[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Stahlband.
[0002] Unter bestimmten Verformungsbedingungen, wie sie z. B. beim Abhaspeln oder Richten
von Warmband vorliegen können, neigen Bänder aus weichem Stahl mit niedrigem Kohlenstoff-
und Mangangehalt zur Bildung von Fließfiguren. Dabei treten auf der Bandoberfläche
Linien auf, die quer zur Zugrichtung, also quer zur Walzrichtung verlaufen. Diese
Linien sind Unregelmäßigkeiten in der Warmbanddicke, die von leichten Schatten auf
der Warmbandoberfläche bis zu schweren Knicken reichen. Sie werden im allgemeinen
als Coilbreaks bezeichnet, weil sie unter bestimmten Voraussetzungen nur während des
Abwickelvorganges des zu Coils aufgehaspelten Warmbandes bei dessen Weiterverarbeitung
auftreten. Bei Abwickelanlagen, die ungebremst oder ohne ausreichenden Zug arbeiten,
kann das abzuwickelnde Warmband zwischen Abrollanlage und den Einführungsrollen einer
Verarbeitungsanlage sowohl in großem Bogen als auch in engem Bogen ablaufen, je nachdem
ob es voreilt oder zurückbleibt. Insbesondere beim Ablauf in kleinem Bogen und bei
häufigem Wechsel zwischen Voreilen und Rückbleiben, welches zu starken Schlägen im
Band führt, treten Coilbreaks als schwerwiegende Beschädigungen der Bandoberfläche
auf. Schnelles Abhaspeln hat ein besonders starkes Schlagen und dementsprechend starke
Coilbreaks zur Folge.
[0003] Außerdem können Coilbreaks zwischen den Richtrollen entstehen. Durch das sinusartige
fortlaufende Biegen des Bandes wird die Spannung in den verschiedenen Band-Abschnitten
ungleichmäßig verteilt, so daß ein Fließen bei unterschiedlichen Belastungen einsetzen
kann.
[0004] Coilbreaks sind durch ein nachträgliches Richten, Biegen, Beizen oder Dressieren
nicht mehr zu beseitigen. Die Neigung zu Coilbreaks nimmt zu, je weicher, dünner und
schmaler das abzuwickelnde Warmband ist. Gleiches gilt auch für kleiner werdende Coildurchmesser.
[0005] Es ist bekannt, daß Fließfiguren bei sogenannten Dualphasen-Stählen nicht auftreten,
weil diese Stähle keine ausgeprägte Streckgrenze (keine Streckgrenzendehnung) aufweisen.
Es ist ferner bekannt, daß ein Dressieren ebenfalls die ausgeprägte Streckgrenze beseitigen
kann, wodurch das Auftreten von Fließlinien vermieden wird. Diese Maßnahmen sind z.
B. angegeben in Werkstoffkunde Stahl, Band 2, Seiten 97, 86, Springer Verlag, Berlin-Heidelberg-New-York-Tokyo,
1985, Verlag Stahl Eisen mbH, Düsseldorf.
[0006] Aus einer Untersuchung des Alterungsverhaltens weicher Stähle ist andererseits bekannt,
daß das Dressieren zur Beseitigung ausgeprägter Maxima und Minima der Streckgrenze
keine dauerhafte Maßnahme zur Vermeidung von Coilbreaks sein kann, da mit zunehmender
Lagerzeit schon bei Raumtemperatur die ausgeprägte Streckgrenze wieder erscheint (siehe
Archiv für das Eisenhüttenwesen, 1955, Seite 72).
[0007] Es ist weiterhin bekannt, einen alterungsfreien, kaltgewalzten Bandstahl mit guten
Umformeigenschaften für eine spätere metallische Beschichtung im Schmelzbad auszulegen,
der unter anderem
0,015 - 0,04 % C
max. 0,04 % Mn
0,02 - 0,05 % S
max. 0,01 % N
und Titangehalte von etwa 0,1 bis 0,4 % in Abhängigkeit von den hohen Schwefelgehalten
sowie den Kohlenstoff- und Stickstoffgehalten, die vollständig abgebunden werden müssen,
aufweist (EP-A2-0 231 864) .
[0008] In Technische Berichte, Thyssen Stahl AG, Heft 2/89, Seite 197-211 wird ausführlich
über die Entwicklung feuerverzinkter, höherfester Stähle mit guter Kaltumformbarkeit
berichtet. Insbesondere wird die Möglichkeit des Dressierens des feuerverzinkten Bandes
für die vorübergehende, nicht dauerbeständige Konditionierung hinsichtlich Coilbreaks
erwähnt. Im Hinblick auf die Alterungsbeständigkeit wird der negative Einfluß von:
- N, der durch Bildung von Aluminiumnitrid vermeidbar sei sowie
- hoher Haspeltemperatur,
- Abschreckalterung durch die Feuerverzinkung aufgrund des Kohlenstoffgehaltes beschrieben.
[0009] Versuche mit Niob, Titan und Phosphor als Legierungselemente mit Gehalten bis 0,1
% sowie C-Gehalten unter 0,1 % für Stähle mit einer oberen Streckgrenze von max. etwa
350 N/mm
2 hätten ergeben, daß Titan im Gegensatz zu Niob nicht die erwünschte keimbildende
Wirkung für interstitiell gelösten Kohlenstoff habe. Daher wurde empfohlen, diese
Stähle einer Überalterungsbehandlung im Haubenglühofen bei 200 bis 300
° C zu unterwerfen, um sie alterungsbeständiger zu machen.
[0010] Bekannt ist weiterhin, daß bei IF-Stählen Kohlenstoff und Stickstoff durch Zusätze
von Niob und/oder Titan in Gehalten von etwa 0,1 % stabil abgebunden werden können
und der Stahl dadurch alterungsbeständig wird.
[0011] Alle diese verfahren oder Stähle sind relativ teuer wegen hoher Titan- oder Niobgehalte
bzw. wegen zusätzlicher Verfahrensschritte.
[0012] Aus DE 38 03 064 C1 ist bekannt ein Stahlband mit der Zusammensetzung in Gew. %:
0,001 - 0,06 % Kohlenstoff
0,01 - 0,40 % Silizium
0,10 - 0,80 % Mangan
0,005 - 0,08 % Phosphor
0,005 - 0,02 % Schwefel
max. 0,009 % Stickstoff
0,015 - 0,08 % Aluminium
0,01 - 0"04 % Titan
max. 0,15 % von einem oder mehreren der Elemente Kupfer, Vanadium, Nickel
[0013] Rest Eisen und unvermeidbare Verunreinigungen
aus im Strang vergossenen Brammen von 210 mm Dicke durch Erwärmung im Stoßofen auf
1250 °C und Walzen auf 3 mm Dicke herzustellen. Die Walzendtemperaturen betragen zum
Beispiel 860, 870, 880, 890 und 900 °C.
[0014] Das Band wurde gehaspelt. die Haspeltemperaturen betrugen zum Beispiel 490, 500,
450, 430, 710 und 500 °C.
[0015] Danach wurde auf Raumtemperatur gekühlt, und nach Beizen wurden Bänder durch Kaltwalzen
in unterschiedlichen Stufen von 10 % bis zu 80 % auf Feinblechdicke reduziert und
erneut gehaspelt. Das Bund wurde im Haubenglühofen auf 700
°C erwärmt, mit einem Durchsatz von 1.1 t/h bis 1.9 t/h verkristallisierend geglüht
und anschließend im Ofen auf 120
° C abgekühlt.
[0016] Danach wurde das Band dressiert, um bei der anschließenden Konfektionierung zu Blechtafeln
das Auftreten von Fließfiguren (Coilbreaks) zu vermeiden. Dieses Material ist nicht
alterungsbeständig.
[0017] Aufgabe der Erfindung ist es von daher, ein Verfahren zur Herstellung von weichem
coilbreak-freien Stahlband mit zeitlich beständiger Streckgrenzendehnung und mit guten
mechanischen Eigenschaften bei geringstmöglichem Verbrauch an Legierungselementen
anzugeben sowie ein Verfahren zur Herstellung eines feuerverzinkten Stahlbandes, das
die Nachteile des Standes der Technik vermeidet.
[0018] Die Lösung dieser Aufgabe ist in Anspruch 1 angegeben. Die Unteransprüche geben zweckmäßige
Weiterbildungen der erfindungsgemäßen Verfahren an.
[0019] Das erfindungsgemäße Herstellverfahren für das Warmband sieht vor, zur Vergleichmäßigung
der Streckgrenzendehnung einen definierten Titangehalt im Stahl, der folgende Analysenwerte
in Gew. % aufweist, einzustellen:

[0020] Rest Eisen und unvermeidliche Verunreinigungen, wobei der Stahl im stranggußverfahren
zu Brammen vergossen wird und dann aus einer von Raumtemperatur auf über 1100°C erwärmten
Bramme, zu 2 bis 6 mm dickem Warmband bei Temperaturen oberhalb des Ars-Punktes fertigzuwalzen,
bei Temperaturen von 550 bis 400 °C zu haspeln. Das Warmband weist eine zeitlich nahezu
konstante Streckgrenze von kleiner als 350 N/mm
2 im walzfrischen Zustand und nach längerer Auslagerung auf.
[0021] Der Titangehalt des Stahls zur Herstellung von coilbreak-freiem Stahlband mit zeitlich
beständiger Streckgrenzendehnung wird erfindungsgemäß so eingestellt, daß er größer
ist, als zur Abbindung von Stickstoff, aber weniger als zur zusätzlichen Abbindung
von Kohlenstoff stöchiometrisch notwendig ist.
[0022] Die konkrete Ursache für die vorteilhafte Wirkung der Titankomposition im Zusammenhang
mit den übrigen Legierungselementen bei der Erzeugung eines Bandes nach dem angegebenen
Verfahren ist nicht in letzter Konsequenz bekannt. Klar ist jedoch aus der Literatur,
daß während der Stahlerschmelzung der Stickstoff vollständig abgebunden wird, so daß
bei der Brammenerwärmung auf mindestens 1100°C und während des anschließenden Warmwalzens
sich daher keine ausscheidungshärtenden Titannitride bilden können, was sonst zu unerwünschten
Festigkeitssteigerungen des weichen Stahlbandes führen würde.
[0023] Der Kohlenstoff wird dagegen mit der restlichen Titanmenge nur teilweise abgebunden;
der restliche Kohlenstoff wird offensichtlich in Lösung gehalten. Durch die erfindungsgemäße
Behandlung und Titandosierung kann wahrscheinlich eine erhebliche Verzögerung der
Diffusionsgeschwindigkeit des Kohlenstoffes erreicht werden.
[0024] Eine Zugabe von Niob und/oder Vanadin als Legierungselement hätte zwar auch eine
Stickstoffabbindung im Stahl erbracht, jedoch nur unter Inkaufnahme einer erheblichen
Verfestigung des Stahlbandes.
[0025] Völlig überraschend also wurde gefunden, daß bei Warmband aus weichem Stahl, der
zur Bildung einer ausgeprägten Streckgrenze neigt, es nicht darauf ankommt, wie bisher
angenommen wurde, die Streckgrenzendehnung z. B. durch höheres Legieren des Stahles
oder Dressieren des Bandes zu vermeiden bzw. zu ändern.
[0026] Vielmehr kommt es erfindungsgemäß darauf an, daß das Warmband bei Bestehen einer
ausgeprägten Streckgrenze eine möglichst gleichmäßige Streckgrenzendehnung aufweist,
beziehungsweise im Spannungs-Dehnungs-Diagramm oder Kraft-Verlängerungs-Diagramm im
Bereich der Streckgrenzendehnung die Spannung keine alternierenden Maxima und Minima,
also einen möglichst glatten Verlauf hat. Damit wird das bisher bestehende Vorurteil
überwunden, daß es zur Vermeidung von Fließfiguren oder Coilbreaks notwendig sei,
das Auftreten einer ausgeprägten Streckgrenze zu vermeiden. Das erfindungsgemäße Warmband
bleibt auch bei längerer kalter oder warmer Auslagerung coilbreak-frei, weist gute
mechanische Eigenschaften auf und kann bei geringem Verbrauch an Legierungselementen
hergestellt werden.
[0027] Diese Erkenntnisse aus der Herstellung von coilbreak-freiem Warmband können erfindungsgemäß
bei der Herstellung von alterungsbeständigem feuerverzinktem Kaltband genutzt werden.
[0028] Unter Feuerverzinkung wird im folgenden die metallische Schmelzbad-Beschichtung von
Stahlband mit Zink und dessen Mischungen wie Galfan und Galvalume verstanden. Galfan
und Galvalume sind geschützte Marken der ILZRO, New York.
[0029] Praxisversuche haben gezeigt, daß die Probleme nach dem Stand der Technik bei der
Herstellung von feuerverzinktem Band durch die Verwendung des angegebenen Stahles
gelöst werden, wenn die angegebenen Arbeitsschritte und Glühtemperaturen während des
Verzinkungsprozesses eingehalten werden. Dabei werden Durchlaufgeschwindigkeiten für
das Band eingestellt, die um ca. 30-40 % langsamer sind als die Durchlaufgeschwindigkeiten
im Glühofen für Titan-freie Stähle. Derartige Durchlaufgeschwindigkeiten wie sie bei
der Erfindung angewendet werden, werden im angegebenen Temperaturbereich normalerweise
auch für die IF-Stähle angewendet.
[0030] Aufgrund der durch die beschriebene Behandlung erreichten zeitlich beständigen Streckgrenzendehnung,
ohne alternierende Minima und Maxima im Kraftverlauf, weist das Warmband praktisch
keine Alterungserscheinungen auf. Überraschend wurde festgestellt, daß auch die nachfolgenden
Behandlungsschritte Kaltwalzen mit z. B. etwa 50 bis 90 % Umformgrad keinen negativen
Einfluß auf die Streckgrenzendehnung hat, sofern die rekristallisierende Glühung im
Durchlaufofen vor dem Verzinkungsbad eine vollständige Rekristallisation des Gefüges
im Stahlband erbringt. Die Abschreckung des Bandes direkt hinter dem Verzinkungsbad
führt zunächst einer ausgeprägten Streckgrenzendehnung mit alternierenden Minima und
Maxima im Kraftverlauf. Anschließend wird dieses Band zur Ausbildung einer gewünschten
Oberflächenrauheit und gegebenenfalls besserer Bandebenheit dressiert und gegebenenfalls
streckgerichtet, z. B. mit 0,5 bis 2 % Umformgrad. Dadurch wird der Kraftverlauf im
Streckgrenzendehnungsbereich wieder homogenisiert. Der Kraftverlauf bleibt nach Alterung
erhalten.
[0031] Mit diesem Verfahren läßt sich also ein alterungsfreies und fließfigurenfreies feuerverzinktes
Feinblech herstellen.
[0032] Beispiele für das erfindungsgemäß hergestellte coilbreak-freie Stahlband und Vergleichsbänder
werden anhand der in Tabelle 1 nach Zusammensetzung (Auszug aus der Schmelzanalyse),
Endwalztemperatur und Haspeltemperatur charakterisierten Warmbandproben dargestellt.
[0033] Tabelle 2 zeigt die für das Warmband U2 mit 2,9 mm Dicke in walzfrischem Zustand
gemessenen mechanischen Eigenschaften, wobei die Proben an verschiedenen Stellen (Probenlage)
des Warmbandes entnommen wurde. Es bedeuten:
B 1/4 der Warmbandlänge ReH obere Streckgrenze
M 1/2 der Warmbandlänge Rm Zugfestigkeit
G 3/4 der Warmbandlänge
E Ende des Warmbandes
Tabelle 3 zeigt weitere technologische Werte für erfindungsgemäß hergestelltes Warmband
unterschiedlicher Dicke, gehaspelt bei unterschiedlichen Temperaturen.
[0034] In der Regel wird das Stahlband nach Abkühlung im Coil an ruhender Luft in relativ
walzfrischem Zustand zu Kaltband weiterverarbeitet oder als Warmband konfektioniert
bzw. zu Schneid-, Stanz- oder Biegeteilen nach Abcoilung maschinell zugerichtet. Wie
eingangs beschrieben, lassen sich Coilbreaks dabei vermeiden, wenn das Warmband zuvor
dressiert oder ein spezielles zusätzliches, und damit kostenaufwendiges, Umwickelverfahren
mit Hilfe eines sogenannten McKay-Rollensystemes, mit dem bewußt minimale, technisch
unwirksame Coilbreaks erzeugt werden können, angewendet wurde.
[0035] Kritisch wird die Verarbeitung derartiger Bänder dann, wenn diese über längere Zeit
z. B. drei bis zwölf Monate gelagert wurden, bevor sie weiterverarbeitet werden. Es
entstehen dann wiederum Coilbreaks. Aus diesem Grunde wurden die erfindungsgemäß hergestellten
Stahlbänder zwei Prüfungen unter Praxisbedingungen unterzogen.
[0036] Für einige der in den Tabellen angegebenen Warmbandproben wurden nur die Kraft-Verlängerungs-Diagramme
für den Ausgangszustand der Warmbandprobe und für weitere auch die nach künstlicher
Alterung aufgenommen. In den Kraft-Verlängerungs-Diagrammen ist auf der Abszisse die
Verlängerung, auf der Ordinate die Kraft aufgetragen. Die Alterung erfolgte auf künstlichem
Weg durch Auslagerung des Probenmaterials bei 250
° C für 8 Stunden.
[0037] Es zeigen:
Fig. 1 die gemessenen Kraft-Verlängerungs-Diagramme der Warmbandprobe Z im Ausgangszustand
(linkes Teilbild) und im Zustand nach Auslagerung (rechtes Teilbild);
Fig. 2 die gemessenen Kraft-Verlängerungs-Diagramme der Warmbandprobe Y im Ausgangszustand
(linkes Teilbild) und im Zustand nach Auslagerung (rechtes Teilbild);
Fig. 3 die gemessenen Kraft-Verlängerungs-Diagramme der Warmbandprobe X im Ausgangszustand
(linkes Teilbild) und im Zustand nach Auslagerung (rechtes Teilbild);
Fig. 4 die gemessenen Kraft-Verlängerungs-Diagramme der Warmbandprobe W im Ausgangszustand
(linkes Teilbild) und im Zustand nach Auslagerung (rechtes Teilbild);
Fig. 5 die gemessenen Kraft-Verlängerungs-Diagramme der Warmbandprobe V im Ausgangszustand
(linkes Teilbild) und im Zustand nach Auslagerung (rechtes Teilbild);
Fig. 6 die gemessenen Kraft-Verlängerungs-Diagramme der Warmbandprobe U1 im Ausgangszustand
(linkes Teilbild) und im Zustand nach Auslagerung (rechtes Teilbild);
Fig. 7 die gemessenen Kraft-Verlängerungs-Diagramme der Warmbandprobe U2 im Ausgangszustand
(linkes Teilbild) und im Zustand nach Auslagerung (rechtes Teilbild) für die Probenlagen
B, M, G und E.
[0038] Die in Figur 1 und 2 dargestellten Kraft-Verlängerungs-Diagramme für die als Vergleichsbeispiel
gedachten Warmbandproben Z und Y aus einem herkömmlichen Stahl zeigen, sowohl im Ausgangszustand
wie nach Auslagerung, ausgeprägte Streckgrenzendehnungen mit stark ungleichmäßigem
Verlauf. Ein Vergleich zwischen den Warmbandproben Z und Y zeigt, daß eine niedrige
Haspeltemperatur allein nicht zu einer Vergleichmäßigung der Streckgrenzendehnung
führt.
[0039] Die in Figur 3 bis 6 dargestellten Kraft-Verlängerungs-Diagramme für die hergestellten
Warmbandproben X, W, V und U1, die von 0,01 Gew.% bis 0,04 Gew.% ansteigende Titangehalte
aufweisen, zeigen, daß mit zunehmendem Titangehalt bei relativ niedriger Haspeltemperatur
eine wesentliche Vergleichmäßigung des Kraftverlaufes im Bereich der Streckgrenzendehnung
erreicht wird.
[0040] Die qualitative Darstellung zeigt deutlich, daß erst ab 0,03 % Titan (Fig. 5) eine
Streckgrenzendehnung ohne ausgeprägte Maxima und Minima in alternierender Folge erreicht
wird.
[0041] Ein derart stetiger Kraftverlauf sowohl im walzfrischen als auch im gealterten Zustand
undressierter Bänder war bisher vollkommen unbekannt.
[0042] Ein gleiches Verhalten zeigten die Warmbänder mit 0,04 bis 0,05 Gew.% Ti aus den
Schmelzen T-Q mit Dicken von 2,09 bis 4,20 mm bei annähernd gleichen Endwalztemperaturen
von 870-880
° C und Haspeltemperaturen von 490 bis 535
° C während die Proben V, U1, U2 bei 450 bzw. 430 °C gehaspelt wurden. Trotz variierender
C-, Ti-, N-Gehalte lag die Streckgrenze bei ca. 300 ± 20 N/mm
2, die Zugfestigkeit bei etwa 390 ± 15 N/mm
2. Eine teilweise vorgenommene Alterung veränderte die Werte kaum und die Bänder ließen
sich hervorragend verarbeiten, ohne Coilbreaks zu zeigen.
[0043] Wie in Figur 7 dargestellt, tritt die Vergleichmäßigung der Streckgrenzendehnung
bei allen untersuchten Probenlagen auf. Wie aus Tabelle 2 hervorgeht, werden in allen
Probenlagen bei einem Stahl mit 0,033 Gew.% Kohlenstoff, 0,20 Gew.% Mangan und 0,04
Gew.% Titan sowie eine Haspeltemperatur von 450
° C nach dem erfindungsgemäßen Verfahren Streckgrenzen- und Zugfestigkeitswerte erreicht,
die denen der bekannten weichen, nicht mikrolegierten Güten nach US-Norm SAE 1006/1008
entsprechen. Zudem zeichnet sich dieses Material durch hohe Dehnungswerte von etwa
45% (As-Normprobe) aus.
[0044] Aus diesem Band wurden Ölfilterdeckel hergestellt, die eine derart plane Oberfläche
hatten, daß sie nicht nachgearbeitet zu werden brauchten. Außerdem können aus dem
coilbreak-freien Warmband vorteilhaft Umformteile hergestellt werden, deren Oberfläche
erhöhten Anforderungen genügen muß.
[0045] Anhand von weiteren Beispielen wird die erfindungsgemäße Herstellung von alterungsbeständigem
feuerverzinkten Feinblech näher erläutert.
[0046] Tabelle 4 zeigt einen Analysenauszug für den Stahl N und den erfindungsgemäßen Stahl
L sowie vergleichsweise für die Titan-freien Stähle P, K und einen IF-Stahl O.
[0047] Tabelle 5 zeigt eine graphische Darstellung der Streckgrenzen für die verzinkten
Güten P, O, N vor und nach sechsmonatiger Alterung und konkrete Einzelwerte für Bänder
aus den Stählen K, L vor und nach dreimonatiger Alterung.
[0048] Tabelle 6 zeigt Vergleichsparameter der Stähle L, K für walzfrisches verzinktes Kaltband
und einen Zustand nach dreimonatiger Alterung.
[0049] Tabelle 7 zeigt die Temperaturen im Ofen und am Band im Verlauf eines Verzinkungsprozesses.
[0050] Weiterhin zeigen
Fig. 8 ein Kraft-Verlängerungs-Diagramm eines frisch verzinkten, eines dressierten
und eines gealterten Stahlbandes L,
Fig. 9 ein Kraft-Verlängerungs-Diagramm eines gealterten feuerverzinkten Stahlbandes
K.
[0051] Während das erfindungsgemäß verzinkte Band L direkt nach dem Feuerverzinken eine
Streckgrenze von 298 N/mm
2 hat und nach dreimonatiger Außenlagerung sich kaum verändert (302 N/mm
2) zeigt das gleichfalls ausgelagerte Vergleichsband K einen Streckgrenzenanstieg von
231 auf 309 N/mm
2.
[0052] Sehr deutlich wird der Effekt der Erfindung auch an den Darstellungen in Figur 8
und 9.
[0053] In beiden Figuren ist der auf der Abszisse die Verlängerung und auf der Ordinate
die Kraft aufgetragen. Links in Figur 8 ist der Kraftverlauf für ein feuerverzinktes
undressiertes Band L, in der Mitte nach einem Dressiergrad von 0,7 % und rechts nach
dreimonatiger Auslagerung dargestellt.
[0054] Der homogene Kraftverlauf nach dem Dressieren bleibt bei dem erfindungsgemäßen Band
erhalten, so daß keine störenden Fließfiguren nach der Verarbeitung erkennbar werden.
[0055] Im Gegensatz dazu zeigt Figur 9 für das verzinkte Band der Güte K nach dreimonatiger
Auslagerung einen inhomogenen Kraftverlauf im Bereich der Streckgrenze, der sich am
aus dem Band hergestellten Teil nach der Blechverarbeitung dauerhaft in Form von Coilbreaklinien
bemerkbar macht.
[0056] Tabelle 6 zeigt auch anschaulich, daß das gute Umformverhalten (Aso-Dehnung) beim
erfindungsgemäßen Stahl praktisch erhalten bleibt. Die Dehnung nimmt bei dem Band
L um 1,5 %Punkte ab, während für den Stahl K eine um 6,6 %Punkte geringere Dehnung
nach Alterung festzustellen ist.
[0057] Der Fertigungsprozeß soll am Beispiel des Stahles L verdeutlicht werden.
[0058] Im Sauerstoffaufblasverfahren wurde der erfindungsgemäße Stahl L (Analyse siehe Tabelle
4) mit 0,06 % Titangehalt erschmolzen und anschließend im Strang vergossen. Eine abgetrennte
Bramme wurde von Raumtemperatur auf 1220°C erwärmt und mit einer Endwalztemperatur
(T
We) von 870 ° C zu Warmband von 4 mm Dicke ausgewalzt und nach einer Wasserabkühlung
bei 520 °C (T
Ha) gehaspelt.
[0059] Nach Abkühlung an ruhender Luft wurde das Coil mit 70 % Umformgrad zu einem Band
von 1,2 mm Dicke und 1175 mm Breite ausgewalzt, nachdem es zuvor gebeizt wurde. Das
Kaltband wurde dann mit einer Geschwindigkeit von 41 m/min. entsprechend 27,3 t/h
Durchsatzmenge, im Durchlaufglühofen vor dem Verzinkungsbad auf 690 °C vorgewärmt
und in der Glühzone (siehe Tabelle 7) bei 900 °C rekristallisierend geglüht.
[0060] Im Rüsselbereich vor Badeinlauf hatte das Band noch eine Temperatur von 510°C. Bei
dieser Temperatur wurde es durch das Verzinkungsbad (460
° C) gezogen und anschließend abgeschreckt.
[0061] Am Ende der Verzinkungslinie erhielt das Band die gewünschte Oberflächenrauheit durch
ein leichtes Dressieren mit 0,7 % Umformgrad.