[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1
sowie eine Presse gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 9. Insbesondere betrifft die
Erfindung ein Verfahren zum Herstellen von Preßlingen aus keramischen oder metallischen
Teilchen durch Verdichtung mit einem Preßwerkzeug umfassend einen Unterstempel, einen
Oberstempel und eine Matrize.
[0002] Bei der Herstellung von Preßlingen aus keramischem oder metallischem Pulver in einer
Preßform hängen die Dichte und die Dichteverteilung dieser Preßlinge im wesentlichen
vom Preßdruck und der Verdichtungsart ab. Zum Verdichten werden hierbei üblicherweise
Preßwerkzeuge bestehend aus einem Oberstempel, einem Unterstempel und einer Matrize
verwendet. Da beim Verdichten neben der Kraft zur Überwindung der Reibung zwischen
einzelnen Pulverkörnern und ihrer elastischen und plastischen Verformung auch noch
eine Kraft zur Überwindung der Reibung des Pulvers an der Matrizenwand erforderlich
ist, ergibt sich im Preßling eine ungleiche Dichte längs der Höhe der verpreßten Pulversäule.
Hierbei ist die Dichte unterhalb des Preßstempels am größten und in der unteren Zone
des Preßlings am kleinsten.
[0003] Dichteschwankungen lassen sich dann vermindern, wenn das Preßwerkzeug so ausgebildet
wird, daß eine schwimmende Matrize durch die Wandreibungskräfte in Preßrichtung bewegt
wird. Dadurch wird die Pulversäule durch den Oberstempel verdichtet und gleichzeitig
gegen den Unterstempel geschoben und von beiden. Seiten annähernd gleichmäßig verdichtet.
Da der Matrizenweg in Preßrichtung von den Reibungsverhältnissen abhängt und somit
nicht klar definiert ist, ergibt sich eine schlechte Reproduzierbarkeit der Dichteverteilung.
Man unterscheidet hierbei zwischen dem Ausstoßverfahren und dem Abziehverfahren.
[0004] Beim Ausstoßverfahren ist die Matrize auf Federn gelagert und führt beim Preßvorgang,
bedingt durch die Wandreibungskräfte, eine Relativbewegung in Preßrichtung durch.
Beim Rücklauf des Oberstempels springt die Matrize durch die Federkraft in ihre Ausgangsstellung
zurück. Der Preßling hebt sich dabei von dem Unterstempel ab, wobei unerwünschte Schieferungen
oder Abblätterungen an den Preßlingen auftreten können. In der Ausstoßstellung kann
der Preßling entnommen werden.
[0005] Beim heute überwiegend angewandten Abziehverfahren wird die Matrize beim Preßvorgang
zwangsweise gekoppelt mit dem Oberstempel abwärts bewegt. Hierbei ist das Verhältnis
der Bewegungen von Oberstempel und Matrize im Hinblick auf eine gleichmäßige Dichteverteilung
des Preßlings abstimmbar. In der Abzugsstellung wird die Matrize zur Entnahme des
Preßlings heruntergefahren. Beim Abziehverfahren werden weitgehend Abblätterungen
vermieden.
[0006] Nachteilhaft bei diesem überwiegend heute angewendeten Abziehverfahren ist die aufwendige
Kinematik für den Oberstempel, der zuerst in Schließstellung gefahren und dann in
Preßstellung gedrückt wird, was zur Folge hat, daß der Oberstempel und dessen Antrieb
sowohl mit Hinsicht auf die Schließbewegung wie auch mit Hinsicht auf die Preßarbeit
entsprechend dimensioniert ausgelegt werden müssen. Hinzu kommt ein aufwendiges Steuersystem
für den Hub in die Schließstellung und die anschließende Preßbewegung. Aufwendig ist
aber auch die Matrizensteuerung, die in Abstimmung mit dem Preßhub des Oberstempels
zu erfolgen hat. So muß die Matrize von der Füllstellung in die Preßstellung bewegt,
und in Preßstellung gehalten werden (Matrizenunterstützung). Hinzu kommt, daß nach
Wegfahren des Oberstempels die Matrize nach unten gefahren und nach dem Ausstoßen
des Preßlings wieder hochgefahren werden muß, was einen komplizierten Aufbau und eine
komplizierte Steuerung erforderlich macht.
[0007] Insgesamt ist infolge der kräftemäßigen Auslegung der Oberstempelkinematik einschließlich
der Kraftübertragung von der Hauptwelle und der aufwendigen Steuerung der Matrize
ein entsprechender Platzbedarf und auch ein komplizierter Aufbau der Presse selbst
verbunden.
[0008] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zur Herstellung von Preßlingen aus pulverförmigem
Material sowie eine Presse zu schaffen, mit der die oben genannten Nachteile behoben
werden, insbesondere ein in der Kinematik und Steuerung einfaches Preßverfahren sowie
eine einfach aufgebaute Presse realisiert werden kann.
[0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß für das Verfahren durch die im kennzeichnenden
Teil des Anspruches 1 enthaltenen Merkmale und für die Presse durch die im kennzeichnenden
Teil des Patentanspruches 7 enthaltenen Merkmale gelöst, wobei zweckmäßige Weiterbildungen
des Verfahrens und der Presse durch die in den Unteransprüchen enthaltenen Merkmale
gekennzeichnet sind.
[0010] Nach Maßgabe der Erfindung wird die Preßarbeit nicht durch den Oberstempel, sondern
durch den Unterstempel realisiert, der gegen den in Schließstellung gefahrenen, feststehenden
Oberstempel verdichtet und insofern eine völlige Abkehr vom bisher bekannten Prinzip
des Ausstoß- bzw. des Abziehverfahrens bringt. Wesentlich zur Erzielung einer gleichmäßigen
Verdichtung und Reproduzierbarkeit der Dichteverteilung ist ferner, daß zum Zwecke
der Nachverdichtung für eine Mitnahme der Matrizen über einen Teil des Preßkrafthubs
des Unterstempels gesorgt wird, was bevorzugt zwangsschlüssig durch eine Mitnahmeeinrichtung
erfolgen kann, die am Ende des Preßkrafthubs des Unterstempels die Matrize über eine
geringe Distanz, etwa bis zu 6 mm, hochfährt. In einer weiteren Variante kann eine
gleitende Oberpressung dadurch realisiert werden, daß die Matrize zwangsschlüssig
in Abstimmung mit dem Unterstempel hochgefahren wird, wobei das Übersetzungsverhältnis
einstellbar ist. Dadurch lassen sich definierte und vor allem reproduzierbare Dichteverhältnisse
im Formling einstellen. Die Kinematik und Steuerung des Oberstempels muß nunmehr alleine
auf die Schließbewegung abgestellt werden, wodurch sich die Kinematik und Steuerung
des Oberstempels wesentlich vereinfacht, weil keine Auslegung des Oberstempelaufbaus
hinsichtlich der Preßarbeit erforderlich ist. Hierbei ist es in bezug auf die Presse
vorteilhaft, wenn die Kinematik des Oberstempels durch ein Kniehebelpaar realisiert
wird, da in gestreckter Stellung des Kniehebelpaares in Schließstellung im wesentlichen
die Preßkraft aufgenommen werden kann.
[0011] Das Auswerfen des Preßlings erfolgt durch Hochfahren des Unterstempels über seine
Preßstellung hinaus, wozu keine Matrizenbewegung erforderlich ist. Insgesamt ergibt
sich hierdurch ein sehr einfacher Aufbau der Matrize, die durch einfache Drehteile
hergestellt sein kann, wobei auch die Steuerung der Matrize denkbar einfach ist.
[0012] Durch dieses Verfahren ist es auch möglich, daß der Abtrieb von der Hauptwelle der
Presse zum Oberstempel über einen Kurvenscheibenmechanismus erfolgt, der gegenüber
anderen Mechanismen, wie etwa Pleuelstangen, den Vorteil bietet, daß der Bewegungsablauf
des Oberstempels, der nur in die Schließstellung verfahren werden muß, wie gewünscht
ausgelegt werden kann. Beispielsweise kann die Schließbewegung des Oberstempels, für
die infolge der Entkopplung vom Preßkraftaufbau wenig Kräfte erforderlich sind, schnell
erfolgen, was über einen Pleuelmechanismus nicht entsprechend eingestellt werden kann.
Ferner kann der Kurvenscheibenmechanismus durch ein Spezialgetriebe so eingestellt
werden, daß der Schließzeitpunkt des Oberstempels mit dem Verdichtungsbeginn des Unterstempels
zusammenfällt. Über die damit ermöglichte freie Gestaltung der Schließbewegung gewinnt
man Zeit, die dann für den Füllvorgang zur Verfügung steht. Auch ist die Schließstellung
des Oberstempels für Werkzeuge mit Zusatzebenen sehr vorteilhaft, wie bei der Herstellung
von gestuften Preßlingen. Hierbei werden bestimmte Stempel, welche vor Verdichtungsbeginn
von der Füllstellung in eine Zwischenstellung transportiert werden müssen mit in die
Stellung des Haltepunkts des Oberstempels gefahren, wohingegen beim Abziehverfahren,
bei dem der Oberstempel auch in die Preßstellung verfährt, diese Werkzeugteile gesondert
angehalten werden müssen, mithin eine gesonderte Mechanik einschließlich Unterstützungsmechanismus
erforderlich ist.
[0013] Infolge der kurzen Wege für die Ausstoß- und Verdichtungsbewegung kann vorteilhaft
für den Preßkrafthub des Unterstempels gleichfalls ein Kurvenscheibenmechanismus eingesetzt
werden. Dieser Aufbau in Verbindung mit dem einfachen Aufbau und der einfachen Kinematik
der Matrize erlaubt bei Pressen im Preßkraftbereich bis ca. 300 To auch eine günstige
Einstellung der Arbeitshöhe gegenüber konventionellen Pressen, bei denen die Arbeitshöhe
teilweise bis 1700 mm beträgt, so daß für das Bedienungspersonal ein entsprechendes
Podest vorgestellt oder die Presse in einer Grube versenkt angeordnet werden muß,
um zu einer vernünftigen Arbeitshöhe zu kommen. Die einfache Kinematik für die Matrizensteuerung
resultiert vor allem auch daraus, daß die Verdichtungs- und Ausstoßkraft von unten
kommt, also in die gleiche Richtung geht.
[0014] Zusammengefaßt entfallen bezüglich der Matrize die konventionell erforderlichen Niederhalter
sowie Matrizenunterstützungsmechanismen und es ergibt sich im Untergehäuse für die
gleitende Oberpressung mehr Platz. Ferner ergeben sich weniger bewegte Massen, was
zu einer kürzeren Nachlaufzeit führt. Sowohl hinsichtlich der Bewegung des Oberstempels
wie auch der Bewegung des Unterstempels ist der Einsatz eines Kurvenscheibenmechanismus
möglich, was entsprechende Auslegungsmöglichkeiten erlaubt. Beispielsweise kann die
Schließbewegung des Oberstempels schneller durchgeführt werden, so daß mehr Platz
und Zeit zum Füllen verbleibt, da die Matrize im Gegensatz zum Abziehverfahren stehen
bleibt. Der Oberstempelhub muß alleine auf die Schließbewegung abgestellt werden und
kann damit so klein wie unbedingt notwendig gehalten werden. Da hierbei keine großen
Kräfte erforderlich sind, benötigt man keine entsprechend dimensionierte Zugstangen
oder Excenter wie bei den konventionellen Pressen und ist der Einsatz eines Kurvenscheibenmechanismus
im unteren Pressenbereich möglich, was bauliche Vorteile bringt. Dadurch ergibt sich
im Verbund mit dem einfachen Matrizenaufbau einschließlich vereinfachter Steuerung
der Matrize und des Unterstempels eine geringe Arbeitshöhe und ausreichend Platz für
ein Schnellwechselsystem für Adapteraufspannungen. Der Einsatz von Kurvenscheibenmechanismen
ermöglicht ferner eine optimale Oberstempel- und Unterstempelbewegung durch entsprechende
Einstellung für Entlüften, Preßzeit und langsames Entlasten. Wegen fehlender Zugstangen
kann der Einbauraum freier gestaltet und seitlich zugänglich gemacht werden. Die Matrizenunterstützung
bei sequentieller Oberpressung ist verschleißfrei, da bewegliche Unterstützungssysteme
entfallen. Da kein Freischalten der Matrizenunterstützung zwischen Preßstellung und
Ausstoßbeginn erforderlich ist, was gewisse Zeit in Anspruch nehmen würde, ergibt
sich mehr Füllzeit. Geringe Wege der Matrize erleichern die Anbringung von Füllvorrichtung,
Abnahmegeräten und Kalibrierzuführungen. Kein Niederhalter ist mehr für die Matrize
erforderlich, um ein Aufatmen der Matrize zu verhindern, wenn der Oberstempel nach
oben weggefahren wird. Für den Unterstempel ergibt sich eine optimierte Preßbewegung
mit Kurve/Rolle bzw. mit Kniehebel.
[0015] Nachfolgend wird ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der Zeichnung
beschrieben. Darin zeigen:
- Fign. 1 und 2
- schematische Darstellungen des Preßwerkzeugs zur Erläuterung des herkömmlichen Abziehverfahrens,
- Fign. 3 und 4
- schematische Darstellungen zur Erläuterung des erfindungsgemäßen Preßverfahrens,
- Fig. 5a
- eine schematische Darstellung des Pressenaufbaus am Oberteil,
- Fig. 5b
- eine schematische Darstellung des Pressenaufbaus am Unterteil,
- Fig. 6
- eine schematische Darstellung von Teilen des Pressenaufbaus in Seitenansicht sowie
- Fig. 7
- eine schematische Darstellung der Kopplung der Bewegung der Matrizenplatte mit dem
Unterstempel.
[0016] In den Figuren 1 bis 4 ist mit 1 der Oberstempel, mit 2 der Unterstempel und mit
3 die Matrize bezeichnet. Figur 1 zeigt für das Abziehverfahren von der Schließstellung
der Presse den Preßvorgang, wobei bei feststehendem Unterstempel 2 der Oberstempel
1 in Richtung auf den Unterstempel 2 bewegt wird und dabei zwangsweise die Matrize
3 beim Preßvorgang mit abwärts bewegt wird. Die Preßstellung ist in Figur 2 gezeigt,
wobei der Preßling mit 4 bezeichnet ist. Das Ausstoßen des Preßlings 4 erfolgt dadurch,
daß nach Wegfahren des Oberstempels 1 die Matrize 3 nach unten in die Abzugsstellung
gefahren wird, so daß der Preßling vom Unterstempel 2 abgenommen werden kann.
[0017] Bei dem Verfahren nach den Figuren 3 und 4 wird der Oberstempel 1 nach Füllen des
Formhohlraums 5 mit Pulver in die aus Figur 3 ersichtliche Schließstellung gefahren.
Die Preßarbeit erfolgt dann durch den Unterstempel 2, der nach oben in Richtung des
Oberstempels 1 in die aus Figur 4 ersichtliche Preßstellung bewegt wird. Hierbei ist
in dem anhand der Figuren 3 und 4 erläuterten Preßverfahren die Matrize 3 festgestellt
und auch der Oberstempel 1 während des Preßvorgangs in seiner aus Figur 3 ersichtlichen
Schließstellung festgesetzt.
[0018] Soll zugleich zum Zwecke einer besseren Dichteverteilung eine gleitende Oberpressung
verwirklicht werden, so kann die Matrize 3 am Ende des Preßhubs des Unterstempels
2 über einen voreingestellten Weg mit dem Unterstempel 2 nach oben gefahren werden.
In einer alternativen, gleichfalls weiter unten noch beschriebenen Variante, wird
die Matrize 3 synchron mit dem Unterstempel 2 über eine voreingestellte, mit der Geschwindigkeit
des Unterstempels 2 gekoppelte Geschwindigkeit über einen vorbestimmten Weg synchron
mit dem Unterstempel 2 nach oben relativ zu dem in Schließstellung befindlichen und
feststehenden Oberstempel 1 gefahren.
[0019] In Fig. 5b ist der Aufbau der Presse im unteren Bereich dargestellt, wobei mit 6
die den Unterstempel 2 tragende Grundplatte, mit 7 die Matrize und mit 8 ein Kupplungsteil
bezeichnet ist, gegenüber dem die Matrize 7 über Stangen 9 verschieblich geführt ist.
[0020] Der Hub des von der Grundplatte 6 getragenen in Fig. 5b nicht dargestellten Unterstempels
2 aus der Füllstellung nach oben in die aus Figur 5 ersichtliche Preßstellung erfolgt
über eine von einem nicht dargestellten Antrieb angetriebene Hauptwelle 53 und zweier
darauf befestigten Kurvenscheiben 11, deren Kurve über drehbar gelagerte Rollen 12
abgenommen wird, die auf den Unterstempel 2 über eine Traverse 13 wirken. Die Traverse
13 ist hierbei mit Stangen 14 gekoppelt, die mit der Grundplatte 6 fest verbunden
sind. In Figur 5, die die Preßstellung zeigt, befindet sich die Traverse 13 an ihrem
höchsten Punkt.
[0021] Da über die Kurvenscheibe 11 nur eine Bewegung des Unterstempels nach oben möglich
ist, erfolgt die Rückführung des Unterstempels in die Füllstellung über ein mit 15
bezeichnetes Federsystem aus zwei gegenüberliegenden Zugfedern, die an ihrem oberen
Ende bei 16 fest mit der Grundplatte 6 und damit dem Unterstempel 2 gekoppelt sind.
Anstelle eines Federsystems kann auch jede andere geeignete Einrichtung, etwa pneumatische
oder hydraulische Rückführeinrichtung verwendet werden, die Rückführung kann jedoch
auch durch das Eigengewicht der Grundplatte 6 und der damit verbundenen Bauteile bewerkstelligt
werden.
[0022] Der Endanschlag für die Füllstellung ist durch eine Anschlagscheibe 17 bestimmt,
die über eine Spindel 18 und ein damit zusammenwirkendes Zahnrad 19 verstellbar und
über eine Mutter 20 festgelegt ist. Der eigentliche Preßweg aus der einstellbaren
und durch die Anschlagscheibe 17 gebildeten Füllstellung in die Preßstellung ist in
Figur 5 mit P bezeichnet.
[0023] Wie bereits eingangs erläutert, kann die Matrize während der Preßarbeit feststehend
angeordnet sein (entsprechend Figur 5), wobei die Festsetzung im dargestellten Ausführungsbeispiel
über eine von außen betätigbare Schnecke 21 realisiert ist, die mit einem zugeordneten
Gewindeteil 22 zusammenwirkt. Im dargestellten Ausführungsbeispiel ist der Gewindering
22 nach oben gedreht, so daß die Matrize festgesetzt ist. Hierbei liegt der mit 23
bezeichnete Pneumatikkolben der Matrize am Zylinder 24 an, so daß eine Aufwärtsbewegung
der Matrize nicht möglich ist. Im übrigen ist der Matrizenzug vom Pneumatikkolben
23 über den Anschlagring 25 und die Bauteile 26a, 26b und die die Grundplatte 6 durchgreifenden
Stangen 27 gebildet, die mit der Matrizenplatte 7 fest verbunden sind.
[0024] In einer Variante kann zum Zwecke einer Nachverdichtung von oben die Matrize 7 über
den Schneckenmechanismus 21, 22 freigesetzt werden, indem der Gewindering 22 nach
unten bewegt wird und dadurch eine vorbestimmbare Strecke für die Aufwärtsbewegung
der Matrize 7 zusammen mit dem nach oben während der Preßarbeit fahrenden Unterstempel
erreicht wird, so daß die Matrize aus der Füllstellung zusammen mit dem Unterstempel
in die Preßstellung nach oben gefahren werden kann. Die Füllstellung der Matrize befindet
sich hierbei um das am Gewindering 22 eingestellte Maß tiefer. Da die Matrize mit
dem Unterstempel über die Spindel 18 und die Anschlagscheibe 17 gekoppelt ist, befindet
sich auch der Unterstempel um das am Gewindering 22 eingestellte Maß niedriger, so
daß im dargestellten Ausführungsbeispiel die über den Gewindering 22 einstellbare
verfahrbare Wegstrecke am Ende des Aufwärtshubs des Unterstempels 2 etwa 5 mm beträgt.
Wird der Gewindering 22 nach unten gedreht, so erhält man einen Hubweg für den Kolben
23 relativ zum Zylinder 24, der auf die Matrize 7 gegeben wird. Dadurch wird die Matrize
am Schluß der Bewegung des Unterstempels mitgeschleppt bis in die Preßstellung, in
der der Kolben 23 am Zylinderboden des Zylinders 24 anliegt. Die Mitnahme der Matrize
erfolgt hierbei über zwei Anschlagsegmente 28, die auf der Traverse 13 angeordnet
sind. Nicht dargestellte Einschleifplatten auf den Anschlagsegmenten 24 dienen für
die genaue Einstellung relativ zur Preßposition. Es zeigt sich somit, daß für die
Nachverdichtung keinerlei kinematischer Aufwand für die Bewegung der Matrize erforderlich
ist, insbesondere kein eigener Antrieb, da die Mitnahme über die Traverse 13 erfolgen
kann. Dadurch ist es möglich, die Matrize als kompaktes rundes Bauteil mit wenig Platzbedarf
auszubilden, so daß die Matrizenelemente durch einfache Drehteile gebildet sein können.
Es entfällt auch eine komplizierte Matrizensteuerung.
[0025] Die Ausstoßbewegung nach dem Preßvorgang erfolgt durch Hochfahren des Unterstempels
2 über die Grundplatte 6 aus der in Figur 5 dargestellten Preßstellung hinaus. Hierzu
ist ein Kurvenpaar 31 vorgesehen, welches auf der Hauptwelle 9 angeordnet ist. Die
Kurvenscheiben 31 wirken mit Gleitsteinen 32 zusammen, die jeweils in einem Träger
33 aufgenommen sind. Jeder Träger 33 ist in einem Spindelelement 34 aufgenommen, welches
zum Zwecke der Einstellung des in Figur 5b mit A bezeichneten Ausstoßwegs über ein
angedeutetes Ritzel 35 verstellbar ist. Die Verstellung durch Drehen der Hohlspindel
34 erfolgt über ein Gewinde mit dem Träger 33. Die über die Kurvenscheiben 31 initiierte
Bewegung wird über die Stangen 14 auf die Grundplatte 6 übertragen, so daß der Unterstempel
aus der Preßstellung hinaus nach oben zum Zwecke des Ausstoßens des Preßlings gefahren
wird. Selbstverständlich können anstelle von Gleitsteinen 32 auch andere Mechanismen,
wie etwa Rollen verwendet werden.
[0026] Bei dem dargestellten Preßverfahren braucht der Oberstempel nur eine Schließbewegung
zu bewerkstelligen, nicht jedoch eine Preßbewegung. Die Kinematik des Oberstempels
wird am besten anhand der Figuren 5a und 6 erläutert.
[0027] Da der Oberstempel lediglich eine Schließbewegung, nicht jedoch eine Preßbewegung
ausführen muß, genügt eine einfache Kinematik, da große Kräfte nicht übertragen werden
müssen. Der Abtrieb vom Antrieb erfolgt über eine aus Figur 5a ersichtliche Kurvenscheibe
36, die mit einer oder mehreren Rollen 37 zusammenwirkt, wobei die initiierte Bewegung
über einen bei 38 gelagerten Hebel 39 via Gelenkpunkt 40 auf eine Zugstange 41 erfolgt,
die an ihrem oberen Ende mit einem Doppelhebel 42 verbunden ist. Am anderen Ende des
Doppelhebels 42 ist ein pneumatischer oder hydraulischer Zylinder 43 angeordnet, der
die Schließbewegung des Oberstempels ausführt. Die Öffnungsbewegung, also das Hochfahren
des Oberstempels erfolgt über die Zugstange 41 und den Kurvenmechanismus 36, 37. Zum
Zwecke des Schließens des Oberstempels bewegt der pneumatische Zylinder 43 den Doppelhebel
42, der eine mit 44 bezeichnete Welle schwenkt, siehe auch Figur 5a. Dadurch wird
ein an der Welle 44 befestigtes Kniehebelpaar 45 ausgefahren, insbesondere in Streckstellung
(siehe Fig. 5a) überführt, in der der Oberstempel sich in Schließstellung befindet.
Das Kniehebelpaar 45 wirkt hierbei auf eine Führungstraverse 46 und auf ein damit
kinematisch festes Kupplungsteil 47, welches zur Aufnahme des in Figur 5a nicht dargestellten
Oberstempels 1 dient. Der Oberstempel ist über das Kupplungsteil 47 relativ zur Traverse
46 einstellbar, und zwar über eine geeignete Verstelleinheit, die im dargestellten
Ausführungsbeispiel nicht abgebildet ist. Es ist nur eine einfache Kinematik für die
Bewegung des Oberstempels erforderlich, da aufgrund der bloßen Schließbewegung des
Oberstempels keine großen Kräfte übertragen werden müssen und in Preßstellung die
Preßkraft ohne weiteres über die Kniehebel in deren gestreckten Stellung aufgenommen
werden kann. Da auf die Zugstange keine wesentlichen Kräfte übertragen werden müssen,
braucht bloß eine entsprechend gering zu dimensionierende Stange als Kopplungsglied
verwendet werden.
[0028] Für das Prinzip der gleitenden Oberpressung kann die Matrize zusammen mit dem Unterstempel
in einer abgestimmten Geschwindigkeit und einem abgestimmten Weg nach oben gefahren
werden, etwa mit halber Geschwindigkeit des Unterstempels um den halben Weg des Unterstempels
oder bei einem Viertel der Geschwindigkeit um ein Viertel des Weges des Unterstempels,
was mit einer aus Figur 7 ersichtlichen Vorrichtung erfolgen kann.
[0029] Für die gleitende Oberpressung ist eine Kopplung der Matrizenbewegung mit der Bewegung
des Unterstempels vorgesehen, was über einen Hebel 49 erfolgt, der fest im Lager 50
gegenüber dem Maschinengehäuse gelagert ist. Das andere Ende des Hebels 49 liegt bei
51 auf der Traverse 13 auf, so daß also der Hebel 49 mit der Bewegung des Unterstempels
über die Traverse 13 um den Lagerpunkt 50 geschwenkt wird. Die Schwenkbewegung des
Hebels wird über einen Gleitstein 52 auf die Matrize 7 übertragen, der das Übersetzungsverhältnis
der Kopplung der Matrizenbewegung mit der Bewegung des Unterstempels bzw. der Führungstraverse
13 bestimmt. Beim Hochfahren der Führungstraverse 13 wird der Hebel 49 nach oben geschwenkt,
so daß über den Gleitstein 52 die Matrize 7 synchron zur Bewegung des Unterstempels,
jedoch mit einem entsprechenden Übersetzungsverhältnis, gefahren wird. Die gleitende
Oberpressung ist vor allem dann vorteilhaft, wenn in der Matrize Stufen vorhanden
sind. Bei sequentieller Nachverdichtung, also erst Pressung von unten und dann von
oben würde das Material um die Stufe nach dem ersten Verdichtungsvorgang geschoben
werden, was höchst problematisch ist.
[0030] Der besondere Vorteil dieser Ausführung ist, daß die Matrize aktiv nach oben gefahren
wird. Dadurch wird den Matrizenkräften, welche durch den Preßkraftanteil der durch
die Stufen in der Matrize erzeugt wird, entgegenwirkt. Es entsteht ein Kräftegleichgewicht.
[0031] Beim konventionellen Abzugsverfahren bewegt sich die Matrize in gleicher Richtung
wie ihr Preßkrarftanteil wirkt. Somit muß dieser Preßkraftanteil durch Zusatzeinrichtungen
in der Presse während des Preßvorganges aufgenommen werden.
1. Verfahren zum Herstellen von Preßlingen aus pulverförmigen, insbesondere keramischen
oder metallischen Teilchen durch Verdichten, bei dem in einer Presse mit einem Unterstempel
(2), einem Oberstempel (1) und einer Matrize (3) das in einem durch die Matrize begrenzten
Formhohlraum (5) gefüllte Pulver nach Schließen des Formhohlraums durch Bewegung eines
Stempels in Preßstellung verdichtet wird,
dadurch gekennzeichnet, daß der Oberstempel in die Schließstellung gefahren wird und danach die Preßarbeit
durch den Unterstempel (2) erfolgt, der zur Verdichtung des Pulvers in Richtung des
Oberstempels (1) in seine Preßstellung bewegt wird, wobei zur Durchführung einer Nachverdichtung
die Matrize (7) am Ende des Pressenhubs des Unterstempels (2) über eine vorbestimmte
Distanz mit dem Unterstempel (2) zwangsschlüssig bewegt oder zur Durchführung einer
gleitenden Oberpressung die Matrize (7) synchron mit dem Unterstempel (2) in einem
einstellbaren Geschwindigkeitsverhältnis und Weg zwangsschlüssig bewegt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Verdichtung gegen den feststehenden Oberstempel (1) erfolgt, nachdem dieser
in Schließstellung gefahren ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß eine Vorverdichtung durch den in Schließstellung gefahrenen Oberstempel erfolgt.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Unterstempel (2) in die Füllstellung heruntergefahren wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Preßling durch Hochfahren des Unterstempels (2) über seine Preßstellung hinaus
ausgeworfen wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Verdichtung durch Bewegung des Unterstempels (2) bei feststehender Matrize
(7) und Oberstempel (1) erfolgt.
7. Presse zur Durchführung des Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche, mit
einem Oberstempel, einem Unterstempel und einer Matrize,
gekennzeichnet
durch einen in die Preßstellung beweglichen Unterstempel (2) und durch eine für den
Preßvorgang festsetzbare und/oder über mindestens einen Teil der Preßbewegung des
Unterstempels (2) mitnehmbare Matrize (7).
8. Presse nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Unterstempel (2) über eine Grundplatte (6) in Preßstellung bewegbar ist,
deren Preßhub durch mindestens eine auf der Hauptwelle (9) der Presse gelagerte Kurvenscheibe
(2) gesteuert ist.
9. Presse nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Ausstoßbewegung des Preßlings durch den Unterstempel (2) erfolgt und durch
mindestens eine auf der Hauptwelle (9) angeordnete Kurvenscheibe (31) gesteuert ist,
mit der der in Preßstellung befindliche Unterstempel (2) nach oben bewegt wird.
10. Presse nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Kurvenscheiben (31) jeweils mit Gleitsteinen (32) oder Rollen eines Trägers
(33) zusammenwirken, der jeweils verstellbar in einer Hohlspindel (34) angeordnet
ist, die mit einem mit der Grundplatte (6) festen Bauelement, vorzugsweise einer Traverse
(13) verbunden ist.
11. Presse nach einem der Ansprüche 7 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Matrize (7) über ein mit der den Unterstempel (2) tragenden Grundplatte (6)
festes Bauteil, vorzugsweise einer Traverse (13) über mindestens einen Teil des Preßhubs
mitnehmbar ist, wobei die Traverse (13) auf einem Kolben (23) der Matrize (7) wirkt,
der in einem Zylinder (24) aufgenommen ist.
12. Presse nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Einstellung der Mitnahmebewegung der Matrize 7 und das Festsetzen der Matrize
über einen vorzugsweise als Schneckengetriebe (21,22) ausgebildeten Einstellmechanismus
erfolgt.
13. Presse nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß zur Schließbewegung des Oberstempels (1) ein Kniehebelmechanismus (25) vorgesehen
ist, der vorzugsweise aus einem Kniehebelpaar gebildet ist, das sich in Schließstellung
im wesentlichen in gestreckter Lage befindet.
14. Presse nach einem der Ansprüche 7 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß zum Zwecke der gleitenden Oberpressung ein pressenfest gelagerter Hebel (49)
durch ein mit der Grundplatte (6) festes Bauteil, vorzugsweise einer Führungstraverse
(13), mitnehmbar ist, und daß die Matrize (7) über ein am Hebel (49) anliegendes Bauteil
(52) mitgenommen ist, durch dessen Angriffspunkt am Hebel (49) das Übersetzungsverhältnis
der Mitnahmebewegung der Matrize (7) einstellbar ist.