[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen Stuhl mit einem eckigen Sitzrahmen, der aus
mehreren Zargen besteht, die an ihren Endbereichen miteinander verbunden sind und
in einer Zapfenanordnung enden, und mit an den Ekken des Sitzrahmens angeordneten
Stollen, die mit einer Schlitzung zur Aufnahme der Zapfenanordnung versehen sind.
[0002] EP-A-0 169 262 beschreibt einen Stuhl dieser Art, bei dem jede Zarge eine nach außen
gebogene gerade Fortsetzung hat und die Fortsetzungen aneinanderstoßender Zargen verzahnt
und miteinander verleimt sind. Die Fortsetzungen weisen als Vorsprünge an den Ecken
des Sitzrahmens diagonal nach außen und ihrem Ende befindet sich jeweils ein einziger
aus den Enden zweier Zargen gebildeter, umfangsmäßig geschlossener Verbundzapfen,
der in einen einzigen dazu passenden Schlitz des jeweiligen Stollens eingeführt ist.
Zweck der Fortsetzungen ist die Verlagerung der Stollen aus dem Konturenbereich des
Sitzrahmens, damit mehrere Stühle übereinanderstapelbar sind. Die Stabilität des bekannten
Stuhles genügt erhöhten Beanspruchungen, z. B. in Gaststätten, Versammlungs- und Veranstaltungsräumen
und bei anderen hochfrequentierten Einsätzen, nicht. Dies ist darauf zurückzuführen,
daß der aus jeweils zwei Zargenenden zusammengesetzte Verbundzapfen an jeder Ecke
des Sitzrahmens zwar in sich recht kräftig ist, jedoch einen im Verhältnis zum Stollenquerschnitt
großen Schlitz im Stollen benötigt, der die Stabilität des Stollens in diesem Bereich
stark vermindert. Unter den hohen Belastungs- und Verformungskräften, denen ein Stuhl
ausgesetzt ist, können die Stollen an der Verbindung mit dem Sitzrahmen ausbrechen
und der Stuhl ist kaputt. Auch ist die nur auf den Umfang des einzigen Verbundzapfens
beschränkte Verleimungsfläche an jeder Sitzrahmenecke klein und vermag nicht bei hohen
Belastungen, z. B. durch Kippen des Stuhles, einen sicheren Zusammenhalt von Sitzrahmen
und Stollen zu gewährleisten. Die Tatsache, daß der Sitzrahmen selbst infolge der
Verleimung der Fortsätze an einer flächenvergrößernden Zinkenfräsung ganz kräftig
ist, genügt nicht für die Schaffung eines stabilen Stuhles.
[0003] Der Begriff "Stuhl" umfaßt im vorliegenden Falle auch Hocker, Schemel und Sessel,
die aus einem eckigen Sitzrahmen und mit diesem verbundenen Stollen bestehen.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Stuhl zu schaffen, der sich insgesamt
durch hohe Belastbarkeit und dauerhafte Haltbarkeit seiner Verbindungsstellen auszeichnet.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß jede Zapfenanordnung mindestens
zwei Zapfen aufweist, die mit gegenseitigem Abstand angeordnet sind und daß jeder
Zapfen in einem zugeordneten Einzelschlitz des jeweiligen Stollens aufgenommen ist.
[0006] Die beabstandeten Zapfen an jeder Sitzrahmenecke, die in beabstandete Einzelschlitze
des jeweiligen Stollens eingreifen, vergrößern die Verleimungsfläche im Stollen, so
daß ein fester Zusammenhalt der Teile gewährleistet ist, der hohen Beanspruchungen
standhält. Während der bekannte Stuhl zur Verwendung von Stollen mit kreisförmigem
Querschnitt zwang, damit möglichst viel Stollenmaterial den Verbundzapfen im Schlitz
umgab und durch Massivität ein Ausbruchschutz erreicht wurde, erlaubt der erfindungsgemäße
Stuhl den Einsatz beliebiger Querschnittsformen von Stollen. Sogar dreieckige Stollenquerschnitte
sind möglich, ohne daß Ausbruchgefahr besteht, weil die nebeneinander und/oder übereinander
angeordneten Einzelschlitze durch Materialstege voneinander getrennt sind, die das
Materialgefüge des Stollens erhalten, so daß er trotz Schlitzung praktisch ungeschwächt
ist. Die Festigkeit der Sitzrahmen-Stollenverbindung erlaubt eine materialsparende
Ausbildung eines stabilen Stuhls, so daß er nicht nur preiswert herstellbar, sondern
durch leichtes Gewicht auch einfach handhabbar ist.
[0007] Vorzugsweise ist jede Zarge an jedem Ende mit einem Zapfen mit senkrecht orientiertem
rechteckigem Querschnitt ausgestattet und das Zapfenpaar benachbarter Zargen greift
in ein Schlitzpaar des Stollens ein.
[0008] In vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, daß bei einem viereckigen
Sitzrahmen die Endbereiche der beiden Seitenzargen nach außen abgebogen und an der
Außenfläche der Abbiegung mit einer Paßfläbereiche der beiden Seitenzargen nach außen
abgebogen und an der Außenfläche der Abbiegung mit einer Paßfläche der Vorder- bzw.
Hinterzarge zusammengefügt sind und daß die beabstandeten Zapfen der zusammengefügten
Zargen in waagerechter Ebene parallel nebeneinander liegen. Die Zargen können an der
Paßfläche verleimt sein. Zusätzlich sind vorteilhafterweise die Seitenzargen mit den
Vorder- und Hinterzargen mittels Laschen verbunden, die jeweils die Ecke überbrücken
und die Basis eines rechtwinkligen Dreiecks bilden. Jede Lasche kann eine Verstärkungsprofilierung,
vorzugsweise mindestens eine längsverlaufende Sicke, aufweisen. Außerdem ist in der
Lasche eine Lochung für eine Sitzplattenverschraubung vorgesehen. Die Lasche kann
aus Stahl bestehen und ihre Enden können in den Zargenoberflächen versenkt sein. Vorteilhafterweise
liegen sie jedoch auf den Zargenoberflächen auf, so daß die Unterfläche der Sitzplatte
im Abstand zu den Zargen gehalten ist und ein Sitzplattenbezug abgezogen bzw. aufgezogen
werden kann, ohne daß die Sitzplatte demontiert werden muß.
[0009] Während die Vorder- und Hinterzargen im wesentlichen gerade sind, verlaufen die Seitenzargen
in ihrem Mittelbereich bevorzugt einwärts geknickt. Der Knick jeder Seitenzarge kann
in einem Winkelbereich von 110° bis 160°, vorzugsweise 158°, verlaufen. Der Knick
der Seitenzargen stabilisiert den Sitzrahmen, weil sich eine elastische Verformbarkeit
ergibt, die die Zapfenverbindungen entlastet. Die Zapfen der Zargenpaarungen verlaufen
axial zur Haupterstreckung der Vorder- und Hinterzarge und die Abbiegungen der Endbereiche
der Seitenzargen sind so geführt, daß der den abgebogenen Endbereich fortsetzende
Zapfen der Seitenzarge zu dem Zapfen der anstoßenden Vorder- bzw. Hinterzarge parallel
verläuft.
[0010] Die Einknickung der Seitenzargen hat außerdem den Vorteil, daß man in Seitenansicht
des Stuhls die Seitenzargen nicht sieht, wodurch er optisch an Leichtigkeit gewinnt
und ein graziles Aussehen erhält. Außerdem erlaubt die Einknickung der Seitenzargen
ein Stapeln von mehreren Stühlen, was in Anbetracht des gedrungenen, praktisch vorsprunglosen
Aufbaus des Sitzbereiches des Stuhles bemerkenswert ist.
[0011] Die erfindungsgemäße Ausbildung ist für Zargen und Stollen aus beliebigem Material
geeignet. Besonders vorteilhaft ist sie für Schichtholzzargen und Holzstollen, weil
dieses Material aus dekorativen Gründen und praktisch unbeschränkter Gestaltungsmöglichkeit
für die Herstellung von Stühlen beliebt ist, jedoch gewisse Stabilitätsprobleme schaffen
kann.
[0012] In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung schematisch dargestellt.
Es zeigt:
- Fig. 1
- einen Stuhl in Rückansicht,
- Fig. 2
- eine Seitenansicht des Stuhles,
- Fig. 3
- eine Draufsicht auf einen Sitzrahmen ohne Sitzplatte,
- Fig. 4
- eine Ecke des Sitzrahmens mit montiertem Stollen und
- Fig. 5
- eine perspektivische Ansicht eines Sitzrahmens mit vier Stollen, von denen einer
separat veranschaulicht ist.
[0013] Ein Stuhl 1 besteht im wesentlichen aus einem viereckigen Sitzrahmen 15, an dessen
zwei vorderen Ecken je ein kurzer Stollen 7 befestigt ist, während an den beiden hinteren
Ecken je ein längerer Stollen 8 angebracht ist. Zwischen den oberen Enden der hinteren
Stollen 8 ist ein plattenförmiges Rückenpolster 9 befestigt. Bei dem gezeichneten
Beispiel ist vorgesehen, daß sämtliche Teile des Stuhles 1 aus Holz bestehen. Der
Sitzrahmen 15 ist aus Schichtholz gefertigt.
[0014] Der Sitzrahmen 15 setzt sich aus einer im wesentlichen geraden Vorderzarge 2 und
einer zu dieser parallelen, ebenfalls im wesentlichen geraden Hinterzarge 3 sowie
aus zwei Seitenzargen 7 und 8 zusammen. Die Seitenzargen 7 und 8 sind in ihrem Mittelbereich
einmal einwärts geknickt. Der Knickwinkel beträgt bevorzugt ca. 160°.
[0015] An den beiden Enden der Vorderzarge 2 und der Hinterzarge 3 ist je ein axial gerichteter
Zapfen 6 ausgebildet, der rechteckigen Querschnitt hat und in senkrechter Ebene orientiert
ist. Die Zapfen 6 sind zu der Längsmittelachse der Vorderzarge 2 bzw. Hinterzarge
3 seitlich versetzt. Die Materialstärke der Vorder- bzw. Hinterzarge 2,3 außerhalb
des Zapfens 6 ist mit einer geraden oder leicht konkav gekrümmten Paßfläche 14 versehen.
[0016] Die beiden Endbereiche jeder Seitenzarge 4,5 sind nach außen abgebogen und tragen
am Ende der Abbiegung 17 einen Zapfen 16, der gleiche Form und Größe wie der Zapfen
6 aufweist. Wenn die Außenfläche der Abbiegung 17 gegen die Paßfläche 14 der Vorder-
bzw. Hinterzarge 2,3 anliegt, verlaufen die Zapfen 6 und 16 mit gegenseitigem Abstand
zueinander parallel. Der Zusammenhalt des Sitzrahmens 15 wird durch Verleimen der
Außenfläche der Abbiegung 17 mit der Paßfläche 14 erreicht. Außerdem dienen vier längliche
Laschen 11 aus Metall der zusätzlichen Stabilisierung. Die Laschen 11 sind so über
die Ecken zwischen Vorder- bzw. Hinterzarge 2,3 und Seitenzargen 4,5 gesetzt, daß
sie die Basis rechtwinkliger Dreiecke bilden. Zur Befestigung dienen durch Bohrungen
ragende Holzschrauben. Die Mitte der Lasche 11 weist eine längsverlaufende Sicke 11'
auf, die der Verstärkung dient. In der Mitte der Sicke 11' befindet sich eine Bohrung
10. Diese nimmt eine Schraube auf, die eine Sitzplatte mit dem Sitzrahmen 15 verbindet.
[0017] Die beiden voneinander beabstandeten Zapfen 6 und 16 sind in passende Einzelschlitze
12,13 der Stollen 7 und 8 hineingesteckt und in diesen durch Verleimung befestigt.
Da jeder Zapfen 6,16 fünf Flächen aufweist, die mit einer entsprechenden Anzahl von
Flächen jedes Schlitzes 12,13 verleimt sind, ergibt sich eine große Leimfläche, die
den Zusammenhalt des Sitzrahmens 15 mit den Stollen 7,8 erhöht und die bei der Verteilung
von Kräften wirksam ist. Die großflächige Verleimung der Teile miteinander und die
Überbrückung der Ecken durch die Laschen 11 sorgen für hohe Verwindungssteifigkeit
bei leichter Bauteilausbildung. Einen gewissen Federeffekt vermittelt die Einknickung
der Seitenzargen 4,5, so daß der Stuhl auf Stöße und Verwindungskräfte nachgiebig
reagiert und Bruchgefahr vermindert wird.
[0018] Die Maserung des Schichtholzes der Seitenzargen 4,5 verläuft am Ende der Abbiegung
17 entsprechend der Laufrichtung der Maserung der Vorderzarge 2 bzw. der Hinterzarge
3 und auch hierdurch wird die Stabilität des Sitzrahmens und der Gesamtkonstruktion
des Stuhles 1 erhöht.
[0019] Die Stollen 7 und 8 haben bei dem gezeichneten Beispiel dreieckige Querschnittsform
mit abgerundeten Ecken. Die Einzelschlitze 12,13 sind in die Basis des Dreiecks eingefräst.
Da zwischen den beiden Einzelschlitzen 12,13 ein Materialsteg verbleibt, ist der Stollen
7,8 ungeschwächt und im Verbund mit den beiden Zapfen 6,16 ergibt sich ein stabiler
hochbelastbarer Stuhlaufbau.
1. Stuhl mit einem eckigen Sitzrahmen (15), der aus mehreren Zargen (2-5) besteht, die
an ihren Endbereichen miteinander verbunden sind und in einer Zapfenanordnung enden,
und mit an den Ecken des Sitzrahmens (15) angeordneten Stollen (7,8), die mit einer
Schlitzung zur Aufnahme der Zapfenanordnung versehen sind,
dadurch gekennzeichnet,
daß jede Zapfenanordnung mindestens zwei Zapfen (6,16) aufweist, die mit gegenseitigem
Abstand angeordnet sind
und daß jeder Zapfen (6,16) in einem zugeordneten Einzelschlitz (12,13) des jeweiligen
Stollens (7,8) aufgenommen ist.
2. Stuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß jede Zarge (2-5) an jedem Ende
mindestens einen Zapfen (6,16) trägt.
3. Stuhl nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß bei einem viereckigen Sitzrahmen
(15) die Endbereiche der beiden Seitenzargen (4,5) nach außen abgebogen und an der
Außenfläche der Abbiegung (17) mit einer Paßfläche (14) der Vorder- bzw. Hinterzarge
(2,3) zusammengefügt sind
und daß die beabstandeten Zapfen (6,16) der zusammengefügten Zargen (2-5) in waagerechter
Ebene parallel nebeneinander liegen.
4. Stuhl nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Seitenzargen (4,5) mit den
Vorder- und Hinterzargen (2,3) an den Paßflächen (14) verleimt sind.
5. Stuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Seitenzargen
(4,5) mit den Vorder- und Hinterzargen (2,3) mittels Laschen (11) verbunden sind,
die jeweils die Ecke überbrücken und die Basis eines rechtwinkligen Dreiecks bilden.
6. Stuhl nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß jede Lasche (11) eine Verstärkungsprofilierung,
vorzugsweise mindestens eine längsverlaufende Sicke (11'), aufweist und daß in der
Lasche (11) eine Lochung (10) für eine Sitzplattenverschraubung vorgesehen ist.
7. Stuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorder- und
Hinterzargen (2,3) im wesentlichen gerade sind und daß die Seitenzargen (7,8) in ihrem
Mittelbereich einwärts geknickt sind.
8. Stuhl nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Knick jeder Seitenzarge (4,5)
in einem Winkelbereich von 110° bis 160° verläuft.
9. Stuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Zapfen (6,16)
der Zargenpaarungen axial zur Haupterstreckung der Vorder- und Hinterzarge (2,3) verlaufen.
10. Stuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Zargen (2-5)
aus Holz, vorzugsweise Schichtholz, bestehen.
11. Stuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Zargen (2-5)
aus Aluminium oder Aluminiumlegierungen bestehen.
12. Stuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Zargen (2-5)
aus Kunststoff bestehen.