[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Metallhydroxiden
und/oder Metalloxidhydroxiden aus entsprechenden Metallionen und Hydroxidionen, wobei
die Metallionen in einem membranelektrochemischen Verfahren durch anodische Auflösung
entsprechender Metalle im Anodenraum und die Hydroxidionen durch kathodische Reduktion
von Wasser im von einer Anionenaustauschermembran begrenzten Kathodenraum gebildet
werden und die Hydroxidionen unter der treibenden Kraft eines elektrischen Feldes
durch die Anionenaustauschermembran in den Anodenraum überführt werden.
[0002] Metallhydroxide und Metalloxidhydroxide sind wertvolle Zwischenprodukte für die Herstellung
von anorganischen oder organischen Salzen dieser Metalle, für die entsprechenden Oxide
oder der reinen Metalle selbst. So läßt sich z.B. Cobalthydroxid durch Calcinierung
ein Cobaltoxid definierter Zusammensetzung z.B. für die Anwendung in der Elektronik
für die Herstellung von Varistoren oder in Akkumulatoren herstellen oder durch Reduktion
ein Cobaltmetallpulver definierter Partikelgrößenverteilung. Nickelhydroxide dienen
als Pigmente oder werden mit verschiedenen Dotierungen und Partikelstrukturen für
den Einsatz in Batterien eingesetzt. Zinkhydroxide können als Vorstoffe für Pigmente
dienen und die Kupferverbindungen lassen sich in katalytisch aktive Materialien umwandeln.
[0003] Bei der Herstellung der Hydroxide für verschiedene Anwendungen steht das Ziel im
Vordergrund, möglichst kompaktes und fließfähiges Material für die weitere Verarbeitung
herzustellen. Cobaltmetallpulver, hergestellt aus Cobalthydroxid bzw. Cobaltoxidhydroxid,
ergibt durch seine Partikelgrößenverteilung und Partikelstruktur nach seiner Sinterung
gemeinsam mit Wolframcarbid z.B. spezielle Hartmetallwerkzeuge.
[0004] Für die neuentwickelten Schaumanoden, die insbesondere in Nickelhydridspeicherzellen
eingesetzt werden, wird ein Nickelhydroxid benötigt, dessen physikalische Eigenschaften
sowohl bezüglich des Anwendungszweckes als auch der angewendeten Verarbeitungstechnik
optimiert sind. Die Anwendung in Hochleistungsakkumulatoren mit Nickel-Schaumelektroden
auf Basis der Pasten-Technologie verlangt ein Material mit hoher Fließfähigkeit, gedrungener
Teilchenform, enger Kornverteilung und konstanter Qualität. Ferner soll sich das Produkt
gut mit den üblicherweise eingesetzten Zusätzen wie z.B. Cobalt-Metallpulver und Cobaltoxid
mischen lassen.
[0005] Ein entsprechendes Material und Grundzüge des Herstellungsverfahrens sind in dem
Patent JP Hei 4-80513 beschrieben. Nickelhydroxidteilchen mit einem Durchmesser zwischen
1 und 100 µm werden dabei kristallisiert, indem bei einem konstanten pH-Wert und bei
konstanter Temperatur kontinuierlich eine Nickelsalzlösung und ein Alkalihydroxid
in fester oder flüssiger Form unter intensivem Rühren in ein Reaktionsgefäß geleitet
werden. Als günstige Versuchsbedingungen werden ein pH-Wert von 11 und eine Temperatur
von 48°C angegeben.
[0006] Es ist weiterhin bekannt, daß die Herstellung eines hinreichend kompakten Nickelhydroxids
durch Fällung in Gegenwart von Ammoniak oder eines Ammoniumsalzes erfolgen kann. So
wird gemäß Trans. Faraday Soc. 51(1955) 961 aus Nickelnitrat und wäßriger Ammoniaklösung
eine Nickelamminkomplexlösung hergestellt, aus der durch Kochen bei gewöhnlichem oder
vermindertem Druck oder durch Behandlung mit Wasserdampf ein Nickelhydroxid erhalten
wird und das gegenüber den Nickelhydroxiden, die in Abwesenheit von Ammoniak gefällt
werden, eine wesentlich geringere spezifische Oberfläche aufweist (13 bis 20 m²/g).
Die Herstellung kompakter Nickelhydroxide in Gegenwart von Ammoniak oder einem Ammoniumsalz
geht auch aus den Patentanmeldungen JP-A 53-6119 und JP-A 61-18107 hervor. In der
zuerst genannten Patentanmeldung wird die Fällung von Nickelhydroxid durch Zugabe
einer Alkalilauge zu einer entsprechenden Lösung mit einem pH-Wert von mindestens
3,0 beschrieben. Elektrochemische Untersuchungen an dem auf diese Weise hergestellten
Material ergaben im Vergleich zu handelsüblichen Nickelhydroxiden besonders hohe spezifische
Ladungskapazitäten.
[0007] Derartige Produkte erfüllen jedoch noch nicht die oben genannten Anforderungen an
Teilchenform, Kornverteilung und Fließfähigkeit.
[0008] Wesentliche Merkmale des Verfahrens zur Herstellung eines kompakten Nickelhydroxids
und dessen Verwendung in alkalischen Batterien werden in der EP-A 353 837 beschrieben.
Eine Nickel(II)-tetramminsalzlösung wird durch Auflösung von Nickelnitrat oder Nickelsulfat
in verdünnter Aminoniaklösung hergestellt und durch kontrollierte Zugabe von Natronlauge
entsprechend der folgenden Reaktion zersetzt:
Ni(NH₃)₄SO₄ + 2 NaOH ⇒ Ni(OH)₂ + Na₂SO₄ + 4 NH₃
Die Reaktion läuft bei Temperaturen zwischen 40 und 50°C und im pH-Bereich zwischen
11 und 13 ab. Dabei nimmt das Porenvolumen mit sinkendem pH-Wert ab. Es wird ausdrücklich
festgestellt, daß ein porenfreies Produkt nur bei hinreichend geringen Reaktionsgeschwindigkeiten
kristallisiert werden kann. Weiterhin hat das nach diesem Verfahren hergestellte Nickelhydroxid
eine hohe Kristallinität, eine geringe spezifische Oberfläche, ein geringes Porenvolumen
und daher eine hohe physikalische Dichte. Auch die Nachteile dieses Produkts, die
auf die hohe Dichte zurückzuführen sind, werden beschrieben. Die geringe spezifische
Oberfläche resultiert in einer geringeren Protonenleitfähigkeit und in einer höheren
Stromdichte, die die Entstehung des unerwünschten γ-NiOOH, das zur Quellung der Elektrode
führt, fördert. Zwar hat das bei niedrigen pH-Werten kristallisierte Nickelhydroxid
eine hohe Dichte, doch neigt es stärker zur Bildung von γ-NiOOH. Durch die Wahl eines
mittleren pH-Wertes läßt sich ein Kompromiß zwischen der geforderten hohen Dichte
und der in gewissem Maße notwendigen Porosität finden. Nach diesem Verfahren wird
ein Nickelhydroxid hergestellt, das 3 bis 10 % Zink oder 1 bis 3 % Magnesium in fester
Lösung enthält. Diese Dotierungen wirken der Entstehung des γ-NiOOH entgegen.
[0009] Aus dem Patent JP Hei 4-68249 geht ein kontinuierliches Verfahren zur Kristallisation
eines Nickelhydroxids mit sphärischer Teilchenform hervor. Dabei werden mittels Dosierpumpen
eine Nickelsalzlösung (0,5 bis 3,5 mol/l), verdünnte Alkalilauge (1,25 bis 10 mol/l)
und eine Ammoniak- und/oder Ammoniumsalzlösung kontinuierlich unter intensivem Rühren
in einen mit einem Überlaufrohr versehenen beheizten zylindrischen Behälter gepumpt,
wobei der Ammoniak auch gasförmig eingeleitet werden kann. Die Ammoniakkonzentration
wird mit 10 bis 28 Gew.-% und die Ammoniumsalzkonzentration mit 3 bis 7,5 mol/l angegeben.
Um das Nickel zu komplexieren, werden zwischen 0,1 und 1,5 mol Ammoniak je Mol Nickelsalzlösung
zugeführt. Nach etwa 10 bis 30 Stunden erreicht das System einen stationären Zustand,
wonach kontinuierlich ein Produkt mit konstanter Qualität ausgetragen werden kann.
Die Verweilzeit im Behälter beträgt zwischen 0,5 und 5 Stunden.
[0010] Ein wesentliches Merkmal dieses Verfahrens ist die Durchführung der Reaktion bei
einem definierten pH-Wert, der im Bereich zwischen 9 und 12 durch pH-gesteuerte Zufuhr
von Alkalilauge auf ± 0,1 pH-Stufen konstant gehalten wird, und bei konstanter Temperatur
im Bereich zwischen 20 und 80°C, wobei die Temperaturabweichungen nicht mehr als ±
2 K betragen sollten. Bei diesen Bedingungen werden die kompakten sphärischen Partikel
mit einer Teilchengröße zwischen 2 und 50 µm erhalten. Die Teilchengröße läßt sich
insbesondere durch Variation des NH₃-Zuflusses, der Verweilzeit und der Rührgeschwindigkeit
einstellen. Mit abnehmender Rückgeschwindigkeit bzw. zunehmendem NH₃-Zufluß nimmt
die Teilchengröße zu. Mit zunehmender Verweilzeit im Behälter wird das Produkt gröber,
die Teilchengrößenverteilung enger. Das Kristallisat wird anschließend filtriert,
mit Wasser gewaschen und getrocknet. Das nach diesem Verfahren hergestellte Produkt
weist die eingangs genannten Eigenschaften auf, wobei es nicht gemahlen zu werden
braucht.
[0011] In der EP A 462 889 wird ein Verfahren zur Herstellung von Nickelhydroxid offenbart.
Dabei liegt der Temperaturbereich der Kristallisation oberhalb 80°C. Es werden mit
Cobalt, Cadmium und/oder Zink dotierte Nitrat- oder Sulfatlösungen eingesetzt. Der
Cobalt-Gehalt liegt zwischen 1 und 8 Gew.-%, und die Gehalte an Cadmium und/oder Zink
betragen zwischen 3 und 10 Gew.-%. Komplexierung erfolgt mit Hilfe eines Ammoniumsalzes,
wobei das Molverhältnis NH₃/Ni zwischen 0,3 und 0,6 beträgt. Bei diesem Verfahren
wird ein pH-Wert von 9,2 ± 0,1 eingehalten. Ferner wird ein dreiflügeliger Rührer,
dessen Durchmesser halb so groß wie der Behälterdurchmesser ist und dessen Drehzahl
zwischen 300 und 1000 min⁻¹ liegt, eingesetzt.
[0012] Wie in den bereits beschriebenen Verfahren wird das Produkt filtriert, waschen und
getrocknet.
[0013] Die Nachteile dieser Verfahren sind einerseits die zwangsläufig anfallenden großen
Mengen von Neutralsalzen, die bei mindestens der doppelten stöchiometrischen Menge
des Nickelhydroxid liegen und ins Abwasser abgegeben werden. Andererseits enthält
dieses Abwasser neben geringen Mengen komplex gelösten Nickels noch große Mengen Ammoniak,
die entsorgt werden müssen.
[0014] Beim chemischen Verfahren der Fällungskristallisation zur Herstellung von sphärischem
Nickelhydroxid fallen zwangsläufig 2 Mol Natriumchlorid pro Mol Nickelhydroxid an.
Im Hinblick auf strengere Umweltrichtlinien und Grenzwerte für Abwässer einerseits
und wirtschaftliche Aspekte bedingt durch den hohen Verbrauch an Lauge und resultierende
Deponiekosten für das anfallende Salz andererseits müssen geschlossene Produktionskreisläufe
entwickelt werden.
[0015] Bei einer derartigen Verfahrensführung wird beispielsweise Nickel mittels Elektrolyse
anodisch in einer Metallsalzlösung aufgelöst und durch die kathodisch gebildeten Hydroxidionen
als Nickelhydroxid gefällt. Nach der Sedimentation und verschiedenen, nachfolgenden
Waschstufen zur Reinigung des gefällten Produktes von noch vorhandenen bzw. bei der
Fällung eingeschlossenen Salzen erhält man das reine Produkt.
[0016] Verfahren zur Herstellung von Metallhydroxiden sind in folgenden Patentschriften
bereits beschrieben. In der JP-A 63/247 385 wird die elektrolytische Herstellung von
Metallhydroxiden unter Verwendung einer perfluorierten Anionenaustauschermembran der
Toyo Soda und dem Einsatz inerter Elektroden ausgeführt. Als Elektrolyt wird dabei
auf der Anodenseite das Metallsalz des herzustellenden Metallhydroxides verwandt.
Im Kathodenkreislauf wird eine alkalische Lösung eingesetzt. In der EP-A 0 559 590
wird in einer vergleichbaren Anordnung das Metallsalz durch anodische Auflösung der
Elektrode kontinuierlich zugegeben. Die Anforderungen an den Prozeß, insbesondere
der zu verwendenden Membranen, der Elektrolytlösungen und der Versuchsbedingungen
sind nur unzureichend präzisiert.
[0017] Aufgabe dieser Erfindung ist die Bereitstellung eines Verfahrens zur Herstellung
von Metallhydroxiden und/oder Metalloxidhydroxiden, welches die Nachteile des beschriebenen
Standes der Technik nicht aufweist.
[0018] Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zur Herstellung von Metallhydroxiden
und/oder Metalloxidhydroxiden aus entsprechenden Metallionen und Hydroxidionen, wobei
die Metallionen in einem membranelektrochemischen Verfahren durch anodische Auflösung
entsprechender Metalle im Anodenraum und die Hydroxidionen durch kathodische Reduktion
von Wasser im von einer Anionenaustauschermembran begrenzten Kathodenraum gebildet
werden und die Hydroxidionen unter der treibenden Kraft eines elektrischen Feldes
durch die Anionenaustauschermembran in den Anodenraum überführt werden, wobei die
Auflösung der Metalle in Gegenwart eines Komplexbildners bei einem pH >7 durchgeführt
wird.
[0019] Als Komplexbildner im Sinne dieser Erfindung werden bevorzugt Ammoniak und/oder organische
Mono- und/oder Diamine mit einer Kettenlänge von 1 bis 6 C-Atomen eingesetzt. Metalle
sind insbesondere eines oder mehrere aus der Gruppe Co, Ni, Cu, Fe In, Mn, Sn, Zn,
Zr, Ti, Al, Cd und Ni. Besonders bevorzugt sind dabei Co und/oder Ni. Im folgenden
wird das erfindungsgemäße Verfahren weiterhin für den Fall der Herstellung von Nickelhydroxid
beschrieben, ohne die Erfindung hierdurch einzuschränken.
[0020] Die sich prinzipiell ergebende Konfiguration für eine Membranelektrolysezelle, die
zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens geeignet ist, wird im folgenden
dargestellt. Der Kathoden- und der Anodenraum der Elektrolysezelle werden durch eine
Anionenaustauschermembran getrennt, so daß sich zwei getrennte Kreisläufe ergeben.
Der Kreislauf auf der Seite der Kathode wird mit Katholyt, der auf der Anodenseite
mit Anolyt bezeichnet. Als Katholyt können bevorzugt alkalische Lösungen wie z.B.
Natronlauge oder Kalilauge eingesetzt werden. Für die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens
ist es dabei von Vorteil, wenn die Lösung selbst eine hohe Leitfähigkeit besitzt und
das Kation der verwendeten Lauge ebenfalls auf der Anodenseite eingesetzt wird. Die
Kathode selbst kann aus vergütetem Stahl, platiniertem Titan, Nickel oder einer Nickellegierung
bestehen.
[0021] Die Zusammensetzung des Anolyten ergibt sich aus den Edukten zur Herstellung von
Nickelhydroxid, d.h. Ammoniak, Natriumchlorid und geringe Mengen an Nickelsulfat.
Das Natriumchlorid dient in erster Linie zur Erhöhung der Leitfähigkeit der Lösung
und durch die geringe Zugabe von Sulfat wird die anodische Auflösung der Nickelelektrode
verbessert. Besonders gute Ergebnisse werden erzielt, wenn im Anolyten Chlorid und/oder
Sulfationen vorliegen. Die Anode selbst besteht aus Reinnickel, vorzugsweise aus einer
elektrochemisch hergestellten Anode.
[0022] Bei der Herstellung anderer Metallhydroxide und/oder Metalloxidhydroxide besteht
die Anode aus den entsprechenden Metallen. Grundsätzlich wird also eine Opferanode
eingesetzt.
[0023] Unter aktiven Transportbedingungen aufgrund des angelegten äußeren Potentiales geht
Nickel als Ni²⁺-Ion unter Abgabe von Elektronen in Lösung. Die Anwesenheit des Ammoniak
verhindert dabei eine spontane Ausfällung des Ni(OH)₂ unter alkalischen Bedingungen
und führt über verschiedene Zwischenstufen zu einem zweiwertigen Nickel-Aminkomplex.

[0024] Die Reaktion an der Kathode liefert unter Elektronenaufnahme Wasserstoff, der gasförmig
entweicht und Hydroxidionen, die entsprechend ihrer Ladung über die Anionenaustauschermembran
in den Anodenkreislauf transportiert werden. Im Anolyt findet dann die Bildung und
Ausfällung des Nickelhydroxides bei Überschreiten der Löslichkeitsgrenze statt. Die
Fällung folgt dabei einem dynamischen Gleichgewicht, wobei ein Ligandenaustausch (Ammoniak
gegen Hydroxid) stattfindet.
[0025] Die Bildung des sphärischen Produktes wird dabei wesentlich durch die Kristallisationsbedingungen,
d.h. die Konzentration der Einzelkomponenten und die Temperaturführung im Anodenkreislauf
bestimmt. Das gefällte Produkt wird dann kontinuierlich aus dem Anolytkreislauf abgetrennt.
Die Abtrennung kann in einem verfahrenstechnisch einfach auszuführenden Sedimentationsbehälter
aufgrund des großen Dichteunterschiedes des gebildeten Produktes und des Lösungsmittels
durchgeführt werden. Zur Abtrennung eines Produktes einheitlicher Korngröße erfolgt
die Abtrennung über eine Filtrationsstufe (Mikrofiltration). Der wesentliche Vorteil
dieser Verfahrensvariante ist, daß zusätzliche, einzelne Verfahrensschritte zur Rückgewinnung
der verschiedenen Edukte entfallen, da sie im Anolytkreislauf gehalten werden.
[0026] Zur Umsetzung des beschriebenen elektrochemischen Membranverfahrens muß sichergestellt
sein, daß die einzusetzende Anionenaustauschermembran folgende Anforderungen erfüllt:
Sie muß alkalistabil sein, insbesondere chemisch stabil in den angrenzenden Lösungen
(gegen NH₃ bis zur Sättigungskonzentration), oxidationsstabil (Ni²⁺/Ni³⁺; Cl⁻, ClO³⁻),
temperaturstabil bis 80°C, sie muß eine hohe Permselektivität, einen niedrigen Membranwiderstand
aufweisen bei hoher mechanischer Festigkeit und Formbeständigkeit und ausreichende
Langzeitstabilität.
[0027] Technisch relevante Ionenaustauschermembranen weisen üblicherweise eine mikroheterogene-
und/oder eine Interpolymermorphlogie auf. Damit soll erreicht werden, daß die mechanischen
und elektrochemischen Eigenschaften entkoppelt eingestellt werden können. Dementsprechend
erfolgt der Aufbau einer Membran aus einem Matrixpolymeren, einem Gewebe oder einem
Binder, sowie aus einem Polyelektrolyten bzw. einem Ionomer. Dabei wird entsprechend
des Grades der Heterogenität der Ionenaustauschermembran zwischen homogenen Membranen,
Interpolymermembranen, mikroheterogenen Pfropf- oder Blockcopolymermembranen und heterogenen
Membranen unterschieden.
[0028] Das polymere Netzwerk kann dabei unterschiedlich aufgebaut sein, um für die meisten
Anwendungsfalle ausreichend gute elektrische und mechanische Eigenschaften aufzuweisen.
Als ladungsneutrales Matrixpolymer wird üblicherweise Polyvinylchlorid und Polyacrylat
eingesetzt. Als weitere Matrixpolymere können noch Polyethylen, Polypropylen oder
Polysulfon verwendet werden, wobei nur diese eine chemische Langzeitstabilität unter
alkalischen Bedingungen aufweisen.
[0029] Bevorzugt wird somit beim erfindungsgemäßen Verfahren als Anionenaustauschermembran
eine solche auf Basis von Polyethylen, Polypropylen, Poyletherketon, Polysulfon, Polyphenyloxid-
und/oder -sulfid eingesetzt.
[0030] Die ionenleitenden Polyelektrolyte einer Anionenaustauschermembranen bestehen aus
einem Netzwerk mit eienr positiven Überschußladung und beweglichen, negativ geladenen
Gegenionen. Das Festionengerüst kann durch schwach basische Amino- und Iminogruppen
aufgebaut sein, wie auch aus stark basischen Immonium- und quartären Ammonium-Gruppen:
-NH₃⁺ -RNH₂⁺ -R₃N⁺ = R₂N⁺
Besonders bevorzugt weist die im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzte Anionenaustauschermembran
Austauschgruuppen aus alkyliertem Polyvinylimidazol, Polyvinylpyridin und/oder alkyliertem
1,4-Diazabicyclo[2.2.2]octan auf.
[0031] Besonders geeignete Membranen sind in der DE-A 42 11 266 beschrieben.
[0032] Der Typ und die Konzentration an Festionen bestimmt hauptsächlich die Permselektivität
und den elektrischen Widerstand der Membran, kann sich aber auch auf die mechanischen
Eigenschaften, insbesondere auf die Quellung der Membran aufgrund der Konzentration
an Festionen auswirken. Die stark basische quartäre Ammonium-Gruppe ist bei allen
pH-Werten dissoziert, während die primäre Ammonium-Gruppe nur schwar dissoziiert ist.
Aus diesen Grund werden meistens quartäre Ammonium-Gruppen in kommerziellen Anionenaustauschermembranen
eingebaut, außer, daß eine Membran mit bestimmten Eigenschaften hergestellt werden
soll.
[0033] Systeme auf Basis von chlormethyliertem Polystyrol, Styrol/Divinylbenzol-Copolymeren
und Styrol/Butadien-Copolymeren unter nachträglicher Quarternisierung mit Trimethylamin
finden den häufigsten Einsatz.
[0034] Die chemische Langzeitstabilität der Anionenaustauschermembranen kann nur durch folgende
Faktoren beeinflußt werden:
- Zerstörung der Polymermatrix (unzureichende Stabilität des Matrix- oder Interpolymers
in alkalischer Lösung)
- morphologische Veränderung des Systems Festionengerüst/Polymermatrix
- chemischer Abbau der Festionen unter alkalischen oder oxidativen Bedingungen
Zur Auswahl einer Anionenaustauschermembran für den Einsatz bei der Herstellung von
sphärischem Nickelhydroxid mittels Membranelektrolyse aus ammoniakalischer Lösung
müssen sowohl die elektrochemischen, die mechanischen und die chemischen Eigenschaften
in gleicher Weise optimiert sein. Dies bedeutet, daß Vorgaben hinsichtlich Membran-
bzw. Materialauswahl und den vom Hersteller dargestellten physikochemischen Eigenschaften
erstellt und evaluiert werden müssen. Diese Vorgaben lassen sich für die erfindungsgemäß
eingesetzten Membranen wie folgt zusammenfassen:
Bezüglich der elektrochemischen Eigenschaften sollte der
elektrische Widerstand |
<10Ω-cm², |
die Permselektivität |
>92 %, |
die Quellung |
<25 % und |
die Ionenaustauscherkapazität |
>1,2 mmol g⁻¹ betragen. |
[0035] Bezüglich der mechanischen Eigenschaften sollte das Gewebe aus temperatur-, alkali-
und oxidationsstabilen Polymeren (Polypropylen, Polyethylen, Polyetherketon) bestehen
und als Festladung chemisch stabiles quartäres Ammoniumsalz (Vinylimidazol, 4,4'-Diaza-bicyclo[2.2.2]-octan)
aufweisen.
[0036] Geeignete Membranen sind in der DE-A 44 21 1266 beschrieben. Besonders bevorzugt
wird das erfindungsgemäße Verfahren kontinuierlich durchgeführt, wobei das gebildete
Metallhydroxid und/oder Metalloxidhydroxid vom Anolyten abgetrennt wird und der Komplexbildner
in den Anodenraum zurückgeführt wird.
[0037] Im folgenden wird die Erfindung beispielhaft erläutert, ohne daß hierin eine Einschränkung
zu sehen ist.
Beispiel 1 Herstellung von Cobalthydroxiden
Prinzipieller Aufbau der Elektrolysezelle
[0038] Die Elektrolysezelle ist aus zwei Nickelkathoden, zwei Abstandhaltern aus Polyethylen,
zwei Membranen und der Cobalt-Opferanode und vier Rahmen unterschiedlicher Dicke zusammengesetzt.
Die Zelle ist so aufgebaut, daß die Nickelkathoden die äußeren Seiten der Zelle mit
einer Fläche von 120 x 200 mm² effektiver Elektrodenfläche darstellen. Die elektrische
Kontaktierung erfolgt an überstehenden Elektrodenflächen. Auf den Kathoden liegt ein
PE-Rahmen von 5 mm Dicke, auf dem wiederum die Membran aufliegt. Mit einem weiteren
Rahmen von 10 mm Dicke wird der Abstand zur Cobalt-Anode gehalten, die über den Rahmen
übersteht und mit den elektrischen Zuleitungen versehen ist. Die Cobalt-Anode besteht
aus Reincobalt bei einer Dicke von 20 mm. Der gesamte Aufbau wird über eine Halterung
flüssigkeitsdicht zusammengepreßt. Zwischen den Kathoden und der Membran ist ein PE-Gitter
eingelegt, das eine Berührung von Kathode und Membran verhindert. Die Rahmen, die
Anode und Membran trennen, sind mit Bohrungen versehen, durch die der Anolyt zu- und
wieder abgeleitet wird. Die Kathoden sind ebenfalls mit Zuleitungen versehen, so daß
im gesamten Kathodenraum eine gleichmäßige Durchströmung mit dem Katholyten gewährleistet
ist.
[0039] Katholyt und Anolyt enthalten je 100 g/l NaCl, der Katholyt außerdem 40 g/l NaOH.
[0040] Der Katholyt wird mit einer Geschwindigkeit von 100 l/h umgepunpt, was einer Verweilzeit
des Elektrolyten von 9 sec im Kathodenraum entspricht. Der Anolyt wird während der
Elektrolyse mit einer Geschwindigkeit von 650 l/h im Kreislauf gepumpt, was einer
mittleren Verweilzeit von 2,7 sec im Anodenraum entspricht. Die Temperatur des Anolyten
beträgt 50°C. Die Ammoniakkonzentration im Anolyten wird auf 2 mol/l eingestellt und
Verluste durch Verdampfung durch Zugabe von Ammoniak in den Anolytkreislauf ausgeglichen.
[0041] Die stationäre Feststoffkonzentration von gebildeten Cobalthydroxiden ist 80 g/l
bei einer mittleren Verweilzeit von 4 h.
[0042] Die Elektrolysebedingungen sind so gewählt, daß ein Strom von 12 A entsprechend 500
A/m² fließt, wobei 21 g Cobalthydroxid der Form Co(OH)₂ in jeder Stunde gebildet werden,
die in 0,26 l Suspension aus dem Kreislauf ausgeschleust und durch Filtration abgetrennt
werden. Nach Waschen mit Wasser wird ein sauberes Cobalthydroxid gewonnen. Der gebildete
Wasserstoff gast aus dem Katholyt-Vortatsbehälter aus.
pH-Anolyt: |
10,5 - 11,5 |
Membran: |
Neosepta® AMH, Hersteller Tokuyama Soda |
Zusammensetzung des Endproduktes
[0043] Cobalthydroxid, Mischung aus Co(OH)₂ mit CoOOH im Verhältnis 80/20 nach Analyse
Schüttdichte: |
1,6 g/cm³ |
Cobalt-Gehalt: |
63,5 % |
Farbe: |
Dunkelbraun |
Beispiel 2 Herstellung von Nickelhydroxid
[0044] In einer Elektrolysezelle, die in vergleichbarer Weise als Stapel von Elektroden
und Membranen mit den Elektrodenräumen dazwischen aufgebaut ist, wird Nickel elektrochemisch
in Gegenwart von Ammoniak aufgelöst und der gebildete Amminkomplex zu Nickelhydroxid
zersetzt.
[0045] Elektrolytzusammensetzung:
Anolyt: |
16,5 mmol/l NiSO₄ |
220 ml NH₃ (25 %ig)/l |
2 mol/l NaCl |
Katholyt: |
1 mol/l NaOH |
Anode: |
Reinstnickel |
Kathode: |
platiniertes Titan |
Temperatur: |
Elektrolyse 40°C Zersetzung des Komplexes 70°C |
Stromdichte: |
1000 A/m² |
Abstand Elektroden/Membran: |
2 mm |
Überströmgeschwindigkeit: |
>10 cm/s |
pH-Anolyt: |
10,5 - 11,5 |
Membran: |
Neosepta® AMH, Hersteller Tokuyama Soda |
[0046] Die Zersetzung des in der Elektrolyse gebildeten Amminkomplexes erfolgt durch Temperaturerhöhung
des Elektrolyten in einem Reaktor zu Nickelhydroxid.
a) Herstellung eines kompakten, kugelförmigen Nickelhydroxid
Der Amminkomplex wird in einem Rührreaktor zersetzt, wobei das Zersetzungsprodukt
zu kompakten, sphärischen Partikeln agglomeriert. Das agglomerierte Material wird
kontinuierlich über einen Überlauf als Suspension aus dem Kreislauf des Anolyten abgetrennt.
Nickelhydroxid aus Überlauf:
Schüttdichte: |
1,35 g/cm³ |
mittlere Partikelgröße: |
10 µm |
b) Bei Vorlage von Substraten wie Fasern aus Nickel oder einem kugelförmigen Ionenaustauscherharz
mit der mittleren Partikelgröße von 200 µm lagert sich im Zersetzungsreaktor eine
gleichmäßige Schicht von Nickelhydroxid auf dem Substrat ab.
1. Verfahren zur Herstellung von Metallhydroxiden und/oder Metalloxidhydroxiden aus entsprechenden
Metallionen und Hydroxidionen, wobei die Metallionen in einem membranelektrochemischen
Verfahren durch anodische Auflösung entsprechender Metalle im Anodenraum und die Hydroxidionen
durch kathodische Reduktion von Wasser im von einer Anionenaustauschermembran begrenzten
Kathodenraum gebildet werden und die Hydroxidionen unter der treibenden Kraft eines
elektrischen Feldes durch die Anionenaustauschermembran in den Anodenraum überführt
werden, dadurch gekennzeichnet, daß die Auflösung der Metalle in Gegenwart eines Komplexbildners
bei einem pH >7 durchgeführt wird.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Komplexbildner Ammoniak
und/oder organische Mono- und/oder Diamine mit einer Kettenlange von 1 bis 6 C-Atomen
eingesetzt werden.
3. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 oder 2, daurch gekennzeichnet, daß als Metall
eines oder mehrere aus der Gruppe Co, Ni, Cu, Fe, In, Mn, Sn, Zn, Zr, Ti, Al, Cd und
U eingesetzt werden.
4. Verfahren gemäß Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß als Metall Co und/oder Ni
eingesetzt wird.
5. Verfahren gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß als Katholyt eine wäßrige Alkalilauge eingesetzt wird.
6. Verfahren gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß im Anolyten Chlorid- und/oder Sulfationen vorliegen.
7. Verfahren gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß als Anionenaustauschermembran eine solche auf Basis von Polyethylen, Polypropylen,
Polyetherketon, Polysulfon, Polyphenyloxid- und/oder -sulfid eingesetzt wird.
8. Verfahren gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß die Anionenaustauschmembran Austauschgruppen aus alkyliertem Polyvinylimidazol,
Polyvinylpyridin und/oder alkyliertem 1,4-Diazabicyclo[2.2.2]octan aufweist.
9. Verfahren gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
daß das gebildete Metallhydroxid und/oder Metalloxidhydroxid vom Anolyten abgetrennt
wird und der Komplexbildner in den Anodenraum zurückgeführt wird.