[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1
               sowie eine Presse gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 9. Insbesondere betrifft die
               Erfindung ein Verfahren zum Herstellen von Preßlingen aus keramischen oder metallischen
               Teilchen durch Verdichtung mit einem Preßwerkzeug umfassend einen Unterstempel, einen
               Oberstempel und eine Matrize.
 
            [0002] Bei der Herstellung von Preßlingen aus keramischem oder metallischem Pulver in einer
               Preßform hängen die Dichte und die Dichteverteilung dieser Preßlinge im wesentlichen
               vom Preßdruck und der Verdichtungsart ab. Zum Verdichten werden hierbei üblicherweise
               Preßwerkzeuge bestehend aus einem Oberstempel, einem Unterstempel und einer Matrize
               verwendet. Da beim Verdichten neben der Kraft zur Überwindung der Reibung zwischen
               einzelnen Pulverkörnern und ihrer elastischen und plastischen Verformung auch noch
               eine Kraft zur Überwindung der Reibung des Pulvers an der Matrizenwand erforderlich
               ist, ergibt sich im Preßling eine ungleiche Dichte längs der Höhe der verpreßten Pulversäule.
               Hierbei ist die Dichte unterhalb des Preßstempels am größten und in der unteren Zone
               des Preßlings am kleinsten.
 
            [0003] Dichteschwankungen lassen sich dann vermindern, wenn das Preßwerkzeug so ausgebildet
               wird, daß eine schwimmende Matrize durch die Wandreibungskräfte in Preßrichtung bewegt
               wird. Dadurch wird die Pulversäule durch den Oberstempel verdichtet und gleichzeitig
               gegen den Unterstempel geschoben und von beiden. Seiten annähernd gleichmäßig verdichtet.
               Da der Matrizenweg in Preßrichtung von den Reibungsverhältnissen abhängt und somit
               nicht klar definiert ist, ergibt sich eine schlechte Reproduzierbarkeit der Dichteverteilung.
               Man unterscheidet hierbei zwischen dem Ausstoßverfahren und dem Abziehverfahren.
 
            [0004] Beim Ausstoßverfahren ist die Matrize auf Federn gelagert und führt beim Preßvorgang,
               bedingt durch die Wandreibungskräfte, eine Relativbewegung in Preßrichtung durch.
               Beim Rücklauf des Oberstempels springt die Matrize durch die Federkraft in ihre Ausgangsstellung
               zurück. Der Preßling hebt sich dabei von dem Unterstempel ab, wobei unerwünschte Schieferungen
               oder Abblätterungen an den Preßlingen auftreten können. In der Ausstoßstellung kann
               der Preßling entnommen werden.
 
            [0005] Beim heute überwiegend angewandten Abziehverfahren wird die Matrize beim Preßvorgang
               zwangsweise gekoppelt mit dem Oberstempel abwärts bewegt. Hierbei ist das Verhältnis
               der Bewegungen von Oberstempel und Matrize im Hinblick auf eine gleichmäßige Dichteverteilung
               des Preßlings abstimmbar. In der Abzugsstellung wird die Matrize zur Entnahme des
               Preßlings heruntergefahren. Beim Abziehverfahren werden weitgehend Abblätterungen
               vermieden.
 
            [0006] Nachteilhaft bei diesem überwiegend heute angewendeten Abziehverfahren ist die aufwendige
               Kinematik für den Oberstempel, der zuerst in Schließstellung gefahren und dann in
               Preßstellung gedrückt wird, was zur Folge hat, daß der Oberstempel und dessen Antrieb
               sowohl mit Hinsicht auf die Schließbewegung wie auch mit Hinsicht auf die Preßarbeit
               entsprechend dimensioniert ausgelegt werden müssen. Hinzu kommt ein aufwendiges Steuersystem
               für den Hub in die Schließstellung und die anschließende Preßbewegung. Aufwendig ist
               aber auch die Matrizensteuerung, die in Abstimmung mit dem Preßhub des Oberstempels
               zu erfolgen hat. So muß die Matrize von der Füllstellung in die Preßstellung bewegt,
               und in Preßstellung gehalten werden (Matrizenunterstützung). Hinzu kommt, daß nach
               Wegfahren des Oberstempels die Matrize nach unten gefahren und nach dem Ausstoßen
               des Preßlings wieder hochgefahren werden muß, was einen komplizierten Aufbau und eine
               komplizierte Steuerung erforderlich macht.
 
            [0007] Insgesamt ist infolge der kräftemäßigen Auslegung der Oberstempelkinematik einschließlich
               der Kraftübertragung von der Hauptwelle und der aufwendigen Steuerung der Matrize
               ein entsprechender Platzbedarf und auch ein komplizierter Aufbau der Presse selbst
               verbunden.
 
            [0008] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zur Herstellung von Preßlingen aus pulverförmigem
               Material sowie eine Presse zu schaffen, mit der die oben genannten Nachteile behoben
               werden, insbesondere ein in der Kinematik und Steuerung einfaches Preßverfahren sowie
               eine einfach aufgebaute Presse realisiert werden kann.
 
            [0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß für das Verfahren durch die im kennzeichnenden
               Teil des Anspruches 1 enthaltenen Merkmale und für die Presse durch die im kennzeichnenden
               Teil des Patentanspruches 7 enthaltenen Merkmale gelöst, wobei zweckmäßige Weiterbildungen
               des Verfahrens und der Presse durch die in den Unteransprüchen enthaltenen Merkmale
               gekennzeichnet sind.
 
            [0010] Nach Maßgabe der Erfindung wird die Preßarbeit nicht durch den Oberstempel, sondern
               durch den Unterstempel realisiert, der gegen den in Schließstellung gefahrenen, feststehenden
               Oberstempel verdichtet und insofern eine völlige Abkehr vom bisher bekannten Prinzip
               des Ausstoß- bzw. des Abziehverfahrens bringt. Wesentlich zur Erzielung einer gleichmäßigen
               Verdichtung und Reproduzierbarkeit der Dichteverteilung ist ferner, daß zum Zwecke
               der Nachverdichtung für eine Mitnahme der Matrizen über einen Teil des Preßkrafthubs
               des Unterstempels gesorgt wird, was bevorzugt zwangsschlüssig durch eine Mitnahmeeinrichtung
               erfolgen kann, die am Ende des Preßkrafthubs des Unterstempels die Matrize über eine
               geringe Distanz, etwa bis zu 6 mm, hochfährt. In einer weiteren Variante kann eine
               gleitende Oberpressung dadurch realisiert werden, daß die Matrize zwangsschlüssig
               in Abstimmung mit dem Unterstempel hochgefahren wird, wobei das Übersetzungsverhältnis
               einstellbar ist. Dadurch lassen sich definierte und vor allem reproduzierbare Dichteverhältnisse
               im Formling einstellen. Die Kinematik und Steuerung des Oberstempels muß nunmehr alleine
               auf die Schließbewegung abgestellt werden, wodurch sich die Kinematik und Steuerung
               des Oberstempels wesentlich vereinfacht, weil keine Auslegung des Oberstempelaufbaus
               hinsichtlich der Preßarbeit erforderlich ist. Hierbei ist es in bezug auf die Presse
               vorteilhaft, wenn die Kinematik des Oberstempels durch ein Kniehebelpaar realisiert
               wird, da in gestreckter Stellung des Kniehebelpaares in Schließstellung im wesentlichen
               die Preßkraft aufgenommen werden kann.
 
            [0011] Das Auswerfen des Preßlings erfolgt durch Hochfahren des Unterstempels über seine
               Preßstellung hinaus, wozu keine Matrizenbewegung erforderlich ist. Insgesamt ergibt
               sich hierdurch ein sehr einfacher Aufbau der Matrize, die durch einfache Drehteile
               hergestellt sein kann, wobei auch die Steuerung der Matrize denkbar einfach ist.
 
            [0012] Durch dieses Verfahren ist es auch möglich, daß der Abtrieb von der Hauptwelle der
               Presse zum Oberstempel über einen Kurvenscheibenmechanismus erfolgt, der gegenüber
               anderen Mechanismen, wie etwa Pleuelstangen, den Vorteil bietet, daß der Bewegungsablauf
               des Oberstempels, der nur in die Schließstellung verfahren werden muß, wie gewünscht
               ausgelegt werden kann. Beispielsweise kann die Schließbewegung des Oberstempels, für
               die infolge der Entkopplung vom Preßkraftaufbau wenig Kräfte erforderlich sind, schnell
               erfolgen, was über einen Pleuelmechanismus nicht entsprechend eingestellt werden kann.
               Ferner kann der Kurvenscheibenmechanismus durch ein Spezialgetriebe so eingestellt
               werden, daß der Schließzeitpunkt des Oberstempels mit dem Verdichtungsbeginn des Unterstempels
               zusammenfällt. Über die damit ermöglichte freie Gestaltung der Schließbewegung gewinnt
               man Zeit, die dann für den Füllvorgang zur Verfügung steht. Auch ist die Schließstellung
               des Oberstempels für Werkzeuge mit Zusatzebenen sehr vorteilhaft, wie bei der Herstellung
               von gestuften Preßlingen. Hierbei werden bestimmte Stempel, welche vor Verdichtungsbeginn
               von der Füllstellung in eine Zwischenstellung transportiert werden müssen mit in die
               Stellung des Haltepunkts des Oberstempels gefahren, wohingegen beim Abziehverfahren,
               bei dem der Oberstempel auch in die Preßstellung verfährt, diese Werkzeugteile gesondert
               angehalten werden müssen, mithin eine gesonderte Mechanik einschließlich Unterstützungsmechanismus
               erforderlich ist.
 
            [0013] Infolge der kurzen Wege für die Ausstoß- und Verdichtungsbewegung kann vorteilhaft
               für den Preßkrafthub des Unterstempels gleichfalls ein Kurvenscheibenmechanismus eingesetzt
               werden. Dieser Aufbau in Verbindung mit dem einfachen Aufbau und der einfachen Kinematik
               der Matrize erlaubt bei Pressen im Preßkraftbereich bis ca. 300 To auch eine günstige
               Einstellung der Arbeitshöhe gegenüber konventionellen Pressen, bei denen die Arbeitshöhe
               teilweise bis 1700 mm beträgt, so daß für das Bedienungspersonal ein entsprechendes
               Podest vorgestellt oder die Presse in einer Grube versenkt angeordnet werden muß,
               um zu einer vernünftigen Arbeitshöhe zu kommen. Die einfache Kinematik für die Matrizensteuerung
               resultiert vor allem auch daraus, daß die Verdichtungs- und Ausstoßkraft von unten
               kommt, also in die gleiche Richtung geht.
 
            [0014] Zusammengefaßt entfallen bezüglich der Matrize die konventionell erforderlichen Niederhalter
               sowie Matrizenunterstützungsmechanismen und es ergibt sich im Untergehäuse für die
               gleitende Oberpressung mehr Platz. Ferner ergeben sich weniger bewegte Massen, was
               zu einer kürzeren Nachlaufzeit führt. Sowohl hinsichtlich der Bewegung des Oberstempels
               wie auch der Bewegung des Unterstempels ist der Einsatz eines Kurvenscheibenmechanismus
               möglich, was entsprechende Auslegungsmöglichkeiten erlaubt. Beispielsweise kann die
               Schließbewegung des Oberstempels schneller durchgeführt werden, so daß mehr Platz
               und Zeit zum Füllen verbleibt, da die Matrize im Gegensatz zum Abziehverfahren stehen
               bleibt. Der Oberstempelhub muß alleine auf die Schließbewegung abgestellt werden und
               kann damit so klein wie unbedingt notwendig gehalten werden. Da hierbei keine großen
               Kräfte erforderlich sind, benötigt man keine entsprechend dimensionierte Zugstangen
               oder Excenter wie bei den konventionellen Pressen und ist der Einsatz eines Kurvenscheibenmechanismus
               im unteren Pressenbereich möglich, was bauliche Vorteile bringt. Dadurch ergibt sich
               im Verbund mit dem einfachen Matrizenaufbau einschließlich vereinfachter Steuerung
               der Matrize und des Unterstempels eine geringe Arbeitshöhe und ausreichend Platz für
               ein Schnellwechselsystem für Adapteraufspannungen. Der Einsatz von Kurvenscheibenmechanismen
               ermöglicht ferner eine optimale Oberstempel- und Unterstempelbewegung durch entsprechende
               Einstellung für Entlüften, Preßzeit und langsames Entlasten. Wegen fehlender Zugstangen
               kann der Einbauraum freier gestaltet und seitlich zugänglich gemacht werden. Die Matrizenunterstützung
               bei sequentieller Oberpressung ist verschleißfrei, da bewegliche Unterstützungssysteme
               entfallen. Da kein Freischalten der Matrizenunterstützung zwischen Preßstellung und
               Ausstoßbeginn erforderlich ist, was gewisse Zeit in Anspruch nehmen würde, ergibt
               sich mehr Füllzeit. Geringe Wege der Matrize erleichern die Anbringung von Füllvorrichtung,
               Abnahmegeräten und Kalibrierzuführungen. Kein Niederhalter ist mehr für die Matrize
               erforderlich, um ein Aufatmen der Matrize zu verhindern, wenn der Oberstempel nach
               oben weggefahren wird. Für den Unterstempel ergibt sich eine optimierte Preßbewegung
               mit Kurve/Rolle bzw. mit Kniehebel.
 
            [0015] Nachfolgend wird ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der Zeichnung
               beschrieben. Darin zeigen:
               
               
                  - Fign. 1 und 2
 
                  - schematische Darstellungen des Preßwerkzeugs zur Erläuterung des herkömmlichen Abziehverfahrens,
 
                  - Fign. 3 und 4
 
                  - schematische Darstellungen zur Erläuterung des erfindungsgemäßen Preßverfahrens,
 
                  - Fig. 5a
 
                  - eine schematische Darstellung des Pressenaufbaus am Oberteil,
 
                  - Fig. 5b
 
                  - eine schematische Darstellung des Pressenaufbaus am Unterteil,
 
                  - Fig. 6
 
                  - eine schematische Darstellung von Teilen des Pressenaufbaus in Seitenansicht sowie
 
                  - Fig. 7
 
                  - eine schematische Darstellung der Kopplung der Bewegung der Matrizenplatte mit dem
                     Unterstempel.
 
               
 
            [0016] In den Figuren 1 bis 4 ist mit 1 der Oberstempel, mit 2 der Unterstempel und mit
               3 die Matrize bezeichnet. Figur 1 zeigt für das Abziehverfahren von der Schließstellung
               der Presse den Preßvorgang, wobei bei feststehendem Unterstempel 2 der Oberstempel
               1 in Richtung auf den Unterstempel 2 bewegt wird und dabei zwangsweise die Matrize
               3 beim Preßvorgang mit abwärts bewegt wird. Die Preßstellung ist in Figur 2 gezeigt,
               wobei der Preßling mit 4 bezeichnet ist. Das Ausstoßen des Preßlings 4 erfolgt dadurch,
               daß nach Wegfahren des Oberstempels 1 die Matrize 3 nach unten in die Abzugsstellung
               gefahren wird, so daß der Preßling vom Unterstempel 2 abgenommen werden kann.
 
            [0017] Bei dem Verfahren nach den Figuren 3 und 4 wird der Oberstempel 1 nach Füllen des
               Formhohlraums 5 mit Pulver in die aus Figur 3 ersichtliche Schließstellung gefahren.
               Die Preßarbeit erfolgt dann durch den Unterstempel 2, der nach oben in Richtung des
               Oberstempels 1 in die aus Figur 4 ersichtliche Preßstellung bewegt wird. Hierbei ist
               in dem anhand der Figuren 3 und 4 erläuterten Preßverfahren die Matrize 3 festgestellt
               und auch der Oberstempel 1 während des Preßvorgangs in seiner aus Figur 3 ersichtlichen
               Schließstellung festgesetzt.
 
            [0018] Soll zugleich zum Zwecke einer besseren Dichteverteilung eine gleitende Oberpressung
               verwirklicht werden, so kann die Matrize 3 am Ende des Preßhubs des Unterstempels
               2 über einen voreingestellten Weg mit dem Unterstempel 2 nach oben gefahren werden.
               In einer alternativen, gleichfalls weiter unten noch beschriebenen Variante, wird
               die Matrize 3 synchron mit dem Unterstempel 2 über eine voreingestellte, mit der Geschwindigkeit
               des Unterstempels 2 gekoppelte Geschwindigkeit über einen vorbestimmten Weg synchron
               mit dem Unterstempel 2 nach oben relativ zu dem in Schließstellung befindlichen und
               feststehenden Oberstempel 1 gefahren.
 
            [0019] In Fig. 5b ist der Aufbau der Presse im unteren Bereich dargestellt, wobei mit 6
               die den Unterstempel 2 tragende Grundplatte, mit 7 die Matrize und mit 8 ein Kupplungsteil
               bezeichnet ist, gegenüber dem die Matrize 7 über Stangen 9 verschieblich geführt ist.
 
            [0020] Der Hub des von der Grundplatte 6 getragenen in Fig. 5b nicht dargestellten Unterstempels
               2 aus der Füllstellung nach oben in die aus Figur 5 ersichtliche Preßstellung erfolgt
               über eine von einem nicht dargestellten Antrieb angetriebene Hauptwelle 53 und zweier
               darauf befestigten Kurvenscheiben 11, deren Kurve über drehbar gelagerte Rollen 12
               abgenommen wird, die auf den Unterstempel 2 über eine Traverse 13 wirken. Die Traverse
               13 ist hierbei mit Stangen 14 gekoppelt, die mit der Grundplatte 6 fest verbunden
               sind. In Figur 5, die die Preßstellung zeigt, befindet sich die Traverse 13 an ihrem
               höchsten Punkt.
 
            [0021] Da über die Kurvenscheibe 11 nur eine Bewegung des Unterstempels nach oben möglich
               ist, erfolgt die Rückführung des Unterstempels in die Füllstellung über ein mit 15
               bezeichnetes Federsystem aus zwei gegenüberliegenden Zugfedern, die an ihrem oberen
               Ende bei 16 fest mit der Grundplatte 6 und damit dem Unterstempel 2 gekoppelt sind.
               Anstelle eines Federsystems kann auch jede andere geeignete Einrichtung, etwa pneumatische
               oder hydraulische Rückführeinrichtung verwendet werden, die Rückführung kann jedoch
               auch durch das Eigengewicht der Grundplatte 6 und der damit verbundenen Bauteile bewerkstelligt
               werden.
 
            [0022] Der Endanschlag für die Füllstellung ist durch eine Anschlagscheibe 17 bestimmt,
               die über eine Spindel 18 und ein damit zusammenwirkendes Zahnrad 19 verstellbar und
               über eine Mutter 20 festgelegt ist. Der eigentliche Preßweg aus der einstellbaren
               und durch die Anschlagscheibe 17 gebildeten Füllstellung in die Preßstellung ist in
               Figur 5 mit P bezeichnet.
 
            [0023] Wie bereits eingangs erläutert, kann die Matrize während der Preßarbeit feststehend
               angeordnet sein (entsprechend Figur 5), wobei die Festsetzung im dargestellten Ausführungsbeispiel
               über eine von außen betätigbare Schnecke 21 realisiert ist, die mit einem zugeordneten
               Gewindeteil 22 zusammenwirkt. Im dargestellten Ausführungsbeispiel ist der Gewindering
               22 nach oben gedreht, so daß die Matrize festgesetzt ist. Hierbei liegt der mit 23
               bezeichnete Pneumatikkolben der Matrize am Zylinder 24 an, so daß eine Aufwärtsbewegung
               der Matrize nicht möglich ist. Im übrigen ist der Matrizenzug vom Pneumatikkolben
               23 über den Anschlagring 25 und die Bauteile 26a, 26b und die die Grundplatte 6 durchgreifenden
               Stangen 27 gebildet, die mit der Matrizenplatte 7 fest verbunden sind.
 
            [0024] In einer Variante kann zum Zwecke einer Nachverdichtung von oben die Matrize 7 über
               den Schneckenmechanismus 21, 22 freigesetzt werden, indem der Gewindering 22 nach
               unten bewegt wird und dadurch eine vorbestimmbare Strecke für die Aufwärtsbewegung
               der Matrize 7 zusammen mit dem nach oben während der Preßarbeit fahrenden Unterstempel
               erreicht wird, so daß die Matrize aus der Füllstellung zusammen mit dem Unterstempel
               in die Preßstellung nach oben gefahren werden kann. Die Füllstellung der Matrize befindet
               sich hierbei um das am Gewindering 22 eingestellte Maß tiefer. Da die Matrize mit
               dem Unterstempel über die Spindel 18 und die Anschlagscheibe 17 gekoppelt ist, befindet
               sich auch der Unterstempel um das am Gewindering 22 eingestellte Maß niedriger, so
               daß im dargestellten Ausführungsbeispiel die über den Gewindering 22 einstellbare
               verfahrbare Wegstrecke am Ende des Aufwärtshubs des Unterstempels 2 etwa 5 mm beträgt.
               Wird der Gewindering 22 nach unten gedreht, so erhält man einen Hubweg für den Kolben
               23 relativ zum Zylinder 24, der auf die Matrize 7 gegeben wird. Dadurch wird die Matrize
               am Schluß der Bewegung des Unterstempels mitgeschleppt bis in die Preßstellung, in
               der der Kolben 23 am Zylinderboden des Zylinders 24 anliegt. Die Mitnahme der Matrize
               erfolgt hierbei über zwei Anschlagsegmente 28, die auf der Traverse 13 angeordnet
               sind. Nicht dargestellte Einschleifplatten auf den Anschlagsegmenten 24 dienen für
               die genaue Einstellung relativ zur Preßposition. Es zeigt sich somit, daß für die
               Nachverdichtung keinerlei kinematischer Aufwand für die Bewegung der Matrize erforderlich
               ist, insbesondere kein eigener Antrieb, da die Mitnahme über die Traverse 13 erfolgen
               kann. Dadurch ist es möglich, die Matrize als kompaktes rundes Bauteil mit wenig Platzbedarf
               auszubilden, so daß die Matrizenelemente durch einfache Drehteile gebildet sein können.
               Es entfällt auch eine komplizierte Matrizensteuerung.
 
            [0025] Die Ausstoßbewegung nach dem Preßvorgang erfolgt durch Hochfahren des Unterstempels
               2 über die Grundplatte 6 aus der in Figur 5 dargestellten Preßstellung hinaus. Hierzu
               ist ein Kurvenpaar 31 vorgesehen, welches auf der Hauptwelle 9 angeordnet ist. Die
               Kurvenscheiben 31 wirken mit Gleitsteinen 32 zusammen, die jeweils in einem Träger
               33 aufgenommen sind. Jeder Träger 33 ist in einem Spindelelement 34 aufgenommen, welches
               zum Zwecke der Einstellung des in Figur 5b mit A bezeichneten Ausstoßwegs über ein
               angedeutetes Ritzel 35 verstellbar ist. Die Verstellung durch Drehen der Hohlspindel
               34 erfolgt über ein Gewinde mit dem Träger 33. Die über die Kurvenscheiben 31 initiierte
               Bewegung wird über die Stangen 14 auf die Grundplatte 6 übertragen, so daß der Unterstempel
               aus der Preßstellung hinaus nach oben zum Zwecke des Ausstoßens des Preßlings gefahren
               wird. Selbstverständlich können anstelle von Gleitsteinen 32 auch andere Mechanismen,
               wie etwa Rollen verwendet werden.
 
            [0026] Bei dem dargestellten Preßverfahren braucht der Oberstempel nur eine Schließbewegung
               zu bewerkstelligen, nicht jedoch eine Preßbewegung. Die Kinematik des Oberstempels
               wird am besten anhand der Figuren 5a und 6 erläutert.
 
            [0027] Da der Oberstempel lediglich eine Schließbewegung, nicht jedoch eine Preßbewegung
               ausführen muß, genügt eine einfache Kinematik, da große Kräfte nicht übertragen werden
               müssen. Der Abtrieb vom Antrieb erfolgt über eine aus Figur 5a ersichtliche Kurvenscheibe
               36, die mit einer oder mehreren Rollen 37 zusammenwirkt, wobei die initiierte Bewegung
               über einen bei 38 gelagerten Hebel 39 via Gelenkpunkt 40 auf eine Zugstange 41 erfolgt,
               die an ihrem oberen Ende mit einem Doppelhebel 42 verbunden ist. Am anderen Ende des
               Doppelhebels 42 ist ein pneumatischer oder hydraulischer Zylinder 43 angeordnet, der
               die Schließbewegung des Oberstempels ausführt. Die Öffnungsbewegung, also das Hochfahren
               des Oberstempels erfolgt über die Zugstange 41 und den Kurvenmechanismus 36, 37. Zum
               Zwecke des Schließens des Oberstempels bewegt der pneumatische Zylinder 43 den Doppelhebel
               42, der eine mit 44 bezeichnete Welle schwenkt, siehe auch Figur 5a. Dadurch wird
               ein an der Welle 44 befestigtes Kniehebelpaar 45 ausgefahren, insbesondere in Streckstellung
               (siehe Fig. 5a) überführt, in der der Oberstempel sich in Schließstellung befindet.
               Das Kniehebelpaar 45 wirkt hierbei auf eine Führungstraverse 46 und auf ein damit
               kinematisch festes Kupplungsteil 47, welches zur Aufnahme des in Figur 5a nicht dargestellten
               Oberstempels 1 dient. Der Oberstempel ist über das Kupplungsteil 47 relativ zur Traverse
               46 einstellbar, und zwar über eine geeignete Verstelleinheit, die im dargestellten
               Ausführungsbeispiel nicht abgebildet ist. Es ist nur eine einfache Kinematik für die
               Bewegung des Oberstempels erforderlich, da aufgrund der bloßen Schließbewegung des
               Oberstempels keine großen Kräfte übertragen werden müssen und in Preßstellung die
               Preßkraft ohne weiteres über die Kniehebel in deren gestreckten Stellung aufgenommen
               werden kann. Da auf die Zugstange keine wesentlichen Kräfte übertragen werden müssen,
               braucht bloß eine entsprechend gering zu dimensionierende Stange als Kopplungsglied
               verwendet werden.
 
            [0028] Für das Prinzip der gleitenden Oberpressung kann die Matrize zusammen mit dem Unterstempel
               in einer abgestimmten Geschwindigkeit und einem abgestimmten Weg nach oben gefahren
               werden, etwa mit halber Geschwindigkeit des Unterstempels um den halben Weg des Unterstempels
               oder bei einem Viertel der Geschwindigkeit um ein Viertel des Weges des Unterstempels,
               was mit einer aus Figur 7 ersichtlichen Vorrichtung erfolgen kann.
 
            [0029] Für die gleitende Oberpressung ist eine Kopplung der Matrizenbewegung mit der Bewegung
               des Unterstempels vorgesehen, was über einen Hebel 49 erfolgt, der fest im Lager 50
               gegenüber dem Maschinengehäuse gelagert ist. Das andere Ende des Hebels 49 liegt bei
               51 auf der Traverse 13 auf, so daß also der Hebel 49 mit der Bewegung des Unterstempels
               über die Traverse 13 um den Lagerpunkt 50 geschwenkt wird. Die Schwenkbewegung des
               Hebels wird über einen Gleitstein 52 auf die Matrize 7 übertragen, der das Übersetzungsverhältnis
               der Kopplung der Matrizenbewegung mit der Bewegung des Unterstempels bzw. der Führungstraverse
               13 bestimmt. Beim Hochfahren der Führungstraverse 13 wird der Hebel 49 nach oben geschwenkt,
               so daß über den Gleitstein 52 die Matrize 7 synchron zur Bewegung des Unterstempels,
               jedoch mit einem entsprechenden Übersetzungsverhältnis, gefahren wird. Die gleitende
               Oberpressung ist vor allem dann vorteilhaft, wenn in der Matrize Stufen vorhanden
               sind. Bei sequentieller Nachverdichtung, also erst Pressung von unten und dann von
               oben würde das Material um die Stufe nach dem ersten Verdichtungsvorgang geschoben
               werden, was höchst problematisch ist.
 
            [0030] Der besondere Vorteil dieser Ausführung ist, daß die Matrize aktiv nach oben gefahren
               wird. Dadurch wird den Matrizenkräften, welche durch den Preßkraftanteil der durch
               die Stufen in der Matrize erzeugt wird, entgegenwirkt. Es entsteht ein Kräftegleichgewicht.
 
            [0031] Beim konventionellen Abzugsverfahren bewegt sich die Matrize in gleicher Richtung
               wie ihr Preßkrarftanteil wirkt. Somit muß dieser Preßkraftanteil durch Zusatzeinrichtungen
               in der Presse während des Preßvorganges aufgenommen werden.
 
          
         
            
            1. Verfahren zum Herstellen von Preßlingen aus pulverförmigen, insbesondere keramischen
               oder metallischen Teilchen durch Verdichten, bei dem in einer Presse mit einem Unterstempel
               (2), einem Oberstempel (1) und einer Matrize (3) das in einem durch die Matrize begrenzten
               Formhohlraum (5) gefüllte Pulver nach Schließen des Formhohlraums durch Bewegung eines
               Stempels in Preßstellung verdichtet wird,
               dadurch gekennzeichnet, daß der Oberstempel in die Schließstellung gefahren wird und danach die Preßarbeit
               durch den Unterstempel (2) erfolgt, der zur Verdichtung des Pulvers in Richtung des
               Oberstempels (1) in seine Preßstellung bewegt wird, wobei zur Durchführung einer Nachverdichtung
               die Matrize (7) am Ende des Pressenhubs des Unterstempels (2) über eine vorbestimmte
               Distanz mit dem Unterstempel (2) zwangsschlüssig bewegt oder zur Durchführung einer
               gleitenden Oberpressung die Matrize (7) synchron mit dem Unterstempel (2) in einem
               einstellbaren Geschwindigkeitsverhältnis und Weg zwangsschlüssig bewegt wird.
 
            2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Verdichtung gegen den feststehenden Oberstempel (1) erfolgt, nachdem dieser
               in Schließstellung gefahren ist.
 
            3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß eine Vorverdichtung durch den in Schließstellung gefahrenen Oberstempel erfolgt.
 
            4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Unterstempel (2) in die Füllstellung heruntergefahren wird.
 
            5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Preßling durch Hochfahren des Unterstempels (2) über seine Preßstellung hinaus
               ausgeworfen wird.
 
            6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Verdichtung durch Bewegung des Unterstempels (2) bei feststehender Matrize
               (7) und Oberstempel (1) erfolgt.
 
            7. Presse zur Durchführung des Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche, mit
               einem Oberstempel, einem Unterstempel und einer Matrize,
               gekennzeichnet
               durch einen in die Preßstellung beweglichen Unterstempel (2) und durch eine für den
               Preßvorgang festsetzbare und/oder über mindestens einen Teil der Preßbewegung des
               Unterstempels (2) mitnehmbare Matrize (7).
 
            8. Presse nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Unterstempel (2) über eine Grundplatte (6) in Preßstellung bewegbar ist,
               deren Preßhub durch mindestens eine auf der Hauptwelle (9) der Presse gelagerte Kurvenscheibe
               (2) gesteuert ist.
 
            9. Presse nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Ausstoßbewegung des Preßlings durch den Unterstempel (2) erfolgt und durch
               mindestens eine auf der Hauptwelle (9) angeordnete Kurvenscheibe (31) gesteuert ist,
               mit der der in Preßstellung befindliche Unterstempel (2) nach oben bewegt wird.
 
            10. Presse nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Kurvenscheiben (31) jeweils mit Gleitsteinen (32) oder Rollen eines Trägers
               (33) zusammenwirken, der jeweils verstellbar in einer Hohlspindel (34) angeordnet
               ist, die mit einem mit der Grundplatte (6) festen Bauelement, vorzugsweise einer Traverse
               (13) verbunden ist.
 
            11. Presse nach einem der Ansprüche 7 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Matrize (7) über ein mit der den Unterstempel (2) tragenden Grundplatte (6)
               festes Bauteil, vorzugsweise einer Traverse (13) über mindestens einen Teil des Preßhubs
               mitnehmbar ist, wobei die Traverse (13) auf einem Kolben (23) der Matrize (7) wirkt,
               der in einem Zylinder (24) aufgenommen ist.
 
            12. Presse nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Einstellung der Mitnahmebewegung der Matrize 7 und das Festsetzen der Matrize
               über einen vorzugsweise als Schneckengetriebe (21,22) ausgebildeten Einstellmechanismus
               erfolgt.
 
            13. Presse nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß zur Schließbewegung des Oberstempels (1) ein Kniehebelmechanismus (25) vorgesehen
               ist, der vorzugsweise aus einem Kniehebelpaar gebildet ist, das sich in Schließstellung
               im wesentlichen in gestreckter Lage befindet.
 
            14. Presse nach einem der Ansprüche 7 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß zum Zwecke der gleitenden Oberpressung ein pressenfest gelagerter Hebel (49)
               durch ein mit der Grundplatte (6) festes Bauteil, vorzugsweise einer Führungstraverse
               (13), mitnehmbar ist, und daß die Matrize (7) über ein am Hebel (49) anliegendes Bauteil
               (52) mitgenommen ist, durch dessen Angriffspunkt am Hebel (49) das Übersetzungsverhältnis
               der Mitnahmebewegung der Matrize (7) einstellbar ist.