[0001] Die Erfindung betrifft die Kalibrierung der Walzen eines Schrägwalzwerkes zum Walzen
von Rohren aus vorgelochten Hohlkörpern über einen Dorn, insbesondere eines Asselwalzwerkes
mit mindestens drei um 120° gegeneinander versetzten, um den Spreizwinkel α gegenüber
der Walzachse geneigt und um den Transportwinkel γ zur Walzachse geschwenkt angeordneten
Walzen mit jeweils einem Einlaufkonus, einem Arbeitsteil (Schulter) und einem Glatteil,
an den sich ein Rundekonus anschließt.
[0002] Bei den verschiedenen bekannten Schrägwalzverfahren zum Lochen und Strecken von Massiv-
und Hohlblöcken aus Metall nach Mannesmann, Stiefel, Diescher und Asse treten schraubenlinienförmig
verlaufende Wanddickenungleichheiten am Hohlblock bzw. Rohr auf, die sogenannten Wendel.
Diese wirken sich im Querschnitt des Hohlkörpers als Exzentrizität, d.h. Abweichung
der Mittelpunkte von Innen- und Außenkreis zueinander und im Längsschnitt als periodisch
verlaufende und sich miteinander abwechselnde Verdickung und Verdünnung der Wand aus.
Diese Abweichungen können bei entsprechender Größe eine Verschlechterung der Rohrqualität
darstellen. Allgemein ist der Rohrwalzer aber bestrebt, eine bestmögliche Formgenauigkeit
zu erreichen, um unerwünschten Ausschuß zu vermeiden.
[0003] Die Ursache für die Wendelbildung liegt in der Hauptsache in einer unzureichenden
Kalibrierung der Walzen. Bei Lochschrägwalzanlagen als der Vorstufe zum Walzen eines
Rohres kann dies noch vernachlässigt werden, wenn der obligatorisch folgende Walzvorgang
ein Längswalzverfahren ist. Dies kann z.B. das Walzen in einer Stopfenstraße, einer
Stoßbank oder einer Rohr-Kontiwalzstraße sein. In Längswalzverfahren werden die Wendel
z.T. eingeebnet, wenn auch nicht ganz beseitigt.
[0004] Ist der nachfolgende Walzvorgang aber wieder ein Schrägwalzverfahren, z.B. in einer
Diescher- oder Asselwalzanlage, werden die Wendel aus dem Lochvorgang nicht komplett
geglättet, es werden im Gegenteil zusätzlich neue Wendel erzeugt, weloche die vorhandenen
Wendel überlagern und damit noch verstärjken können.
[0005] Das vor etwa 60 Jahren von Walter Assel entwickelte Asselwalzverfahren zur Herstellung
von Wälzlager- und dickwandigen Drehteilrohren mit einem Durchmesser/Wanddickenverhältnis
von etwa 16:1 wurde durch permanente Verbesserungen zu einem leistungsfähigen Streckverfahren
weiterentwickelt. Es findet Anwendung bei der Herstellung von Rohren mit mittleren
und starken Wanddicken und insbesonderen solchen, die einwandfreie Oberflächen und
enge Toleranzen haben sollen, wie das beispielsweise für das Herstellen von Wälzlagerstahlrohren
der Fall ist. Das Asselwalzwerk arbeitet nach dem Prinzip des Schrägwalzens über Dornstangen,
wobei drei konische Walzen im Eingriff sind, die um jeweils 120 ° gegeneinander versetzt
gegenüber der Walzgutachse schräg gelagert sind. Darüber hinaus sind die Walzen senkrecht
zur Walzenachse verstellbar, so daß eine Vielzahl von Rohrdurchmessern auf einem Asselwalzwerk
herstellbar ist. Die Arbeitswalzen des Asselwalzwerkes bestehen im wesentlichen aus
einem Einlaufteil, einem Arbeitsteil (Schulter), aus einem Glätteil und einem Auslauf-
und Rundungsteil. Die Hauptumformarbeit findet im Arbeitsteil an den Schultern statt.
Gegenüber dem Diescher-Verfahren, bei dem bekanntlich zwei sogenannte Tonnenwalzen
eingesetzt werden, hat das Asselverfahren Vorteile, wie einmal die bessere Walzgutführung
durch den Einsatz von mindestens drei Walzen und die fehlende Notwendigkeit, Führungsscheiben
einsetzen zu müssen. Ein besonderer Vorteil besteht darin, daß Asselwalzanlagen ein
wesentlich kleineren Walzendurchmesser benötigen, was dazu führt, daß diese Anlagen
in der Regel kleiner gebaut werden können als entsprechende Diescher-Walzanlagen.
[0006] Beim Asselverfahren ragt der Hohlblock bis unmittelbar in die Umformzone hinein und
stabilisiert mit seiner dicken Wand die Wand des bereits gewalzten Rohres auch noch
hinter der Umformzone im sogenannten Glätteil der Walzen und verhindert auf diese
Weise eine übermäßige Triangulation. Es sind somit Durchmesser/Wanddickenverhältnisse
von > 35:1 möglich, wenn bestimmte Vorkehrungen getroffen werden, um die Rohrenden
ohne Trichterbildung auswalzen zu können (DE 38 23 135).
[0007] Nicht gelöst wurde bisher, wie beim Asselverfahren die eingangs geschilderte Wendelbildung
verhindert bzw. verringert werden kann. Obwohl bei herkömmlichen Asselverfahren, also
bei relativ dicken Wänden bekanntermaßen enge Wanddickentoleranzen von ± 4 % bis ±
7% erreicht werden, lassen die Toleranzen bei dünnen Wänden noch zu wünschen übrig.
Es ist erforderlich, insbesondere in Hinsicht auf dünne Wanddicken beim Asselverfahren
diese Toleranzen durch Verhinderung oder Verminderung der Wendel weiter zu verbessern.
Darin besteht das Ziel der vorliegenden Erfindung.
[0008] Um dieses Ziel zu erreichen, schlägt die vorliegende Erfindung in Verbindung mit
den Merkmalen im Oberbegriff des Patentanspruchs die Kombination der folgenden Maßnahmen
vor:
a) Die Schwenkachse X-X, um die jede Walze zur Bildung des Transportwinkels γ geschwenkt
ist, schneidet die Walzgutachse Y-Y senkrecht und verläuft durch die Mitte des Glätteils.
b) Der Glätteil der Walze ist entsprechend dem dort vorhandenen Rohrdurchmesser (Stangendurchmesser
+ 2mal Wandstärke) konkav ausgebildet.
c) Die Länge des Glätteils der Walze ist so gewählt, daß die Überdeckung der Glätteile
aller drei Walzen 115 bis 150 % beträgt.
d) Der Transportwinkel γ der Walzen beträgt 7° bis 15°, vorzugsweise 10°.
[0009] Der für den Transportwinkel γ der Walzen angegebene Bereich berücksichtigt die Tatsache,
daß theoretisch das erfindungsgemäße Kaliber nur für einen einzigen Rohrdurchmesser
optimal eingesetzt werden könnte. Da in der Praxis aber auf Asselwalzanlagen unterschiedliche
Rohrdurchmesser gewalzt werden, ist zunächst die Krümmung des Glätteils so auszubilden,
daß sie einen mittleren Rohrdurchmesser entspricht. Hierdurch ergibt sich zwar eine
geringfügige Verschlechterung der Wanddickentoleranz, die jedoch dadurch korrigiert
werden kann, daß der Transportwinkel γ in dem angegebenen Bereich geändert werden
kann, wodurch eine optimale Lage der Mantellinie des Glätteils zum Rohr eingestellt
werden kann.
[0010] Mit den vorgeschlagenen Maßnahmen lassen sich erhebliche Verbesserungen der Wanddickentoleranzen,
insbesondere bei dünnen Wänden erreichen.
[0011] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird nachfolgend
beschrieben.
[0012] Es zeigt:
- Figur 1
- Eine der drei Asselwalzen eines herkömmlichen Asselwalzwerkes in der Längsmittelebene
des Rohresmit einer s.g. divergenten Walzenstellung.
- Figur 2
- Eine Draufsicht auf die Asselwalze mit Transportwinkel γ = 0.
- Figur 3
- Eine Draufsicht auf die erfindungsgemäß verschwenkte Asselwalze und
- Figur 4
- eine Seitenansicht einer der erfindungsgemäß kalibrierten Asselwalzen.
[0013] Die Walze 1 besteht nach Figur 1 aus dem Einlaufkonus 2, dem Arbeitsteil (Schulter)
3, dem Glätteil 4 und dem Rundekonus 5. Einlaufkonus 2 und Glätteil 4 haben gerade
Mantellinien, wobei der Einlaufkonus 2 auch in zwei Konen mit unterschiedlichen Kegelwinkeln
unterteilt sein kann. Dies ist auch beim Rundekonus 5 bekannt. Es sind auch Rundekonen
mit konvexen Mantellinien bekannt.
[0014] Im Einlaufkonus 2 wird der Hohlblock 6 gefaßt, in Drehung versetzt und in die Walze
1 eingezogen. Dabei werden Außen- und Innendurchmesser des Hohlblockes 6 soweit verkleinert,
daß der Hohlblock 6 mit seiner unter der Walze 1 liegenden Innenoberfläche die Dornstange
8 berührt. Eine wesentliche Wanddickenreduktion findet hier noch nicht statt. Die
Wanddicke wird entscheidend erst unter der Schulter 3 verringert. Der Glätteil 4 dient
zur Vergleichmäßigung der Wanddicke des aus dem Hohlblocks 6 gewalzten Rohres 7. Beim
Walzen unter der Schulter 3 im Glätteil 4 wird das Rohr 7 aufgeweitet und nimmt einen
vieleckigen Querschnitt an, da sich die Wand in die zwischen den Walzen 1 liegenden
Räume hineinwölbt. Im anschließenden Rundekonus 5 wird das vieleckige Rohr 7 gerundet.
[0015] Wie in der Seitenansicht der Figur 1 erkennbar, ist die Walze 1 um den Spreizwinkel
α zur Längsachse Y-Y geschwenkt, wobei die Walzenachse Z-Z die Längsachse Y-Y im Punkt
A trifft. In der Draufsicht auf die Walze (Figur 2) wird aber deutlich, daß der Transportwinkel
γ in diesem Fall nur 0° beträgt und die Walzen keinen Vorschub auf den Hohlblock 6
ausüben würden. Deshalb wird die Walze um einen Transportwinkel γ von > 0 ° eingestellt,
indem sie um die Schwenkachse X-X in Figur 1 geschwenkt wird. Bei herkömmlichen Asselwalzanlagen
geht die Schwenkachse X-X durch den hohen Punkt der Walzen, dies ist bei tonnenförmigen
Schrägwalzen der größte Durchmesser, bei Asselwalzen der Walzendurchmesser an der
äußeren Schulterkante. Dies ist bei allen drei Walzen gleichermaßen der Fall.
[0016] Im geometrischen Idealfall nach Figur 2, nämlich bei einem Transportwinkel von γ
= 0 ° liegt die Mantellinie 9 des Glätteils 4 absolut parallel zur gegenüberliegenden
Mantellinie 10 der Dornstange 8, wie dies in Figur 1 gezeigt ist. In diesem Fall müssen
sich Walzenachse Z-Z und Längsachse Y-Y im Schnittpunkt A treffen. Bei dieser Stellung,
also bei Parallelität der Mantellinien 9 und 10, hat der Walzspalt unter dem Glätteil
4 überall die gleiche Weite, d.h. die hier gewalzte Wand des Rohres 7 ist an jeder
Stelle unter dem Glätteil 4 gleich dick. Wenn der Glätteil 4 lang genug ist und ein
ausreichender Überdeckungsgrad mit den anderen Walzen vorhanden ist, wird keine Wendel
im Rohr 7 auftreten.
[0017] Da aber die Walze zum Zweck der spiralförmigen Vorwärtsbewegung des Walzgutes um
einen Transportwinkel γ geschwenkt wird, entfernt sich die Mantellinie 9 des Glätteils
4 von der Mantellinie 10 der Dornstange 8 mit steigendem Abstand von einer engsten
Stelle, die am hohen Punkt der Schulter 3 liegt. Der Abstand beider Mantellinien 9
und 10 voneinander nimmt zu. In gleicher Weise nimmt auch - in Walzrichtung gesehen
- die Wanddicke des Rohres 7 im Bereich des Glätteils 4 zu. Da das Rohr 7 entsprechend
der Walzenumfangsgeschwindigkeit und mit dem Vorschub des Transportwinkels γ rotiert,
wobei noch der Vorschubwirkungsgrad zu berücksichtigen ist, erhält das Rohr 7 auf
diese Weise eine spiralförmig verlaufende Wanddickenungleichheit, vereinfachend Wendel
genannt. Der Wendel ist entsprechend der Anzahl der Walzen mehrgängig.
[0018] Versuchswalzungen haben Wendeltiefen von 0,3 mm ergeben, wobei mit Wendeltiefe hier
die Differenz zwischen der dicksten und dünnsten Wanddicke eines Wendels gemeint ist.
Die Messungen werden durch rechnerische Überprüfung der Wendeltiefe bestätigt, wie
folgendes Beispiel zeigt:
[0019] Nimmt man als gängige Einstellung bei einer modernen Asselwalzanlage einen Transportwinkel
γ = 10 ° und einen Rohrdurchmesser unter dem Glätteil 4 der Walze 1 von D=250 mm an,
so errechnet sich bei drei Walzen eine Steigungshöhe der Wendel von ca. 46 mm. Die
Länge des Glätteils 4 müßte etwas länger als dieses Maß sein, um eine vollendete Überdeckung
der Glätteile 4 aller drei Walzen 1 zu erreichen. Andererseits dürfen die Glätteile
4 nicht zu lang sein, da dadurch der Vorschubwirkungsgrad der Asselwalzanlage herabgesetzt
würde. Der weiteste rechnerische Abstand der Mantellinien 9, 10 beträgt 0,25 + s mm,
unter der Voraussetzung, daß die engste Stelle genau auf der Außenkante der Schulter
3 der Walze liegt. Mit s ist der Wandstärke des Rohres bezeichnet.
Die Erfindung schlägt die Kombination von Maßnahmen vor, die zur Verhinderung der
Wendelbildung am Rohr führen. Durch Verlagerung der Walzenschwenkachse X1-X1 auf die
Mitte des Glätteils 4 der Walze 1, wie es in der Figur 4 dargestellt ist, wird die
engste Stelle zwischen den beiden Mantellinien 9, 10 von unterhalb der Schulter 3
auf die Mitte des Glätteils 4 verlegt, mit der Folge, daß sich bei einer geraden Mantellinie
9 die Abstände zwischen den Mantellinien 9, 10 nach beiden Seiten der Schwenkachse
X1-X1 verteilen und damit etwa halbieren. Auf diese Weise wird schon eine erhebliche
Verbesserung der Wanddickentoleranz der Rohre erzielt. Durch Ausbildung des Glätteils
4 mit leicht nach innen gekrümmten, also konkaven Mantellinien wird eine zusätzliche
Verbesserung erreicht. Dabei wird die Krümmung der Mantellinie so gestaltet, daß die
direkt der Mantellinie 10 der Dornstange 8 gegenüberliegende Mantellinie 9 des Glätteils
4 bei gegebenem mittleren Transportwinkel γ auf ihrer gesamte Länge einen gleichen
Abstand zur Mantellinie 10 aufweist. Auf diese Weise wird die sich im Glätteil 4 befindliche
Wand des Rohres 7 mit gleichmäßiger Wanddicke gewalzt und die Wendelbildung wird ausgeschaltet.
Die Länge des Glätteiles 4 ist so gewählt, daß eine Überdeckung von 115 bis 150 %
stattfindet.
[0020] Theoretisch bedeutet dies, daß die Form der Walze nur noch bei einem einzigen Rohrdurchmesser
eingesetzt werden kann. Da in der Praxis aber auf Asselwalzanlagen unterschiedliche
Rohrdurchmesser gewalzt werden, ist die Krümmung des Glätteils 4 so ausgebildet, daß
sie einen mittleren Rohrdurchmesser entspricht. Hierdurch ergibt sich wieder eine
geringfügige Verschlechterung der Wanddickentoleranz, die jedoch dadurch korrigiert
werden kann, daß der Transportwinkel γ in dem angegebenen Bereich geändert wird. Auf
diese Weise kann eine optimale Lage der Mantellinien 9, 10 zueinander eingestellt
werden.
[0021] Im Ergebnis wird durch die Kombination der vorgeschlagenen Maßnahmen eine erhebliche
Verbesserung der Wanddickentoleranz beim Asselwalzen erreicht.