[0001] Hochspannungsisolatoren aus keramischen Werkstoffen finden Verwendung hauptsächlich
in Freiluftschaltanlagen und Freileitungen. Sie bestehen aus einem langestreckten
Isolierkörper, der mit Schirmen ausgestattet ist, für die Ausbildung eines Kriechweges,
der den atmosphärischen Bedingungen angepaßt ist. Die Schirme sind am Isolatorstrunk
angeformt, dessen Dicke durch die mechanischen Anforderungen bestimmt ist. An den
Enden des Isolierkörpers bzw. des Isolatorstrunkes befinden sich Metallkappen, über
die die Kraftübertragung vom Isolatorstrunk zu weiterführenden Bauteilen erfolgt.
Hochspannungsisolatoren sind meistens rotationssymmetrisch ausgeführt, wenn von der
Asymmetrie der Kappen zum Beispiel durch einzelne Stege abgesehen wird; die Isolatorkappen
umgeben konzentrisch die Enden des Isolatorstrunks. Für die Größe der mechanischen
Belastbarkeit ist nicht nur der Strunkdurchmesser des Isolators entscheidend, sondern
auch die Gestaltung der Strunkenden, die Art der Befestigung der Metallkappen am Strunk
und die Gestaltung und der Werkstoff der Metallkappen sowie die Art der mechanischen
Beanspruchungen, die prinzipiell Zugkräfte, Druckkräfte, Biegekräfte und Torsionskräfte
oder Kombinationen dieser Kräfte sein können. Die Konstruktionen der Metallkappen
richten sich daher nach der jeweils vorherrschenden Beanspruchungsart.
[0002] Bei den bekannten Hochspannungsisolatoren - voll oder hohl ausgeführt - werden die
Metallkappen auf das zu armierende Isolatorende gestülpt und der Spalt zwischen Isolatorstrunk
und Metallkappe mit einem aushärtenden Kittmaterial gefüllt, wie verschiedene Zementsorten,
Blei oder Gießharz. Dabei sind die Isolatorkörperenden unterschiedlich gestaltet.
So sind die Enden von zugbeanspruchten Langstabilisatoren (Hängeisolatoren) konisch
und glasiert ausgebildet und häufig mit einem Bleiverguß in der Metallkappe befestigt.
Bei auf Biegung und/oder Torsion beanspruchten Stützisolatoren werden die Isolierkörper
meistens mit zylindrischen Enden versehen. Dabei können die Enden in verschiedener
Weise rauh gestaltet sein, z.B. geriffelt, gesplittet oder gewellt. Als Kittwerkstoff
wird hauptsächlich Portlandzement verwendet. Die Biegefestigkeit von Stützisolatoren
ist stark vom Verhältnis von Kittiefe zu Isolatorstrunkdurchmesser abhängig. Metallkappen
für Hänge- und Stützisolatoren bestehen meistens aus verzinktem Gußeisen, weil bei
diesen Isolatoren keine großen Genauigkeiten bei den äußeren Abmessungen verlangt
werden. Bei hohen Anforderungen an die Genauigkeit der äußeren Abmessungen der Isolatoren
bestehen die Metallkappen meistens aus Aluminiumlegierungen, die maschinell genauestens
bearbeitet werden müssen und nach der maschinellen Bearbeitung keinen zusätzlichen
Korrosionsschutz mehr benötigen. Um die notwendige Präzision der Isolatorenabmessungen
während des Kittens der Kappen zu erreichen, muß ein entspannender Aufwand für die
Positionierung der Kappen erbracht werden.
[0003] Nach DE-A-36 43 651 ist bekannt, die Metallkappen auf die Enden von Keramik-Kugelkopfisolatoren
aufzuschrumpfen. Danach werden die Komponenten gemeinsam aufgeheizt, gefügt und gemeinsam
abgekühlt, damit das keramische Werkstück keinen Schaden nimmt. Diese Art der Fügetechnik
ist für Isolatoren sehr aufwendig, da insbesondere Hohlisolatoren Abmessungen im Meterbereich
aufweisen können. Hier will die Erfindung Abhilfe schaffen.
[0004] Der Erfindung liegt demnach die Aufgabe zugrunde, einen Hochspannungsisolator aus
keramischem Werkstoff zu schaffen, der präzise Abmessungen aufweist und sie auch beibehält,
einfach und schnell zu armieren ist und bei dem keine chemischen Reaktionen zwischen
den Werkstoffkomponeten auftreten. Ferner soll die mechanische Festigkeit des Isolatorwerkstoffs
bei möglichst kleiner Einspannlänge der Isolatorenden in die Metallkappen voll ausgenutzt
werden.
[0005] Die Aufgabe wird durch einen rotationssymmetrischen Hochspannungsisolator aus einem
keramischen Werkstoff mit an den Enden befestigten Schrumpfkappen gelöst, der dadurch
gekennzeichnet ist, daß die Enden des Iolators im Bereich der Fügeflächen gegenüber
dem Strunkdurchmesser um mindestens das 1,05-fache verdickt ausgeführt sind und daß
diese verdickten Enden nach dem Brand zylindrisch und stirnseitig mechanisch bearbeitet
sind.
[0006] Die Metallkappe kann mit ihrem dem Isolatorkörper zugewandten Kappenende das verdickte
Isolatorende überragen und an ihrer Stirnseite einen Anschlag aufweisen, der sich
auf der Stirnseite des Iolatorendes abstützt. Zwischen Metallkappe und Isolatorstrunk
kann eine glasierte Rinne und an den Stirnflächen der Isolatorenden eine Phase von
mindestens 1,5 mm Höhe, bevorzugt von 2-5mm Höhe, vorgesehen sein. Das verdickte,
mechanisch bearbeitete Isolatorende und die Innenflächen der Metallkappen können eine
Rauhigkeit R
a von 0,5-100µm, bevorzugt von 0,8-30µm, besonders bevorzugt von 1-10µm aufweisen und
die Rinne mit einem Dichtungsmittel, z.B. Silikongummi ausgefüllt sein. Die Metallkappen
können mit Flanschen versehen sein, die eine Nut zur Aufnahme einer Dichtung aufweisen.
Metallkappen können aus Gußaluminium, Aluminium-Knetlegierungen, korrosionsbeständigen
Stahlwerkstoffen oder Stahl- und Gußwerkstoffen mit korrosionsschützenden Oberflächenbeschichtungen
bestehen. Als keramische Werkstoffe kommen vor allem Porzellane, aluminiumoxidhaltige
Keramik, Zirkonsilicat-, Cordierit- und Steatitwerkstoffe in Betracht.
[0007] Die Vorteile der Erfindung sind im wesentlichen in der einfachen Fügetechnik, der
Maßhaltigkeit und der Reproduzierbarkeit der mechanischen Belastungswerte der Hochspannungsisolatoren
insbesondere von Hohlisolatoren zu sehen. Für letztere ergibt sich der Vorteil einer
einfacheren Abdichtbarkeit.
[0008] Im Folgenden wird die Erfindung anhand der Figuren näher erläutert.
Es zeigen
Figur 1 einen Prüfling für Zugversuche, teilweise geschnitten;
Figur 2 einen Prüfling für Biegeversuche, teilweise geschnitten;
Figur 3 den Zusammenhang zwischen Radialspannung und Biegefestigkeit;
Figur 4 einen Abschnitt eines hohlen Stützisolators geschnitten und
Figur 5 eine Variante zu Figur 4.
[0009] Aus Tonerdeporzellan wurden mit Glasur versehene rotationssymmetrische Prüflinge
1 mit verdickten, mechanisch bearbeiteten Enden 3, sogenannte Schulterstäbe hergestellt.
Der Stabdurchmesser d betrug 75mm, der Durchmesser D der Enden 3 95mm. Die Metallkappen
2 bestanden aus einer Aluminium-Knetlegierung. Die Enden 3 der Stäbe 1 waren am Umfang
und stirnseitig nach dem Brand geschliffen und wiesen eine Rauhigkeit R
a von 1,3 - 2,5µm auf. Die Rauhigkeit R
a der Metallkappen 2 in der Ausnehmung 6 betrug 1,2-1,5µm. Der Durchmesser der Ausnehmung
6 war kleiner als der Durchmesser D der Enden 3; ihre Höhe H betrug 65 mm und die
Höhe h der Enden 3 60 mm, wodurch sich eine Rinne 7 zwischen Kappe und Stab ausbildet.
Die Metallkappen wurden auf 250°C erwärmt, danach auf die Enden der Stäbe gestülpt
und auf 25°C abgekühlt, wodurch sich eine Verbindung Metall-Keramik durch Schrumpfen
bildet. Je nach Kappenabmessungen resultiert eine Radialspannung in der Keramik, die
berechnet werden kann.
[0010] Gemäß Figur 1 wurden die Prüflinge einer Zerreißprüfung unterworfen, wobei die Zugkräfte
F
z in Pfeilrichtung angreifen. Es ergaben sich Bruchwerte zwischen 190 und 230 kN, was
einer Zugfestigkeit des Keramikwerkstoffes von 43-52 N/mm² entspricht. Der Bruch dieser
Prüflinge erfolgte immer im Bereich der Rinne 7, d.h. im Bereich des Übergangs vom
Strunk 8 zum verdickten Strunkende 3.
[0011] Gemäß Figur 2 wurden die Prüflinge einer Biegefestigkeitsprüfung unterzogen, wobei
die Biegekräfte F
B in Pfeilrichtung angreifen und der sich in Figur 3 dargestellte Zusammenhang zwischen
Radialspannung und Biegefestigkeit ergibt. Die Festigkeitswerte zwischen 50 und 100
N/mm² stammen von Prüflingen, deren Bruchstelle im Bereich der Schulter 5 der Rinne
7 ist. Die niedrigen Festigkeitswerte (<20 N/mm²) sind auf Scheibenbrüche innerhalb
der Metallkappe 2 zurückzuführen.
[0012] Figur 3 zeigt einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Biegefestigkeit und Radialspannung
im Bereich der Verbindungstelle, ohne daß Streuungen auftraten, wie nach dem Stand
der Technik beobachtet. Figur 3 zeigt ferner, daß für die technisch interessanten
Biegefestigkeiten Radialspannungen benötigt werden, die >40 N/mm² sind. Untersuchungen
im Temperaturbereich von -25°C bis + 1 25°C , also einem Temperaturintervall von 150°
bestätigten die Reproduzierbarkeit der Meßpunkte in Figur 3, wobei eine Radialspannung
von 60N/mm² nicht unterschritten wurde. Damit konnte gezeigt werden, daß aufgeschrumpfte
Metallkappen auf die Enden von Hochspannungsisolatoren gemäß den Merkmalen der Erfindung
auch im Freien eingesetzt werden können, wo Temperaturdifferenzen in extremen Klimagebieten
von bis zu 100°C zu erwarten sind.
[0013] Bei dem in Figur 4 dargestellten Hohlisolator aus Porzellan ist der Strunk 8 mit
angeformten Schirmen 4 versehen. Das Ende 3 des Isolierkörpers weist einen größeren
Durchmesser D auf als der Durchmesser d des Strunkes 8 auf. Durch Schleifen der äußeren
Umfangfläche des Endes 3 und der Stirnseite des Endes 3 wird die Länge des Isolierkörpers
auf ein präzises Maß gebracht. Die Metallkappe 2, vorzugsweise aus einer Aluminiumlegierung
oder aus Edelstahl bestehend, ist mit radialer Spannung auf dem geschliffenen Ende
3 des Isolierkörpers angeordnet. Die Metallkappe 2 kann mit einem umlaufenden Anschlag
9 versehen werden, der bei der Armierung des Isolierkörpers auf der Stirnfläche des
Endes 3 des Isolierkörpers aufliegt. Auf diese Weise wird ein präzises Anschlußmaß
des Isolators erreicht. Die Montage der Metallkappen 2 ist sehr einfach. Die aufgeheizten
Metallkappen werden einfach auf die Enden des Isolierkörpers aufgesteckt und kühlen
dann in einigen Sekunden soweit ab, daß der Isolator sofort gehandhabt werden kann.
Nach etwa 30 Minuten kann der Isolator bereits mechanisch geprüft werden, ohne daß
ein Setzen der Metallkappen auftritt.
[0014] Von großer Bedeutung sind die Rauhigkeiten der Fügeflächen des Schrumpfsitzes, da
das Abziehen der Kappe in Folge mechanischer Beanspruchung nicht nur von der Radialspannung
im Schrumpfsitz abhängt, sondern auch vom Reibbeiwert zwischen den Fügeflächen. Als
besonders vorteilhaft hat sich eine Rauhigkeit R
a von 1-10µm bei der Paarung Aluminium/Porzellan herausgestellt. Von großer Bedeutung
bei Hohlisolatoren ist auch die Abdichtung zu Bauteilen, die an dem Hohlisolator aus
Porzellan befestigt werden. Es hat sich gezeigt, daß Rauhigkeiten der Paarung Aluminium/Porzellan
von 1-10µm wasser- und gasdicht sind, so daß Dichtungen 10 auch in einer Nut 13 im
Flansch 11 der Metallkappe 2 angeordnet werden können (Figur 4). Dichtungen 10 können
jedoch auch gemäß Figur 5 auf der Stirnseite des Endes 3 des Isolierkörpers angeordnet
werden.
[0015] Für den Fügevorgang ist es zweckmäßig wie in Figur 5 dargestellt, das Ende 3 des
Isolierkörpers mit einer Fase 12 von mindestens 1,5 mm Höhe zu versehen, die einen
Winkel von 2-45 Grad, insbesondere von 5-30 Grad mit der Isolatorachse einschließt.
[0016] Die eingehenden Untersuchungen der Schrumpfverbindung mit dem Isolatorende haben
gezeigt, daß unter allen Umständen jegliche Bewegung zwischen dem Isolator und der
Metallkappe vermieden werden muß. Um diese Bedingung auch für den Bereich zu erfüllen,
wo der Ort der höchsten mechanischen Beanspruchung für den Isolierwerkstoff liegt,
nämlich im Übergangsbereich Ende 3 - Strunk 8, ist es zweckmäßig, die Höhe H der Kappe
2 größer zu wählen als die Höhe h des Isolierkörperendes 3. Die sich dabei bildende
Rinne 7 kann zur Vermeidung von Wasserlachenbildung mit einem Einkomponentensilikonkautschuk
ausgefüllt werden. Silikonkautschuke auf Acetoxy-Essigsäurebasis haften hervorragend
auf Aluminium und glasiertem Porzellan.
[0017] Die glasierte Rinne 7 bildet wegen ihrer Kerbwirkung bei hoher mechanischer Beanspruchung
eine Sollbruchstelle. Da die Lage der Sollbruchstelle vom Überstand der Kappe 2 abhängt,
ist es zweckmäßig die Rinne 7 möglichst flach zu gestalten und mit einem Radius am
Isolatorstrunk zu versehen.
[0018] Die Erfindung wurde am Beispiel des Hohlisolators näher erläutert, weil sie hier
am vorteilhaftesten anwendbar ist. Selbstverständlich können Hochspannungsisolatoren
gemäß der Erfindung auch als Vollkörper-Stützisolatoren oder als Hängeisolatoren ausgeführt
werden. Andere Anwendungen der Erfindung bei Bauteilen höchster Präzision, z.B. bei
Schalt- und Betätigungsstangen für elektrische Hochspannungseinrichtungen, sind möglich.
1. Rotationssymmetrischer Hochspannungsisolator aus keramischem Werkstoff, bestehend
aus einem Strunk mit angeformten Schirmen, an dessen Enden Metallkappen durch Schrumpfsitz
befestigt sind, dadurch gekennzeichnet, daß die Enden 3 des Isolierkörpers im Bereich
der Fügeflächen gegenüber dem Strunkdurchmesser (d) um mindestens das 1,05-fache verdickt
ausgeführt sind und daß die verdickten Enden (3) zylindrisch und stirnseitig mechanisch
bearbeitet sind.
2. Hochspannungsisolator nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Metallkappe
(2) mit ihrem dem Isolierkörper zugewandten Kappenende das verdickte Isolierkörperende
(3) überragt.
3. Hochspannungsisolator nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß an den Kappen
stirnseitig ein Anschlag (9) vorgesehen ist, der sich auf der Stirnseite des Endes
(3) abstützt.
4. Hochspannungsisolator nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß eine glasierte
Rinne (7) zwischen Metallkappe (2) und Isolatorstrunk (8) vorgesehen ist.
5. Hochspannungsisolator nach Anspruch 1, 2 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß eine
Fase (12) von mindestens 1,5 mm, bevorzugt von 2-5mm Höhe an den Stirnflächen der
Enden 3 vorgesehen ist.
6. Hochspannungsisolator nach den Ansprüchen 1, 2, 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet,
daß die verdickten Isolatorenden (3) eine Rauhigkeit Ra von 0,5-100µm, bevorzugt von 0,8-30µm, besonders bevorzugt von 1-10µm aufweisen.
7. Hochspannungsisolator nach den Ansprüchen 1, 2, 4 ,5 oder 6, dadurch gekennzeichnet,
daß die Rinne (7) zwischen Kappe (2) und Isolatorstrunk (8) mit einem Dichtungsmittel
ausgefüllt ist.
8. Hochspannungsisolator nach den Ansprüchen 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die
Metallkappe (2) mit einem Flansch (11) versehen ist, der eine Nut (13) zur Aufnahme
einer Dichtung (10) aufweist.
9. Hochspannungsisolator nach den Ansprüchen 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die
Metallkappen (2) aus Gußaluminium, Aluminium/Knetlegierung, korrosionsbeständigen
Stahlwerkstoffen oder Stahl- und Gußwerkstoffen mit korrosionsschützenden Oberflächenbeschichtungen
bestehen.