Gebiet der Erfindung
[0001] Die Erfindung betrifft Stegmehrfachplatten aus Polycarbonat für
harte Bedachungen von Gebäuden oder Gebäudeteilen.
Stand der Technik
[0002] Man unterscheidet im Bauwesen zwischen
harten und
weichen Bedachungen. Zu den Anforderungen an die Materialien für
harte Bedachungen gehört der Schutz vor Sekundärbrandentstehung. Die verwendeten Materialien dürfen
beim Auftreffen von brennenden Gegenständen nicht in einer Weise durchbrennen oder
durchschmelzen, daß der brennende Gegenstand in den überdachten Gebäudeteil hineinfällt
und dort einen Sekundärbrand auslösen kann. Die Eignung von Bedachungsmaterial wird
nach DIN 4102 Teil 7 durch einen Brandtest geprüft. Bei diesem Test wird unter definierten
Bedingungen an vier Stellen des Probedaches Holzwolle, die sich in einem Drahtgestell
befindet, abgebrannt. Wesentliche Kriterien für das Bestehen des Testes sind, daß
an der Oberfläche oder im Innern zerstörte Flächen eine definierte Größe nicht überschreiten,
keine flüssigen, brennenden Teile über den Dachrand abtropfen, an der Unterseite des
Daches keine Flammen auftreten, keine Teile brennend oder glimmend abfallen und daß
das Dach so geschlossen bleibt, daß keine brennenden oder glimmenden Teile hindurchfallen
können. In den deutschen Bundesländern werden nur Materialien, die den Test nach DIN
4102 Teil 7 bestehen und Schutz vor Sekundärbrandentstehung gewähren, als Bedachung
von Gebäuden oder Gebäudeteilen zugelassen. Ausnahmegenehmigungen werden nur erteilt,
wenn von der Gefahr der Sekundärbrandentstehung kein erhebliches Risiko ausgeht. Dies
kann z.B. bei Gebäuden oder Gebäudeteilen der Fall sein, die in der Regel nicht durch
Personen betreten werden und keine leicht entzündlichen Stoffe enthalten, oder bei
Dächern geringer Größe, bei denen das Ausweichen vor Sekundärbränden ohne Gefährdung
leicht möglich ist.
Innerhalb
harter Bedachungen ist die Ausführung von Teifflächen bestimmter Größen in Form
weicher Bedachung zulässig. Beispielsweise dürfen Lichtbänder aus transparentem Kunststoff,
der die Anforderungen der DIN 4102 Teil 7 nicht erfüllt, in Abmessungen bis zu 2 x
20 m ausgeführt werden, wenn sie parallel zur Traufe geführt werden und ein Abstand
von mindestens 2 m von anderen
weichen Bedachungselementen vorhanden ist. Bei diesen weichen Bedachungen muß mit der Entstehung
von Sekundärbränden gerechnet werden. Das davon ausgehende Sicherheitsrisiko gilt
jedoch in Anbetracht der beschränkten Flächen als vertretbar.
[0003] Häufig verwendete Materialien für
weiche Bedachungen sind Stegmehrfachplatten aus Acryglas oder aus Polycarbonat. Die Vorteile dieser
Platten bestehen unter anderem in ihrer hohen Transparenz, ihrer Schlagzähigkeit und
ihrer hohen Biegesteifigkeit bei vergleichsweise geringem Gewicht, so daß sie häufig
gegenüber Glas bevorzugt werden. Sie werden in der Regel als Stegdoppelplatten oder
Stegdreifachplatten ausgeführt und sind in zahlreichen Varianten im Handel. Bisher
erfüllt keine der in Handel befindlichen Stegmehrfachplatten aus Acryglas oder aus
Polycarbonat die Anforderungen nach DIN 4102 Teil 7, so daß sie nur als weiche Bedachungselemente
verwendet werden können und nur in Ausnahmefällen für großflächige Bedachungen, die
über die zugelassenen Teilflächen für weiche Bedachungselemente hinausgehen, genehmigt
werden.
[0004] Als einziges transparentes Bedachungsmaterial für
harte Bedachungen ist Drahtglas in Gebrauch, das indessen nur bedingt als transparent anzusehen ist.
Darüberhinaus können nur Scheiben beschränkter Größe verlegt werden.
Als nicht transparentes Bedachungsmaterial aus Polycarbonat ist das sogenannte Polysolar-System
bekannt (Berkenbusch, S.: Kunststoffe im Bau, Heft 3, 1982, S. 135 - 139). Hierbei
handelt es sich um ein modular aufgebautes Hohlprofil-Luftkollektorsytem für Energiesparhäuser.
Die einzelnen Elemente sind ca. 17 cm breite, konkav gewölbte Polycarbonat-Hohlkammern
mit ca. 1 mm Wanddicken und schwarz eingefärbten Rückenflächen und Stegen. Die Elemente
werden auf einer reflektierenden Zwischenlage auf Holzschalungen oder Holzspanplatten
des Daches montiert Sie sind in Kombination mit reflektierender Unterlage, z.B. glasfaserverstärktem
Kraftpapier mit oberseitiger, 9 µm dicker Aluminiumkaschierung, nach DIN 4102 Teil
7 als
harte Bedachung anerkannt. Da es sich um auf einer geschlossenen Unterlage montierte Dachelemente
handelt, wird der Brandtest, anders als bei frei tragenden Elementen,auf einer Holzschalung
ausgeführt. Es ist anzunehmen, daß die Unterlage aufgrund ihrer stützenden Wirkung
erheblich zum Bestehen des Brandtests beiträgt, während die Polycarbonat-Elemente
allein den Anforderungen nicht genügen dürften.
Aufgabe und Lösung
[0005] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, eine Stegmehrfachplatte zu entwickeln,
die den Anforderungen für
harte Bedachungen gemäß DIN 4102 Teil 7 genügt. Die Aufgabe wurde gelöst durch eine Stegmehrfachplatte
aus Polycarbonat, bei der die Gurtflächen mindestens 3 mm dick sind, die Stege mindestens
2,5 mm dick sind, die Stege einen Abstand von höchstens 40 mm aufweisen und die Höhe
der Platte mindestens 30 mm beträgt. Die Wirkung der Erfindung beruht dabei wesentlich
auf den angegebenen geometrischen Abmessungen der Stegmehrfachplatte, die so gestaltet
sind, daß es überraschenderweise nicht zu einem Durchbrennen des Holzwolleklumpens
im Brandtest kommt.
[0006] Die Erfindung wird durch die nachstehenden Figuren erläutert, ist aber nicht auf
die dargestellten Ausführungsformen beschränkt.
Figur 1: Erfindungsgemäße Stegdoppelplatte, ausschnittsweise im Querschnitt dargestellt
Figur 2: Erfindungsgemäße Stegdreifachplatte, ausschnittsweise im Querschnitt dargestellt
In den Figuren werden die folgenden Bezugszeichen verwendet: 1 = Gurtflächen, 2 =
Stege, a = Stegabstand, b = Höhe der Stegmehrfachplatte
Die erfindungsgemäßen Stegmehrfachplatten aus Polycarbonat sind die bisher einzigen
Platten dieser Art, die die Anforderungen gemäß DIN 4102 Teil 7 für
harte Bedachung erfüllen. Es ist daher möglich, die bekannten architektonischen und statischen Vorteile
der Stegmehrfachplatte nun auch für großflächige Bedachungen zu nutzen, ohne daß Einzelfallvorausetzungen
für behördliche Ausnahmegenehmigungen gegeben sein müssen. Der Begründungsbedarf ggf.
die Auseinandersetzung bei Uneinigkeit über die Gegebenheit einer Ausnahmevoraussetzung
entfällt. Damit erweitert sich der mögliche Anwendungsbereich für diese Art der hochwertigen,
transparenten oder transluzenten Bedachung erheblich. Da unabhängig von Bauvorschriften
Bauherren in vielen Fällen den Wunsch nach hohen Sicherheitsstandards haben, kommt
die erfindungsgemäße Stegmehrfachplatte auch für bisher als
weiche transparente oder transluzente Bedachungen ausgeführte Elemente in Frage, da sie
generell einen höheren Schutz gegen von oben auftreffende brennende Gegenstände bietet.
Ausführung der Erfindung
[0007] Die erfindungsgemäßen Stegmehrfachplatten können in an sich bekannter Weise durch
Extrusion hergestellt werden.
[0008] Die Gurtflächen müssen mindestens 3 mm dick sein, die Stege sind mindestens 2,5 mm
dick, wobei der Abstand der Stege höchstens 40 mm betragen darf. Die Plattenhöhe muß
mindestens 30 mm betragen. Die Abmessungen der Gurtflächen, Stege, Stegabstände und
der Plattenhöhe sind wesentlich für die Erfüllung der Kriterien des Brandtests nach
DIN 4102 Teil 7. Der mindestens 3 mm dicke Gurt auf der Oberseite verhindert ein rasches
Durchschmelzen der Oberfläche. Die mindestens 2,5 mm dicken Stege halten nach dem
Durchschmelzen der oberen Gurtfläche den glühenden Holzwolleklumpen von der unteren
Gurtfläche entfernt. Dies scheint jedoch nur bei Stegabständen von höchstens 40 mm
und einer Höhe der Platte von mindestens 30 mm möglich.
[0009] Bevorzugte Maße für die Dicke der Gurtflächen sind 3 bis 8 mm, besonders bevorzugt
sind 3 bis 4 mm. Günstige Abmessungen für die Dicke der Stege sind 2,5 bis 6 mm, besonders
bevorzugt sind 3 bis 4 mm. Bevorzugte Stegabstände sind 20 bis 40 mm. Die bevorzugte
Plattenhöhe beträgt 40 bis 60 mm.
[0010] Übliche sonstige Plattenmaße sind 1 m bis 10 m x 0,6 m bis 2,1 m (Länge x Breite).
Als Polycarbonat werden bekannte thermoplastische Bisphenol-A-Kunststoffe eingesetzt.
Auch Copolymere, die begrenzte Anteile anderer Bisphenolreste enthalten sind verwendbar.
Üblicherweise enthält der Kunststoff geringe Anteile von UV-Absorbern. Es handelt
sich um transparentes oder transluzent eingefärbtes Polycarbonat. Die Durchlässigkeit
für sichtbares Licht beträgt mindestens 20 %, vorzugsweise 45 bis 85 %.
[0011] Vorzugsweise ist wenigstens eine Plattenoberfläche witterungsgeschützt, beispielsweise
durch eine koextrudierte Schicht aus thermoplastischem Kunststoff mit einem hohem
Anteil an UV-Absorber. Geeignet ist z.B. eine 50 µm dicke Schicht mit 5 - 10 Gew.-%
UV-Absorbern, die vorzugsweise unter Extrusionsbedingungen nicht oder nur wenig flüchtig
sind. Entsprechend ausgerüstete Polycarbonatplatten sind aus EP 0 372 213 B1 bekannt.
Es hat sich überraschenderweise gezeigt, daß sich Platten mit derartig koextrudierten
Deckschichten im Brandtest noch vorteilhafter verhalten als entsprechende Platten
ohne Deckschicht. Anscheinend entsteht unter den Brandbedingungen eine verkohlte Isolierschicht,
die das darunterliegende Material abschirmt.
[0012] Erfindungsgemäß werden die Stegmehrfachplatten als Material für transparente,
harte aber auch für
weiche Bedachungen von Gebäuden oder Gebäudeteilen verwendet. Gemäß der Erfindung können
z.B. Lichtbänder von mehr als 20 m oder Länge und mehr als 2 m Breite ohne Unterbrechung
ausgeführt werden. Großflächige transparente Bedachungen von Gebäudeteilen oder ganzen
Gebäuden sind ohne Rücksicht auf ihre Außenmaße realisierbar. Beispiele für großflächige
Bedachungsobjekte sind Dächer für Einkaufspassagen, Fußballstadien, Bushaltestellen,
Bahnhofshallen etc.. Als großflächige Bedachungen sind in diesem Sinne zusammenhängende,
allenfalls durch Verlegeprofile unterbrochene Flächen anzusehen, die über die zulässigen
Ausnahmen innerhalb der
harten Bedachung hinausgehen. Generell können auch dort wo
weiche Überdachungen zulässig sind, die erfindungsgemäßen Stegmehrfachplatten verwendet
werden, um den höheren Sicherheitsstandard gemäß DIN 4102 Teil 7 zu erhalten. Bekannte
Anwendungen für kleinflächige Bedachungen sind , Dächer für Autounterstellplätze,
Vordächer, Wintergärten etc.. In der Regel werden Bedachungen aus einer Vielzahl einzelner
meist rechteckiger Platten erstellt, die in einer oder mehreren Reihen angeordnet
sein können. Für die Verbindung der Platten untereinander und mit den tragenden Unterkonstruktionen
und für den Anschluß an Gebäudewände kommen übliche Verlegesysteme, z.B. mit Klemmverbindungen,
in Betracht, die bei der Errichtung von
weichen Bedachungen allgemein gebräuchlich sind. Durch elastische Dichtungsprofile an den
Schenkeln und/oder Deckleisten lassen sich wind- und wasserdichte Dachabdeckungen
herstellen. Derartiges Montagezubehör ist z.B. aus den Lieferprogrammen von Herstellern
von Stegmehrfachplatten bekannt.
BEISPIEL
[0013] Die folgende Tabelle zeigt die Ergebnisse der Brandtests nach DIN 4102 Teil 7 bei
vier Stegdoppelplatten unterschiedlicher Auslegungen. Die nicht erfindungsgemäße Stegdoppelplatte
1 genügt den Anforderungen nicht, während die erfindungsgemäßen Stegdoppelplatten
2,3 und 4 den Test bestehen.
Stegdoppelplatte Nr. |
1 |
2 |
3 |
4 |
Dicke der oberen Gurtfläche in mm |
2 |
4 |
4 |
3 |
Dicke der unteren Gurtfläche in mm |
2 |
3 |
3 |
4 |
Dicke der Stege in mm |
2 |
3 |
3 |
3 |
Stegabstände in mm |
60 |
40 |
30 |
30 |
Höhe der Platte in mm |
60 |
40 |
60 |
60 |
Test nach DIN 4102 Teil 7 bestanden ja/nein |
nein |
ja |
ja |
ja |
1. Stegmehrfachplatte aus Polycarbonat, dadurch gekennzeichnet, daß die Gurtflächen (1)
mindestens 3 mm dick sind und die Stege (2) mindestens 2,5 mm dick sind, wobei die
Stege einen Abstand (a) von höchstens 40 mm und die Platte eine Höhe (b) von mindestens
30 mm aufweisen.
2. Stegmehrfachplatte nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Gurtflächen (1)
3 bis 8 mm dick sind und die Stege (2) 2,5 bis 6 mm dick sind, wobei die Stege einen
Abstand (a) von 20 bis 40 mm aufweisen und die Platte eine Höhe (b) von 40 bis 60
mm hat.
3. Stegmehrfachplatte nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß sie eine Lichtdurchlässigkeit
von mindestens 20 % aufweist.
4. Stegmehrfachplatte nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß sie zumindest auf einer Seite mit einer Kunststoffschicht versehen ist, die einen
UV-Absorber enthält.
5. Stegmehrfachplatte nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß es sich um eine Stegdoppelplatte handelt.
6. Stegmehrfachplatte nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß es sich um eine Stegdreifachplatte handelt.
7. Großflächige Bedachungen als Bestandteil von Gebäuden oder Gebäudeteilen, dadurch
gekennzeichnet, daß sie aus Stegmehrfachplatten gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche
besteht.
8. Kleinflächige Bedachungen als Bestandteil von Gebäuden oder Gebäudeteilen, dadurch
gekennzeichnet, daß sie aus Stegmehrfachplatten gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6
besteht.