelsäure
berechnet.
[0042] Es werden folgende Resultate erhalten,
Stromangebot Ah/kg |
H₂SO₅ g/kg |
Stromausbeute S₂O₈²⁻ % |
20 |
0,8 |
< 2 |
40 |
0,9 |
< 1 |
60 |
0,9 |
< 1 |
80 |
0,95 |
< 1 |
[0043] Elektrolysiert man die Schwefelsäure mit einem Zusatz von 700 ppm Ammoniumthiocyanat
in der Elektrolysezelle so erhält man in Abhängigkeit vom Stromangebot folgende Ergebnisse,
Stromangebot Ah/kg |
H₂SO₅ g/kg |
Stromausbeute S₂O₅²⁻ % |
20 |
13,2 |
31 |
40 |
25,5 |
30 |
60 |
38,3 |
30 |
80 |
49,3 |
29 |
[0044] Aus dem Beispiel wird deutlich, daß der Zusatz von Ammoniumthiocyanat die Stromausbeute
deutlich erhöht.
[0045] Setzt man der Schwefelsäure zusätzlich 200 ppm Thiosemicarbazid zu, so ergeben sich
folgende Veränderungen in den Stromausbeuten,
Stromangebot Ah/kg |
H₂SO₅ g/kg |
Stromausbeute S₂O₅²⁻ % |
20 |
22,5 |
53 |
40 |
44,2 |
52 |
60 |
66,4 |
52 |
80 |
85,1 |
50 |
[0046] Hierbei zeigt sich, daß die Stromausbeute für die Peroxomonoschwefelsäurebildung
fast verdoppelt wird.
[0047] Steigert man die Strömungsgeschwindigkeit auf 4,3 m/s an der Anode, so ändern sich
die Ergebnisse wie folgt,
Stromangebot Ah/kg |
H₂SO₅ g/kg |
Stromausbeute S₂O₅²⁻ % |
20 |
27,6 |
65 |
40 |
54,4 |
64 |
60 |
81,7 |
64 |
80 |
107,2 |
63 |
[0048] Bei einer Absenkung der Temperatur auf + 15 bis + 16°C ergibt sich eine Steigerung
der Stromaubeute von 5 bis 6 %. Die mit dem erfindungsgemäßen Zusätzen erzeugten sehr
reaktiven Peroxoschwefelsäuren eignen sich bevorzugt zur Oxidation und Absorption
von Stickoxiden, Schwefeldioxid um zum Abbau von pflanzenschutzmittelhaltigen Abwässern.
1. Verfahren zur Herstellung von Peroxodischwefelsäure und/oder Peroxomonoschwefelsäure
aus wäßriger Schwefelsäure durch Elektrolyse der Schwefelsäure im Anodenraum einer
durch eine Kationenaustauschermembran zweigeteilten Elektrolysezelle mit einer glatten
Platinanode, die eine hohe Sauerstoffüberspannung aufweist, dadurch gekennzeichnet,
daß man die wäßrige Schwefelsäure in Gegenwart von Thiocyanaten und/oder Rhodanwasserstoffsäure
und/oder Dirhodan und Thioamiden und/oder Thioaldehyden und/oder Thiocarbonsäuren
und/oder Thiocarbonsäureestern und/oder Thioalkanolen und/oder Thioketalen und/oder
Dithioverbindungen und/oder stickstoffhaltigen Heteroaromaten elektrolysiert.
2. Verfahren zur Herstellung von Peroxodischwefelsäure und/oder Peroxomonoschwefelsäure
aus wäßriger Schwefelsaure nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, daß als Anodenmaterial
glattes Platinblech auf Titan und/oder Niob und/oder Tantal verwendet wird.
3. Verfahren zur Herstellung von Peroxodischwefelsäure und/oder Peroxomonoschwefelsäure
aus wäßriger Schwefelsäure nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß man
die wäßrige Schwefelsaure bei Temperaturen bis zu +45°C elektrolysiert.
4. Verfahren zur Herstellung von Peroxodischwefelsäure und/oder Peroxomonoschwefelsäure
aus wäßriger Schwefelsaure nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man
5 bis 85 gew.-%ige wäßrige Schwefelsauren elektrolysiert.
5. Verfahren zur Herstellung von Peroxodischwefelsäure und/oder Peroxomonoschwefelsäure
aus wäßriger Schwefelsaure nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man
als Thioamide Thiosemicarbazid und/oder Thioformamid und/oder Thioharnstoff verwendet.
6. Verfahren zur Herstellung von Peroxodischwefelsäure und/oder Peroxomonoschwefelsäure
aus wäßriger Schwefelsaure nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß man
als Thioaldehyde Verbindungen aus Aldehyden und Schwefelwasserstoff verwendet.
7. Verfahren zur Herstellung von Peroxodischwefelsäure und/oder Peroxomonoschwefelsäure
aus wäßriger Schwefelsäure nach AnSpruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß man
als Thiocarbonsäuren, Thiocarbonsäureesther, Thioalkanolen oder Thioketalen aliphatische
C₁ bis C₄- Verbindungen verwendet.
8. Verfahren zur Herstellung von Peroxodischwefelsäure und/oder Peroxomonoschwefelsäure
aus wäßriger Schwefelsaure nach Anspruch 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß man
als Dithioverbindungen Thiokohlensäuren und/oder Dimercaproalkanole verwendet.
9. Verfahren zur Herstellung von Peroxodischwefelsäure und/oder Peroxomonoschwefelsäure
aus wäßriger Schwefelsäure nach Anspruch 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß man
als stickstoffhaltige Heteroaromate Pyridin und/oder Derivate des Pyridins und/oder
Chinolin und/oder Derivate des Chinolins und/oder kondensierte Ringsysteme des Pyridins
und/oder Pyrimidin und/oder Pyrimidinderivate und/oder Pyridazin und/oder Pyridazinderivate
und/oder Pyrazon und/oder Pyrazonderivate und/oder Pyrazin und/oder Pyrazinderivate
verwendet.
10. Verfahren zur Herstellung von Peroxodischwefelsäure und/oder Peroxomonoschwefelsäure
aus wäßriger Schwefelsaure nach Anspruch 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß man
die wäßrige Schwefelsäure in Gegenwart von Kalium- oder Ammoniumthiocyanat oder Rhodanwasserstoffsäure
und Thiosemicarbazid und/oder Thioformamid und/oder Thioharnstoff elektrolysiert.
11. Verfahren zur Herstellung von Peroxodischwefelsäure und/oder Peroxomonoschwefelsäure
aus wäßriger Schwefelsaure nach Anspruch 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die
Konzentration an Thiocyanat und/oder Rhodanwasserstoffsäure und/oder Dirhodan in der
wäßrigen Schwefelsäure 3 bis 2000 ppm vorzugsweise 50 bis 800 ppm betragt und während
der Elektrolyse kontinuierlich ergänzt wird.
12. Verfahren zur Herstellung von Peroxodischwefelsäure und/oder Peroxomonoschwefelsäure
aus wäßriger Schwefelsäure nach Anspruch 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß der
Anteil der in den Anprüchen 1 und 5 bis 9 beanspruchten Zusatzstoffe 10 bis 1000 ppm
vorzugsweise 50 bis 500 ppm neben dem Gehalt an Thiocyanat und/oder Rhodanwasserstoffsäure
und/oder Dirhodan beträgt und während der Elektrolyse kontinuierlich ergänzt wird.
13. Verfahren zur Herstellung von Peroxodischwefelsaure und/oder Peroxomonoschwefelsäure
aus wäßriger Schwefelsaure nach Anspruch 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß dem
Kathodenraum der Elektrolysezelle oder der Elektrolysezellenkaskade wäßrige 5 bis
50 gew.%ige Schwefelsäure als Leitelektrolyt eingesetzt.
14. Verfahren zur Herstellung von Peroxodischwefelsäure und/oder Peroxomonoschwefelsäure
aus wäßriger Schwefelsäure nach Anspruch 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß die
Stromdichte bei der Elektrolyse 0,5 bis 12 kA/m² beträgt.
15. Verfahren zur Herstellung von Peroxodischwefelsäure und/oder Peroxomonoschwefelsäure
aus wäßriger Schwefelsäure nach Anspruch 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß die
Elektrolysezellen als Kaskade geschaltet werden, wobei in der letzten Zelle die Zusatzstoffe
zur Elektrolyse der wäßrigen Schwefelsäure durch anodische Oxidation eleminiert werden.
16. Verfahren zur Herstellung von Peroxodischwefelsäure und/oder Peroxomonoschwefelsäure
aus wäßriger Schwefelsaure nach Anspruch 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß im
Anodenraum die Strömungsgeschwindigkeit 0,5 bis 8 m/s, vorzugsweise 2 bis 4 m/s beträgt.